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Ulrich Nachbaur, Lehrerinnenzölibat - Vorarlberg

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114 | 4. 1918 bis 1938zu sorgen. 571 Es sei zu bedauern, wenn manche Frauen sich in Berufen betätigten, die den Männernvorbehalten sein sollten, aber ebenso, „wenn die Frau aus ihrem natürlichen Berufe als Erzieherin, dieLehrerin aus der Mädchenschule verdrängt werden soll.“ 572Die Vorlage für die Lehrer-Dienstpragmatik sah vor, dass künftig an Mädchenschulen dauernd nurweibliche Lehrkräfte angestellt werden dürfen, allein die Leitung sollte auch Männern übertragenwerden können. 573Für die Lehrerinnensektion appellierte Obfrau Weber an denLandtag, diese Bestimmung unverändert beizubehalten und nichtauf die Forderung der Lehrergewerkschaft einzugehen. Aus derHäufung der Mädchenklassen und damit der Lehrerinnen in denStädten und Märkten erwuchs den Lehrerinnen der ungerechteVorwurf ihrer männlichen Kollegen, sie seien zu bequem oderphysisch weniger geeignet für den angeblich härteren Einsatz inLandschulen, 574 offenbar auch in <strong>Vorarlberg</strong>. Weber entgegnete,die Lehrerinnen seien gerne bereit, auch einklassige Schulen zuübernehmen. Sie würden ihre Sache selbst verteidigen, allein esfehlten ihnen, im Unterschied zu den Lehrern, Vertreterinnen inden politischen Entscheidungsgremien. 575Im großdeutschen „<strong>Vorarlberg</strong>er Tagblatt“ gab „einer von derFront“ den „aus Tirol eingewanderten Führerinnen der Lehrerinnensektion“den Rat, Lehrstellen geistlicher Lehrerinnen in solchefür weltliche Lehrerinnen umzuwandeln, wenn es daran mangle.Die Mutterhäuser in Innsbruck, Zams und Ingenbohl seien gewissRudolfi ne Weber, Obfrau der Lehrerinnensektion(KLLV 1936).nicht darauf angewiesen, könnten ja ohnehin nicht alle Stellen besetzen. Dagegen gebe es nochziemlich viele aufopferungsvolle Kriegsheimkehrer, die sich eine definitive Stelle verdient hätten. ImÜbrigen sei auch in der Mädchenerziehung ein „männlicher Einschlag“ notwendig, damit der männlicheund der weibliche Einfl uss sich, wie im Elternhaus, ergänzten. 576Der Schulausschuss des Landtages fand mehrheitlich zu einem Kompromiss: 577 Die Lehrstellen an denMädchenschulen bleiben künftig den Lehrerinnen vorbehalten. Sollte aber die Gemeindevertretung571Zum „Frauenüberschuss“ in kritischer Sicht: Mesner, Frauenüberschuss, S. 27–45.572Wie Anm. 570.573StenSib 11. VLT 1. Tagung 1922 Blg 55, § 8.574Oppitz, Gehalt und Zölibat, S. 25–27; Barth-Scalmani, (Volksschul)Lehrerin, S. 118.575VLA: AVLReg IX-826/1923: Petition Katholische Lehrerinnensektion, Dornbirn 14.03.1922. – Vgl. Stellungnahmeeines verständnisvollen Lehrers VVB 09.03.1922, S. 2.576Der Streit um die Lehrerstellen, in: VTB 30.03.1922, S. 3. – Vgl. Ebenhoch, Schule, S. 77. Die hier angeführtenQuellen konnten nicht alle überprüft werden, da die zitierten Stellen z. T. nicht stimmen können. Das gilt entsprechendfür Wanner, Lehrerbildung, S. 102.577Zum Folgenden: StenSib 11. VLT 3. Tagung 1921/22, 17. Sitzung 31.03./01.04.1922, S. 43–44.

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