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Ulrich Nachbaur, Lehrerinnenzölibat - Vorarlberg

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4. 1918 bis 1938 | 113besonders gelitten, eine Stelle wegzunehmen.“ 564 Der Landesrat verweigerte seine Zustimmung zurUmsystemisierung.Im November 1920 wandte sich die Lehrerinnensektion mit einer ausführlichen Denkschrift an denLandesschulrat und beschwerte sich über die in letzter Zeit immer stärker hervortretende Einflussnahmeder Lehrer auf die Mädchenschule und die sich mehrenden Umwandlungen von Lehrerinnenstellenin Lehrerstellen und hoben als negatives Beispiel die Stadt Dornbirn hervor. Selbstbewusstschrieben sie: „Die Lehrerinnen hoffen, die in Betracht kommenden Behörden werden sich in Zukunftbei Systemisierung von Lehrstellen an Mädchenschulen von pädagogisch-didaktischen Erwägungenbestimmen lassen.“ 565 Der Landesschulrat gelobte Besserung.Im August 1921 sprach eine Vertretung der Dornbirner Volksschullehrerinnen bei Bürgermeister Lugervor. Sie forderten, systemisierte Lehrerstellen an Mädchenschulen in Lehrerinnenstellen umzuwandeln,ebenso die Leiterstellen. 5661923 gab es insgesamt vier öffentliche Mädchenbürgerschulen in Bregenz, Dornbirn, Lustenau undBludenz; von den 18 Lehrstellen waren 9 für Männer vorgesehen, darunter alle Direktorenstellen. Vonden fünf öffentlichen Mädchenvolksschulen waren jene in Hohenems und Schwarzach ausschließlichmit Barmherzigen Schwestern besetzt; in Bregenz waren „nur“ die Leitung und eine Stelle für Männersystemisiert, in Dornbirn-Markt und Dornbirn-Hatlerdorf dagegen jeweils die Leitung und zwei weitereStellen. 567Am 6. März 1922, im unmittelbaren Vorfeld der Landtagsberatungen, lehnte die Dornbirner Stadtvertretungdas Ansinnen der Lehrerinnen mit 37 zu 1 ab und ersuchte den Landtag, in der Gesetzgebungkeinesfalls Bestimmungen zu treffen, die eine Verminderung der Lehrstellen für Lehrer anbestehenden Schulen oder Klassen zur Folge hätten. 568 Dem schloss sich umgehend die <strong>Vorarlberg</strong>erLehrergewerkschaft an, die eine Abänderung des Entwurfs der Lehrer-Dienstpragmatik zugunstender Lehrer beantragte. 569 Der Verband der katholischen Frauenvereine <strong>Vorarlberg</strong>s konterte mit derForderung, durch Gesetz festzulegen, dass Mädchenklassen künftig nur mit Lehrerinnen besetzt werden.570 Er wies dabei auf eine weitere sozialpolitische Komponente hin, dass ein beträchtlicher Teilder Frauenwelt aus statistischen Gründen „den natürlichen Beruf als Gattin und Mutter nicht erfüllenkann.“ Allen diesen Frauen müsse die Möglichkeit geboten werden, als Erwerbstätige für sich selbst564VLA: AVLRat EA 36/1920 (4428/1920): Landesrat an LSR, Bregenz n. d. [expediert 22.07.1920], mit BeschlussLandesrat 14.07.1920.565VLA: LSR VIII 22/1920 (1213/1920). Die Denkschrift ist von Rudolfi ne Weber, Mathilde Jehly und TheresiaFrick unterzeichnet.566VLA: AVLReg IX-826/1923: Bürgermeister Luger an BSR Feldkirch, Dornbirn 10.03.1922.567Lehrerschematismus 1923.568VVB 09.03.1922, S. 2; VLA: AVLReg IX-826/1923: Petition Stadtrat Dornbirn, Dornbirn 09.03.1922; OrtsschulratDornbirn an BSR Feldkirch, Dornbirn 04.03.1922.569VLA: AVLReg IX-826/1923: Petition <strong>Vorarlberg</strong>er Lehrergewerkschaft, Bregenz 07.03.1922.570VLA: AVLReg IX-826/1923: Petition Verband der katholischen Frauenvereine <strong>Vorarlberg</strong>s, Bregenz 11.03.1922.

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