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Ulrich Nachbaur, Lehrerinnenzölibat - Vorarlberg

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112 | 4. 1918 bis 1938des Katholischen Lehrerbundes. 559 In <strong>Vorarlberg</strong> standen 1919/20 353 Lehrer sowie 72 weltliche Lehrerinnenund 93 Lehrschwestern im engeren Sinn im Dienst. Der Landesschulrat ging aufgrund desGeburtenrückgangs und der sich täglich verschlechternden wirtschaftlichen Verhältnisse, die keinezusätzlichen Schulklassen erwarten ließen, für die kommenden Jahre von einem Jahresbedarf von 14neuen Lehrern und 2 neuen Lehrerinnen aus. 560Glöckel, dessen laizistische Schulreform in christlichsozialen Kreisen auf heftige Ablehnung stieß, 561schied neun Monate später mit seiner Partei aus der Bundesregierung aus, blieb aber im Nationalratund trieb ab 1922 als Geschäftsführender Präsident des Stadtschulrats seine Reformideen im „rotenWien“ voran, wo er mit einem enormen Lehrerüberschuss zu kämpfen hatte. Die Drosselung derLehrerbildung habe nur ein Jahr funktioniert, sollte er 1933 im Nationalrat klagen, dann hätten diekatholischen Privatanstalten wieder Schüler und Schülerinnen in Massen aufgenommen. 562Nun bestand auch für <strong>Vorarlberg</strong> eine „Überproduktion im Lehrberufe“. 563 Das wirkte sich zunächst ineiner Konkurrenz zwischen weltlichen Lehrerinnen und Lehrern aus. Den Frauen war allgemein schondadurch ein Riegel vorgeschoben, dass sie in den zahlreichen einklassigen öffentlichen Volksschulen– ausgenommen Notschulen – und in gemischten Oberklassen nicht unterrichten durften, geschweigedenn in Knabenklassen. Umgekehrt sollten Mädchenklassen nur „in der Regel“ mit Lehrerinnenbesetzt werden.Hier setzten nun die christlichsozialen Frauen bei den Verhandlungen über die Lehrer-Dienstpragmatik1922 an und machten massiv Druck, wenn auch nicht gegen den <strong>Lehrerinnenzölibat</strong>. Nun ging es auchin <strong>Vorarlberg</strong> um einen offenen Verteilungskampf um die Lehrstellen. Es war ein Machtkampf innerhalbdes christlichsozialen Lagers und des Katholischen Lehrervereins, der rund 500 Mitglieder zählteund die einfl ussreichste Lehrerlobby war.Der Streit und Kampf um die Lehrstellen nahm im Frühjahr 1920 in Dornbirn seinen Ausgang, anRudolfi ne Webers Mädchenvolksschule Dornbirn-Hatlerdorf. Die Lehrerinnen forderten die Umwandlungeiner Lehrerstelle in eine Lehrerinnenstelle, die aber die Stadtvertretung, der Orts- und der Bezirksschulratfür Kriegsheimkehrer beibehalten wollten. Der Landesschulrat folgte zwar dem Gesetzentsprechend den Argumenten der Lehrerinnen, zumal es an Dornbirns Mädchenschulen ohnehinverhältnismäßig wenige Lehrerinnen gebe. Der Landesrat aber, dem der christlichsoziale DornbirnerBürgermeister und Landtagsabgeordnete Engelbert Luger (1861 bis 1926) angehörte, folgte derBegründung der Gegner, „daß es wohl nicht angehe, den Lehrer-Heimkehrern, die unter dem Kriege559Leitlinien 1919, S. 25.560VLA: LSR VII-17/1921 (638/1921). Für 1918/19 hatten die LBA folgende Zahlen von <strong>Vorarlberg</strong>er Absolventengemeldet: staatliche LBA Innsbruck 4 (unklar wie viele davon männlich/weiblich), Privat-LBA Tisis 15, Privat-LBAZams 1, Privat-LBA Innsbruck-Kettenbrücke 2 (davon eine Württembergerin, die bei den Dominikanerinnen inBregenz-Marienberg eintrat).561Z. B. VVB 09.03.1920, S. 1–2. – Vgl. Engelbrecht, Bildungswesen 5, S. 65–102; Dachs, Schule und Politik, S.33–44 u. 55–66; Rath, Tirol.562StenProt NR 4. GP, 121. Sitzung 21.02.1933, S. 3210.563N. N., Barmherzige Schwestern Zams, hier 11.11.1925, S. 6. Mit derselben Wortwahl bereits der SozialdemokratFranz Rauscher in StenSib 11. VLT 4. Tagung 1923, 8. Sitzung 20.03.1923, S. 22.

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