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Ulrich Nachbaur, Lehrerinnenzölibat - Vorarlberg

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104 | 4. 1918 bis 19384. 1918 BIS 19384.1. Erste Zölibatsdiskussion im Landtag 1919Als die Soldaten aus Krieg und Gefangenschaft zurückkehrten, sollten die Frauen, die sie in ihren Berufenvertreten hatten, wieder Platz machen. Hatte nicht jeder heimkehrende Familienvater in dieserNotzeit mehr Anspruch auf eine Stelle als eine Frau? Zumal als eine verheiratete Frau, deren Mannja für sie zu sorgen hatte?Mit 1. Dezember 1918 war die Hälfte der Lehrpersonen an den Pflichtschulen im Bezirk Feldkirchweiblich. Von den 103 Lehrern, die unter Waffen gestanden hatten, waren 11 gefallen, 2 vermisst, 5noch in Gefangenschaft. Alle Heimkehrer hatten eine Anstellung erhalten, nur ein „Fräulein Lehrerin“war stellenlos. Allerdings wurden auch 26 Lehrkräfte mehr gezählt als zu Friedenszeiten. 513 Ähnlichwar die Situation in Bregenz, wo in absehbarer Zeit mit einem Überschuss gerechnet wurde, sobalddie restlichen Kriegsgefangenen zurückkehren. 514 Die Forderungsprogramme der Lehrerverbände undKriegsheimkehrer lassen jedoch nicht auf große Konflikte schließen, die Frage eines Lehrerinnenabbauswurde offi ziell nicht thematisiert. 515 Die Zahl der Lehrer nahm gegenüber der Vorkriegszeit imErgebnis ungleich stärker zu als jene der Lehrerinnen (1913/14 314:157; 1919/20 353:165). 516 GebhardNiederer (1893 bis 1971), der Wortführer der Kriegsheimkehrer, besetzte in seiner HeimatgemeindeGaißau provisorisch eine Lehrerinnenstelle, die einige Jahre die Gaißauer Missionsschwestern versehenhatten und 1920 zugunsten Niederers in eine Lehrerstelle umgewandelt werden sollte. 517 Auchdie Mutterhäuser der Barmherzigen Schwestern sahen sich gleichzeitig gezwungen, der Umwandlungvon Lehrschwesternstellen in Lehrerstellen (Nenzing) oder Lehrerinnenstellen (Altach) zuzustimmen.518 Der Nachwuchsmangel bei den Lehrschwestern entspannte die Personalsituation etwas, aberauch der Landesschulrat ging davon aus, dass eher Lehrkräfte abgebaut werden müssen, denn neueingestellt werden können. 519Mit dem Zusammenbruch der Monarchie gab eine Provisorische Landesversammlung <strong>Vorarlberg</strong> imRahmen des neuen Österreich seine Selbständigkeit. Die Frauen erlangten die vollen politischenRechte und entschieden die Wahlen. Und sie wählten 1919 durchwegs Männer in den Landtag,mehrheitlich Christlichsoziale, die für und über sie bestimmten, auch über die Heiratsfähigkeit derLehrerinnen.513VLA: LSR VIII-34/1919: BSR Feldkirch zum Jahreshauptbericht über das Volksschulwesen 1918 an LSR, Feldkirch28.03.1919.514Ebenda.515Vgl. die Diskussionen auf der außerordentlichen Generalversammlung des Katholischen Lehrervereins am26.03.1919, in: VVB 28.03.1919, S. 1–2; 29.03.1919, S.1; 30.03.1919, S. 2–3; 02.04.1919, S. 1.516Schulstatistik 1913/14; VLA: LSR VII-17/1921(638/1921).517VLA: AVLRat EA 36 (4427/1920). – Vgl. Niederer, Gaißau 1935, S. 25; Niederer, Gaißau 1962, S. 190 u. 195.518VLA: AVLRat EA 36/1920 (Nenzing 4430/1920, Altach 5392/1920).519VLA: AVLRat EA 24/1920: LSR an Landesrat, Bregenz 14.08.1920, betr. Unterbringung vertriebener Lehrer.

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