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Fight.Back.03 - APAP – Antifaschistisches Pressearchiv Potsdam

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<strong>Fight</strong>.Back.3 - 2006Timo Lenning (links) und ein weitererRudower NeonaziTimo Lenning mit kariertem Hemd am 20. August 2005 in Berlin. links vor ihm Hendrikije Herder (Kameradschaft Tor);links hinter Herder: Marcel Siepler; links hinter Lenning: grinsend Patrick Weiß; rechts hinter Lenning: Mike Turaulöbnis im Bendlerblock richtete, ist zumindest Sebastian Krzyzanowski inder Gruppe der etwa 20-35 Kameradschafter. Die konspirativ organisierteAttacke scheiterte, weil die Angreifer zunächst orientierungslos umherirrtenund die Demo nicht fanden und schließlich weit ab der Demo von derPolizei aufgehalten wurden.Auch wenn Sebastian Krzyzanowski kaum zu den Organisatoren desAngriffs gehört haben dürfte, ist seine Beteiligung doch Ausdruck derguten Eingebundenheit seines Zusammenhangs in die Berliner Kameradschaftsstrukturen.Dass Patrick Weiß bei der Kameradschaftsdemo am3. September 2005 an der Landsberger Allee das Fronttransparent hielt,erklärt sich so ebenfalls. Kontakte der Gruppe bestehen unter anderemzur verbotenen BASO, zur verbotenen Kameradschaft Tor, zu Neonazisin Königs-Wusterhausen und zur JN. Die Kneipe „Spreehexe“ in Schöneweidedient ihnen, wie der Berliner Kameradschaftsszene insgesamt, alsAnlaufpunkt.Desweiteren ist das Verhältnis des Zusammenhangs zu den ebenfalls vorallem in Rudow beheimateten Hertha-„Ultras“, der „Hauptstadtmafia 03“bemerkenswert. So bestehen personelle Überschneidungen zwischenbeiden Gruppierungen. Die insgesamt etwa 20 Mitglieder zählende, 2003gegründete „Hauptstadtmafia“ gibt sich nach außen hin „unpolitisch“und will die politische Betätigung ihrer Mitglieder als deren Privatsacheverstanden wissen, womit sie zunächst schon einmal den Neonazis ihreAkzeptanz ausspricht. Das öffentliche Auftreten der „Hauptstadtmafia“insbesondere auf Hin- und Rückfahrten bei Herthaspielen zeigt darüberhinaus aber, dass eine Unterscheidung zwischen „Unpolitischen“ undNeonazis in ihren Reihen äußerst schwierig ist. So sind rassistische undgegen „Zecken“ gerichtete Pöbeleien und Angriffe regelmäßiges Begleitprogrammbei Ausflügen der HM03. In Berichten auf ihrer Internetseitegeben diese „Ultras“ dann mit diesen Vorkommnissen an. Insbesondeream S+U Bahnhof Neukölln, dem Umsteigeort auf dem Weg ins Olympiastadionkommt es zu Konfrontationen.Zudem ist auch die „Hauptstadtmafia“ an der Herstellung der rechtenHegemonie am Ketchup-Imbiss an der Rudower Spinne beteiligt.Die vorerst letzten Neonaziaktivitäten in Berlin-Rudow fanden in derVorweihnachtszeit statt:Als am 20. Dezember 2005 eine Antifa-Demo durch Buckow und Rudowzieht, die sich gegen den Snow&Sun-Laden in den Gropiuspassagenund die Zustände an der Rudower Spinne richtet, wollen die RudowerNeonazis und ihre Kameraden aus ganz Berlin, dieser mit einer eigenenMobilisierung etwas entgegensetzen. So sammelt sich zunächst eine etwa25-köpfige Gruppe (u.a. Sebastian Krzyzanowski ist dabei), die überwiegendim Autonomen-Look gekleidet ist, am U-Bahnhof JohannisthalerChaussee in der Nähe der Auftaktkundgebung der Antifa-Demo, um aberunter den Augen der Polizei bald mit der U-Bahn in Richtung Rudow zuverschwinden. Dort veranstalten letztlich etwa 50 Neonazis eine Gegenkundgebungin der Nähe des Endpunkts der Antifa-Demo. Während derDemo versuchen Neonazis auch in kleinen Gruppen am Rand zu stören,was aber nicht gelingt.Fazit und AusblickDie Gefährlichkeit der Rudower Neonazis liegt nach wie vor nicht in ihremhohen Organisationsgrad oder gar in ihrem individuellen Geschick bei derpolitischen Arbeit. Die Anti-Antifa-Arbeit der beschriebenen Gruppierungwirkt dilettantisch und willkürlich und dient vor allem der Angeberei vordem eigenen Umfeld. Auch die äußerste Nähe zu gewalttätigen Hertha-„Ultras“, die sich wohl selbst auch als Hooligans sehen, erscheint ineinem anderen Licht, wenn diese in Natura betrachtet werden. An dasHooligan-Klischeebild kommen die meisten Mitglieder der HM03 nichtheran <strong>–</strong> weder in ihrem Äußeren, noch in ihrem Verhalten.Gewalttaten der Neonazis wurden ganz überwiegend in erdrückenderÜberzahl gegenüber Schwächeren verübt, wobei sie dabei mit einer alarmierendenBrutalität vorgingen.Dass die Neonazis in Rudow aus diesen Überzahlsituationen herausagieren können, stellt genau das Problem dar. Abgesehen von Konfrontationenmit migrantischen Jugendlichen, ist es die Neonazi-Szene inRudow seit vielen Jahren gewohnt, in ihrer Macht nicht in Frage gestellt zuwerden. Hier erklärt sich die für „Rudow-Fremde“ irritierende Selbstverständlichkeit,mit der rechte Einzelpersonen oder kleine Gruppen in undum Rudow herum offen als Neonazis in Erscheinung treten. Ansprechbarezivilgesellschaftliche Strukturen sind in Rudow rar und rechte Denkweiseninnerhalb weiter Teile der Bevölkerung verankert.Dies ist ein Setting, das antifaschistisches Engagement nicht geradeerleichtert <strong>–</strong> aber dessen Notwendigkeit um so deutlicher macht.Hoffnungsvoll für die Zukunft darf die oben genannte Antifa-Demo vom20. Dezember 2005 stimmen, die einen erfolgreichen Angriff auf denMythos der Neonazi-„Homezone“ Rudower Spinne darstellte, erfreulicherweiseunter reger Beteiligung örtlicher (teils migrantischer) Jugendlicherstattfand und offensiv mit Neonazi-Provokationen am Rand umzugehenwusste.Neonazis aus Rudow

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