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Fight.Back.03 - APAP – Antifaschistisches Pressearchiv Potsdam

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<strong>Fight</strong>.Back.3 - 2006ben, sind auch in kleinen Mengen Plakate des Widerstand Nord und desKDS („Kampfbund Deutscher Sozialisten“) plakatiert.Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass bei öffentlichenFesten in Rudow auch Neonazis selbstverständlich und regelmäßig zugegensind. Eine Sonderstellung nimmt dabei das alljährliche „Spinnefest“der SPD ein, da hier in den vergangenen Jahren auch Kader aus ganz Berlinanwesend waren und die SPD-Veranstaltung jedesmal Störversuchender Neonazis ausgesetzt war. Neben René Bethage (Ex-BASO), MarkusLoszczynski (Ex-BASO) und Gabriel Landgraf (MHS Berlin) ließ sich zudiesen Gelegenheiten auch Sascha Kari, Beisitzer im Landesvorstand derDVU und Ex-Republikaner blicken. Der Neuköllner Sascha Kari fällt durchseine offensichtlich geringen Berührungsängste zur Kameradschaftsszeneauf. So trat er - als älterer Kader und DVUler, der eigentlich umSeriosität bemüht sein müsste - regelmäßig gemeinsam mit jugendlichemNachwuchs der Kameradschaftsszene im Autonomen-Look mit Sonnenbrilleund Cappi auf.Im Jahr 2005 stand die Störung des „Spinnefestes“ ganz im Zeichendes NPD-Wahlkampfes, die diese im Internet als öffentlichkeitswirksameAktion feierte. In die sehr aufgesetzt wirkende Jubelorgie stimmte auchdie von Kameradschaftlern dominierte JN Berlin ein, die seit Septemberauch mit einem „Stützpunkt Neukölln“ präsent ist. Die NPD gründeteEnde Oktober einen neuen Kreisverband Neukölln (KV9), dessen VorsitzThomas Vierk inne hatte bis Eckart Bräuniger kurz nach dem Wahlkampf2005 den Vorsitz übernahm (siehe Artikel S. 17).Verbindlichere und aktionsorientierte NeonazistrukturenDie Kameradschaft „Deutsche Gemeinschaft Süd“ (DGS),das Label „ANB“ (Autonome Nationalisten Berlin) unddie Hertha-„Ultras“ der „Hauptstadtmafia 03“Während vor einigen Jahren noch galt, dass für Rudow und Buckow einhohes Gewaltpotenzial aber nur ein sehr geringer Organisierungsgradder lokalen Neonazi-Szene angenommen werden kann, hat sich diesnun zumindest in Teilen geändert. In einer für das „Nachwachsen“ vonNeonazis idealen Gegend hat sich in Rudow ein Personenzusammenhangherausgebildet, der sich inzwischen kontinuierlich und aktiv an Neonazi-Demosund -Aktionen in Berlin und außerhalb beteiligt, Kontakte zuanderen Gruppierungen unterhält und auch Anti-Antifa-Arbeit im lokalenRahmen betreibt. So sind Angehörige dieser Gruppe im Jahr 2005 ansämtlichen Demos, Aktionen und Aufmärschen beteiligt <strong>–</strong> von den größerbeworbenen Demos in Leipzig am 1. Mai und Berlin am 3. Septemberüber die spontanen Kleinstaufmärsche der Berliner Kameradschaftsszeneim August, zu denen oft nur etwa 50 Teilnehmer erschienen, bis hinzu Einschüchterungsversuchen gegenüber ZeugInnen am Rande einesProzesses gegen einen Neonazi in <strong>Potsdam</strong> wegen Mordversuch und demversuchten Angriff auf die linke Gelöbnix-Demo.Dieser Rudower Zusammenhang bestehtaus einer Gruppe überwiegend unter 20-Jähriger, die sich stark an dem Modell der „Autonomen Nationalisten“(siehe Artikel S. 3) orientieren und somit aktionistisch agieren, ohneerkennbar Wert auf eine politisch-inhaltliche Fundierung oder Strategie zulegen. Kulturell kopieren sie die Codes der linksradikalen autonomen Bewegung.Zu der Gruppe gehören unter anderem: Patrick Weiß, SebastianKrzyzanowski, Marco Schneider und Holger Thomas (Buckow).Als am 4. Dezember 2004 ein BASO-Aufmarsch mit 200 Teilnehmern vomS-Bhf. Adlershof bis zum S-Bhf. Köpenick zieht, trägt eben jene RudowerGruppierung, zum Teil mit „Pali-Tüchern“ und Buttons im Antifa-Styledekoriert, ein Transparent der „Deutschen Gemeinschaft Süd“ (DGS)vor sich her. Ihr eigener kleiner Block besteht aus etwa 20 Personen (s.Abb.). Die 2003 von René Bethage aus der Taufe gehobene „DeutscheGemeinschaft Süd“ hatte auch bereits am 6. Dezember 2003 zusammenmit der BASO einen Aufmarsch vom U-Bahnhof Rudow nach Schöneweideveranstaltet. Nach der Demo im Dezember 2004 ist bislang aber keineöffentlichkeitswirksame Regung der DGS mehr zu verzeichnen, aucheigenes Propagandamaterial ist kaum vorhanden <strong>–</strong> eine Internetpräsenzexistiert nicht. Am 3. Dezember 2005 wurde die DGS im Demoaufruf vonder „Aktionsgruppe Rudow“ ersetzt.Mit der Orientierung am Modell der „Autonomen Nationalisten“ (sieheArtikel S. 3) gehen für den Rudower Personenzusammenhang auchspezielle Politikformen außerhalb der Teilnahme an Demonstrationeneinher. Sprühereien, insbesondere des ANB-Kürzels und das massiveVerkleben von Aufklebern der NPD gehören ebenso dazu, wie die versuchteEinschüchterung von (vermeintlichen) GegnerInnen und die direkteAusübung von Gewalt <strong>–</strong> also Anti-Antifa-Arbeit. So filmte Sebastian Krzyzanowskimehrfach nicht-rechte und vermeintlich linke Jugendliche, um mitdem gewonnenen Material ein größeres Drohpotential gegenüber den Betroffenenaufbauen zu können. Er selbst prahlte im Freien-Widerstands-Forum unter dem Nickname „ANB-BERLIN-SÜD“ damit, eine intensiveRecherche zu betreiben und unerkannt Gespräche mit Linken führen zukönnen und Infos zu gewinnen, da sie ihn aufgrund seiner Kleidung nichtals Neonazi erkennen würden. Zudem schreibt er es sich und seinemZusammenhang dort als Verdienst zu, es mittels Gewaltandrohung nichtzuzulassen, dass sich in Rudow Antifastrukturen herausbilden.Es bleibt aber nicht nur bei Gewaltandrohungen. So war Marco Schneiderbereits im April 2003 an dem Eingangs erwähnten rassistischen Angriffvon 25 Neonazis auf sechs Jugendliche ganz vorne mit dabei. Auch TimoLenning, Tilo Paulenz und Marcel Preuß, weitere Rudower Neonaziswaren hieran beteiligt (Letzterer verstarb im November 2005 bei einemselbstverschuldeten Autounfall.). Als am 19. März 2005 etwa 30 Mitgliederder verbotenen Kameradschaften BASO und Tor auf ihrem Heimwegvon einem Aufmarsch in Dresden am Dresdner Hauptbahnhof mehrerelinke Jugendliche jagen und drei schwer verletzen und im Zug weiterhinLinke angreifen, sind auch Marco Schneider, Patrick Weiß, Holger Thomasund Sebastian Krzyzanowski dabei.Beim versuchten Angriff von Neonazis auf die Gelöbnixdemo am 20. Juli2005, eine linke Demo, die sich gegen das öffentliche Bundeswehr-Ge-Patrick Weiß beim „Spinnefest“ am 28 August 2005links: Sebastian Krzyzanowski am 20.August 2005unten: v.l.n.r. Krzyzanowski, Marco Schneider und Sebastian Zehlecke am 1.Mai 2005 Leipzig26 Bezirke

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