<strong>Fight</strong>.Back.3 - 2006Wearwolf (Konrad Wolf Straße / Hohenschönhausen)Im März 2005 eröffnete in Hohenschönhausenein weiterer Neonaziladen. In den beidenkleinen Geschäftsräumen des Wearwolfs istdas übliche Neonazi-Laden-Angebot ausgelegt.Darüber hinaus, so wird einem auf Nachfrageder jungen Verkäuferin - die mit ihrem Partnerden Laden betreibt <strong>–</strong> geflüstert, könnten ohneProbleme auch verbotene Sachen besorgt werden.Das Label Wearwolf soll nach Eigenaussagemarkenrechtlich gesichert werden.Thor Steinar-LädenDie Bekleidungs-Marke Thor Steinar, die derBrandenburgischen Firma Mediatex gehört,hat es in den letzten Jahren geschafft, sichmit einem Spagat zwischen chiffrierten extremrechts besetzten Symbolen und jugendlichemDesign eine feste Käuferschaft sowohl inNeonazikreisen als auf bei normalen Käuferschichtenzu erschließen. Ein Zeichen dafürist, dass die Marke nicht nur in den einschlägigenNeonazigeschäften sondern auch inBekleidungsgeschäften, wie Doorbreaker,Bombastic oder Snow’n’Sun angeboten wird.Die Marke ist inzwischen nicht nur auf jedem Neonaziaufmarsch vertreten,sondern auch im normalen Straßenbild ausserhalb neonazistischerJugendkultur. Das Geschäft läuft - trotz der Schwierigkeiten nach demVerbot des ursprünglichen Logos <strong>–</strong> anhaltend gut, so dass Thor Steinarinzwischen mehrere Geschäfte eröffnen konnte, die ausschließlich ThorSteinar vertreiben: das Thönsberg am Berliner Alexanderplatz und einGeschäft in Rostock.Erst die Politik, dann das VergnügenDarüber hinaus existieren eine Vielzahl von Kneipen und Clubs, in denenNeonazis, mangels Problembewusstseins oder mit Sympathie, als Gästegeduldet werden. Diese Locations stellen für die Neonazis einen wichtigenTeil ihrer Infrastruktur dar, da sie nicht nur einen Raum bieten, andem politische Aktionen geplant und gestartet werden können, sondernauch einen Aspekt des Freizeitangebotes für bekennende Neonazisdarstellen und so ein nach Innen stabilisierendes Element für die Szenedarstellen.Sparstrumpf (Greifswalder Straße/ Prenzlauer Berg)Die Kneipe „Sparstrumpf“ hat eine lange rechte Vorgeschichte. DieKneipe firmierte früher unter anderem Namen als Treffpunkt der inzwischenverbotenen Neonazi-Partei FAP. Das Publikum der Kneipe hat sichseitdem nicht grundlegend geändert.Regelmäßig nach Aufmärschen Berliner Neonazis kehren größere GrüppchenNeonazis in der Prenzlauer Berger Kneipe Sparstrumpf ein. Hierfeiern sie meist ungestört ihre Aktionen. So liefen die 15 Neonazis, dieim Dezember 2005 versuchten, eine antifaschistische Veranstaltung im„Haus der Demokratie“ anzugreifen, geradewegs in den Sparstrumpf undfeierten dort bis in die Nacht. Die Gegend rund um die Kreuzung DanzigerStraße / Greifswalder Straße wurde in den Abendstunden öfter zumSchauplatz rechter Attacken auf alternative Jugendliche.Spreehexe (Schnellerstraße / Schöneweide)Seit mehreren Jahren existiert um denS-Bahnhof Schöneweide ein Angstraum. Imunmittelbaren Umfeld befindet sich die KneipeSpreehexe, die regelmäßiger Treffpunkt derlokalen Neonaziszene ist. Der TreptowerNeonazikader Markus Loszczynski ist hiermehrfach als Tresenkraft tätig gewesen.Hier fanden darüber hinaus Feiern statt, beidenen Kader der verschiedensten Berlinerund Brandenburger Kameradschaften anwesend waren. Bei antifaschistischenVeranstaltungen in der Gegend, treffen sich die Neonazis in derSpreehexe, um Störaktionen zu koordinieren. Dieser Zustand drückt sichin häufigen Bedrohungen und Angriffen gegen alternative Jugendliche undNichtdeutsche sowie Nazischmierereien in der Umgebung aus.Kiste (Weitlingstraße / Lichtenberg)Als die Silvio-Meier-Demonstration 2005 in Richtung Weitlingkiez zog,sammelte sich eine Gruppe Neonazis in derKneipe Kiste, um anschließend die Straßezu blockieren. Als die AntifaschistInnenAnstalten machten, die Polizeiabsperrungenzu durchbrechen, zogen sich die Neonazisschutzsuchend in die Kiste zurück. Die Kiste,die inzwischen ein regelmäßiger Treffpunktder ansässigen Neonazis geworden ist, istauch die Kontaktadresse der Initiative „Freßtkeine Döner“. Der Betreiber der Kiste siedeltsich selber beim Rocker-Klub „born to bewild“ an. Seine Gullaschkanone, die vor der Kneipe parkt, vermietet erauch für Neonaziveranstaltungen. Weitere Treffpunkte im unmittelbarenUmfeld sind die Kneipe Piccolo (in der Skandinavischen Straße) und derRheinische Hof (Treskowallee / Karlshorst). Von diesen Kneipen gingenim letzten Jahr vermehrt Neonazi-Angriffe aus.Berliner Fußball Café (Alfred Jung Straße / Lichtenberg :: Betr: Antje Böhm:: Inh: André Sommer)Die Lichtenberger Kneipe Berliner Fußball Café ist offizieller Fanshop desFußballklubs BFC Dynamo. Hier treffen sichFuball-Hooligans, Rocker und organisierteNeonazis. Die Kneipe ist das Stammlokaldes Neonazi-Kaders Oliver Schweigert, dieHooligan-Gruppe 79er trifft sich hier, bei einerRazzia im Oktober 2003 bei einem „Tag derGermanen“ fand die Polizei unter anderemmehrere Mitglieder der Neonazi-„Rocker“-Gruppe „Vandalen“ vor. Im hinteren Bereichder Kneipe befindet sich der Tattoo-Shop Ost-Sektor. Bei weiteren Razzia im Oktober 2003wurden hier mehrere Utensilien in Form von Hakenkreuzen und eineReichskriegsflagge gefunden.Walhalla 92 (Hauptstraße / Lichtenberg)Der aus zehn Mitgliedern bestehende Rockerklub „Walhalla 92“ verfügtüber ein Klubhaus in Lichtenberg. In derAussenwirkung ist der Rockerklub darumbemüht, möglichst unpolitisch zu erscheinen.Trotzdem gehören Mitglieder der NPD, der„Kameradschaft Spreewacht“ und des „MärkischenHeimatschutzes“ zu den Gästen desVereinshauses.Bei einer Razzia im Jahr 2003 war nebenMitgliedern der „Vandalen“ auch bekannteNeonazis, wie unter anderem Frank Lutz unterden Kontrollierten. Auch die Gruppierung„Wolfsritter Berlin“ nutzten den Raum. Silvio Cott aus Treptow zeichnetsich für die Internetseite des Clubs verantwortlich.Zu dem Kampf gegen Neonazi-Strukturen gehört unweigerlich auchder Kampf gegen ihre Infrastruktur. Ein Klima, in dem es Neonazisunmöglich gemacht wird, sich öffentlich zu treffen, an öffentlichenVeranstaltungen teilzunehmen oder ihre Bekleidung ohne Probleme zukaufen, führt zwangsläufig dazu, dass den Neonazi-Strukturen wichtigeMobilisierungs-, Rekrutierungs- aber auch Erholungsorte genommenwerden.24 Strukturen
<strong>Fight</strong>.Back.3 - 2006Pfui SpinneNeonaziaktivitäten in Rudow„Deutsche Gemeinschaft Süd (DGS)“ hinter ihrem Transparent am 4. Dezember 2004 in Berlin-Treptow. links: Patrick Weiß, daneben Sebastian Krzyzanowski. ganz rechts: Holger ThomasDie Präsenz von Neonazis in den Stadtteilen Rudow und Buckow ist seitJahren auf einem für den Westen erschreckend hohen Niveau. Bereitsin den 80er Jahren und verstärkt nach der Wiedervereinigung gab esin Rudow Neonazi-Aktivitäten, die sich nicht selten in spektakulärenGewaltexzessen größerer Gruppen von Neonazis äußerten. So überfielenNeonazis im September 2001 eine Feier in einem evangelischenGemeindehaus und zerstörten die Einrichtung. Am gleichen Wochenendejagte eine Gruppe von ca. 50 Neonazis, bewaffnet mit Messern und Baseballkeulenund unter „Sieg-Heil“-Rufen migrantische Jugendliche an derRudower Spinne am U-Bahnhof Rudow. Das vorerst letzte Vorkommnis indiesem Ausmaß fand im April 2003 statt, als ca. 25 Neonazis wieder amU-Bahnhof Rudow sechs Jugendliche mit migrantischem Hintergrund mitBaseball-Schlägern angriffen und einem von ihnen starke Verletzungenzufügten (siehe Artikel S.6).Die Straßenpräsenz der Neonazis in Rudow und Buckow äußert sich zurZeit vor allem in dem direkten bedrohlichen Besetzen öffentlicher Räumeund der massiven Verbreitung von Aufklebern, Sprühereien, Plakaten, etc.Beides schafft für alle, die im Weltbild derNeonazis als minderwertig gelten und sozu potentiellen Opfergruppen werden, eingefährliches Klima.Insbesondere der Ketchup-Imbiss auf derRudower Spinne direkt am U-BahnhofRudow ist seit Jahren ein Ort, an demNeonazis in größeren Gruppen präsentsind. Hier treffen sich alle: vom traditionellenNeonazi-Skin, über rechte Hoolsund Hertha-Fans bis hin zum Neonazi imAutonomen-Look.Da Spinne und U-Bahnhof der HauptverkehrsknotenpunktRudows sind, isthier die Situation besonders brisant. Diezentrale Lage des Imbiss, dessen Betreiberselbst kein Neonazi ist, ermöglicht esden Neonazis eine Art Kontrollpunkt zubesetzen, von dem aus sie für alle Vorbeikommendeneine Bedrohung darstellenSascha Kari, DVU können.Weitere solche Orte in Rudow sind die Rudower Höhe, eine Parkanlage imOsten Rudows und der Rudower Dorfteich (auch: Rudower Fließ), ein Parkin der Nähe der Spinne. Bei letzterem sind sämtliche Eingangsschildermit dem Kürzel ANB („Autonome Nationalisten Berlin“) besprüht, wasden Park als Neonazi-Zone markieren soll. Mit den genannten Orten sinddie meisten relevanten öffentlichen Plätze in Berlin-Rudow von Neonazisdominiert.Dem Buckower Dorfteich kommt ein ähnlicher Stellenwert zu wie demRudower. Er liegt in der Nähe der Tankstelle an der Kreuzung BuckowerDamm/Johannisthaler Chaussee an der ebenfalls oft und insbesonderean Wochenenden Neonazis anzutreffen sind. In geringer Entfernungbefindet sich auch die Kneipe „Buckower Pinte“, die eher von älterenNeonazis frequentiert wird. Diese drei Orte befinden sich an einem wichtigenVerkehrsknotenpunkt Buckows, an dem an den Wochenenden auchnachts viele Menschen unterwegs sind. Im allgemeinen ist zu Buckow zusagen, dass hier am ehesten unorganisiertere jugendliche Neonazis (z.B.in Gruppen von Neonazi-Skinheads) zu sehen sind.Der Laden Snow&Sun in den Gropiuspassagen schließlich hält für ihrerechte Klientel ein großes Angebot von Thor Steinar Klamotten bereit undbezeichnet diese auf kritische Nachfragen vehement als „Bekleidung mitmittelalterlicher Symbolik“. Auch auf dem Ballspielplatz bei den Gropiuspassagentreffen sich jugendliche Neonazis.Die enorme Präsenz von Aufklebern, Sprühereien und Plakaten von Neonazisist schon seit Jahren charakteristisch für Rudow und Buckow. Nebenalten FAP-Sprühereien sind zur Zeit vor allem Sprühereien zu sehen, diesich des ANB-Labels bedienen, wie „Ausländer/Juden/Linke raus <strong>–</strong> ANB“.Aber auch Hakenkreuze, Keltenkreuze, „White Power“ und antisemitischeParolen gegen Israel („Nie wieder Israel <strong>–</strong> weil unser Deutschland besserwird!“) werden gesprüht.An Aufklebern sind insbesondere die der NPD in sehr großem Ausmaßpräsent, wobei es bemerkenswerterweise bei einigen Kameradschafts-Aktivistenin Rudow Mode zu sein scheint, auch für die oft als zu angepasstbetrachtete Neonazi-Partei Propaganda zu machen. Ebenfalls werdenAufkleber der Kameradschaftsszene, so zum Beispiel zur Demo am 3.September 2005 verklebt.Neben den NPD-Plakaten zu Wahlzeiten, welche in diesen Gegenden imGegensatz zu denen der Linkspartei zumeist unbeschadet hängen blei-Bezirke 25