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Fight.Back.03 - APAP – Antifaschistisches Pressearchiv Potsdam

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<strong>Fight</strong>.Back.3 - 2006Kameradschaft TorMitglieder der KS Tor protestieren gegen ihr Verbot: Sebastian Zehlecke (Transpi mitte), Björn Wild (Transpi rechts), DanielMeinel (Bild ganz rechts), Oliver Oeltze (vorne Mitte), Lars Wünsche (Transpi links)Als die „Kameradschaft Tor (KS Tor)“ und die „Mädelgruppe KS Tor“ am 9.März 2005 vom Berliner Innensenator Ehrhardt Körting verboten wurden,waren sie zwei der aktivsten und öffentlichkeitswirksamsten neonazistischenGruppen in Berlin. Sie zeichneten sich in Zusammenarbeit mit der„Berliner Alternative Süd-Ost (BASO)“ (ebenfalls am 9.3.05 verboten) unddem Brandenburger Zusammenschluss „Märkischer Heimatschutz“ fürdie meisten Demonstrationen, Propaganda-Aktionen und Aktionen gegenpolitische GegnerInnen verantwortlich. Sie waren Teil einer in neonazistischenKreisen breitangelegten Diskussion über das äußere Auftreten vonAktivisten und Organisationen.Dass ein Verbot der KS Tor diese vielfältigen Aktivitäten nicht zumErliegen brachte, liegt auf der Hand. Vielmehr führte das Verbot zu einererneuten Transformation dieses Spektrums. Neben einer weiteren Verfestigungdes Kerns der Kameradschaft wird derzeit versucht, das jugendlicheUmfeld der Kameradschaft aktiv einzubinden. Zudem hat der, schonvor dem Verbot dominante, Aktivismus der Neonazis zu Ungunsten einerinhaltlichen Differenzierung aktuell völlig Überhand genommen.Das vorerst letzte Ereignis im Zusammenhang mit der verbotenen KameradschaftTor war eine großangelegte Razzia am 10. Januar 2006 in 20Objekten, die Personen der Organisation „Freie Kräfte Berlin“ zugeordnetwurden. Unter den 14 Durchsuchten befanden sich die Neonazis BjörnWild, Nicole Stenzel, Hendrikije Herder, Sebastian Glaser, SebastianSchmidtke, Sebastian Zehlecke und vermutlich auch der GreifswalderLutz Giesen. Ihnen wird vorgeworfen, die verbotene Kameradschaft unteranderem Namen weitergeführt zu haben. Die Neonazis reagierten miteinem von Sebastian Schmidtke angemeldeten Spontanaufmarsch durchden Lichtenberger Weitlingkiez, an dem ca. 80 Neonazis teilnahmen,unter ihnen auch die von der Durchsuchung Betroffenen.Kameradschaft Tor <strong>–</strong> The PastAm 21. August 1999 lud der Berliner Verband der extrem rechten „Republikaner“zu einem Liederabend mit dem Neonazi-Barden Frank Rennickein die Friedrichshainer Kneipe „Zum Valentin“ in der Pufendorfstraße. Aufgrundantifaschistischer Proteste mussten sich die Neonazis in die Kneipe„Zur Laterne“ in der Frankfurter Allee zurückziehen. Dabei fielen nebenFunktionären der Republikaner auch die Jungnazis Björn Wild, MathiasMario Wallraf, Kai Nestmann, Dirk Lothar Müller, Gunnar Dirk Geidies,Daniel Ralf Meinel, Ingo Hinz und Patrick Mario Wallraf auf. Nachdiesem Zwischenspiel bei den „Republikanern“ und einer kurzen Zeit imUmfeld der „Jungen Nationaldemokraten-Nordost (JN)“ entschlossen sicheinige dieser Gruppe, im Jahr 2001 die Kameradschaft Tor, benannt nachdem „Frankfurter Tor“, zu gründen.Diese Gruppe war anfangs im Auftreten und in Aktionsformen eine typischeNeonazikameradschaft, deren Mitglieder hauptsächlich in Lichtenbergund Friedrichshain wohnten und aktiv waren. Die Neonazis um dieKader Björn Wild und Daniel Meinel beschränkten sich auf die Teilnahmean Aufmärschen, organisierten Zeltlager und verteilten selbsthergestelltePropaganda. Es wurden eigene T-Shirts gedruckt und eine Fahne mit demGruppenlogo (einem Schwert mit Eichenblättern) hergestellt. EigenständigeImpulse in die Neonaziszene gingen von der KS Tor zu dieser Zeitnicht aus. Vielmehr war auf der eigenen Internetseite noch deutlich dieideologische Nähe zur JN zu bemerken.Der äußerlich eher alternativen Kreisen zuzuordnende Dirk Müller (auchbei den Autonomen Nationalisten Berlin) war in dieser Zeit als Anti-Antifaaktiv. Im Umfeld dieser Gruppe war außerdem Ines Wegner (späterMitglied der verbotenen BASO, heute „Nationale Aktivisten PrenzlauerBerg“) unterwegs. Im Laufe der Zeit war im Zusammenhang mit einerDiskussion über Inhalte und Auftreten von „nationalen Aktivisten“ eineTransformation des Outfits und der Publikationen zu beobachten. DieDiskussion führte dazu, dass Aktivisten der Kameradschaftsszene nichtmehr auf das enge Korsett der traditionalistischen Scheitel oder der Neonaziskinheads,mit ihrem Auftreten, ihrer Musik und ihren Verhaltensweisenfestgelegt waren. So legten die Mitglieder der KS Tor ihre Harringtons,Camouflage-Hosen und „Fred Perry“-Hemden ab und tauschten sie gegenschwarze Windbreaker, Basecaps, Gürteltaschen und Sportschuhe,das Outfit aktionsorientierter AntifaschistInnen, ein. Auf Transparentenund auf Flugblättern fanden englische Slogans und bildliche Zitate auslinken Publikationen Einzug; der Versuch neonazistische Strukturen fürJugendliche attraktiv darzustellen. Zu diesem Zweck wurde von KS Tor-Aktivistenin Zusammenarbeit mit Pankower Neonazis das Label „AutonomeNationalisten Berlin (ANB)“ ins Leben gerufen (siehe Artikel „AutonomeNationalisten“). Dieses Verhalten führte nicht nur unter AntifaschistInneneinige Zeit zu Verwirrungen, auch bei Neonazis wurde erhitzt über dieseneuen Entwicklungen diskutiert, was zu einigen Verwerfungen führte.Der BASO-Kameradschaftsführer René Bethage, genau wie der Lichtenberger„National-Anarchist“ Peter Töpfer wurden auf Aufmärschen vonNeonazis angegangen, weil sie mit vermeintlich linker Symbolik an ihrer12 Strukturen

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