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Fight.Back.03 - APAP – Antifaschistisches Pressearchiv Potsdam

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<strong>Fight</strong>.Back.3 - 2006Auflösung der „Hammerskin“-Jahresparty2004 in der Friedrichshainer„Happy Station“Gehversuche im Einzelhandel2003 versuchte sich Georgi im Eröffnen eigener Läden zum Vertriebseiner Marken. So eröffnete er fast zeitgleich in Hamburg und Berlin zweiLäden namens Nordic Thunder. Diese Läden haben zwar formal einenanderen Inhaber, aber im Hintergrund steht stets Georgi. So taucht er ineiner Händlerliste einer Skinheadfirma in der Adresse der beiden NordicThunder auf und die Werbeflyer für diese Läden gingen an seinen altenTTV«-Verteiler. In diesen Läden gibt es neben dem Komplettsortiment derMarke Thor Steinar, die Marken H8wear, „Sport Frei“ und „Pro Violence“.Aufallend ist weiter, dass beide Läden der Rockerszene nahestehen.So gab es im mitlerweile geschlossenen Hamburger „Nordic Thunder“Fanartikel der hier verbotenen Hells Angels und der Inhaber des BerlinerLadens Mike Friedrich ist exponiertes Mitglied der Rockergruppe Born tobe Wild, die den Hells Angels nahestehen. Auch dieser Laden ist mittlerweilegeschlossen.Die offizielle Inhaberschaft eines weiteren Nazi-Ladens hat Georgi 2003niedergelegt. So firmierte er als Inhaber des Hennigsdorfer Geschäfts Onthe Streets, übertrug die Inhaberschaft aber auf seinen Angestellten AlexanderGast. Gast ist Frontmann der Berliner Nazi-Band Spreegeschwader,welche 2003 eine CD über Georgis „Wotan Records“ vertrieb.Auf nach BerlinEbenfalls schliessen musste ein weiterer Laden Georgis in Hamburg namensOdins Klinge. Hier gab es neben Messern vor allem Devotionalienfür Fans der germanischen Mythologie. Nach dem Konkurs in HamburgAnfang 2003 eröffnete der Laden in Berlin neu. Hier kam er in dem Gebäudeder neu eröffneten Gaststätte Germanenhof unter, hinter der derBerliner Hells Angels-Aktivist Andre Sommer steht. Beim Germanenhofhandelt es sich um eine sehr geräumige Gaststätte, die eindeutig auf größereFeiern und ähnliche Anlässe ausgerichtet ist. Auch der Germanenhofwird wie „Odins Klinge“ über einen Strohmann betrieben. Ohnehin scheintSommer eine wichtige Schlüsselfigur in dieser Mischszene aus Rockern,Hooligans und Neonazis zu sein. So ist er neben dem „Germanenhof“Betreiber des Berliner Fußball Cafés, einer Schnittstelle von BFC-Dynamo-Hooligansund Neonazis, das offiziell auf die B-F-C Berliner FußballCatering GmbH angemeldet ist. Die Kneipe wurde 2003 zweimal von derPolizei durchsucht und unter anderem ein Hakenkreuz beschlagnahmt.Nach einer von der Polizei aufgelösten Hammerskin-Feier 2004 wich einGroßteil der Besucher in das „Berliner Fußball Café“ aus. Sommer selbstverfügt neben seinen Hells Angels-Kontakten auch über hervorragendeKontakte in die Hooligan-Szene des BFC Dynamo. Er selbst war schon zuOstzeiten Anhänger des Vereins und gehört einer Gruppe von Fans an, diesich die ‘79er nennt. Ausserdem ist er für Security-Aufgaben im Stadionzuständig. 2002 übernahm Sommer zusammen mit Hells Angels-KollegenRayk Bernt sogar für kurze Zeit den Vorstand des ehemaligen DDR-Oberligisten.Geblieben aus dieser Zeit sind ihm die Rechte an Merchandiseartikelnund eine tiefe Verbundenheit zu diesem Verein.Doch Sommers Wirkungskreis wird noch ein weiterer Laden zugerechnet,der Kategorie C in Berlin-Hohenschönhausen. Dieser Laden für Hooliganbedarfführte früher diverse Rechtsrockartikel, gibt sich heute abereher unpolitisch. Offiziell wird er von einer Müller Kozmaz GbR betrieben.Ahmet Kozmaz betrieb zusammen mit anderen bis 2002 den BerlinerNeonaziladen Helloween. An einer weiteren GbR war neben Kozmaz auchSpreegeschwader-Frontmann Alexander Gast beteiligt, der selber auch imHelloween arbeitete. Nach Gasts Ausscheiden aus dem Helloween wurdedas gesamte Spreegeschwader-Marketing über diesen Laden abgewickelt.Auch eine Internetseite von Spreegeschwader war auf Kozmazangemeldet. Unter der Adresse des „Kategorie C“ firmiert auch eine BerlinDynamo Sportmarketing GmbH, Geschäftsführer hier: Sommers HellsAngels-Kompagnon Rayk Bernt. Diese GmbH betreibt auch den Tattoo-Laden,der in Sommers „Kategorie C“ beheimatet ist.FazitDie hier erörterten Fakten zeigen recht eindeutig, wie sich die beschriebenenMischszenen konstituieren. Es bedarf nur weniger Schlüsselfigurenwie Georgi und Sommer, die in mehreren Szenen aktiv sind und genügendEinfluss haben. So lässt sich bereits in kurzer Zeit ein beachtlichesNetzwerk aus Firmen, Marken und Läden flechten, bei dem kommerzielleAspekte eindeutig im Vordergrund stehen. Gerade die Verknüpfung vonorganisierter Kriminalität der Rockerclubs und der Neonaziszene scheintden nötigen Schutz auf der einen Seite, aber auf der anderen Seite auchdie nötige Kundschaft zu garantieren. Gerade wenn wie mit Sommer auchnoch eine Kontaktperson zur Hooligan- und Fussballszene mit im Bootsitzt. Aber auch die Angriffsfläche für die antifaschistische Öffentlichkeitwird minimiert. Einerseits ist es etwas anderes, sich mit klassischen Neonazisanzulegen, als mit Rockern, die tief in die organisierte Kriminalitätverstrickt sind. Andererseits lässt sich für diese Mischszene auch vielschwieriger öffentliches Gehör finden, da es sich eben größtenteils nichtum offen auftretende Neonazis, deren Bestrebungen und Handeln sichleichter skandalisieren lassen, handelt. Obwohl heftigst angefeindet,scheint Georgi auch in der Neonazi-Szene noch genug Rückhalt zu haben,um nicht gänzlich boykottiert zu werden. Garant dafür ist, neben seinemAgieren im Hintergrund, sicherlich auch das Einbinden einer Rechtsrockgrößewie Alexander Gast. So sind es in Berlin gerade Spreegeschwader,die durch ihre guten Kontakte zu Gruppen wie den Vandalen weit überdie klassische Rechtsrockszene hinaus Einfluss haben dürften. Bei dieserKonstellation stellt die Neonaziszene dann auch bei Georgi die Spitzelfrageschon lange nicht mehr.Dieser Text beruht auf einem Artikel des Antifaschistischen Infoblattes Nr. 65Analyse 11

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