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Die Elektrizität der Gewitter

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20 I. Teil. <strong>Die</strong> Beobaohtungstatsacheneine Iinienbö, die sich auf <strong>der</strong> SW-Seite eines Tiefdruckgebiets fortbewegte.Dann ist eine an<strong>der</strong>e typische Bö, eine <strong>Gewitter</strong>bö, die am9. August 1881 ganz Norddeutschland durchzog, in klassischer Weisevon Koppen 1 ) untersucht worden. Sie begann 8 Uhr morgens an<strong>der</strong> belgischen Grenze, erreichte gegen 2 Uhr nachmittags an <strong>der</strong> Elbeund <strong>der</strong> westlichen Ostsee ihre größte Stärke und erstarb am Abendhinter <strong>der</strong> Weichsel. Sie bildete sich im SO einer tiefen Depression,<strong>der</strong>en Kern auf <strong>der</strong> Nordsee lag, in Form eines großen flachen Teiltiefs,einer Rinne niedrigen Drucks, die nicht weit in die Höhe reichte;denn schon in 1000 m über dem Boden war sie kaum noch nachzuweisen.An den Orten, über welche die Bö zog, herrschte vormittagsklares, heißes Wetter mit südöstlichen bis südlichen Winden. Zuerstbildete sich Cirrostratus, dann auch Cumulus, bis am Westhorizontschwere Wolken mit außerordentlicher Schnelligkeit sich heraufwälzten,die tief nach unten hingen und dort fahlgelb o<strong>der</strong> rötlicherschienen. Große Staubmassen wurden von dem herannahendenWindstoß aufgewühlt. Es trat eine ungewöhnliche Dunkelheit einund dann brach <strong>der</strong> erste gewaltige Windstoß aus SW los, Bäumebrechend und Dächer nie<strong>der</strong>reißend. <strong>Die</strong>ser Orkan dauerte 10 Minuten.Dann erst setzte Regen ein, am nördlichen Rand <strong>der</strong> Bö, in Holstein,auch schwerer Hagel in Streifen von 1 bis 12 km Breite und etwa 70 kmLänge. In Holstein fielen allein 5 Millionen Kubikmeter Eis! ElektrischeEntladungen fanden nur an dem hinteren Teile des Böenbandesstatt, und zwar meist auch nur in wenigen Schlägen, so daß die Erscheinungnach dem gewöhnlichen <strong>Gewitter</strong>meldesystem nur schwerzu verfolgen gewesen wäre. Koppen stützt sich bei seinen Studienin erster Linie auf die Angabe von Eisenbahnern. Während auf <strong>der</strong>Vor<strong>der</strong>seite <strong>der</strong> Bö Temperaturen von über 30° herrschten, trat auf<strong>der</strong> Rückseite ein gewaltiger Temperatursturz auf 15° bis 17° ein.<strong>Die</strong> Isothermenkarte zeigt auf kurze Entfernung enorme Unterschiede.So hatte um 2 Uhr Neustadt in Holstein 26°, das kaum 40 km entfernteSegeberg dagegen nur 14°. Der schmale Zerstörungsgürtel zeigtekeinerlei Spuren von Wirbelbildung. Vielmehr waren alle gestürztenGegenstände in <strong>der</strong>selben Richtung gefallen. Aus <strong>der</strong> Beschreibungan den verschiedenen Orten geht <strong>der</strong> große Unterschied im Auftreten17 ) W. Koppen, Der <strong>Gewitter</strong>sturm vom 9. August 1881. Annalen <strong>der</strong> Hydrographieund maritimen Meteorologie 10, 596 u. 714 (1882).

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