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Vulkan- und Staubgewitter 101haben wir von den Zuckerstaubentzündungen. <strong>Die</strong> Ursache istzweifellos <strong>der</strong> feinste, überzerkleinerte Zuckerstaub. Versuche mitdiesem feinsten Staub zeigten, daß durch Reibung dieses Staubeseine ungeheure Elektrisierung eintritt. So konnten z. B. beim Wirbelnvon Zuckerluft mittelst Druckluft in einem isoliert aufgestellten MetallgefäßFunken von 1 cm Länge gezogen werden. Das entspricht einerSpannung von über 20000 Volt. Beim Ausblasen von Zuckerstaubluftdurch einen engen Spalt leuchtet die Luft im Dunklen stark. DurchReibung in einem dünnen Metallrohr ließ sich <strong>der</strong> Staub so elektrisieren,daß 1 g Staub 84000 elektrostatische Einheiten <strong>Elektrizität</strong> hatte,d. h. auf 1 g kamen 176 Billionen Elektronen. <strong>Die</strong> Explosion entstehtalso einzig und allein durch die Reibungselektrizität und kann nurdurch nasse Entstaubung verhin<strong>der</strong>t werden. So ein schwebendesStaubteilchen hat, wie ultramikroskopische Messungen ergeben haben,etwa die Größe 1(T" 7 cm. <strong>Die</strong>ser Staub ist als Aerosol in <strong>der</strong> Luftkolloidal gelöst (vgl. S. 50). Dabei überzieht sich nach Beyersdörferdas Teilchen, das in hohem Grade die Fähigkeit <strong>der</strong> Adsorption besitzt,mit einer Lufthaut, die vorwiegend aus Sauerstoff besteht. Das istkürzlich von Jaeckel experimentell nachgewiesen worden. Durchdiese Sauerstoffschicht wird natürlich die Entzündung außerordentlichbegünstigt.<strong>Die</strong>se Staubexplosionen können wir als Staubgewitter bezeichnen.Beyersdörfer und Kercher 124 ) haben kürzlich ein atmosphärischesStaubgewitter beschrieben, das Kercher in Süddeutschland beobachtete.In einer 30 m hoch emporgewirbelten Staubwolke erschienwährend eines <strong>Gewitter</strong>s oben ein flächenblitzartiger Feuerschein, <strong>der</strong>als Verbrennung des an dem feinen Staub gelagerten Sauerstoffs erklärtwird. Beyersdörfer und Kercher versuchen daraus eine allgemeineErklärung <strong>der</strong> <strong>Gewitter</strong>erscheinungen herzuleiten. <strong>Die</strong> Atmosphäreenthält bei <strong>Gewitter</strong>n vor allem zwei Aerosole kolloidal gelöst, dieflüssigen und festen Teilchen. Durch die heftigen Bewegungen im<strong>Gewitter</strong> werden diese Aerosole weit über ihre Kapazität hinaus aufgeladen,so daß ein Ausgleich durch sichtbare Entladungen erfolgt,bei schwächerer Überladung durch Flächenblitze, bei stärkerer durchLinienblitze.124 ) P. Beyersdörfer und F. Kercher, Über eine elektrische Entladung ineiner Straßenstaubwolke. Meteorol. Zeitschr. 39, 395 (1922).