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Rubrik <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYER1•Einleitung Einleitung Einleitung Einleitung Einleitung Einleitung Einleitung Einleitung2•Headline undHeadline3•Autor unter derHeadlineImmanuel - Gott mit unsEs kommt vor, dass Gott einen treuenDiener 4•Vorspann mit seiner Vorspann fühlbaren Vorspann Gnade VorspannVorspann Vorspann Vorspann VorspannVorspannhienieden Vorspann heimsucht, Vorspann VorspannVorspann als Lohn und zum Vorspann Vorspann VorspannVorspann VorspannZeichen, Vorspann dass Vorspann er mit ihm zufrieden ist.Plötzlich, ohne jede äußere Veranlassung,durchfluten da Ströme beseligendsterWonne das Herz des Überglücklichen;die Seele hat ein Meer unbeschreiblicherSeligkeit. Das ist ein ganz kleines Vorspieldessen, was die Menschenseele im Reichdes ewigen Lichtes einmal erwartet.Alle unsere Anmutungen und Vorsätze,alle unsere Schwierigkeiten undVersuchungen, alle unsere Kämpfe undLeiden, alle unsere Sorgen und Ängstelegen wir mit unermesslichem,unerschütterlichem Gottvertrauennieder in das Herz unseres Erlösers.Wenn Gott mit uns ist,wer ist dann gegen uns?Aus <strong>Rupert</strong> <strong>Mayer</strong>, Mein Kreuz will ich tragenTexte des Predigers von St. Michael,Schwabenverlag 1978Zum Geleit <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERLeben mit dem Licht der MenschenLiebe Freundinnenund Freunde im <strong>Cartell</strong><strong>Rupert</strong> <strong>Mayer</strong>,die festlichen Tage inMünchen liegen hinteruns. es war eine schöne,feierliche, hohe Zeit.Immer wieder und stetseindringlicher erfahreich unsere Begegnungen alssehr wesentlich. Es wird Ihnenauch so gehen: dass Gespräche inder Erinnerung bleiben, dass dieBegegnung mit längst vertrautenFreundinnen und Freunden anregendund förderlich ist. Ich selbst binimmer wieder in großer Erwartung:Mit wem ich in ein Gespräch eintretendarf, mit wem ich ein paarSchritte laufen kann, neben wemich in der Messe sitzen werde, dannbeim Festmahl, dann in abendlicherRunde.Diese Erwartung hat einen Einklangvon Hoffnung: dass wir katholischenChristen in unserem Lebennicht allein sind. Damit ist stetsein Sich-Ausrichten auf vor unsLiegendes, auf Kommendes verbunden.Damit ist verbunden, dass wirDr. Jürgen Fiedlerzugehen auf ein großesGeheimnis, auf dasgrößte Geheimnis: dassder HERR mit uns, inuns, bei uns ist alleTage.Und dies in dieser Zeit,in der wir das Geheimnisder Geburt Christi in eingroßes, hohes Fest hineinnehmen.Mögen wir alle, die wirim <strong>Cartell</strong> <strong>Rupert</strong> <strong>Mayer</strong> miteinanderverbunden sind, in dieser Hochzeitunseres Glaubens an die Treue unsbinden, die ER uns gibt.„In ihm war das Leben, und dasLeben war das Licht der Menschen.“In herzlicher VerbundenheitIhrJürgen Fiedler KapitelvorsitzerCRM Mitteilungen 4•2013 CRM Mitteilungen 4•2013


Inhalt <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERHerbstkapitel <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERTermine,Termine......zur Erinnerung:19.6.-21.6.2014<strong>Cartell</strong>versammlungin Nürnberg17.-18.10.2014Herbstkapitel in Berlin„Wo ist Gottes Raum“Hinweis der Redaktion:Präsenz in Farbe!Alle Informationen, auch alle Mitteilungshefte(im Internet ab jetzt mit farbigen Fotos)sind im Internet abrufbar unter:www.cartell-rupert-mayer.de/informationen/magazin/Wir freuen uns, wenn Sie viele Beiträge undFotos fürs nächste Heft per E-Mail senden:(Fotos möglichst als eigene Dateien)barjohkonny@gmx.deInhaltLebenszeichen:Immanuel – Gott mit uns.................................. 2Zum Geleit:Leben mit dem Licht der Menschen................. 3Herbstkapitel:Bericht Herbstkapitel in München................... 5Vortrag Ozankon: Toleranz und Identität....... 10Geistliches Leben:Im Advent......................................................... 24Homepage/Archiv:Dank an neue Homepagebetreiber................. 27Übergabe im Archiv ........................................27Aus den Regionen:Treffen der rheinischen Gilden....................... 28Das Geschehen in den Gilden:Köln: Drei-Königs-Gilde .............................. 29Nürnberg: Gesellschaft St. Sebald ................. 33Osnabrück: Carolus-Gilde................................ 49Stuttgart: Staufer-Gilde.................................... 50Weimar: Edith-Stein-Kreis............................... 53Gedenken an Verstorbene ............................. 54Impressum /Termine ............................................ 58Einladung <strong>Cartell</strong>versammlung....................... 59Buchbesprechung/-vorstellung:Anselm Grün – Gute Zeit für die Seele.......... 60Titelseite:Verkündigung – Altarbild InnenraumBürgersaal Oberkirche in München(Grablege von P. <strong>Rupert</strong> <strong>Mayer</strong> SJ)Bericht Herbstkapitel12./13.Okt. in MünchenVon den insgesamt 157 angemeldeten Teilnehmern konnten wir am Samstag149 begrüßen. Bei durchwachsenem kühlen Herbstwetter begann die Tagungpünktlich um 13.30 h im Säulensaal der Alten Münze, dem Sitz des Bayer.Landesamtes für Denkmalpflege.Nach der Begrüßung durch den Kapitelvorsitzer Dr. Fiedler, Schwerin und Prof.Fischer von der Gemeinschaft P. <strong>Rupert</strong> <strong>Mayer</strong> München überbrachte StadtratDr. Georg Kronawitter die offiziellen Grüße der Stadt München. Dabei erinnerteer auch an die Veränderungen in der Münchner Innenstadt: War 1948 bei derÜberführung der sterblichen Überreste unseres Namenspatrons das ZentrumMünchens von einer Hunderttausende fassenden Menschenansammlung gefüllt,prägen in der jetzigen Fußgängerzone, der angeblich teuersten EinkaufsmeileEuropas, zu bestimmten Einkaufstagen Heerscharen von Kauflustigen dasStadtbild.Prof. Dr. Ozankom, Gemeinschaft P. <strong>Rupert</strong> <strong>Mayer</strong> München behandelte in seinemFestvortrag das schwierige Verhältnis zwischen religiöser Toleranz undIdentität der eigenen Glaubensüberzeugung. Dabei zeigte er die Entwicklung desToleranzbegriffs im christlichen Abendland auf und ging auf das Verhältnis vorallem der monotheistischen Religionen zu den je anderen Weltanschauungenein.Gerade der von Papst Johannes Paul II. angestoßene Dialog zwischen denverschiedenen Religionen, der eingeforderte Respekt vor der Meinung desAndersgläubigen wird nach seinen Ausführungen auf katholischer Seite praktiziert.Eine entsprechende Verhaltensänderung der anderen Religionen wärewünschenwert und ist einzufordern. Als Lösungsweg empfahl er die schon inder Bibel und im Altertum geachtete Form der Gastfreundschaft als hohe ethischeVerpflichtung dem Gast, dem Fremden, dem Andersgläubigen gegenüber.Umrahmt wurde das Referat durch erfrischende Präsentationen des ViolinduosIna und Benedikt.Während die Delegierten zu ihrem Arbeitstreffen das vis-à-vis gelegene Platzl-Hotel aufsuchten, formierten sich 4 Gruppen zur Besichtigung der Schatzkammerder Residenz und weiterer Münchner Sehenswürdigkeiten. Freund Prof. Greiplals Hausherr des Bayer. Landesamtes für Denkmalpflege präsentierte sein Hausund dessen wechselvolle Geschichte. Frau Dr. Winkler führte durch den „Alten gCRM Mitteilungen 4•2013 CRM Mitteilungen 4•2013


Herbstkapitel <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERStimmung. Höhepunkt und Abschluß bildete schließlich die „<strong>Cartell</strong>er Wallfahrt“,die unser Freund Msgr. Spatschek gekonnt vortrug und alle zum Mitsingenanimierte.Impressionen vom Herbstkapitel in München – BesinnungReinhard Kardinal Marxim DomPeter“ im Stadtzentrum, die Asamkirche als hervorragendesBeispiel bayerischen Rokkokos und den Liebfrauendom.Den ausdauernden Interessierten konnte sie dann nocheinen Blick in die Kreuzkapelle von St. Michael gestatten,den Ort, an dem P. <strong>Rupert</strong> <strong>Mayer</strong> am Allerheiligentag 1945von einem Schlaganfall getroffen wurde, an dessen Folgener bald darauf verstarb.Simultan arbeiteten die Delegierten von 29 Gilden dasvom Kapitelvorsitzer Dr. Fiedler vorgelegte Programm ab.P. Kiechle, Provinzial der deutschen Jesuiten nahm daranteil und referierte im Arbeitskreis über Möglichkeiten derkünftigen Zusammenarbeit seines Ordens mit dem <strong>Cartell</strong>.Die Aufteilung der Sitzung in 3 Arbeitskreise funktioniertereibungslos; pünktlich nach 2 ½ Stunden wurden alleTeilnehmer zur Vorbereitung auf den Abend entlassen.In der Bürgersaalkirche gestaltete P. Linster zusammen mit seinem MitbruderP. Ralf Klein eine Andacht über dem Grab unseres Namenspatrons. Musikalischumrahmt wurde die Liturgie durch den Dreigesang der Geschwister Reitberger.Zum Bayerischen Abend im Hofbräuhaus war der Andrang so groß, daß nebendem „Emporensaal“ auch das „Münchner Zimmer“ die zahlreichen Gäste aufnehmenmußte. Freund Dr. Dominik Rahammer begrüßte humorvoll die Kapitelgästein seiner Heimatstadt München und schilderte die wechselvolle Geschichte desMünchner Hofbräuhauses. Die lebhaften Unterhaltungen wurden unterbrochen,als der Hauptgang der Speisenfolge, “Spanferkel flambiert“ vom Servicepersonalhereingebracht und im Saal tranchiert wurde. Die Stub‘n-Musi der GeschwisterReitberger, jetzt zu sechst sorgte mit Gesang und vielen Volksweisen für guteGeistlicher Höhepunkt am Sonntag war dasPontifikalamt im Liebfrauendom, das ErzbischofKardinal Marx zelebrierte. Unterstützt von 5 konzelebrierenden<strong>Cartell</strong>freunden brachte er schonin der statio seine persönliche Verbundenheit zum<strong>Cartell</strong> zum Ausdruck. In seiner Predigt regte erin Anlehnung an das Tagesevangelium im Jahrdes Glaubens zum Nachdenken an über deneigenen Glaubensweg mit der Frage: „Wo sind dieübrigen 9?“Die Verbundenheit von Kardinal Marx mit dem<strong>Cartell</strong> kam sodann nochmals in dem Empfangzum Ausdruck, den er in „seinem“ Palais Holnsteingab. Jeder Teilnehmer wurde begrüßt und persönlichangesprochen – ein ermutigendes Zeichenin Tagen, da in allen Medien wiederum viel übervermeintliches Fehlverhalten in der katholischenKirche berichtet wurde.Auf dem Spaziergang zum nahe gelegenenHotel Bayerischer Hof ließ sich die Sonne blicken:Nach dem Kälteeinbruch 3 Tage zuvor ein ermutigendesZeichen von Petrus. Unser harmonischesTreffen klang mit einem deftigen Weißwurst-Imbißim Palais-Keller aus.Freundinnen und Freunde in der GemeinschaftP. <strong>Rupert</strong> <strong>Mayer</strong>, die über Monate alle engagiertan der Vorbereitung des Herbstkapitels beteiligtwaren, hoffen, daß alle Teilnehmer angenehme underlebnisreiche Stunden in München verbringenkonnten und gut den teils weiten Weg nach Hausegemeistert haben. Die Münchner Freundinnenund Freunde danken für die rege Teilnahme! Wirfreuen uns auf ein Wiedersehen in Nürnberg.Prof. Dr. Dr. M. FischerVorsitz. Prof. Dr. Dr. Michael FischerP. Peter Linster SJCRM Mitteilungen 4•2013 CRM Mitteilungen 4•2013


Rubrik <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERHerbstkapitel <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERFestredner Prof. Dr. Dr. C. OzankonProf. Dr. Dr. Michael FischerKapitelsitzungImpressionen vom Herbstkapitel in München – GesprächeCRM Mitteilungen 4•2013 CRM Mitteilungen 4•2013


Herbstkapitel <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERToleranz und IdentitätChristlicher Glaube in den Differenzen religiöser Lebenswelten,Vortrag von Prof. Dr. Dr. Claude OzankomClaude Ozankom ist Professor für Fundamentaltheologie, Religionsphilosophie und Theologie derReligionen an der Universität Bonn. (Homepage von Prof. Ozankom an der Uni Bonn).Prof. Ozankom ist seit 1991 Mitglied der Gemeinschaft Pater <strong>Rupert</strong> <strong>Mayer</strong> e.V. zu München. Er ist dortauch Mitglied des Vorstands, in der Funktion des geistlichen Beirats.Liebe Freundinnen und Freunde im <strong>Cartell</strong> P. <strong>Rupert</strong> <strong>Mayer</strong>, verehrte Festgäste,als ich vor etwa 20 Jahren in die Gemeinschaft P. <strong>Rupert</strong> <strong>Mayer</strong>, damals nochchristliche Loge, hier in München aufgenommen wurde, war ich weit davon entfernt,daran zu denken, einmal vor dem erlauchten Kreis einer <strong>Cartell</strong>versammlungsprechen zu dürfen. Es ehrt mich und ich habe gerne dem Ansinnen unseresPräsidenten, Freund Prof. Dr. Fischer entsprochen.Nun zum Thema: Die Meldungen der letzten Tage und auch das, was unsheute in den Zeitungen vor Augen geführt wird, zeichnen ein Horrorbild anVerzweiflung, Tod und Gleichgültigkeit. Tausende von Menschen setzen ihr Lebenaufs Spiel, um ihre angestammte Heimat verlassen und Aufnahme im scheinbarenParadies „Europa“ finden zu können. Ich spreche von den Dramen, die sich vorden italienischen Küsten abspielen. Wir können vermuten, dass heute der Platzunseres verehrten Namensgebers an der Seite dieser Ärmsten wäre, so wie ja auchunser hl. Vater Papst Franzuiskus sich demonstrativ an die Seite der Flüchtendengestellt hat.Im Zuge all dieser nachhaltigen Migrationströme sowie globaler InformationsundKommunikationsmöglichkeiten ist damit die sozio-religiöse Landschaft inden westlichen Kulturräumen im Umbruch begriffen. Denn sorgte das Prinzip„cuius regio eius religio“ lange Zeit insofern für klare Verhältnisse, als einebestimmte Konfession oder Religion in einem Land oder Landesteil dominierte, sohat sich die Situation inzwischen grundlegend geändert. So muss das europäischeChristentum beispielsweise damit klar kommen, dass der Islam in ehemals katholischoder evangelisch geprägten Gebieten vorgedrungen ist und dass Minarettezum Erscheinungsbild mancher Städte gehören.Diese Situation stellt für Kirche und Theologie eine Herausforderung dar undruft nach adäquaten theologisch fundierten Lösungsansätzen für ein gelingendesMit- und Nebeneinander der multikulturellen und multireligiösen Gesellschaftender Welt. Wobei zu berücksichtigen ist, dass diese Welt vor unserer Haustür liegt.Der Theologie ist es vom Auftrag des Evangeliums her näher hin aufgegeben,Herbstkapitel <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERzuallererst der pluralen Verfasstheit heutiger Welt Rechnung zu tragen. DasMarkenzeichen der Signatur der Gegenwart sind Differenzen, deren entscheidendeBedeutung den Begriff Toleranz als zentrale Haltung und Umgangsform inmittenreligiöser Lebenswelten zunehmend in den Vordergrund gerückt hat. Darauserwächst zugleich die Frage: Wie können Menschen heute noch ihre christlicheIdentität artikulieren, ohne dass dies als unzulässige Missachtung andererreligiöser Identitäten und etwaiger Weltanschauungen gebrandmarkt und alsGefährdung des sozialen, politischen und kulturellen Friedens angesehen wird?Damit ist der Horizont meiner Ausführungen angegeben. Folgende Hauptschrittemarkieren den Gang der Überlegungen: 1. Pluralität als Signatur der Gegenwartund die kirchliche Reaktion; 2. Toleranz: Die umstrittene Aktualität einesBegriffs; 3. christliche Identität inmitten religiöser Lebenswelten; 4. Ausblick:Gastfreundschaft als Horizont.1. Pluralität als Signatur der Gegenwart und die kirchliche ReaktionDie faktische Pluralität der Wirklichkeit ist keine Neuerscheinung unseresmodernen Zeitalters, sondern gehört grundlegend zur Konstitution der geschaffenenWelt. Dies gilt auch für das Abendland: Das durch die Trias Athen, Romund Jerusalem vermittelte Bewusstsein der Einheit wurde aufs Ganze gesehenteuer erkauft und vermochte die grundsätzliche Pluriformität der europäischenWelt in kultureller und religiöser Hinsicht keineswegs zum Schweigen zu bringen.Gleichwohl gewinnt die Pluralität in unserem Verstehenshorizont insofern anAktualität und Relevanz, als die heute unter dem Stichwort „Globalisierung“subsumierte Entwicklung den Menschen den Sinn für Differenzen auf den unterschiedlichstenFeldern wie Kultur, Politik, Wirtschaft, Sport, Freizeit usw. auf einesignifikant neue Weise geschärft hat.Differenzen als Kennzeichen heutiger Welt betreffen selbstverständlich auchjenen Bereich, dessen diskursives Erschließen vornehme und ureigenste Aufgabeder Theologie ist, nämlich das Feld des Religiösen, auf dem konkurrierendereligiöse Sinnangebote im Wettstreit miteinander stehen und sich plurale religiöseLebenswelten nebeneinander etablieren. Diese Situation ruft zum einen nacheiner begründeten Einschätzung des religiösen Pluralismus und zum anderennach einer angemessenen Umgangsform mit ihm.Gilt der Blick zunächst einmal der ersten Fragerichtung, so kann in einer vorsichtigenAnnäherung herausgestellt werden, dass das Christentum im Allgemeinenund die Katholische Kirche im Besonderen den schwierigen Weg von einemGegeneinander zu einem Miteinander der Religionen der Welt in den letztenJahrzehnten vorgegeben und entschieden gegangen ist. Ich erinnere in diesemZusammenhang nur an die durch Papst Johanes Paul II ins Leben gerufene, g10 CRM Mitteilungen 4•2013 CRM Mitteilungen 4•201311


Herbstkapitel <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERHerbstkapitel <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERinterreligiöse Treffen in Assisi. Denn galt die Pluralität auf dem religiösen Feldin der Vergangenheit vielfach als Fehlentwicklung oder Mangel, so wird sieheute implizit als positiv bewertet, zumindest aber als „heilsgeschichtliches Muss“er- und anerkannt. Daraus erwächst die Möglichkeit, dieses neue Bewusstsein auchkirchenamtlich zu formulieren. So hält beispielsweise das Römische Dokument„Dialog und Verkündigung“ aus dem Jahre 1990 fest: „Die Anhänger andererReligionen antworten immer dann positiv auf Gottes Einladung und empfangensein Heil in Jesus Christus, wenn sie in ehrlicher Weise das in ihren religiösenTraditionen enthaltene Gute in die Tat umsetzen und dem Spruch ihres Gewissensfolgen. Dies gilt sogar für den Fall, dass sie Jesus Christus nicht als ihren Erlösererkennen oder anerkennen.“ 1 Mit dieser Aussage wird Klarheit über die Position derkatholischen Kirche gegenüber anderen Religionen geschaffen. Diese Religionenhaben demnach eine „Heilsbedeutsamkeit“ sui generis. Auf diese Weise rückendie nichtchristlichen Religionen letztlich in die Nähe der Bestimmung der Kirche,insofern als diese Religionen von Gott als Instrumente genutzt werden können,um Menschen, die seinen Sohn nicht kennen, den Weg zum Heil zu weisen.Im Hintergrund steht die sakramentale Bestimmung der Kirche des ZweitenVatikanischen Konzils. Grundlegend ist näher hin das „funktionale“ Verständnisder Kirche in Bezug auf das Reich Gottes. Konkret: Die Kirche steht in engemZusammenhang mit dem Reich Gottes, genauer: Sie ist vom Reich Gottes nichtzu trennen 2 , aber die Wirklichkeit des Reiches Gottes ist weiter als die Grenzender Kirche. 3 An der Wirklichkeit des Reiches Gottes haben die Anhänger andererReligionen teil, „insofern sie Werte des Evangeliums leben und für das Wirken desGeistes offen sind.“ 4 Allerdings handelt es sich sowohl innerhalb wie auch außerhalbder Kirche um eine nur anfängliche Verwirklichung des Reiches, die erst inder zukünftigen Welt zu ihrer vollen Verwirklichung kommen wird. Und solangedie Vollendung aussteht, ist nicht alles gut oder göttlich, was religiös ist. Dies giltnicht nur für die Kirche, sondern auch für die Religionen. Denn die Kirche unddie Religionen kennen die negativen Auswirkungen der Sünde. Diese Begrenztheit(durch die Sünde) kann auf zwei Ebenen kenntlich gemacht werden:Die erste Ebene ist die lebenspraktische. Hier erlebt der Mensch, dass er hinterdem zurückbleibt, was ihm durch das Heilsangebot Gottes verheißen ist. Dietheoretische Ebene verweist auf die begrenzte Gotteserkenntnis. Beides gilt gleichermaßenfür die Kirche und die Religionen der Welt. In erkenntnistheoretischer1 Dialog und Verkündigung, 29; 68. Vgl. dazu AG 3;9;11.2 Vgl. Nr. 34.3 Nach Nr. 35 besteht die Aufgabe der Kirche teilweise darin, „zu erkennen, dass dieses Reich auch außerhalb der Grenzen derKirche, wenn auch unvollständig, verwirklicht sein kann, z.B. in den Herzen der Anhänger anderer religiöser Traditionen.“4 Nr. 35.Hinsicht sind Kirche und Religionen gerade deswegen aneinander gebunden.Für die Begegnung mit den Angehörigen anderer religiöser Traditionen erweistsich die gegenseitige, kritische Herausforderung zwischen Kirche und Religionenals eine Möglichkeit zur Reinigung und zur Vervollkommnung im Hinblick aufdas Ziel, der Heilsgeschichte zu dienen: „Indem sie Zeugnis von den Werten desEvangeliums gibt, wirft sie für die(se) Religionen Fragen auf.Genauso mag sich die Kirche, insofern sie selbst den menschlichen Begrenzungenunterliegt, herausgefordert sehen“. 5 Diese Vorstellung gipfelt im Bild einer„gemeinsamen Pilgerschaft“ von Kirche und Religionen. Damit wird ein Motivaus den Richtlinien für den Dialog vom Ökumenischen Rat der Kirchen positivaufgegriffen, das da lautet: „… der Auftrag der Kirche erstreckt sich auf alle. Auchin Bezug auf die Religionen, denen sie angehören, kann die Kirche im Dialog eineprophetische Rolle erhalten“.Aus der Anerkenntnis einer „Heilsbedeutung“ sui genereis nichtchristlicherReligionen erwächst die Aufgabe, den interreligiösen Dialog aus christlicher Sichtzu begründen. Dies erfolgt aufs Ganze gesehen im Horizont heilsgeschichtlicher,gnadentheologischer und ekklesiologischer Erwägungen: Ausgangspunkt ist dieGottesebenbildlichkeit, zu der der Mensch erschaffen wurde, deren ZielursacheJesus Christus ist, dessen Auferstehung als universalgeschichtliches Ereignis dieRettung und die Vollendung allen menschliches Lebens verheißt. 6 Daraus folgt:Es gibt nur „eine Heilsgeschichte für die ganze Menschheit.“ 7D.h.: Die ganze Menschheit ist von einem einzigen Heilsplan umfasst, dessen„Mitte“ Jesus Christus ist, der sich gleichsam mit jedem Menschen verbunden hat. 8Somit haben „alle erlösten Menschen, wenngleich in Verschiedenheit, dennochan dem einen und selben Geheimnis der Erlösung in Jesus Christus durch denHeiligen Geist teil.“ 9 Demnach ist die Heilsteilhabe auf je eigene Weise durch dieanderen Religionen vermittelt, weil deren Werte „Wirkungen“ und „Elemente derGnade Gottes“, „Spuren der Gnade“ sind, „die die Antwort ihrer Anhänger aufGottes Anruf“ 10 unterstützen.Auf diesem Hintergrund erweist sich Dialog und Zusammenarbeit mit den Anhängernanderer religiöser Traditionen für die Kirche sogar als eine Notwendigkeit.Die Grundlage für einen christlich verantwortbaren interreligiösen Dialog ist demnachnicht allein oder in erster Linie anthropologischer Art, sondern von theologischemCharakter. Denn durch den interreligiösen Dialog lässt sich die Kirche in dasHandeln Gottes selbst hinein nehmen. Dahinter steht folgender Gedankengang: g5 Nr. 79.6 Vgl. GS 22.7 Nr. 19.8 Vgl. Nr. 28.9 Nr. 29.10 Nr. 30.12 CRM Mitteilungen 4•2013 CRM Mitteilungen 4•201313


Herbstkapitel <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERHerbstkapitel <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERGott schenkte und schenkt der Menschheit durch die Jahrhunderte hindurchin einem immer währenden Dialog sein Heil. Im Vertrauen auf dieses HandelnGottes muss auch die Kirche in den Heilsdialog mit allen Menschen treten. Indiesem Heilsdialog sind Christen und Nicht-Christen dazu eingeladen, letztlichihren religiösen Einsatz zu vertiefen und auf Gottes persönlichen Anruf zu antworten.Die Zielperspektive ist damit nichts Anderes als eine tiefere Bekehrungzu Gott hin. 11 Das bedeutet aber: die Auseinandersetzung mit anderen religiösenTraditionen gehört konstitutiv zur Identität des christlichen Bekenntnisses. Dennda die Menschheitsgeschichte vor Gott eine gemeinsame ist, wird jeder Ort dieserGeschichte zum Ort einer möglichen Gotteserfahrung und Gotteserkenntnis.2. Toleranz: Die umstrittene Aktualität eines BegriffsIm Zusammenhang mit diesem positiv konnotierten Diskurs über denUmgang mit den Differenzen heutiger religiöser Lebenswelten tritt der BegriffToleranz zunehmend in den Vordergrund. Dabei wird Toleranz sogar zur zentralenUmgangsform für die lebensnotwendige Kohäsion in den pluralistischenGesellschaften heutiger Welt hochstilisiert, wie dies u.a. 1995 durch das von derUNESCO propagierte Jahr der Toleranz medienwirksam kommuniziert wurde. 12Heinrich Schmidinger erklärt daher: „Ohne Toleranz könnte keine moderneGesellschaft, die durch Multikulturalität und Multireligiosität gekennzeichnet ist,existieren. Je kleiner die Welt wird und je mehr die Menschen miteinander kommunizieren,umso wichtiger wird diese Haltung. Durch sie werden Andersdenkendenicht nur geduldet, sondern als Gleichberechtigte anerkannt.“ 13Angesichts der Hochkonjunktur des Begriffes „Toleranz“ ist es aber bemerkenswert:Toleranz ist begrifflich nicht eindeutig bestimmt. 14 So wird beispielsweiseein Erziehungskonzept, nach dem Kinder tun und lassen können, was sie wollen,als tolerant bezeichnet. So wie umgekehrt jemand, der fremde Überzeugungen ausguten Gründen als falsch kritisiert, wird kurzerhand als intolerant abgestempelt11 Vgl. Nr. 40–41.12 Vgl. dazu Traugott Schöfthalter, Prinzipien der Toleranz – eine Deklaration der Unesco, in: Alois Wierlacher (Hg.),Kulturthema Toleranz, München 1996, 673–682.13 Heinrich Schmidinger (Hg.), Identität und Toleranz, Innsbruck 2003, 7. Vgl. dazu Rainer Forst, Toleranz in Konflikt. Geschichte,Gehalt und Gegenwart eines umstrittenen Begriffs, Frankfurt a. M. 2003 (Klapptext): „Der Begriff Toleranz spielt in pluralistischenGesellschaften eine zentrale Rolle, denn er bezeichnet eine Haltung, die den Wi-derstreit von Überzeugungen und Praktikenbestehen lässt und zugleich entschärft, indem sie auf Gründen für ein Miteinander im Konflikt, im weiterhin bestehenden Dissens,beruht“. Ähnlich hält auch Otfried Höffe die Toleranz sowohl in ihrer institutionellen wie auch in ihrer persönlichen Gestalt alsAntwort „auf die Herausforderung des Pluralismus“ (Otfried Höffe, Toleranz. Zur politischen Legitimation der Moderne, in: RainerForst, Hg., Toleranz. Philosophische Grundlagen und gesellschaftliche Praxis einer umstrittenen Tugend. Frankfurt a. M. 2000, 669.14 Vgl. Forst, Toleranz (Anm. 13), 13: „Sowohl in der Geschichte des Begriffs als auch in der Gegenwart ist die Bedeutung von Toleranznicht nur unklar, sondern zutiefst umstritten. Vgl. dazu auch ders., ebd. (Klapptext): „Ein kritischer Blick auf die Geschichte undGegenwart des Begriffs macht jedoch deutlich, dass dieser nach wie vor in seinem Gehalt und seiner Bewertung zutiefst umstrittenist und somit selbst im Konflikt steht: Für die einen war und ist Toleranz ein Ausdruck gegenseitiger Respekt trotz tiefgreifenderUnterschiede, für die anderen eine herablassende, potenziell repressive Einstellung und Praxis.“wird. Die Liste ähnlicher Beispiele lässt sich problemlos fortführen. Angesichtsdieser „Sprachverwirrung“ stellt sich nun die Aufgabe, den Begriff Toleranzunter besonderer Berücksichtigung der wissensgeschichtlichen Grundlegung derToleranzforderung inhaltlich zu präzisieren 15 , bevor eine Verhältnisbestimmungvon Identität und Toleranz auf die Differenzen heutiger religiöser Lebensweltenhin näher beleuchtet werden kann.Erkenntnisleitend ist dabei zum einen die Frage nach der Begründung fürdie Forderung nach Toleranz und zum anderen die Frage nach den Grenzen dergeforderten Toleranz. Damit ist eine Perspektive gewählt, die den Toleranzgedankenprimär im institutionellen Bereich, genauer: im Sinne der Umgangsformender Machtinstanzen mit den Religionen und Weltanschauungen verortet. 16 Gleichwohlwird die personale Ebene nicht ausgeblendet, sofern es bei der Toleranzimmer auch um die je persönliche Haltung gegen Andersdenkende und -glaubendegeht. 17Wie ist das zu verstehen?Eine systematische Begriffspräzisierung vor dem Hintergrund einer Rekonstruktionder Argumente für die Toleranz und ihrer markanten Praktiken ist aufschlussreich.Tatsächlich zeigt der Blick in die Geschichte, dass das Thema Toleranz, obwohlnachweislich erst in der europäischen Neuzeit (hier besonders im Zusammenhangmit der Aufklärung) diskursiv greifbar geworden, so alt ist wie die Menschheitselbst und keineswegs auf diese oder jene Epoche der Geschichte oder gar aufeinen bestimmten Kulturraum beschränkt werden kann. 18 Denn solange es etwaReligion gibt, so lange stellt sich auch schon die Frage nach einer angemessenenUmgangsform mit Andersgläubigen. 19 Es nimmt daher nicht Wunder, dass dasPhänomen Toleranz bzw. Intoleranz keine unbekannte Größe für die Antike g15 Vgl. hierzu Hans R. Guggisberg (Hg.), Religiöse Toleranz. Dokumente zur Geschichte einer Forderung, Stuttgart/Bad Cannstatt 1984.16 Diese Perspektive hat vornehmlich die politische Praxis im Blick. Dies schließt die Religionen insofern ein, als diese in ihrer Lehreund Praxis Relevanz für die doppelte Frage nach der Begründung und den Grenzen der Toleranz haben können. Konkret:Religionen können die Toleranzforderung eines Staates akzeptieren oder zuwiderlaufen. Ebenso können Religionen im Verhältniszueinander die staatlicherseits geforderte Toleranz nur soweit zulassen als dies die Interessen und Überzeugungen der eigenenReligionsgemeinschaft nicht gefährdet. Dass letztere zu aggressiv ausgetragenen Konflikten führen kann, zeigt u.a. die Geschichteder Religionskriege in Europa, die den Frieden nicht nur innerhalb eines Staates, sondern auch zwischen den Staaten zerstörte. Vondiesem Hintergrund macht es Sinn, „von Toleranz bzw. Intoleranz“ einer Religion zu sprechen, nämlich insofern ihre Einstellungund ihr Verhalten gegenüber anderen religiösen und weltanschaulichen Gruppierungen der staatlichen Toleranzmaxime und demFrieden in und zwischen den Staaten zuwiderläuft oder nicht“. Vgl. Perry Schmidt-Leukel, Ist das Christentum notwendigintolerant?, in: ders. (Hg.), Berechtigte Hoffnung. Über die Möglichkeit, vernünftig und zugleich Christ zu sein, Paderborn 1995,249–273; hier 251.17 Vgl. O. Höffe, Toleranz. Zur politischen Legitimation der Moderne (Anm. 13), 669.18 Vgl. hierzu O. Höffe, Toleranz in Zeiten interkultureller Konflikte, in: Christian Augustin/Johannes Wienand, Christiane Winkler(Hg.), Religiöser Pluralismus und Toleranz in Europa. Wiesbaden 2006, 84-101, 90: „Viele halten die Toleranz für eine Erfindungder Neuzeit. Tatsächlich gibt es nicht bloß die genannten weit älteren, vor allem polytheistischen Beispiele“. Vgl. dazu auchWolfgang Speyer, Toleranz und Intoleranz in der Alten Kirche, in: Ingo Broer / Richard Schütter (Hg.), Christentum und Toleranz,Darmstadt 1996, 83–106, hier 85.19 Vgl. dazu Albert Hartmann, Toleranz und christlicher Glaube, Frankfurt/M. 1955, 9.14 CRM Mitteilungen 4•2013 CRM Mitteilungen 4•201315


Herbstkapitel <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERHerbstkapitel <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERdarstellt, obgleich der Terminus nicht vor Cicero überliefert ist. Das Besondere indiesem Kontext: Toleranz ist eine Tugend, die nicht das Verhältnis zum anderenoder zur Autorität beschreibt, sondern primär auf das Verhältnis des Menschenzu sich selbst verstanden wird und zwar als Vorbedingung zu einem würdevollenVerhalten. So gesehen meint Toleranz „ein Ertragenkönnen, ein Aushalten, eineStandfestigkeit, die von innerer Stärke zeugt.“ 20Dank des durch die Stoa geprägten Verständnisses als Ertragen von Leidenfindet der Terminus tolerantia Eingang in manche lateinische Übersetzungen derBibel. 21 Dabei kommt in erster Linie die Geduld der Gläubigen in den Blick, in derZuversicht das Wort Gottes zu hören und selber Frucht zu bringen. Zugleich wirdToleranz im Sinne von „innerer Festigkeit und Geduld“ auch auf das Verhaltenzu den Anderen geöffnet und als „Duldsamkeit“ verstanden. 22 Diese doppelteAusrichtung lässt sich sodann bei den Apologeten beobachten, insofern tolerantiahier sowohl die Hinnahme des Unabänderlichen im Vertrauen auf das Reich Gotteswie auch die Duldsamkeit gegenüber Anderen ausgelegt wird. 23 Infolgedessenerhält Toleranz neben einer primär subjektiven Dimension auch einen intersubjektivenSinn. Letzteres markiert das eigentliche Problem der Toleranz und ruftzugleich nach ihrer Begründung.Die Argumente, die die in diesem Zusammenhang wesentlich sind, können auf einVierfaches zusammengefasst werden:20 Forst, Toleranz in Konflikt (Anm. 13), 54.21 Das griechische Wort hierfür ist hypomone.22 Die Fehler der Anderen aus Liebe zu ertragen.23 Eine bemerkenswerte Veränderung findet hiermit statt: „Das Erdulden von Schmerz und Ungerechtigkeit, das in der Stoa Zeichenvon Stärke und Selbstbeherrschung ist, wird nun zum Zeichen der unbedingten Zuversicht und der Stärke des Glaubens. Vgl. Forst,Toleranz im Konflikt (Anm. 13), 57.24 Vgl. u.a. Schmidt-Leukel, Ist das Christentum notwendig intolerant? (Anm. 16), 251–255.Erstens hat die weltliche Macht vor dem Hintergrund der „Zwei-Reiche-Lehre“keine Autorität in Religionsfragen. Zweitens ist Zwang in religiösen Angelegenheitenillegitim. Drittens ist Zwang nutzlos im Bezug auf Religion. Und viertens:Allgemeine Toleranz ist möglich, da sich die Religionen aufgrund ihrer Ausrichtungauf innere Überzeugungen und ihren Kultus nicht gegenseitig schaden.Freilich ändert sich die Situation, als das Christentum zur Staatsreligion erhobenwird, womit eine Entwicklung hin zu einer allumfassenden religiös-politischenEinheit in Gang gesetzt wird, bei der die zuvor formulierte Forderung letztlichaus dem Blick gerät. Die größte Herausforderung der Kirche dieser Zeit stellt wohldie Frage nach dem Umgang mit den Häretikern (und Schismatikern) dar. Ihnengegenüber wird keine Toleranz geübt, weil durch sie die Wahrheit (und als Korrelatdazu das Heil) in Frage gestellt ist. 24 Eine Kostprobe hierzu gibt einer der wirkungsgeschichtlichrepräsentativsten Toleranzdiskurse dieser Zeit, die „Summatheologiae“ des Thomas von Aquin.Der Aquinate unterscheidet drei Arten von Unglaube: Den der Heiden, der Judenund der Häretiker. Letzterer stellt nach seiner Einschätzung die schwerste Sündedar, weil dies „dem Bruch eines gegebenen Versprechens gleichkommt“. Dabeihilft der Rekurs auf das Gewissen wenig. Denn „dem Gewissen darf man nurfolgen, wenn es der göttlichen Wahrheit nicht widerstreitet.“ 25 Damit erweist sichder Toleranzdiskurs des Mittelalters als zutiefst ambivalent. Zum einen kann esechter Glauben nur als frei gewählter Akt geben. In diesem Sinne werden aucherzwungene Taufen verboten (Toleranz nach außen). 26 Zum anderen werdenZwangsmaßnahmen für Häretiker und Schismatiker gefordert und legitimiert (=imInneren des Christlichen gibt es keinen Raum für Toleranz).Eine signifikante Veränderung der Rahmenbedingungen hinsichtlich desToleranzdiskurses erfolgt sodann im Zeitalter des Humanismus und derReformation durch das Infragestellen und Auflösen der mittelalterlichen Ordnung.Kennzeichnend für die Toleranzbegründung des Humanismus ist die Auffassung,wonach Toleranz jene Einheit dokumentiert, die durch Gottes Ratschluss denMenschen vor allen Unterscheidungen zuteil geworden ist. Blickt man nun aufMartin Luther, so erweisen sich die „topoi“ Gewissen und Lehre von den zweiReichen als besonders bedeutsam. Dabei zeigt sich: Das Gewissen ist bei Lutherkein Ausdruck des religiösen Subjektivismus, sondern es ist das Werk Gottes.Dieses Verständnis des Gewissens führt in Verbindung mit der Zwei-Reiche-Lehrezu einer Begründung der Toleranz, die keineswegs ein Abrücken vom Evangeliumbedeutet. Genauer: Gewissensfreiheit wird als Freiheit vom Glaubenszwanggedeutet, schließt aber Kultfreiheit nicht mehr ein.Die entscheidende, wirkmächtigste Rolle bei der Entwicklung und Begründungdieses Diskurses spielt die europäische Aufklärung. Zentrale Merkmale dieserAuseinandersetzung mit der Toleranz sind aufs Ganze gesehen zum einendie Idee einer natürlichen Religion mit dem Ziel der Überwindung religiösdogmatischerIntoleranz und zum anderen die Forderung und Durchsetzung derReligionsfreiheit. Dabei wird eine Hermeneutik der Pluralität zugrunde gelegt,die Konfessionen, Kulte und Religionen als historisch und kulturell bedingtesHervorbringungen des Menschen qualifiziert. Die Folge: die Relativierung allerreligiösen Wahrheitsansprüche.g25 Thomas tritt für die Duldung der Riten der Heiden und der Juden ein; gegen Häretiker aber verlangt er sogar die Todesstrafe!Vgl. Sth IIa–IIae, q. 10 art. 8.26 Vgl. Dazu das „Decretum Gratiani“ (1150).16 CRM Mitteilungen 4•2013 CRM Mitteilungen 4•201317


Herbstkapitel <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERHerbstkapitel <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERFür den Toleranzdiskurs der deutschen Aufklärung gilt Lessings Parabel von dendrei Ringen als das berühmteste Beispiel. Bedeutsam für unseren Zusammenhangist die Lösung, die darin vorgestellt wird. Sie besagt, dass der Wettstreit zwischenden drei Söhnen bestehen bleiben soll, nur soll es ein positiver Wettstreit umdie moralisch beste und vernünftigste Religion sein: ein Wettstreit um Toleranzalso. So gesehen stellt die Ringparabel einen Versuch dar, die Partikularität vonReligion und Glaube mit der Universalität einer gemeinsamen Basis in einem Gottund einer allgemeinen, menschlichen Moral zu verbinden. Aus der fundamentalenEinheit aller Menschen als Kinder Gottes erwächst Toleranz.Einen besonderen Akzent in den Toleranzdiskurs der Aufklärung bringt derAnsatz Kants. Dabei ist zunächst darauf zu verweisen, dass es keine spezifische„Toleranzschrift“ bei Kant gibt. Gleichwohl durchzieht das Thema sein ganzesWerk. Besondere Aufmerksamkeit verdient hierbei sein Ansatz der Rationalisierungder Moral, in dem er den Gedanken einer autonomen Moral entwickelt. Zwarmacht der moralphilosophische Rahmen deutlich, dass Kant Toleranz in ersterLinie aus moralischen Gründen fordert. Gleichzeitig speist sich diese Forderungaber auch aus dem Grundsatz der Vernunftreligion, die sich auf vernünftigemWege, d.h. ohne Zwang durchsetzen soll. Kant interpretiert den moralischenRechtfertigungsgrundsatz bei Lichte besehen politisch. Damit überträgt er denToleranzdiskurs von der individuellen auf die politische Ebene. Auf diese Weisegilt der Fokus im Toleranzdiskurs nicht länger den religiösen Differenzen, sondernwird auf alle sozio-politischen Realitäten erweitert.Mit dieser Hervorhebung der politischen Dimension ist die Rekonstruktion derBegründung des Toleranzdiskurses zu einem vorläufigen Ende gebracht.Daraus ergibt sich nun die Aufgabe einer Präzisierung des Toleranzbegriffshinsichtlich seiner argumentativen Relevanz für die Frage nach dem Ort und derSprachfähigkeit der christlichen Identität angesichts der Pluralität heutiger religiöserLebenswelten. Dabei ist festzuhalten: Der Begriff Toleranz ist falsch verstanden,wenn damit eine Haltung der Indifferenz bezeichnet wird. Denn: Zum BegriffToleranz gehört gleichursprünglich so etwas wie eine „Differenzkompetenz“, ohnedie es keine Toleranz geben kann. Näher hin geht es bei der Toleranz um einenschwierigen Balanceakt zwischen Akzeptanz und begründeter Zurückweisung.Damit ist der schmale Grat zwischen Festhalten an eigenen Überzeugungen beigleichzeitiger Respektierung fremder Auffassungen, zwischen Festhalten an dereigenen Identität und intolerantem Bekämpfen oder Indifferenz gegenüber anderenIdentitäten gemeint. 27 Schließlich ist Toleranz ist die Fähigkeit, WahrheitsundGeltungsansprüche so zu vertreten, dass das Gegenüber weder faktisch nochintentionaliter nicht getilgt wird. So gesehen ist Toleranz nichts Abgeleitetes,sondern stellt einen besonderen Gestus dar, der der Pluralität inhärent ist. Zu ihrgehört daher:Erstens Differenzen deutlich wahrzunehmen und zu formulieren;zweitens dennoch Gründen Rechnung zu tragen, die gegen eine UnterdrückungAndersdenkender sprechen.Auf diese Weise wird die Toleranz zu einem Akt der Freiheit und der innerenStärke. Zu einer solchen Toleranz bedarf es eines gesunden, sicherenSelbstbewusstseins und Identitätsdenkens sowie der Fähigkeit, kontextgerechtGründe zu benennen und danach zu handeln. Die Konsequenz: Dort, „wo Gründefür eine Zurückweisung, also für die Grenzen der Toleranz vorliegen, noch tolerantzu sein, wäre eine Toleranz aus Feigheit“. 28 Dies gilt prinzipiell sowohl für densubjektiven wie auch für den institutionellen Bereich. Auf beiden Ebenen reichtdie Frage nach der Toleranz selbstverständlich in die Dimension des Religiösenhinein. Vor diesem Hintergrund stellt sich nun die Frage: Wie kann christlicheIdentität inmitten der Differenzen heutiger religiöser Lebenswelten artikuliert werden?Genauer: Ist christliche Identität angesichts einer auch in religiöser Hinsichtpluralen Welt toleranzfähig?3. Christliche Identität inmitten religiöser LebensweltenSo wichtig es ist, die oben formulierte Frage zu stellen, so schwierig ist esauch, sie in angemessener Weise zu beantworten. Zunächst gilt es wahrzunehmen,dass das Christentum im Kontext heutiger pluralistischer Wirklichkeitsauffassunguns als eine Religion neben anderen begegnet. In diesem Sinne wirkt die christlicheIdentität nicht nur in die Differenzen religiöser bzw. weltanschaulicherLebenswelten hinein, sondern sie ist auch aus diesen Diskursen mit-generiert undist ohne diesen Bezug nicht mehr zu begreifen. Die Antwort auf die damit gestellteHerausforderung bewegt sich theologisch auf zwei miteinander verbundenenEbenen: Zum einen geht es um klare Bezugspunkte oder Erken-nungsmerkmale,die die christliche Identität formulieren. Zum anderen werden zugleich Sensibilitätund Offenheit für die Differenz von Eigenem und Fremdem vorausgesetzt, die dazubefähigen, den Sinngehalt des Fremden mit Verständnis in das eigene Verstehenaufzunehmen. Damit ist zugleich die Not angesprochen, Gott auf verschiedene,auch anonyme Weise zur Sprache zu bringen.Nun steht christlich gesehen eine historische Gestalt am Anfang und imZentrum: Jesus von Nazareth, der nach eigenem Selbstverständnis zum Heil derWelt gestorben und auferstanden ist, in seinem Geist in der Gemeinschaft derGläubigen anwesend und erfahrbar ist und einen unaufgebbaren existentiellen g27 Vgl. Forst, Toleranz im Konflikt (Anm. 13), 512. 28 Ebd., 513.18 CRM Mitteilungen 4•2013 CRM Mitteilungen 4•201319


Herbstkapitel <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERHerbstkapitel <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERAnspruch erhebt. In diesem Sinne ist das personale Prinzip „das ursprüngliche unddas zentrale christliche Identitätsprinzip. Die Zentralität des personalen Prinzipsstellt jenen wesentlichen Boden dar 29 , vermittels dessen die christliche Identitätangesichts drängender Probleme und neuer Kontexte immer wieder buchstabiertworden ist. Erkenntnisleitend bleibt dabei eine Einsicht, die H. Merklein wie folgtformuliert hat: „Jesus als Prinzip und Ereignis ist größer als jede christologischeAussage.“ 30 Damit ist ein Ansatzpunkt gefunden, der den Zusammenhang zwischenchristlicher Identität und religiösen Differenzen insofern zu markieren vermag,als hier deutlich wird, dass Interpretationsmodelle des Christlichen „geradein ihren Grenzen und Stärken den Geheimnischarakter aller Gottesrede in sichaustragen.“ 31Diese Erkenntnis kontrastiert mit dem Befund, dass das denkerische Erschließen derreligiös-weltanschaulichen Differenzen in der Zeit vor dem Zweiten VatikanischenKonzil grundsätzlich unter pluralismus- bzw. modernitätsfeindlichen Vorzeichenerfolgte. 32 Demgegenüber wird das Zweite Vatikanische Konzil aufmerksamauf Pluralität als „Signum“ der Gegenwart, erhebt die Pluralitätsfähigkeit zurkirchlich-theologischen Schlüsselkompetenz der Zukunft und entwickelt eineSensibilität für die Differenz, die „die eigene Identität nicht länger statisch undungebrochen erscheinen lässt.“ 33Obwohl dieser Verstehenshorizont im Grunde für das gesamte Konzil maßgeblichist, sind zwei Dokumente für unseren Zusammenhang besonders bedeutsam:Zum einen die Erklärung über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichenReligionen „Nostra Aetate“ und zum anderen die Erklärung über dieReligionsfreiheit „Dignitatis Humanae“.Beide Texte stellen, zusammen mit den einschlägigen SchuldbekenntnissenPapst Johannes Pauls II. klar, dass sich die katholische Kirche nicht länger zumexklusiven Kriterium von Heil erhebt. Vielmehr macht die Kirche deutlich, dasssie sich ohne Beziehung auf die anderen religiösen Traditionen (und moderneWeltanschauungen) nicht verstehen und ihrem Auftrag in der Welt nicht entsprechendRechnung tragen kann. Damit betritt die Kirche neues Terrain mit demZiel, Sprachbarrieren zu überwinden und einen Dialog mit der modernen Welt zu29 Dies lässt sich vorzüglich paradigmatisch – nicht legitimatorisch – am Beispiel der Alten Kirche nachzeichnen. Näherhin kannaufgezeigt werden, wie sehr „eine starke Identitätslogik“ zu systemischen und doktrinären „Erstarrungen“ führt, wobeiKritikpotential übermäßig eingeschränkt und „dialogische Offenheit nach innen wie nach außen an Kraft verliert. Vgl. G. M. Hoff,Die prekäre Identität des Christlichen, 251.30 Helmut Merklein, Die Auferweckung Jesu und die Anfänge der Christologie (Messias bzw. Sohn Gottes und Menschensohn), in:ders., Studien zu Jesus und Paulus, Tübingen 1987, 221–246; hier 246.31 G.M. Hoff, Die prekäre Identität des Christlichen, 237.32 In diesem Sinne hält E. Poulat fest: „Es ist allgemein bekannt und ein Gemeinplatz, dass die Kirche die Moderne zumindest bis zumZweiten Vatikanischen Konzil mit unerbittlicher Härte verdammt und verworfen hat“. Vgl. Emile Poulat, Katholizismus undModerne. Ein Prozeß wechselseitigen Ausschlusses, in: Conc (D) 29 (1992) 460–464; hier 460.33 G. M Hoff, Die prekäre Identität des Christlichen, 318.initiieren. Dies geschieht aufs Ganze gesehen unter folgenden Vorgaben:• Suche nach Spuren der prima facies verborgenen Anwesenheit Gottes in denanderen Religionen (NA 2);• Freiheit und Gewissen werden zu theologischen Schlüsselbegriffen erhoben. Vordiesem Hintergrund lässt sich die Kirche auf die Pluralität der religiös-weltanschaulichenSprachen ein, um in ihnen die Wahrheit tiefer erfassen zu können.• Wahrnehmen des universellen Heilswillens Gottes in den anderen Religionen,denen „eine gewisse Wahrnehmung jener verborgenen Macht“ (NA 1), die letztlichGott ist, zuerkannt wird.• Schließlich: Anerkennung der Religionsfreiheit (die nach J. Ratzinger einemepochalen Traditionsbruch gleichkommt 34 ).Auf dieser Grundlage wird es der Kirche möglich, die verschiedenen Wege alsvon Gott her gewollt und berechtigt anzusehen, die aber in den einen Heilswegmünden, der in Jesus Christus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen, gründet.Damit ist eine positive Einstellung zur religiösen Vielfalt der Welt gegeben, in derdie Kirche ihren Platz einzunehmen hat. Vor dem Hintergrund der Bereitschaft,die christliche Botschaft im Horizont differenter religiös-weltanschaulicherErfahrungen zu reflektieren und von ihnen zu lernen 35 , wird die Toleranz im Raumder Kirche erneut sprachfähig.Mehr noch: Der Duktus der Texte des Konzils legt nicht nur Toleranz nahe. Vielmehrereignet sich nun eine Bewegung hin zur Würdigung und Wertschätzung der religiösenVielfalt, womit eine wirkliche Verwurzelung des christlichen Glaubensin den heute radikalpluralistischen Gesellschaften möglich wird. Mit dieserHermeneutik der Reflektion der christlichen Botschaft im Zeichen der Differenzenhat das Zweite Vatikanische Konzil den Weg gewiesen, der in der nachkonziliarenTheologie vielfach fortgeführt wurde. Das Bemerkenswerte: Dieses Zugehen aufdie anderen Religionen droht zu einem einseitigen Unternehmen zu degenerieren.Konkret: Der vielerorts zu vernehmende Ruf nach Toleranz (und Dialog) scheintnur dem Christentum zu gelten, dem umgekehrt Zeichen konkreter Toleranzoder Wertschätzung vielfach versagt bleiben. Der Exodus tausender Christen ausdem nahen Osten als Folge massiver Unterdrückung und Verfolgung mag einberedtes Beispiel hierfür sein. Für den Fortgang eines gedeihlichen Miteinandersder Religionsgemeinschaften wird vieles daher auch davon abhängen, wie sehres den nicht-christlichen Religionen gelingt, auf das Christentum einzugehen.Insofern können andere Religionen durchaus vom Christentum lernen, nämlichden Mut aufzubringen, sich ebenfalls auf den schweren Weg zur Toleranz undWertschätzung anderen, sprich dem Christentum gegenüber, aufzumachen. g34 Vgl. Joseph Ratzinger, Die letzte Sitzungsperiode des Konzils, Köln 1966, 24.35 Vgl. DH 3.20CRM Mitteilungen 4•2013 CRM Mitteilungen 4•2013 21


Herbstkapitel <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERHerbstkapitel <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYER4. Ausblick: Gastfreundschaft als HorizontMeiner Einschätzung nach kann die Frage: „Wie lässt sich christliche Identitätangesichts der Differenzen religiöser Lebenswelten artikulieren“ umso mehr anGesellschaftsrelevanz gewinnen, je mehr es gelingt, eine Kongruenz zwischenTheorie und Praxis herzustellen. Hierzu schlage ich eine Theorie und Praxis christlicherdifferenzkompetenter Religionstheologie vor, die sich an der Gastfreundschaftorientiert. Erkenntnisleitend ist: Bei der Gastfreundschaft handelt es sich um eineInstitution, welche nahezu in allen sozio-religiösen Traditionen der Welt belegt ist.Denn Gastfreundschaft ist zuallererst existentielle Begegnung und kann als solchedie Zumutung der Differenz in die Religionstheologie treiben. Ja, Gastfreundschafttransportiert die Erfahrung, dass der Empfänger nie für sich allein, sondern nurin seinem Verhältnis zum Anderen, Fremden begriffen werden kann. So gesehenist Gastfreundschaft keine Konstitutions- sondern eine Relationskategorie nachzwei Seiten: Gastgeber und Gast werden in ein Relationsverhältnis eingespannt.Eine Relation, in der die Spannung von Identität und Toleranz je wechselseitigaufrecht erhalten bleibt und darin gerade das konstituiert, worin es mitgeht: Gastfreundschaft, wo der Eigenladene, der Xenos, gerade als Fremder zumeinem Gast wird. Bei näherem Hinsehen zeigt sich: Die Religionen und diemeisten Traditionen der Menschheit verleihen der Gastfreundschaft einen religiösenCharakter und erheben sie zu einer zentralen Aufgabe der solidarischenMitmenschlichkeit vor allem gegenüber Fremden und Ausländern.Für die christliche Theologie erwächst daraus die Aufgabe einer eingehendenReflexion über Praxis und Verständnis der Gastfreundschaft. Folgende programmatischeThesen möchte ich hierzu formulieren:Die Gastfreundschaft ist zuallererst ein Instrument zwischenmenschlicherBegegnung. Sie besteht darin, einen anderen Menschen zu empfangen. Dabeifindet eine Kommunikation statt, die Aufnahme, Bewirtung und wenn nötig,Schutz beinhaltet. Genau genommen ist die Gastfreundschaft eine „existentielleErfahrung“: Es geht um eine Begegnung, die nicht unbedingt auf Gegenseitigkeit,sondern (nach einem Dictum von Tacitus) auf humanitas angelegt ist. Demnachbedeutet „Gastfreundschaft gewähren“ soviel wie großzügig Mitmenschlichkeitüben. Dahinter steht die Einsicht, dass Gastfreundschaft in engem Zusammenhangmit der Zugehörigkeit zur Menschheit steht. Konkret: Wie fremd ein Gastauch sein mag, als Mitglied der Menschheitsfamilie steht ihm Gastfreundschaftzu.Unbeschadet dieser Begründung der Gastfreundschaft durch dieMitmenschlichkeit, muss bedacht werden, dass das Verständnis der Menschen undihr Verhältnis zueinander in vielen Gesellschaften der Welt religiös ausgelegt wird.Demnach kann echte Gastfreundschaft nicht unter Ausblendung der Religionengelingen. Das Empfangen eines Gastes auch im Bewusstsein seiner fremden reli-giösen Zugehörigkeit ist daher unverzichtbar und kann dort, wo dies in einemausgesprochen spirituellen Rahmen geschieht, zur Bereicherung für das eigenereligiöse Leben führen, wie die Teilnehmer an intermonastischen Begegnungenimmer wieder bestätigen. Dies geschieht oft mit dem Hinweis, dass Gott unsdurch die Angehörigen anderer religiöser Traditionen etwas vermitteln will. Einesolche Begegnung, die nicht primär durch machtpolitische oder andere Interessen,sondern durch religiöse Motive geleitet wird, eröffnet die Chance, den Gast alsFremden oder Ausländer in einer respektvollen Wahrnehmung der Differenzund ohne Assimilationsabsichten zu empfangen. Hier ereignet sich Toleranz, dieIdentität nicht gefährdet, sondern konstitutiv voraussetzt: nämlich die Identitätdes Gast-Gebers selbst.In theologiesystematischer Hinsicht hat die Gastfreundschaft insofernModellcharakter, als sie so viel wie eine „Aufdeckungsleistung“ aufweist. Gemeintist: Gerade am Beispiel der Gastfreundschaft können die Differenzen freigelegtund thematisiert werden, die der Begegnung mit dem Anderen, Fremden inhärentsind. In positiver Hinsicht kann dieses Modell Möglichkeiten eröffnen, von denenher ein anderer Blick auf die eigene Identität, die eigenen Denkmuster gelenktwerden kann.Damit einher geht die Erkenntnis der Unverrechenbarkeit der in derGastfreundschaft geschenkten Gabe. Konkret: Im Ereignis der Gastfreundschaftwird etwas geschenkt, das nicht auf eine Gegengabe zielt. Letzteres erhofft mansich, wie es der hohe Stellenwert von Mt 25, der Rede vom Weltgericht in derfrühen Christenheit nahe legt, als eschatologisches Gut, als Gnade, die Gott selberin freier Zuwendung erteilen wird.Durch diese Anökonomie der Gnade wird unsere Heilsökonomie insofern gesprengt,als hier deutlich gemacht wird - und das ist religions-theologisch bedeutsam -,dass wir nicht sicher wissen können, wo die Gnade Gottes nicht wirkt. M.a.W.:durch den Fremden, den Gast, wird gerade der Ort, der am Vertrautesten ist, (d.h.das Heim), zu einem „anderen Ort“, zu einem Heterotopos, an dem Gott uns begegnenkann. Toleranz wird so heterotopisch zum Indentitätspol.Indem man einem Gast am eigenen „Ort“ Raum gibt, kann aus letzterem einDiskursort werden, an dem man bereit ist, die eigenen Fragen mit dem Blick desGastes anzugehen. Und da das „Heim“ so viel bedeutet wie „der Ort der eigenenIdentität“, verändert man, indem man es für den Gast öffnet, die Beziehung zusich selbst und die Beziehung zum Anderen zugleich. Zentral bleibt dabei dieErkenntnis: Ich kann nicht vorab sagen welche Erfahrung ich mit dem Gastmachen werde. Es kann sein, dass Konflikte und Spannungen entstehen. Kurz:Gastfreundschaft bleibt immer ein ambivalentes Unternehmen, das nicht kostenloszu haben ist. Von entscheidender Bedeutung ist hierbei das Unsagbare einersolchen Begegnung, die Ereignis ist, und sich in der Praxis ohne Worte vollziehenkann.g22 CRM Mitteilungen 4•2013 CRM Mitteilungen 4•201323


Herbstkapitel <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERGeistliches Leben <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERDamit stoßen wir an die Grenzen des rein begrifflich-abstrakten Theologisierensund es öffnet sich der Weg konkreter, lebendiger und begegnenderGlaubenserfahrung.ZusammenfassungZu den zentralen Themen, denen sich die theologische Reflexion am Beginndes 21. Jahrhunderts, zum Beispiel in Organisationen und Gemeinschaften, wiedem <strong>Cartell</strong> P.R.M zu stellen hat, zählt die Frage: Worauf kommt es letztlich an,in all unserem Mühen und Streben als heutige Christinnen und Christen in einer– auch in religiöser Hinsicht – pluralistischen und globalen Welt, die sich rasantverändert?Im Nachgang zu dieser Frage erwächst für die Theologie die Aufgabe einesdiskursiven Aufschließens der Tatsache, dass es mehrere mit Kraft auftretendereligiöse Sinnangebote gibt. Damit ist für die christliche Theologie insoferneine Chance gegeben, als sich ihr die Möglichkeit bietet, die christliche Identitätinmitten gegenwärtiger religiöser „Polyphonie“ zu profilieren und sogar neu undgestärkt zu entdecken.Die vorliegenden Überlegungen arbeiten an dieser Fragestellung entlang undkonturieren eine toleranzfähige Identität des christlichen Glaubens angesichts derPluralität heutiger religiöser Lebenswelten. Ich danke Ihnen!Im AdventIn Betlehem fand Maria, die das Kind unter ihrem Herzen trug, keine Unterkunft, weil kein Platzmehr da war, wie es im Evangelium heißt. Findet sich vielleicht in unserem Herzen irgend etwas,was die Ankunft des göttlichen Kindes in demselben unmöglich machen oder auch nur erschwerenkönnte? Da wäre es unsere dringende Pflicht, in allem Ernst nach dem Rechten zu sehen, an unstatkräftig zu arbeiten und nicht zu ruhen, bis das Hindernis beseitigt ist und der Aufnahme desChristkinds in unserem Herzen nichts mehr im Wege steht. Mit der Gnade Gottes sollten wir beimAbschluß des Advents so weit sein, daß wir alle ausnahmslos mit gutem Gewissen aus tiefstemHerzen am Heiligen Abend sagen können: 0 Jesuskind, komm in mein Herz, weit offen steht es fürdich, für dich allein. Restlos soll es dir gehören. Schenke mir nur deine Liebe, dann bin ich reichgenug. Dann, o seliges Weihnachten!Gegen Ende des Advents ist die Zeit, in der unser Heiland an so manchem Menschenherzenanklopft und Einlaß begehrt. Wie oft wird er wohl abgewiesen? Das Herz so mancher Menschenist voll von Weh und namenlosem Leid, voll von Erbitterung und trostloser Verzweiflung, voll vonRachsucht und fanatischem Haß oder voll von sinnlicher Begier und blinder Leidenschaft; da ist keinPlatz und kein Verständnis mehr für das Liebeswerben des Christkinds. Da gilt es durch Werke derSelbstverleugnung und Selbstüberwindung, durch Gebet und Opfer in den Menschenherzen derGnade Gottes die Wege zu bereiten.Wer Gelegenheit hat, im Verkehr mit den Menschen unmittelbarauf sie einzuwirken, der wird jede sich darbietende passendeGelegenheit benützen, auf die Frohbotschaft hinzuweisenund die Sehnsucht nach dem Christkind zu wecken und zusteigern, um so in Wahrheit ein Christusträger zu werden.Wir werden erinnert an die Zeit, die die Gottesmutter erlebtevor der Geburt des Gotteskindes. Wir sollen uns hineindenkenin diese Stimmung und sollen uns freuen über die naheAnkunft des Erlösers. Wie schön ist die Freude, mit der dieGottesmutter diesem frohen Ereignis entgegensah. Was fürein Leben mag die Gottesmutter in dieser Zeit geführt haben,und wie müßte das auch auf uns abfärben, da auch wir in derheiligen Kommunion in so nahe Verbindung mit dem Heilandkommen. Da erleben wir in uns etwas Ähnliches, was dieGottesmutter damals erlebt hat:Sie war eine Christusträgerin, und das sind auch wir bei jederheiligen Kommunion. Ich würde wünschen, daß wir an manchenTagen besonders diesen Gedanken in unserem Herzenpflegen: Ich will den Tag auch heute so zubringen, wie ihn dieGottesmutter zugebracht hat, in inniger Lebensgemeinschaftmit Christus.Es genügt nicht, daß Christus erschienen ist auf Erden und daßer wieder erscheinen wird am Jüngsten Tag. Notwendig ist, daßer von unserem eigenen Herzen Besitz ergreift.Wir sollen die Geburt des Christkindes in unserem Herzenwiedererleben. Durch diese Geburt des Christkindes in unserer Madonna in der CPH-KapelleSeele sollten wir jedes Jahr um einen Schritt dem lieben Gottseelisch näher kommen. Das ist der Zweck der Vorbereitung auf das heilige Weihnachtsfest.Schön ist es, wenn wir die Tage vor dem heiligen Weihnachtsfest mit diesen Gedanken zubringenund die Stoßgebete beten: Komm, o Jesus, komm zu mir! — Komm, Messias, in mein Herz! — Wiefreue ich mich auf dich! — Wie glücklich wäre ich, wenn du von meinem Herzen ganz Besitz ergreifenwürdest. Ich habe den Willen dazu und will die Hindernisse, die dagegenstehen, wegzuräumensuchen. Aber du mußt mir dabei helfen.Erleuchte mich, daß ich diese Hindernisse recht erkenne!g24 CRM Mitteilungen 4•2013 CRM Mitteilungen 4•201325


Geistliches Leben <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERWeihnachtsgedankenDas Christkind ist in diese Welt gekommen, um die Menschheit, die in Sündennot und Sündenelendgeraten war, mit Gott wieder zu versöhnen. Gott ist Mensch geworden, die zweite Person in derGottheit hat die menschliche Natur angenommen, um uns den Frieden mit Gott wieder zu bringen,den wir verloren hatten. Das Christkind will uns zu sich wieder heraufziehen, so daß wir nicht nurKinder Gottes heißen, sondern es wirklich sind. Durch Christus, unsern Erlöser und Mittler, sollen wirGottes Natur teilhaftig werden.Es ist jammerschade, daß wir es zu wenig erfassen und einsehen, wie nahe uns Gott der Herr durchseine Menschwerdung gekommen ist. Oder haben wir uns schon einmal so ganz persönlich demChristkind gegenübergestellt, ich möchte sagen: Aug in Aug? Haben wir uns einmal so ganz hineingedachtund hineingelebt, was unser Heiland schon in seiner frühesten Kindheit für uns durchgemacht,z. B. die Armut der Krippe, die Verfolgung des Herodes, der Aufenthalt im fremden Land, und diesalles uns zuliebe? Haben wir das alles so ganz tief mit unserem Herzen zu erfassen gesucht? Ist unsdas Christkind in der Krippe schon einmal so ganz nahe gegangen, so daß unser Herz dadurch ernstlichund nachhaltend beeinflußt wurde?Wir wollen suchen, unser Herz seinem Herzen zu öffnen, den guten Einsprechungen und Anregungen,gerade auch wenn sie Opfer fordern, Folge zu leisten. Wir wollen ihm zulieb den Frieden mit Gott inuns zu erhalten suchen; wir wollen seinem Dienst uns rückhaltlos widmen und hingeben, wann undwo es sei. Wir wollen uns glücklich schätzen, für Christus leben und in Vereinigung mit ihm sterbenzu dürfen. Dazu wollen wir durch eifriges Gebet Gottes Gnade erbitten.Wer so eng verbunden mit dem Christkind leben will, wer sich ernstlich Mühe gibt, in aller Wahrheitmit seinem Herzen sich in Jesus hineinzuleben, wird naturgemäß gewissenhaft danach streben, demBeispiel, dem Wunsch, ja der ganzen Sendung des Heilands folgend, den Menschen den Frieden zubringen.Es liegt im Wesen des heiligen Weihnachtsfestes, in den Herzen eine recht friedliche, versöhnlicheStimmung und Gesinnung zu erzeugen. Dies geht aus der Erfahrung hervor, wie man sie in der Weltfindet. Es ist nun einmal so, daß es auch in christlichen Ehen und Familien mitunter Streitigkeiten, Zankund Verdrießlichkeiten aller Art gibt. Es klappt nicht mehr recht zwischen Mann und Frau, oder einesoder einige der Kinder bereiten den Eltern viel Verdruß. Man hat noch keinen rechten Weg gefunden,die Sache beizulegen. Nun kommt der Weihnachtsabend. Gottlob ist es noch so weit, daß alleGlieder der Familie sich zu Hause einfinden. Wenn nun die Krippe, die alle von Kindheit an kennenund lieben, aufgestellt ist und der Weihnachtsbaum brennt und die alten lieben Weihnachtsliederangestimmt werden, da kommt es manchmal zur Versöhnung. Vater und Mutter umarmen einander,die Söhne und Töchter geben den Eltern zu verstehen, daß alles wieder gut und in Ordnung sein soll.Wie könnte es auch unter dem brennenden Christbaum und angesichts der Krippe mit der Aufschrift»Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen, die eines guten Willens sind« anderssein?P. Linster SJHomepage/Archiv <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERNeue HomepagebetreuerUns allen ist so wichtig, dass in dieser Zeit auch das <strong>Cartell</strong> <strong>Rupert</strong> <strong>Mayer</strong>im Internet präsent ist. Wir danken den Freunden der Altfried-Gilde Essen HerrnArnd Brechmann und Herrn Michael Jochim für die ausgezeichnete Erstellungder neuen Homepage. Es ist umso erfreulicher, dass trotz der aufwendigen Arbeit<strong>Cartell</strong>freund Herr Michael Jochim sich angeboten hat, die Homepage weiter zubetreuen und zudem die <strong>Cartell</strong>freunde der Von-Ketteler-Gilde Frankfurt HerrnJohannes W. Beckermann und Herrn Claus E. Blach ihre Bereitschaft zur Mitarbeiterklärt haben. Danke.Alle, die die Homepage mit unterstützen wollen, hier die Email-Adressen der Betreuer:Johannes Beckermann: jwb@jwbeckermann.deClaus Blach: blach@ceb-consult.deMichael Jochim: michael.jochim@bjs-werbeagentur.deB. KonradÜbergabe im ArchivJetzt in guten Händen: 40 CRM MitteilungenAm 18. September wurden im Münchner Archiv der Deutschen Jesuitenprovinzdessen Leiter die vierzig „Mitteilungen des <strong>Cartell</strong>s <strong>Rupert</strong> <strong>Mayer</strong>“ der Jahre 2002bis 2012 übergeben. Archivleiter Dr. Clemens Brodkorb freute sich über denZuwachs, den er aus den Händen des ehemaligen Herausgebers <strong>Cartell</strong>freundEduard Helldörfer, persönlich erhielt.In diesen elf Jahren hat das Heft seineAufgabe als Mittler zwischen den Gildennicht nur im Erscheinungsrhythmus verändert,sondern auch durch die Gestaltung undeifrige Mithilfe aus den Gilden (fast immernoch rechtzeitig zum Redaktionsschluss)intensiviert. Zur Erinnerung: in den Jahren2002 und 2003 blieb es bei dem bisherigenzweimal jährlichen Auftritt, seit der März-Ausgabe 2004 kommen jährlich vier Hefte26 CRM Mitteilungen 4•2013 CRM Mitteilungen 4•201327


Aus den Regionen <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERzu den Freundinnen und Freunden des <strong>Cartell</strong>s <strong>Rupert</strong> <strong>Mayer</strong> in Deutschlandund der Schweiz. Der Sprung vom zwei- auf viermaligen Rhythmus wurde vomdamaligen Kapitelvorsitzenden Gerd Lederer kräftig unterstützt.Was sich deutlich veränderte, war die Optik. In der Handschrift vom LayouterHarald Eibl entstanden vierzig Hefte, deren grafisches Design sich mit Rechtsehen lassen kann. Wurden zuerst noch die Seiten in der Druckerei gesetzt,ging die komplette Herstellung bald auf die „Vorstufe“ über, das heißt, dass dieDruckerei fertige Unterlagen bekommt.Eduard HelldörferTreffen auf dem Kreuzberg8.Tag der rheinischen GildenAus den Gilden <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERkönnen sich die ausländischen Priester hier auf die Arbeit in einer deutschenGemeinde vorbereiten. Vergleichbar der Arbeit in der Akademie Klausenhof überdie im Heft 2/2013 der Mitteilungen berichtet wurde, wird den Teilnehmern diedeutsche Kultur näher gebracht und die Möglichkeit des Kennenlernens der katholischenStrukturen und mentalen Befindlichkeiten gegeben.Zweiter Programmpunkt war die Besichtigung der Kreuzbergkirche und derHeilige Stiege mit Oratorium, Heiligem Grab und der Fassade von BalthasarNeumann. Im Rahmen einer Führung konnten die Teilnehmer in die Glaubensweltder Barockzeit eintauchen und die kürzlich renovierten Barockbauten erleben. DieKreuzbergkirche ist durch die Reliquie des Kreuzes Christie auch eine bedeutendeWallfahrtsstätte. Die Freunde der rheinischen Gilden besuchten im Anschlussdie Vorabendmesse in der Kreuzbergkirche und setzen die freundschaftlicheBegegnung bei einem gemeinsamen Abendessen in Bonn-Poppelsdorf fort.Den Abschluss bildete ein Konzert mit Werken von Mozart, Verdi, Rossini undWeber im Hof des Poppelsdorfer Schlosses. Das sommerliche Wetter und die herrlichebarocke Atmosphäre des von Kurfürst Clemens August erbauten PoppelsdorferSchlosses hat die Gildefreunde begeistert. Der Tag der Rheinischen Gilden hat sichso inzwischen zu einer sehr beliebten Veranstaltung entwickelt und der Vertiefungder Freundschaft gedient.Hermann Simons (Martins-Gilde Bonn)Das Geschehen in den GildenKreuzbergkircheHeilige StiegeAm 10. August 2013 trafen sich die rheinischen Gilden zu ihrem 8. Treffen aufdem Bonner Kreuzberg. Die Martins-Gilde Bonn hatte zu einem Tag unter demThema: Barockes Bonn und Internationale Zusammenarbeit eingeladen.Zunächst informierte Direktor Kuller über das Zentrum für internationale Bildungund Kulturaustausch, in dem sich Priester aus vielen Ländern fortbilden. Seit1970 betreibt die internationale Schönstattbewegung auf dem Bonner Kreuzbergeine internationale Bildungsstätte mit Deutsch Intensivkursen für Priester auszahlreichen Ländern. Mit Förderung von Bund und Land Nordrhein-WestfalenKöln: Dreikönigs-GildeGott und das Soziale –Gedanken zu den Ursprüngen Sozialer GerechtigkeitWomit könnte und sollte man anfangen, um nicht bloß das Verhältnis vonMoraltheologie und christlicher Sozialethik, sondern ebenso das theologischeProfil einer christlichen Sozialethik zu kennzeichnen? Dazu scheint mir derBegriff der Gerechtigkeit sehr geeignet zu sein. Bereits die antike Philosophiehat bekanntlich die Gerechtigkeit als eine zentrale Tugend betrachtet, im so g28 CRM Mitteilungen 4•2013 CRM Mitteilungen 4•201329


Aus den Gilden <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERAus den Gilden <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERgenannten Viergespann wurde sie später zusammen mit Klugheit, Tapferkeit undMaß als Kardinaltugend und in der christlichen Tradition als eine der virtutesacquisitae, also der (durch beständige Übung) erworbenen Tugenden betrachtet. 1Die im Hintergrund stehende Leitidee ist, daß jedem Menschen (in der polis, alsoin der geordneten menschlichen Gesellschaft) das Seine, das ihm Zustehendegegeben werden soll: Das ist der Kern der personalen Gerechtigkeit. Das rechtlichder Person Geschuldete soll einklagbar und verläßlich erwartbar und nicht derschrankenlosen Willkür anheim gegeben sein: Mit der Idee der Gerechtigkeit istdie Idee des unabhängigen Rechts und der gerechten Gesetze verbunden, und diessteht an der Wurzel einer langen europäischen Rechtsgeschichte bis in unsereTage.Der italienische Verfassungsrichter und Mediävist Paolo Grossi hat dazuunlängst eine umfangreich und sehr kenntnisreiche Studie vorgelegt. 2 Die christlicheTheologie hat dieses Gerechtigkeitsverständnis rezipiert, zugleich aber auchentscheidende Modifikationen und Erweiterungen vorgenommen durch zweierweiternde Konzepte: durch den biblisch fundierten Glauben an die gleiche (undzugleich unterschiedlich entfaltete) Würde aller Menschen, besser: jeder Person,die an der Sakralität Gottes teilnimmt, 3 einerseits und durch das ebenfalls biblischbegründete Gebot der Nächstenliebe, die der Gottesliebe entspricht und gleichsamauf diese antwortet, andererseits.Ohne diese spezifisch christliche Fortführung des antiken Konzepts derGerechtigkeit ist das moderne Verständnis von Menschenrecht (und Völkerrecht)überhaupt nicht denkbar, auch wenn gewiß noch andere, in der Aufklärungvornehmlich zu suchende Quellen des modernen Menschenrechtes hinzukommen.Allerdings speist sich ja auch die europäische Aufklärung aus antiken undbiblischen Quellen.Martin Rhonheimer urteilt in seiner neuesten Untersuchung mit Blick aufden jeglicher Religionsemphase gewiß abholden Herbert Schnädelbach daher:„Die Reflexivität christlicher theologischer Vernunft, das heißt die in ihrerRationalität grundgelegte Fähigkeit, Glaube und Offenbarung immer wieder mitden Ansprüchen der Vernunft in Einklang zu bringen – was nicht heißt, sie ihrunterzuordnen – und dadurch auch Glaubenserfahrung und Glaubenslehre durchdie Vernunft zu reinigen, enthält in sich schon einen Aufklärungsimpuls, der,wie wiederum Herbert Schnädelbach urteilt, im Unterschied zum Islam, zu einergeringen Aufklärungsresistenz des Christentums führt.“ 41 Vgl. klassisch Josef Pieper, Über die Gerechtigkeit, München (Kösel) 1960.2 Paolo Grossi, L´Europa del Diritto, Roma (Laterza) 2007 (Dt.: Das Recht in der europäischen Geschichte, München (Beck) 2010).3 Vgl. neuestens sehr erhellend Hans Joas, Die Sakralität der Person. Eine neue Genealogie der Menschenrechte,Berlin (Suhrkamp) 2011.Das daraus hervorgehende Konzept der sozialen Gerechtigkeit – eine Wortschöpfungwohl des italienischen Philosophen und Professors an der Gregorianazu Rom, Luigi Taparelli d´Azeglio SJ, aus dem Jahre 1849 – orientiert sich zunächstnicht an den Leistungen und den damit erworbenen rechtlichen Ansprüchen,sondern an der allen Menschen gleichen Würde. Das christliche Gebotder Nächstenliebe hat insofern das Gerechtigkeitsverständnisdahingehend beeinflußt, dasjedem Menschen nicht nur das ihm rechtlichGeschuldete zusteht, sondern jeder zugleich einenmoralischen Anspruch auf eine würdevolleExistenz in der Gemeinschaft hat.Dies wird, wie etwa auch sehr zutreffend inder jüngsten Erklärung der Bischöfe der Länderder Europäischen Union (Comece) zum EU-Vertragsziel der wettbewerbsfähigen SozialenMarktwirtschaft unterstrichen wird, „im neutestamentlichenGleichnis vom barmherzigenSamariter besonders deutlich: Jeder Menschhat das Recht auf Hilfe, und zugleich ist jederMensch zu solidarischem Handeln berufen. DieUngerechtigkeit des Kain gegenüber Abel wirdüberboten durch die barmherzige Liebe des Msgr. Prof. Dr. SchallenbergSamariters.“ 5Und die Erklärung fährt wenig später mit Blick auf Strukturen der christlich undtheologisch inspirierten Sozialethik fort: „Zur Frage der Solidarität zwischen denverschiedenen Kategorien der menschlichen Gesellschaft wurde schon zu Zeiten derKirchenväter in der Kirche festgestellt, daß den Bedürfnissen und Notwendigkeitender menschlichen Gesellschaft im Geiste des Evangeliums Rechnung getragenwerden müsse. Tatsächlich hat Basilius der Große die Gemeinschaft in diesemSinne ermahnt: „Die Sorge für die Armen verursacht hohe Ausgaben, damit jederdas bekommt, dessen er bedarf, und damit alle Menschen die Güter der Erde teilenund ihre Bedürfnisse stillen können.“ 6Jene Sorge für die Armen gründet in der eschatologisch motivierten Idee die Weltzu verwandeln, ihr ein postiveres Antlitz zu verleihen. Es ist mithin die Vor- g4 Martin Rhonheimer, Christentum und säkularer Staat, Freiburg/Br. (Herder) 2012), 350, mit Verweis auf Herbert Schnädelbach,Aufklärung und Religionskritik, in: Ders., Religion in der modernen Welt, Frankfurt/M. (Fischer) 2009, 17f.5 Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft, Eine europäische Solidaritäts- und Verantwortungsgemeinschaft,Brüssel 2011, Nr. 3.6 Ebd. Anm. 6.30 CRM Mitteilungen 4•2013 CRM Mitteilungen 4•201331


Aus den Gilden <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYEREr warb um eine positive Aussage zu Geburtenkontrolle und einer verantwortetenElternschaft, votierte für eine differenzierte Betrachtung des Atheismus,für ein Bekenntnis zum Frieden und die Ächtung eines Kriegs, vor allem wenner mit Waffen geführt wird, die nicht zu beherrschen sind. Die Aussagen zumÖkumenismus sollten es möglich machen, die Situation der konfessionsverschiedenenEhen zu erleichtern, insbesondere durch erweiterte Dispensvollmachten fürdie Bischöfe.3. Döpfners theologische AusrichtungDöpfner hatte in seinem Studium eine traditionelle neuscholastische Ausbildungerfahren. Er war kein „Moderner“. Aber er hatte seine Promotion über KardinalNewman geschrieben und bei ihm gelernt, die säkulare Bildung unserer Welt undZeit zu schätzen, die Laien als Repräsentanten des Glaubenssinnes zu würdigen,die nicht-römischen Kirchen als Wege zur christlichen Wahrheit zu sehen und vorallem die Geschichte ernst zu nehmen, die lehrt, dass das, was heute ist, gegebenenfallsauch anders hätte werden können, und die dafür offen macht, auchdas Heute nicht als den nicht überbietbaren Endpunkt der Entwicklung zu sehen.Historisches Denken lehrt, wie Döpfner in seiner Rede gegen Ende des Konzilsformulierte, „Reform als Wesenselement der Kirche“ zu erkennen.Was Döpfner von den konservativen Kreisen unterschied, die überzeugt waren, inder Neuscholastik seien alle Probleme, die in Philosophie und Theologie überhauptauftauchen können, endgültig gelöst, war seine Offenheit für neue Entwicklungenin der Theologie. Man hat ihn als „beratungswillig, ja sogar ‚beratungshungrig‘“bezeichnet. Und er holte sich Berater, von denen er neue Anregungen erhoffenkonnte, nicht solche, die nur bestätigt hätten, was immer schon war. Er suchteAnregungen, die den bisherigen Horizont erweiterten. Unter seinen Beratern warKarl Rahner die wichtigste Stimme.III. Karl Rahner1. Schwierige VorgabenRahner stand dem Plan ein ökumenisches Konzil einzuberufen, skeptisch gegenüber.Nach allem, was er mit der römischen Kurie erlebt hatte, konnte er sichdavon nichts Gutes erwarten, vielmehr befürchtete er, es würde eine überauskonservative Theologie festgeschrieben. Er war mehrmals gemaßregelt wordenund noch im Juni 1962, also wenige Monate vor Konzilseröffnung, wurden seineVeröffentlichungen einer römischen Vorzensur unterstellt. Seine Gegner schienenden Sieg errungen zu haben, Rahner galt als kirchlich „vorbestraft“, seineTeilnahme am Konzil damit als unmöglich.Und dann kam es doch ganz anders. Die Medien verbreiteten die nicht ganz korrekteNachricht, Rahner habe Rede- und Schreibverbot. Nun setzten sich nebenden Kardinälen Döpfner, König und Frings zahlreiche Universitätsprofessoren,Aus den Gilden <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERnamentlich Naturwissenschaftler aus der Paulus-Gesellschaft, für ihn ein, undsogar Adenauer machte seinen Einfluss geltend. Tatsächlich wurde Rahner imOktober, also fast zeitgleich mit der Konzilseröffnung zum Peritus, zum offiziellenKonzilstheologen berufen. Kardinal Ottaviani, der Präfekt des Heiligen Offiziumsund Exponent des konservativen Flügels, interpretierte nun die vorher geplanteVorzensur als Privileg Rahners, das ihn vor falschen Freunden schützen sollte, einPrivileg, auf das Rahner nach eigener Aussage gerne zu verzichten bereit war.2. „Das Schlimmste verhindern“Dennoch, Rahner sah dem Konzil mit gemischten Gefühlen entgegen. Als ihnKardinal König als Konzilstheologen einlud, reagierte er nach dem Bericht desKardinals eher mürrisch: „Ja, wie stellen Sie sich das denn vor? Ich war noch nie inmeinem Leben in Rom. Es scheint, daß man gegen meine Lehr- und Schreibweisebereits Bedenken habe. Was werden also die Römer sagen, wenn ich da plötzlichals Konzilstheologie auftauche?“ Es bedurfte einiger Überzeugungsarbeit seitensdes Wiener Kardinals, bis Rahner zusagte. Doch seine Erwartungen waren eherdüster. Er wollte sich, wie er schrieb, dafür einsetzen, zu verhindert was zu verhindernwar.Über die vorbereiteten Texte war er einfachhin entsetzt. Sie erschienen ihm als„Ergebnisse einer dürftigen Schultheologie: richtig, ausgewiesen mit genügendvielen Zitaten aus päpstlichen Erklärungen der letzten Jahrhunderte, die vermutlichvon denselben Männern verfasst waren, aber bar jedes Charismas einer hellen,siegreichen Geist und Herz der Menschen von heute gewinnenden Verkündigung.Die Verfasser werden das gar nicht merken. Sie werden es nicht merken können.Wie sollten sie dies auch können. Sie sind meilenweit entfernt von der wirklichenNot der Geister von heute; sie haben bestimmt noch nie versucht, einen gebildetenmitteleuropäischen Menschen von heute, der als Neuheide aufgewachsenist, für die Wahrheit des Christentums zu gewinnen … Nein, diese Schemata tunnicht alles, was man tun kann. Sie sind Elaborate der gemächlich Selbstsicheren,die ihre Selbstsicherheit mit der Festigkeit des Glaubens verwechseln; es sinddie Elaborate der Professoren, die sich weigern, die Glaubensnot der Menschenvon heute zu teilen… die Elaborate von guten, braven, anständigen, frommenProfessoren: bieder, fromm, für sich persönlich bescheiden, selbstlos, aber einfachder Situation von heute nicht gewachsen, von einer Mentalität, die meint, Gotteinen Dienst zu erweisen, wenn sie diese innere Unbedrohtheit und diesen Geistdes Ghettos als die wahre Klarheit des katholischen Glaubens verteidigt.“Rahner war in der scholastischen Philosophie und Theologie groß geworden undbeherrschte sie und er vermochte seine Position in fließendem und geschliffenemLatein vorzutragen. Doch er hatte in seiner Theologie versucht, die klassischeSchultheologie auf die Fragestellungen der Moderne, insbesondere aufdie Existentialphilosophie hin zu öffnen. Der Glaube sollte nicht als eine aufGehorsam und Autorität begründete Pflicht des Menschen erscheinen, die g36 CRM Mitteilungen 4•2013 2•2013CRM Mitteilungen 4•201337


Aus den Gilden <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERdieser gleichsam wie eine Last zu tragen hat, sondern als Antwort und Erfüllungvon Hoffnungen und Sehnsüchten, die der Mensch hegt. In dieser Synthese vonthomistischer Scholastik und anthropozentrisch ausgerichteter Philosophie lag dasSpezifikum seines Denkens.Von diesem Ansatz her konnte er wie kein anderer die offenen Flanken derSchultheologie ausmachen und aufzeigen, dass die Tradition der christlichenTheologie mehr vermag, als die neuscholastische Schule wusste. Dabei wurde auchseinen Gegenspielern deutlich, dass er seine manchmal harsche Kritik aus Liebezur Kirche formulierte. Es war nicht zuletzt die pastorale Herausforderung, die ihnumtrieb: Wie kann man den Glauben so verkünden, dass der heutige gebildeteMensch ihn zu verstehen und als mögliche Antwort in Betracht zu ziehen vermag?Rahner war in diesem Anliegen nicht allein, aber er war doch einer der Wortführer,die dazu beitrugen, dass die Kritik an vorbereiteten Texten wuchs und sich formierte.Im Verein mit führenden Kardinälen gewannen die kritischen Stimmen dieMehrheit, so dass diese Entwürfe abgelehnt oder stillschweigend zurückgezogenwurden. Rahners erstes Ziel war erreicht, das Schlimmste war verhindert.Es ist ein Charakteristikum der Konzilien seit dem Konzil von Nizäa 325, dasssie, jedenfalls in ihren Entscheidungen, nicht Mehrheitsbeschlüsse fällen, sondernEinmütigkeit anstreben. Solche Einmütigkeit kann auf verschiedenen Wegenerreicht werden. Die einfachste ist, die Minderheit auszuschließen und zu sagen,sie seien Häretiker. Oder man überstimmt die Minderheit und erwartet, dassdiese sich dem Mehrheitsbeschluss fügt. Oder man sucht Kompromisse, die füralle Seiten akzeptabel sind. Das Zweite Vatikanum ist mit seiner Minderheit sofürsorglich umgegangen, wie bislang noch kein anderes Konzil in der Geschichteder Kirche. Es war eines der wichtigen Anliegen des Papstes, auch die konservativeMinderheit zu integrieren. Faktisch fanden in den Schlussabstimmungen alleDekrete eine Zustimmung zwischen 97% und 99%. Dass dies angesichts der höchstspannungsreichen Ausgangssituation gelungen ist, war die vielleicht am meistenüberraschende Leistung des Konzils.Doch Kompromisse haben sehr unterschiedliche Gestalt. Im Konzil ist festzustellen,dass an manchen Stellen die Zustimmung nur deswegen möglich wurde, weilman offene Formulierungen wählte, die für beide Seiten annehmbar waren, inmanchen Fällen auch deshalb, weil jeder darauf hoffte, in der Folge würde sichseine Interpretation schon durchsetzen.IV. Neuansätze im KonzilDie Jahrzehnte vor dem Konzil waren geprägt durch die Verurteilungen dessog. Modernismus 1907/1910, in deren Folge sich die Kirche in der ersten Hälftedes 20. Jahrhunderts weitgehend von den geistigen Entwicklungen der Neuzeitdistanziert hatte. Demgegenüber gab Papst Johannes XXIII. dem Konzil denAus den Gilden <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERAuftrag zu einem Aggiornamento, einer „Verheutigung“. In seiner Ansprache zurKonzilseröffnung wandte sich der Papst gegen Leute, „die zwar voll Eifer, abernicht gerade mit einem sehr großen Sinn für Differenzierung und Takt begabtsind. In der jüngsten Vergangenheit bis zur Gegenwart nehmen sie nur Missständeund Fehlentwicklungen zur Kenntnis. Sie sagen, dass unsere Zeit sich im Vergleichzur Vergangenheit nur zum Schlechteren hin entwickle. Sie tun so, als ob sienichts aus der Geschichte gelernt hätten, die doch eine Lehrmeisterin des Lebensist … Wir müssen diesen Unglückspropheten widersprechen, die immer nur Unheilvoraussagen, als ob der Untergang der Welt unmittelbar bevorstehen würde. Inder gegenwärtigen Situation werden wir von der göttlichen Vorsehung zu einerallmählichen Neuordnung der menschlichen Beziehungen geführt“.Das Konzil hat sich diesem Auftrag gestellt. Dazu einige Beispiele:1. Die OffenbarungskonstitutionDie Arbeit an der dogmatischen Konstitution über die Offenbarung durchzog dasKonzil in allen vier Sitzungsperioden. Ausgangspunkt war ein von der Kurie vorbereiteterText über die Zwei-Quellen der Offenbarung, die nach dieser Vorstellungteils in der Schrift, teils in der Tradition enthalten sei. Daneben behauptete diesesSchema die absolute Irrtumslosigkeit der Schrift in allen geistlichen und weltlichenDingen und verwarf die Methoden der historisch-kritischen Exegese. JosefRatzinger urteilte in seinem Konzilskommentar, wäre dieser Text angenommenworden, hätte er eine Belastung für Theologie und Ökumene gebracht, die „vermutlichnoch gravierender gewesen (wäre) als die Schwierigkeiten, die sich aus derEinseitigkeit der antimodernistischen Verurteilungen ergaben“.Dieser Entwurf stieß auf massive Kritik und hätte nie die Mehrheit der Konzilsvätergefunden. Doch so schnell gaben sich die Verfasser nicht geschlagen. Sie selbststellten den Antrag, ihren Text abzulehnen. Dies war ein Trick, denn nach derGeschäftsordnung war nun für die Ablehnung eine 2/3 Mehrheit nötig und diesewurde knapp verfehlt. Damit war der Text als Diskussionsgrundlage angenommenund es waren nur noch Detailverbesserungen möglich. In dieser höchst aufgeregtenStimmung hat Papst Johannes XXIII. noch im November 1962 den Entwurfabsetzen lassen und gleichzeitig eine gemischte Kommission unter den KardinälenOttaviani und Bea, der Präsidenten des Sekretariats für die Einheit der Kircheneingesetzt, die einen neuen Text ausarbeiten sollte. Dies stellte den Durchbruchdar, nun galten die von der Kurie vorbereiteten Texte nicht mehr als unantastbar.Rahner war Mitglied dieser Kommission und er arbeitete zusammen mit JosephRatzinger einen Text aus zur Frage Offenbarung und Überlieferung, der später veröffentlichtwurde. Die deutschen Bischöfe machten ihn sich zu eigen und brachtenihn als Textvorschlag ein. Das Konzil hat bis zu seiner abschließenden Sitzungdaran gefeilt. Es ist nicht bei dieser Fassung geblieben, doch die Grundaussage, g38CRM Mitteilungen 4•2013 CRM Mitteilungen 4•201339


Aus den Gilden <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERdass die Tradition nicht eine zweite Quelle der Offenbarung ist, neben und unabhängigvon der Schrift, dass Tradition vielmehr die Kirche selbst in der lebendigenWeitergabe ihres Ursprungs ist, die Weitervermittlung dessen, was sie ist und wassie glaubt, greift den Ansatz von Rahner und Ratzinger auf.Zudem: Die historisch-kritische Methode, an der sich die Modernismuskrisezu einem wesentlichen Teil entzündet hatte, wurde den Exegeten in diesemDokument als Pflicht auferlegt. „Will man richtig verstehen, was der heiligeVerfasser in seiner Schrift aussagen wollte, so muß man schließlich genau auf dievorgegebenen umweltbedingten Denk-, Sprach- und Erzählformen achten, die zurZeit des Verfassers herrschten, wie auf die Formen, die damals im menschlichenAlltagsverkehr üblich waren.“2. Die KirchenkonstitutionAuch der vorbereitete Entwurf über die Kirche, wurde von den Konzilsväternzurückgewiesen. Die deutschen Bischöfe entschieden sich dafür, einen komplettenNeuentwurf schreiben zu lassen. Er entstand unter der Federführung von KarlRahner, auch Ratzinger, Schmaus und Edmund Schillebeeckx arbeiteten mit. ImZentrum stand die Idee von der Sakramentalität der Kirche. Der Definition desSakraments folgend erscheint Kirche als sichtbare Gestalt der unsichtbaren Gnade.Die Kirche als sichtbare, von Menschen gebildete Gemeinschaft erscheint damit alsZeichen für die gnädige Zuwendung Gottes an die Menschen. Diese Konzeptionerlaubt es, Fehler und Schwächen der Kirche zur Kenntnis zu nehmen, die Sündezu benennen und apologetischen Tricks, die letztlich doch nicht überzeugen, denAbschied zu geben. Doch als Sakrament kann auch eine keineswegs nur heiligund rein leuchtende Kirche Gottes Werk in dieser Welt vollziehen und gegenwärtighalten. Wo immer die Kirche ihr inneres Leben in Zeugnis, Gottesdienst, Diakonievollzieht, ereignet sich nicht allein menschliches Werk, sondern dann wirkt Gottselbst und schenkt unverbrüchlich sein Heil. In diesem „Deutschen Schema“, wieman es nannte, wurde Kirche in ihrer Relation zur Welt gesehen. Sie steht nicht insich und ist nicht um ihrer selbst willen, sondern Mittel, um die Menschheit unddie Welt mit Gott zu versöhnen. Sie ist Zeichen für die Einheit mit Gott und fürdie Einheit der Menschheit. Gott wirkt auch außerhalb ihrer Grenzen und bevordie verfasste Kirche in die Geschichte eingetreten ist. Eine solche Sicht brichteinen kirchlichen Triumphalismus auf, Kirche wird offen für die Kirchen, für dieReligionen, für die Welt. Sie ist nicht um ihrer selbst willen, sondern um diesenzu dienen und das Heil zu bezeugen das in ihnen schon wirksam ist. So heißtes schon im ersten Artikel der Kirchenkonstitution: „Die Kirche ist ja in Christusgleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigsteVereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit“.Die Kirchenkonstitution überwindet die Identifizierung der Kirche mit derHierarchie. Noch bevor das Dokument auf die Ämter der Kirche, auf die HierarchieAus den Gilden <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERund das Priesteramt zu sprechen kommt, handelt es in zwei Kapiteln von derKirche als Volk Gottes und als Mysterium, als Glaubenswirklichkeit. Dadurch wirddeutlich, dass die Ämter vom Volk Gottes als Ganzen und als Dienst an diesemverstanden werden müssen. Einem Klerikalismus, der die Kirche vom Amt ausin den Blick nimmt, wurde damit ein Riegel vorgeschoben. Und von den sogenannten„Laien“ in der Kirche heißt es, dass sie teilhaben „an der Heilssendungder Kirche selbst. Zu diesem Apostolat werden alle vom Herrn selbst durch Taufeund Firmung bestellt“. Damit hatte man die überkommene Vorstellung die Laienseien der „verlängerte Arm der Bischöfe“ einfach fallen lassen. KlerikalistischeTendenzen wollte das Konzil überwinden. Laien erscheinen als Subjekte vonKirche, nicht mehr allein als Objekte der Seelsorge.3. Das Dekret über die ReligionsfreiheitEine deutliche Neubesinnung nahm das Konzil in der Frage der Religionsfreiheitvor. Die theoretische Begründung für die herkömmliche Sicht ist am besten zusammengefasstin dem Wort, das man dem französischen Katholikenführer LouisVeuillot zuschreibt. Er soll im 19. Jahrhundert seinen liberalen Gegnern zugerufenhaben: „In der Minorität fordern wir für uns die Freiheit nach euren Prinzipien; inder Majorität verweigern wir euch die Freiheit nach unseren Prinzipien“. Es galtlange Zeit als offizielle kirchliche Lehre: Wo Katholiken in einer Gesellschaft inder Minderheit sind, muss ihnen der Staat die gleichen Rechte gewähren, wie allenanderen Religionen auch. Das verlangt die Gerechtigkeit, das Naturgesetz. Sind dieKatholiken aber in der Mehrheit, dann gilt, dass der Irrtum kein Recht hat, sondernnur die Wahrheit und dass der Staat die irrigen Religionen zurückzudrängen habe.Dazu sei er durch göttliches Gebot gegenüber der Wahrheit verpflichtet.In der Erklärung des Konzils über die Religionsfreiheit mit den programmatischenAnfangsworten „Dignitatis humanae“, „Die Würde der menschlichen Person“, wirdmit dieser überkommenen Vorstellung einfachhin gebrochen. Hier wird nicht mehrnach dem Recht der Wahrheit und dem Unrecht des Irrtums gefragt, Rechtsträgerist vielmehr die Person und sie allein. Nicht ein fiktives Recht der Wahrheitwird eingefordert, sondern genuine und unverlierbare Rechte von Personen. DasKonzil erklärt, „das Recht auf religiöse Freiheit sei in Wahrheit auf die Würde dermenschlichen Person selbst gegründet, so wie sie durch das geoffenbarte WortGottes und durch die Vernunft selbst erkannt wird“. Sicher ist der Mensch verpflichtet,die Wahrheit zu suchen. Dennoch hängt sein Recht auf religiöse Freiheitnicht vom Erfolg dieser Bemühung ab, also von der Erfassung der Wahrheit. Denndieses Recht ist „nicht in einer subjektiven Verfassung der Person, sondern inihrem Wesen selbst begründet“. Daraus ergibt sich für das Konzil die Konsequenz:„So bleibt das Recht auf religiöse Freiheit auch denjenigen erhalten, die ihrerPflicht, die Wahrheit zu suchen, und daran festzuhalten, nicht nachkommen, undihre Ausübung darf nicht gehemmt werden, wenn nur die gerechte öffentliche g40CRM Mitteilungen 4•2013 CRM Mitteilungen 4•201341


Aus den Gilden <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYEROrdnung gewahrt bleibt“. Es ist offensichtlich, dass hier ein Bruch mit der lehramtlichenTradition jedenfalls des 19. und des frühen 20. Jahrhunderts vorliegt,wo genau diese Position in aller Schärfe verurteilt und als häretisch gebrandmarktworden war. Kein Zufall, dass Erzbischof Lefebvre diesem Dokument seineZustimmung verweigert hat.4. ÖkumenismusdekretIm Dekret über den Ökumenismus werden die christlichen Konfessionen alsKirchen bzw. als „Kirchen und kirchliche Gemeinschaften“ gewürdigt und als„Mittel des Heiles“ bezeichnet, ihren Gliedern gebührt „der Ehrenname desChristen, und mit Recht werden sie von den Söhnen der katholischen Kirche alsBrüder im Herrn anerkannt“. Im Dekret über die nichtchristlichen Religionen heißtes, „die katholische Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in diesen Religionenwahr und heilig ist“, und ruft die Christen zum Dialog mit ihnen auf. Eine besondersenge Verbundenheit betont das Konzil mit den Juden. Man darf sie „nichtals von Gott verworfen oder verflucht darstellen, als wäre dies aus der HeiligenSchrift zu folgern“. Und das Konzil verurteilt „alle Haßausbrüche, Verfolgungenund Manifestationen des Antisemitismus, die sich zu irgendeiner Zeit und vonirgend jemandem gegen die Juden gerichtet haben“. Keine Frage, das waren neueund ungewohnte Töne.5. LiturgiekonstitutionDie Neuerung des Konzils, die am deutlichsten in die Augen springt, ist dieLiturgiereform. Sie wollte ernst machen mit der Erkenntnis, dass der GottesdienstFeier des ganzen Volkes Gottes ist, nicht allein des Priesters, der für die Gemeindedas Opfer darbringt. Subjekt der Liturgie ist die Gemeinde selbst. Die Gemeindeals ganze, zu der auch der Priester gehört, feiert den Gottesdienst. Darum dieHinwendung des Zelebranten zur Gemeinde, die in das Geschehen einbezogenwerden soll, darum die Öffnung zur Volkssprache, darum die Bemühung undDurchsichtigkeit und Verstehbarkeit. Das Latein ist dabei nur eine Nebenfrage.V. Zur rechten Interpretation des Konzils:Die Frage nach einer rechten Interpretation des Konzils ist derzeit, 50 Jahrenach dem Konzil, heftig umstritten. Auf der einen Seite wird heute die Thesevertreten, das Konzil müsse von den früheren Konzilien und den päpstlichenVerlautbarungen des 19. Und des frühen 20. Jahrhunderts her interpretiert werden.Es habe die überlieferte Botschaft kontinuierlich weiterentwickelt und lediglicheinige Punkte stärker betont, die zwar auch schon vorher in der offiziellen Lehrevorhanden waren, aber eher im Hintergrund standen. Faktisch verstanden es diestreng konservativen Kreise, die in der ersten Sitzungsperiode im Konzil unterge-Aus den Gilden <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERgangen waren, sich nach dem Konzil wieder durchzusetzen und die in den Textenbewusst offenen Kompromissformulierungen in ihrem Sinn zu interpretieren.Die Gegenposition lautet, das Konzil habe sehr wohl einen Neuansatz gebracht, esstelle einen Aufbruch dar, es habe die Periode der kirchenamtlichen Verurteilungender Neuzeit und ihrer geistigen und wissenschaftlichen Entwicklungen und desAntimodernismus abgeschlossen. Um dieser Neuentwicklungen willen habe dasKonzil stattgefunden, zur Fortschreibung der überkommenen Gestalt der Kirchehätte man kein Konzil benötigt. Das Konzil müsse von diesen Neuansätzen her inden Blick genommen werden, es sei richtig, von einer vorkonziliaren und einernachkonziliaren Epoche der Kirche zu sprechen.In dieser Fragestellung könnte die „Pastoralkonstitution über Die Kirche in derWelt von heute“ einen Schlüssel bieten. Man hat diesem Text manchmal vorgeworfen,er sei nicht ausgreift, oft einseitig, zeitbedingt. Das mag wohl so sein.Aber vielleicht ist genau das seine Stärke. Das Konzil hat es gewagt, sich auf einekonkrete Situation, nämlich die „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst derMenschen von heute“ einzulassen und sie als ihre eigene Freude und Hoffnung,Trauer und Angst zu verstehen. Es hat jedenfalls in diesem Dokument nicht überzeitlicheWahrheiten verkündet, sondern die konkreten Problemstellungen der Zeitaufgegriffen und aus christlicher Verantwortung eine Antwort auf sie zu gebengesucht.Es war eine mutige Entscheidung, dass das Konzil diesen Text als „Konstitution“bezeichnet hat. In Konstitutionen formulieren Staaten ihre Verfassung, in derKirche werden herkömmlicher Weise Dogmen und dogmatisch verbindlicheAussagen als Konstitutionen erlassen. Als Konstitution bezeichnete Dokumentegenießen unter allen kirchlichen Verlautbarungen die höchste Autorität. Nun hatdas Konzil den Text, der die Kirche in ihrer Beziehung zur Welt von heute unddamit zu einer geschichtlich sich verändernden Gesellschaft darstellt, Konstitutiongenannt. Damit hat es das Selbstverständnis einer Kirche dargestellt, die sich inRelation zu dieser Welt und ihren geschichtlich veränderlichen Herausforderungendefiniert. Hier sehe ich das, was man als den Geist des Konzil bezeichnen könnte.Dieses Dokument als Konstitution zu bezeichnen, war der Abschied voneinem Verständnis, das Kirche als societas perfecta außerhalb der Welt und derGeschichte und unabhängig von deren Veränderungen zu verstehen suchte, undes als Inbegriff des Modernismus verurteilte, eine Veränderlichkeit ihrer Ordnungund eine Entwicklung der Lehre zu behaupten. Kirche definierte sich im Konzil mitdogmatischer Verbindlichkeit in ihrer Relation zur Welt, nicht zu einer ideal vorgestelltenWelt, sondern zur Welt wie sie faktisch begegnet, mit ihren Erfolgen undHoffnungen, aber auch in ihrer Unvollkommenheit und Gebrochenheit. Kirchesteht nicht in sich, sondern sie hat einen Dienst in je neuen und unterschiedlichenkulturellen Gegebenheiten zu erfüllen. Die „Zeichen der Zeit“ werden zu g42CRM Mitteilungen 4•2013 CRM Mitteilungen 4•201343


Aus den Gilden <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERAus den Gilden <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYEReiner Quelle für kirchliche Lehre und christliche Botschaft. Das ist es, was PapstJohannes XXIII. mit dem Wort „pastoral“ zum Ausdruck bringen wollte.Daraus folgt für heute, dass die Kirche nicht bei den Antworten stehen bleibendarf, die das Konzil vor nunmehr 50 Jahren formulierte, sondern dass sie mit demselben Mut und mit der Freiheit, die das II. Vatikanum auszeichneten, auf dieErfahrungen und Fragen der Menschen zu hören und sie im Lichte der BotschaftJesu zu deuten hat. Darin liegt die strukturelle Herausforderung des Konzils, diegrundsätzlich nie abgeschlossen sein kann. Dies scheint mir der Grundansatz desKonzils zu sein, der heute gegen eine abwiegelnde Interpretation ebenso verteidigtwerden muss wie gegen extrem traditionalistische Strömungen, die im Konzileinen Bruch der Kirche mit der verpflichtenden Botschaft sehen wollen.Peter NeunerEin Jahr anders leben –die ersten Monate als Jesuit VolunteerAlexandra in MexikoAlexandra Lederer aus Nürnberg trug sich schon längermit dem Gedanken, einen Freiwilligendienstzu leisten – am besten noch in einem anderenErdteil. Die Neunzehnjährige besuchte das NeueGymnasium ihrer Heimatstadt, wo sie sich in ihrerFreizeit in der Jugend der Gemeinde St. Stefan engagierte.Ihr sportlicher Ehrgeiz galt seit vielen Jahren dem Hockey beim NHTC(Nürnberger Hockey- und Tennis-Club), dort spielte sie nicht nur in der 1. Mannschaft,sondern war auch als Jugendtrainerin tätig.Schon lang vor ihrem Abitur hatte sie alle möglichen Einsatzstellen, Einsatzländer undOrganisationen geprüft und sich für „jesuitvolunteers“ entschieden. Dieses Programm derJesuitenmissionen Deutschland - Österreich - Schweiz hat seinen Sitz in Nürnberg. Vor demEintritt galt es, ein Bewerbungsverfahren und zwei Vorbereitungsseminare zu durchlaufensowie mehrere Gespräche zu führen, ehe ihr Ziel feststand: ein Jahr Einsatz in Mexiko! Hierschildert sie taufrisch ihre ersten Erlebnisse.Erstes Beschnuppern des fremden LandesMit einem weinenden und einem lachenden Auge stieg ich am 18. August 2013in den Zug nach Frankfurt, bepackt mit einem Rucksack und vielen Zweifeln,Ängsten, Fragen, aber auch Vorfreude, Abenteuerlust, Neugier, Offenheit undHoffnung.44Und jetzt sitze ich hier in meiner neuen Wohnung, die ich mir mit zwei anderen„Jesuit Volunteers“ teile und frage mich, ob ich eigentlich wirklich schon angekommenbin. Ich muss aber sagen, diese Frage kann ich mir nicht richtig beantworten.Ich habe mich zwar bereits einigermaßen eingelebt und vieles ist zur Gewohnheitgeworden, doch noch mehr ist an Mexiko, den Menschen hierin Guadalajara und meiner Arbeit neu, ungewohntund faszinierend. So pendelt mein Lebenzwischen Alltag und vielen neuen, aufregendenErfahrungen und Erlebnissen.Auch hier heißt es „Schule“ –aber es ist gewöhnungsbedürftigMeine Einsatzstelle ist „Ciudad de los Niños“,ein Projekt der mexikanischen Ordensprovinz derJesuiten. In dieser „Stadt für Kinder“ leben unterder Woche ca. 200 Jungen im Alter von 8 bis16 Jahren. Etwas mehr als die Hälfte der Schülerbesucht die projekteigene Primaria (Grundschule,1. bis 6. Klasse), der andere Teil der Kinder besuchtverschiedene weiterführende Schulen. Neben derPrimaria befindet sich auf dem Gelände von Ciudadde los Niños die Kommunität der Jesuiten, eine Kirche, eine weitere kleine Kapelle,ein großer Speisesaal, eine Küche, die Wohnhäuser der Jungen, verschiedeneBüros, ein großes Gemeinschaftshaus, eine Tienda (kleiner Einkaufsladen) für dieKinder, Arzträume, Werkstätten, Müllanlage, ein großer Obst- und Gemüsegartenund vier große Fußballplätze. Sprich: eine ganze Stadt. Die Jungen, die in diesemProjekt leben, stammen alle aus schwierigen Verhältnissen. Das bedeutet,dass viele aus zum Teil sehr armen Elternhäusern kommen und in ihrem LebenGewalt, Not und Mangel eine große Rolle spielen. In Ciudad de los Niños könnendiese Heranwachsenden regelmäßig die Schule besuchen, erhalten eine guteGesundheitsversorgung, werden psychologisch betreut, können gemeinsam ihreFreizeit verbringen und lernen einen geregelten Tagesablauf kennen.Dieser beginnt mit Aufstehen, gemeinsamem Fertigmachen, Wohnhäuser putzen,Frühstücken und dann geht es für die jüngeren Schüler in die Primaria. Dies allesgeschieht mit viel Disziplin und in „Formación“. Das bedeutet, die Jungen laufenvom Wohnhaus zum Essenssaal, vom Essenssaal zurück und anschließend zurPrimaria immer in einer Reihe und werden dabei von „Formadores“ (Leiter der verschiedenenSchülergruppen) begleitet. Vor der Schule übergeben die Formadoresdie Kinder dann an die Lehrerinnen der Schule. Auch dort müssen sich die Jungsin die Formación aufstellen, es gibt verschiedene Ansagen und danach wird gCRM Mitteilungen 4•2013 CRM Mitteilungen 4•201345


Aus den Gilden <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERgemeinsam gebetet, bevor es in die Klassenräume geht. Der Unterricht ähnelt demUnterricht, den ich noch aus meiner Grundschule kenne. So werden verschiedeneFächer unterrichtet, es gibt Frontalunterricht, Einzelarbeit, Wechsel zwischenkreativer Arbeit und Facharbeit. In eine Klasse gehen allerdings nur 7 bis 15 Jungsund ständig sind welche beim Arzt, bei Gesprächen mit den Psychologen odererledigen sonstige Aufgaben. So hat es zumindest den Anschein, dass jeder Jungemehr in seinem eigenen Tempo lernen kann. Allerdings sind viele Jungen demWissensstand Gleichaltriger hinterher. Toni,die Direktorin der Primaria, erklärte mir, dassdies mit den Umständen zusammenhänge,in denen die Kinder aufwachsen. Trotzdemwirken die Jungs in der Schule alle fröhlichund glücklich auf mich und sind nicht andersals Gleichaltrige bei uns in Deutschland:lieben Fußball und Süßigkeiten, einige sindschüchtern, andere richtig frech, schießensich gegenseitig mit Gummis undPapiergeschossen ab und würden lieberschlafen als lernen.So klappt es prima mit der VerständigungIch selbst arbeite nur in der Primaria,in der ich verschiedene Aufgaben habe. In denersten Wochen war ich dafür zuständig, die Schulbibliothek neu zu ordnen,da diese schon mehrere Monate nicht mehr benutzt worden ist. Mittlerweilebin ich aber in einer der beiden dritten Klassen eine Art Hilfslehrerin, da dieLehrerin der ersten und zweiten Klasse zurzeit krank ist und ihre Schüler auf diebeiden dritten Klassen aufgeteilt wurden. So kümmere ich mich darum, dass dievier Erst- und Zweitklässler die vorgegebenen Aufgaben erledigen und versucheihnen besonders in Mathe und Spanisch zu helfen. Außerdem bin ich noch fürden Pausenverkauf zuständig, erledige viele kleine Aufgaben für verschiedeneLehrer oder die Direktorin und begleite am Ende des Schulunterrichts die Jungs,die für das Reinigen der Waschräume und Toiletten zuständig sind und so Hygienelernen. Nach dem Unterricht werden die Schüler wieder an die Formadores übergebenund es geht in Formación zum Mittagessen. Auch ich esse mit den Jungszusammen in Ciudad de los Niños, bevor ich mich auf den Heimweg mache.Jedes Mal, wenn ich mich dann mit meinem Fahrrad durch den Nachmittagsverkehrschlängle, bin ich erschöpft, aber trotzdem sehr glücklich. Denn ich wurde vonallen Schülern und Mitarbeitern sehr freundlich aufgenommen, die Arbeit mit denAus den Gilden <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERKindern macht mir viel Spaß und mittlerweile kann ich michmit meinen immer besser werdenden Spanischkenntnissenrichtig gut mit ihnen unterhalten. Gerade dieser Kontakt zuden Jungs ist es, der mich so glücklich macht. Auch sonstfühle ich mich in der Schule sehr wohl. Obwohl dort sehrviel Disziplin herrscht, wird das Klima von einer großenFreundlichkeit und Wärme bestimmt. So begegnen dieSchüler allen Lehrerinnen, Formadores, Psychologen undauch mir mit viel Respekt. Aber auch alle Erwachsenengehen mit den Jungen respektvoll um, begegnen ihnen auf Augenhöhe,nehmen sie und ihre Probleme ernst, hören ihnen zu und nehmen die Jungs aucheinfach mal in den Arm. So hab ich das Gefühl, dass wirklich alle Mitarbeiterdieses Projekts ihr Bestes geben, um den Kindern eine Chance auf ein Leben mitglücklicher Zukunft zu ermöglichen.Wollen Sie noch mehr wissen ... oder wollen Sie vielleicht helfen?Nun bin ich gespannt, wie die kommenden zehn Monate hier in Mexiko fürmich werden. In diesem Land, das so vielfältig und voller Gegensätze ist. WennSie erfahren wollen, wie ich diese kommende Zeit erlebe, können Sie gerne aufmeinem Blog vorbeischauen: mymexicandays.jimdo.comFalls Sie das Projekt Ciudad de los Niños, das sich fast ausschließlich durchSpenden finanziert, unterstützen wollen, würde ich mich sehr über eine Spendeauf das unten genannte Konto freuen. Am Ende meines Einsatzes werde ich dannzusammen mit der Schulleitung entscheiden, was durch die Spenden finanziertwird. Gerne können Sie sich auch über die Arbeit der Jesuitenmission und dasProgramm „jesuitvolunteers“ unter jesuitenmission.de informieren. Auch hier dürfenSie gerne durch einen kleinen Beitrag helfen, die Arbeit der Jesuitenmissionzu unterstützen.Viele Grüße aus Guadalajara!Alexandra LedererSpendenkonto:Empfänger: JesuitenmissionKonto-Nr: 5 115 582BLZ: 750 903 00 Liga BankVerwendungszweck: X38179 Alexandra LedererBIC: GENODEF1M05IBAN: DE61750903000005115582g46CRM Mitteilungen 4•2013 CRM Mitteilungen 4•201347


Aus den Gilden <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERBundesverdienstkreuz für Dr. MauserFestliche Verleihung im Historischen Rathaussaal NürnbergAus den Gilden <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYEROsnabrück: Carolus-Gilde„Sein Wirken ist von tiefem Glaubenund christlicher Nächstenliebe geprägt,die christliche Laienarbeit hat er zueinem ganz zentralen Thema in seinemLeben gemacht und glaubhaft vorgelebt“,mit diesen Worten händigte JoachimHerrmann, Innenminister des FreistaatsBayern, im Auftrag des Bundespräsidentendas Bundesverdienstkreuz an Dr. BernhardMauser aus.Im Rahmen der festlichen Verleihungwürdigte Innenminister Herrmann, dasssich Dr. Mauser weit über das normaleMaß hinaus andauernd und nachhaltigehrenamtlich in der katholischen Kircheengagiert und hohe Ämter in denLaiengremien mit stetigem Einsatz wahrgenommenhat.Dr. Mauser nahm über viele Jahre dieAnliegen und Aufgaben der Katholiken,nicht nur auf Gemeinde-, sondern auch auf überdiözesaner Ebene wahr, und warinsbesondere von 1998 - 2010 als berufene Einzelperson im Zentralkomitee derKatholiken verantwortungsvoll tätig.Über eine lange Zeit leitete er bis zum Jahre 2004 als Vorsitzender die GesellschaftSt. Sebald Nürnberg. Auf ihn ist nicht nur die schon Anfang der neunzigerJahre erfolgte Öffnung für weibliche Mitglieder zurückzuführen, sondern auchdurch seine unermüdliche Aktivität die Gewinnung einer Vielzahl neuer undjunger Mitglieder – ein „Menschenfischer“ eben.Gerd LedererInnenminister Herrmann überreichtDr. Mauser (li.) das BundesverdienstkreuzLeben und Sterben, wo ich hingehöreVortrag Prof. Dr. Dr. Klaus DörnerAm 17. 09. 2013 durfte die Carolus-GildeHerrn Professor Klaus Dörner zum monatlichenTreffen unseres Freundeskreises als Gastreferentenbegrüßen. Diese Gelegenheit nutzte unsere Gilde,um eine größere Zahl von Gästen auf uns aufmerksamzu machen.Professor Dörner war von 1980 bis 1996Leitender Arzt an der Westfälischen KlinikGütersloh. Im November erreicht er sein achtzigstesLebensjahr. Mit dem Ende seiner beruflichenLaufbahn, die geprägt war durch beharrlichen Prof. Dr. Dr. Klaus DörnerEinsatz in der Sozialpsychiatrie, wurde er beseelt– in zahlreichen Büchern festgehalten - von Themen wie „Gesundheitsfalle“,„Helfensbedürftig. Heimfrei ins Dienstleistungsjahrhundert“ und schließlich„Leben und Sterben, wo ich hingehöre“.Nimmermüde reist er bis heute an nahezu 200 Tagen im Jahr mit derDeutschen Bahn durch die Lande. Dörner ist kein missionarischer Eiferer, eherein bescheidener Charismatiker. Er möchte unsere Vorstellungen auf einen drittenSozialraum, also die Nachbarschaft, neben den ersten Sozialraum - das Private- und den zweiten - das Öffentliche - als solidaritätsstabilisierend richten. Dörnermöchte keine Pflegeheime „auflösen“, er möchte sie überflüssig machen. In seinerVorstellung vom dritten Sozialraum könnten die Herbstmenschen aktive Akteureim Zusammenleben mit den Wintermenschen werden. Ein Leben im Heim istfür die Mehrzahl in unserer Bevölkerung immer nur die zweitbeste Lösung. DerReferent geht von dem Bedürfnis aller Menschen aus, für ihre Mitmenschenbedeutsam zu sein. Das führt zur „Helfensbedürftigkeit“, hilfsbereite Menschentreffen auf hilfebedürftige Bürger. In der Altenpopulation sieht Dörner nachder beruflichen Zurruhesetzung noch etwa fünfzehn Aufgaben-leere und darumaktivierbare Jahre des dritten, des Herbstalters, vor der nach dem 80. Lebensjahreinsetzenden Hilfebedürftigkeit, des vierten, des Winteralters. Natürlich sind dieLaienhelfer darauf angewiesen, von den Professionellen anfangs angeleitet zuwerden.g48CRM Mitteilungen 4•2013 CRM Mitteilungen 4•201349


Aus den Gilden <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYEREinwände, ob das niedersächsische Heimgesetz sich seinen Ideen in den Wegstellen könnte, beunruhigten ihn nicht. Osnabrück war für ihn ein Ausflug in dieDiaspora. Denn im Vergleich zu Bielefeld hat sich bei uns bisher noch kein sozialräumlichorientiertes Hilfesystem bürgerschaftlicher Beteiligung etabliert.Vielleicht wird daher dieser Abend in solcher Hinsicht für unsere Gilde einAnstoß aktiv zu werden.Um 19.00 Uhr traf Professor Dörner in Osnabrück ein, um kurz nach zehn verließer uns, bestieg mit seinem weißen Haar, mit Pullover und dunkler Lederjackebekleidet, den Nachtzug nach Hamburg.Dr. Hans Schulze WartenhorstStuttgart: Staufer-Gilde„Staufer Gilde Stuttgart: 20 Jahre Sommerfest“.Es kann nicht anders sein. Familie Willeke, die dasSommerfest der Staufer Gilde ins Leben gerufen hat und es seit20 Jahren ausrichtet, hat offenbar folgenden Langzeitpakt mitPetrus geschlossen: Das jährliche Gartenfest findet stets imsommerlich warmem, sonnigem Wetter statt. Mag es amVortag, wie in diesem Jahr, noch aus Kübeln geschüttethaben, der prachtvoll blühende Garten von FamilieWilleke empfängt die Gäste stets im Sonnenschein. So hatsich das traditionelle Sommerfest mit der Zeit zu einemechten Highlight im Jahresprogramm der Staufer Gildeentwickelt.Besonders 2 Aspekte kennzeichnen dieses schöneEreignis und erklären die große Beliebtheit des Termins,den alljärlich 30-40 <strong>Cartell</strong>freunde, u.a. mehrere Ehepaaredes Club Cornelia aus Heilbronn, des Club Delphin ausBasel, sowie Pater Mehring aus Hamburg lange vormerkenund gerne wahrnehmen. Ein Grund für die außergewöhnlicheAttraktion dieses Festes lässt sich sicherlich inEhepaar Willekefolgendem Umstand finden: Die Abende im Freundeskreisder Gilde, die stets einen interessanten, anregenden Vortrag mit Diskussion undAus den Gilden <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYEReinem gemeinsamen Essen umfassen, bilden den Kern der regelmäßigen Treffenund werden trotz der vollen Terminkalender und der z.T. weiten Anfahrtswege derGildemitglieder sehr geschätzt, denn sie geben wichtige Denkanstöße, Einsichtenund Orientieren für den Alltag. Allerdings bleibt trotz des erklärten Gildenziels,“Pflege der Freundschaft untereinander, und gegenseitige Unterstützung“, kaumZeit und Gelegenheit für Erfahrungsaustausch, persönliche Gespräche undAnteilnahme an Freud und Leid im Leben der anderen Gildemitglieder. Man erfährtzu wenig von dem, was die Freundinnen und Freunde bewegt. Es fehlt manchesMal die zwischenmenschliche Dimension, die die Treffen über einen anonymenVortragsabend an der Katholischen Akademie oder der Volkshochschule hinaushebt.Hier also liegt die besondere Bedeutung des Sommerfestes. Der einzige festeProgrammpunkt ist der selbst gestaltete gemeinsame Gottesdienst, der auch wiegeschaffen ist, neue Mitglieder aufzunehmen. Ansonsten bietet das Sommerfestviel Raum für das ungezwungene Beisammensein, spontane Gespräche sowohlüber Banalitäten des täglichen Lebens, über die herzlich gelacht werden kann, alsauch über tiefgründigere Themen, die den einen oder anderen beschäftigen undgelegentlich in einem spannenden Austausch münden.Doch auch die zweite Basis und Motivation für die Einführung und Ausrichtungdes Gartenfestes in Wernau (mit 2 Ausnahmen), das soziale Engagement, kommtnicht zu kurz. Über viele Jahre wurde von den Überschüssen und Spenden desFestes die unschätzbare Arbeit unseres lieben verstorbenen Freundes, Prof. Dr.Widmaier, der in seinem Ruhestand jährlich und meist unter großen Strapazen inden ärmsten und entlegendsten Regionen der Welt Menschen operiert und ihnenso ein menschenwürdiges Leben ermöglicht hat, unterstützt. Danach entstanddurch einen direkten persönlichen Kontakt vor Ort in Afrika das zweite nochandauernde Projekt. In vielen Gegenden Afrikas leben noch Kinder ohne jeglicheSchuldbildung. Und, wenn ein Hilfsprojekt sie erreicht, dann sind es meistensJungen, die gefördert werden. Die segensreiche Arbeit von Pater Kenneth inNigeria, der hier vor allem sein besonderes Engagement für die Ausbildung vonMädchen vorgestellt hat, wird durch die Einnahmen des Sommerfestes unterstützt,und der Einsatz trägt Früchte. Die Spendengelder versickern nicht in unübersichtlichenGroßprojekten verschiedenster Initiativen, sondern kommen direkt denZielpersonen zugute. So stehen wir in Briefkontakt mit zwei Mädchen, die, starkverankert im katholischen Glauben, durch die Hilfe der Staufer Gilde eine guteAusbildung machen konnten, in ihrem Briefen über ihre Fortschritte berichtenund sich auch bei Gott für seine Hilfe bedanken. Obingere (Vorname) schreibt:„Ich hoffe, dass es in Ihrer Familie und dem Beruf gut geht. Der Grund, warumich diesen Brief schreibe, ist, um mich bei Ihnen zu bedanken. Außerdem g50CRM Mitteilungen 4•2013 CRM Mitteilungen 4•201351


Aus den Gilden <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERAus den Gilden <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERmöchte ich Sie informieren, dass ich mein NCE Programm beendet habe und mirwünsche, weiter zu lernen. Ich glaube, dass es nötig ist. Ich hoffe, dass es mitGottes Güte klappt. Möge Gott Sie weiter beschützen und alles, was Sie tun.“Ibeakamma schreibt: „Ich hoffe, es geht Ihnen gut und alles, was Sie tun. MeinGrund für den Brief ist, Ihnen zu sagen, was ich in Nigeria mache. Ich habe einenAusbildungsstand in NCE erreicht, ohne Grad hat es keinen Zweck. Nur wenn ichdas Ergebnis habe, bekomme ich einen Job und werde geachtet. Danke, dass ichdurch die Vermittlung von Pater Kenneth und Ihre Hilfe alles erreicht habe. Ichverspreche, weiter zu lernen und werde berichten was ich mache.“2013 konnten mit dem Gartenfest wieder 400,- Euro eingenommen und anPater Kenneth für seine Schützlinge überreicht werden. Es soll erwähnt werden,dass in 2o Jahren Sommerfest insgesamt etwa 9000-10.000 Euro an Spendenzusammengekommen sind.So haben wir 20 Jahre lang unbeschwert feiern können,es aber nicht nur uns gut gehen lassen, sondern auch unsere Mitmenschennicht aus den Augen verloren, ganz im Sinne von Pater <strong>Rupert</strong> <strong>Mayer</strong>. FamilieWilleke sei herzlich gedankt.Stuttgart, 16.September 2013, Annette Benirschke.Weimar: Edith-Stein-KreisGoldenes Priesterjubiläumdes <strong>Cartell</strong>freundes Pfarrer Horst KlemmAm Samstag, dem 29. Juni 2013, beging unser <strong>Cartell</strong>freund,Pfarrer Horst Klemm, sein Goldenes Priesterjubiläum miteinem Festgottesdienst in der überfüllten Herz-Jesu-Kirchezu Weimar, in der er 1963 seinen Primizsegen spendete.Nach seiner Pensionierung 2003 kehrte Pfarrer Horst Klemmin die Stadt Weimar zurück, in der er einen Teil seinerKindheit und seine Jugend verbracht hatte. Geboren wurdeHorst Klemm am 17. April 1938 in Leskau, Kreis Kadenim Sudetenland als zweites Kind von drei Geschwistern.Im August 1945 wurde die Familie Klemm vertriebenund fand in Weimar/Thüringen eine neue Heimat. DieSchilleroberschule (Schillergymnasium) in Weimar beendeteHorst Klemm mit dem Abitur und dem Wunsch, am Erfurter„Philosophisch – Theologischen Studium“ zu studieren, der Pfarrer Horst Klemmeinzigen akademischen Ausbildungsstätte für katholischeTheologen in der DDR. Eine Voraussetzung für das Theologiestudium war dieerfolgreiche Teilnahme an einem einjährigen Sprachkurs in Latein und Griechischin Halle an der Saale.Nach seiner Priesterweihe am 29. Juni 1963 im Dom zu Erfurt war PfarrerHorst Klemm im priesterlichen Dienst für die Menschen im Bistum Erfurttätig. Wirkungsstätten als Kaplan waren die Gemeinden Birkungen, Rudolstadtund Geisa, als Pfarrer und Dechant in Bremen in der Vorderrhön, in Triptis,Birkenfelde/Thalwenden und Breitenbach.Trotz Ruhestand ist Pfarrer Horst Klemm seit 2003 stark in den Gemeindedienstals Priester eingebunden. Seit 2005 ist er Mitglied des <strong>Cartell</strong>s <strong>Rupert</strong> <strong>Mayer</strong> undgeistlicher Beirat des Edith-Stein-Kreises Weimar. Der Edith-Stein-Kreis danktdem Jubilar für die jahrelange priesterliche Begleitung, für seine wertvollenVorschläge, die vielen Vorträge, mit denen er unsere Zusammenkünfte bereicherte.Sein Verständnis für die einzelne Persönlichkeit und sein ausgleichender Einflussauf die Gruppe sind eine besondere Hilfe für uns. Wir wünschen unserem FreundPfarrer Horst Klemm Gesundheit, viel Kraft und vor allem Gottes Segen aufseinem weiteren Lebensweg.Dr. – Ing. Karl Heinz Lisiecki52CRM Mitteilungen 4•2013 CRM Mitteilungen 4•201353


Aus den Gilden <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERWir gedenken unserer Verstorbenen:Die Ansgar-Gilde Bremen trauert um ihren SeniorCarl Julius BrabantEr starb am 15. Oktober 2013 im hohen Alter von 91 Jahren. Frau Raschwürdigt ihn auf Bitten des Präsidenten mit folgenden Worten:„Am 24. April 1922 in Bremen geboren, wuchs er mit drei Geschwistern in einemgroßbürgerlichem Elternhaus auf. Hier wurde schon früh seine Liebe zur Musikgeweckt, besonders Wagner und Bayreuth waren ihm wichtig. Glückliche Jahreverbrachte er bis zum Abitur im Aloysius-Kolleg in Bonn-Bad-Godesberg.Nach 1945 führte ihn sein Weg nach Lehr- und Wanderjahren in das väterlicheGeschäft, die Jutespinnerei und –weberei Bremen, wo er 30 Jahre tätig war.Dank seines tiefen Glaubens, seiner Willenskraft und seines Optimismus konnte erzwei persönliche Schicksalsschläge verkraften. Er gab seinen Kindern mit seinemBlick nach vorn ein Beispiel!“Der Ansgar-Gilde trat er schon 1954 bei. Er war, so lange es ihm seine Kräfteerlaubten, an allen Vorträgen und Diskussionen interessiert und stets auf Ausgleichund Verständigung bedacht. Seinen klugen Rat werden wir vermissen.Wir verlieren einen Freund, dessen Andenken wir in Ehren halten werden. R.I.P.Wilhelm TackeKarl Schlemmer ist tot – Nürnberg verliert mit dem Pastoraltheologeneinen leidenschaftlichen und kritischen PriesterDer Liturgiewissenschaftler und Pastoraltheologe Karl Schlemmer ist am 24.September 2013 nach kurzer schwerer Krankheit in seiner Heimatstadt Nürnberggestorben. Der emeritierte Universitätsprofessor – von 1983 bis 2002 lehrte er ander Universität Passau – und Bamberger Diözesanpriester wurde 76 Jahre alt.Der gebürtige Nürnberger (16. Januar 1937) wurde 1963 in Bamberg zumPriester geweiht. Nach Kaplansjahren in Bad Windsheim und Nürnberg (PfarreiSt. Elisabeth) wurde er zu Studienzwecken beurlaubt und 1977 in WürzburgAus den Gilden <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERpromoviert. Lehraufträge nahm er in Fulda und in Würzburg, unter anderem für„Theologie im Fernkurs“ wahr. Von 1978 bis 1997 war Schlemmer in der DiözeseWürzburg inkardiniert, bevor er wieder Bamberger Diözesanpriester wurde.1983 folgte der Ruf auf den Lehrstuhl für Liturgik und Homiletik in Passau – 1999umbenannt in Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft und Pastoraltheologie. 1988/89war Schlemmer Dekan und von 1999 bis 2002 Studiendekan der TheologischenFakultät. 2002 wurde er emeritiert.„Mit Karl Schlemmer verliert die Katholische Kirche einen Priester und leidenschaftlichenSeelsorger, dem die Verkündigung des Wortes und der Schriftso unendlich wichtig war“, würdigt der Katholische Stadtdekan von Nürnberg,Hubertus Förster, den Verstorbenen. „Er hat der Kirche – geprägt durch das ZweiteVatikanische Konzil – manchmal auch den Spiegel vorgehalten und war in seinerMeinung für viele unbequem.“ Seinen Weg aber sei er unbeirrt gegangen, weißFörster zu schätzen.Karl Schlemmer war ein begeisterter Liturgiewissenschaftler und Priester imGeiste des Zweiten Vatikanischen Konzils, über Jahrzehnte war er im In- undAusland in vielen Gremien engagiert. So war er unter anderem von 1983 bis 2000Schriftleiter der pastoraltheologischen Zeitung „Anzeiger für die Seelsorge“ undMitbegründer des Nikolaus-Kollegs im Kloster Andechs für liturgische und spirituelleFortbildung. Gastprofessuren führten ihn nach Budweis und Chur.Neben seinen wissenschaftlichen Aufgaben engagierte sich Schlemmer – dessenVerdienste mit der Verleihung „Bischöflicher Geistlicher Rat“ gewürdigt wurden- vor allem bei Kolping. In seiner Heimatstadt wurde er 1996 Kolping-PräsesNürnberg-Zentral. Von 1997 bis 2006 war er zudem Kolping-BezirkspräsesBezirksverband Nürnberg-Fürth.Ein besonderes Anliegen war ihm der Wiederaufbau des ZisterzienserinnenklostersHelfta im Bistum Magdeburg. 2008 vom damaligen Bischof Leo Nowakin das Kuratorium berufen übernahm er seit 2010 als KuratoriumsvorsitzenderVerantwortung für den geschichtsträchtigen Ort. So richtete er beispielsweise inHelfta alljährlich theologische Symposien aus.Die Beisetzung des Verstorbenen fand am Dienstag, 1. Oktober 2013 in Nürnbergstatt.Stefanie HattelPressestelle, Nürnberg Stadtkirche54 CRM Mitteilungen 4•2013 CRM Mitteilungen 4•201355


Aus den Gilden <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERChristliche Loge Sankt Severin in Passau:In Memoriam:Freund Bischof em. Dr. theol. h.c. Franz Xaver EderAm 20. Juni 2013 verstarb unser Freund Bischof em. Dr. theol. h.c. FranzXaver Eder im Alter von 87 Jahren. Dem Freundeskreis der Christlichen LogeSankt Severin Passau war er seit seinem Eintritt im Gründungsjahr 1981 als eintreues und engagiertes Mitglied eng verbunden.Franz Xaver Eder wurde am 4. November 1925 in Pfarrkirchen im Rottal, DiözesePassau, geboren. Nach der dortigen Volks- und Realschule besuchte er in denJahren 1941 bis 1943 das Ludwigs-Gymnasium in München, von wo er unmittelbarin den Reichsarbeitsdienst und anschließend zum Wehrdient einberufenwurde. Im Jahre 1944 wurde er verwundet. Ein Jahr später geriet er in sowjetischeKriegsgefangenschaft, aus der er erst im Januar 1948 entlassen wurde. Nachdemer 1949 seine unterbrochene Gymnasialzeit mit dem Abitur beendete, nahm er dasTheologiestudium im Priesterseminar St. Stephan in Passau auf. Nach Abschlußdes Studiums wurde er im November 1953 zum Diakon und im darauf folgendenJuni im Hohen Dom zu Passau zum Priester geweiht. Sein Primizspruch lautete:„Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist derKraft, der Liebe und Besonnenheit“ (2 Tim 1,7).Nach kurzen Seelsorgeaufgaben als Kooperator wurde Franz Xaver Eder bereitsgegen Ende des Jahres 1954 als Seminar-Präfekt in Passau-St. Valentin berufen.Knapp sieben Jahre später erfolgten die Ernennungen zum Ordinariatssekretärund Domvikar. Ab August 1968 war er für zehn Jahre Regens im PriesterseminarSt. Stephan zu Passau und prägte als solcher viele Priester der Diözese. Indiese Zeit fielen auch die Ernennungen zum Domkapitular (1974) sowie zumWeihbischof und Dompropst in Passau (1977).Nachdem er im Januar 1984 zumBischofskoadjutor mit dem Recht zur Nachfolge ernannt wurde, erfolgte imOktober des gleichen Jahres die Ernennung zum Bischof von Passau. Mit seinemWahlspruch „Im Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“ griff BischofEder auf seinen Primizspruch zurück.Mehr als 16 Jahre lang leitete er die Diözese Passau und war damit in dieser Zeitauch Mitglied der Bayerischen und der Deutschen Bischofskonferenz. Für seinöffentliches Wirken erhielt er hohe Auszeichnungen: Das Große Verdienstkreuzder Bundesrepublik Deutschland, den Bayerischen Verdienstorden sowie dieEhrenbürgerwürde der Städte Pfarrkirchen, Passau und Altötting. Im Januar 2001wurde Bischof Eder emeritiert.Es waren die leidvollen Erlebnisse im Krieg und in der sowjetischen Gefangenschaft,die Franz Xaver Eder zu der Entscheidung führten, der Berufung zum Priesteramtzu folgen. Schon im Internierungslager mit seinen desolaten Verhältnissen gabenAus den Gilden <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERihm die Texte des sorgsam gehüteten Neuen Testaments und im besonderen diegenannte Stelle im zweiten Timotheusbrief großen Halt und ein starkes Gefühl derinneren Freiheit. Sie bestimmten auch sein weiteres Leben und sein Wirken alsPriester und Bischof.Wie Kardinal Friedrich Wetter in seiner Predigt beim Requiem im Hohen Domzu Passau am 25. Juni 2013 betonte, hat Franz Xaver Eder die Autorität seinesbischöflichen Amtes immer als geistliche Autorität verstanden und diese mit derAutorität des Guten Hirten ausgeübt, mit der er die Herzenaller Menschen erreichen konnte. Als Hirte war er nicht nurGott, seinem Herrn, nahe, sondern auch den ihm anvertrautenMenschen. In seinem pastoralen Handeln brachte erihnen stets Achtung und Mitgefühl entgegen und schenkteihnen, wenn sie mit ihren persönlichen Sorgen zu ihmkamen, in spontaner Herzenswärme Trost, Ermutigung, undHoffnung.Seine stete Sorge um den Nächsten kam besonders sinnfälligin der Gründung des Bischof-Eder-Fonds zum Ausdruck, derim Jahre 2000 zur Unterstützung von notleidenden Müttern,Kindern und Familien in der Diözese Passau eingerichtetworden ist.Mit seinem bescheidenen und unkomplizierten Wesen, demnatürliche Lebensfreude und feiner Humor nicht fremdwaren, hat Franz Xaver Eder die Menschen für sich eingenommenund ihre aufrichtigen Sympathien gewonnen. Seineim Glauben tief verwurzelte Menschen-freundlichkeit wardurch Vertrauen und Zuneigung gekennzeichnet. Sie war ein Franz Xaver EderSignum seiner Amtsführung. Vertrauen und Zuneigung sindauch ihm von allen Schichten der Bevölkerung entgegengebracht worden.Wie sehr sich Franz Xaver Eder selbst als Bischof des Volkes gesehen hat, wirdaus seinen Worten über die Symbolik des Hirtenstabes deutlich: „Der Bischof hatden Hirtenstab zu führen, mit ihm zeichenhaft voranzugehen. Doch so ein Stab istimmer auch eine Stütze und ein Halt. So wußte ich mich als Oberhirte gehalten,gestützt und getragen von den Gläubigen unseres Bistums. So gesehen war eseine schöne Zeit, mit dem Volk Gottes im Bistum Passau gemeinsam unterwegszu sein.“ Mit großer Wertschätzung haben dies auch die Menschen in der DiözesePassau so empfunden und auf vielfache Weise zum Ausdruck gebracht..Die Mitglieder der Christlichen Loge Sankt Severin Passau werden ihren Bischofin dankbarer Erinnerung an eine jahrzehntelange freundschaftliche Verbundenheitin ihre Gebete einschließen.Wolfgang Mückl56CRM Mitteilungen 4•2013 CRM Mitteilungen 4•2013 57


Impressum <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERAnkündigung <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYEREin besorgter Zwischenruf:INTERNETPRÄSENZ:Das <strong>Cartell</strong> und seine Freundeskreise –eine Bedingung unserer ZukunftsfähigkeitIn der öffentlichen Diskussion muss man zunehmendAnzeichen einer „religiösen Respektlosigkeit“ feststellen. „DerRespekt vor Glaube und Religion muss durch Argumentationund Vorbild, durch Glaubwürdigkeit und bürgerschaftlichesEngagement erstritten werden“, das schrieb vor kurzem BischofHanke von Eichstätt. Damit hat er zugleich zutreffend unserenWelt-Auftrag als katholische Laien beschrieben. Wir müssen unsglaubwürdig und überzeugend in den gesamtgesellschaftlichenDiskussionsprozess einbringen.Wenn wir unsere Freundeskreise als „religiöse Oasen“ undsomit als Kraftquellen begreifen, können sie uns zur aktivenTeilnahme an diesem öffentlichen und damit auch medialenDialog ermutigen und befähigen. Unabhängig von unsererpersönlichen Einstellung: Das Internet ist das Herzstück dermedialen Kommunikation – privat und gesellschaftlich. Deshalbhaben wir in der von-Ketteler-Gilde schon vor Jahren damitbegonnen, den eigenen Internetauftritt zu entwickeln und ihnso aussagefähig, aktuell informativ und lebendig wie möglichzu gestalten.Konkret haben wir immer zwei Gruppen von Personen im Auge:zunächst unsere Freunde, aber auch potentielle zukünftigeMitglieder. Dieser Aspekt wird im Interesse der Wahrungunserer Zukunftsfähigkeit immer wichtiger.Die Freunde in Essen haben einen neuen, sehr gelungenenInterauftritt für unser CRM vorgelegt. Damit diese Platformregelmäßig – direkt oder über links - mit neuen interessantenInformationen verlebendigt werden kann, ist der zügigeAufbau einer ansprechenden Internetpräsenz möglichst vielerFreundeskreise von vordringlichem Interesse. Bis heute habennur neun Gruppen einen entsprechenden (unterschiedlichgestalteten) Auftritt.Dankenswerterweise haben unsere Freunde auch insoweitgrundlegende Vorarbeiten geleistet, die bei der Erstellungeigener Internetseiten genutzt werden können. Wir (in Essenund in Frankfurt) sind gern bereit, Sie dabei mit unserenErfahrungen zu unterstützen. Wir können Ihnen vorabversichern, daß der Aufwand sowohl finanziell als auch zeitlichüberschaubar ist. Wenn aber diese Seiten attraktiv bleibensollen, muss sichergestelllt sein, dass sie regelmäßig inhaltlichund technisch gepflegt werden.Wir freuen uns auf Ihre Anregungen/Fragen? Bitte sprechen Sieuns an, IhreJ. Beckermann und A. BrechmannImpressum <strong>Cartell</strong>RUPERTMAYERHerausgeber der CRM MitteilungenDr. Barbara KonradDr. Barbara KonradWeizenstraße 11, 90547 SteinTelefon: (0911) 2 55 85 95E-Mail: barjohkonny@gmx.deFotos:Privat: S. 2, 3,Gerd Lederer: S. 1, S. 6 S. 7, S. 8, S. 9, S.44,S. 45, S. 46, S. 47, S. 48Barbara Konrad: S. 8, S. 9 S. 25Eduard Helldörfer: S. 27Hermann Simons: S. 28Bonacker: S. 31Kath. Theol. Uni München S. 35Robert Sauerbeck: S. 48Hans Schulze-Wartenhorst: S. 49R. Willeke: S. 50, S. 52Karl-Heinz Lisiecki: S. 53Wolfgang Mückl: S. 57St. Benno-Verlag GmbH; Leibzig: S. 60Layout:Kathrin BodeGinsterweg 63, 90480 NürnbergE-Mail: bode-kathrin@web.deCRM Adressverwaltung:Franz-Josef MosblechKastanienstr. 11, 44289 DortmundTelefon: (0 23 04) 4 36 86Telefax: (0 23 04) 46 75 86E-Mail: fjmosblech@online.de<strong>Cartell</strong> <strong>Rupert</strong> <strong>Mayer</strong>:Internet: www.cartell-rupert-mayer.deArnd BrechmannE-Mail: Arnd.Brechmann@sparkasse-essen.deTel.: (0201) 60 54 37Mobil: (0171) 4 93 90 97Die CRM Mitteilungen erscheinenviermal jährlich. Der Bezugspreis desHefts ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.Redaktionsschluss für dieMärz-Ausgabe 2014:Samstag, 1. Februar 2014Herstellung:Druckerei Hans Ott, PlauenHier der erste Angelhaken für möglichst viele Nürnberg-Besucher im Juni 2014:Unbedingt vormerken:<strong>Cartell</strong>-Versammlung Nürnberg 19./21.6.2014Schon jetzt gilt: Burg und Stadt haben sehr viel zu bieten - von vier Führungen(Stadt der Menschenrechte, ehemaliges Reichsparteitagsgelände, alter Juden-Friedhof in Fürth und Kletterparadies für die Jugend) bis zum Festvortrag„...ehe es zu spät ist“ von Erwin Teufel ehemaliger Ministerpräsident von Baden-Württemberg.Dazu: Staats-Empfang auf der historischen Kaiserburg, <strong>Cartell</strong>-Versammlung imAlten Rathaus, Gottesdienste in St. Elisabeth und in der Frauenkirche bei Nachtsowie abschließender Festabend im Sheraton-Hotel. Für Kinder und Jugendlicheist Übernachten und Essen kostenlos.Demnächst kommt ein Prospekt per Post.Freundlichen GrußEduard Helldörfer58 CRM Mitteilungen 4•2013 CRM Mitteilungen 2•2013 4•201359


Buchbesprechungute Zeit für die Seele„365x Gute Zeit für die Seele“ ist ein meditatives, inspirierendes Jahreslesebuchvon P. Anselm Grün OSB. Passend zum Jahreskreis hat er für jeden Monat einermutigendes Thema als Leitmotiv, das von ihm in einem kurzen Text erläutertwird, ausgewählt, z.B. den Neuanfang wagen, bewusst leben, Auferstehungdes Lebens, Sehnsucht nach Leben. Eine aufwendige Gestaltung durchfaszinierende Naturfotos überdie Doppelseite vertieft die fürjeden Tag gewählten Gedanken,durch die P. Grün den Leserabwechslungsreich anspricht.Das Buch lädt auch alle ein, diees nicht als Tagesbegleiter nutzenwollen, sich einfach von denThemen, Gedanken und Bildernanregen zu lassen.Fazit: Ein schönes Geschenk fürMenschen, denen wir eine Freudemachen wollen.Anselm GrünGute Zeit für die SeeleBilder & GedankenB. Konrad410 Seiten, 16,5 x 16,5 cm, gebunden,durchgehend farbige AbbildungenISBN 9783746239576

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