"Jugend und Arbeit: Relevante Aspekte vor dem ... - AFI-IPL

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13.07.2015 Aufrufe

46 Schul- und Ausbildungsabbrecherund die Kosten des Bildungssystems erhöht. Zum anderen bestehtdie Gefahr, dass es von den Betroffenen als Versagen erlebt wird,was nicht nur eine psychische Belastung darstellt, sondern sichauf die weitere berufliche Karriere negativ auswirken kann. Trotzdemhaben Abbrecher/innen von Oberschulen relativ gute Chancen,entweder eine Lehrstelle zu finden oder als Vollzeitschüler/ineine berufspraktische Ausbildung zu beginnen. Gravierender istdie Situation beim Abbruch einer Lehre oder beim vorzeitigenAustritt aus einer Berufsschule, denn nicht selten bedeutet diesdas Ende der beruflichen Ausbildung überhaupt. Die betreffendenJugendlichen fallen dann als ungelernte oder angelernte Arbeitskräftein eine Risikogruppe des modernen Arbeitsmarktes. Es bestehtdie Gefahr, dass sie nicht nur mangels beruflicher Qualifikation,sondern auch mangels Flexibilität und Lernerfahrung tendenziellzu schwer vermittelbaren Arbeitsuchenden werden, denn reineHilfskräfte werden am Arbeitsmarkt kaum benötigt bzw. zu wenigattraktiven Arbeitsbedingungen beschäftigt (Atz/Schnock, 2008,12-15).In jedem Fall kann das Herausfallen aus dem beruflichen oderschulischen Ausbildungsweg sowohl für die Betroffenen als auchfür die Allgemeinheit schwerwiegende negative Auswirkungen zeitigenund sollte, so weit irgend möglich, vermieden werden. Es istdeshalb vordringlich zu verstehen, aus welchen Gründen Ausbildungsabbrücheoder ein schneidende Wechsel im Ausbildungswegstattfinden.In Südtirol erreichen ca. 300 Jugendliche pro Jahr keinen beruflichenoder schulischen Abschluss, was 5% eines Jahrgangs entspricht(Atz/Schnock, 2008, 69-73). Diese Entscheidung hängt starkmit den schulischen Leistungen zusammen, denn Jugendliche, diezwei oder mehr Klassen wiederholen mussten, bleiben zu 50% unqualifiziert,schließen also weder eine Ober- noch eine Berufsschuleab.7.4.3 Ausländische Jugendliche alsRisikogruppe?Mit der zunehmenden Zahl an ausländischen Jugendlichen, diedas Südtiroler Bildungssystem durchlaufen, könnte sich eineGruppe herausbilden, die – wie in anderen Ländern – besondereProbleme beim Übergang von der Schule in den Beruf zu bewältigenhat. 17 Im vergangenen Jahrzehnt hat die Zahl der ausländi-17Besonders Augenmerk widmet man diesem Aspekt in Österreich, das schon länger die Integrati -on der zweiten Generation von Ausländern (jugendlicher Migrant/innen) in den Arbeitsmarkt zubewältigen hat. Vgl. Arbeitsmarktservice Österreich (Heckl/Dorr/Dörflinger/Enichlmair), Arbeitsmarktintegrationjugendlicher Problemgruppen, AMS-Report 79, Wien 2011, S.17-30

apollis Jugend und Arbeit in Südtirol: ein Überblick 47schen Schüler/innen im Südtiroler Schulsystem stark zugenommen,ein Trend, der sich bis 2015 unvermindert fortsetzen wird(ASTAT 2011, 52). Die Zahl der Ausländer im Alter zwischen 3 und18 Jahren wird sich von 2010 bis 2015 um über 50% erhöhen. DieserAnstieg wird alle Altersklassen gleichermaßen treffen und sichsomit auf sämtliche Schulstufen einschließlich der Berufsschuleauswirken. Ausländerkinder verteilen sich allerdings ungleich aufdas Südtiroler Schulsystem: im Schuljahr 2009/10 waren 18,3%der Schüler italienischer Schulen Ausländer, während der Ausländeranteilbei den Schülern der deutsch/ladinischen Schulen unter5% lag. Bereits heute wird die italienischsprachige Berufsschule zu37% von Ausländern besucht. 18In den Jahren 2006-2010 ist die Zahl der ausländischen Jugendlichenan den Südtiroler Berufsschulen in dualer Ausbildung von132 auf 184 angestiegen. Ausländer sind jedoch stärker in denVollzeitkursen der Berufsschulen zu finden. „Dieser Unterschied istwahrscheinlich auf eine Reihe von Motiven zurückzuführen, darunterauch die Notwendigkeit, einen Lehrvertrag mit einem Betriebabschließen zu müssen, was vermutlich für die Ausländer einegrößere Schwierigkeit darstellt. Ein weiterer Grund muss hingegenin dem Wunsch nach gesellschaftlicher Anerkennung gesucht werden,der sie zum Erwerb eines Studientitels anspornt.“ 19In jüngster Zeit streben Südtiroler Jugendliche auch aufgrund derReform des Oberschulsystems weniger in Lehrberufe. Immermehr Lehrstellen bleiben unbesetzt. 20 Es sollte untersucht werden,wie das Lehrstellenangebot nach Qualifikation, geografischer Verteilung,sprachlichen Erfordernissen beschaffen ist, um zu prüfen,ob in zunehmenden Maße ausländische Jugendliche diese Lückenfüllen könnten. In Österreich ist festgestellt worden, dass Jugendlichemit Migrationshintergrund bei den Lehrlingen unterrepräsentiertsind. Sie besetzen dagegen den Großteil der überbetrieblichenAusbildungsplätze. Es steht zu vermuten, dass eine ähnliche181920Vgl. ASTAT, Bildung in Zahlen 2011/12, S. 74; nur 4,3% der Schüler der deutschsprachigen Berufsschulesind Ausländer.Vgl. STEP/Sinodè, Die Wirksamkeit der Bildungsmaßnahmen für junge Ausländer in der Autono -men Provinz Bozen, Vicenza 2011, S. 35; „Die hohe Zahl von Ausländern auf den höheren Bildungsstufenwird auch durch die Daten über die ESF-finanzierten Kurse bestätigt ( …). In derAut. Provinz Bozen gibt es nicht nur Einwanderer, die sich mit gering qualifizierten Arbeiten ohneAusbildungsprofil zufrieden geben. Vielmehr ist das Streben nach beruflicher Qualifizierung unddie Suche nach Möglichkeiten zur Eingliederung in die Arbeitswelt immer mehr verbreitet“(S.42)Vgl. ASTAT (2012), Arbeitsmarktbericht 2010, Tab. 1.9 „Abhängige Beschäftigungsverhältnissein der Altersgruppe 14-19 Jahre", S.31

apollis <strong>Jugend</strong> <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong> in Südtirol: ein Überblick 47schen Schüler/innen im Südtiroler Schulsystem stark zugenommen,ein Trend, der sich bis 2015 unvermindert fortsetzen wird(ASTAT 2011, 52). Die Zahl der Ausländer im Alter zwischen 3 <strong>und</strong>18 Jahren wird sich von 2010 bis 2015 um über 50% erhöhen. DieserAnstieg wird alle Altersklassen gleichermaßen treffen <strong>und</strong> sichsomit auf sämtliche Schulstufen einschließlich der Berufsschuleauswirken. Ausländerkinder verteilen sich allerdings ungleich aufdas Südtiroler Schulsystem: im Schuljahr 2009/10 waren 18,3%der Schüler italienischer Schulen Ausländer, während der Ausländeranteilbei den Schülern der deutsch/ladinischen Schulen unter5% lag. Bereits heute wird die italienischsprachige Berufsschule zu37% von Ausländern besucht. 18In den Jahren 2006-2010 ist die Zahl der ausländischen <strong>Jugend</strong>lichenan den Südtiroler Berufsschulen in dualer Ausbildung von132 auf 184 angestiegen. Ausländer sind jedoch stärker in denVollzeitkursen der Berufsschulen zu finden. „Dieser Unterschied istwahrscheinlich auf eine Reihe von Motiven zurückzuführen, darunterauch die Notwendigkeit, einen Lehrvertrag mit einem Betriebabschließen zu müssen, was vermutlich für die Ausländer einegrößere Schwierigkeit darstellt. Ein weiterer Gr<strong>und</strong> muss hingegenin <strong>dem</strong> Wunsch nach gesellschaftlicher Anerkennung gesucht werden,der sie zum Erwerb eines Studientitels anspornt.“ 19In jüngster Zeit streben Südtiroler <strong>Jugend</strong>liche auch aufgr<strong>und</strong> derReform des Oberschulsystems weniger in Lehrberufe. Immermehr Lehrstellen bleiben unbesetzt. 20 Es sollte untersucht werden,wie das Lehrstellenangebot nach Qualifikation, geografischer Verteilung,sprachlichen Erfordernissen beschaffen ist, um zu prüfen,ob in zunehmenden Maße ausländische <strong>Jugend</strong>liche diese Lückenfüllen könnten. In Österreich ist festgestellt worden, dass <strong>Jugend</strong>lichemit Migrationshintergr<strong>und</strong> bei den Lehrlingen unterrepräsentiertsind. Sie besetzen dagegen den Großteil der überbetrieblichenAusbildungsplätze. Es steht zu vermuten, dass eine ähnliche181920Vgl. ASTAT, Bildung in Zahlen 2011/12, S. 74; nur 4,3% der Schüler der deutschsprachigen Berufsschulesind Ausländer.Vgl. STEP/Sinodè, Die Wirksamkeit der Bildungsmaßnahmen für junge Ausländer in der Autono -men Provinz Bozen, Vicenza 2011, S. 35; „Die hohe Zahl von Ausländern auf den höheren Bildungsstufenwird auch durch die Daten über die ESF-finanzierten Kurse bestätigt ( …). In derAut. Provinz Bozen gibt es nicht nur Einwanderer, die sich mit gering qualifizierten <strong>Arbeit</strong>en ohneAusbildungsprofil zufrieden geben. Vielmehr ist das Streben nach beruflicher Qualifizierung <strong>und</strong>die Suche nach Möglichkeiten zur Eingliederung in die <strong>Arbeit</strong>swelt immer mehr verbreitet“(S.42)Vgl. ASTAT (2012), <strong>Arbeit</strong>smarktbericht 2010, Tab. 1.9 „Abhängige Beschäftigungsverhältnissein der Altersgruppe 14-19 Jahre", S.31

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