Ökotourismus: Potential für Schutz und nachhaltige Nutzung ... - Gtz

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Ökologische ÖkonomieÖkotourismus:Potential für Schutz undnachhaltige Nutzung derTropenwälderEine Fallstudie aus den NationalparksTaman Negara und Endeau-Rompinin Malaysia

Ökologische Ökonomie<strong>Ökotourismus</strong>:<strong>Potential</strong> <strong>für</strong> <strong>Schutz</strong> <strong>und</strong><strong>nachhaltige</strong> <strong>Nutzung</strong> derTropenwälderEine Fallstudie aus den NationalparksTaman Negara <strong>und</strong> Endeau-Rompinin Malaysia


Ökologische Ökonomie<strong>Ökotourismus</strong>:<strong>Potential</strong> <strong>für</strong> <strong>Schutz</strong> <strong>und</strong><strong>nachhaltige</strong> <strong>Nutzung</strong> derTropenwälderEine Fallstudie aus den NationalparksTaman Negara <strong>und</strong> Endeau-Rompin inMalaysiaBernd SteckerEschborn 1996


TÖB-Seriennummer: TÖB F-V/1Diese Publikation ist Teil eines Dissertationsvorhabens im FachbereichBiologie der Universität HamburgHerausgeber:Verantwortlich:Autor:Redaktion:Produktion:© 1995 Alle Rechte vorbehaltenDeutsche Gesellschaft <strong>für</strong>Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbHPostfach 5180D-65726 EschbornTropenökologisches Begleitprogramm (TÖB)Dr. Günter RiethmacherBernd Stecker, wissenschaftlicher Mitarbeiter amInstitut <strong>für</strong> Weltforstwirtschaft derB<strong>und</strong>esforschungsanstalt <strong>für</strong> Forst- <strong>und</strong>Holzwirtschaft (BFH),Leuschnerstr. 91, 21031 HamburgRichard HaepTZ Verlagsgesellschaft, D-64380 Roßdorf


VorwortTropische Ökosysteme sind die Lebensgr<strong>und</strong>lage des überwiegenden Teils derWeltbevölkerung. Zunehmende Zerstörung <strong>und</strong> Degradierung der natürlichenRessourcen in den Entwicklungsländern gefährden die Bemühungen um eine<strong>nachhaltige</strong> Entwicklung <strong>und</strong> wirksame Armutsbekämpfung.Das Tropenökologische Begleitprogramm (TÖB) möchte im Rahmen derEntwicklungszusammenarbeit zu eine effektiveren Aufarbeitung, Verwertung <strong>und</strong>Umsetzung der in diesem Bereich gewonnenen Erkenntnisse <strong>und</strong> Erfahrungenbeitragen.TÖB ist ein überregionales Service-Projekt, das im Auftrag des B<strong>und</strong>esministeriums<strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit <strong>und</strong> Entwicklung (BMZ) vonder Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit durchgeführt wird.Das Programm fördert auf Anfrage projektbegleitende Studien mit tropenökologischrelevanten Fragestellungen. Es will dazu beitragen, Konzepte zum <strong>Schutz</strong><strong>und</strong> zur <strong>nachhaltige</strong>n <strong>Nutzung</strong> der tropischen Ökosysteme weiterzuentwickeln<strong>und</strong> daraus innovative Instrumente <strong>für</strong> eine umweltverträglichere Entwicklungszusammenarbeitabzuleiten.Durch die Umsetzung von wissenschaftlichen Ergebnissen in die Beratungspraxisunterstützt es die jeweiligen Projekte bei der Umsetzung internationalerVereinbarungen, wie der Agenda 21 <strong>und</strong> der Biodiversitätskonvention, denendas BMZ eine besondere Bedeutung beimißt.Wichtiges Element des Programmkonzeptes ist die gemeinsame Bearbeitunganwendungsorientierter Fragestellungen durch deutsche <strong>und</strong> lokale Wissenschaftler.TÖB leistet damit auch einen wichtigen Beitrag zur praxisrelevantenFortbildung von Partnerfachkräften <strong>und</strong> zum Aufbau von tropenökologischerExpertise in den Partnerländern.Mit seiner Publikationsreihe macht das Tropenökologische Begleitprogramm dieErgebnisse <strong>und</strong> Handlungsempfehlungen der projektbegleitenden Studien den imRahmen der Entwicklungszusammenarbeit tätigen Organisationen <strong>und</strong> Institutionensowie der umwelt- <strong>und</strong> entwicklungspolitisch interessierten Öffentlichkeit in einerallgemein verständlichen Form zugänglich.Dr. H. P. SchipulleLeiter des Referats Umwelt,Ressourcenschutz <strong>und</strong> ForstwirtschaftB<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong> wirtschaftlicheZusammenarbeit <strong>und</strong> Entwicklung (BMZ)Dr. J. FriedrichsenLeiter der Abteilung Agrarforschung, landwirtschaftlicheBetriebs- <strong>und</strong> HaushaltssystemeDeutsche Gesellschaft <strong>für</strong>Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH


InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnisVerzeichnis der AbbildungenVerzeichnis der TabellenGlossarZusammenfassungIIIIIIIIIV1. Einleitung 11.1 <strong>Ökotourismus</strong> im Kontext internationaler Tropenwaldpolitik................... 11.2 Definitionen: Naturtourismus, Regenwaldtourismus <strong>und</strong> <strong>Ökotourismus</strong>... 31.3 Zielsetzung <strong>und</strong> methodisches Vorgehen................................................. 42. Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>Ökotourismus</strong> in West-Malaysia 72.1 Tourismus <strong>und</strong> Tourismuspolitik ............................................................. 72.2 Forstwirtschaft <strong>und</strong> Naturschutz.............................................................. 93. Ergebnisse der Fallstudie im Taman Negara 113.1 Merkmale der touristischen Entwicklung............................................... 113.2 Besucherprofil <strong>und</strong> Nachfragestruktur................................................... 133.3 Auswirkungen des Tourismus auf nationaler Ebene............................... 153.3.1 Sozio-ökonomische Auswirkungen ............................................. 153.3.2 Ökologische Auswirkungen ........................................................ 163.4 Auswirkungen des Tourismus auf lokaler Ebene ................................... 173.4.1 Sozio-ökonomische Auswirkungen ............................................. 173.4.2 Ökologische Auswirkungen ........................................................ 203.5 Schlußfolgerungen ................................................................................ 22


Inhaltsverzeichnis4. Ergebnisse der Fallstudie in Endau-Rompin 244.1 Wesentliche Bedingungen <strong>für</strong> <strong>Ökotourismus</strong>......................................... 244.2 Aktuelle Situation in Endau-Rompin ..................................................... 244.2.1 Lage, Erschließung <strong>und</strong> Verwaltung des Parks............................ 254.2.2 Besiedlung <strong>und</strong> wirtschaftliche <strong>Nutzung</strong>...................................... 254.2.3 Sozio-ökonomische Situation der lokalen Bevölkerung ............... 264.2.4 <strong>Nutzung</strong>skonflikte....................................................................... 284.2.5 Zukünftige Bewirtschaftungsziele................................................ 294.3 Leitlinien zur Förderung des <strong>Ökotourismus</strong>........................................... 304.3.1 Erfassung <strong>und</strong> Bewertung des touristischen <strong>Potential</strong>s................. 314.3.2 Identifizierung potentieller Konflikte zwischen denbeteiligten Akteuren.................................................................... 344.3.3 Partizipation der lokalen Bevölkerung bei Planung<strong>und</strong> Umsetzung .......................................................................... 364.3.4 Einbindung in einen umfassenden Waldbewirtschaftungsplan...... 374.3.5 Förderung von Aus- <strong>und</strong> Fortbildungsmaßnahmen....................... 414.3.6 Integration in die ländliche Regionalentwicklung......................... 424.3.7 Identifizierung von Trägerorganisationen <strong>für</strong> <strong>Ökotourismus</strong>-Management ............................................................................... 434.3.8 Ermittlung potentieller Finanzierungs- <strong>und</strong> Einnahmequellen....... 454.3.9 Einbindung in sektorale Entwicklungskonzepteauf nationaler Ebene.................................................................... 474.4 Schlußfolgerungen ................................................................................ 485. Ausblick: <strong>Ökotourismus</strong> in der Entwicklungszusammenarbeit 506. Literaturverzeichnis 51II


InhaltsverzeichnisVerzeichnis der AbbildungenAbbildung 1: Übersichtskarte West-Malaysia mit Lage der Nationalparks ... 5Abbildung 2: Übersicht Taman Negara Nationalpark (Stand 1992)............. 11Abbildung 3: Registrierte Besucher des Taman Negara NP (1984-1993)..... 13Abbildung 4: Entwicklungsphasen des Tourismus im Taman Negara NP..... 23Abbildung 5: Endau-Rompin: Zonierungsvorschlag (A)/ Skizze derTourismuszone (B).................................................................. 38Verzeichnis der TabellenTabelle 1: Taman Negara: Ausgabenstruktur der Parkbesucherin DM (1990)............................................................................ 18Tabelle 2: Durchschnittspreise <strong>und</strong> Einkommen aus Waldproduktenin Kg. Peta (1993) .................................................................... 27Tabelle 3: Leitlinien zur Förderung des <strong>Ökotourismus</strong> im Regenwald....... 30Tabelle 4: Kriterien <strong>für</strong> das touristische <strong>Potential</strong> von Regenwäldern....... 31Tabelle 5: Einnahmemöglichkeiten bei ökotouristischer <strong>Nutzung</strong> vonRegenwäldern........................................................................... 46GlossarASEANDWNPGunungIUCNKg.MNSMTPBNPNPCNROOrang AsliUVPWWF= Association of South East Nations (Brunei, Indonesien,Malaysia, Philippinen, Singapur, Thailand, Vietnam)= Department of Wildlife and National Parks= malaysisch <strong>für</strong>: Berg= International Union for the Conservation of Nature= Abkürzung <strong>für</strong> Kampung = Dorf= Malaysian Nature Society= Malaysian Tourism Promotion Board= Nationalpark= National Parks (Johor) Corporation= Nicht-Regierungsorganisation= malaysisch <strong>für</strong>: Ureinwohner= Umweltverträglichkeitsprüfung= World Wide F<strong>und</strong> for NatureIII


ZusammenfassungZusammenfassung<strong>Ökotourismus</strong> im Regenwald will unter Beachtung der ökologischen Tragfähigkeitvor allem von geschützten Waldgebieten negative Umweltauswirkungensowie negative sozio-kulturelle Folgen vermeiden <strong>und</strong> das Umweltbeußtsein allerBeteiligten fördern. Die Erträge des <strong>Ökotourismus</strong> sollen zur Finanzierung vonNaturschutzmaßnahmen, zur Kompensation von <strong>Nutzung</strong>sverzichten an denWaldressourcen sowie zur Verbesserung der Einkommens- <strong>und</strong> Arbeitsverhältnisseder lokalen Bevölkerung beitragen.Im Rahmen dieses Konzeptes wurden in dem bereits touristisch erschlossenenTaman Negara NP die sozio-ökonomischen <strong>und</strong> ökologischen Auswirkungen desTourismus analysiert <strong>und</strong> bewertet, um daraus Schlußfolgerungen <strong>und</strong>Handlungsempfehlungen <strong>für</strong> die Planung <strong>und</strong> Umsetzung des <strong>Ökotourismus</strong> indem erst 1993 eingerichteten Endau-Rompin NP abzuleiten.Die Ergebnisse in Taman Negara zeigen, daß die mit <strong>Ökotourismus</strong> verknüpftenAnforderungen überwiegend nicht erfüllt sind. Zwar werden durch den Tourismusim Park beträchtliche Umsätze erzielt, sie fließen jedoch zu 90 % aus demParkgebiet ab. Wirtschaftliche Multiplikatoreffekte zur ländlichen Regionalentwicklungsind daher gering. Zudem sind die Einnahmen innerhalb derlokalen Bevölkerung ungleich verteilt, während sich gleichzeitig steigende Lebenshaltungskostennachteilig auf die Sicherung ihres Lebensunterhaltes auswirken.Die Übernutzung stark frequentierter Standorte resultiert in erheblichenUmweltbelastungen wie Erosion von Wanderwegen <strong>und</strong> Flußufern, Wasserverschmutzung,Zerstörung der Vegetation, Artenverlusten sowie Verhaltensstörungenbei Wildtieren. Die Ursachen hier<strong>für</strong> liegen primär im Fehlen einesumfassenden Entwicklungs- <strong>und</strong> Bewirtschaftungsplanes, divergierenden Interessen<strong>und</strong> Vorstellungen der beteiligten Akteure (B<strong>und</strong>es- u. Landesbehörden,Tourismusindustrie, lokale Bevölkerung) sowie unzureichender Partizipation derAnrainerbevölkerung.Auf der Gr<strong>und</strong>lage dieser Erkenntnisse wird ein strategisches Planungskonzept<strong>für</strong> <strong>Ökotourismus</strong> entwickelt, dessen Anwendungsrelevanz am Fallbeispiel Endau-Rompinüberprüft wird. Dieses besteht aus 9 Leitlinien: (1) Erfassung <strong>und</strong>Bewertung des touristischen <strong>Potential</strong>s, (2) Identifizierung potentieller Konflik-tezwischen den beteiligten Akteuren (3) Partizipation der lokalen Bevölkerung beiPlanung <strong>und</strong> Umsetzung, (4) Einbindung in einen umfassenden Waldbewirtschaftungsplan,(5) Förderung von Aus- <strong>und</strong> Fortbildung, (6) Integration inV


Zusammenfassungdie ländliche Regionalentwicklung, (7) Identifizierung möglicher Trägerorganisationen,(8) Ermittlung potentieller Finanzierungs- <strong>und</strong> Einnahmequellen <strong>und</strong> (9)Einbindung in sektorale Entwicklungskonzepte auf nationaler Ebene. AlsErgebnis der Überprüfung wird <strong>für</strong> die ökoturistische Erschließung des Endau-Rompin NP ein behutsames, den örtlichen Verhältnissen angepaßtes sowie aufKooperation <strong>und</strong> Partizipation basierendes Vorgehen empfohlen.Insgesamt sollten die Möglichkeiten des <strong>Ökotourismus</strong> als Instrument des Tropenwaldschutzesstärker beachtet jedoch nicht überschätzt werden. Es wirdempfohlen, <strong>Ökotourismus</strong> stärker in vorhandene Sektorkonzepte der deutschenEntwicklungszusammenarbeit einzubeziehen. Dagegen würde die Aufwertung des<strong>Ökotourismus</strong> zu einem eigenständigen übersektoralen Förderkonzept Erwartungenwecken, die aufgr<strong>und</strong> unzureichender politisch-administrativer Rahmenbedingungenin vielen Entwicklungsländern nicht erfüllt werden könnten.VI


1. Einleitung1. Einleitung1.1 <strong>Ökotourismus</strong> im Kontext internationaler TropenwaldpolitikDie Frage, wie der zunehmenden Zerstörung <strong>und</strong> Degradierung tropischerRegenwälder wirkungsvoll begegnet werden kann, steht seit Jahren im Mittelpunktinternationaler umweltpolitischer Diskussionen. Als eine der Ursachen <strong>für</strong>die Übernutzung der Tropenwälder erachten Volkswirtschaftler die ungleicheBehandlung von marktgängigen Waldprodukten, wie z.B. tropische Hölzer, <strong>und</strong>von nicht marktfähigen Gütern <strong>und</strong> Dienstleistungen. Während der Handel mitTropenhölzern einen wesentlichen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklungvieler Tropenländer leistet, wird der Erhaltung der Biodiversität <strong>und</strong> densonstigen vielfältigen <strong>Schutz</strong>leistungen des Tropenwaldes <strong>für</strong> die gesellschaftlicheEntwicklung nur unzureichende Beachtung geschenkt.Letztere werden in der Wirtschaftstheorie als "öffentliche Güter" bezeichnet, vondessen Konsum im Unterschied zu privaten Gütern niemand ausgeschlossenwerden darf. So kann kein Marktpreis entstehen, der den Wert dieser Güterangibt. Das Versagen von Marktmechanismen hat u.a. zur Folge, daß dieUnterschutzstellung von Waldgebieten in Tropenländern meist zu den wenigerbeachteten Bereichen der nationalen Entwicklungsplanung gehört. Die wirksameUmsetzung von <strong>Schutz</strong>konzepten im Tropenwald scheint daher auf Dauernur erfolgversprechend zu sein, wenn von diesen neben positivenökologischen Effekten auch ein wirtschaftlicher Nutzen ausgeht.Als eine Möglichkeit zur Erhöhung der ökonomischen Attraktivität von Naturschutzmaßnahmenim Tropenwald wird in Beschlüssen des Umweltgipfels vonRio (z.B. AGENDA 21), von internationalen Naturschutzorganisationen (z.B.WWF; IUCN) sowie im Tropenwaldbericht der deutschen B<strong>und</strong>esregierung(1994) vorgeschlagen, die <strong>Potential</strong>e eines umwelt- <strong>und</strong> sozialverträglichenTourismus („<strong>Ökotourismus</strong>") verstärkt zu fördern. Durch die touristische„Inwertsetzung" der Waldressourcen könne - so die Argumentation - den Naturschutzleistungendes Tropenwaldes indirekt ein Marktwert verliehen <strong>und</strong> denbeteiligten Interessengruppen Anreize geboten werden, Naturschutzziele imTropenwald wirksamer umzusetzen oder zu unterstützen.1


1. EinleitungDies setzt allerdings voraus, daß <strong>für</strong> das Marktsegment <strong>Ökotourismus</strong> auch einentsprechendes Nachfragepotential vorhanden ist. Be<strong>für</strong>worter des <strong>Ökotourismus</strong>verweisen hierzu auf mehrere Marktstudien:• Seit Beginn der 90er Jahre ist <strong>Ökotourismus</strong> mit jährlichen Wachstumsratenvon 10-15 % der am stärksten wachsende Sektor in der Tourismusindustrie.Der Canadian Wildlife Service schätzt, daß 1990 weltweit bereits 200 MilliardenUS Dollar <strong>für</strong> „ökotouristische Aktivitäten“ aufgewendet wurden(PANOS-INSTITUT 1995).• In einer Studie <strong>für</strong> den WWF werden die Ausgaben ausländischer Touristen inEntwicklungsländern auf insgesamt 60 Milliarden US-Dollar jährlich beziffert.Davon sollen zwischen 2 <strong>und</strong> 12 Milliarden US-Dollar auf <strong>Ökotourismus</strong> inTropenländern entfallen. Letzterer Betrag ist in der Größenordnung nichtwesentlich geringer als jener, der durch den internationalen Handel mitTropenhölzern (ca. 10 bis 15 Milliarden US Dollar pro Jahr) erzielt wird(DURST 1994).• Bei einer repräsentativen Umfrage unter 35 führenden Naturreiseveranstalternin Nordamerika gaben 62 % der Veranstalter Regenwälder als prioritäresZielgebiet ihrer K<strong>und</strong>en an (YEE 1992). Mit großem Abstand folgen Inseln (17%), Gebirge (17 %) <strong>und</strong> Wüsten (4 %).• Sieben Millionen Touristen in den Vereinigten Staaten sind bereit, 2.000 bis3.000 Dollar <strong>für</strong> eine solche naturbezogene Reise auszugeben. Von diesenwürden 63 % zusätzlich 50 Dollar pro Kopf <strong>für</strong> Erhaltung <strong>und</strong> <strong>Schutz</strong> derbesuchten Gebiete zahlen; 27 % würden da<strong>für</strong> sogar 200 Dollar bereitstellen(PANOS-INSTITUT 1995).Diese Untersuchungen belegen einerseits den bereits seit Mitte der 80er Jahreweltweit zu beobachtenden Trend zu mehr naturorientierten Reiseformen. Diehöchsten Wachstumsraten weisen Zielgebiete in Entwicklungsländern auf, insbesonderein Mittelamerika, Süd- <strong>und</strong> Ostafrika sowie Südostasien. Andererseitslegen die unterschiedlichen Analyseansätze der einzelnen Marktstudien dieVermutung nahe, daß ein sehr breites Spektrum von Zielgebieten <strong>und</strong> vorallem naturbezogenen Aktivitäten unter dem Begriff <strong>Ökotourismus</strong> subsumiertwird. Daher ist zunächst zu klären, was genau unter <strong>Ökotourismus</strong> zuverstehen ist <strong>und</strong> inwiefern er sich von anderen, hinlänglich bekannten naturorientiertenTourismusformen unterscheidet.2


1. Einleitung1.2 Definitionen: Naturtourismus, Regenwaldtourismus <strong>und</strong><strong>Ökotourismus</strong>Die Analyse zahlreicher Definitionen zeigt, daß es <strong>für</strong> die Zwecke der vorliegendenStudie sinnvoll ist, insbesondere zwischen den Begriffen Naturtourismus(„nature tourism“) <strong>und</strong> <strong>Ökotourismus</strong> („ecotourism“) zu differenzieren.Im Gegensatz zu <strong>Ökotourismus</strong> ist Naturtourismus ein vielerorts bereits etabliertesMarktsegment, welches sich dadurch auszeichnet, daß eine Vielzahlnaturbezogener Aktivitäten in attraktiven naturnahen Gebieten ausgeübt wird.Das Spektrum der Aktivitäten reicht von Wanderungen, Tierbeobachtung <strong>und</strong>Naturfotographie über ressourcennutzende Aktivitäten (z.B. Angeln <strong>und</strong> Safari-Jagd) bis hin zu sportlichen Betätigungen (z.B. Bergsteigen, Wildwasserfahren,Mountain-biking). Gerade bei letzteren wird die Natur häufig nur als Kulissebenutzt, ohne daß bei Anbietern <strong>und</strong> Nutzern jeweils ein intensives Interesse anÖkologie <strong>und</strong> Kultur der von ihnen aufgesuchten Gebiete besteht.Finden solche naturorientierten Aktivitäten in tropischen Waldgebieten statt, wirdhäufig auch der Begriff Regenwaldtourismus („rain forest tourism“) alsKonkretisierung des Zielgebietes von Naturtourismus verwendet (z.B. HEALY1988; WEARING <strong>und</strong> PARSONSON 1991). Regenwaldtourismus sollte dahernicht als eigenständiges Tourismussegment angesehen werden. Vielmehr handeltes sich um eine fast deckungsgleiche Teilmenge von Naturtourismus mitweitgehend identischen Nachfragestrukturen, die sich sowohl auf geschützte alsauch auf Tropenwälder ohne <strong>Schutz</strong>status beziehen.Dagegen verstehen die meisten Autoren (u.a. BOO 1990; CEBALLOS-LASCURAIN 1993; WALLACE 1993; VALANTINE 1993; WESTERN 1993)unter <strong>Ökotourismus</strong> ein sehr spezielles Tourismussegment mit hohenidealistischen Ansprüchen. Zwar besteht hinsichtlich der Zielgebiete <strong>und</strong> dertouristischen Aktivitäten weitgehend Übereinstimmung mit dem Natur- bzw.Regenwaldtourismus, doch werden an <strong>Ökotourismus</strong> zusätzlich eine Reihe vonAnforderungen gestellt, die beim Naturtourismus nicht unbedingt erfüllt seinmüssen. So soll <strong>Ökotourismus</strong>• negative Umweltauswirkungen sowie sozio-kulturelle Veränderungen vermeidenbzw. minimieren,• Einkommens- <strong>und</strong> Beschäftigungsmöglichkeiten <strong>für</strong> die im Zielgebiet leben-delokale Bevölkerung schaffen,3


1. Einleitung• einen Beitrag zur ländlichen Regionalentwicklung leisten,• finanzielle Mittel zum <strong>Schutz</strong> der natürlichen Ressourcen auf nationaler <strong>und</strong>lokaler Ebene erwirtschaften, <strong>und</strong> dadurch• die Bereitschaft politischer Entscheidungsträger zur Unterstützung vonNaturschutzmaßnahmen erhöhen, sowie• das Natur- <strong>und</strong> Umweltbewußtsein aller Beteiligten fördern.1.3 Zielsetzung <strong>und</strong> methodisches VorgehenDas Ziel der vorliegenden Untersuchung ist, anhand von zwei Fallbeispielen inWest-Malaysia aufzuzeigen, ob Natur- bzw. Regenwaldtourismus den hohenAnsprüchen des <strong>Ökotourismus</strong> gerecht wird <strong>und</strong> unter welchen Voraussetzungen<strong>und</strong> Bedingungen <strong>Ökotourismus</strong> - im Sinne der o.g. Definition - realisiert werdenkann. Dazu sollen Leitlinien <strong>und</strong> Handlungsempfehlungen erabeitet werden, diebei der Planung <strong>und</strong> Umsetzung von <strong>Ökotourismus</strong>-Projekten im Tropenwald zuberücksichtigen sind. Gleichzeitig sollen sie als methodisches Konzept <strong>für</strong> diePrüfung der Förderungswürdigkeit des <strong>Ökotourismus</strong> im Rahmen derEntwicklungszusammenarbeit angewendet werden können.Da <strong>Ökotourismus</strong> im Regenwald vor allem einen Beitrag zur Erhaltung von<strong>Schutz</strong>gebieten leisten soll, wurden als Fallstudiengebiete zwei Nationalparksausgewählt, die durch unterschiedliche touristische Entwicklungsstadien gekennzeichnetsind. Während der Taman Negara Nationalpark im NordostenWest-Malaysias seit Jahren von einer steigenden Anzahl nationaler <strong>und</strong> internationalerNaturtouristen besucht wird, befindet sich der Tourismus in dem erst1993 unter <strong>Schutz</strong> gestellten Endau-Rompin Nationalpark im Südosten desLandes noch in der Initialphase (Abb. 1). Hier unterstützt die Deutsche Gesellschaft<strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit (GTZ) die Malaysian Nature Society(MNS) - eine mitgliederstarke Naturschutzorganisation -, die im Auftrag derParkbehörde ein Entwicklungs- <strong>und</strong> Bewirtschaftungskonzept <strong>für</strong> den Park erarbeitet.Nach deren Vorstellungen soll der <strong>Schutz</strong> der natürlichen Ressourcendes Parks durch die Förderung des <strong>Ökotourismus</strong> ermöglicht <strong>und</strong> langfristigabgesichert werden. Hierzu sollen die Ergebnisse dieser Studie einen wesentlichenBeitrag leisten.4


1. EinleitungAbbildung 1: Übersichtskarte West-Malaysia mit Lage der Nationalparks5


1. EinleitungVor diesem Hintergr<strong>und</strong> wurde die Fallstudie in 4 Untersuchungsabschnittegegliedert:1. Erfassung der Rahmenbedingungen zur Förderung des <strong>Ökotourismus</strong> inWaldgebieten West-Malaysias;2. Erfassung der Merkmale des Tourismus im Taman Negara NP, Analyse derökonomischen, sozio-kulturellen <strong>und</strong> ökologischen Auswirkungen (Problemanalyse),Schlußfolgerungen;3. Erfassung <strong>und</strong> Analyse des aktuellen Entwicklungstandes in Endau-Rompin(Verwaltung, wirtschaftliche <strong>Nutzung</strong>, sozio-ökonomische Situation der lokalenBevölkerung), Schlußfolgerungen;4. Entwicklung von Leitlinien <strong>und</strong> Handlungsempfehlungen <strong>für</strong> die Planung <strong>und</strong>Umsetzung von <strong>Ökotourismus</strong>projekten am Fallbeispiel Endau-Rompin;Schlußfolgerungen <strong>für</strong> die Entwicklungszusammenarbeit.Die Informationserhebung erfolgte im wesentlichen durch Auswertung vonLiteratur, offiziellen <strong>und</strong> behördeninternen Statistiken sowie durch Methoden derempirischen Sozialforschung, wie teilnehmende Beobachtung <strong>und</strong> offene Einzel<strong>und</strong>Gruppenbefragungen der am <strong>Ökotourismus</strong> beteiligten Akteure (staatlicheStellen, lokale Bevölkerung, Touristen, Tourismusindustrie, Nicht-Regierungsorganisationen). Zur Erfassung <strong>und</strong> Bewertung der ökonomischen <strong>und</strong>sozio-kulturellen Situation der lokalen Bevölkerung in Endau-Rompin kamenferner partizipative Erhebungs- <strong>und</strong> Planungsmethoden („ParticipatoryAppraisal“) zur Anwendung (vgl. SCHÖNHUTH <strong>und</strong> KIEVELITZ 1993).6


2. Rahmenbedingungen2. Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>Ökotourismus</strong> in West-Malaysia2.1 Tourismus <strong>und</strong> TourismuspolitikDie Entwicklung West-Malaysias zu einem Zielland ausländischer Touristen gehtauf die Einrichtung der „Tourist Development Corporation“ (TDC) im Jahr 1972zurück. Seit Beginn der 80er Jahre verzeichnet der Tourismus in Malaysiakontinuierliche Wachstumsraten. So stieg die Zahl der Touristen in einemZeitraum von 10 Jahren von 2.5 Mio. (1981) auf knapp 7.5 Mio. (1990) an. DieEinnahmen durch den Tourismus vervierfachten sich in der gleichen Dekade von600 Mio. DM auf 2.7 Milliarden DM. Unter relativ stabilen politischen <strong>und</strong> damit<strong>für</strong> Auslandstouristen sicheren Verhältnissen avancierte der Tourismus 1990bereits zum drittwichtigsten Devisenbringer des Landes, nach demproduzierenden Gewerbe <strong>und</strong> der Erdölindustrie <strong>und</strong> noch vor den traditionellenExportgütern Kautschuk, Palmöl <strong>und</strong> Tropenholz.Die wichtigsten Herkunftsländer der Touristen sind Malaysias Nachbarstaatenin der ASEAN-Region. Mit ca. zwei Drittel aller Touristen stellt Singapur denabsolut größten Nachfragemarkt dar, gefolgt von weiteren ASEAN-Staaten sowieJapan, Großbritannien, Australien, USA <strong>und</strong> Deutschland. Die hohe Abhängigkeitvon den benachbarten Märkten hat eine relativ kurze durchschnittlicheAufenthaltsdauer zur Folge <strong>und</strong> bringt auch relativ niedrige Einnahmen proTourist mit sich. Andererseits macht dies die malaysische Tourismusindustrieweniger anfällig gegenüber Störungen im internationalen Reiseverkehr (derGolfkrieg 1991 brachte z.B. Malaysia vergleichsweise wenig Einbußen). Eineweitere Konsequenz der Abhängigkeit vom regionalen Markt sind die geringensaisonalen Schwankungen, was wiederum ein positiver Faktor <strong>für</strong> die Tourismusentwicklungist, da die Unterkunftskapazitäten gleichmäßiger ausgelastetsind. Außerdem können dauerhafte Arbeitsplätze entstehen.Anhaltendes Wirtschaftswachstum <strong>und</strong> zunehmender Wohlstand - vor allem instädtisch-bürgerlichen Mittelschichten - haben auch in der malaysischen Bevölkerungden Wunsch nach individueller Freizeitgestaltung <strong>und</strong> Erholung deutlicherhöht (WONG 1994). Nicht zuletzt wegen der wachsenden Bedeutung desBinnentourismus <strong>für</strong> die wirtschaftliche Entwicklung des Landes etablierte dieRegierung 1987 ein eigenes „Ministerium <strong>für</strong> Kultur, Kunst <strong>und</strong> Tourismus“. Dasdem Ministerium unterstellte TDC wurde 1992 im Hinblick auf ein verstärktesMarketing zum „Malaysian Tourism Promotion Board“ (MTPB) erweitert. In7


2. Rahmenbedingungenallen B<strong>und</strong>esstaaten Malaysias wurden Regionalbüros, in Asien, Europa <strong>und</strong>Nordamerika zahlreiche Auslands-Zweigstellen eröffnet.West-Malaysia bietet als Hauptattraktionen tropisches Klima, Badestrände,eine wohl einzigartige Mischung verschiedenster Kulturen (Malaien, Ureinwohner,Chinesen, Inder) <strong>und</strong> vor allem ein vielfältiges Naturpotential (Regenwaldmit einer artenreichen Flora <strong>und</strong> Fauna, Gebirge, Küsten, Inseln). Eserfüllt die Funktion eines Naherholungsgebietes <strong>für</strong> den flächenmäßig kleinenNachbarstaat Singapur, was die hohe Zahl von - zumeist zahlungskräftigen -singapurischen Touristen erklärt. Viele touristische Attraktionen sind bis jetztnoch nicht völlig entwickelt oder erschlossen, obwohl West-Malaysia inzwischenüber ein gut entwickeltes Verkehrsnetz verfügt. Erschließungsdefizite gibt esnoch im Landesinneren <strong>und</strong> an der Ostküste.Die Tourismuspolitik ist in die nationale Entwicklungspolitik eingebettet, <strong>und</strong>demzufolge sind ihre Hauptziele auch die Reduzierung der Armut <strong>und</strong> der Ausgleichregionaler Disparitäten. Eine Analyse der Struktur sowie der räumlichenVerteilung der Tourismusindustrie (Hotels <strong>und</strong> Ressorts) ergab jedoch, daß derTourismus auf die bevölkerungsreiche <strong>und</strong> wirtschaftlich prosperierende Westküsteder Halbinsel konzentriert ist, insbesondere auf die touristischen ZentrenKuala Lumpur, Pinang <strong>und</strong> Melaka. Diese Konzentration verstärkt die regionalenUnterschiede noch, so daß der Tourismus in seiner jetzigen Form bisher nichtzu dem gewünschten Ausgleich der regionalen Diskrepanzen in West-Malaysia beigetragen hat.Neuere Untersuchungen über das Reiseverhalten ausländischer Touristen innerhalbWest-Malaysias belegen jedoch, daß insbesondere im informellen Tourismussektor(= z.B. in offiziellen Statistiken nicht erfaßte Familienbetriebe), beiden räumlich aktiveren Individualtouristen sowie bei der Gruppe der EuropäerMarktsegmente vorhanden sind, die „eine bessere Inwertsetzung periphererRegionen versprechen“ (OPPERMANN 1992). Da sich gerade in abgelegenenRegionen attraktive Waldgebiete befinden, bietet die gezielte Förderung des<strong>Ökotourismus</strong> im Regenwald vielfältige Möglichkeiten, zukünftig einenwirksameren Beitrag zur ländlichen Regionalentwicklung zu leisten.Dieses hat auch die malaysische B<strong>und</strong>esregierung erkannt <strong>und</strong> in ihrem 6.Fünfjahresplan (1991 - 1995) eine Revision <strong>und</strong> langfristige Neuorientierungihrer Tourismuspolitik angekündigt. Deren Eckpfeiler sind neben einer verstärktenFörderung des Binnentourismus - <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen Auswei-8


2. Rahmenbedingungentung preisgünstiger Unterkünfte <strong>und</strong> Serviceleistungen - eine weitere Produkt<strong>und</strong>Marktdiversifizierung. So soll u.a. das Marktsegment <strong>Ökotourismus</strong>stärker gefördert werden. Von den im 6. Fünfjahresplan <strong>für</strong> den Tourismus vorgesehenenEntwicklungsausgaben in Höhe von 320 Mio. DM werden erstmalsauch 16 % <strong>für</strong> Naturschutz- <strong>und</strong> Infrastrukturmaßnahmen in Wald- <strong>und</strong> sonstigen<strong>Schutz</strong>gebieten bereitgestellt.2.2 Forstwirtschaft <strong>und</strong> NaturschutzDie Wälder West-Malaysias gehören zur südostasiatischen Feuchtwaldregion,die sich durch eine extrem hohe Artenvielfalt auszeichnen. Bisher wurden indiesen Wäldern über 8.000 Blütenpflanzen identifiziert, darunter mindestens2.600 Baumarten. Charakteristisch <strong>für</strong> den Regenwald dieser Region sind dieZweiflügelfruchtgewächse aus der Familie der Dipterocarpaceae.Die Waldfläche West-Malaysias beträgt 5.5 Mio. ha oder 40 % der Landesfläche.4.72 Mio. ha sind zu dauerhaften Waldgebieten („Permanent ForestEstates“) erklärt, die entweder als Wirtschaftswald (2.80 Mio. ha), <strong>Schutz</strong>wald(1.90 Mio. ha) oder Erholungs- <strong>und</strong> Naturschutzwald („Amenity Forests“, ca.28.000 ha) klassifiziert sind. R<strong>und</strong> 0.65 Mio. ha (4.9 % der Landesfläche) sindals gesetzlich geschützte Waldgebiete in Form von Nationalparks,Tierschutzreservaten oder Tierschutzgebieten ausgewiesen.Die Wälder befinden sich im Eigentum des Staates. Nach der malaysischenVerfassung, die einen stark förderalistisch geprägten Staatsaufbau vorschreibt,liegt jedoch die Zweckbestimmung von Land - <strong>und</strong> damit die Bewirtschaftung<strong>und</strong> der <strong>Schutz</strong> von Waldflächen - in Länderhoheit. Allerdings sieht die Verfassungden Erlaß einer nationalen Landnutzungspolitik <strong>und</strong> einer möglichsteinheitlichen Gesetzgebung in den Ländern vor, so daß der B<strong>und</strong> die forst- <strong>und</strong>naturschutzpolitischen Rahmenbedingungen bestimmt. Diese sind in mehrerenB<strong>und</strong>esrahmengesetzen (u.a. B<strong>und</strong>esforstgesetz, Nationalparkgesetz, Gesetz zum<strong>Schutz</strong> wildlebender Tiere, Umweltqualitätsgesetz) verankert, die jedoch in denLändern nur dann zur Anwendung kommen, wenn sie von diesen in eineentsprechende Landesverordnung übernommen werden.Gegensätzliche Interessen von B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Ländern behindern daher häufig diewirksame Umsetzung der gesetzlichen Rahmenvorgaben. Während dasB<strong>und</strong>esforstgesetz von allen B<strong>und</strong>esländern West-Malaysias ratifiziert wurde, ist9


2. Rahmenbedingungenz.B. das Nationalparkgesetz in Malaysia bisher nicht zur Anwendung gekommen.Zwar ist sowohl Taman Negara als auch Endau-Rompin im Bewußtsein derBevölkerung als Nationalpark verankert, rechtlich gesehen handelt es sich jedochbei beiden um Landesparks, weil sie durch eigenständige Verordnungen derbetroffenen Länder ausgewiesen wurden. Darüberhinaus garantieren dieStaatsverfassung <strong>und</strong> der „Aboriginal Peoples Act“ den Ureinwohnerntraditionelle <strong>Nutzung</strong>srechte in Waldgebieten, die von diesen besiedelt sind.Beansprucht der Staat diese Waldflächen, muß er <strong>für</strong> entsprechende Kompensationensorgen.In den letzten 20 Jahren ist die Waldfläche kontinuierlich zurückgegangen. Vorallem in den Tieflagen der Halbinsel sind die Wälder durch Raubbau an denHolzreserven, durch Ausbreitung von Ölpalm- <strong>und</strong> Kautschukplantagen <strong>und</strong> nichtzuletzt duch bäuerliche Brandrodung („shifting cultivation“) stark dezimiert.Dies hat neben gravierenden ökologischen Folgen auch bereits zu Holzmangelauf Teilmärkten geführt. Heute gelten nur noch etwa 0.5 Mio. ha als unberührterPrimärwald, wovon sich ein Großteil in den Nationalparks Taman Negara <strong>und</strong>Endau-Rompin befindet.In der Vergangenheit hat die Übernutzung der Waldbestände wesentlich zurwirtschaftlichen Entwicklung West-Malaysias beigetragen. Um jedoch denweiteren Raubbau an den Wäldern zu verhindern, müssen einerseits die bisherigenPraktiken der Holznutzung durch ökologisch verträgliche, <strong>nachhaltige</strong>Waldbauverfahren abgelöst <strong>und</strong> andererseits die verbliebenen Primärwälderlangfristig erhalten <strong>und</strong> geschützt werden. Da jedoch volkswirtschaftliche Effektevon Waldschutzgebieten im allgemeinen nicht erwartet werden können,gehörte die Förderung des Naturschutzes bisher nicht zu den prioritären Zielender nationalen Entwicklungspolitik. Staatlich gelenkter Naturschutz blieb daherüberwiegend auf ordnungspolitische Ansätze beschränkt.Daher ist es ist in erster Linie dem Engagement der Nichtregierungsorganisationen,wie MNS, WWF-Malaysia, Asian Wetland Bureau (AWB) <strong>und</strong> anderen zuverdanken, daß in jüngster Zeit von staatlicher Seite eine größere Bereitschaft zurwirksamen Umsetzung von Naturschutzzielen im Wald zu erkennen ist. DieseTrendwende wurde in der Debatte zur Unterschutzstellung von Endau-RompinEnde der 80er Jahre deutlich. Es gelang den NROs die politischenEntscheidungsträger davon zu überzeugen, daß vor allem <strong>Ökotourismus</strong> -sowohl was seine Umweltverträglichkeit als auch seine sozio-ökonomischenEffekte angeht - positive <strong>Potential</strong>e birgt, die <strong>für</strong> einen besseren <strong>Schutz</strong> der10


2. RahmenbedingungenWaldressourcen genutzt werden sollten. Presseschlagzeilen wie „Endau-Rompinhas a greater value than the price of its logs“ oder „... has great potential fornature tourism“ prägten das öffentliche Meinungsbild jener Zeit <strong>und</strong> führtenschließlich 1993 zur Ausweisung Endau-Rompins als Nationalpark.Förderlich <strong>für</strong> den <strong>Ökotourismus</strong> im Regenwald West-Malaysias ist zudem, daßdie <strong>Nutzung</strong> des Waldes zu Freizeit- <strong>und</strong> Erholungszwecken bereits seit 1978 einerklärtes Ziel der nationalen Forst- <strong>und</strong> Naturschutzpolitik ist, die sowohl imB<strong>und</strong>esforstgesetz als auch im Nationalparkgesetz verankert ist. So sollen z.B.Nationalparks neben dem <strong>Schutz</strong> wildlebender Tiere <strong>und</strong> Pflanzen auch mit demZiel bewirtschaftet werden, „Erziehung, Ges<strong>und</strong>heit, ästhetische Werte <strong>und</strong>Erholung der Menschen“ zu fördern. Auch die Ausweisung von Erholungswäldernnach dem B<strong>und</strong>esforstgesetz soll unter der Maßgabe erfolgen,„geeignete Waldflächen <strong>für</strong> Erholung, Umwelterziehung <strong>und</strong> Forschung zuerhalten sowie den <strong>Schutz</strong> der einzigartigen Flora <strong>und</strong> Fauna des Landessicherzustellen“.3. Ergebnisse der Fallstudie im Taman Negara3.1 Merkmale der touristischen EntwicklungDer Taman Negara NP ist mit 4.344 km² seit 1939 das größte gesetzlich geschützteWaldgebiet der Halbinsel. Es gilt seit Jahren als bedeutendstes Naturreisezielin West-Malaysia. Die bevorzugten touristischen Aktivitäten sindWaldwanderungen, Wildtier- <strong>und</strong> Vogelbeobachtung, Naturphotographie,Bootstouren, Schwimmen <strong>und</strong> Angeln. Diese konzentrieren sich auf etwa 10%der Parkfläche um das Hauptquartier in Kuala Tahan sowie entlang eines Korridorszum Gunung Tahan, der höchsten Erhebung der Halbinsel, der von zahlreichenBergsteigern aufgesucht wird (Abb. 2, S. 12).Die administrative Zuständigkeit <strong>für</strong> Taman Negara liegt bei den drei landbesitzendenTreuhändern des Parks (Landesregierungen von Pahang, Kelantan <strong>und</strong>Terengganu). Die Verwaltung <strong>und</strong> Bewirtschaftung des Parks erfolgt jedochauf der Gr<strong>und</strong>lage eines Staatsvertrages zwischen B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Ländern durch das„Department of Wildlife and National Parks“, einer B<strong>und</strong>esbehörde, die demB<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong> Wissenschaft, Technologie <strong>und</strong> Umwelt unterstellt ist.Abbildung 2: Übersicht Taman Negara Nationalpark (Stand 1992)11


3. Ergebnisse Taman NegaraAbbildung 2: Übersicht Taman Negara Nationalpark (Stand 1992)Touristische InfrastrukturEine direkte Verkehrsverbindung bis zum Park-Hauptquartier gibt es nicht. UmKuala Tahan zu erreichen, müssen Parkbesucher bis Kuala Tembeling, einemkleinen Ort 10 km nördlich von Jerantut, über Land anreisen. Von dort aus ist dieWeiterfahrt (ca. 60 km) nur mit dem Boot über den Tembelingfluß möglich (vgl.Abb. 1, S. 5 <strong>und</strong> Abb. 2).Bis Ende der 80er Jahre war die touristische Infrastruktur im Park gering. ImZuge der allgemeinen staatlichen Privatisierungspolitik <strong>und</strong> steigender Besucherzahlenentschloß sich das zuständige B<strong>und</strong>esministerium jedoch 1990, einenprivaten Investor mit dem Tourismus-Management zu beauftragen. Seither ist dasDWNP nur noch <strong>für</strong> die Verwaltung <strong>und</strong> das Naturschutz-Management zuständig.Mit einem Investionsvolumen von über 9 Mio. DM errichtete eine führendeHotelkette Südostasiens das "Taman Negara Resort", in dem bis zu 260Besucher untergebracht werden können. Campingplätze in Nähe des Parkhauptquartierssowie an mehreren Standorten im Parkinneren sind <strong>für</strong> eine Kapazitätbis zu 190 Personen ausgelegt. Darüberhinaus werden von ortsansässi12


3. Ergebnisse Taman Negaragen Kleinunternehmern in einem an den Park angrenzenden Walderholungsgebietzwei preisgünstige „Camps“ betrieben, die r<strong>und</strong> 100 Touristen Unterkunft bieten.Die hierzu erforderliche Betriebslizenz wurde von der örtlichen Forstbehördeerteilt. Täglich stehen damit Unterkunftsmöglichkeiten <strong>für</strong> insgesamt 550Personen zur Verfügung. Bei einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von 3.3Tagen (vgl. Kap. 3.2) <strong>und</strong> einer Öffnungszeit des Parks an 300 Tagen im Jahrwürde sich bei voller Ausschöpfung aller Unterbringungsmöglichkeiten einemaximale jährliche Besucherkapazität von r<strong>und</strong> 48.000 ergeben.Die von der Parkverwaltung angestrebte Tragfähigkeitsgrenze von 35.000Besuchern pro Jahr wäre damit bereits deutlich überschritten. Die Festlegungdieser Grenze erscheint jedoch willkürlich, da weder qualitative noch quantitativeKriterien zur Begründung angegeben werden. Die Zahl von 30.000 offiziellregistrierten Besuchern wurde bereits im Jahr 1994 erreicht, als der Park erstmalsganzjährig <strong>für</strong> den Besucherverkehr geöffnet war.3.2 Besucherprofil <strong>und</strong> NachfragestrukturDie prozentualen Steigerungsraten der Besucherzahlen in Taman Negara spiegelndie des gesamten Tourismussektors in Westmalaysia wieder. So stieg die Zahl derParkbesucher in einem Zeitraum von 10 Jahren von 8.200 in 1984 auf annähernd30.000 in 1993; das entspricht einer Steigerung um 360 % (Abb. 3).Abbildung 3: Registrierte Besucher des Taman Negara NP (1984-1993)3000025000200001500010000500001984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993JahrInländerAusländerQuelle: Department of Wildlife and National Parks, Peninsular Malaysia (1994)13


3. Ergebnisse Taman NegaraBesucherprofil <strong>und</strong> Nachfragestruktur setzen sich nach einer repräsentativenErhebung von WAN SABRI et al. (1992) aus dem Jahr 1990 wie folgt zusammen:• Von den knapp 20.000 registrierten Parkbesuchern waren r<strong>und</strong> 40 % Malaysier<strong>und</strong> 60 % ausländische Touristen, vorwiegend aus europäischen Ländern(Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Schweiz, Niederlande) <strong>und</strong>Nordamerika;• Die Mehrheit der Parktouristen ist männlichen Geschlechts (58 %), jung (89 %sind jünger als 40 Jahre), besitzt eine akademische Ausbildung (71 %) <strong>und</strong>bezieht ein relativ hohes Einkommen. R<strong>und</strong> ein Viertel der Besucher sindSchüler oder Studenten. Es besteht ein deutliches Einkommensgefälle zwischenAus- <strong>und</strong> Inländern sowie zwischen Berufstätigen <strong>und</strong> Auszubildenden („lowbudget travellers“);• Als Motive <strong>für</strong> einen Besuch des Parks werden genannt: Regenwald sehen<strong>und</strong> erfahren (45 %), Ferien machen (16 %), neue <strong>und</strong> außergewöhnliche Erfahrungensammeln (10 %), Wildtiere bzw. Vögel beobachten (8 %), Wandern,ausruhen <strong>und</strong> entspannen (8 %) <strong>und</strong> das Campingleben genießen (3%). Dieletzten beiden Motive sowie „Ferien machen“ wurden mehrheitlich vonInländern angegeben;• 38 % der Parkbesucher sind Pauschaltouristen (überwiegend Ausländer,deren Aufenthalt durch Veranstalter in Kuala Lumpur organisiert wurde) <strong>und</strong>62 % Individualtouristen. 17 % reisten allein, 52 % in Begleitung einerweiteren Person (Ehegatte, Fre<strong>und</strong>In); bei größeren Gruppen handelt es sichüberwiegend um malaysische Schüler oder Studenten, die an organisiertenNaturerziehungskursen des DWNP teilnahmen;• Zur Anreise bis zum Bootsanleger in Kuala Tembeling benutzten 47 % einenReisebus, 41 % wählten die preisgünstigen öffentlichen Verkehrsmittel wieLinienbus, Eisenbahn oder Sammeltaxi. Obwohl die Weiterfahrt mit dem Bootzum Parkhauptquartier sehr zeitaufwendig ist, sind mehr als zwei Drittel wegender landschaftlich reizvollen Bootsfahrt mit dieser Art der Anreise sehrzufrieden;• Für nahezu alle ausländischen Touristen ist der Besuch des Taman Negara nureines von mehreren Zielgebieten im Verlauf einer R<strong>und</strong>reise durch Malaysia<strong>und</strong>/oder Südostasien. Dagegen ist <strong>für</strong> 82 % der Einheimischen der Park das14


3. Ergebnisse Taman Negaraeinzige Reiseziel während ihres Urlaubs. Von diesen hat ein Drittel bereitsmehrmals den Park besucht;• Eine ausgesprochene Saisonalität ist nicht zu beobachten. Die monatlichenBesucherzahlen sind relativ ausgeglichen. Während der malaysischen Schulferienim Mai, Juni <strong>und</strong> Juli überwiegen inländische, in den Monaten Januar bisApril ausländische Parkbesucher;• Die Aufenthaltsdauer der Touristen im Park liegt überwiegend zwischen 2<strong>und</strong> 7 Tagen. Durchschnittlich beträgt sie 3.3 Tage, wobei Inländer mehrheitlichunter <strong>und</strong> Ausländer mehrheitlich über der durchschnittlichen Aufenthaltsdauerbleiben;• 80 % der Parkbesucher wählten als Unterkunft das Taman Negara Resort, 16% die preisgünstigen Camps <strong>und</strong> 4 % den Campingplatz. Zwei Drittel verpflegtensich in den Ressort-Restaurants, der Rest in offenen Garküchen oderbereiten ihre Mahlzeiten selbst auf dem Campingplatz zu;Die Umfrageergebnisse im Taman Negara bestätigen im wesentlichen die wenigen,aus der Literatur bekannten Untersuchungen zur Soziodemographie <strong>und</strong>zum Reiseverhalten von Naturtouristen (z.B. ZIFFER 1989; BOO 1990). Diesgilt sowohl bezüglich ihres ökonomischen <strong>Potential</strong>s als auch hinsichtlich derMöglichkeit, auf ihr Umweltbewußtsein <strong>und</strong> -verhalten Einfluß zu nehmen. DieAnsprechbarkeit der Naturtouristen <strong>für</strong> ökologisch begründete Steuerungsmaßnahmen<strong>und</strong> ihre Bereitschaft, sich zu informieren, höhere Eintritts- <strong>und</strong> Nutzergebührenzu akzeptieren sowie den sozio-kulturellen Alltag in den Entwicklungsländernkennenzulernen, erscheint im Gegensatz zu anderen Urlaubsreisendenrelativ hoch zu sein. Daraus ist insgesamt zu folgern, daß es sich beiTourismus im Regenwald tendenziell um eine qualitativ hochwertige Reiseformhandelt. Diese Erkenntnis hat wesentliche Implikationen <strong>für</strong> das Marketing.3.3 Auswirkungen des Tourismus auf nationaler Ebene3.3.1 Sozio-ökonomische AuswirkungenNach einer Untersuchung der INTERNATIONAL RESOURCES GROUP (1992)zum <strong>Ökotourismus</strong> in mehreren Entwicklungsländern kommen nur r<strong>und</strong> 30 bis35 % der Reisekosten einer in Europa oder Nordamerika ge buchten Reisedurchschnittlich im Zielland an. Die anderen zwei Drittel fließen in die Kassen15


3. Ergebnisse Taman Negarader Fluggesellschaften <strong>und</strong> Reiseveranstalter. Von dem ersten Drittel, das imZielland ausgegeben wird, verbleibt wiederum ein großer Teil in denHauptstädten <strong>und</strong> den etablierten Touristenressorts. Nur ein geringer Teil erreichtdie eigentlichen Zielgebiete <strong>und</strong> vor allem Zielgruppen, nämlich die lokaleBevölkerung <strong>und</strong> die Forst- oder Naturschutzbehörden. Eine ähnliche Aufteilungdes Reisekosten ergibt sich auch aus Besucherbefragungen des Verfassers inTaman Negara.Trotz dieser generellen Erkenntnis hat die Attraktivität des Taman Negara <strong>und</strong>seine feste Verankerung in den Programmen internationaler Reiseveranstalterzum einen mehr Touristen ins Land gebracht <strong>und</strong> damit die Deviseneinnahmendes Staates erhöht. Zum anderen wurde der Binnentourismus gefördert, indeminländische Parkbesucher von potentiellen Auslandsreisen abgehalten <strong>und</strong> dadurchDevisenabflüsse verringert wurden.Auch ist ein gr<strong>und</strong>sätzliches Interesse nationaler wie internationaler Reiseveranstalteran der Erhaltung des Taman Negara als touristische Ressource festzustellen.Allerdings besteht nur bei einigen kleineren Naturreiseveranstaltern,eine aktive Bereitschaft zu umwelt- <strong>und</strong> sozialverträglichem Verhalten, indem die<strong>Schutz</strong>bestimmungen im Park beachtet, Naturschutzmaßnahmen durch Spendenunterstützt <strong>und</strong> die traditionelle Kultur der Ureinwohner im Park respektiertwerden. Dagegen sind vergleichbare Ansätze zur Selbststeuerung bei dengroßen touristischen Anbietern, wie z.B. den Betreibern des „Taman NegaraResorts“ <strong>und</strong> den meisten landesweit agierenden Reiseveranstaltern, kaumvorhanden.Die vom „Taman Negara Resort“ an das zuständige B<strong>und</strong>esministerium abzuführendenKonzessions- <strong>und</strong> Lizenzgebühren sind zu gering, um die Ausgaben<strong>für</strong> die Verwaltung <strong>und</strong> Bewirtschaftung des Parks zu decken. Außerdemverbleiben dem B<strong>und</strong>esministerium nur die Lizenzgebühren, während die Konzessionsgebührenfast in voller Höhe den drei Treuhändern des Parks (Regierungenvon Pahang, Kelantan <strong>und</strong> Terengganu) zustehen. Daher müssen aus demallgemeinen B<strong>und</strong>eshaushalt zusätzliche finanzielle Mittel zur Bewirtschaftungdes Parks in den Ressorthaushalt eingestellt werden.3.3.2 Ökologische AuswirkungenPositive ökologische Auswirkungen, die nicht in Geldwerten zu erfassen sind,resultieren aus den zahlreichen Naturerziehungskursen <strong>für</strong> Studenten <strong>und</strong>16


3. Ergebnisse Taman NegaraSchulklassen, die jährlich vom DWNP im Taman Negara durchgeführt werden.Solche Kurse gehören in West-Malaysia inzwischen zum festen Bestandteil derSchulcurricula. So kommt WONG (1994) in einer Untersuchung über das Umweltbewußtseinder malaysischen Bevölkerung zu dem Schluß, daß in der jüngerenGeneration inzwischen eine deutlich positivere Einstellung zum Waldvorherrschend ist als in älteren Bevölkerungsschichten.Negative Umweltauswirkungen des Tourismus in Taman Negara ergeben sichnicht nur auf nationaler, sondern auch auf globaler Ebene. Nach ZIFFER (1989)reisen r<strong>und</strong> 95 % aller ausländischen Naturtouristen mit dem Flugzeug in ihreZielländer <strong>und</strong> -gebiete, ein Prozentsatz, der auch <strong>für</strong> West-Malaysia repräsentativsein dürfte. Bei der Diskussion über den Beitrag des <strong>Ökotourismus</strong> zum<strong>Schutz</strong> der Regenwälder <strong>und</strong> damit des Erdklimas wird jedoch vielfach ausgeklammert,daß steigender touristischer Flugverkehr zumindest im Hinblick aufdas Erdklima auch gegenteilige Auswirkungen haben kann (vgl. DER SPIEGEL9/1995, S. 175).3.4 Auswirkungen des Tourismus auf lokaler Ebene3.4.1 Sozio-ökonomische AuswirkungenDie sozio-ökonomischen Auswirkungen des Parktourismus wurden anhand derAusgaben der Touristen im Park ermittelt. Dabei ist zu unterscheiden zwischenden Ausgaben, die einerseits der Parkverwaltung <strong>und</strong> andererseits demTourismussektor als Einnahmen zufließen. Der Tourismussektor wurde in dervorliegenden Untersuchung in fünf Subsektoren unterteilt: Beherbergung, Gastronomie,Transport, Freizeitaktivitäten <strong>und</strong> besucherbezogene Parkbewirtschaftung(vgl. Tab. 1, S. 18). Beide bieten der lokalen Bevölkerung direkte <strong>und</strong>indirekte Einkommens- <strong>und</strong> Beschäftigungsmöglichkeiten.Direkte Einkommens- <strong>und</strong> BeschäftigungswirkungenIm Jahr 1990 erwirtschaftete das DWNP Einnahmen aus Eintritts- <strong>und</strong>Nutzergebühren, Angellizenzen, Bußgeldern usw. in Höhe von r<strong>und</strong> 290.000DM. Allerdings wird dieses <strong>Potential</strong> aufgr<strong>und</strong> zu niedriger Gebühren (Eintrittz.B. nur 0,60 DM/ Person) <strong>und</strong> mangelnder Kontrollen (Parkwacht) bei weitennicht ausgeschöpft. Im gleichen Jahr wurden dem DWNP aus dem Haushalt des17


3. Ergebnisse Taman Negarazuständigen B<strong>und</strong>esministeriums zusätzlich 170.000 DM <strong>für</strong> die Bewirtschaftung<strong>und</strong> Unterhaltung des Parks zugewiesen, so daß die Parkverwaltung über einGesamtbudget von 460.000 DM verfügte. Das Personalbudget der Parkverwaltungsicherte 87 Personen einen Arbeitsplatz.Die Einnahmen des Tourismussektors im Park summierten sich 1990 auf knapp3.92 Mio. DM (Tab. 1). R<strong>und</strong> 780.000 DM wurden im gleichen Jahr <strong>für</strong> Löhne<strong>und</strong> Gehälter aufgewendet, wodurch 183 Arbeitsplätze im Tourismussektorfinanziert wurden.Somit existierten im Jahr 1990 als direkte Auswirkung des Parktourismus 270 (87+ 183) Arbeitsplätze. Allerdings rekrutieren sich nur etwa 30 % hiervon ausursprünglichen Bewohnern der umliegenden Dörfer (s. Abb.2, S. 12) bzw. ausden im Parkgebiet - teilweise noch halbnomadisch - lebenden Ureinwohnern(Batek Negrito). Da ihre Ausbildung <strong>und</strong> Berufserfahrung nicht den Anforderungendes Tourismussektors entspricht, sind sie überwiegend in ungelernten,geringer entlohnten <strong>und</strong> einfachen Tätigkeiten beschäftigt. Bei der Mehrheit derAngestellten handelt es sich dagegen um besser ausgebildete Fachkräfte aus denstädtischen Zentren, die eigentlich nicht als Ortsansässige, sondern mehr oderweniger als „Pendler“ im Park tätig sind.Tabelle 1: Ausgabenstruktur der Parkbesucher in DM (1990)TourismussektorenUnterkunft u. Verpflegung- Taman Negara Resort- Camp Tembling- Camp Nusa- CampingBesucherzahl(1990)14.4007202.160720˘AusgabenPerson56,23/Tag4,01/Tag8,45/Tag2,81/Tag3.29 Tage3.00 Tage3.25 Tage5.50 Tage˘ AufenthaltsdauerGesamtausgaben2.743.060,202.663.952,508.661,1059.319,0011.127,60Transport Tembling-Tahan 18.000 18,00 -- 324.000,00Freizeitaktivitäten 9.540 61,05 -- 582.417,00Verleih von Ausrüstungen 3.600 11,17 -- 40.212,00Souvenir u. Kunsthandwerk 10.080 22,68 -- 228.614,40Gesamtsumme 3.918.303,60Quelle: zusammengestellt <strong>und</strong> berechnet aus Daten von WAN SABRI et al. (1992)18


3. Ergebnisse Taman NegaraÜber 95 % der Besucherausgaben <strong>für</strong> Unterkunft <strong>und</strong> Verpflegung entfallen aufdas den gesamten Tourismussektor dominierende Taman Negara Resort. Vorallem die inländischen Parkbesucher beklagen die <strong>für</strong> sie unerschwinglichenPreise des Ressorts. Von den Gesamtausgaben der Touristen entfällt nur eingeringer Teil auf die wenigen, von der ortsansässigen Bevölkerung betriebenenEinrichtungen (z.B. lokale Camps, Garküchen). Diese kommen der lokalen Bevölkerungjedoch direkt zu Gute <strong>und</strong> haben daher vergleichsweise einen stärkerenlokalen Einkommenseffekt.Indirekte Einkommenswirkungen: MultiplikatoreffekteParkverwaltung <strong>und</strong> Tourismussektor müssen <strong>für</strong> Unterhaltung <strong>und</strong> Betrieb ihrerEinrichtungen Rohstoffe, Waren <strong>und</strong> Dienstleistungen einkaufen <strong>und</strong> könnendadurch indirekte Einkommenseffekte in anderen lokalen Wirtschaftszweigen(Landwirtschaft, Einzelhandel, Baugewerbe) auslösen. Auch die 270 Beschäftigtendes Tourismussektors <strong>und</strong> der Parkverwaltung müssen zum Bestreiten ihresLebensunterhalts Waren <strong>und</strong> Dienstleistungen einkaufen, wodurch eben-fallslokale Einkommenswirkungen induziert werden können.Nach Untersuchungen von WAN SABRI et al. (1992) entfielen 1990 lediglich 10% (= 392.000 DM) der Touristenausgaben auf lokal erzeugte Produkte. DieAnalyse der Multiplikatorwirkungen ergab, daß dadurch Einkommenseffekte beider lokalen Wirtschaft in Höhe von r<strong>und</strong> 200.000 DM hervorgerufen werden.Unter der Annahme, daß das durchschnittliche Jahreseinkommen eines Arbeitersin der Region 3.250 DM beträgt, ergeben sich hieraus theoretisch 62 zusätzliche,durch den Parktourismus induzierte Arbeitsplätze in allen anderen lokalenWirtschaftszweigen. Das Verhältnis von 270 direkten zu 62 indirektenArbeitsplätzen bedeutet, daß 4 Arbeitsplätze im Tourismussektor lediglich 1zusätzliches Beschäftigungsverhältnis in den anderen lokalen Wirtschaftssektorenbewirken.Der Hauptgr<strong>und</strong> <strong>für</strong> dieses unbefriedigende Verhältnis liegt in der hohen Sickerungsrate,denn über 90 % der Touristenausgaben in Höhe von 3.92 Mio. DMfließen direkt oder indirekt aus dem Parkgebiet ab. Parkverwaltung <strong>und</strong> Tourismussektorführen einen Großteil der im Park nachgefragten Güter <strong>und</strong> Dienstleistungenaus anderen Regionen ein, weil der Bedarf von der örtlichen Wirtschaftnicht befriedigt werden kann. Aus dem gleichen Gr<strong>und</strong> geben die 270Parkbeschäftigten fast 90 % ihrer Löhne außerhalb der Region oder <strong>für</strong> einge-19


3. Ergebnisse Taman Negaraführte Waren aus. Die Versorgung des Parkgebietes aus anderen Regionen <strong>und</strong>den städtischen Zentren bedingt, daß durch die Ausgaben der Touristen keinesubstantiellen wirtschaftlichen Multiplikatoreffekte in der Parkregion ausgelöstwerden. Dieses Ergebnis bestätigt im wesentlichen andere Untersuchungen,wonach die Sickerungsrate stark von der ökonomischen Struktur <strong>und</strong> Grössedes Untersuchungsgebietes abhängig ist. Generell gilt: Je kleiner, entlegener <strong>und</strong>weniger entwickelt eine Region ist, um so größer wird die Sickerungsratewährend jeder neuen Ausgabenr<strong>und</strong>e sein (MATHIESON <strong>und</strong> WALL 1982).Die durch den Parktourismus erwirtschafteten Einnahmen verteilen sich ungleichauf die lokale Bevölkerung. Nutznießer sind vor allem die Bewohner vonKuala Tahan (Abb. 2, S. 12), die näher am Parkhauptquartier leben. Von diesenhaben r<strong>und</strong> 60 % eine Beschäftigung im Tourismussektor gef<strong>und</strong>en, bei einemdurchschnittlichen Monatseinkommen von 270 DM. In den weiter entferntliegenden Dörfern beziehen dagegen noch mehr als 70 % der Einwohner ihrHaupteinkommen aus der Landwirtschaft, das im Durchschnitt nur 90 DM proMonat beträgt. Dieses Einkommensgefälle führt zu sozialen Spannungen <strong>und</strong>Neid. Zudem wirken sich die als Folge des Tourismus gestiegenen Preise <strong>für</strong>den Bootstransport sowie die Verteuerung von Gütern des täglichen Bedarfsnachteilig auf die Lebenshaltungskosten der Ortsansässigen aus.Verlierer der touristischen Entwicklung sind ferner die Ureinwohner, vondenen noch etwa 400 Personen im Taman Negara leben. Zwar wird ihre traditionelleKultur gern von touristischen Anbietern als Attraktion vermarktet, sieselbst profitieren jedoch kaum davon. Trotz der vielfältigen Aktivitäten im Bereichdes Parkhauptquartiers bieten sich nur wenigen Beschäftigungsmöglichkeitenals Reinigungskräfte <strong>und</strong> Müllsammler im Ressort oder als Aushilfskräftebei der Parkverwaltung (Wegeunterhaltung, ortsk<strong>und</strong>ige Expeditionsführer).Darüberhinaus wurden ihre traditionellen <strong>Nutzung</strong>srechte ohnehin durch die<strong>Schutz</strong>bestimmungen des Nationalparks eingeschränkt. Anhaltende Konflikte mitder Parkverwaltung über Art <strong>und</strong> Umfang der erlaubten Ressourcennutzung(Fisch, Wild, Früchte, Rattan) sind die Folge.3.4.2 Ökologische AuswirkungenIm Taman Negara hat der Tourismus zu vielfältigen Umweltbelastungen geführt,die jedoch vergleichsweise geringer sind als exploitative Waldnutzungen.Diese Wertung betrifft zunächst nur die Pflanzenwelt, während die Auswirkungen20


3. Ergebnisse Taman Negaraauf die Tierwelt durch ständige Besucherpräsenz möglicherweise grösser sind.Hier besteht weiterer Forschungsbedarf. In den intensiv genutzten Bereichen desParks sind die Beeinträchtigungen insgesamt allerdings gravierend:• Von Touristen weggeworfene Abfälle finden sich vor allem entlang starkfrequentierter Wanderwege, Flußufer sowie im Bereich von Campingplätzen.Da der Abfall jedoch überwiegend aus biologisch nicht abbaubaren Produkten(z.B. Glas, Spraydosen, Batterien, Plastiktaschen) besteht, sind Luftverschmutzungbeim Verbrennen <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>wasserbelastungen in der Nähevon Müllhalden <strong>und</strong> Abfallgruben die Folge;• Das Einleiten von Abwässern in den Tembelingfluß <strong>und</strong> das Säubern derBoote im Fluß mit diversen Reinigungsmitteln führt zu einer Verschlechterungder Wasserqualität;• Die größtenteils sandigen Böden der Wanderwege <strong>und</strong> Campingplätze sinddurch die ständigen Trittbelastungen stark kompaktiert, flachstreifendeBaumwurzeln sind durch Trittschäden freigelegt. Nach heftigen Niederschlägenverschlammen die Wanderwege, so daß Parkbesucher spontan neue <strong>und</strong>instabile Waldpfade anlegen. Dies führt zu Bodenerosion <strong>und</strong> Zerstörung derVegetation. Wanderwege werden gelegentlich auch <strong>für</strong> eine Auto-Rally inAnspruch genommen, mit entsprechenden Folgen <strong>für</strong> das Waldökosystem;• Erosionschäden finden sich auch entlang der Flußufer, ausgelöst durch denWellenschlag der zahlreichen an- <strong>und</strong> ablegenden Motorboote. Die Auswaschungder Flußufer hat außerdem eine Wassereintrübung zur Folge;• Ständige Besucherpräsenz führt zu Fluchtreaktionen <strong>und</strong> Verhaltensstörungenbei Wildtieren, die zur besseren Beobachtung an zahlreiche Futterstellen<strong>und</strong> Salzlecken gelockt werden;• Schmetterlinge werden als Souvenir gefangen, wobei gerade die seltenenArten zu den begehrtesten Sammlerobjekten gehören. Als Souvenir begehrtsind auch die Quarzkristalle im Bereich des Gunung Tahan. In der Gipfelregionsind die Quarzkristallvorkommen bereits weitgehend erschöpft;• Angeln ist Volkssport in Malaysia, <strong>und</strong> viele Einheimische kommen hauptsächlichzum Angeln in den Park. In einigen Flußabschnitten sind verschiedeneFischarten, Flußkrebse <strong>und</strong> Garnelen durch Überfischung bereits verschw<strong>und</strong>en.Daraufhin verhängte die Parkverwaltung 1992 ein Fanglimit, dochmangelt es an ausreichenden Kontrollen der Parkwächter.21


3. Ergebnisse Taman Negara3.5 SchlußfolgerungenDie negativen sozio-ökonomischen <strong>und</strong> ökologischen Auswirkungen des Tourismusim Taman Negara, insbesondere auf lokaler Ebene, sind im wesentlichenauf das Fehlen eines umfassenden Bewirtschaftungsplanes zurückzuführen.Zwar hat das DWNP hierzu bereits mehrere Vorschläge unterbreitet, dochkonnten sich die drei beteiligten Landesregierungen Parks bisher nicht auf einegrenzübergreifende Planung <strong>und</strong> Koordination einigen. Diese mangelnde Kooperationliegt u.a. auch darin begründet, daß die Landesregierung von Pahang,auf dessen Waldflächen sich die touristischern Aktivitäten konzentrieren, weitstärker vom Parktourismus profitiert als die Landesregierungen von Kelantan <strong>und</strong>Terengganu.Das Interesse an der Erhaltung des Taman Negara besteht auf nationalerEbene vor allem darin, daß dieser als bedeutendstes Waldschutzgebiet West-Malaysias eine große Anziehungskraft auf ausländische Touristen ausübt. Dies ist<strong>für</strong> den gesamten Tourismussektor <strong>und</strong> damit <strong>für</strong> die Deviseneinnahmen desLandes förderlich, weil viele Touristen neben einem Besuch des Parks nochweitere Sehenswürdigkeiten des Landes aufsuchen oder einen Badeurlaub anschließen.Dagegen sind die wirtschaftlichen Multiplikatorwirkungen auf lokaler Ebenegering. Während der Tourismus im Park "boomt" <strong>und</strong> unzweifelhaft auch zu einerVerbesserung der lokalen Beschäftigungssituation beigetragen hat, sindregionalwirtschaftliche Verflechtungen des Parktourismus mit anderen Wirtschaftszweigen,vor allem der Landwirtschaft, fast völlig ausgeblieben. Von denortsansässigen Kleinbauern werden lediglich ein paar Früchte- <strong>und</strong> Gemüsesortensowie gelegentlich Fisch <strong>und</strong> Reis geliefert. Da die Kleinbauern somit amwenigsten vom Tourismus profitieren, sind sie zur Sicherung ihres Lebensunterhaltsweiterhin auf Jagd, Fischfang <strong>und</strong> Rattansammeln im Park angewiesen,obwohl dies nach der Nationalpark-Verordnung illegal geschieht.BUTLER (1980) hat ein Entwicklungsmodell <strong>für</strong> touristische Zielgebieteentworfen <strong>und</strong> eine Sequenz von Entwicklungsphasen beschrieben, deren Ablaufprinzipiell auf Taman Negara übertragbar ist (Abb. 4). In der Initialphasewerden bisher unerschlossene Gebiete von wenigen Individualtouristen entdeckt.Die Infrastruktur ist minimal. In der Entwicklungsphase erfolgt ein Ausbau derInfrastruktur <strong>und</strong> die Besucherzahlen steigen an. Die Expansionsphase istgekennzeichnet durch Massentourismus, hohe Fremdinvestitionen <strong>und</strong>22


3. Ergebnisse Taman Negaraüberdimensionierte Infrastruktur. Früher oder später kommt es jedoch zu sozialen<strong>und</strong> ökologischen Kapazitätsengpässen. In den intensiv genutzten Zonen desParks ist zumindest die ökologische Belastbarkeit bereits erreicht, legt man dieserEinschätzung z.B. Kriterien wie den Verlust von Arten (Fische, Quarzkristalle amGunung Tahan) oder die Besucherdichte zu Gr<strong>und</strong>e.Je nach Art der Intervention sind verschiedene Folgephasen möglich. Wird nichteingegriffen, kommt es zur Abnahme des Tourismus. Bei erfolgreicher Steuerungkann die Entwicklung u.U. weitergehen oder sich auf dem erreichten bzw. einemniedrigeren quantitativen Niveau konsolidieren. So wird z.B. vom DWNP inTaman Negara eine bessere Verteilung des Besucherstroms durch dieErschließung <strong>und</strong> Öffnung weiterer Parkzugänge im Westen <strong>und</strong> Nordostenerwogen (vgl. Abb. 2, S. 12). Umweltbeeinträchtigungen hätten minimiert werdenkönnen, wenn die touristische <strong>Nutzung</strong> des Parks spätestens in der Entwicklungsphaseauf der Gr<strong>und</strong>lage eines konsensfähigen Bewirtschaftungsplanes erfolgtwäre.Abbildung 4: Entwicklungsphasen des Tourismus im Taman Negara NP23


4. Ergebnisse Endau Rompin4. Ergebnisse der Fallstudie in Endau-Rompin4.1 Wesentliche Bedingungen <strong>für</strong> <strong>Ökotourismus</strong>Die Ergebnisse der Fallstudie im Taman Negara zeigen, daß die mit <strong>Ökotourismus</strong>verb<strong>und</strong>enen Anforderungen überwiegend nicht erfüllt sind. Von den in Kap.1.2 diskutierten Tourismusformen wird lediglich „gewöhnlicher“ Naturtourismuspraktiziert, weil insbesondere die Umwelt- <strong>und</strong> Sozialverträglichkeit nichtgewährleistet ist. Aus dem Beispiel Taman Negara läßt sich deshalb ableiten, daßunter sozio-ökonomischen <strong>und</strong> ökologischen Aspekten sowie im Interesse derörtlichen Bevölkerung <strong>Ökotourismus</strong> in Endau-Rompin - wie in anderentropischen Waldgebieten - nur dann zutrifft <strong>und</strong> förderungswürdig ist, wenn• durch entsprechende Verteilungsstrukturen sichergestellt werden kann, daßein möglichst hoher Anteil an den Erträgen des Tourismus die lokale Bevölkerung<strong>und</strong> die Naturschutzbehörden erreicht sowie zur Verbesserung desLebensstandards der Ortsansässigen beiträgt;• durch regionale <strong>und</strong> sektorale Verflechtungen nennenswerte ökonomischeMultiplikatoreffekte zur ländlichen Regionalentwicklung erzielt werdenkönnen;• durch ein angepaßtes Monitoring- <strong>und</strong> Kontrollsystem die Umwelt- <strong>und</strong>Sozialverträglichkeit des Tourismus überprüft <strong>und</strong> durchgesetzt werden kann;• touristische Anbieter (Reiseveranstalter, private Investoren) Richtlinien zurSelbststeuerung akzeptieren <strong>und</strong> Regeln zur Kontrolle des Tourismus imPark beachten <strong>und</strong> unterstützen.Voraussetzung <strong>für</strong> die Realisierbarkeit dieser Bedingungen <strong>und</strong> damit auch <strong>für</strong> dieFörderungswürdigkeit des <strong>Ökotourismus</strong> ist ferner die Entwicklungsphase (vgl.Abb. 4, S. 23), in der sich der Tourismus im Einzelfall befindet. Hieraus ergibtsich, daß <strong>für</strong> die Beurteilung der Durchsetzbarkeit des <strong>Ökotourismus</strong> zunächst deraktuelle Stand der Entwicklung <strong>und</strong> die sozio-ökonomische Situation der lokalenBevölkerung im Untersuchungsgebiet zu erfassen <strong>und</strong> zu bewerten ist. Diewesentlichen Ergebnisse dieser Analyse am Fallbeispiel Endau-Rompin werdennachfolgend dargestellt.24


4. Ergebnisse Endau-Rompin4.2 Aktuelle Situation in Endau-Rompin4.2.1 Lage, Erschließung <strong>und</strong> Verwaltung des ParksDer Endau-Rompin National Park liegt zu beiden Seiten der Landesgrenze zwischenden B<strong>und</strong>esstaaten Johor <strong>und</strong> Pahang in einem ca. 3.200 km² großenTiefland-Regenwaldgebiet im Südosten der malaiischen Halbinsel. Von diesemGebiet wurden bis heute r<strong>und</strong> 2.100 km² exploitiert bzw. in landwirtschaftlicheBaumkulturen umgewandelt. Ein ca. 1.100 km² großes Kerngebiet besteht heutenoch weitgehend aus Primärwald, der wie eine "Insel" umgeben ist von einem"Meer" aus Ölpalmen-Plantagen sowie einem unterschiedlich breiten Sek<strong>und</strong>ärwaldgürtel,der das Kerngebiet mit zwei benachbarten größeren Waldarealen imNorden <strong>und</strong> Süden verbinden (vgl. Abb. 1, S. 5).Innerhalb dieses Kerngebietes hat Johor 48.905 ha zu einem Landes-Nationalparkerklärt, während in Pahang 40.197 ha als Naturschutzreservat forstbehördlichgeschützt sind. Es wird erwartet, daß dieses Reservat durch Landesverordnungebenfalls den <strong>Schutz</strong>status eines Nationalparks erhält. Zusammen wären damit89.102 ha Wald als Nationalpark geschützt.Das Parkgebiet ist über Holzabfuhrstraßen sowohl von Kahang (in RichtungKampung Peta bzw. Kuala Jasin) als auch von der Ostküstenstraße (in RichtungKuala Gergul) aus erreichbar (vgl. Abb. 5B, S. 38). Zahlreichen Presseberichtenzufolge ist jedoch der Zugang von Kahang weitaus populärer. Insgesamt ist dieinfrastrukturelle Erschließung noch unzureichend. Es gibt weder einen Postdienstzum Park noch Telefonverbindungen. Der nächste Anschluß befindet sichca. 16 km von Kg. Peta entfernt im Büro eines Plantagenbetriebes.Die administrativen Zuständigkeiten <strong>für</strong> den zu Johor gehörenden Teil vonEndau-Rompin liegen bei der „National Parks Corporation“ (NPC), eine halbstaatlicheGesellschaft, der sowohl Vertreter staatlicher Sektorbehörden (Landesentwicklung,Forstwirtschaft, Finanzen, Justiz) als auch Repräsentanten vonNROs <strong>und</strong> der Tourismusindustrie mit beratender Funktion angehören. Dagegenist in Pahang (noch) die Landesforstbehörde zuständig. Eine effektive Zusammenarbeitzwischen den beiden Verwaltungen gibt es bisher nicht, sollte aberzur besseren Koordinierung der zukünftigen Aktivitäten unbedingt angestrebtwerden. Beide Verwaltungen haben vor Ort in Kg. Peta (Johor) bzw. in KualaGergul (Pahang) provisorische Außenposten errichtet, die mit jeweils zweiParkwächtern besetzt sind.25


4. Ergebnisse Endau Rompin4.2.2 Besiedlung <strong>und</strong> wirtschaftliche <strong>Nutzung</strong>Die Endau-Rompin Region ist nur dünn besiedelt. Im Park selbst sind keinefesten Siedlungen vorhanden. In der Randzone befinden sich jedoch fünf traditionelleDorfgemeinschaften (Orang Asli Kampungs), deren Bewohner auf dieRessourcen des Parks als eine wichtige Lebensgr<strong>und</strong>lage angewiesen sind (Abb.5A, S. 38).Teilbereiche des Parks wurden bereits in den 70er <strong>und</strong> 80er Jahren exploitiert <strong>und</strong>es bestanden Optionen auf die Erteilung weiterer Holzkonzessionen. Erst 1989wurden die letzten Holzexploitationen eingestellt. Seitdem wurden im Parkgebietkeine neuen Holzkonzessionen vergeben.Insgesamt sind die derzeitigen Waldnutzungen im Park relativ gering <strong>und</strong>überwiegend von regionaler Bedeutung. Hauptnutzer sind die Bewohner derumliegenden Dorfgemeinschaften, die im Park jagen <strong>und</strong> fischen sowie Früchte,Heilpflanzen, Frösche <strong>und</strong> Schildkröten sowohl zur Subsistenz als auch zumVerkauf sammeln. Rattan wird in größeren Mengen genutzt <strong>und</strong> an Händler ausden umliegenden Städten verkauft. Ferner werden eine Wasserpflanzenart(Piptospatha sp.) <strong>und</strong> Sämlinge der Palme Livistonia endauensis gesammelt, diean den Aquarium- bzw. Gartenhandel in Singapur verkauft werden. Ein großesProblem ist die Wilderei durch Ortsfremde, weil diese vor allem dem vomAussterben bedrohten Sumatra Nashorn nachstellen.Endau-Rompin wurde 1994 offiziell <strong>für</strong> Touristen geöffnet. Nach Schätzungender NPC besuchten jedoch bereits vorher r<strong>und</strong> 5.000 Personen pro Jahr (in derMehrzahl einheimische Schülergruppen) den Park. Einige vom NPC ausgewählteReiseveranstalter bringen Touristengruppen in den Park, obwohl bisher nurprovisorische Unterkünfte in Kuala Gergul (errichtet von der Forstbehörde) <strong>und</strong>in Kuala Jasin (gebaut von Orang Asli aus Kg. Peta) zur Verfügung stehen. Diemeisten Besucher campen „wild“ mit der Folge, daß einige Standorte bereitsdurch Erosions- <strong>und</strong> Trittschäden, Abfall <strong>und</strong> Wassereintrübung beeinträchtigtsind. Die Tourismusbehörde von Johor organisierte in den letzten Jahren sogarAutorallys im Park.4.2.3 Sozio-ökonomische Situation der lokalen BevölkerungDie Lage des Dorfes Kg. Peta an der wichtigsten Erschließungslinie des Parksbedingt, daß deren Bewohner von den zukünftigen Entwicklungen am stärksten26


4. Ergebnisse Endau-Rompinbetroffen sein werden. Es erschien daher angebracht, eine Analyse der sozioökonomischenVerhältnisse dieses Dorfes in die Studie einzubeziehen.Zum Zeitpunkt der Erhebung (März 1994) hatte Kg. Peta 211 Einwohner, die sichauf 28 Haushalte verteilten. Eine Großfamilie besteht aus Vater, Mutter,durchschnittlich 4 Kindern sowie häufig den Großeltern <strong>und</strong> ehelosen Geschwisterndes Vaters. Der Vater ist der Haushaltsvorstand <strong>und</strong> Ernährer der Familie;die Ehefrau ist <strong>für</strong> die Haushaltsführung verantwortlich, hilft aber z.B. auch beimzeitaufwendigen Sammeln von Rattan.Da das Dorf nicht an das öffentliche Elektrizitätsnetz angeschlossen ist, erfolgtdie Stromversorgung über einen Dieselgenerator. Das Trinkwasser wird aus demEndaufluß in einen zentralen Tank gepumpt <strong>und</strong> von dort über Schläuche an dieHaushalte verteilt. Im Dorf werden zwei kleine Lebensmittelläden sowie eineGr<strong>und</strong>schule betrieben. Die älteren Kinder besuchen i.d.R. die 50 km entfernteSek<strong>und</strong>arschule in Kahang. Da es außerhalb des Dorfes kaum Arbeitsmöglichkeitengibt, kehren fast 80 % der Jugendlichen nach Schulabschluß insDorf zurück. Die medizinische Versorgung erfolgt über eine Krankenschwester,die einmal pro Woche ins Dorf kommt. Vielfach wird jedoch noch auf die traditionelle„Kräutermedizin“ vertraut.Die vorherrschende wirtschaftliche Aktivität <strong>für</strong> die Mehrheit der Dorfbewohnerist das Sammeln von Rattan im Park. Für 85 % der Haushalte ist derVerkauf von Rattan die Haupteinnahmequelle, die zu mehr als einem Drittel zumHaushaltseinkommen beiträgt (Tab. 2). Am Sammeln von Rattan beteiligt sichr<strong>und</strong> die Hälfte aller erwachsenen Dorfbewohner. Der Erlös <strong>für</strong> ein Rattanbündel,bestehend aus ca. 100 Stangen, liegt zwischen 10 bis 12 DM. Pro Monat kanneine Person im Durchschnitt 50 bis 90 DM durch den Verkauf von Rattanverdienen. R<strong>und</strong> 8 bis 9 Monate im Jahr wird Rattan gesammelt. Dasdurchschnittliche Jahreseinkommen pro Haushalt beträgt 1.110 DM (vgl. Tab.2, S. 28).Zur Ergänzung ihrer begrenzten Bareinkommen unterhalten die meisten Haushaltekleine Gärten, in denen sie Tapioca, Mais, Sawi-Kohl <strong>und</strong> andere Gemüsesortenanbauen. Ihren Eiweißbedarf decken die Dorfbewohner überwiegend durchFischfang <strong>und</strong> Jagd auf Wildschweine, Affen <strong>und</strong> Rehwild (kijang). EinigeFamilien halten Rinder <strong>und</strong> Ziegen. Das Gr<strong>und</strong>nahrungsmittel ist Reis, der in derKleinstadt Kahang eingekauft wird.27


4. Ergebnisse Endau RompinTabelle 2: Durchschnittspreise <strong>und</strong> Einkommen aus Waldprodukten in Kg.Peta (1993)Waldprodukte ˘ Preis/ Einheit (DM) ˘ Jahreseinkommen/Haushalt- Rattan- Früchte (Durian/Petai)- Gaharu*- Frösche- Schildkröten- Fisch11 DM pro Bündel2 DM pro kg6 DM pro 100 g5 DM pro kg7.50 DM pro kg6 bis 7 DM pro StückGesamt:* Stamminhaltsstoff, der z.B. als Weihrauch verwendet wird420 DM270 DM150 DM120 DM120 DM30 DM1.110 DMEine zusätzliche Einkommensquelle besteht <strong>für</strong> einige Dorfbewohner in derBereitstellung touristischer Dienstleistungen als Bootsführer, Träger oder Naturführer.5 der 28 Haushaltsvorstände geben an, ihr Haushaltseinkommen durchsolche Dienstleistungen aufbessern zu können. Der Tagessatz <strong>für</strong> einen Führerliegt um die 30 DM, <strong>für</strong> einen Träger bei ca. 15 DM. Vor allem in den Monatender malaysischen Schulferien, wenn größere Gruppen den Park besuchen, könnenTräger <strong>und</strong> Führer zwischen 90 DM <strong>und</strong> 240 DM monatlich verdienen.Allerdings handelt es sich hierbei um eine unregelmäßige Einkommensquelle, diezudem bisher nur <strong>für</strong> wenige Dorfbewohner besteht. Von der Parkbehördewurden lediglich zwei Dorfbewohner als Parkwächter angestellt.4.2.4 <strong>Nutzung</strong>skonflikteWenn wertvolle Waldressourcen von verschiedenen Nutzergruppen beanspruchtwerden, sind Konflikte unvermeidlich. In Endau-Rompin wurden folgendeGruppen mit konfligierenden <strong>Nutzung</strong>sansprüchen identifiziert:• Akteure mit einem starken Interesse am Naturschutz im Park, z.B. Parkverwaltung(NPC) <strong>und</strong> vor allem Naturschutzorganisationen (MNS, WWF);• Akteure mit einem indifferenten Interesse am Naturschutz , z.B. die lokaleBevölkerung <strong>und</strong> die meisten Regional- bzw. Sektorbehörden (Planung, Infrastruktur,Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft, Tourismus);• Akteure mit einem primären Verwertungsinteresse , insbesondere Holzkonzessionäre<strong>und</strong> energiewirtschaftliche Unternehmen (Bergbau, Wasser-28


4. Ergebnisse Endau-RompinDa mit der Ausweisung zum Nationalpark die Entscheidung in Endau-Rompinzugunsten des Naturschutzes gefallen ist, scheiden - zumindest unter rechtlichenAspekten - diejenigen Akteure, deren kurzfristige Verwertungsinteressen an dennatürlichen Ressourcen (z.B. Holzkonzessionäre) gegenüber den Naturschutzinteressenstark überwiegen, als potentielle Nutzer des Parks aus. Diesbedeutet jedoch nicht, daß sie ihre <strong>Nutzung</strong>sansprüche völlig aufgegeben haben:illegale Holzexploitationen bis in das Parkgebiet hinein fanden aufgr<strong>und</strong>unzureichender Kontrollmechanismen auch nach Inkrafttreten der Nationalpark-Verordnung statt.Ungelöste <strong>Nutzung</strong>skonflikte bestehen insbesondere zwischen der Parkverwaltung<strong>und</strong> der Anrainerbevölkerung in Johor. Seit der Ausweisung zumNationalpark ist die Parkbehörde verpflichtet, die Naturschutzziele auch gegenüberdieser Nutzergruppe durchzusetzen. So verbietet die Nationalpark-Verordnungvon Johor u.a. das Rattan sammeln, die Jagd auf Wildtiere sowie sonstigekommerzielle <strong>Nutzung</strong>en der natürlichen Ressourcen im Parkgebiet. Wäre dieDurchsetzung dieser Verbote gewährleistet - was aufgr<strong>und</strong> mangelnder Kontrollenbisher nicht der Fall ist - müßte die ortsansässige Bevölkerung Einbußen inHöhe von mehr als einem Drittel ihrer bisherigen Haushaltseinkommen verkraften(vgl. Kap. 4.2.3, Tab. 2).Die Anrainerbevölkerung fordert daher zurecht die Anerkennung ihrer traditionellen<strong>Nutzung</strong>srechte ein. Mit dieser Situation konfrontiert, begann dieParkverwaltung in Zusammenarbeit mit staatlichen Behörden den Anbau vonKaffee, Kakao, Kautschuk <strong>und</strong> Fruchtbäumen (z.B. Banane, Kokosnuß) in derParkrandregion als Kompensation <strong>für</strong> <strong>Nutzung</strong>sverzichte zu fördern. MangelndeErfahrung <strong>und</strong> Desinteresse der Dorfbewohner an den <strong>für</strong> sie z.T. unbekanntenKulturen sowie natürliche Faktoren (Schädlingsbefall) führten jedochzum Scheitern eines Teils der Anpflanzungen.Da Ernteerträge von den meisten Anpflanzungen jedoch erst in einigen Jahren zuerwarten sind, wurde den Dorfbewohnern als weitere Kompensation einevielfältige Beteiligung an den geplanten touristischen Aktivitäten im Park inAussicht gestellt. Die hieraus resultierenden Konflikte <strong>und</strong> Probleme werden inKap. 4.3.2 analysiert.4.2.5 Zukünftige BewirtschaftungszieleEnde 1993 beauftragte die NPC (Johor) die MNS, Vorschläge <strong>für</strong> die weitereEntwicklung <strong>und</strong> zukünftige Bewirtschaftung des Parks zu unterbreiten. Die29


4. Ergebnisse Endau Rompinhierzu erforderlichen Arbeiten wurden finanziell von der GTZ unterstützt. Einerster Entwurf wurde 1994 vorgelegt. Darin werden der <strong>Schutz</strong> des verbliebenenPrimärwaldes, die Rehabilitierung gestörter bzw. degradierter Standorte,ökologische <strong>und</strong> forstliche Forschung sowie die Förderung von <strong>Ökotourismus</strong><strong>und</strong> Umwelterziehung als Bewirtschaftungsziele genannt. Dabei soll <strong>Ökotourismus</strong>als zukünftige Haupteinnahmequelle die Finanzierung der anderen Ziele<strong>und</strong> somit den langfristigen <strong>Schutz</strong> des Parks ermöglichen.4.3 Leitlinien zur Förderung des <strong>Ökotourismus</strong>Zur Prüfung der Förderungswürdigkeit des Bewirtschaftungszieles <strong>Ökotourismus</strong>werden im folgenden vom Verfasser Leitlinien - im Sinne von einzelnenAnalyse- bzw. Planungsschritten - vorgeschlagen, die insgesamt als methodischesKonzept bei der Planung <strong>und</strong> Umsetzung von <strong>Ökotourismus</strong>programmenim Tropenwald angewendet werden können (Tab. 3).Tabelle 3: Leitlinien zur Förderung des <strong>Ökotourismus</strong> im Regenwald1. Erfassung u. Bewertung des touristischen <strong>Potential</strong>s von Waldgebieten2. Identifizierung potentieller Konflikte zwischen den beteiligten Akteuren3. Partizipation der lokalen Bevölkerung bei Planung <strong>und</strong> Umsetzung4. Einbindung in einen umfassenden Waldbewirtschaftungsplan5. Förderung von Aus- <strong>und</strong> Fortbildungsmaßnahmen6. Integration in die ländliche Regionalentwicklung7. Identifizierung von Trägerorganisationen <strong>für</strong> <strong>Ökotourismus</strong>-Management8. Ermittlung potentieller Finanzierungs- <strong>und</strong> Einnahmequellen9. Einbindung in sektorale Entwicklungskonzepte auf nationaler EbeneDiese 9 Leitlinien werden in den folgenden Abschnitten im einzelnen erläutert<strong>und</strong> diskutiert. Dabei sollen - ausgehend von einer kurzen Situationsbeschreibungin Endau-Rompin - jeweils am Fallbeispiel orientierte Empfehlungen dieUmsetzung der Leitlinien in konkretes Handeln auf lokaler, regionaler <strong>und</strong>nationaler Ebene verdeutlichen.30


4.3 Leitlinien <strong>und</strong> Handlungsempfehlungen4.3.1 Erfassung <strong>und</strong> Bewertung des touristischen <strong>Potential</strong>sVoraussetzung <strong>für</strong> die Förderung des <strong>Ökotourismus</strong> im Regenwald ist zunächstdas Vorhandensein eines attraktiven touristischen <strong>Potential</strong>s. Um dieses einschätzenzu können, werden spezifische, quantifizierbare Kriterien benötigt. InAnlehnung an WTO/UNEP (1992) wurde ein Kriterienkatalog zusammengestellt<strong>und</strong> in fünf Kriteriengruppen unterteilt (Tabelle 4, S. 32). Als einfacheCheckliste (im Sinne eines „Rapid Appraisal“) kann sie Landnutzungsplanernsowie Forst- <strong>und</strong> Naturschutzbehörden als erste Entscheidungsgr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> diegr<strong>und</strong>sätzliche touristische Eignung von Regenwäldern dienen. In der rechtenSpalte der Tabelle 4 ist die Überprüfung <strong>und</strong> Bewertung <strong>für</strong> den Endau-RompinNationalpark (E.-R. NP) wiedergegeben. Die Ergebnisse basieren auf dem Standder Feldaufnahmen vom Mai 1994.Es würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen, im einzelnen auf alle Kriterien<strong>und</strong> ihre jeweilige Relevanz <strong>für</strong> Endau-Rompin näher einzugehen. Eine ausführlicheDarstellung der geologischen, floristischen <strong>und</strong> faunistischen Vielfalt<strong>und</strong> Einzigartigkeit der Parkressourcen ist z.B. im MALAYAN NATUREJOURNAL (Band 41, 1987) enthalten. Einige <strong>für</strong> die touristische Eignung desParks entscheidende Aspekte sind jedoch hervorzuheben:• Die Sichtbarkeit von Wildtieren (z.B. Tiger, Leopard, Sumatra-Nashorn,Elefant, Seladang, Gibbon) aber auch anderer Säugetier-<strong>und</strong> Vogelarten wird -im Gegensatz zu den offenen Savannenlandschaften Afrikas - durch die starkstrukturierten Waldbestände <strong>und</strong> die natürliche Scheu der Tiere deutlicherschwert. Da dieses Kriterium ein Schlüsselkriterium <strong>für</strong> die touristischeEignung darstellt, muß dieses Defizit daher durch eine umfassende Naturinterpretation(wildbiologisch geschulte Führer, Waldlehrpfade, Errichtungeines Informationszentrums mit Schautafeln <strong>und</strong> Demonstrationsobjekten)kompensiert werden.31


4.3 Leitlinien <strong>und</strong> HandlungsempfehlungenTabelle 4: Kriterien <strong>für</strong> das touristische <strong>Potential</strong> von RegenwäldernKriterien1. Attraktivität der natürlichen Ressourcen- vielfältiges Landschaftsbild (Waldstrukturen, Gewässer, Berge)*- Artenvielfalt (Flora <strong>und</strong> Fauna)*- Vorkommen von Großtierarten- Vorkommen einer artenreichen Avifauna- Sichtbarkeit von Tieren*- Einzigartigkeit von Arten <strong>und</strong> Landschaftselementen2. Ergänzende Attraktionen („support attractions“)- Kultur der indigenen Bevölkerung- historische Gegenstände <strong>und</strong>/oder Bauwerke- Möglichkeit zu schwimmen (Wasserfälle, Flüsse)- Sportmöglichkeiten (z.B. Wanderungen, Angeln, Kajaking)- Besucherzentrum (Ausstellungen, Museum, Schauräume, Filme,Vorträge, Vorführungen, Bibliothek etc.)3. Verkehrsanbindung <strong>und</strong> Infrastruktur- Entfernung zu internationalen Flughäfen- Erreichbarkeit (Straßen-/Bahnverbindung/ Inlandsflug)*- Kommunikationsmöglichkeiten/ medizinische Versorgung- Unterkünfte/ Gastronomie in unterschiedlichen Preiskategorien*- Sehenswürdigkeiten in der Umgebung- landschaftlich reizvolle Anreise4. Klima- tägliche Sonnenscheindauer; „angenehme“ Temperaturen- Niederschlagshöhe <strong>und</strong> -verteilung;5. Politische <strong>und</strong> soziale Rahmenbedingungen- stabile politische Verhältnisse im Land bzw. in der Region*- Sicherheit der Touristen (Kriminalität, Transportmittel)*- Akzeptanz von Touristen durch EinheimischeE.-R. NP++++-++-++-++--+++++++* = Mindestkriterium <strong>für</strong> die touristische Eignung+ = vorhanden, günstig, hoch, positiv; - = fehlend, ungünstig, niedrig, negativQuelle: verändert übernommen aus WTO/UNEP 1992; eigene Ergänzungen32


4.3 Leitlinien <strong>und</strong> Handlungsempfehlungen• Das Fehlen historischer Kulturstätten <strong>und</strong> Bauwerke beschränkt die Parkinterpretationauf die natürlichen Ressourcen. Bei der Entwicklung ergänzenderAttraktionen sind einerseits Voraussetzungen gegeben <strong>für</strong> ausgezeichneteBademöglichkeiten (kristallklare Flüsse, spektakuläre Wasserfälle) <strong>und</strong>sonstige auf Wasser basierende Freizeitaktivitäten (Bootstouren, Wildwasserfahren)sowie andererseits <strong>für</strong> die Anlage eines Kronendach-Wanderweges mitsachk<strong>und</strong>iger Führung oder einer Waldschwebebahn;• Die Nähe zu den internationalen Flughäfen in Singapur (zwei Autost<strong>und</strong>en)<strong>und</strong> Kuala Lumpur (vier Autost<strong>und</strong>en) macht Endau-Rompin zu einem der amleichtesten erreichbaren Regenwald-Nationalparks weltweit. Für die BewohnerSingapurs hat der Park sogar die Funktion eines „Naherholungsgebietes“. Diesstellt einen komparativen Standortvorteil im regionalen Wettbewerb um dasgleiche Marktsegment „<strong>Ökotourismus</strong>“ dar, weil sich z.B. die Nationalparks inThailand oder Indonesien überwiegend in weiter Entfernung von denBevölkerungszentren befinden;• Die relativ dünne Besiedlung der Endau-Rompin Region bietet gerade unterökotouristischen Aspekten besonders günstige Voraussetzungen, da Störungen<strong>und</strong> Konflikte gering bleiben <strong>und</strong> potentiell mit relativ geringen Besucherzahlenausreichende Kompensationen <strong>für</strong> die lokale Bevölkerung erzielt werdenkönnen. Dies hat wesentliche Bedeutung auf Art <strong>und</strong> Ausmaß der zuerrichtenden touristischen Infrastruktur;• Sonnenscheindauer, hohe Temperaturen <strong>und</strong> Niederschlagshöhe sind wichtigetouristische Determinanten <strong>für</strong> Fernreisende aus Ländern der Nordhalbkugel.Nach einer Touristikklima-Klassifikation von MARR (1982) <strong>für</strong> diemalaysische Halbinsel, liegt Endau-Rompin in einer sehr günstigen Klimaregion,da an mindestens 10 Monaten im Jahr die tägliche Sonnenscheindauermehr als 50 % der möglichen beträgt, die mittlere monatliche Niederschlagsmengeunter 200 mm <strong>und</strong> die Zahl der Niederschlagstage pro Monatunter 15 liegt sowie die Tagesmitteltemperaturen 24° C nicht unterschreiten.Als Gesamtergebnis wird festgestellt, daß der Endau-Rompin NP generellgünstige Voraussetzungen <strong>für</strong> eine touristische Entwicklung bietet. Negativwertungenin Tabelle 4 sind in erster Linie ein Gr<strong>und</strong> da<strong>für</strong>, warum dieses attraktivetouristische <strong>Potential</strong> bisher nur minimal genutzt werden konnte. Wienach Aussagen befragter Reiseveranstalter in West-Malaysia <strong>und</strong> Singapur un-33


4.3 Leitlinien <strong>und</strong> Handlungsempfehlungentermauert wird, ist entscheidender Faktor hier<strong>für</strong> das fast völlige Fehlen einertouristischen Infrastruktur.Hieraus ergeben sich folgende Handlungsempfehlungen:• Um die Zugänglichkeit zum Park zu verbessern, sind die alten Holzabfuhrstraßen,die vor allem in Perioden ausgiebiger Niederschläge unpassierbar sind,auszubauen <strong>und</strong> mit einer festen Fahrbahndecke zu versehen;• Errichtung einer den örtlichen Verhältnissen angepaßten (z.B.Baumaterial,Solarenergie) Infrastruktur. Hierzu gehören insbesondere Beherbergung <strong>und</strong>Gastronomie, Parkverwaltungsgebäude, Naturinformationszentrum, Energie<strong>und</strong>Wasserversorgung sowie Abfall- <strong>und</strong> Abwasserentsorgung; umUmweltbelastungen zu minimieren, sollte die Anlage von Campingplätzen vonvornherein zugunsten dauerhafter, standortgeb<strong>und</strong>ener Unterkünfte begrenztwerden.Damit die generelle touristische Eignung Endau-Rompins jedoch auch denweitergehenden Anforderungen eines <strong>Ökotourismus</strong> genügt (vgl. Kap. 1.2),müssen zusätzlicheVoraussetzungen erfüllt sein. Diese werden anhand derfolgenden Leitsätze analysiert <strong>und</strong> hinsichtlich ihrer Realisierbarkeit bewertet.4.3.2 Identifizierung potentieller Konflikte zwischen den beteiligtenAkteuren<strong>Ökotourismus</strong> ist eine steuerungsintensive Aufgabe, an der mehrere Gruppen mitunterschiedlichen Interessen beteiligt sind. Er wird nur dann seine positivenWirkungen entfalten können, wenn sich alle Beteiligten über wesentliche Zieleder Waldnutzung einig sind, in die Durchführung eingeb<strong>und</strong>en werden <strong>und</strong>/ oderVorteile daraus haben. Obwohl sich die touristischen Aktivitäten in Endau-Rompin noch in der Initialphase befinden, deuten sich bereits vielfältigeKonfliktfelder an. Einige Beispiele sollen deren Bandbreite verdeutlichen:Konflikte zwischen der lokalen Bevölkerung <strong>und</strong> den Reiseveranstalternbzw. Touristen• Die von den Reiseveranstaltern als Führer oder Träger angeheuerten Einwohneraus Kg. Peta beklagen, daß ihre Dienstleistungen nicht gerecht, häufigverspätet <strong>und</strong> zum Teil gar nicht entlohnt werden. Die Vorwürfe sind34


4.3 Leitlinien <strong>und</strong> Handlungsempfehlungengrößtenteils berechtigt, legt man dieser Einschätzung die aus eigenen Befragungenermittelten Gewinnspannen der Veranstalter zu Gr<strong>und</strong>e;• In den Broschüren der Reiseveranstalter werden die Attraktionen <strong>und</strong> gegenwärtigentouristischen Möglichkeiten des Parks in stark übertriebener Formdargestellt. Die daraus resultierende Unzufriedenheit der Parkbesucher richtetsich vor allem auf die als Führer beschäftigten Dorfbewohner. Verständlicherweisekönnen sie nicht einhalten <strong>und</strong> vorzeigen, was die geschickt bebildertenProspekte den Touristen versprechen;• Da eine geregelte Abfallentsorgung bisher nicht vorhanden ist, werden die vonden Touristen produzierten Abfälle entweder vergraben oder im Fluß entsorgt.An zerbrochenen Gläsern <strong>und</strong> scharfen Dosenkanten haben sich Einheimischebeim Baden <strong>und</strong> Angeln z.T. erhebliche Verletzungen zugezogen. Weder <strong>für</strong>die Ausfallzeiten als Arbeitskräfte der Dorfgemeinschaft noch zur Begleichungder Arztkosten erhalten die Betroffenen jedoch eine Entschädigung.Konflikte zwischen der lokalen Bevölkerung <strong>und</strong> der Parkbehörde• Ende 1993 wurden als erste Baumaßnahmen im Park der Bau eines Bootsanlegersin Kg. Peta sowie die Errichtung von fünf Chalets in Kuala Jasin (vgl.Abb. 5A, S. 38) öffentlich ausgeschrieben. Die Bewohner von Kg. Peta hättenzumindest den Bootsanleger gern selbst errichtet. Aufgr<strong>und</strong> landesrechtlicherBauvorschriften wurden aber nur eingetragene Firmen bei der Angebotsabgabeberücksichtigt. Die Aufträge wurden dementsprechend von der Parkbehörde anein ortsfremdes Unternehmen vergeben <strong>und</strong> hätte im Rahmen der Vorschriftendie Auflage bekommen können, örtliche Arbeitskräfte einzustellen, was jedochnicht geschah;• Die ohnehin in einem schlechten Zustand befindliche Zufahrtsstraße nach Kg.Peta wird von der o.g. Firma auch zur Anlieferung ihrer Baumaterialienbenutzt. Die schweren LKW haben tiefe Fahrspuren, Böschungsabbrüche <strong>und</strong>eingestürzte Brücken hinterlassen. Da die Dorfbewohner auf die Straße alseinzige Verbindung zur „Außenwelt“ angewiesen sind, wird sie von ihnenimmer wieder notdürftig repariert <strong>und</strong> unterhalten. Trotz mehrfacher Protesteist die Parkverwaltung bisher nicht bereit, die Baufirma <strong>für</strong> die verursachtenSchäden haftbar zu machen <strong>und</strong> die Dorfbewohner <strong>für</strong> ihre Unterhaltungsarbeitenangemessen zu entschädigen.35


4.3 Leitlinien <strong>und</strong> HandlungsempfehlungenDie Beispiele zeigen, daß Strategien zur Konfliktminderung vor allem auf einestärkere Beteiligung der lokalen Bevölkerung zu konzentrieren sind.4.3.3 Partizipation der lokalen Bevölkerung bei Planung <strong>und</strong> UmsetzungEntscheidend <strong>für</strong> den Erfolg bzw. Mißerfolg des <strong>Ökotourismus</strong> in Endau-Rompinwird - auch nach den Erfahrungen in Taman Negara - sein, ob dieser ausreichendeKompensationen <strong>für</strong> <strong>Nutzung</strong>sverzichte der Anrainerbevölkerung anden Parkressourcen schaffen kann. Voraussetzung hier<strong>für</strong> ist jedoch, daß denBetroffenen bereits in der Planungsphase ausreichende Mitsprache-, Entscheidungs-<strong>und</strong> Steuerungsmöglichkeiten über die vorgesehenen Entwicklungsoptionenzugestanden werden. Partizipation ist darum nicht nur an denErträgen, sondern auch an den Entscheidungen über Formen <strong>und</strong> Ausmaß dertouristischen Entwicklung erforderlich.Die aktuelle Situation in Endau-Rompin zeigt jedoch (vgl. Kap. 4.2.3 bzw. 4.3.2),daß die lokale Bevölkerung bisher kaum beteiligt ist. Trotzdem istüberwiegend (noch) eine positive Einstellung zum Tourismus im Park festzustellen.Obwohl bisher nur wenige als Bootsfahrer, Träger oder Führer vomTourismus profitieren, hoffen die meisten Dorfbewohner immer noch durch dieBereitstellung touristischer Dienstleistungen relativ leicht Bareinnahmen - imGegensatz zum arbeitsintensiven <strong>und</strong> zeitaufwendigen Sammeln von Rattan -erwirtschaften zu können.Gerade wegen der mangelnden Einbindung in den bisherigen Planungsprozess istPartizipation <strong>für</strong> die praktische Umsetzung nun dringend erforderlich. Aus dieserBewertung ergeben sich folgende Handlungsempfehlungen:• Bei den Verhandlungen <strong>und</strong> den Entscheidungen über die weitere touristischeEntwicklung des Parks sind die Dorfgemeinschaften adäquat zu beteiligen;• Förderung <strong>und</strong> rechtliche Absicherung privater <strong>und</strong> kooperativer Organisationsstrukturen,die größere wirtschaftliche Aktivitäten der Dorfbewohnerermöglichen (siehe Konflikt zum Bau eines Bootsanlegers, Kap. 4.3.2);• Förderung des Konsums lokaler Produkte <strong>und</strong> der <strong>Nutzung</strong> lokalen Kunsthandwerkszur Differenzierung von Aktivitäten. Dies kann auch zu einer neuenWertschätzung der traditionellen Kultur <strong>und</strong> damit zu einer Hebung desSelbstwertgefühls der Dorfbewohner führen;36


4.3 Leitlinien <strong>und</strong> Handlungsempfehlungen• Verstärkte Rekrutierung der Dorfbewohner <strong>für</strong> Arbeiten im Naturschutz <strong>und</strong>Tourismussektor (Parkwacht, Wildhüter, Führer mit naturk<strong>und</strong>lichen Kenntnissen,Gastronomie usw.);• Beteiligung ist auch indirekt möglich, indem ein bestimmter Anteil an denGebühren-, Abgaben- <strong>und</strong> Steuereinnahmen der Parkbehörde sowie der privatenTourismusbetriebe der örtlichen Bevölkerung zur Verfügung gestelltwird. In diesem Fall sind Verteilungsschlüssel erforderlich, die vorher auszuhandelnsind. Diese Einnahmen können z.B. <strong>für</strong> die Verbesserung der Infrastruktur(Energie, Wasser, Ges<strong>und</strong>heit) im Dorf verwendet werden.4.3.4 Einbindung in einen umfassenden WaldbewirtschaftungsplanAls Kernproblem wurde in Taman Negara identifiziert, daß die negativen Auswirkungendes Tourismus im Park vor allem auf eine unzureichende Planungzurückzuführen sind. Um zukünftige Bewirtschaftungskonflikte <strong>und</strong> negativeUmweltauswirkungen in Endau-Rompin zu vermeiden bzw. zu minimieren, mußdas Bewirtschaftungsziel „<strong>Ökotourismus</strong>“ daher von Beginn an in einenumfassenden Entwicklungs- <strong>und</strong> Bewirtschaftungsplan integriert werden.Die hierzu erforderlichen Maßnahmen lassen sich zu drei Planungsschrittenzusammenfassen:1. Zonierung des Parkgebietes2. Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP)3. Standort- <strong>und</strong> Erschließungsplanung1. Zonierung des ParkgebietesHierzu müssen zunächst geeignete Standorte <strong>für</strong> die verschiedenen Bewirtschaftungszieleidentifiziert werden. Basierend auf einer Beschreibung der vielfältigenStandorte in Endau-Rompin (MNS 1993) wird eine Zonierung desParkgebietes empfohlen, die die touristischen <strong>und</strong> sonstigen Aktivitäten (Naturschutz,Rehabilitierung, Forschung, Subsistenznutzung) räumlich trennt. DreiZonen innerhalb <strong>und</strong> eine außerhalb der Parkgrenzen bieten sich an (Abb. 5A):37


4.3 Leitlinien <strong>und</strong> HandlungsempfehlungenAbb. 5: Zonierungsvorschlag (A)/ Erreichbarkeit der Tourismuszone (B)39


4.3 Leitlinien <strong>und</strong> Handlungsempfehlungen1. eine Kernschutzzone. Der Wald in diesem Teilbereich befindet sich noch inseinem ursprünglichen Zustand. Hier soll sich die Natur ohne menschlicheEinwirkungen ungestört entwickeln können. Einige Standorte haben zudemspirituelle Bedeutung <strong>für</strong> die lokale Bevölkerung;2. eine Naturschutz-Managementzone. In Teilbereichen haben in der Vergangenheitbereits Holzexploitationen stattgef<strong>und</strong>en. Andererseits wurde indieser Zone eine hohe Vielfalt an natürlichen Lebensräumen <strong>für</strong> wildlebendeTiere identifiziert, die zu schützen sind. Die gestörten Bereiche sollten rehabilitiertwerden (z.B. Anreicherungspflanzungen), um u.a. den Lebensraum desvom Austerben bedrohten Sumatra Nashorns zu verbessern;3. eine Tourismuszone. Die Zone besteht aus einer Mischung gestörter <strong>und</strong>ungestörter Waldflächen. Sie zeichnet sich insgesamt durch eine repräsentativeAuswahl der vielfältigen Parkressourcen aus (interessante Waldstrukturen mithoher Artenvielfalt, attraktive Wasserfälle <strong>und</strong> Flußläufe, Erhebungen mitspektakulären Aussichten). Bereits degradierte Bereiche eignen sich alsStandorte <strong>für</strong> die Errichtung touristischer Infrastruktur;4. eine Pufferzone. Das eigentliche Parkgebiet ist von einem Waldgürtel umgeben,der unter der Aufsicht der Landesforstbehörde steht. Als Teil des„Permanent Forest Estate“ soll dieses Waldgebiet <strong>für</strong> eine <strong>nachhaltige</strong> Holzproduktionsowie <strong>für</strong> Subsistenznutzungen der Anrainerbevölkerung zurVerfügung stehen. Gleichzeitig dient es als Pufferzone zwischen dem Park <strong>und</strong>angrenzenden landwirtschaftlichen Baumkulturen. Ferner könnten Infrastruktureinrichtungenmit größerem Flächenverbrauch (Parkplätze, Unterkünfte,Schwebebahn) sowie stärker „störende“ Aktivitäten (z.B. motorisierteBootstouren) in dieser Zone plaziert werden.2. Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP)Nach den Bestimmungen des malaysischen Umweltqualitätgesetzes von 1985gehört die „Errichtung touristischer Infrastruktur in bzw. in unmittelbarer Nähevon Nationalparks“ zu den genehmigungspflichtigen Projekten, die einer vorausgehendenUVP unterliegen. Diese ist <strong>für</strong> das gesamte Parkgebiet durchzuführen<strong>und</strong> soll Aussagen zu folgenden Bereichen enthalten:39


4.3 Leitlinien <strong>und</strong> Handlungsempfehlungen• Der Tragfähigkeit des Parks, basierend auf detaillierten Belastbarkeitsanalysenhinsichtlich Ressourcenverbrauch, Störanfälligkeit <strong>und</strong> Gefährdungspoteniale<strong>für</strong> Flora <strong>und</strong> Fauna;• Der Förderung umweltverträglicher Verhaltensweisen bei Touristen, Reiseveranstaltern<strong>und</strong> privaten Investoren;• Den Beteiligungsmöglichkeiten <strong>und</strong> der Minimierung negativer Umweltauswirkungensowie negativer sozio-kultureller Folgen <strong>für</strong> die lokale Bevölkerung;• Der Verwendung alternativer bzw. angepaßter Technologien <strong>für</strong> einenumweltgerechten Betrieb touristischer Einrichtungen. Die tägliche Sonnenscheindauer(vgl. Kap. 4.3.1) begünstigt z.B. die <strong>Nutzung</strong> der Solarenergie(Photovoltaix-Technik);• Der erforderlichen Monitoring- <strong>und</strong> Kontrollinstrumente in Hinblick aufRegulierung der Besucherzahlen <strong>und</strong> -aktivitäten (z.B. neben räumlichen auchzeitliche Gebote bzw. Verbote) sowie mögliche Veränderungen in derZusammensetzung <strong>und</strong> Artenzahl von Flora <strong>und</strong> Fauna. Dabei sollten vonvornherein nur solche Aktivitäten in Frage kommen, die einen unmittelbarenBezug zu den natürlichen Ressourcen haben.3. Standort- <strong>und</strong> ErschließungsplanungEine detaillierte Standort- <strong>und</strong> Erschließungsplanung ist insbesondere in derTourismuszone durchzuführen, wobei zwischen Bereichen intensiver <strong>und</strong> extensiver<strong>Nutzung</strong> zu unterscheiden ist. Aufgr<strong>und</strong> der natürlichen Attraktivität, derpotentiellen Umweltbelastungen <strong>und</strong> bereits vorhandener Erschließungslinien(Waldpfade, alte Rückestraßen, provisorische Unterkünfte) bieten sichinsbesondere folgende Standorte <strong>für</strong> den Besucherverkehr an (Abb. 5A,B):• gerodete Flächen im Bereich von Kg. Peta: Park-Hauptquartier (Johor) mitBesucher- <strong>und</strong> Informationszentrum, Gastronomie <strong>und</strong> Unterkünften;• Wasserfälle <strong>und</strong> natürliche „Pools“ im Mündungsbereich der Flüsse Endau <strong>und</strong>Jasin (Kuala Jasin): Beherbergung, Gastronomie, Ausgangspunkt <strong>für</strong>Aktivitäten wie Schwimmen, Wanderungen, Angeln, Bootstouren usw.;• Wasserfälle im Bereich von Upih Guling u. Buaya Sangkut: Schwimmen,Tagesunterkünfte;40


4.3 Leitlinien <strong>und</strong> Handlungsempfehlungen• Marong-Tal: Tageswanderungen, Wild- <strong>und</strong> Vogelbeobachtung, Anlage einesKronendach-Wanderweges („canopy walkway“);• Kuala Gergul, GTZ-Camp: Park-Hauptquartier (Pahang); Beherbergung;Angel- <strong>und</strong> Schwimmöglichkeiten am Kinchinfluß.Bereits bestehende Waldpfade könnten ausgebaut <strong>und</strong> neue angelegt werden, umein Netz von Verbindungslinien zwischen den einzelnen Standorten zu schaffen.4.3.5 Förderung von Aus- <strong>und</strong> FortbildungsmaßnahmenAus- <strong>und</strong> Fortbildung ist <strong>für</strong> verschiedene am <strong>Ökotourismus</strong>-Management beteiligtenAkteure in unterschiedlichen Bereichen erforderlich:• Parkverwaltung <strong>und</strong> -bewirtschaftung (z.B. Parkwächter, Wildhüter);• touristische Dienstleistungen (Beherbergung, Gastronomie, Handwerk);• Naturinterpretation, Umwelterziehung <strong>und</strong> Kommunikation (z.B. lokale Naturführer,Reiseveranstalter).Ausbildung muß problemorientiert <strong>und</strong> auf die speziellen Erfordernisse dereinzelnen Zielgruppen ausgerichtet sein. Einige Beispiele sollen dies verdeutlichen:Für die lokale Bevölkerung ist Bildung gr<strong>und</strong>sätzlich - nicht nur in den verschiedenstenAspekten des <strong>Ökotourismus</strong> - das wirksamste Instrument, um derenBeteiligung <strong>und</strong> Integration zu gewährleisten. Die mangelnde Berücksichtigungvon Ortsansässigen im touristischen Dienstleistungssektor in Taman Negara(„Müll sammeln“), ist z.B. auch ein Problem unzureichender Berufsqualifikation.Auch Steuerungs- <strong>und</strong> Kontrollmechanismen im Rahmen der Parkbewirtschaftung(z.B. Besucherlenkung, Überwachung von Ge- <strong>und</strong> Verboten) kön-nennur greifen, wenn Parkmanager, Parkwächter <strong>und</strong> Wildhüter <strong>für</strong> diese Aufgabenausreichend qualifiziert sind. Ist das entsprechende Know-how erst einmalerworben, muß diese Tätigkeit zudem finanziell <strong>und</strong> im sozialen Ansehenattraktiv sein, um ausgebildete Fachkräfte zu binden.Naturinterpretation <strong>und</strong> Umwelterziehung erfordern nicht nur Fachkenntnisse,sondern auch intelligente Kommunikationstechniken. In Endau-Rompin wurdez.B. deutlich, daß vor allem zwischen lokalen Naturführern <strong>und</strong> ParkbesuchernKommunikationsbarrieren bestehen. Dies betrifft sowohl die Ebene der reinsprachlichen Verständigung (Ortsansässige verstehen kein Englisch, Touristen41


4.3 Leitlinien <strong>und</strong> Handlungsempfehlungensprechen i.d.R. nicht die lokalen Dialekte), als auch die Ebene des gegenseitigenVerständnisses unterschiedlicher Kulturkreise ("interkulturelle Kommunikation").Darüberhinaus muß die Schulung lokaler Naturführer die Sensibilisierung <strong>für</strong>ökologische Zusammenhänge beinhalten. In diesen Prozeß müssen auch dieReiseveranstalter einbezogen werden, z.B. dadurch, daß sie ihre K<strong>und</strong>en bereitsvor der Anreise mit umfassenden Informationen über das Zielgebiet versorgen.4.3.6 Integration in die ländliche RegionalentwicklungDie Erfahrungen in Taman Negara haben gezeigt, daß der Tourismus im Park nurgeringe wirtschaftliche Multiplikatoreffekte in der Region ausgelöst hat. Dies istjedoch eine der wesentlichen Anforderungen an <strong>Ökotourismus</strong>. Daraus ist zufolgern, daß Einnahmen aus dem Tourismus nur dann auf lokaler <strong>und</strong> regionalerEbene als „Entwicklungsmotoren“ wirken können, wenn neben dem Tourismusgleichzeitig auch die wirtschaftliche Entwicklung <strong>und</strong> sonstige Infrastruktur innicht unmittelbar touristisch relevanten Bereichen (Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft,Handwerk, Bauwesen, Straßen- <strong>und</strong> Wegebau) gefördert wird.Um regionalwirtschaftliche Verflechtungen des Tourismus mit anderenWirtschaftszweigen zu ermöglichen, müssen daher ökotouristische Entwicklungsvorhabenvon vornherein in verschiedene Förderkonzepte zur ländlichenRegionalentwicklung integriert werden. Aus dieser Forderung ergeben sich <strong>für</strong>Endau-Rompin folgende Handlungsempfehlungen:• Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen den Parkbehörden <strong>und</strong> anderenregionalen Sektorbehörden (Tourismus, Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft, Planung,Landesentwicklung). Dies betrifft z.B. die Erschließung <strong>und</strong> Ausstattung derRegion mit Verkehrswegen, Energie- <strong>und</strong> Wasserversorgung, aber auch dieplanerische Einbeziehung der international bekannten Badetouristen-Resorts ander nahegelegenen Ostküste (z.B. Mersing, Kuala Rompin, vgl. Abb. 1. S. 5<strong>und</strong> Abb. 5B, S. 38) als zusätzliche potentielle „Nachfragemärkte“ <strong>für</strong> Endau-Rompin (z.B. Tagestouren von Badetouristen in den Park);• Anpassung bestehender Pläne zur ländlichen Regionalentwicklung an die Erfordernisse<strong>und</strong> die Bedarfsstruktur des <strong>Ökotourismus</strong> im Park. Dabei ist vorallem auch eine enge Abstimmung mit Konzepten <strong>und</strong> Maßnahmen in derPufferzone erforderlich, deren Bewirtschaftung durch die Forstbehörden erfolgt(vgl. Kap. 4.3.4, S. 39);42


4.3 Leitlinien <strong>und</strong> Handlungsempfehlungen• Lenkung des Konsums auf traditionelle, lokal produzierbare Nahrungsmitteldurch Förderung des Anbaus landwirtschaftlicher Produkte in der Region, diezu einer Verringerung der Abhängigkeit des Tourismussektors von Nahrungsmitteleinfuhrenbeitragen können (z.B. Obst, Gemüse, Reis);• Vergabe von Aufträgen zur Errichtung <strong>und</strong> Unterhaltung touristischer Infrastrukturan Firmen aus der Region (z.B. Baugewerbe, Handwerk, Bootsbau,Wegebau, holzverarbeitendes Gewerbe, Energie- <strong>und</strong> Wasserversorgung);• Förderung des Anbaus <strong>und</strong> der Verarbeitung von Nicht-Holzprodukten, dietraditionell in der Region im Kunsthandwerk <strong>und</strong> der SouvenirproduktionVerwendung finden.4.3.7 Identifizierung von Trägerorganisationen <strong>für</strong> <strong>Ökotourismus</strong>-ManagementAls Träger von <strong>Ökotourismus</strong>projekten in tropischen Waldgebieten kommentheoretisch 4 Interessensgruppen in Frage:- staatliche Stellen (Naturschutz- bzw. Forstbehörden)- touristische Unternehmen (Privatwirtschaft)- Nicht-Regierungsorganisationen- lokale DorfgemeinschaftenWie in Taman Negara, so scheinen auch die Parkbehörden in Endau-Rompin mitder Verwaltung, dem Naturschutz-Management <strong>und</strong> der Steuerung der touristischenAktivitäten im Park personell <strong>und</strong> fachlich überfordert zu sein. Dochauch die strikte Aufgabentrennung, wie sie in Taman Negara zwischen derParkverwaltung <strong>und</strong> einem touristischen Privatunternehmen vollzogen wurde, hatdie Situation nicht verbessert. Im Gegenteil: Die Privatisierung entfaltete eineEigendynamik, die negative ökologische <strong>und</strong> sozio-ökonomische Auswirkungenzur Folge hatte, weil eine institutionelle Abgrenzung erfolgte. Daher sollte vonvornherein die Notwendigkeit einer Vernetzung zwischen den beteiligtenInteressengruppen stärker berücksichtigt werden.In diesem Sinn bietet sich in Endau-Rompin ein kooperatives <strong>Ökotourismus</strong>-Management zwischen den Parkverwaltungsbehörden (Johor <strong>und</strong> Pahang), demDWNP, der Malaysian Nature Society (MNS), den Dorfgemeinschaften <strong>und</strong>einigen touristischen Privatunternehmen (Naturreiseveranstalter, Herbergs- bzw.Pensionsbetriebe) an. Zu empfehlen wäre dabei eine Arbeitsteilung, die die43


4.3 Leitlinien <strong>und</strong> HandlungsempfehlungenStärken <strong>und</strong> Interessen der einzelnen Akteure berücksichtigt. Eine entscheidendeRolle würde dabei der MNS zufallen, weil sie sowohl personell <strong>und</strong> fachlich inmehreren Bereichen über professionelles Know-how als auch unter allenAkteuren, so auch der örtlichen Bevölkerung in der Region, über ein hohesAnsehen verfügt.Die MNS hat bereits ihr Interesse an einer langfristigen Bewirtschaftungskonzessionsowie an der Übernahme von Naturschutzaufgaben in Endau-Rompinsignalisiert. Ferner hat sie angeregt, daß die Parkverwaltungen die Zuständigkeit<strong>für</strong> das Naturschutz-Management auf die fachlich qualifizierte B<strong>und</strong>esbehördeDWNP übertragen sollte. Im Rahmen des vorgeschlagenen kooperativenManagements kann daher folgende Aufgabenteilung empfohlen werden:• Parkbehörden: Administration (Parkwacht, Grenzsicherung),Verwaltung desNationalpark-Fonds (Gebühreneinnahmen, staatliche Zuschüsse etc.),Absicherung rechtlicher <strong>und</strong> planerischer Rahmenbedingungen gegenüberanderen Regional- <strong>und</strong> Sektorbehörden;• MNS: Konzessionsinhaber, Koordinierung der Aktivitäten in der Tourismuszone,Unterstützung des DWNP beim Naturschutz-Management, Leitungdes Naturinterpretationszentrums, Beteiligung an Tragfähigkeits- <strong>und</strong>Umweltverträglichkeitsstudien, Durchführung von Aus- <strong>und</strong> Fortbildungsmaßnahmen(vgl. 4.3.5);• Dorfgemeinschaften: Aktive Beteiligung am Betrieb touristischer Einrichtungen(Beherbergung, Gastronomie), Produktion <strong>und</strong> Vermarktung vonNahrungsmitteln <strong>und</strong> Kunsthandwerk, Bootstransport, Waldführungen, Beteiligungan der Parkbewirtschaftung durch Übernahme von <strong>Schutz</strong>aufgaben(Parkwacht, Wildhüter etc.);• Touristikunternehmen: Transport der Touristen ins Zielgebiet, Betrieb vonUnterkünften <strong>und</strong> Gastronomie zusammen mit lokalen Dorfgemeinschaften,Ausbildung der Dorfbewohner im Pensions- <strong>und</strong> Gastronomiebetrieb; Transport-<strong>und</strong> Führungsdienste in Zusammenarbeit mit lokalen Führern, Verbreitungvon Informationsmaterial, Marketing.Bei der aktiven Einbeziehung von Touristikunternehmen sollten in erster Liniemittelständische Pensionsbetriebe <strong>und</strong> Naturreiseveranstalter aus der Regionberücksichtigt werden, weil deren überschaubare Organisationsstrukturen - imGegensatz zu touristischen Großunternehmen - bessere Voraussetzungen zurFörderung von Selbststeuerungsansätzen bieten. Da jedoch die ökotouristische44


4.3 Leitlinien <strong>und</strong> HandlungsempfehlungenEntwicklung Endau-Rompins auch unter regionalwirtschaftlichen Aspekten zubetrachten ist, wird eine engere Zusammenarbeit z.B. mit den internationalenStandardhotels an der Ostküste ohnehin erforderlich sein. (vgl. Kap. 4.3.6).4.3.8 Ermittlung potentieller Finanzierungs- <strong>und</strong> EinnahmequellenDie Förderungswürdigkeit von <strong>Ökotourismus</strong>projekten im Tropenwald ist u.a.auch daran zu beurteilen, ob neben den ökologischen auch ihre ökonomischenZiele (z.B. Kostendeckung oder Gewinnmaximierung) mittel- bis langfristigerreicht werden können. Da insbesondere in Nationalparks die ökologischen ZielePriorität haben, sollte in Endau-Rompin als ökonomisches Ziel lediglichKostendeckung angestrebt werden. Dennoch sollten bereits im Planungsstadiumzumindest ungefähre Vorstellungen über die entstehenden Kosten (Investitions<strong>und</strong>laufende Kosten) einerseits <strong>und</strong> die Höhe der zu erwartenden Einnahmenandererseits bestehen.Ferner sind Verteilungsstrukturen erforderlich, nach denen festgelegt wird,welche Gruppen auf nationaler, regionaler <strong>und</strong> lokaler Ebene welchen Anteil anden Kosten zu tragen haben bzw. an den Einnahmen erhalten. Derartige Verteilungsschlüsselsind vor allem <strong>für</strong> die Parkverwaltungen <strong>und</strong> die lokale Bevölkerungvon Bedeutung. Dies setzt jedoch nicht nur eine stärkere Verfügungsgewaltüber die in der Region erwirtschafteten Steuereinnahmen, sondern aucheine gewisse Finanzautonomie der Parkverwaltungen voraus. Letztere scheint imFall Endau-Rompin aufgr<strong>und</strong> der zwingend vorgeschriebenen Einrichtung eineseigenständigen Nationalpark-Fonds gewährleistet zu sein.Zur Errichtung der Verkehrs- <strong>und</strong> sonstigen touristischen Infrastruktur im Park istim Fall des vorgeschlagenen kooperativen Managements (mit der MNS alsHauptkonzessionsnehmer) ein Startkapital erforderlich, dessen Höhe von Art<strong>und</strong> Ausmaß der geplanten touristischen Aktivitäten abhängig ist. Nach Berechnungender MNS würde jedoch allein die Verkehrserschließung (Ausbau derZufahrtsstraßen, Anlage eines Wanderwegenetzes) Investitionskosten in Höhevon r<strong>und</strong> 8 Mio. DM verursachen.Gr<strong>und</strong>sätzlich bieten sich folgende potentielle Finanzierungsquellen an:• die öffentliche Hand (B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Landesministerien)• internationale Geberorganisationen (z.B. Weltbank, ADB, KfW, GTZ)45


4.3 Leitlinien <strong>und</strong> Handlungsempfehlungen• Sponsoring/Spenden durch die Tourismusindustrie (z.B. Malaysian Airlines)Über diese Quellen wäre eine Mischfinanzierung denkbar, wobei die Finanzierungder kostenträchtigen Verkehrsinfrastruktur durch die öffentliche Hand (dasB<strong>und</strong>estourismusministerium verfügt z.B. über entsprechende Mittel, vgl. Kap.2.1) <strong>und</strong> internationale Geber erfolgen sollte. Dagegen könnten spezielleEinzelprojekte auch durch die Tourismusindustrie gesponsort werden. So hat z.B.die Fluggesellschaft Malaysian Airlines im Rahmen ihrer Marketing- <strong>und</strong>Imagekampagne "The Green Airline" angekündigt, die MNS bei der Errichtungeines Naturinterpretationszentrums in Endau-Rompin finanziell zu unterstützen.Finanzierungshilfen durch internationale Geber sind ferner in Form von zinslosenNiederlassungskrediten z.B. <strong>für</strong> kleine <strong>und</strong> mittelständische Touristikanbieterdenkbar.Potentielle EinnahmequellenDie laufenden Kosten <strong>für</strong> die Bewirtschaftung des Parks <strong>und</strong> die Unterhaltungseiner Einrichtungen sollten langfristig durch entsprechende Einnahmen aus demParktourismus gedeckt werden können. Die Höhe der Einnahmen ist u.a. von derBesucherzahl (die anhand von Tragfähigkeitsanalysen zu bestimmen ist) sowievon Formen <strong>und</strong> Ausmaß der touristischen Aktivitäten abhängig. Tabelle 5 faßtdie Bandbreite der Einnahmemöglichkeiten durch <strong>Ökotourismus</strong> zusammen.Die Eintrittsgebühren sollten in Endau-Rompin jedoch wesentlich höher liegenals z.B. in Taman Negara, da eine entsprechende Zahlungsbereitschaft derNaturtouristen durch Untersuchungen belegt ist (vgl. Kap. 1.1 bzw. Kap. 3.2).Die Berücksichtigung sozialer Aspekte könnte, wie BOO (1990) <strong>und</strong> LIND-BERG (1991) an mehreren Fallbeispielen nachweisen, durch Festlegung unterschiedlicherEintrittsgebührensätze <strong>für</strong> In- <strong>und</strong> Auslandstouristen sowie <strong>für</strong>Berufstätige <strong>und</strong> Schüler bzw. Studenten gelöst werden.46


4.3 Leitlinien <strong>und</strong> HandlungsempfehlungenTabelle 5: Einnahmemöglichkeiten bei ökotouristischer <strong>Nutzung</strong> vonRegenwäldernGebührenartAllgemeine EintrittsgebührBenutzungsgebührKonzessionsgebührGewinnanteile/KommissionenLizenzen / ErlaubnisscheineSteuernSpendenFallbeispieleals Zugangsberechtigung zum Park<strong>für</strong> Besucherzentrum, Park- oder Campingplatz, Boote,Fernglas, Angelrute, Campingausrüstung, <strong>Schutz</strong>hütte,Führungs- <strong>und</strong> Rettungsdienst<strong>für</strong> Anbieter von Unterkünften, Verpflegung, Führungsdiensten,Souvenirs <strong>und</strong> anderer Güter <strong>und</strong> Leistungenaus dem Verkauf von Büchern (Reiseführer, Bestimmungshandbücher),Ansichtskarten, T-Shirts, Souvenirs;Filme <strong>und</strong> Photos, die im Parkgebiet aufgenommenwurden<strong>für</strong> Reiseveranstalter, Führer, Forscher, Bergsteiger,Radler, Kanuten, Jäger, Angler etc.Verbrauchssteuern auf Outdoor- <strong>und</strong> Sportausrüstungen,Hotel- <strong>und</strong> Flughafensteuer, Fahrzeugsteuernbar oder in Naturalien, z.B. von Naturschutz-Organisationen,Parkbesuchern, Sponsoring durch Firmen4.3.9 Einbindung in sektorale Entwicklungskonzepte auf nationalerEbeneDie mit <strong>Ökotourismus</strong> im Regenwald verb<strong>und</strong>enen Probleme <strong>und</strong> die Vielfalt derbeteiligten Gruppen erfordern eine sektorübergreifende Koordinierung vonEntwicklungsstrategien <strong>und</strong> Planungen auf b<strong>und</strong>espolitischer Ebene. Zur Integrationdes <strong>Ökotourismus</strong> in nationale Entwicklungskonzepte sind daherfolgende Maßnahmen zu empfehlen:• Erstellung eines nationalen <strong>Ökotourismus</strong>planes, der die nationale Tourismuspolitikals gesondertes Segment ergänzt. Dieser Plan sollte neben geeignetenWaldgebieten auch andere ökotouristisch relevanten Gebiete <strong>und</strong>Attraktionen (z.B. auch Höhlen, Wasserfälle, Flüsse, Inseln) auflisten, nachEntwicklungsphasen (z.B. entwickelt, nicht entwickelt, überentwickelt) kategorisierensowie Art <strong>und</strong> Ausmaß der zukünftigen touristischen <strong>Nutzung</strong>festlegen. Ein nationaler <strong>Ökotourismus</strong>plan wäre zudem mit folgenden Vor-47


4.3 Leitlinien <strong>und</strong> Handlungsempfehlungenteilen verb<strong>und</strong>en:- bessere Verteilung naturorientierter Touristen im Land bei gleichzeitigerEntlastung geschützter Waldgebiete von zu hohen Besucherdichten;- In <strong>Schutz</strong>gebieten unzulässige touristische Aktivitäten, wie z.B. AutorallysMountainbiking oder Jagd, könnten in ökologisch weniger sensible Gebiete(z.B. Wirtschaftswälder) verlagert werden;- Förderung des Binnentourismus <strong>und</strong> damit breitere Streuung der Multiplikatoreffekte durch Diversifizierung der wirtschaftlichen Basis in ländlichenRegionen;• Verbesserung der übersektoralen Koordination durch Bildung eines nationalen<strong>Ökotourismus</strong>rates ("Ecotourism council"), in dem alle relevanten Akteure(B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Landesministerien, Tourismusindustrie, NROs) vertreten sind.Dieses Gremium könnte z.B. auch Richtlinien zur Verteilung <strong>und</strong> Verwendungder durch <strong>Ökotourismus</strong> erwirtschafteten Einnahmen erarbeiten;• Einbeziehung ökotouristischer Zielaussagen in die nationale Forstpolitik zurFörderung einer multifunktionalen Waldbewirtschaftung;• Überprüfung <strong>und</strong> Anpassung von Gesetzen <strong>und</strong> Verordnungen einerseits andie Erfordernisse des <strong>Ökotourismus</strong>, andererseits an die des Naturschutzes <strong>und</strong>der Forstwirtschaft; hierzu zählen z.B. Regelungen zum Landbesitz, traditionelleLandnutzungsrechte, Waldbetretungsrecht, Rechtsfähigkeit lokalerGebietskörperschaften, Lizensierungen <strong>für</strong> Touristikanbieter; Durchführungvon UVPs, Genehmigungsvoraussetzungen usw.;• Durchführung von Marktstudien <strong>und</strong> Erarbeitung von Marketingprogrammen,die auf die Zielaussagen des <strong>Ökotourismus</strong> in <strong>Schutz</strong>gebieten, Walderholungs-<strong>und</strong> sonstigen touristischen Zielgebieten abzustimmen sind;• Verbesserung der Ausbildung <strong>für</strong> tourismusrelevante Berufsgruppen (Reise-Führer, Reiseveranstalter, Hotelpersonal) unter Einbeziehung naturschutzbezogenerZielsetzungen;• Förderung der Umwelterziehung im allgemeinen Ausbildungswesen, u.a.durch eine stärkere Kooperation zwischen Forst- <strong>und</strong> Naturschutzbehörden,NROs, Schulen <strong>und</strong> Universitäten;• Erhöhung der Attraktivität von wald- <strong>und</strong> naturschutzrelevanten Berufendurch eine bessere Bezahlung, um das Verantwortungsbewußtsein <strong>für</strong>48


4.3 Leitlinien <strong>und</strong> HandlungsempfehlungenNaturschutzziele <strong>und</strong> den Stellenwert des Waldes in der Gesellschaft zustärken sowie interessante Karrieremöglichkeiten zu eröffnen.4.4 SchlußfolgerungenIn Kap. 4.3 wurde anhand von Leitlinien <strong>und</strong> Handlungsempfehlungen aufgezeigt,welche Maßnahmen <strong>für</strong> die Einführung <strong>und</strong> erfolgreiche Steuerung des<strong>Ökotourismus</strong> im Regenwald erforderlich sind. Die Prüfung der Durchsetzbarkeitdieser Maßnahmen am Fallbeispiel Endau-Rompin hat jedoch bisher einen eherunkoordinierten Entwicklungsprozess <strong>und</strong> mehrere Defizite offenbart, diekurzfristig kaum zu beheben sind. In einem gewissen Zugzwang befindet sichdabei die MNS, von der seitens der Länder Johor <strong>und</strong> Pahang der Nachweiserwartet wird, daß <strong>Ökotourismus</strong> eine wirtschaftliche Alternative zu anderenWaldnutzungen (z.B. Holznutzung) ist (vgl. Kap.2.2, S. 10).Primäres Ziel in Nationalparks ist aber die Erhaltung des Waldökosystems<strong>und</strong> seiner vielfältigen Funktionen (Wasser- <strong>und</strong> Erosionsschutz, Biodiversität,Aufrechterhaltung ökologischer Prozesse, Existenz- <strong>und</strong> Optionswerte). DiesesZiel kann z.B. durch kontrollierten <strong>Ökotourismus</strong> als sek<strong>und</strong>äres Ziellangfristig abgesichert werden kann. Dies bedeutet jedoch, daß die Wertschöpfungpotentialedes <strong>Ökotourismus</strong> in <strong>Schutz</strong>gebieten von vornherein begrenzt sind.Sie sollten in erster Linie ausreichende Kompensationseffeke <strong>für</strong> die Anrainerbevölkerungermöglichen.Die NPC (Johor) geht in Endau-Rompin jedoch von Wertschöpfungspotentialendurch <strong>Ökotourismus</strong> aus, deren mögliche Realisierung mit großer Skepsis betrachtetwird. So werden z.B. Überlegungen angestellt, die touristische Entwicklungdes Parks weitgehend einem großen Privatunternehmen zu überlassen. Zwarwürde der Entwicklungsprozess durch massive Fremdinvestionen <strong>und</strong> beträchtlicheKonzessionseinnahmen beschleunigt, wäre aber aufgr<strong>und</strong> der Prioritätkurzfristiger Gewinninteressen <strong>und</strong> unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungenmit der potentiellen Gefahr verb<strong>und</strong>en, daß die touristische Entwicklung inEndau-Rompin einen ähnlichen Verlauf nehmen könnte, wie BUTLER (1980) siein seinem Zyklenmodell beschrieben <strong>und</strong> wie sie sich in Taman Negaragrößtenteils vollzogen hat (vgl. Abb. 4, S. 23).Daraus ist <strong>für</strong> Endau-Rompin der Schluß zu ziehen, daß ein behutsames, denörtlichen Bedingungen angepaßtes <strong>und</strong> auf Partizipation sowie Kooperationbasierendes Vorgehen absolute Priorität haben sollte. Hier<strong>für</strong> wird dasvorgeschlagene Modell eines kooperativen Managements unter besonderer49


4.3 Leitlinien <strong>und</strong> HandlungsempfehlungenBerücksichtigung lokaler Bevölkerungsgruppen als geeignet angesehen. Wirddieser Empfehlung gefolgt, ließe sich <strong>für</strong> Endau-Rompin mittelfristig auch eineArt "corporate identity" (= spezifisches Image) entwickeln, mit der die begrenzteKapazität des <strong>Ökotourismus</strong> auch als gezielte Marketingstrategie in den Vordergr<strong>und</strong>gestellt werden kann.Ein behutsames Vorgehen ist <strong>für</strong> die Einführung des <strong>Ökotourismus</strong> im RegenwaldMalaysias insgesamt zu empfehlen. Denn <strong>für</strong> ein Land, das auf umwelt- <strong>und</strong>sozialverträgliche Tourismusansätze setzt, kann dies generell - wie das BeispielCosta Rica eindrucksvoll belegt (vgl. VOGT, 1995) - einen beträchtlichenImagegewinn bedeuten. Dies wird zukünftig um so wichtiger sein, als Entwicklungshilfesowohl von multi- als auch von bilateralen Gebern immer stärkervon umweltfre<strong>und</strong>lichem Verhalten der Nehmerländer abhängig gemacht wird.5. Ausblick: <strong>Ökotourismus</strong> in der EntwicklungszusammenarbeitNicht erst seit dem Umweltgipfel von Rio hat das Schlagwort "<strong>Ökotourismus</strong>"Einzug in die Programme internationaler Naturschutzorganisationen sowienationaler <strong>und</strong> internationaler Entwicklungshilfeorganisationen gehalten (vgl.hierzu auch BMZ 1981, 1993; WTO/UNEP 1992[alle inkl. ausführlicherLiteraturliste] sowie ASA, 1993 [mit zahlreichen Fallstudien]).Dennoch stellt sich im Nachfolgeprozess von Rio <strong>für</strong> die deutsche Entwicklungszusammenarbeitverstärkt die Frage, welchen Stellenwert <strong>Ökotourismus</strong>zukünftig in ihren Förderprogrammen einnehmen soll. Denn neben dernaheliegenden Verbindung zum Naturschutz (einschließlich Randzonenentwicklung),weist <strong>Ökotourismus</strong> auch eine Vielzahl von Verbindungen zu <strong>und</strong>Überschneidungen mit anderen Arbeitsfeldern der Entwicklungszusammenarbeitauf (s.a. BMZ 1994).So kann z.B. die Einbeziehung des <strong>Ökotourismus</strong> in Förderkonzepte, wie• Waldbewirtschaftung zur Förderung einer multifunktionalen Forstwirtschaftbzw. einer integrierten Ressourcennutzung in Wirtschaftswäldern beitragen;• ländliche Regionalentwicklung (LRE) zur angestrebten Diversifizierung derwirtschaftlichen Basis in ländlichen Räumen beitragen;50


5. Ausblick• Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> berufliche Bildung zur Erhöhung des Umweltbewußtseins <strong>und</strong>der beruflichen Qualifikation breiter Bevölkerungsschichten beitragen.Andererseits kann <strong>Ökotourismus</strong> aber auch von Förderkonzepten im BereichLandwirtschaft, Straßenbau- <strong>und</strong> unterhaltung, Energie- u. Wasserversorgung,Ges<strong>und</strong>heitswesen, Frauenförderung oder Kleingewerbeförderung profitieren,indem seine Rahmenbedingungen verbessert werden.Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> sollten die Möglichkeiten des <strong>Ökotourismus</strong> als Instrumentzum <strong>Schutz</strong> der Tropenwälder zukünftig stärker beachtet jedochnicht überschätzt werden. Aufgr<strong>und</strong> der Vielfalt der beteiligten Gruppen, widersprüchlicherInteressen <strong>und</strong> meistens geringer Beteiligungsmöglichkeiten derBevölkerung an Entscheidungsprozessen, sind der erfolgreichen Steuerung des<strong>Ökotourismus</strong> in vielen Entwicklungsländern auch entscheidende Grenzengesetzt. Aus dieser Erkenntnis läßt sich <strong>für</strong> die Arbeitsfelder <strong>und</strong> Sektorstrategiender deutschen Entwicklungszusammenarbeit ableiten, daß <strong>Ökotourismus</strong>vorrangig in vorhandene Sektorkonzepte einbezogen werden sollte. Dagegenwürde dem <strong>Ökotourismus</strong> z.B. durch Aufwertung zu einem eigenständigenübersektoralen Förderkonzept ein Stellenwert eingeräumt, den dieser angesichtsunzureichender politisch-administrativer Rahmenbedingungen in vielen Entwicklungsländernnicht erfüllen kann.6. LiteraturverzeichnisASA (Hrsg.) 1993: Unterwegs in Sachen Reisen, ASA Studien 26, BreitenbachVerlag, Saarbrücken, 401S.BOO, E. 1990: Ecotourism - The <strong>Potential</strong>s and Pitfalls, Volume 1 and 2; TheWorld Wide F<strong>und</strong> for Nature, Wickersham Printing Company, Lancaster,Pennsylvania.BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFTLICHE ZUSAMMENARBEITUND ENTWICKLUNG (Hrsg.) 1981: Tourismus in Entwicklungsländer,Materialien Nr. 67, Bonn (vergriffen)51


6. LiteraturverzeichnisBUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFTLICHE ZUSAMMENARBEITUND ENTWICKLUNG 1992: Sozio-kulturelle Fragen in der Entwicklungspolitik.Materialien zur Entwicklungspolitik Nr. 83, Bonn, 89 S.BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFTLICHE ZUSAMMENARBEITUND ENTWICKLUNG (Hrsg.) 1993: Tourismus in Entwicklungsländer,Materialien Nr. 88, Bonn, 234S. + AnhangBUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFTLICHE ZUSAMMENARBEITUND ENTWICKLUNG (Hrsg.) 1994: <strong>Ökotourismus</strong> als Instrument desNaturschutzes?, Entwicklungspolitisches Forschungsprogramm des BMZ1993, Forschungsvorhaben Nr.2, 44S. <strong>und</strong> Zusammenfassung, 9S.BUTLER, R.W. 1980: The Concept of a Tourist Area Cycle of Evolution:Implications for Management of Resources. Canadian Geographer, XXIV, 1,5-12.CEBALLOS-LASCURAIN, H. 1993: Overview on Ecotourism aro<strong>und</strong> theWorld: IUCN's Ecotourism Program. Paper presented at 2nd World Congresson "Tourism for the Environment", Isla Margarita, Venezuela, 5 pp.DER SPIEGEL 1995: Umwelt: Luftverkehr gefährdet das Weltklima. Heft Nr. 9vom 27. Februar 1995, S. 175-176.DURST, P. 1994: Planning for Ecotourism within the Framework of the TropicalForests Action Programme. Tigerpaper: Forest News, Vol. XXI, No. 2, S. 7-14.HEALY, R.G. 1988: Economic Consideration in Nature-Oriented Tourism: TheCase of Tropical Forest Tourism. Southeastern Center for Forest EconomicResearch, FPEI Working Papers No. 39, 57 S.INTERNATIONAL RESOURCES GROUP 1992: Ecotourism - A ViableAlternative for Sustainable Management of Natural Resources in Africa.Submitted to Agency for International Development, Bureau for Africa,Washington, D.C.LINDBERG, K. 1991: Policies for maximising Nature Tourism's ecological andeconomic benefits. World Resources Institute, Washington, D.C.MARR, R.L. 1982: Tourismus in Malaysia <strong>und</strong> Singapur. Basler Beiträge zurGeographie, Heft 27, Basel, 268 S.52


6. LiteraturverzeichnisMALAYAN NATURE JOURNAL 1987: The Malaysian Heritage and ScientificExpedition: Endau-Rompin 1985-1986. Vol. 41 (Nos 2 & 3).MALAYSIAN NATURE SOCIETY 1993: Endau-Rompin (Johor) National Park- A Development and Management Plan. Report submitted to the PerbadananTaman Negara, Johor (First Draft).MATHIESON, A. <strong>und</strong> WALL, G. 1982: Tourism - Economic, physical andsocial impacts. Longman Group Limited, Essex, England.OPPERMANN, M. 1992: Tourismus in Malaysia. Eine Analyse der räumlichenStrukturen <strong>und</strong> intranationalen Touristenströme unter besonderer Berücksichtigungder entwicklungstheoretischen Problemtik. Tübingen, Univ., Diss.,239 S.PANOS-INSTITUT 1995: Ecotourism - Paradise gained, or parardise lost. PanosMedia Briefing No. 14, London, 14 S.SCHÖNHUTH, M. & KIEVELITZ, U. 1993: Partizipative Erhebungs- <strong>und</strong>Planungsmethoden in der Entwicklungszusammenarbeit: Rapid Rural Appraisal,Participatory Appraisal. Schriftenreihe der GTZ, Nr. 231.VOGT, H.H. 1995: Costa Rica fördert <strong>Ökotourismus</strong>. NaturwissenschaftlicheR<strong>und</strong>schau, 48, Heft 2, S. 77.WALLACE, G.N. 1993: Wildlands and Ecotourism in Latin America: Investingin Protected Areas. Journal of Forestry Vol 91, No. 2, S. 37-40.WAN SABRI, W., AHMAD SHUIB, ABDULLAH, MOHD. <strong>und</strong> ZAHID, EMBI1992: The Local Economic Impacts of the Development of Taman NegaraMalaysia. Faculty of Forestry, Universiti Pertanian Malaysia, Kuala Lumpur.WEARING, S. <strong>und</strong> PARSONSON, R. 1991: Rainforest Tourism. TourismManagement, No. 9, S. 236-244.WELTBANK 1991: Malaysia: Forestry Subsector Study. Report No. 9775-MA,Washington, D.C., 70 S. (unveröffentlicht).WESTERN, D. 1993: Defining Ecotourism. In: Ecotourism - A guide for plannersand managers, The Ecotourism Society, S. 7-14.WONG, J. 1994: Defining Leisure and Recreation in Malaysia. Dissertation,Oregon State University, Oregon, USA, 209 S.53


6. LiteraturverzeichnisWORLD TOURISM ORGANIZATION (WTO) / UNITED NATIONS EN-VIRONMENTAL PROGRAMME(UNEP) 1992: Guidelines: The Developmentof National Parks and Protected Areas for Tourism. WTO/UNEPJoint publication, Madrid, 53 S.YEE, J. 1992: Ecotourism Market Survey - A Survey of North American EcotourismTour Operators. The Intelligence Centre, Pacific Asia Travel Association,San Francisco, USA.YONG, F.S.K. 1990: Environmental Impact of Tourism on Taman NegaraNational Park Malaysia. Proceedings of the International Conference ofTropical Biodiversity, Kuala Lumpur, S. 579-591.ZIFFER, K.A., 1989: Ecotourism - The Uneasy Alliance. First in ConservationInternational's Series of Working Papers on Ecotourism, Washington D.C.54


Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong>Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbHTropenökologisches Begleitprogramm (TÖB)Tropical Ecology Support ProgramPostfach 5180D-65726 EschbornFederal Republic of GermanyFax: +49-(0)6196-79-6190E-Mail: TOEB@gtz.deWorld Wide Web: http://www.gtz.de/toeb


Im Auftrag des B<strong>und</strong>esministeriums <strong>für</strong> wirtschaftlicheZusammenarbeit <strong>und</strong> Entwicklung (BMZ)

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