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Die Zeitschrift der Studierendenschaft der FernUniversität in Hagen ...

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Aus den Fachschaftennicht als unreflektiertes Speichern vonWissen, son<strong>der</strong>n als kreative Technik,um e<strong>in</strong>e Basis, e<strong>in</strong>en Wissenspool fürdie eigene Reflexion anzulegen. Ob essich hier nun um Fakten o<strong>der</strong> Theorieno<strong>der</strong> Namen handelt, um Jahreszahleno<strong>der</strong> Formeln – um mit Wissen kritischumzugehen, es anzuwenden und zu erweitern,ist es notwendig, sich die Basisdafür, e<strong>in</strong> bestimmtes Grundwissenund H<strong>in</strong>tergründe zu Themen anzueignen.Ob wir das aber durch stures»Runterbeten«, repetieren und immerwie<strong>der</strong> lesen, aufsagen, anhören tun –o<strong>der</strong> ob wir dazu Techniken nutzen, dieSpaß machen und gleichzeitig Kreativitättra<strong>in</strong>ieren, steht uns aber frei.Ich kann und möchte jetzt hier ke<strong>in</strong>eLernmethoden o<strong>der</strong> Mnemo-Technikenim Detail erläutert – dafür gibtes genügend gute Literatur und auchQuellen im Internet. Aber ich möchtegerne e<strong>in</strong> paar Beispiele anführen, wieich selber ganz aktuell e<strong>in</strong>ige dieserMethoden für mich wie<strong>der</strong> (teilweiseauch neu) entdeckt habe und weshalbich <strong>der</strong> Ansicht b<strong>in</strong>, dass sie durchauskreativitätsför<strong>der</strong>nd s<strong>in</strong>d.Der Begriff Mnemo stammt ausdem Griechischen und steht für Gedächtniskunst– Gedächtnis aber nichtim S<strong>in</strong>ne von Faktenaufbewahren undSpeichern, son<strong>der</strong>n im S<strong>in</strong>ne von sicher<strong>in</strong>nern. Und während re<strong>in</strong>es Faktenlernen(vere<strong>in</strong>facht ausgedrückt) ehere<strong>in</strong>e Sache <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken, „rationalen Gehirnhälfte“ist, ist Er<strong>in</strong>nerung immerauch mit Gefühlen, mit Motivation,mit bestimmten Orten und Zeiten verbundenund gehört eher <strong>in</strong> den rechtenBereich unseres Gehirns, wo – ebenfallsvere<strong>in</strong>facht ausgedrückt – auch dieKreativität verortet ist.Das kann man nun nutzen, um beidesmite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu verb<strong>in</strong>den: re<strong>in</strong>eFakten mit Gefühlen, »stures« Speichernmit »echtem« Er<strong>in</strong>nern. E<strong>in</strong>e <strong>der</strong>bekanntesten Techniken dürften dieLoci-Technik se<strong>in</strong>, wo man bekannteund vertraute Raumstrukturen nutzt,um zu merkende D<strong>in</strong>ge dort <strong>in</strong> e<strong>in</strong>erbestimmten Reihenfolge abzulegenund so später wie<strong>der</strong> zu er<strong>in</strong>nern. DasGanze basiert auf e<strong>in</strong>er Geschichteüber e<strong>in</strong>en Dichter, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Gesellschaft,auf <strong>der</strong> er e<strong>in</strong>e Rede hielt, vorzeitigverließ und so e<strong>in</strong>em Erdbebenentkam, das das Gebäude e<strong>in</strong>stürzenließ, <strong>in</strong> dem sich die Gesellschaft befand.Dank des Gedächtnisses desDichters, <strong>der</strong> sich daran er<strong>in</strong>nerte werwo gesessen hatte, konnten alle Totenidentifiziert werden.E<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e, aber auf dem gleichenPr<strong>in</strong>zip basierende Technik ist die Körperliste– hier legt man D<strong>in</strong>ge, ebenfallsimmer <strong>in</strong> <strong>der</strong>selben Reihenfolge,auf Füßen, Knie, Oberschenkel ….Kopf ab und ruft sie sich so dann wie<strong>der</strong><strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung.Und wie sieht das im(Lern)Alltag aus?Beide Techniken setzen voraus, dassdieses „Ablegen“ über möglichst kuriose,e<strong>in</strong>prägsame Bil<strong>der</strong> geschieht.Grund dafür ist, dass wir uns solche Sachenmerken, weil sie Gefühle undEmotionen wecken – kuriose Bil<strong>der</strong>und Geschichten können erstaunen,belustigen, erschrecken … eben Gefühleund Motivationen wachrufenund dadurch dafür sorgen, dass mannicht nur Fremd<strong>in</strong>halte abspeichert,son<strong>der</strong>n eigene Gefühle er<strong>in</strong>nert – unddas ist <strong>der</strong> große Unterschied.Und damit b<strong>in</strong> ich wie<strong>der</strong> am Ausgangspunktdieses Artikels gelandet –me<strong>in</strong>es »Problems« wie ich die Ideen,die mir nachts, beim Aufwachen, beimSport kommen schneller und damit effizientersammeln und bewahren kann.Das versuche ich seit e<strong>in</strong> paar Wochenkonsequent über die beiden angesprochenenTechniken umzusetzen. Zu Anfangkam es mir ziemlich lächerlich vorund kostete deshalb auch Überw<strong>in</strong>dung,<strong>der</strong> Technik e<strong>in</strong>e echte Chancezu geben (Rout<strong>in</strong>en än<strong>der</strong>n … sieheoben!). Aber mittlerweile macht es mirsogar Spaß me<strong>in</strong>e Gedanken »<strong>in</strong> Bil<strong>der</strong>zu übersetzen« und es geht immerleichter. Kurzes Beispiel? Im aktuellenModul me<strong>in</strong>es Studiums (Bildung undMedien) muss ich <strong>in</strong> den nächsten Wochene<strong>in</strong> Konzept für e<strong>in</strong> Podcast erstellen.Gestern beim Joggen kam mirdie Idee, dass so e<strong>in</strong> Podcast am bestenwirkt, wenn es nicht irgendwo isoliertInhalte vermittelt, son<strong>der</strong>n zum Beispiel<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Weblog <strong>in</strong>tegriert wird, wo<strong>der</strong> Podcast quasi als »Teaser« für dennachfolgenden Artikel dient – auditivwird Neugier vermittelt, Hypothesenaufgestellt, kritische Fragen formuliert… – die dann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Blogartikel unddessen Kommentaren erklärt, erläutert,diskutiert werden. Dazu habe ich mirdann vorgestellt, dass aus me<strong>in</strong>emrechten Fuß lauter Notenschlüssel <strong>in</strong>die Luft steigen (Audio), während ausdem l<strong>in</strong>ken laut raschelnd ganz viel Papierhervorquillt (Text). Ich weiß, daskl<strong>in</strong>gt ziemlich abstrus (es gibt auch sicherorig<strong>in</strong>ellere Bil<strong>der</strong> und ne<strong>in</strong>, dieerzähle ich nicht ;-) ) und ich habemich lange geweigert, so was auszuprobierenweil es mir zu k<strong>in</strong>disch vorkam– aber seit ich mich darauf e<strong>in</strong>lasse,funktioniert es immer besser undmacht tatsächlich Spaß.In me<strong>in</strong>en Citavi-Projekten stehennicht mehr hauptsächlich Zitate (speichern)son<strong>der</strong>n auch ganz viele freieTextbauste<strong>in</strong>e, die <strong>in</strong> Citavi s<strong>in</strong>nigerweise»Gedanken« heißen (er<strong>in</strong>nern).Denn immer wenn ich jetzt Citavi starte,rufe ich me<strong>in</strong>e Körperliste o<strong>der</strong>Raumliste ab und erfasse die dort abgelegtenIdeen <strong>in</strong> den passenden Projekten.Ich schreibe auch ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>kaufslistenmehr und mache me<strong>in</strong>e Jahres-,Monats-, Wochen- und Tagesplänenicht mehr l<strong>in</strong>ear <strong>in</strong> Outlook; stattdessenmale ich M<strong>in</strong>d-Maps – auch e<strong>in</strong>eTechnik, die Lernen kreativer macht.Alles nichts Neues, aber vielleicht gehtes Euch ja wie mir, dass man zwar schonoft davon gehört hat, aber nie so richtigLust o<strong>der</strong> Zeit (ha! Merkt Ihr was … ;-) )hatte, sich darauf e<strong>in</strong>zulassen. O<strong>der</strong> sich– bzw. <strong>der</strong> Technik – nicht genügendZeit gegeben hat, Gewohnheiten wirklichzu än<strong>der</strong>n. Kl<strong>in</strong>gt paradox, aber esbraucht eben Zeit, schneller zu werdenJ.Probiert es doch auch mal aus – und eswäre toll, wenn Ihr mir von Euren Versuchenberichtet. Vielleicht s<strong>in</strong>d ja auchneue und kreative Ideen dabei, die Stofffür den nächsten Artikel liefern? Ich würdemich freuen!Sab<strong>in</strong>e Siemsensab<strong>in</strong>e.siemsen@FernUni-<strong>Hagen</strong>.de(Grau & Schlau)40 Sprachrohr 04.2011

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