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Literarische Einleitung in das AT - vaticarsten.de

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Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong><strong>Literarische</strong> <strong>E<strong>in</strong>leitung</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> Alte Testament<strong>E<strong>in</strong>leitung</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> Alte Testament / WS 2004/2005 / PD Dr. habil. Andreas MichelKapitel 1: Zugänge und Voraussetzungen1.1 Zugänge zur Aufgabe e<strong>in</strong>er „literarischen <strong>E<strong>in</strong>leitung</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> Alte Testament“- es kann nicht um die Literaturgeschichte <strong>de</strong>s gesamten Vor<strong>de</strong>ren Orients gehen- aber um e<strong>in</strong>e Motivgeschichte e<strong>in</strong>es Teils davon, zum Beispiel <strong>das</strong> Motiv „Sonne“- kommt schon 1500 - 1300 v. Chr. <strong>in</strong> hethitischen Hymnen als weibliche Gestalt vor- aber auch <strong>in</strong> noch älteren Quellen, wie <strong>de</strong>m Co<strong>de</strong>x Hammurabi (1900 - 1800 v. Chr.)- bestimmte Elemente <strong>de</strong>s Motivs wan<strong>de</strong>rn aus dieser Zeit bis zum Gotteslob durch- die Bibel ist eigentlich im Kulturraum <strong>de</strong>s Vor<strong>de</strong>ren Orient, Ägyptens, <strong>de</strong>r Hethiter... zu verorten- alle diese Kulturen und ihre Literaturgeschichte haben E<strong>in</strong>fluß auf <strong>das</strong> <strong>AT</strong>- aber da diese Aufgabe zu groß wäre, muss man sich beschränken:<strong>E<strong>in</strong>leitung</strong>swissenschaft fragt, wie man von mündlicher Überlieferung zu unserem <strong>AT</strong> kommt- die Texte <strong>de</strong>r Bibel s<strong>in</strong>d, zum Beispiel im Fall <strong>de</strong>s Exodus, ke<strong>in</strong>e historische Berichterstattung- vom historischen Geschehen entwickelt sich zunächst e<strong>in</strong>e mündliche Tradition (Ex: 1200 v. Chr.)- dann erste schriftliche Überlieferung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Erzählzyklen (Ex: 900 - 800 v. Chr.)- diese wer<strong>de</strong>n mehrfach redaktionell bearbeitet („Jahwist“, „Priestergrundschrift“ etc.) 1- irgendwann gibt es e.„Endredaktion“ nach <strong>de</strong>r Texte „nurnoch“ überliefert wer<strong>de</strong>n (ab 400)- bis, im Falle <strong>de</strong>s Ex 300 v. Chr., <strong>das</strong> hebräische Ex Buch „kanonisiert“ wird- danach gibt es noch mehrere Übersetzungen (LXX 200 v. Chr., Vulgata 200 n. Chr.)- Hauptfrage ist daher oft, wie alt die Quellen s<strong>in</strong>d, wobei Handschriften nicht vor 400 v. Chr.- die ältesten vollständigen hebräischen Manuskriptbögen stammen erst von 1000 n. Chr.- ⇒ die Textentstehung verläuft von 1300 v. Chr. - 1000 n. Chr. und weiter bis zu uns<strong>E<strong>in</strong>leitung</strong>swissenschaft fragt, wieso viele Texte une<strong>in</strong>heitlich s<strong>in</strong>d und sucht Erklärungen- im Fall <strong>de</strong>s Ex gibt es ke<strong>in</strong>e Autographen = vom Autor namentlich selbst geschriebene Texte- e<strong>in</strong>e Spannung <strong>in</strong> Ex ist die Frage, warum Pharao <strong>de</strong>n Israeliten nachjagt:- „wan<strong>de</strong>lt sich se<strong>in</strong> Herz“ von sich aus o<strong>de</strong>r muss YHWH ihn erst drängen- Ex 14,5 gegen 14,8; was <strong>in</strong> <strong>de</strong>r E<strong>in</strong>heitsübersetzung aber „glattgebügelt“ wird- nach <strong>de</strong>r E<strong>in</strong>heitsübersetzung s<strong>in</strong>d die Verse Ex 14,6-7 e<strong>in</strong>e Doppelung- ⇒ <strong>de</strong>r Text könnte zusammengebaut se<strong>in</strong>1.2 Aufgaben verschie<strong>de</strong>ner Veranstaltungsformen [irrelevant]1.3 Warum sich mit <strong>de</strong>m Alten Testament beschäftigen?- formale Grün<strong>de</strong>: seit <strong>de</strong>m II. Vatikanum gilt <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Theologie <strong>das</strong> Pradigma „Heilsgeschichte“- die Beschäftigung mit geschichtlich gewachsenen Dokumenten = Exegese <strong>de</strong>s <strong>AT</strong>- zeigt danach die Geschichtlichkeit <strong>de</strong>r Offenbarung- die Heilige Schrift als ganze ist die norma normans non normata <strong>de</strong>r Theologie- allerd<strong>in</strong>gs ist sie <strong>in</strong> gewisser Weise doch durch <strong>de</strong>n Kanon, <strong>de</strong>r sie festlegt, normiert- <strong>de</strong>nnoch kann man sie nicht Trennen, <strong>das</strong> NT ist ohne <strong>das</strong> <strong>AT</strong> nicht zu verstehen- damit ist auch die christliche Kultur ohne <strong>das</strong> <strong>AT</strong> nicht verständlich- seit <strong>de</strong>r Shoa wird <strong>das</strong> <strong>AT</strong> „wie<strong>de</strong>rent<strong>de</strong>ckt“ und neu verstan<strong>de</strong>n und behan<strong>de</strong>lt- <strong>in</strong>haltliche Grün<strong>de</strong>: <strong>das</strong> <strong>AT</strong> ist die Verdichtung von 1000 Jahren religiöser menschlicher Erfahrung- NT fasst dagegen nur soziale und politische Konstellationen von 100 Jahren zusammen- außer<strong>de</strong>m ist es die Summe allgeme<strong>in</strong>menschlicher Erfahrungen = starke Verdichtung- ⇒ e<strong>in</strong>e beson<strong>de</strong>re Vielfalt, durch Realitätsnähe u. radikale Diesseitigkeit ausgezeichnet1 Ex: „Jahwist“ 700, Redaktion <strong>de</strong>s J 600, Priestergrundschrift 550 v. Chr.31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 1 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>- auffallen<strong>de</strong>r Weise ist <strong>de</strong>r Tod e<strong>in</strong> Tabubereich, auf <strong>de</strong>n Gott ke<strong>in</strong>en Zugriff hat- <strong>de</strong>mgegenüber ist <strong>das</strong> NT e<strong>in</strong> Durchbruch, Gott wird auch <strong>de</strong>r Herr <strong>de</strong>s Jenseits- ob Gott <strong>de</strong>m Menschen hilft, entschei<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>m <strong>AT</strong> zufolge aber im Diesseits- ⇒ <strong>das</strong> <strong>AT</strong> ist von e<strong>in</strong>er anstößigen, aber notwendigen Konkretheit- <strong>das</strong> <strong>AT</strong> enthält bereits die Leitpr<strong>in</strong>zipien menschlichen Han<strong>de</strong>lns: Freiheit, Solidarität...- es geht nicht um die <strong>in</strong>dividualistische Freiheit <strong>de</strong>r Neuzeit, son<strong>de</strong>rn um kollektive- <strong>das</strong> „ich glaube“ hat e<strong>in</strong>e gesellschaftliche Dimension, e<strong>in</strong>e soziale Basis- ⇒ <strong>de</strong>r Glaube erfüllt gesellschaftliche Funktionen- Ex 3,14: Gott ist <strong>de</strong>r je größere; e<strong>in</strong> Wahrheitsanspruch steht außer je<strong>de</strong>r Kritik- Namensoffenbarung an Mose besagt: „du, Mensch, legst mich nicht fest“- diese „offene Fremdheit“ <strong>de</strong>s <strong>AT</strong> ist Provokation und bisweilen unangenehm- beson<strong>de</strong>rs bekannt s<strong>in</strong>d Gen 22 Abraham und Isaak; sowie Mal 3,19-22:- es gibt im <strong>AT</strong> auch E<strong>in</strong>schränkungen <strong>de</strong>r Hilfszusage Gottes: nur Gerechten wird geholfen- großes Thema <strong>de</strong>s <strong>AT</strong> ist Israel als Volk YHWHs, YHWH und se<strong>in</strong>e Erwählten- nach <strong>de</strong>r Theologie hat die Kirche Israel „ersetzt“, aber ob <strong>das</strong> richtig ist, bleibt offen- <strong>de</strong>r „Sohn Gottes“ <strong>de</strong>s <strong>AT</strong> ist Israel1.4 Bezeichnungen <strong>de</strong>r Heiligen Schrift <strong>de</strong>s Christentums- „Altes Testament“ kann abwertend = peiorativ geme<strong>in</strong>t se<strong>in</strong>: Altes ist vergangen, irrelevant- dann wäre nur noch <strong>das</strong> NT gültig, <strong>das</strong> <strong>AT</strong> „wertlos“ ⇒ eventuell unberechtigter Name- es gibt daher auch Versuche an<strong>de</strong>rer Bezeichnungen, wie „jüdische und christliche Bibel“- Bezeichnungen s<strong>in</strong>d mißverständlich <strong>de</strong>nn <strong>das</strong> <strong>AT</strong> ist Teil <strong>de</strong>r christlichen Bibel- „hebräische und griechische Bibel“: <strong>AT</strong> und NT wer<strong>de</strong>n nach Sprachen getrennt- <strong>das</strong> stimmt <strong>in</strong>sbeson<strong>de</strong>re im katholischen Raum wegen <strong>de</strong>r Apokryphen nicht- die LXX als griechisches <strong>AT</strong> ist umfangreicher als <strong>de</strong>r hebräische Text- „erstes und zweites Testament“ wäre nach oben offen und ist chronologisch falsch- es gibt unterschiedliche Wertungen von alt und neu, man kann alt auch positiv sehen- die „Heilige Schrift“ <strong>de</strong>s NT me<strong>in</strong>t stets die „Schriften“ <strong>das</strong> <strong>AT</strong>; auch hier gibt es- Schrift(en), Gesetz, ~ und Propheten, ~ und ~ und Psalmen als Bezeichnungen- beson<strong>de</strong>rs wichtig gewor<strong>de</strong>n s<strong>in</strong>d Neuer Bund, novum testamentum, ka<strong>in</strong>¾ diaq»kh- und entsprechend Alter Bund, vetus testamentum <strong>in</strong> 1 Kor 11,25 bzw. 2 Kor 3,14- 1 Kor adaptiert vermutlich Jer 31,34;; Hebr 9,15 verwen<strong>de</strong>t auch noch „Erster Bund“- vom NT aus wären also sowohl „erstes“ als auch „altes“ Testament möglich- die Bibel ist <strong>in</strong>sgesamt aber e<strong>in</strong>e dialogische E<strong>in</strong>heit, <strong>das</strong> <strong>AT</strong> fällt <strong>de</strong>m NT auch <strong>in</strong>s Wort- zum Beispiel beim Verhältnis <strong>de</strong>r Geschlechter zue<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r- dagegen „kassiert“ <strong>das</strong> NT durchaus z.T. <strong>das</strong> <strong>AT</strong>, wie <strong>in</strong> Speise- und Kultgesetzen- Bibel kommt vom Plural biblia = Schriften, und von bubloj ⇒ es gibt e<strong>in</strong> Erbe <strong>de</strong>sLibanon1.5 Der Kanon <strong>de</strong>s Alten TestamentsDer Kanon <strong>de</strong>s <strong>AT</strong>- die Bibel und <strong>das</strong> <strong>AT</strong> s<strong>in</strong>d nicht unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> Text, was schon <strong>de</strong>r Name „Schriften“ sagt- <strong>de</strong>r jüdische Kanon ist <strong>de</strong>r TaNaK = Tora, Nebiim, Ketubim = Gesetz, Propheten, Schriften- zu <strong>de</strong>n Propheten zählen auch die Geschichtsbücher; es geht um e<strong>in</strong>e Rangordnung:- die Tora wird bevorzugt und steht am Anfang, <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Synagoge spielt sie e<strong>in</strong>e große Rolle- <strong>in</strong> d. christlichen Bibel ist d. Reihenfolge etwas an<strong>de</strong>rs, ZENGER sieht <strong>de</strong>nnoch e. „Tora-Vorrang“- damit ergäbe sich e<strong>in</strong>e Vierteilung: Pentateuch, Geschichte, Weisheit, Prophetie- üblich ist dagegen e<strong>in</strong>e Dreiteilung, <strong>in</strong> <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Pentateuch nicht abgesetzt wird- da Jos <strong>de</strong>n Bogen <strong>de</strong>s Pentateuch fortführt, entseht e<strong>in</strong>e chronologische Ordnung- man hat daher prophetische Bücher zuweilen zu Geschichtsbüchern gesetzt:31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 2 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>- Rut, Esra, Nehemia, Esther- Propheten wer<strong>de</strong>n im Christentum beson<strong>de</strong>rs rezipiert, daher haben sie e<strong>in</strong>en hohen Rang- eigentlich ist die Ordnung bibliothekarisch nach Textsorten o<strong>de</strong>r Gattungen vorgenommen- es gibt aber auch die Zuordnung nach Namen, z.B. die „Klagelie<strong>de</strong>r Jeremias“ zu Jer- und Baruch als „Schreiber“ Jeremias: Jer Klgl Bar- Dan gilt als Prophet, ist eigentlich e<strong>in</strong>e Apokalypse: se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>ordnung ist <strong>in</strong>haltlich- <strong>das</strong> Buch han<strong>de</strong>lt fiktiv 600 - 500 v. Chr., ist aber erst 150 v. Chr. entstan<strong>de</strong>n- eigentlich ist es zu spät für e<strong>in</strong>en Propheten- es gibt im Kanon auch die <strong>de</strong>uterokanonischen Schriften, auf <strong>de</strong>m Tri<strong>de</strong>nt<strong>in</strong>um festgelegt- nicht die LXX, son<strong>de</strong>rn die Vulgata wur<strong>de</strong> als kanonisch festgelegt- damit war auch klar, was Apokryphen und Pseu<strong>de</strong>pigraphen s<strong>in</strong>dSukzessive Kanonisierung- <strong>de</strong>r jüdische Kanon wächst von vorne nach h<strong>in</strong>ten, was z.B. <strong>de</strong>r Kanon <strong>de</strong>r Samaritaner belegt- er spaltete sich 100 - 200 v. Chr. ab und enthält nur die Tora, nur sie ist verb<strong>in</strong>dlich- <strong>de</strong>r jüdische Kanon wird erst im 2. Jh. n. Chr. festgelegt- manche Schriften haben es schwer, aufgenommen zu wer<strong>de</strong>n- dafür zeugt auch <strong>das</strong> NT mit se<strong>in</strong>en verschie<strong>de</strong>nen Bezeichnungen für <strong>das</strong> <strong>AT</strong>- die Dreiteiligkeit <strong>de</strong>s <strong>AT</strong> ersche<strong>in</strong>t durch Abschlußworte, sogenannte Kolophone- Dtn 34,10-12 <strong>de</strong>r Mose-Epitaph bezeichnet Mose als <strong>de</strong>n „Erzpropheten“- Mose alle<strong>in</strong> sah <strong>de</strong>n Herrn im Angesicht- es sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e Zusammenfassung <strong>de</strong>s gesamten Pentateuch zu se<strong>in</strong>- ähnlich am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Prophetenbücher <strong>in</strong> Mal 3,22-24: e<strong>in</strong> Aufruf zum Tora-Gehorsam- und e<strong>in</strong>e Verheißung <strong>de</strong>r Elijawie<strong>de</strong>rkehr: Elija starb nicht, son<strong>de</strong>rn wur<strong>de</strong> „entrückt"- nach 2 Kön 2 kam er ohne Gericht <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Himmel ⇒ Mk 9 führt zur Wie<strong>de</strong>rkunft-I<strong>de</strong>e- Elija ist Verfechter <strong>de</strong>s Monotheismus, <strong>de</strong>r ganz Israel zu se<strong>in</strong>em Gott zurückführt- Elija wird am Horeb als „2. Mose“ gestaltet, wodurch die Propheten an die Tora schließen- die Propheten, geme<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d die <strong>de</strong>s jüdischen Kanon, s<strong>in</strong>d „Auslegung“ <strong>de</strong>r Tora- 2 Chr 36,22-23 ist nicht ganz so <strong>de</strong>utlich, es geht um „Land und Volk“- die programmatische Be<strong>de</strong>utung ist im Christentum nicht so groß, <strong>de</strong>r Kanon stark verän<strong>de</strong>rt- hier geht es eben eher um die bibliographischen Interessen [s.o.]- mit <strong>de</strong>m Tri<strong>de</strong>nt<strong>in</strong>um stan<strong>de</strong>n nur die christlichen Bücher fest, noch nicht <strong>de</strong>r Text:1.6 Der Text <strong>de</strong>s Alten TestamentsTraditionen- es gibt ke<strong>in</strong>e <strong>de</strong>f<strong>in</strong>itive Festlegung, welche Lesart kanonisch ist, welche Handschrift authentisch- wenn es überhaupt e<strong>in</strong>en Leittext geben kann, dann die altsprachlichen Orig<strong>in</strong>ale- Beipiel Jes 53,10: EÜ liest „<strong>de</strong>r Herr fand Gefallen an se<strong>in</strong>em zerschlagenen Knecht“- <strong>in</strong> <strong>de</strong>m kriegerischen Text folgt die Wen<strong>de</strong> also schon hier; dagegen las Luther:- <strong>de</strong>r Herr wollte se<strong>in</strong>en Knecht [erst noch] zerschlagen ⇒ Frage, um was es geht- Luther übersetzt <strong>de</strong>n hebräischen Text, ebenso die Vulgata: es bleibt beim Wollen YHWHs- historisch entwickelten sich schnell unterschiedliche Traditionen; kaum e<strong>in</strong> Text trägt sich durch- relevant s<strong>in</strong>d die masoretische Tradition, Qumran, <strong>de</strong>r Samaritanus und die LXX- die Ur-Rollen = Autographen s<strong>in</strong>d nicht überliefert, nur Abschriften- <strong>in</strong> Ursprache und Übersetzungen;; die bestbezeugte Ur-Rolle ist Jes durch Qumran 1QJes a- im 2. Jh. kamen die Codices auf, die gewisse Vorteile gegenüber <strong>de</strong>n Rollen hatten- vor <strong>de</strong>r Erf<strong>in</strong>dung <strong>de</strong>s Buchdrucks gab es nur Manuskripte = Handschriften (Abkürzung Ms)„Textausgaben“- <strong>de</strong>r Urtext wäre für <strong>de</strong>n Großteil <strong>de</strong>s <strong>AT</strong> Hebräisch, ist aber meist nicht erhalten- <strong>de</strong>r Konsonantentext stabilisiert sich etwa 100 n. Chr.; danach „sekundäre Vere<strong>in</strong>heitlichung“31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 3 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>- = alle mittelalterlichen Manuskripte stimmen weitgehend übere<strong>in</strong>- die masoretische Punktation (MT) wird e<strong>in</strong>geführt zur Ver<strong>de</strong>utlichung <strong>de</strong>r Aussprachetradition- daher rührt „unsere“ Punktation, die paläst<strong>in</strong>ischer Tradition entspricht; auch tiberische P.- er basiert auf <strong>de</strong>m stabilisierten Konsonatentext, die Vokalisation entstand ab ca. 50- Handschriften, die sie enthalten: Co<strong>de</strong>x von Aleppo, 925 n. Chr.- Co<strong>de</strong>x Len<strong>in</strong>gra<strong>de</strong>nsis / Co<strong>de</strong>x Petropolitanus, 1008 n. Chr.- die Textfun<strong>de</strong> <strong>in</strong> Qumran und <strong>de</strong>m Wadi Murabba’at (Q), seit 1947 bekannt- mehrere hun<strong>de</strong>rt Schnipsel, die nur z. T. (200 Fragmente) biblische Texte enthalten- kle<strong>in</strong>e hebräische Fragmente stammen von 300 v. Chr.; <strong>in</strong>sgesamt bis 200 n. Chr.- Qumran bezeugt die Überlieferung <strong>de</strong>s Textes, allerd<strong>in</strong>gs <strong>de</strong>s re<strong>in</strong>en Konsonantentextes- im Normalfall fand man viele kle<strong>in</strong>e Fragmente; nur Jesaia war als Rolle komplett- <strong>de</strong>r Samaritanus (Sam / „sh<strong>in</strong>“) enthält nur Tora bzw. <strong>de</strong>n Pentateuch- er entstand mit o<strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>r Spaltung Judäas und Samarias spätestens vor 100 v. Chr.- es han<strong>de</strong>lt sich um re<strong>in</strong>en Konsonantentext, Handschriften gibt es seit 1000 n. Chr.Übersetzungen aus <strong>de</strong>r Ursprachea) Semitische Textzeugen- die aramäischen Targume (Targ o<strong>de</strong>r T) enstan<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>m „Aussterben“ <strong>de</strong>s Hebräischen- meist han<strong>de</strong>lt es sich nicht um Übersetzungen, son<strong>de</strong>rn um Umschreibungen- Jesus sprach schon aramäisch ⇒ es waren Übersetzungen nötig, spätestens ab 100 n. Chr.- die Zeit <strong>de</strong>r schriftlichen Fixierung ist strittig, aber ab 400 n. Chr. <strong>in</strong> großem Stil gesichert- Handschriften gibt es ab 600 n. Chr.- für die syrische Peschitta (Syr o<strong>de</strong>r S), e<strong>in</strong>e Übersetzung <strong>in</strong>s Syrische, gilt ähnliches- sie entstand durch Kontakt mit Antiochien schon sehr früh- die hebräische Vorlage ist <strong>de</strong>m MT nahe verwandt, aber für <strong>das</strong> <strong>AT</strong> ohne Wert- Handschriften gibt es seit 400 n. Chr., beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>n Co<strong>de</strong>x Ambrosianus (500-700 n. Chr.)b) Griechische Übersetzung: Die Septuag<strong>in</strong>ta- Septuag<strong>in</strong>ta (LXX o<strong>de</strong>r G): die Übersetzung beg<strong>in</strong>nt nach 300 v. Chr. bis 0 <strong>in</strong> Ägypten- die Bücher wer<strong>de</strong>n, beg<strong>in</strong>nend mit <strong>de</strong>r Tora, e<strong>in</strong>zeln übersetzt- es gibt die „Gründungslegen<strong>de</strong>“ mit Ptolemaios, <strong>de</strong>r Bibliothek von Alexandria und <strong>de</strong>n 70/2- sie ist <strong>in</strong> <strong>de</strong>n wichtigen alten Majuskeln überliefert: ohne Punkt, Komma, Silbentrennung- Co<strong>de</strong>x Vaticanus B, 300-400; C. Alexandr<strong>in</strong>us A, 400-500; C. S<strong>in</strong>aiticus a, 300-400- diese Majuskeln treten von 300 - 1000 n. Chr. auf, ab 800 zunehmend M<strong>in</strong>uskeln- daneben gibt es Papyrusfragmente, u. a. aus Qumran- Tochterübersetzungen <strong>de</strong>r LXX s<strong>in</strong>d die vetus lat<strong>in</strong>a, Koptisch, Äthiopisch, Armenisch- Georgisch, Gotisch, Slawisch, Arabisch[- ihr Wert für die Rekonstruktion <strong>de</strong>s <strong>AT</strong> ist nicht größer als für <strong>das</strong> NT, eher ger<strong>in</strong>ger]- von <strong>de</strong>r LXX teilweise unabhängige griechische Übersetzungen s<strong>in</strong>d- jüdische Ersatz-[o<strong>de</strong>r Anti-]LXX-Übersetzungen zwischen 100-300 n. Chr.- sie s<strong>in</strong>d nur fragmentarisch Überliefert bei Origenes <strong>in</strong> <strong>de</strong>r hexapla =- e<strong>in</strong> textkritisches Werk, sechsspaltig gesetzt, <strong>de</strong>r mehrere Texte nebene<strong>in</strong>an<strong>de</strong>rstellt:- Unvokalisiert - griechisch transkribiert - a’ - s’ - LXX - q’; griechischeBuchstaben- = weitere Übersetzungen: Aquila (a’), ca. 130 n. Chr., e<strong>in</strong>e wortwörtliche Übersetzung- Theodotion (q’), ca. 180-200 n. Chr., korrigiert <strong>de</strong>n Text mit <strong>de</strong>r LXX- Symmachus (s’), um 200 n. Chr.; e<strong>in</strong>e wörtliche Übersetzung <strong>in</strong> gutem Griechischc) e<strong>in</strong>e late<strong>in</strong>ische Übersetzung aus <strong>de</strong>m Hebräischen ist die Vulgata- Abkürzung Vulg o<strong>de</strong>r V, von Hieronymus 380-400 n. Chr. aus <strong>de</strong>m MT übersetzt- dabei benutzte Hieronymus LXX, vetus lat<strong>in</strong>a, a’, s’ und q’- Handschriften gibt es ab <strong>de</strong>m 6. Jh. n. Chr.31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 4 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>Im Folgen<strong>de</strong>n ist d. chronologische Ordnung nach <strong>de</strong>m Alter <strong>de</strong>r Handschriften, Mat. S. 3, relevant.1.7 Eckdaten israelitisch-judäischer Geschichtevorstaatliche Zeit und Königszeit- alle Daten variieren je nach historischem Ansatz um 10 Jahre <strong>in</strong> bei<strong>de</strong> Richtungen- 1300 -1200 v. Chr., Exodus: es gibt glaubhafte Bed<strong>in</strong>gungen dafür, <strong>das</strong>s er stattgefun<strong>de</strong>n hat- es können durchaus mehrere hun<strong>de</strong>rt Flüchtl<strong>in</strong>ge gewesen se<strong>in</strong>, aber dies ist umstritten- ab 1000 v. Chr., David u. Salomo: möglicherweise s<strong>in</strong>d sie e<strong>in</strong> Gründungsmythos, daher undatiert- <strong>in</strong> Ex ist die <strong>de</strong>mokratische L<strong>in</strong>ie, <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Königen die monarchische L<strong>in</strong>ie Israels gezeigt- mit <strong>de</strong>m Königreich beg<strong>in</strong>nt auch die Staatlichkeit Israels; damit ist sie undatiert- 926 v. Chr., Reichsteilung: ⇒ es gab zuvor e<strong>in</strong>e Personalunion zwischen Israel und Juda- <strong>das</strong> wären David und Salomo gewesen, diese Union zerfällt nun- die neueste These lautet: es gab e<strong>in</strong>e Personalunion zweier Staaten, die wie<strong>de</strong>r zerfällt- ⇒ es entsteht <strong>de</strong>r Doppelstaat Israel-Juda, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m Jerusalem e<strong>in</strong>e eigene Rolle spieltdie Zeit <strong>de</strong>s assyrischen Vasallenstaates- 722 v. Chr., unter Salmanassar V. erobern die Assyrer Samaria = En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Nordreiches- es folgt e<strong>in</strong>e Hegemonie <strong>de</strong>r Assyrer auch über <strong>das</strong> Südreich Juda- die 280 Jahre Selbstständigkeit Israels en<strong>de</strong>n; erst jetzt beg<strong>in</strong>nt die Literaturgeschichte- 701 v. Chr. wer<strong>de</strong>n die Assyrer zu Großmacht, aber Hiskija rettet Jerusalem vor Eroberung- alle übrigen Staaten <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a s<strong>in</strong>d assyrisch erobert o<strong>de</strong>r stehen <strong>in</strong> Botmäßigkeit- trotz <strong>de</strong>r Rettung gilt dies auch für <strong>de</strong>n Vasallenstaat Juda, <strong>de</strong>r geographisch irrelevant ist- assyrische Kultur und Religion s<strong>in</strong>d Leitkultur und Leitreligion- 622 v. Chr., Joschijanische Reform, 1 Kön 22-23: die Herstellung kultischer Re<strong>in</strong>heit- die Wahrheit ist wohl kle<strong>in</strong>er dimensioniert als im <strong>AT</strong>, vor allem Dtn, beschrieben- Dtn ist e<strong>in</strong> sicher datierbares Buch, e<strong>in</strong> sicherer Grundbestand; es beg<strong>in</strong>nt <strong>de</strong>r MonotheismusEn<strong>de</strong> <strong>de</strong>r staatlichen Zeit: <strong>das</strong> Babylonische Exil- 598/7 v. Chr., unter Nebukadnezzar erobern die Neubabylonier Assyrien, <strong>das</strong> verschw<strong>in</strong><strong>de</strong>t- die erste Exilierung betrifft vor allem <strong>de</strong>n König und die führen<strong>de</strong> Bevölkerungsschicht- erste Eroberung Jerusalems, die Neubabylonier setzen e<strong>in</strong>en König e<strong>in</strong>, <strong>de</strong>r aufrührt ⇒- 586 v. Chr., zweite Eroberung Jerusalems und En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Staatlichkeit Israel-Ju<strong>das</strong>- Jerusalem und <strong>de</strong>r Tempel wer<strong>de</strong>n zerstört, <strong>das</strong> Königtum en<strong>de</strong>t, <strong>das</strong> Exil beg<strong>in</strong>nt- weite Kreise wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>portiert, Israel besitzt ke<strong>in</strong> Land mehr, es sche<strong>in</strong>t, als ob- die Götter Babylons YHWH besiegt hätten, <strong>de</strong>ssen Verehrern schlecht ergeht- um riesige theologische Probleme zu bewältigen, steigt die literarische Produktivität- alles Verheißene ist zerstört und verloren, was Auswirkungen bis <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Alltag hat- die Texte haben <strong>de</strong>n Verlust jedoch wett machen können- es beg<strong>in</strong>nt <strong>das</strong> babylonische Exil, die jüdische Besiedlung Babylons währt bis 1000 n. Chr.- 539 v. Chr., unter Kyros marschieren die Perser <strong>in</strong> Neubabylonien e<strong>in</strong> ⇒ 200 Jahre Herrschaft- nach <strong>de</strong>r kampflosen Machtübernahme ist die Rückkehr aus <strong>de</strong>m Exil möglich- während <strong>de</strong>r neuen Leitkultur tröpfeln die Judäer wie<strong>de</strong>r nach Jud(ä)a zurück- trotz Schwierigkeiten bei <strong>de</strong>n Besitzverhältnissen beg<strong>in</strong>nt e<strong>in</strong>e friedliche Zeit für Israel- die großen Traditionen wer<strong>de</strong>n gesammelt und redigiert, z. B. <strong>de</strong>r Pentateuch- 515 kann, bezahlt von <strong>de</strong>n Persern, <strong>de</strong>r zweite Tempel (besser Altar) geweiht wer<strong>de</strong>nDie Zeit nach <strong>de</strong>m Exil: Hellenismus und Römerherrschaft- 333 v. Chr. übernimmt Alexan<strong>de</strong>r d. Große mit <strong>de</strong>r Schlacht bei Issos die Macht gegen die Perser- <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a beg<strong>in</strong>nen Hellenismus und e<strong>in</strong> neues kulturelles Leitsystem eigentlich erst 332- <strong>das</strong> Alexan<strong>de</strong>rreich zerbricht schnell, <strong>das</strong> Diadochenreich <strong>de</strong>r Ptolemäer folgt <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a- ab 198 en<strong>de</strong>t dieses, die Seleuki<strong>de</strong>nherrschaft ist eigentlich toleranter- bis 166 Antiochus IV. Epiphanes die Zwangshellenisierung durchführen will- 166-164 v. Chr., Makkabäeraufstand: als Folge <strong>de</strong>r Maßnahmen <strong>de</strong>s Antiochus gegen diese31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 5 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>- 129 v. Chr., Beg<strong>in</strong>n d. Unabhängigkeit Jud(ä)as unter d. Hasmonäern, Entstehung wichtiger Bücher- 63 v. Chr. Eroberung Jerusalems und Tempelfrevel <strong>de</strong>s Pompejus ⇒ RömerherrschaftKapitel 2: Übersicht über die israelitisch-judäische Literaturgeschichte- beson<strong>de</strong>rs relevant ist die Unterscheidung <strong>in</strong> vorexilisch - exilisch - nachexilisch- vor 586 v. Chr. vorexilisch, 586 - 539 exilisch, nach 539 v. Chr. nachexilisch- ältere, vorexilische Traditionen s<strong>in</strong>d vor allem <strong>in</strong> Jos - 2 Kön zu f<strong>in</strong><strong>de</strong>n:- die La<strong>de</strong>traditionen <strong>in</strong> Sam, Saul-Erzählung, Aufstieg und Hof Davids, Elija / Elischa- beson<strong>de</strong>rs David wur<strong>de</strong> wohl erst nachträglich <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Zusammenhang Kön e<strong>in</strong>gebautvorexilische Literatur- vor 722 v. Chr. = vor <strong>de</strong>n Assyrern beg<strong>in</strong>nt die Schriftprophetie im Nordreich- echte Prophetie ist <strong>de</strong>r Versuch, e<strong>in</strong>e letzte Wen<strong>de</strong> zu erreichen: Hos und Am- im Südreich beg<strong>in</strong>nt die Prophetie später, Zeitgleich mit Tora und Schriften 700 v. Chr.- <strong>de</strong>r „Jahwist 2 “ aus Gen Ex Lev als erstes großes Erzählereignis;; Schrift: Spr, Hld, erste Ps- beson<strong>de</strong>rs <strong>in</strong>teressant die Prophetie: Protojesaja (I-Jes) und Mi- da man Autoren und Leser braucht, können die Schriften nicht vor 1000 entstan<strong>de</strong>n se<strong>in</strong>- beson<strong>de</strong>rs wichtig, weil gesichert: 622 v. Chr. Dtn 6-28: Rezeption <strong>de</strong>r Assyrer unter YHWH- es entsteht <strong>das</strong> <strong>de</strong>uteronomistische Geschichtswerk, <strong>das</strong>s die Reformen aufgreift (Dtn - 2 Kön)- auch Nah und Zef treten nach Joschija auf; sie s<strong>in</strong>d datierbar- vor 586 v. Chr., <strong>in</strong> <strong>de</strong>r kritischen Phase kurz vor <strong>de</strong>m Untergang und <strong>de</strong>m Exil:- Jer; er gilt als Hochverräter, weil <strong>de</strong>r die D<strong>in</strong>ge prophezeit und die Kapitulation for<strong>de</strong>rt- die Ereignisse machen ihn dann zum „Propheten schlechth<strong>in</strong>“;; daneben treten Ez un Hab aufexilische und nachexilische Titel- vor 539 v. Chr., also im Exil, entsteht die Priestergrundschrift =- erste unumstrittene Grundlage <strong>de</strong>s Pentateuch;; Obd tritt auf; Schriften: Klgl- zu P gehören die Arbeiten <strong>in</strong> Gen, Ex, Lev, Num und eventuell Dtn 34 (kann später se<strong>in</strong>)- hier wird erstmals die YHWH-Verehrung explizit als Monotheismus beschrieben- vorher gab es Monolatrie: es gibt auch an<strong>de</strong>re Götter, aber Israel verehrt nur YHWH- erst im Exil, unter <strong>de</strong>m E<strong>in</strong>druck <strong>de</strong>s Versagens YHWHs, entsteht <strong>de</strong>r Monotheismus- II-Jes bezeichnet Kyros als „Gesalbten YHWHs“- <strong>in</strong> <strong>de</strong>r nachexilischen Zeit s<strong>in</strong>d vor allem I- und II-Sach, Hag neu entstan<strong>de</strong>n- dann folgen die großen Sammlungen, die Tora-Redaktion kl<strong>in</strong>gt aus; kaum noch Prophetie- <strong>de</strong>r Pentateuch ist weitgehend abgeschlossen, nur kle<strong>in</strong>e Kapitel wie Gen 4 wer<strong>de</strong>n ergänzt- die großen Schriften beg<strong>in</strong>nen aber erst ab 400 v. Chr.: Chr || Kön + Sam; Esr, Neh- die Datierung von Tob (4. Jh.) ist unsicher, ebenso bei Bar;; Sir, Dan, Jud, Makk, Weish- die jüngsten Schriften s<strong>in</strong>d diese <strong>de</strong>uterokanonischen Bücher, <strong>das</strong> jüngste: Weish- eventuell noch Teile von Koh und Esther: im ersten Jahrhun<strong>de</strong>rt v. Chr.Kapitel 3: Der Pentateuch- die klassische Deutung ist, <strong>das</strong> Mose ihn als Zeuge <strong>de</strong>s Wortes nie<strong>de</strong>rgeschrieben hat- diese These verfällt ab 1500, <strong>de</strong>nn Mose wäre Zeuge <strong>de</strong>r Schöpfung und se<strong>in</strong>es To<strong>de</strong>s gewesen- <strong>de</strong>r Pentateuch ist e<strong>in</strong> literarisches Produkt, seit <strong>de</strong>m II. Vatikanum auch historisch zu lesen- <strong>de</strong>r Begriff „Pentateuch“ me<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> fünfteiliges Buch und ist e<strong>in</strong> christlicher Begriff- jüdisch ist dies die Tora, die mit <strong>de</strong>m Höhepunkt <strong>in</strong> Dtn, <strong>de</strong>n Weisungen Mose, en<strong>de</strong>t- die Landnahme, die angewiesen wird, wird selbst nicht berichtet- <strong>de</strong>r Spannungsbogen en<strong>de</strong>t vor <strong>de</strong>m eigentlich Spannen<strong>de</strong>n, was zur These <strong>de</strong>s- „Hexateuch“ führte, wonach Jos <strong>in</strong> Teilen dazugehört, dann wäre <strong>de</strong>r Spannungsbogen komplett- die hebräische Tradition macht die Trennung von Jos aber sehr <strong>de</strong>utlich2 auch „Jersualemer Geschichtswerk“ (J o<strong>de</strong>r JG); wäre erste durchgehen<strong>de</strong> Erzählung31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 6 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>- christlich geht <strong>de</strong>r Bogen sogar von Gen bis 2 Kön, also über neun Bücher- dieser „Enneateuch“ als Urwerk angenommen setzt e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Ursprung voraus- damit wäre <strong>de</strong>r Geschichtsaufriss Israels komplett;; 1+2 Sam, 1+2 Kön s<strong>in</strong>d dabei 1 Buch- Dtn hat e<strong>in</strong>en sehr eigenen Charakter, man kann es abtrennen ⇒ Tetrateuch- die Bücher waren nicht von Anfang an so geordnet, <strong>de</strong>r geschichtliche Rahmen ist jünger- die Bücher hängen ursprünglich an<strong>de</strong>rs als durch <strong>de</strong>n Erzählbogen zusammen3.1 „Erzählerischer“ Aufriß <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>zelnen Bücher- Genesis: Höhepunkt Kapitel 12-36, die Väter- o<strong>de</strong>r Erzelterngeschichte- En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Urgeschichte ist umstritten, „Vätergeschichte“ heißt sie wegen <strong>de</strong>s Frauenanteils...- wichtig s<strong>in</strong>d vor allem die drei großen Erzväter und die Nachfolgegeschichte:- Kapitel 12-23 Abraham, 24-27 Isaak, 28-36 Jakob;; 37-En<strong>de</strong> Josef leitet zu Ex über- Exodus: Höhepunkt Kapitel 19-24, die Gesetzesoffenbarung und <strong>de</strong>r S<strong>in</strong>aibund- die Kapitel davor dienen nur <strong>de</strong>m Erzählbogen, nachfolgen<strong>de</strong> dagegen s<strong>in</strong>d wichtig- vor allem für die ursprünglichen Adressaten g<strong>in</strong>g es um <strong>de</strong>n Kult; auch im Gesamtaufriß- Levitikus: Höhepunkt Kapitel 16, die Feier <strong>de</strong>r Sühne am rVA4k1 Moy = yōm kippūr- Lev ist die große Unbekannte, dabei ist Lev 16 Zentrum <strong>de</strong>s ganzen Pentateuch- Sühne und Versöhnung gibt es für ganz Israel durch <strong>das</strong> Sün<strong>de</strong>nbock-Ritual- mit Lev 16,20-22, <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s Pentateuch, wäre Christus eigentlich überflüssig... ☺- Numeri: Höhepunkt Kapitel 11-20, <strong>das</strong> Murren Israels <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Wüste [erklärt die 40 Jahre]- die ersten Kapitel s<strong>in</strong>d unleserlich, es geht um Institutionen Israels- immerh<strong>in</strong> wird e<strong>in</strong> erstes Landverteilungsprogramm am En<strong>de</strong> berichtet- Deuteronomium: Höhepunkt Kapitel 12-26, <strong>das</strong> <strong>de</strong>uteronomische Gesetz- Dtn ist <strong>de</strong>r Zielpunkt <strong>de</strong>r Darstellung <strong>de</strong>s Pentateuch, auf <strong>de</strong>n sie zuläuft- <strong>de</strong>r Gesamtaufris „Israels auf <strong>de</strong>m Weg“ von Gen 12 an bis hierher ist damit geschlossen- nach <strong>de</strong>r Weltschöpfung und <strong>de</strong>r Verheißung (an Abraham) <strong>in</strong> Genesis- „verirrt“ sich Israel im Exodus erst nach Ägypten und durch die Wüste zum S<strong>in</strong>ai- um dort <strong>in</strong> Levitikus zu verharren, und nach <strong>de</strong>m Gesetz Sühne zu leisten- danach begibt es sich <strong>in</strong> Numeri durch die Wüste bis nach Moab, kurz vor <strong>das</strong> Ziel- um <strong>in</strong> Deuteronomium letzte Weisungen für <strong>das</strong> Leben <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Verheißung zu erhalten- Leitthema ist <strong>in</strong> Gen 12-Dtn die Landverheißung als „Eid an die Väter“ [Magnificat!]- Zentrum ist die Sühne <strong>in</strong> Lev 16, Zielpunkt die „Tora <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Tora“ = Dtn ⇒3.2 Überblick über die Gesetzeskorpora- <strong>das</strong> Gebot <strong>de</strong>s koscheren = ausbluten<strong>de</strong>n Schlachtens, Gen 9 (bes. 9,4) gilt bis heute- ebenso <strong>das</strong> Gebot <strong>de</strong>r Beschneidung, Gen 17 (17,10): spätestens seit <strong>de</strong>m Exil wichtig- die Beschneidung aller männlichen Israeliten ist i<strong>de</strong>ntitätsstiften<strong>de</strong>s Merkmal- <strong>das</strong> Pesachfest Ex 12-13 hat im Ju<strong>de</strong>ntum beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung [und an Ostern...]- <strong>de</strong>r Dekalog f<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich gleich zwei Mal im <strong>AT</strong>: Ex 20 und Dtn 5- die Fassungen unterschei<strong>de</strong>n sich leicht, Dtn 5 heißt auch <strong>de</strong>r „Sabbat-Dekalog“- <strong>de</strong>r Sabbat ist <strong>in</strong> Dtn zum wichtigsten Gebot gewor<strong>de</strong>n, weil I<strong>de</strong>ntitätsmerkmal- auch <strong>de</strong>r Text Lev 16 ist e<strong>in</strong> zentraler Weisungsungstext (bis auf Dekalog war alles W.)- es gibt auch relegelrechte „Rechtsbücher“, drei können zweifelsfrei i<strong>de</strong>ntifiziert wer<strong>de</strong>n:- <strong>das</strong> Bun<strong>de</strong>sbuch Ex 20,22-23,33 ist gleich h<strong>in</strong>ter <strong>de</strong>r Pessach-Weisung zu f<strong>in</strong><strong>de</strong>n- <strong>das</strong> Privilegrecht, Ex 34,10-26 ist nur e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Sammlung- als dritte große Sammlung ist noch <strong>das</strong> Heiligkeitsgesetz Lev 17-26 be<strong>de</strong>utsam- ⇒ es ergibt sich e<strong>in</strong>e Dialektik von Erzählung und Gesetz, aber die Gesetze dom<strong>in</strong>ieren- dies gilt auch für Deuteronomium, <strong>das</strong> als Ganzes (bzw. 12-26) e<strong>in</strong> Gesetzbuch se<strong>in</strong> könnte ⇒3.3 D. Deuteronomium als archimedischer Punkt <strong>de</strong>r Pentateuchanalyse u. Mitte <strong>de</strong>s <strong>AT</strong>31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 7 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>Kultre<strong>in</strong>heit und Kulte<strong>in</strong>heit: die ausschließliche YHWH-Verehrung an <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>en Kultstätte- es geht um <strong>de</strong>n historischen und fiktiven Ort <strong>de</strong>s Dtn- Dtn ist sicher <strong>in</strong> <strong>das</strong> 7. Jh. v. Chr. (700-600) datierbar, <strong>in</strong>s Zeitalter <strong>de</strong>r Assyrer- es ist die Tora <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Tora und Mitte <strong>de</strong>s <strong>AT</strong> mit <strong>de</strong>m zentralen Thema Kultre<strong>in</strong>- und e<strong>in</strong>heit- ausschließlich YHWH soll verehrt wer<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>en Kultstätte- die zwar nicht genannt wird, geme<strong>in</strong>t ist aber Jerusalem = <strong>de</strong>r historische Ort- e<strong>in</strong>e entsprechen<strong>de</strong> Ermahnung steht gleich zu Beg<strong>in</strong>n von Kapitel Dtn 12,8-12- Kult nur an e<strong>in</strong>em Ort = Kulte<strong>in</strong>heit o<strong>de</strong>r auch Kultzentralisation- Kultre<strong>in</strong>heit: nur YHWH wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er polytheistischen Welt verehrt = Monolatrie- <strong>das</strong> Jerusalem nicht genannt wird, liegt am fiktiven Ort <strong>de</strong>s Buches im 13. o<strong>de</strong>r 14. Jh. v. Chr.- e<strong>in</strong> Verweis ist nur Dtn 1,1 „jenseits <strong>de</strong>s Jordan“, sowie mehrere Mosere<strong>de</strong>n- die alle an e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Tag, <strong>de</strong>m letzten <strong>de</strong>s Mose, gehalten wor<strong>de</strong>n se<strong>in</strong> sollen- Jerusalem als historischer Ort ist <strong>de</strong>nnoch gut zu bestimmen: 2 Kön 22-23, joschijanische Reform- ebenso verweist die <strong>in</strong> Dtn gebrauchte Formel im Š e ma Israel Dtn 6,4-9 auf Monolatrie- Joschija führt aufgrund e<strong>in</strong>es <strong>in</strong> 2 Kön 22 gefun<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n „Torabuches“ [= Dtn] Reform e<strong>in</strong>- ⇒ historische Bewegungen und die Erwähnung von Dtn <strong>in</strong> 2 Kön ⇒ Datierung- weiterh<strong>in</strong> weist Dtn e<strong>in</strong>e große Nähe zu assyrischen Vasallenverträgen auf- e<strong>in</strong> Vertrag von 676 v. Chr. war <strong>in</strong> Jerusalem sicher bekannt und bee<strong>in</strong>flusste Passagen- ⇒ auch damit ergibt sich e<strong>in</strong> Indiz für die Datierung nach 622 n. Chr.- <strong>das</strong> Gesamtkonzept entspricht <strong>de</strong>n assyrischen Vasallenveträgen <strong>in</strong> Aufbau und Inhalt- <strong>in</strong> <strong>de</strong>r älteren und ursprünglicheren Fassung wird <strong>de</strong>r „Großkönig“ durch YHWH ersetzt- damit wird Dtn <strong>in</strong>sgesamt als „Übersetzung“ dieser Verträge (durch Übertragung) stilisiert- die assyrische Rhetorik wird übernommen, die Leitkultur rezipiert- bestimmte Formulierungen stammen aus <strong>de</strong>n Verträgen wie „du sollst ... lieben“- mit dieser Liebe ist bed<strong>in</strong>gungslose Loyalität geme<strong>in</strong>t, Treue- <strong>in</strong>nerbiblische Bezeugung ist seit 200 Jahren, d. außerbiblische Parallele seit 10-20 Jahren bekanntExkurs: Die Leitkultur <strong>de</strong>r Assyrer- <strong>das</strong> Land ist eigentlich un<strong>in</strong>teressant, solange es sich ruhig verhält- die Randlage f<strong>in</strong><strong>de</strong>t religiösen und gesellschaftlichen Ausdruck im Modus <strong>de</strong>r Leitkultur- <strong>de</strong>r Rückgriff auf diese Leitkultur ist für die ganze Bibel relevantliterarischer Ort- Dtn ist e<strong>in</strong> selbstständiges Buch, <strong>das</strong> Ur-Dtn war erheblich kürzer, nur 1/5 <strong>de</strong>s heutigen- es wur<strong>de</strong> sehr schnell mit an<strong>de</strong>ren Büchern verknüpft, <strong>das</strong> erste davon war DtrG- = <strong>de</strong>uteronomistisches Geschichtswerk, bestehend aus Dtn, Jos, Ri, 1+2 Sam, 1+2 Kön- Dtn ist <strong>de</strong>r Maßstab für alle Wertungen <strong>in</strong> dieser gesamten Schrift- Beispiel: <strong>de</strong>r „Wan<strong>de</strong>l <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Sün<strong>de</strong>n Jerobeams“ <strong>in</strong> 1+2 Kön ist die Baal-Verehrung- dies ist nach Dtn e<strong>in</strong> Verstoß gegen die Kultre<strong>in</strong>heit und Kulte<strong>in</strong>heit- damit steht Dtn am Anfang <strong>de</strong>s Bereichs Dtn - 2 Kön, e<strong>in</strong>em sehr frühen Zusammenhang- Dtn wur<strong>de</strong> vorexilisch als Kopftext und Maßstab vor vier historische Bücher gesetzt- es gibt auch <strong>de</strong>uteronomistische Redaktionen an<strong>de</strong>rer Bücher, die ähnliche Themen behan<strong>de</strong>ln- Beispiel: <strong>de</strong>r Prophet Jeremia ist echt, die Redaktion orientiert sich an Dtn- ⇒ es entsteht <strong>de</strong>r <strong>de</strong>uteronomistische Jeremia, <strong>de</strong>r sich aber an <strong>das</strong> Ur-Dtn anlehnt- am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r literargeschichtlichen Entwicklung ist Dtn Höhepunkt von Tora-Pentateuch- gekennzeichnet durch die Bezeichnung „Erzprophet“ für Mose im Mose-Epitaph (Kolophon)- die Entwicklung führte also vom selbstständigen Buch Kopftext zum Schlusstext- <strong>de</strong>r Stil ist ausla<strong>de</strong>nd und weitgreifend, e<strong>in</strong> pränetischer / mahnen<strong>de</strong>r Stil- <strong>das</strong> Buch ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong>sgesamt hochrhethorisches Gefüge, <strong>das</strong> zu überzeugen versucht- allerd<strong>in</strong>gs überre<strong>de</strong>t es an e<strong>in</strong>igen Stellen dann doch eher31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 8 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>- Dtn verwen<strong>de</strong>t Kunstprosa ähnlich P 3 , aber auch Klischeesprache „du sollst <strong>das</strong> Gebot...“- wenn Stilelemente, <strong>in</strong>sbeson<strong>de</strong>re die Klischeesprache, außerhalb von Dtn auftauchen- ist dies <strong>de</strong>uteronomistisch = dtr, wie zum Beispiel „mit ganzem Herzen, ganzer Seele“- statt „Klischeesprache“ kann man auch von formelhafter Sprache sprechenQuellen (und Vorlagen) <strong>de</strong>s Dtn- neben <strong>de</strong>n assyrischen Verträgen stand <strong>das</strong> Bun<strong>de</strong>sbuch Ex 20,22-23,33 <strong>in</strong> Dtn 12 Pate- diese älteste Rechtssammlung wur<strong>de</strong> offensichtlich für Dtn benutzt- Dtn 12 ist Altar- und Kultgesetz, die Kultzentralisation steht also am Anfang- <strong>das</strong> Bun<strong>de</strong>sbuch beg<strong>in</strong>nt ebenfalls mit e<strong>in</strong>em Altargesetz, aber charakteristisch verschie<strong>de</strong>n- nach Ex 20 können Altäre an je<strong>de</strong>r von Gott gewählten Stelle errichtet wer<strong>de</strong>n- nach Dtn gibt es nur e<strong>in</strong>en Altar an e<strong>in</strong>er Stätte: Ex 20 setzt die Zentralisation nicht voraus- <strong>de</strong>r Staat zur Ex-Zeit ist nur e<strong>in</strong> Rumpfstaat aus Jerusalem und <strong>de</strong>m Umland- Dtn „wi<strong>de</strong>rruft“ <strong>das</strong> Altargesetz aus Ex, es geht nicht ohne die Zentralisation- <strong>das</strong> Bun<strong>de</strong>sbuch ist nur schwer auf 1200-800 v. Chr. datierbar und daher un<strong>in</strong>teressant- auch <strong>das</strong> Privilegrecht Ex 34, ist stark parallel zu Dtn [formuliert?]- <strong>in</strong>sgesamt gibt es drei Quellen, die auf e<strong>in</strong>en älteren Pentateuch-Aufriß verweisenWachstum <strong>de</strong>s Buches Deuteronomium- Text <strong>de</strong>s heutigen Dtn ist nicht i<strong>de</strong>ntisch mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>s „Ur<strong>de</strong>uteronomium“, son<strong>de</strong>rn länger 4- es gibt e<strong>in</strong>e Auff<strong>in</strong>dungslegen<strong>de</strong> <strong>in</strong> 2 Kön 22,8: <strong>das</strong> „Buch <strong>de</strong>r Tora“, <strong>in</strong> EÜ „Gesetzbuch“- <strong>das</strong> Ur-Dtn bestand wohl nur aus großen Teilen <strong>de</strong>r Kapitel 6-28- <strong>de</strong>r Kopftext ist Dtn 6,4-9 <strong>de</strong>s Š e ma Israel, <strong>das</strong> „YHWH für uns“ beschwört-:dc=a3 hv+hy$ "Vnyh2Ola6 hv+hy$ Lla2r=SRy! "im-DR = höre, Israel, YHWH ist <strong>de</strong><strong>in</strong> Herr,YHWH ist d. E<strong>in</strong>zigartige- <strong>de</strong>n Rumpf bil<strong>de</strong>n die Gesetze, <strong>de</strong>n Schluss Segen und Fluch- <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Antike kann e<strong>in</strong> Gott von sich <strong>in</strong> <strong>de</strong>r dritten Person Plural re<strong>de</strong>n ⇒- Dtn könnte ursprünglich als Re<strong>de</strong> YHWHs gedacht gewesen se<strong>in</strong>- die Re<strong>de</strong>e<strong>in</strong>leitung <strong>in</strong> Dtn 1-4 und <strong>de</strong>r Dekalog Dtn 5 gehören nicht zum Urtext- die Texte <strong>de</strong>s Ur-Dtn heißen <strong>de</strong>uteronomisch, die Ergänzungen <strong>de</strong>uteronomistisch- Dtn: Buch Deuteronomium (5. Mose); dtn: <strong>de</strong>uteronomisch; dtr: <strong>de</strong>uteronomistisch- dtn Texte gibt es nur <strong>in</strong>nerhalb, dtr Texte nur außerhalb von Dtn- die Literarkritik offenbart Wachstum und verschie<strong>de</strong>ne Textschichten- e<strong>in</strong>ige Texte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> zweiter Person S<strong>in</strong>gular, an<strong>de</strong>re im Plural geschrieben- mit <strong>de</strong>r zweiten S<strong>in</strong>gular ist auch <strong>das</strong> kollektive du geme<strong>in</strong>t (Beispiel: Dtn 13,2-6)- Dtn 12 und 13 führen die „Kultre<strong>in</strong>heit und -E<strong>in</strong>heit“ neu e<strong>in</strong>, obwohl Dtn 6 sie schon kennt- die Sturkturierung nach <strong>de</strong>m Dekalog dürfte aus <strong>de</strong>r zweiten Redaktion stammen- die Gesetze s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Dtn ähnlich <strong>de</strong>m Dekalog angeodnet, wie Ex <strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>sbuch folgt- die These h<strong>in</strong>kt aber auch an manchen Stellen- Kapitel 34 gehört zu e<strong>in</strong>er an<strong>de</strong>ren Quelle, nämlich PG, <strong>in</strong>sbeson<strong>de</strong>re Dtn 34,1.7-9- diese Stelle gehört zum Gesamtaufriß <strong>de</strong>s Pentateuch- ältere Autoren haben ke<strong>in</strong>en Anteil an Dtn,- <strong>in</strong>sbeson<strong>de</strong>re Kapitel 1-3 aber auch 29-33 gehören zu e<strong>in</strong>er späteren RedaktionsschichtZentrale Texte jüdischen Selbstverständnisses- <strong>das</strong> Š e ma Israel Dtn 6,4-9 wird von uns meist als monotheistisches Bekenntnis gelesen- aber bereits die Übersetzung ist schwierig: f<strong>in</strong>g Dtn damit an, o<strong>de</strong>r mit Dtn 1,1- MICHEL hält die erste Möglichkeit für die plausibelste, dann folgt aber aus <strong>de</strong>m Alter:- <strong>das</strong>s <strong>de</strong>r Text noch <strong>in</strong> polytheistischem Kontext stand und somit monolatrisch geme<strong>in</strong>t3 P o<strong>de</strong>r PG: Priestergrundschrift4 und zwar um vier Fünftel (also fast <strong>das</strong> Doppelte)31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 9 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>- dies gilt für alle älteren Texte <strong>das</strong> <strong>AT</strong>: sie r<strong>in</strong>gen gera<strong>de</strong>zu um die Monolatrie- so auch Hld, <strong>das</strong> die EÜ ganz gut überträgt, wenn es um „<strong>de</strong>n e<strong>in</strong>zigen für mich“ geht- bei an<strong>de</strong>rer Übersetzung als <strong>in</strong> EÜ besteht die Gefahr von Missverständnissen- monotheistische Texte wie Dtn 4,35.39 gibt es erst nach 600 v. Chr.:- ke<strong>in</strong>er außer YHWH darf mehr Gott genannt wer<strong>de</strong>n, es gibt ke<strong>in</strong>en Gott außer Gott- diese Deutung gibt es auch <strong>in</strong> II-Jes, also im späten Exil; ⇒ Dtn 4,35.39 ist dtr- Dekalog nach Dtn 5,6-21 || Ex 20,2-17 behauptet nur die Monolatrie, die Alle<strong>in</strong>verehrung- er gesteht aber die Existenz an<strong>de</strong>rer Götter zu; eher ist er e<strong>in</strong>e Kurzformel <strong>de</strong>r Ethik- <strong>das</strong> kle<strong>in</strong>e geschichtliche Credo <strong>in</strong> Dtn 26,5-10 ist e<strong>in</strong> erstes Mo<strong>de</strong>ll für e<strong>in</strong> Symbolon- es ist als „geschichtliches“ Credo auch Urbild für die christlichen Glaubensbekenntnisse- die sogenannte wechselseitige Bun<strong>de</strong>sformel Dtn 26,16-19 br<strong>in</strong>gt <strong>das</strong> zentrale Thema Bund- es geht um die „Ratifikation“ <strong>de</strong>r Gesetze, wobei <strong>de</strong>r Bund bei<strong>de</strong>rseits ausformuliert wirdZum Gesetzeskern <strong>in</strong> Dtn 12-26- es ist ke<strong>in</strong> kultzentrierter Text, er favorisiert eher die „Entsakralisierung“- Schlachten ist nach Dtn 12,15 noch e<strong>in</strong> profaner Akt, erst <strong>das</strong> Brandopfer Dtn 12,13-14 ist heilig- im alten Orient war Schlachten eigentlich sakral, <strong>de</strong>nn Blut be<strong>de</strong>utet Leben- ⇒ Fleischgenuß hat sakralen Charakter, geschlachtet wird im Kontext <strong>de</strong>s Heiligtums- bei e<strong>in</strong>em zentralisierten Kult ist <strong>das</strong> unmöglich ⇒ Problem „Götzenopferfleisch“ noch NT- zu<strong>de</strong>m geht es um „Entmarg<strong>in</strong>alisierung“: Dtn betont die Solidarität <strong>in</strong>nerhalb Israels- sogar <strong>de</strong>r König wird als Bru<strong>de</strong>r bezeichnet ⇒ es soll ke<strong>in</strong>e marg<strong>in</strong>alen Gruppen geben- damit auch ke<strong>in</strong>e Armen; Witwen, Waisen, Frem<strong>de</strong>, Leviten: sie alle s<strong>in</strong>d Dtn 15 dabei- hierher gehört auch die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s „Verfassungsentwurfes“ [Er<strong>in</strong>nere]- <strong>das</strong> Königtum ist ausgesprochen schwach angelegt, es gibt die Gewaltenteilung- sogar Volkssouveränität, aber noch ke<strong>in</strong>e Demokratie für alleKriegsi<strong>de</strong>ologie und Fluchtexte- Texte müssen auf die großen Leitl<strong>in</strong>ien gelesen wer<strong>de</strong>n, die Freiheit und Solidarität betonen- gera<strong>de</strong> <strong>in</strong> Dtn 7+20, <strong>de</strong>n Kriegs- und Fluchtexten, bestehen große Spannungen- die Texte haben ke<strong>in</strong>en historischen Anhaltspunkt, die genannten Völker gibt es nicht- die Agression ist fiktiv und nach ZENGER von Anfang an übertrieben und spirituell geme<strong>in</strong>t- die Völkerschaften gibt es auch heute nicht, es wird an assyrische Kriegspropaganda geknüpft- <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Vasallenverträgen ist radikale Vernichtung narratives Symbol für radikale Zuwendung- die Zuwendung ist aggressiv, <strong>in</strong>tolerant und ausgrenzend- dazu passen die Fluchtexte <strong>in</strong> Dtn 28, die ebenfalls zum assyrischen Vertragsstil gehören- hier s<strong>in</strong>d sie sogar noch „abmil<strong>de</strong>rnd“ mit e<strong>in</strong>em Segen verbun<strong>de</strong>n, wenn erfüllt- die Radikalität ist <strong>de</strong>r „Preis“ für die Übernahme <strong>de</strong>r Leitkultur3.4 Die Priesterschrift- theozentrisch, for<strong>de</strong>rt e<strong>in</strong>en bed<strong>in</strong>gungslosen Bund, als Zeichen Beschneidung und SabbatName und Umfang <strong>de</strong>r „Priesterschrift“- die Priesterschrift wur<strong>de</strong> vor ca. 200 Jahren i<strong>de</strong>ntifiziert- sie <strong>in</strong>teressiert sich für klassisch-priesterliche Themen und <strong>de</strong>n priesterlichen Dienst- damit geht es auch um Kultre<strong>in</strong>heit und -e<strong>in</strong>heit, P schreitet mit Macht auf Thema „Kult“ zu- am S<strong>in</strong>ai erhält man e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s Heiligtums- die Priesterschrift ist <strong>in</strong> ihrem Bestand ziemlich gesichert und umfasst unter an<strong>de</strong>rem:- Gen 1,1-2,4a = <strong>de</strong>n Anfang <strong>de</strong>r Schrift, die Zielrichtung ist <strong>de</strong>r siebte Tag = Sabbat- Gen 6-8* 5 S<strong>in</strong>tflut;; Gen 17 enthält gleich zwei Themen: Abraham und Beschneidung- Gen 23 Sarahs Grab i. Hebron han<strong>de</strong>lt v. ersten Landkauf i. Heiligen Land durch Fremdl<strong>in</strong>ge5 e<strong>in</strong> Stern * h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>em Buch o<strong>de</strong>r e<strong>in</strong>er Stellenangabe be<strong>de</strong>utet „zum Teil“ die Bezeichnete Stelle31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 10 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>- Ex 6,2-8 die Namensoffenbarung YHWHs an Mose, Ex 29,43-46 YHWH <strong>in</strong> Israel- = diese bei<strong>de</strong>n s<strong>in</strong>d die „Knalltexte“ von P und mith<strong>in</strong> wichtigste Texte <strong>de</strong>s <strong>AT</strong> überhaupt- viele wichtige Ex-Texte haben e<strong>in</strong>en priesterlichen Fa<strong>de</strong>n [Er<strong>in</strong>nere!]; die Verheißung- P berichtete wahrsche<strong>in</strong>lich ke<strong>in</strong>e Landnahme ⇒ schweben<strong>de</strong>r Schluß, nicht alles erfülltDatierung um <strong>das</strong> En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Exils (539 v. Chr.)- die Autoren verfassen ihr Werk sicher <strong>in</strong> Babylon, <strong>de</strong>r offene Schluss passt zur Situation:- die Rückwan<strong>de</strong>rung aus <strong>de</strong>m Exil entspricht <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 40 Jahre Wüstenwan<strong>de</strong>rung- <strong>das</strong> En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Exils, durch die Perser bed<strong>in</strong>gt, „verursacht“ <strong>de</strong>n offenen Schluß- P setzt sich mit e<strong>in</strong>em Mo<strong>de</strong>ll für <strong>de</strong>n Tempel ause<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r ⇒ noch vor 515 v. Chr.- P setzt sich mit <strong>de</strong>r babylonischen [= exilischen] Leitkultur ause<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r- ähnlich wie Dtn mit <strong>de</strong>n Assyrern auch mit <strong>de</strong>r klassischen babylonischen Literatur- so <strong>in</strong> Gen 1,1-2,4a mit <strong>de</strong>m Schöpfungsepos Enuma Eliš- bzw. <strong>in</strong> Gen 6-8 mit <strong>de</strong>r S<strong>in</strong>tfluterzählung Atramhasis- die israelitische Religion wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er bildungsmäßig überlegenen Kultur verortet- P steht II-Jes und Ez nahe, die bei<strong>de</strong> unbestritten <strong>in</strong> Babylon auftraten- <strong>in</strong>sbeson<strong>de</strong>re II-Jes ist wie P „vertrauensbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Prophetie“- die Verb<strong>in</strong>dung von Schöpfungs- und Heilsgeschichte gibt es auch <strong>in</strong> Jes 40-45- die Verbwurzel arb = br’ für „schöpfen“ f<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich nur <strong>in</strong> P und Jes [! Gen 1,1 zweites Wort]- Ezechiel verfolgt im wesentlichen <strong>das</strong> gleiche Ziel und galt auch schon als Autor von P- be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r term<strong>in</strong>us technicus: „Herrlichkeit“, gehäuft auch die „Erkenntnisformel“- = „... daran sollt ihr erkennen, <strong>das</strong>s ich, YHWH ...“;; Ez gehört sicher <strong>in</strong>s Exil- P setzt die Kultzentralisation von Dtn sicher voraus, vor Dtn gab es mehrere Heiligtümer- die Schöpfung ist aber z. B. schon monotheistisch zu lesen, nicht mehr monolatrisch- sonst hätte es „Am Anfang schuf YHWH <strong>de</strong>n Himmel und die Er<strong>de</strong>.“ heißen müssen- ⇒ auch daraus die Datierung ans En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s ExilsStil <strong>de</strong>r Priesterschrift und strukturprägen<strong>de</strong> Elemente- Re<strong>de</strong>n, vor allem Gottesre<strong>de</strong>n, dom<strong>in</strong>ieren, so Ex 14 bei <strong>de</strong>r Rettung am Schilfmeer- Gottesre<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n 1:1 ausgeführt, alle Aktionen von Gott <strong>in</strong>itiiert wie <strong>in</strong> Gen 1,1-2,4a- <strong>das</strong> ist e<strong>in</strong> beson<strong>de</strong>res Charakteristikum von P- P bietet viele Formeln (wie die Erkenntnisformel), Wie<strong>de</strong>rholungen und ist feierlich- Re<strong>de</strong>n gehören eigentlich zu e<strong>in</strong>em guten Text, wenn sie dom<strong>in</strong>ieren ⇒ aber Brüchigkeit- P ist ke<strong>in</strong> narratives Werk, es gibt kaum [erzählen<strong>de</strong>] Szenenbeschreibungen- P liefert kaum Orts- und Zeitangaben, es geht um erzählte Theologie, nicht um Erzählung- zur narrativen Theologie passt die Neigung zu „theologischer Fachsprache“:- Schlagworte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbeson<strong>de</strong>re „Bund“, „Herrlichkeit“, arb = br’- = e<strong>in</strong> theologisches Kunstwort, <strong>das</strong>s es nur <strong>in</strong> Schöpfungstexten mit YHWH als Subjekt gibt- <strong>in</strong> diesem Kontext stehen auch d. typischen Stichwörter: fruchtbar se<strong>in</strong> und sich vermehren;- Geschlechterfolgen = Toledot (Gen 5,1) sturkturieren Gen und gehören alle zu P;- auch Gen 2,4a = die Toledot <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> Adams Jakobs = Israels- Abraham und Isaak fehlen; die Struktur <strong>de</strong>r Schöpfung trägt sich durch bis Israel· Gott <strong>de</strong>r Allmächtige (= El Schaddai) ist e<strong>in</strong>e mäßige Übersetzung, EÜ folgt LXX· eher ist „<strong>de</strong>r Gott <strong>de</strong>r Fel<strong>de</strong>r und Fluren“ geme<strong>in</strong>t; kommt nur 5x und nur <strong>in</strong> P vor- Herrlichkeit (erweisen) steht auch <strong>in</strong> Ex 29,43-46, <strong>de</strong>m P-Kerntext schlechth<strong>in</strong>- YHWH ist e<strong>in</strong> „egozentrischer“ und damit „theozentrischer“ Gott· tun wie befohlen (= Vollzugsformel); „so geschah es“ (= Entsprechungsformel)- all dies ist typische P-Sprache und schlechter Stil- strukturprägen<strong>de</strong> Elemente s<strong>in</strong>d die erwähnten Toledot- Wan<strong>de</strong>rungsnotizen <strong>in</strong> Ex bis Num wie „am siebten Tag“ durchziehen <strong>de</strong>n gesamten Aufriß P- ebenso strukturierte e<strong>in</strong> Netz chronologischer Angaben ursprünglich P31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 11 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>- weil P Grundlage <strong>de</strong>s Pentateuch warTheologische SchlüsseltexteSchöpfung und „Sabbat“- Gen 1,1-2,4a genauer Gen 1,14-19: je<strong>de</strong>r Abschnitt beg<strong>in</strong>nt stets mit e<strong>in</strong>er Gottesre<strong>de</strong>- typisch P ist auch die Ereignisformel Gen 1,15 sowie die Redundanz von Leitwörtern- häufige Figuren s<strong>in</strong>d Rahmung und Inklusion = <strong>das</strong> En<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rholt <strong>de</strong>n Anfang- <strong>de</strong>r theologische Gehalt verweist auf <strong>das</strong> 6. Jh. v. Chr. (700-600) und Babylon- dort war e<strong>in</strong>e Astralreligion = Gestirnsverehrung <strong>in</strong> Ausbreitung begriffen- Sonne, Mond, Sterne waren leiten<strong>de</strong> Götter, die hier „Glühlampen“ YHWHs wer<strong>de</strong>n- <strong>das</strong> die Begriffe „Sonne“ etc. schon für Götter stehen ist Folge e<strong>in</strong>er damnatio memoriae- = nichts mehr soll an die alten Götter er<strong>in</strong>nern, die zu Zeitmeßgeräten <strong>de</strong>generieren- Gen 1 geht eigentlich auf <strong>das</strong> zweite Kapitel zu, S<strong>in</strong>nrichtung ist Gen 2,4a- „ruhen“ = tb


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>- <strong>in</strong> Gen 2,1-3 ist er vorgezeichnet, hier wird er <strong>in</strong> Israel e<strong>in</strong>geführtE<strong>in</strong>wohnung Gottes <strong>in</strong> Israel- Ex 29,43-46 ist <strong>de</strong>r Höhepunkt von P, die Betonung ist: „ich, hv+hy$ = YHWH“- Thema ist die Präsenz Gottes im Offenbarungszelt, e<strong>in</strong>em „tragbaren Tempel“ im Exil- dies ist <strong>de</strong>r Zielpunkt <strong>de</strong>r Geschichte Israels, m<strong>in</strong><strong>de</strong>stens aber <strong>de</strong>s Exodus- die kultische Präsenz Gottes ist e<strong>in</strong> wichtiger Satz [evtl. <strong>de</strong>r wichtigste <strong>de</strong>s ganzen <strong>AT</strong>]Umstrittene Fragen- bei P gehören Umfang und Datierung zum größeren Konsens, umstritten ist aber, ob- P e<strong>in</strong>e eigene Quelle, also ursprünglich selbstständig, o<strong>de</strong>r nur Redaktion = Ergänzung ist- wenn P Redaktion war, han<strong>de</strong>lt es sich nicht um e<strong>in</strong>en selbstständigen Text (nicht MICHEL)Es gibt mehrere Theorien, wo P aufgehört haben könnte:- für alle Ex 39-40-Theorien gilt, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Offenbarungszelt schon fertiggestellt ist- Ex 39,32 kl<strong>in</strong>gt noch nach P und ist wohl auch noch P; <strong>in</strong> 39,42f segnet Mose gemäß Gen3- <strong>in</strong> Ex 40,16.32-33 tauchen entsprechend Gen 2,1-3 die gleichen Vokabeln auf- ⇒ Mose führt <strong>das</strong> Werk zum Abschluß, die Schöpfung ist auf <strong>das</strong> Offenbarungszelt angelegt- ⇒ En<strong>de</strong> kann nicht schon <strong>in</strong> Ex 29 (= e<strong>in</strong>e an<strong>de</strong>re Theorie) gelegen haben; erst Ex 40- nach e<strong>in</strong>er wie<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Theorie [3.] gehört auch <strong>de</strong>r Kult noch dazu- = Durchführung und Annahme <strong>de</strong>s ersten Brandopfers <strong>in</strong> Lev 9,23f- typisch P (ZENGER) ist <strong>de</strong>r Text mit „Offenbarung <strong>de</strong>r Herrlichkeit <strong>de</strong>s Herrn“ aufgetankt- dies ist die plausible Theorie, <strong>de</strong>r die Mehrheit zur Zeit anhängt- mit Dtn 34,1.7.9 bil<strong>de</strong>te P e<strong>in</strong>en Spannungsbogen von <strong>de</strong>r Schöpfung bis vor die Landnahme- <strong>das</strong> Exil ist zu En<strong>de</strong>, die Israeliten dürfen heimkehren = <strong>in</strong>s Heilige Land e<strong>in</strong>ziehen- allerd<strong>in</strong>gs ist dies ke<strong>in</strong> historischer Text- außer<strong>de</strong>m enthielt P <strong>in</strong> Jos 18,1+19,51 eventuell doch e<strong>in</strong>en Landnahmebericht:- Text br<strong>in</strong>gt P-Term<strong>in</strong>ologie, was aber Er<strong>in</strong>nerung mit Akzent auf Eleasar, d. Amoniter, se<strong>in</strong> kann- für LOHFINK gehört <strong>de</strong>r Text zu P, er hält die Theorie aber für schwach- P mit Landnahme <strong>in</strong> Jos ist „Maximaltheorie“, MICHEL diese aber für unplausibel:- die Landnahmetheorie passt nicht zur Exil-Situation ⇒ die M<strong>in</strong>imaltheorie stimmtQuelle o<strong>de</strong>r Redaktion?- 1. Argument: Ex 6,2-3.6-8 ist e<strong>in</strong> Beleg für e<strong>in</strong>e P-Namensoffenbarung- die nur mit Gen 17,2+35,11 s<strong>in</strong>nvoll zusammen gelesen wer<strong>de</strong>n kann- die Offenbarungen Gen 15,7+28,13 passen dagegen nicht <strong>in</strong>s P-Bild- ⇒ e<strong>in</strong> Redaktor wür<strong>de</strong> e<strong>in</strong>en Text wie Ex 6 nicht e<strong>in</strong>setzen, wo Gen 15+28 schon stehen- ⇒ dies spricht für e<strong>in</strong>e selbstständige Quelle, die nur m<strong>in</strong>imal angeglichen wur<strong>de</strong>- gleiches gilt für Ex 3,14-15, auch dies macht Ex 6 überflüssig- ⇒ zwei zue<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r passen<strong>de</strong> Textschienen wur<strong>de</strong>n zusammengearbeitet- 2. Argument: Gen 2,4bff. ist <strong>de</strong>r ältere Text, und warum sollte man <strong>de</strong>m Gen 1,1-2,4a vorschalten- die Reihenfolge <strong>de</strong>r Schöpfung (Menschen Tiere) ist verschie<strong>de</strong>n- ⇒ zwei Quellen [e<strong>in</strong>e = P] wur<strong>de</strong>n nebene<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r gestellt; P war ke<strong>in</strong> RedaktorUnterscheidung von P g (Priestergrundschrift) und P s (sekundäre priesterliche Texte)?- MICHEL geht mit ZENGER vom M<strong>in</strong>imalbestand für P aus- viele Texte dar<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d expressiv kultisch wie Lev und Teile Num, sie tragen Merkmale von P g- ab Ex 15 ist Unterscheidung beson<strong>de</strong>rs schwierig; es gibt nur Plausibilität, ke<strong>in</strong>e Sicherheit:- als sekundär gelten heute (an<strong>de</strong>rs als vor 200 Jahren) vor allem Ordnungen u. Vorschriften- zur Priestergrundschrift wer<strong>de</strong>n erzählen<strong>de</strong> Texte und wenige Gesetze gerechnetTheologische Leistung- <strong>de</strong>r Autor ist im Exil, schlimme Wun<strong>de</strong>n s<strong>in</strong>d verheilt, die Katastrophe wird nicht verarbeitet31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 13 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>- theologische Reflexion dient nun zur I<strong>de</strong>ntitätsstiftung und Bewahrung- Hoffnungen wer<strong>de</strong>n auf die Zeit zurück im Heiligen Land projiziert, was P von dtr schei<strong>de</strong>t:- die Quelle <strong>de</strong>r Hoffnung ist <strong>de</strong>r Rückgriff auf die vorstaatliche Zeit im Exil (Abraham...)- es gibt ke<strong>in</strong>en wechselseitigen dtr Bund mehr, son<strong>de</strong>rn undkonditionierte, ewige Bün<strong>de</strong>- aus diesen kann Israel nicht wie durch die dtr Fluchverwirklichung 586 herausfallen- d.i. Theologie ewiger Ordnungen und unverbrüchlicher Verheißungen- die Theorie e<strong>in</strong>es wechselseitigen Bun<strong>de</strong>s muss <strong>in</strong> P unterdrückt wer<strong>de</strong>n- auch <strong>das</strong> Konzept <strong>de</strong>r S<strong>in</strong>ai-Offenbarung, nur <strong>das</strong> Wort „Bund“ = t


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>- Salomo ist historisch nicht zu fassen, es gibt ke<strong>in</strong>e Fun<strong>de</strong> von diesem „Baulöwen“- die Darstellung nach 1+2 Kön passt besser 800 v. Chr. als 1000 ⇒ Umdatierung- die salomonische Zeit als Anfangszeit <strong>de</strong>r Könige ist erfun<strong>de</strong>n- Voraussetzungen für die Entstehung von Texten s<strong>in</strong>d Material und Bildung- bei<strong>de</strong>s ist <strong>in</strong> Israel erst 800 möglich, Papyrus aber noch teuer- Schreiberschulen s<strong>in</strong>d nur <strong>in</strong> Hochkulturen möglich, bei ausgebauter Verwaltung- nur an Königshöfen o. Ä. gibt es Bedarf an Menschen, die Lesen und Schreiben können- gegen die Lesefähigkeit <strong>in</strong> Israel 950 spricht <strong>de</strong>r Mangel an Fun<strong>de</strong>n aus dieser Zeit- größere Textproduktionen gibt es erst ab 800 ⇒ Wer hätte J vorher lesen sollen?- e<strong>in</strong> literarkritisches Problem ist die Zuordnung <strong>de</strong>s Autors „Jahwist“ zum Südreich- historisch greifbar ist nur Jesaia (ab 730 v. Chr.), aber bei ihm fehlte <strong>de</strong>r Exodus- da dies aber <strong>de</strong>r Kern <strong>de</strong>s J wäre, und im Südreich die Exodustheologie unbekannt ⇒- müsste J zum Nordreich gehören, zu <strong>de</strong>m er thematisch passt;; „Weglassen“ ist unplausibel- <strong>in</strong> Jerusalem dachte man eher kanaanäisch ⇒ Exodus-Rezeption fühestens nach 722- kanaanäische Literatur passt nicht zu J, und <strong>de</strong>r N-Reich-Prophet Hosea kennt <strong>de</strong>n Exodus- Abraham verb<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich mit <strong>de</strong>m Südreich, die Figur <strong>de</strong>s Nordreiches wäre Jakob- Abraham soll m. J ±950 v. Chr. entstan<strong>de</strong>n se<strong>in</strong>; außerhalb d. Vätererzählung nur selten erwähnt- volle Abrahamstexte s<strong>in</strong>d jünger als 600 v. Chr.- Jakob wird schon früher rezipiert, authentisch z. B. Hos 12,13 ⇒ Abraham wäre jünger- warum sollte sonst Abraham aus <strong>de</strong>m „alten“ J später rezipiert wer<strong>de</strong>n als Jakob- ⇒ traditionelle Datierung von J ist zu früh, erst um 700 v. Chr. s<strong>in</strong>d alle Voraussetzungen da- materielle Voraussetzungen, Bildung, die Exodus- und Vätererzählungen (MICHEL, ZENGER)Zum Umfang <strong>de</strong>s Jahwistischen WerkesBeg<strong>in</strong>n von J / vorP / Jerusalemer Geschichtswerk (JG)- nach gängiger Hyptothese beg<strong>in</strong>nt J <strong>in</strong> Gen 2,4b; Gen 1 gehört zu P: diese Analyse ist strittig- problematisch ist vor allem <strong>de</strong>r Beg<strong>in</strong>n <strong>de</strong>r jahwistischen (vorP) Vätererzählung Gen 11,27-12,7- wenn man aus <strong>de</strong>m Kontext gesicherte Quelle P abzieht, also Gen 11,27.31-32+12,4b-5- bleibt e<strong>in</strong> ungesicherter Rest zurück, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m Gen 11,28+12,1 eventuell noch E<strong>in</strong>schübe s<strong>in</strong>d- <strong>in</strong> diesem Rest h<strong>in</strong>ge <strong>de</strong>r Name „Lot“ zusammenhanglos <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Luft ⇒ Analyse nötig- Hypothese ist nun, e<strong>in</strong> Stück von vorP (J) sei bei <strong>de</strong>r Redaktion weggelassen wor<strong>de</strong>n- <strong>de</strong>nn sonst steigt <strong>de</strong>r J-Text ohne Vorstellung <strong>de</strong>r Personen <strong>in</strong> die Vätergeschichte e<strong>in</strong>- ⇒ MICHEL mit ZENGER: Gen 12,1-3 (bzw. 11,28f) ist J-E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> die Vätererzählung?? - ⇒ damit muss man <strong>de</strong>n vorP-Text vor <strong>das</strong> Exil bis fast an <strong>de</strong>n Exodus zurückdatieren- Gen 12,1-3 und 12,7 (Nachkommen- und Landverheißung) weisen über Väter h<strong>in</strong>aus- Gegenthese aus <strong>de</strong>m Kontext ist, <strong>das</strong>s <strong>de</strong>r Text nicht zu e<strong>in</strong>er älteren Quelle gehört- Gen 13,14-17 wäre auch ohne die Verheißungstexte (Gen 12,1-3.7) lesbar- ⇒ die Verheißungen s<strong>in</strong>d nachträglich zur „Theologisierung“ e<strong>in</strong>gefügt wor<strong>de</strong>n- die Landverheißungen schlagen e<strong>in</strong>en Bogen über <strong>de</strong>n gesamten Pentateuch- ⇒ sie wer<strong>de</strong>n zu e<strong>in</strong>er späteren Zeit datiert und für nicht zu vorP gehörig gehalten- MICHEL hält aber Land- Segens- und Mehrungsverheißung für zum Teil vorexilisch- z. B. Gen 12,7 hat <strong>in</strong> „<strong>de</strong><strong>in</strong>en Nachkommen“ e<strong>in</strong>en an<strong>de</strong>ren Adressaten als an<strong>de</strong>re- <strong>in</strong> jüngeren P-Texten hieße es dagegen (Gen 17,8) „dir und <strong>de</strong><strong>in</strong>en Nachkommen“- Nachkommensverheißung Gen 12,2-3 ist an<strong>de</strong>rs formuliert als im Rest von Gen- es steht Hebräisch gj, nicht Griechisch s»ma ⇒ Gen 12,2-3 ist älter, ebenso Gen12,7En<strong>de</strong> von vorP- wenn vorP Landverheißung enthalten hat, dann müsste man auch e<strong>in</strong>e Landnahme annehmen- ⇒ ZENGER lässt vorP erst <strong>in</strong> Jos en<strong>de</strong>n und spricht vom „Jerusalemer Geschichtswerk“- 700 v. Chr. entstan<strong>de</strong>n enthielte es die Eroberung Jerichos (Jos 6) und Sichem (Jos 24)31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 15 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>- P dagegen enthielt ke<strong>in</strong>en Landnahmebericht ⇒ dieser stammt aus vorP- wur<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Redaktion abgetrennt und nach Jos verschoben, damit P mit Mose en<strong>de</strong>t- e<strong>in</strong> wichtigeres Argument ist die Pentateuchredaktion <strong>de</strong>r Perserzeit (ab 500 v. Chr.)- <strong>das</strong> Produkt musste von <strong>de</strong>n Persern legitimiert wer<strong>de</strong>n, aber e<strong>in</strong>e Landnahme g<strong>in</strong>g nicht- es wer<strong>de</strong>n nämlich kriegerische Szenen beschrieben und YHWH als Kriegsgott{?} - ⇒ <strong>das</strong> „Jerusalemer Geschichtswerk“ war ähnlich umfänglich wie e<strong>in</strong> Hexateuch{?} - bei <strong>de</strong>r Redaktion wur<strong>de</strong>n Landnahmeteile zu Gunsten von Jos 2-12+24 „weggeworfen“- aber Texte, die dort zu <strong>de</strong>r älteren Quelle gehören sollen, s<strong>in</strong>d schwer i<strong>de</strong>ntifizierbar- ⇒ MICHEL lässt vorP <strong>in</strong> <strong>de</strong>r „Wüste“ en<strong>de</strong>n, nimmt klassischerweise e<strong>in</strong>en Tetrateuch anBeobachtungen für e<strong>in</strong> Mehrquellenmo<strong>de</strong>ll und e<strong>in</strong>en vorpriesterlichen Pentateuchfa<strong>de</strong>n- Selbstvorstellung YHWHs <strong>in</strong> Ex 6,2-8 steht gegen mehrere Stellen <strong>in</strong> Spannung- es gibt Dopplungen und Wi<strong>de</strong>rsprüche zum Beispiel gegen Gen 15,7+28,13 / Ex 3,13-15- nimmt man Ex 6 ernst ⇒ 2 Texte mit 2 Gottesnamen wur<strong>de</strong>n <strong>in</strong>e<strong>in</strong>an<strong>de</strong>rgearbeitet- statt e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>heitsbrei zu schaffen, hat man lieber mit <strong>de</strong>m Wi<strong>de</strong>rspruch gelebt- ⇒ die älteren Texte waren ke<strong>in</strong>e Redaktionen, son<strong>de</strong>rn selbstständige Quellen- Gen 1-2,4a (P) steht gegen 2,4b-3,24; bei<strong>de</strong> Texte waren ursprünglich selbstständig- sie unterschei<strong>de</strong>n sich vor allem <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Reihenfolge <strong>de</strong>r Erschaffung[- Gen 1,2-4a wird für jünger, Gen 2,4b-3,24 für e<strong>in</strong> vorP-Element gehalten]- auch <strong>in</strong> Ex 13-14 lassen sich zwei Textfä<strong>de</strong>n trennen, vorP und P- Bun<strong>de</strong>sbuch Ex 20-23 gegen <strong>das</strong> <strong>de</strong>uteronomische Gesetz Dtn 12-26- es gibt die Hypothese, <strong>das</strong>s Bun<strong>de</strong>sbuch sei „Vorlage“ für Dtn gewesen [Wi<strong>de</strong>rspruch zu oben]- aber es gibt zu viele Wi<strong>de</strong>rsprüche; <strong>de</strong>nnoch ist <strong>das</strong> Buch älter als 622 und vor Dtn- die wi<strong>de</strong>rsprüchlichen Bun<strong>de</strong>skonzeptionen [E]: unkonditioniert und konditioniert- Gen 17 bietet <strong>de</strong>n unkonditionierten Abraham-Bund- Ex 24 <strong>de</strong>n älteren Fa<strong>de</strong>n mit Verpflichtungen Israels, die im Bun<strong>de</strong>sbuch stehen- Bund ist konditioniert, er wird [prompt] gebrochen und kann Ex 36 neu geschlossen wer<strong>de</strong>n- neuere Texte halten die Gottesbil<strong>de</strong>r älterer Texte nach 622 für nicht mehr akzeptabel- es gibt <strong>in</strong> <strong>de</strong>n älteren Texten noch ke<strong>in</strong> monotheistisches Gottesbild- son<strong>de</strong>rn eher e<strong>in</strong> „menschenförmiges“ Gottesbild, nun am Maßstab Dtn gemessen- <strong>in</strong> Gen 2,4ff „lustwan<strong>de</strong>lt“ Gott auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>, was Gott <strong>in</strong> P nie täte; P gärtnert auch nicht- Gen 18,1ff ist die ältere Sohnesverheißung an Abraham- neben YHWH treten „Männer“ an se<strong>in</strong>er Statt auf, die Abraham zum Essen nötigt- <strong>de</strong>r Leser weiß aus Gen 18,1 <strong>das</strong>s die Männer YHWH s<strong>in</strong>d- <strong>de</strong>r Text lässt offen, ob Abraham dies erkennt; immerh<strong>in</strong> re<strong>de</strong>t er sie als e<strong>in</strong>en an- allerd<strong>in</strong>gs wechselt Abrahams Anre<strong>de</strong> auch <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Plural;; <strong>in</strong> Gen 19 nur noch 2- ⇒ <strong>de</strong>r ständige Wechsel belegt e<strong>in</strong> zutiefst polytheistisches Problem- es gab e<strong>in</strong>e ursprüngliche Erzählung mit drei Figuren, 18,1 ist e<strong>in</strong>e Korrektur- Polytheismus war aber um 622 nicht mehr <strong>de</strong>nkbar ⇒ <strong>de</strong>r Text muss älter se<strong>in</strong>- Gott ist sehr menschlich: e<strong>in</strong> Frem<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r sich bewirten lässt, Respekt zeigt ...- Gen 32,23ff: Jakob r<strong>in</strong>gt mit YHWH, <strong>de</strong>r als Mann dargestellt wird- dieser „Taufe Israels“ liegt e<strong>in</strong> archaisches Gottesbild zu Grun<strong>de</strong> wie Ex 4,24ff- hier tötet e<strong>in</strong> archaischer YHWH gar und muss besänftigt wer<strong>de</strong>n- dies kann nach 622 nicht toleriert wer<strong>de</strong>n ⇒ <strong>de</strong>r Text wird zusammengekürzt- möglicherweise stecken h<strong>in</strong>ter diesen Texten aber noch ältere Werke, die nicht J verfasste- son<strong>de</strong>rn nur als Redaktor kompilierteZentrale Gesichtspunkte, die für ältere E<strong>in</strong>zel-Erzählkränze sprechen können- die Ort-Zeit-Differenz <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Zyklen ist so groß, <strong>das</strong>s dies für selbstständige Texte spricht- Abraham-Lot-Kranz umfasst Gen 13+18-19, auf ihn wird <strong>in</strong> [?] Gen 11(,27) vorverwiesen- er bil<strong>de</strong>t e<strong>in</strong>e kurze E<strong>in</strong>heit ohne Variationen, stammt aus <strong>de</strong>m Südreich31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 16 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>- und spielt nur an e<strong>in</strong>em stimmigen Ort = <strong>de</strong>n „Eichen von Mamre“- Jakobskranz Gen 28 spielt sich nördlich von Bet-El und Sichem ab ⇒ gehört zum Nordreich- ebenso gehört d. Josefsnovelle <strong>in</strong>s Nordreich, <strong>de</strong>nn „Ephraim und Manasse“ s<strong>in</strong>d Bergland Bet-Els- die Josefsnovelle könnte Propaganda im wechseln<strong>de</strong>n Königtum <strong>de</strong>s Nordreichs se<strong>in</strong>- es wür<strong>de</strong> sich dann um Werbung für e<strong>in</strong>en König aus Ephraim han<strong>de</strong>ln- <strong>de</strong>r Exoduskranz gehört ebenfalls zur Nordreichstradition, mit S<strong>in</strong>ai und Wüstenwan<strong>de</strong>rung- die Größe dieses Kranzes ist noch nicht gesichert, aber er stammt aus Nor<strong>de</strong>n- sicher nicht von e<strong>in</strong>em Südreichsautor geschrieben be<strong>in</strong>haltet er die ältesten Er<strong>in</strong>nerungen- Jakobszyklus ist bis <strong>in</strong>s 9. Jh. v. Chr. zurückzudatieren- die Zyklen bieten verschie<strong>de</strong>ne Gottesbil<strong>de</strong>r und sozialgeschichtliche Voraussetzungen- e<strong>in</strong> Autor fasst mit großem Eigenanteil die Vorlagen zusammen- <strong>de</strong>r „familiäre Schutzgott“ stammt aus <strong>de</strong>n Vätererzählungen, vor allem Abraham- <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Josefsnovelle tritt YHWH kaum <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung, wirkt nach Gen 45,4 im H<strong>in</strong>tergrund- die bis zu diesem Zeitpunkt nicht berichtete „Absicht Gottes“ wird erfüllt- Jakob wird im Gegensatz zu Josef direkt von Gott angegriffen- Exodus u. Landnahmezyklus zeigen YHWH als <strong>in</strong>toleranten, kämpferischen Kriegsgott- ⇒ die drei Großkonfigurationen von Gott stammen nicht von e<strong>in</strong>em AutorErzählkränze als Voraussetzungen für e<strong>in</strong> Mehrquellenmo<strong>de</strong>ll vorP – Dtn – P- Dtn kann <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Theorien e<strong>in</strong>fach ausgeklammert wer<strong>de</strong>n, es hat e<strong>in</strong>e eigene Geschichte- die erste neue Hypothese ist <strong>de</strong>r Wegfall von E und die Datierung von J auf 700 v. Chr.- <strong>de</strong>mnach muss es ältere Erzählungen gegeben haben- und die Datierung von J schwankt je nach Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>r Erzählkränze- MICHEL: J ist e<strong>in</strong>e starke These, er muss so spät datiert wer<strong>de</strong>n und verarbreitet Zyklen- ⇒ gibt es also nun vorP o<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n ältere Erzählkränze direkt <strong>in</strong> P verarbeitet- MICHEL vertritt <strong>das</strong> JPD-Mo<strong>de</strong>ll [Mat. 6]- ohne J wären dann nur die Kränze und P sowie die Redaktion gesichert, P wäre älteste Quelle- <strong>in</strong> diesem Fall ist für J vom neueren Mo<strong>de</strong>ll „Jerusalemer Geschichtswerk“ auszugehen- MICHEL: es enthält ke<strong>in</strong>e Landnahme; gegen ZENGER; ⇒ vorPDas vorpriesterliche Werk („Jahwist“ o<strong>de</strong>r „Jerusalemer Geschichtswerk“)Traditionsliteratur- die Frage ist, warum die Traditionen und Zyklen gesammelt wer<strong>de</strong>n und 539 umformuliert wird- J sammelt nach <strong>de</strong>r Katastrophe d. Nordreichs 722 v. Chr. vor allem Nordreichs-Traditionen- sie sollen nicht verloren gehen, da die Nordreichbewohner nach Jerusalem geflohen s<strong>in</strong>d- Beleg: Jerusalem ist um 700 fünfmal so groß wie um 722 v. Chr.- dort wird die erste vorP-Quelle als ganze skizziert, e<strong>in</strong> Text, <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Kränzen lebt- im Südreich selbst wer<strong>de</strong>n die Texte als Nordreichs-Traditionen nochmals verarbeitet- ⇒ es entsteht heterogene Traditionsliteratur um e<strong>in</strong>en Kern mit Anlagerungen- <strong>das</strong> enstpricht nicht unserer Vorstellung von Literatur, aber es ist ökonomischer- es gibt e. ersten durchlaufen<strong>de</strong>n Bogen von <strong>de</strong>r Urgeschichte bis zur Landnahme (Gen Num)- diesen Spannungsbogen sammelt vorP ⇒ vorP kann nicht mit Jakob o<strong>de</strong>r Exodus en<strong>de</strong>n- <strong>in</strong> Ex ist nur die Mehrungsverheißung erfüllt, noch nicht die Landverheißung- Land- und Mehrungsverheißung und <strong>de</strong>r Segen s<strong>in</strong>d <strong>de</strong>r Grundbestand von vorPStilistisch e<strong>in</strong> erzählerisches (= narratives Werk) mit ätiologischem Charakter- J ist e<strong>in</strong> gekonnt narratives Werk mit ätiologischem Charakter- gegenwärtige Situationen wer<strong>de</strong>n mit vergangenen Ereignissen erklärt- so die Lebensverhältnisse <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a <strong>in</strong> Gen 3,17-19: schlechter Ackerbo<strong>de</strong>n- <strong>de</strong>r schwierige Anbau steht im Wi<strong>de</strong>rspruch zur Milch-und-Honig-Verheißung- die Ätiologie hierzu ist die Urgeschichte31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 17 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>- Herrschafts- und Verwandschaftsverhältnisse zwischen Völkern klärt Gen 25,23- <strong>de</strong>r „Stammesspruch“ begrün<strong>de</strong>t die Überlegenheit Jakobs / Israels über Edom / Seïr- und es gibt Kultstiftungslegen<strong>de</strong>n (Hieros Logos), so Gen 28,10-22 für Bet-El- die Stiftung <strong>de</strong>s Tempelzehnten gilt <strong>de</strong>m El-Kult, nicht <strong>de</strong>m YHWH-Kult- Bet-El wird „jahwisiert“; <strong>de</strong>r Text erklärt, warum <strong>de</strong>r Kultplatz für Israel würdig ist- ⇒ <strong>de</strong>r Text muss vor <strong>de</strong>r Kultzentralisierung 622 v. Chr. entstan<strong>de</strong>n se<strong>in</strong>Theologische und politische Akzente- die Grundkategorie <strong>de</strong>r Theologie <strong>in</strong> vorP ist <strong>de</strong>r „Bund“- vorP könnte als Programmschrift e<strong>in</strong>er kämpferischen YHWH-Alle<strong>in</strong>verehrung gelten- <strong>das</strong> Bun<strong>de</strong>sbuch Ex 21 gehört zu vorP, es enthält noch nicht <strong>de</strong>n [dtr] Dekalog- ⇒ Altargesetz und Bun<strong>de</strong>sbuch grenzten ursprünglich ane<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r- Ex 24,3-8 schreitet auf e<strong>in</strong>en konditionierten Bund = mit Bestimmungen zu- diese s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Rechtsvorschriften festgehalten- von <strong>de</strong>r Nichte<strong>in</strong>haltung wird zwar nicht gesprochen, aber sie geschieht: Gol<strong>de</strong>nes Kalb- Gott zeigt sich hier kämpferisch, er will die Monolatrie ⇒ <strong>de</strong>r Text ist älter- Gen 15,18 br<strong>in</strong>gt nochmals die Bun<strong>de</strong>sthematik- die Gottesdarstellung mit <strong>de</strong>n Bil<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s rauchen<strong>de</strong>n Ofens und <strong>de</strong>r Fackel ist archaisch- Gott b<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich selbst: bricht er <strong>de</strong>n Bund, will er <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Untergang gehen- hier ist die Datierung umstritten: MICHEL zählt <strong>de</strong>n Text zum vorP-Werk- ⇒ <strong>de</strong>r „Bund“ ist Thema von Gen 15 bis Ex 24+34- <strong>in</strong> J f<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich auch e<strong>in</strong>e „Mit-Se<strong>in</strong>-YHWHs“-Theologie: Gen 25,24+28,20+31,3- diese „Ich-b<strong>in</strong>-mit-dir“-Hypothese kulm<strong>in</strong>iert <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Namensoffenbarung Ex 3,13-14- J ist <strong>das</strong> erste Nationalepos, nach 722 be<strong>de</strong>utsam gewor<strong>de</strong>n- enthält e<strong>in</strong>e verhaltene, aber klare gesamtisraelitische Perspektive- und die ersten israelitischen Ortsangaben: Bet-El und Sichem- J ist e<strong>in</strong>e zukunftsweisen<strong>de</strong> Verb<strong>in</strong>dung von Geschichte, Erzählung und Religion- Geschichte ist <strong>das</strong> Erfahrungsfeld Gottes ⇒ <strong>de</strong>r Text ist ke<strong>in</strong> historischer Bericht- es han<strong>de</strong>lt sich um e<strong>in</strong>en fiktiven Text, <strong>de</strong>r erstmals Geschichte thematisiert- J hat e<strong>in</strong>e staatskritische Ten<strong>de</strong>nz, <strong>de</strong>nn auch um 700 v. Chr. gibt es Unterdrückungsmechanismen- daher die Berichte <strong>in</strong> Exodus und <strong>de</strong>r Abbruch vor <strong>de</strong>r Landnahme- ⇒ weiteres Indiz für die Vorstaatlichkeit <strong>de</strong>s Werkes3.6 Die Redaktionsarbeit (Pentateuchmo<strong>de</strong>ll)Der Weg vom „Jahwisten/JG“ über Dtn und Priesterschrift bis zum Pentateuch: JDPRbzw. Redaktionelle Tätigkeiten- nach diesem Mo<strong>de</strong>ll alle hun<strong>de</strong>rt Jahre e<strong>in</strong> literarisches Großereignis bei d. Pentateuch-Entstehung- 700 v. Chr.: J; 622 v. Chr. Dtn.; 539 v. Chr. P; 400 v. Chr. Redaktion <strong>de</strong>s Pentateuch- ab 300: griechische Übersetzung;; alle Teile <strong>de</strong>s Pentateuch s<strong>in</strong>d schnell bearbeitet wor<strong>de</strong>n- nach <strong>de</strong>m e<strong>in</strong>facheren Erzählkranz- und Mehrquellenmo<strong>de</strong>ll entstan<strong>de</strong>n vor 700 die Zyklen- um 700 v. Chr. wur<strong>de</strong>n sie im „Jahwisten“ gesammelt1. - 622 v. Chr. entsteht <strong>das</strong> Buch Deuteronomium: entwe<strong>de</strong>r g<strong>in</strong>g es direkt <strong>in</strong> J e<strong>in</strong> ⇒ JDPR2. - o<strong>de</strong>r es nahm <strong>de</strong>n „Umweg“ über <strong>das</strong> DtrG und kam erst nach P (539 v. Chr.) dazu ⇒ JPDR- im 2. Fall wäre bei Schlussredaktion DtrG <strong>in</strong> Pentateuch und vor<strong>de</strong>re Propheten geteilt wor<strong>de</strong>n- es hätte dann möglicherweise mit DtrG e<strong>in</strong>en Hexa- od. Enneateuch gegeben (ZENGER 6 )- für diesen Weg = JPDR gibt es nach MICHEL sicherere Zeichen als für JDPR- Redaktionen s<strong>in</strong>d z. B. <strong>in</strong> Gen systematisch thematisch o<strong>de</strong>r chronologisch geordnet / ordnend- ⇒ <strong>de</strong>r Pentateuch ist nicht mechanistisch, son<strong>de</strong>rn theologisch profiliert redigiert wor<strong>de</strong>n6 gegen MICHEL!31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 18 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>Pentateuch als theologisches Kompromissdokument zwischen P und JG/Dtn/Dtr- <strong>de</strong>r Pentateuch ist e<strong>in</strong> theologischer Kompromiss zwischen <strong>de</strong>m Denken se<strong>in</strong>er Quellen- e. Beleg dafür ist die Doppelung <strong>de</strong>s Dekalogs (= YHWH-Recht) vor großen Gesetzestexten- ursprünglich stand <strong>de</strong>r Dekalog we<strong>de</strong>r Ex 20 noch Dtn 5, son<strong>de</strong>rn war selbstständig- erst nachträglich wur<strong>de</strong> er durch die Pentateuch-Redaktion <strong>in</strong> Ex 20 e<strong>in</strong>gefügt- <strong>de</strong>r Pentateuch im Hebräischen <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger Rechtstomus- <strong>de</strong>r hermeneutisch bewusst durch <strong>de</strong>n Redaktor mit <strong>de</strong>m Dekalog e<strong>in</strong>geleitet wird- alle Weisung beg<strong>in</strong>nt <strong>in</strong> Ex 20,2, aber alle Weisungen folgen erst nach Israels Geschichte- <strong>de</strong>r Dekalog heißt auch YHWH-Recht, weil er als YHWH-Re<strong>de</strong> stilisiert ist- an<strong>de</strong>r als an<strong>de</strong>re Gesetze apodiktisch formuliert: nur positive o<strong>de</strong>r negative Weisung- typisch für <strong>de</strong>n Alten Orient wäre casuistisches Recht wie Ex 21 = „wenn – dann“- „Bund“ ist für <strong>de</strong>n Pentateuch e<strong>in</strong>e allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong>homogene Leitkategorie:- Bund mit Abraham unterschei<strong>de</strong>t sich wesentlich vom Bund <strong>in</strong> J: konditioniert-verpflichtend- Segen und Fluch <strong>in</strong> Dtn 28 charakterisieren <strong>de</strong>n unkonditioniert-verheißen<strong>de</strong>n dtr Bund- <strong>de</strong>r Mose-Epitaph Dtn 34,10-12 zeichnet Mose als <strong>de</strong>n überragen<strong>de</strong>n Erzpropheten- <strong>in</strong>sgesamt ist er aber Tora-konzentriert, die Prophetie ist <strong>de</strong>r Form untergeordnet- Dtn 34,10-12 schließen eigentlich nur Ex-Dtn ab, also nur „vier Bücher Mose“- christlich reichen die „Geschichtsbücher“ ohneh<strong>in</strong> bis 2 Makk- <strong>de</strong>r Pentateuch m<strong>in</strong><strong>de</strong>stens von Ex bis Dtn ist [nachträglich] mosaisierthistorische und soziale Bed<strong>in</strong>gungen <strong>de</strong>s Pentateuch- Leitfrage: Wer machte warum aus J, P und Dtn <strong>de</strong>n Pentateuch?- die Redaktion wur<strong>de</strong> früher auf 500, heute auf 400 v. Chr. datiert:- LXX-Übersetzung bezeugt <strong>de</strong>n Pentateuch spätestens ab <strong>de</strong>m 3. Jh. (= ab 400 v. Chr.)- ⇒ die Tora ist abgeschlossen, sonst hätte man sie [noch] nicht übersetzt- die Tora = <strong>de</strong>r Pentateuch ist die e<strong>in</strong>zige Heilige Schrift <strong>de</strong>r Samaritaner- im Nordreich gab es nach 722 v. Chr. e<strong>in</strong>e YHWH verehren<strong>de</strong> Restbevölkerung- die Samaritaner lösen sich dann wohl mit <strong>de</strong>m Alexan<strong>de</strong>rzug von Juda ab- sie nehmen die Tora schon als Ganzes mit als Heilige Schrift- ⇒ die Tora muss vor 333 v. Chr. fertig gewesen se<strong>in</strong>- es gibt Quellen für e<strong>in</strong>en samaritanischen Pentateuch, aber für ke<strong>in</strong>e an<strong>de</strong>ren Schriften- <strong>de</strong>r Pentateuch setzt sich noch mit <strong>de</strong>m Hellenismus ause<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r- allerd<strong>in</strong>gs erst <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Übersetzungen, obwohl <strong>de</strong>r Kontext schon ab 400 v. Chr. da ist- ⇒ um 400 muss <strong>de</strong>r Pentateuch abgeschlossen se<strong>in</strong> (bis auf Gen 14: evtl. erst 2. Jh.)- ⇒ Pentateuch wur<strong>de</strong> <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Perserzeit redigiert, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m Juda erst 400 v. Chr. eigene Prov<strong>in</strong>z war- die Theorie stützt sich sowohl aus biblischen wie auch aus nichtbiblischen Quellen- sie heißt Theorie <strong>de</strong>r persischen Reichsautorisation <strong>in</strong> 200 Jahren Perserreich- Perser machten e<strong>in</strong>e relativ tolerante Politik, die Autonomie Paläst<strong>in</strong>as war relativ groß- frem<strong>de</strong>s Recht wird als Partikularrecht ratifiziert, Gebiete haben teilweise autonomen Status- <strong>das</strong> gilt nur für eigenständige Prov<strong>in</strong>zen, was Juda erst ab Nehemia ist- Nehemia ist <strong>de</strong>r erste persische „Prov<strong>in</strong>zstatthalter“- jüdisches Recht wird als Partikularrecht etabliert, so Esr 7,11-21.23-26- dabei wur<strong>de</strong>n nicht Orig<strong>in</strong>aldokumente e<strong>in</strong>gearbeitet, son<strong>de</strong>rn jüdisch-hebräisch redigiert- Esra soll mit <strong>de</strong>m jüdischen Gesetz im Auftrag <strong>de</strong>s Königs (Artaxerxes) richten Esr 7,23- <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Qu<strong>in</strong>tessenz war die Anerkennung <strong>de</strong>r Gesetze im Interesse <strong>de</strong>r Perser- Esr 7,26 setzt die zwei Gesetze YHWH-Gesetz und Königsgesetz gleich ⇒ Reichsautorisation- Reichsautorisation ist e<strong>in</strong>e Art „Schutzbrief“ für die Tora, wobei nun die Frage ist, für welche- wahrsche<strong>in</strong>lich hatte Esra e<strong>in</strong>e unter persischem Druck redigierte Fassung zur Hand:- Perser erlauben Autonomie, wenn e<strong>in</strong> ihnen genehmes Gesetz vorgelegt wird- nach an<strong>de</strong>ren Theorien geht es um P o<strong>de</strong>r Dtn (Selbstbezeichnung „Tora“)- heute wird Esra nach Nehemia datiert ⇒ er hatte wohl <strong>de</strong>n Pentateuch zur Hand31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 19 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>Der Pentateuch als menschliches Werk unter monotheistischen Vorzeichen- ganz am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Karriere schreibt <strong>das</strong> Erfolgswerk LXX Weltgeschichte- 700 v. Chr. alte J-Quelle wird <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Tradition nach Kanaan verlegt, Bet-El wird jahwisiert- 622 v. Chr. kommt Dtn als Erbe Assurs, <strong>de</strong>ssen Leitkultur aufnehmend, dazu 7- 539 v. Chr. P lässt sich nur aus <strong>de</strong>m Kontext von Mesopotamien und Babylon verstehen- die Traditionen wer<strong>de</strong>n kritisch übernommen- 400 v. Chr. die persischen Spuren im Pentateuch s<strong>in</strong>d ger<strong>in</strong>g, wenn auch ohne die Perser- <strong>das</strong> Werk nicht so stark monotheistisch gewor<strong>de</strong>n wäre- 3. Jh. v. Chr. während <strong>de</strong>s Hellenismus <strong>in</strong> Ägypten entsteht <strong>in</strong> Alexandria die LXX- ⇒ die Bibel ist Erbe mehrerer Kulturen, ist e<strong>in</strong> Inkulturationsprodukt- teilweise mischen sich Phasen und Schichten mite<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r, teilweise bleibt TrennungKapitel 4: Das <strong>de</strong>uteronomistische Geschichtswerk (DtrG) und die GeschichtsbücherName und Umfang- DtrG ist e<strong>in</strong> wissenschaftlicher Kunstbegriff, noch relativ jung, geprägt durch Mart<strong>in</strong> NOTH- dazu gehören Dtn, Jos, Ri, 1+2 Sam, 1+2 Kön, also auch die Er<strong>in</strong>nerungen an die Wüste etc.- Kopf <strong>de</strong>s Werks ist Dtn, alle Erzählungen wer<strong>de</strong>n durch Kultre<strong>in</strong>heit und -e<strong>in</strong>heit bewertet- Kult darf es nur <strong>in</strong> Jerusalem (E<strong>in</strong>heit) und nur für YHWH (Re<strong>in</strong>heit) geben- die Kulte<strong>in</strong>heit ist erst mit <strong>de</strong>m salomonischen Tempel <strong>das</strong> eigentliche Thema- mit Sam und Kön ist DtrG eigentlich e<strong>in</strong>e Königs- und ke<strong>in</strong>e Volksgeschichte- es han<strong>de</strong>lt nur von <strong>de</strong>n führen<strong>de</strong>n Figuren, obwohl es Nationalepos istDom<strong>in</strong>anter Bewertungsmaßstab „Kultre<strong>in</strong>heit“ u. „Kulte<strong>in</strong>heit“ als Aufgabe d. Königs- <strong>de</strong>r Bewertungsmaßstab gibt auch die Struktur <strong>de</strong>s DtrG vor- die theologische Gesamtkonzeption hat <strong>das</strong> Ur-Dtn als Kopf, Dtn gehört nicht nur zur Tora- die Joschijanische Kultreform von 622 v. Chr. und damit Dtn wer<strong>de</strong>n vorausgesetzt- geschichtliches Ergehen ist Beweis für die Tora-Treue:- so, wie im Blick auf die Tora gehan<strong>de</strong>lt wird, ergeht es <strong>de</strong>m König- Torauslegung <strong>in</strong> Form von Geschichte ist ke<strong>in</strong>e objektivistische Geschichts<strong>in</strong>terpretation- daraus bezieht DtrG se<strong>in</strong>e Prägekraft, literarisch dagegen ist es meist „nur“ e<strong>in</strong> Bericht- Erwartung von Fakten ist größer, aber schrittweise verabschie<strong>de</strong>t sich DtrG von Historizität 8- man muss sowohl Faktum (die Väter) als auch Fiktum (die V.-Erzählung) anerkennen- Fiktion dagegen ist wertlos;; DtrG ist perspektivische Geschichtswahrnehmung Ju<strong>das</strong>Klassische Theorien- DtrG könnte e<strong>in</strong>e Ätiologie <strong>de</strong>s En<strong>de</strong>s se<strong>in</strong> (Mart<strong>in</strong> NOTH), und nach 586 v. Chr. entstan<strong>de</strong>n- dann müsste man <strong>das</strong> En<strong>de</strong> vom En<strong>de</strong> = Königtum und Tempel, aber weglassen- dagegen steht 2 Kön 25,27-30, die Begnadigung Jojach<strong>in</strong>s ⇒ Datierung nach 562 n. Chr.- ⇒ als Rechtfertigung = Ätiologie d. En<strong>de</strong>s ist dies zu wenig, <strong>de</strong>nn die Begnadigung ist zentral> - und eröffnet nur begrenzt Hoffnungsperspektive, <strong>de</strong>nn Israel existiert nicht mehr- <strong>de</strong>r König wäre also nur König von Babylons Gna<strong>de</strong>n, was sich nicht lohnt- ⇒ Kritik an exilischer Datierung und ätiologischer Funktion [alle > s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>zelne Argumente]- zentraler Text ist d. Nathansverheißung an David 2 Sam 7,11.16: ewig soll <strong>de</strong>r Thron bestehen> - DtrG en<strong>de</strong>t aber mit Abbruch d. Dynastie, d. Spannungsbogen bricht 2 Kön 25,26 völlig ab- ⇒ DtrG wur<strong>de</strong> nicht nach <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Königtums geschrieben> - dazu passt auch <strong>de</strong>r chronologische Königsrahmen, <strong>de</strong>r Nordreichs-Könige betrifft:- sie wer<strong>de</strong>n aus Südreichs-Perspektive betrachtet ⇒ <strong>das</strong> Südreich ist noch existent> - <strong>in</strong> 2 Kön 23,25 ist <strong>das</strong> Š e ma Israel eigentlich erfüllt, dann aber bricht <strong>de</strong>r Text alles um7 bzw. entsteht; wann es <strong>de</strong>m Pentateuch angeglie<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>, ist ja e<strong>in</strong>e komplexere Frage8 geme<strong>in</strong>t ist die <strong>de</strong>m Namen geschul<strong>de</strong>te Erwartung: Geschichtswerk31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 20 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>- Joschija wird als die großartige Königsfigur vor <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> gezeichnet- ⇒ 2 Kön 23,25 ist Höhepunkt e<strong>in</strong>es älteren vorexilischen Werkes> - <strong>de</strong>r Rest ist nachexilisch o<strong>de</strong>r exilisch;; Joschija ist die Erfüllung von 2 Sam 7,11.16- e<strong>in</strong> Beispiel für die Literarkritik, die die Schichten offenbart: 1 Kön 9,1-9- <strong>in</strong> 1 Kön 9,6-9 än<strong>de</strong>rn sich gegenüber Vv. 1-5 Tonfall und Anre<strong>de</strong> (S<strong>in</strong>gular Plural)- <strong>de</strong>r erste Text verheißt bed<strong>in</strong>gungslos auf immer, <strong>de</strong>r zweite be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong> „Wegschaffen“- ⇒ <strong>de</strong>r ältere Text Vv. 9,1-3 ist vorexilisch, <strong>de</strong>r Rest e<strong>in</strong>e Konzession an die ExilsrealitätAlternative Datierung <strong>de</strong>s DtrG- so spät wie möglich vorexilisch hieße unter Joschija, <strong>de</strong>r 609 v. Chr. aus Geschichte abtritt- nach<strong>de</strong>m 621 v. Chr. Kultre<strong>in</strong>heit und Kulte<strong>in</strong>heit durchgesetzt s<strong>in</strong>d; 2 Kön 21,25- er konnte e<strong>in</strong> Vakuum durch <strong>de</strong>n Rückzug <strong>de</strong>r Assyrer sowie <strong>das</strong> Fehlen Ägyptens nutzen- um <strong>das</strong> Reich nach Nor<strong>de</strong>n auszu<strong>de</strong>hnen und Bet-El zu entweihen- nun braucht er e<strong>in</strong>e theologische Begründung für se<strong>in</strong> Han<strong>de</strong>ln:- nach <strong>de</strong>m Motto „wir können es besser“: Joschija eroberte <strong>de</strong>n Nor<strong>de</strong>n sukzessive- = er ist besser als alle Davidi<strong>de</strong>n vor ihm und beson<strong>de</strong>rs als die Nordreichs-Könige- ⇒ es han<strong>de</strong>lte sich um e<strong>in</strong> vorexilisches Werk unter Joschija und e<strong>in</strong>e Selbstbewertung- ⇒ <strong>de</strong>r Text dient zur Legitimierung <strong>de</strong>r Davidi<strong>de</strong>n-Dynastie und <strong>de</strong>ren Expansion- die Wissenschaft unterschei<strong>de</strong>t dtr Schichten <strong>in</strong>nerhalb <strong>de</strong>s DtrG:- Dtr 1: vorexilisch, reicht bis 2 Kön 23,25 ;; Dtr 2: nachexilisch, bis zum En<strong>de</strong> von 2 Kön- für Dtr 1 und 2 gibt es verschie<strong>de</strong>ne Sigla, wie Dtr H, Dtr P, Dtr N (? H: 1; P+N: 2 ?)Grundsätzliche Konkurrenztheorien zur Theorie e<strong>in</strong>es DtrG- ZENGER: wenn d. älteste Darstellung e. Hexateuch von Gen - Jos war, war Dtn nicht Kopf für DtrG- dies müssze um 700 v. Chr. datiert wer<strong>de</strong>n; nächste Schicht wäre dann <strong>das</strong> exilische G- = die Anhängung von Ri - 2 Kön an Jos und damit die Enstehung e<strong>in</strong>es Enneateuch- <strong>de</strong>r Pentateuch entstand dann durch Kappung dieses Zusammenhanges- z. B. KR<strong>AT</strong>Z: die erste Darstellung war gleich e<strong>in</strong> Enneateuch = e<strong>in</strong>e erstarken<strong>de</strong> Theorie- es gäbe dann ke<strong>in</strong>en älteren Tetrateuch o<strong>de</strong>r Hexateuch ⇒ gegen MICHEL und ZENGER- ganz ursprünglich s<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>zelkomplexe bis <strong>in</strong>s 6. Jh., die erst exilisch Enneateuch wer<strong>de</strong>n- MICHEL, ZENGER: ab 700 v. Chr. e<strong>in</strong> Werk mit Gesamtbogen Schöpfung Landnahme [vorP]Stilistik <strong>de</strong>s DtrGStrukturelle Eigentümlichkeitengeschichtstheologische Reflexionsre<strong>de</strong>n- Übergreifend s<strong>in</strong>d die geschichtstheologischen Reflexionsre<strong>de</strong>n- nicht alle s<strong>in</strong>d vom ältesten Autor;; meist s<strong>in</strong>d sie e<strong>in</strong> Rückblick, typisch Abschiedsre<strong>de</strong>n- je nach Verhalten verheißen sie Segen o<strong>de</strong>r Fluch [für die Zuhörer]- Abschiedsre<strong>de</strong>n f<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich meist <strong>in</strong> Dtn, am „letzten Tag im Leben <strong>de</strong>s Mose“- Dtr 1-3 ist e<strong>in</strong> Rückblick auf S<strong>in</strong>ai und Wüstenwan<strong>de</strong>rung, wobei Horeb = S<strong>in</strong>ai zu lesen- d. erwähnte Unglaube ist d. Zweifel an YHWH nach Rückkehr <strong>de</strong>r Kundschafter (Num)- daraus folgt d. Wüstenwan<strong>de</strong>rung;; Dtn 2 blickt auf Eroberung <strong>de</strong>s Ostjordanlan<strong>de</strong>s rück- Re<strong>de</strong> dient <strong>de</strong>r Vorbereitung <strong>de</strong>r Eroberung westlich <strong>de</strong>s Jordan- die Fiktion ist <strong>das</strong> „Warten auf die Landnahme“, e<strong>in</strong>e Art historischer Vorspann- die Re<strong>de</strong> gehört nicht zum Ur-Dtn und wird <strong>in</strong> Dtn 6,12-16 aufgegriffen- Dtn 29-31 ist die Fortsetzung <strong>de</strong>r historischen Re<strong>de</strong>n- Jos 23 ist ebenfalls e<strong>in</strong>e Abschiedsre<strong>de</strong>, die Josuas; vorausgesetzt ist, <strong>das</strong> Jos 24 jünger ist- für ZENGER gehört Jos 23 dagegen schon zu vorP bzw. JG- wichtig, weil Zielpunkt <strong>de</strong>r Re<strong>de</strong>, ist Jos 23,1: Monolatrie ist typisches DtrG-Thema- die „Abschiedsre<strong>de</strong>n“ Samuels <strong>in</strong> 1 Sam 8+12 thematisieren die E<strong>in</strong>setzung <strong>de</strong>s Königtums31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 21 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>- Samuel erfüllte mehrere Funktionen: letzter Richter und Levit- er wird 1 Sam 8 nicht auf eigenen Wunsch abgelöst, nach<strong>de</strong>m 1 Sam 2 Eli beseitigt ist- ⇒ e<strong>in</strong> negativer E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong>s Königtum, Königtum ist Abfall von YHWH- schon bei Salomo wird sich dies zeigen; die Sklaverei wird zur Ursache <strong>de</strong>r Reichsteilung- eigentliche Abschiedsre<strong>de</strong> ist 1 Sam 12,6: Segen und Fluch nach Maßstab <strong>de</strong>r Tora- nicht mehr ganz so negativ wie 1 Sam 8 (genauer 1 Sam 8,10ff)- ganz an<strong>de</strong>rs zeigt sich 2 Sam 7,1-17 die Nathansverheißung; Nathan agierte schon 10. Jh.- typisch ist Motiv <strong>de</strong>r „Ruhe vor <strong>de</strong>n Fe<strong>in</strong><strong>de</strong>n“; <strong>de</strong>r Text ist als YHWH-Re<strong>de</strong> stilisiert- <strong>de</strong>r Text spielt mit <strong>de</strong>m Begriff „Haus“ = Dynastie o<strong>de</strong>r Gebäu<strong>de</strong>- es gibt auch e<strong>in</strong>en Fluch, aber ke<strong>in</strong>e Drohung mit <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Königtums- 2 Sam 7,16 ist be<strong>de</strong>utsam für die Menschheitsgeschichte: Erfüllung durch Christus- <strong>das</strong> Tempelweihgebet Salomos <strong>in</strong> 1 Kön 8,12+9,1-9 ist die große Re<strong>de</strong> Salomos im DtrG- <strong>das</strong> Tempelweihgebet wird zur Übertragung <strong>de</strong>r La<strong>de</strong> gesprochen [E: SS 2003]- eigentlich wird e<strong>in</strong>e „Renovierung“ = Umwidmung <strong>de</strong>s Temples vorgenommen- 1 Kön 8,12a ist <strong>in</strong> <strong>de</strong>r E<strong>in</strong>heitsübersetzung ten<strong>de</strong>nziös wie<strong>de</strong>rgegeben:- <strong>de</strong>r Sonnengott Schamasch hat YHWH im Dunkeln wohnen lassen ⇒ Unterordnung- wie <strong>in</strong> Bet-Schemesch [E: SS 2003, Simson] ist auch <strong>in</strong> Jerusalem e<strong>in</strong> Sonnentempel- <strong>das</strong> eigentliche große Gebet ab V. 14 ist e<strong>in</strong> redaktionelles Werk, wohl DtrN (Dtr 2)- <strong>in</strong> 1 Kön 9,1-9 än<strong>de</strong>rn sich plötzlich Tonfall und Verheißung [Er<strong>in</strong>nere]- letzte große Reflexionsre<strong>de</strong> ist 2 Kön 17,7-18 die Eroberung <strong>de</strong>s Nordreiches (= Samaria)- 2 Kön 17,7ff liefert Grün<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n Untergang Israels; strenggenommen ist es ke<strong>in</strong>e Re<strong>de</strong>:- Autor spricht selbst;; d. Bemerkung „durch Feuer“ gehört zu e<strong>in</strong>er nichtjahwistischen Initiation- <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Südreichs-Polemik gegen <strong>das</strong> Nordreich ist 2 Kön 17,19 e<strong>in</strong>e spätere Ergänzung- <strong>de</strong>n Höhepunkt erreicht V. 18dtr Richterschema (vgl. Ri 2,11-19 als Leitartikel)- <strong>das</strong> Schema [E!!]: Fremdgötterei Israels Auslieferung an <strong>de</strong>n Fe<strong>in</strong>d Hilferuf /- Notschrei Erwählung e<strong>in</strong>es Retters Ruhe <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s;; wird zyklisch wie<strong>de</strong>rholt- Gott ist e<strong>in</strong>e „automatische Figur“, durchgängiges Motiv ist die „Ruhe vor Fe<strong>in</strong><strong>de</strong>n“- zugrun<strong>de</strong> liegt e<strong>in</strong> zyklisches Geschichtsbild, wor<strong>in</strong> auch die Zahlen Konstruktion offenbaren- ob 40 o<strong>de</strong>r 80 Jahre Ruhe herrscht, ist e<strong>in</strong>e unhistorische Wertung- ähnlich geschieht dies auch bei David und Salomo;; groß s<strong>in</strong>d Otniël, Ehud, Barak- die größten Richter s<strong>in</strong>d Debora, Gi<strong>de</strong>on und Jiftach (diesem gelten drei Kapitel <strong>in</strong> Ri)- <strong>das</strong> Richterschema dient als Rahmen, wer die Richter wirklich wahren, steht <strong>in</strong> <strong>de</strong>m Rahmen- die Hel<strong>de</strong>nsagen s<strong>in</strong>d selbst älter als <strong>das</strong> Richterschema, so z. B. bei Ehud- die „Palmenstadt“ Ehuds ist eventuell Jericho, die L<strong>in</strong>kshän<strong>de</strong>r e<strong>in</strong>e Elitekampftruppe- die Hel<strong>de</strong>nsage Ri 3,15-26 dient hauptsächlich <strong>de</strong>r Verspottung <strong>de</strong>s Gegnersdtr chronologischer Königsrahmen (2 Kön 15,1-7 bzw. 2 Kön 15,17-22 als Beispiel)- <strong>de</strong>r Königsrahmen ist <strong>de</strong>m Richterschema ähnlich, es gibt ihn doppelt für Nord und Süd- er f<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich von 1 Kön 14 bis zum En<strong>de</strong> von 2 Kön, 2 Kön 24 enthält die letzte Angabe- <strong>de</strong>r Text bietet e<strong>in</strong>en Synchronismus zwischen <strong>de</strong>n Königen von Nord- und Südreich- <strong>de</strong>r Text ist sehr redundant, immer kehrt <strong>de</strong>r gleiche Bewertungsmaßstab wie<strong>de</strong>r- 1 Kön 15: Nord- und Südreich wer<strong>de</strong>n verglichen, nur im Sü<strong>de</strong>n läuft die Dynastie durch- ⇒ nur im Südreichs-Rahmen s<strong>in</strong>d die Altersangaben bei <strong>de</strong>r Thronbesteigung relevant- Nord- und Südreichsrahmen geben die Regierungsdauer an- die Angabe <strong>de</strong>s Namens <strong>de</strong>r Königsmutter ist wegen <strong>de</strong>r Polygamie im Sü<strong>de</strong>n wichtig- <strong>de</strong>r erste Teil <strong>de</strong>s Rahmens schließt mit e<strong>in</strong>er religiösen Wertungsformel [„was <strong>de</strong>m Herrn...“]- Nord-Könige erregen nur Missfallen Gottes, nur im Sü<strong>de</strong>n gibt es auch Wertungserfolge- <strong>de</strong>r Nor<strong>de</strong>n wan<strong>de</strong>lt immer im Gefolge Jerobeams (= opfert <strong>in</strong> Dan und Bet-El)- ganz a. En<strong>de</strong> stehen Quellen- o<strong>de</strong>r Chronistenverweis, To<strong>de</strong>snotiz, Begräbnis~ u. Nachfolger- wichtig: nach 2 Kön 15 folgt <strong>de</strong>r dtr Königsrahmen [= Muster; fett = Elemente, kursiv = nur Sü<strong>de</strong>n]31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 22 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>Dynastiewort bei <strong>de</strong>n Nordreichskönigen: Ansage <strong>de</strong>s Untergangs <strong>de</strong>r Dynastie- letztes lokales Feature <strong>de</strong>s DtrG, stets gegen die vier Nordreichs-Dynastien gerichtet- je<strong>de</strong> wird an ihrem En<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m Wort konfrontiert, auch wenn <strong>das</strong> Nordreich schon been<strong>de</strong>t ist- Jerobeam I. ist <strong>de</strong>r Ursün<strong>de</strong>r, alles an<strong>de</strong>re folgt ihm, so 1 Kön 14,10-11; Wie<strong>de</strong>rholt sich:- bei Omri sogar zwei Mal, 1 Kön 21,20-24 Ahab, 2 Kön 9,6-10: die letzte Dynastie verschw<strong>in</strong><strong>de</strong>t- Dynastieworte s<strong>in</strong>d aus Südreichsperspektive formuliert;; e<strong>in</strong>e Dynastie währt 20, 25, 50, 90 JahreInhalte <strong>de</strong>s DtrGPolitische und theologische Ten<strong>de</strong>nzen- die Stellung zum König ist ambivalent: <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Regel ist DtrG königskritisch:- auch staatskritisch, diese Haltung ist dom<strong>in</strong>ant, viele Texte haben anti-monarchische Richtung:- Ri 9,8-14 Jotamfabel: geme<strong>in</strong>t ist die Monarchie generell, o<strong>de</strong>r die Erben Abimelechs- „<strong>de</strong>r König ist immer <strong>de</strong>r Schlechteste“ [E?]- 1 Sam 8 Königsrecht: König nimmt <strong>de</strong>n Untertanen weg ⇒ er ist schlechter als YHWH- 2 Sam 11 David begeht e<strong>in</strong>en Mord an Batsebas Ehemann Urija, Text faltet 1 Sam 8 aus- d. Erzählung reibt sich mit ihrer Rolle als Nat<strong>in</strong>onalgeschichte: d. Urvater e<strong>in</strong> Mör<strong>de</strong>r- <strong>de</strong>r Text dient <strong>de</strong>r negativen Darstellung Davids- 1 Kön 1-2: e<strong>in</strong> ähnlich negativer Text über Salomo: Salomo beseitigt alle Konkurrenten- nach und nach durch Intrigen ⇒ Erzählung ist massive Königskritik- positiv s<strong>in</strong>d dagegen die königstheologischen Elemente, so <strong>in</strong> 2 Sam 7,11.16: Nathansorakel- <strong>in</strong> <strong>de</strong>r typisch altorientalischen Reichs- und Königsverheißung gibt es- e<strong>in</strong> Mite<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r königlicher und theologischer Vorstellungen- als Ziel und Erfüllung <strong>de</strong>s Heilsorakels <strong>de</strong>r Nathansverheißung ist Joschija gedacht- ambivalenter Spannungsbogen läuft von 2 Sam 7 bis zum En<strong>de</strong> 2 Kön: die Königsi<strong>de</strong>ologie- <strong>das</strong> zweite wichtige Leitwort ist Umkehr, z. B. unter Joschija <strong>in</strong> 2 Kön 32,25- MICHEL schlägt <strong>de</strong>n Text DtrG zu, d. Anweisung wird <strong>in</strong> jüngerer Geschichte ausgeführt- Dtn 30,1-3.8-10 ist die „Eröffnung“ <strong>de</strong>r Umkehrtexte; die E<strong>in</strong>heitsübersetzung verliert dies- <strong>de</strong>nn <strong>das</strong> hebräische Wort für „Umkehr“ wird mehrfach an<strong>de</strong>rs übersetzt- auch beim Tempelweihgebet ist <strong>das</strong> Stichwort Umkehr, sowohl Gottes von se<strong>in</strong>em Zorn- als auch Israels zu Gott h<strong>in</strong>;; Dtn 30 ist fast e<strong>in</strong> „Evangelium“ <strong>de</strong>s <strong>AT</strong>Beispiele älterer vordtr Überlieferungen [im Unterschied zu <strong>de</strong>n VorP-Überlieferungen]- DtrG kann zunächst nicht vor 622 v. Chr. datiert wer<strong>de</strong>n, es hat e<strong>in</strong>en theologischen Rahmen- <strong>in</strong>nerhalb dieses Rahmens gibt es jedoch ältere Teile, e<strong>in</strong>ige Beispiele:- <strong>in</strong> Jos (3*+6*) gibt es e. historische Quelle zu Jordanüberschreitung und Eroberung Jerichos- außer <strong>de</strong>m ältesten Kern ist alles jünger; auch <strong>de</strong>r Kern ist <strong>de</strong>f<strong>in</strong>itiv unhistorisch- Jericho existierte <strong>in</strong> <strong>de</strong>r fraglichen Zeit nicht, es gab nur e<strong>in</strong>en Ru<strong>in</strong>enhügel [E!]- e<strong>in</strong>e Kriegsi<strong>de</strong>ologie führt zu <strong>de</strong>n e<strong>in</strong>zelnen Beschreibungen <strong>de</strong>r Eroberungen- <strong>de</strong>r Konsens <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Kriegsdarstellung besteht <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Beson<strong>de</strong>rheit, <strong>das</strong>s YHWH kämpft- neben diesem völlig fiktiven Text (Ätiologie) gibt es <strong>in</strong> Jos noch e<strong>in</strong>ige an<strong>de</strong>re Verse- = Listenmaterial mit Orts- und Grenznamen und ätiologische E<strong>in</strong>zelerzählungen- <strong>in</strong> Ri (3-9*) kommt Juda nicht vor ⇒ es han<strong>de</strong>lt sich um <strong>das</strong> Nordisraelitische Reterbuch- es enthält die Hel<strong>de</strong>nsagen von Debora [Er<strong>in</strong>nere: Debora-Lied], Gi<strong>de</strong>on und Jiftach- auch <strong>das</strong> Buch Samuel enthält mehrere ältere Quellen:- die La<strong>de</strong>erzählung und e<strong>in</strong>e ehemals eigenständige Saulerzählung- die Aufstiegsgeschichte Davids ist ten<strong>de</strong>nziös an<strong>de</strong>rs als die Thronnachfolgegeschichte- <strong>de</strong>r Aufstieg han<strong>de</strong>lt von David und Goliath, die Nachfolge enthält viele negative Teile- David lernt schon b. Aufstieg Salomo kennen, d. ihm später nochmals vorgestellt wer<strong>de</strong>n muss- <strong>de</strong>r Bezug auf verschie<strong>de</strong>ne Texte <strong>in</strong> Kön ist nicht fiktiv, es gab Chroniken und Listen- <strong>de</strong>r chronologische Königsrahmen stammt aus diesen Listen, die älter s<strong>in</strong>d als Kön- die spätere E<strong>in</strong>teilung unter Joschija kaschiert dies nicht ⇒ die Texte dienen als Quellen31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 23 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>- auch die Namen <strong>de</strong>r Könige s<strong>in</strong>d nicht fiktiv, son<strong>de</strong>rn wohl alt- Elija u. Elischa s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Schriftpropheten, aber Grund für d. Namen „vor<strong>de</strong>re Propheten“- vieles über die bei<strong>de</strong>n ist nicht nach 622 v. Chr. erfun<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n- son<strong>de</strong>rn e<strong>in</strong>er Nordreichs-Quelle von vor 722 v. Chr. entnommen- die Be<strong>de</strong>utung Elijas ist kaum zu überschätzen, man erwartet se<strong>in</strong>e Wie<strong>de</strong>rkunft- ⇒ Christus wird als Wie<strong>de</strong>rgeburt angesehen- Elija hält <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Krise die YHWH-Verehrung durch; viele Wun<strong>de</strong>rgeschichten überliefertKapitel 5: Die späteren geschichtlichen Bücher im hebräischen Kanon: Das sog. chrG5.1 Die ChronikbücherAufbau- 1 Chr 1-9 bil<strong>de</strong>n die sogenannte genealogische Vorhalle (Vorhölle) von Adam bis Saul- geboten wird die Vorgeschichte um die Könige; Individualismus spielt ke<strong>in</strong>e Rolle- was <strong>in</strong> Israel zählt, s<strong>in</strong>d die Vorfahren; <strong>das</strong> Individuum ist Epiphänomen <strong>de</strong>s Kollektivs- die biblischen Genealogien s<strong>in</strong>d fiktiv, aber <strong>de</strong>r eigentliche thematische Schwerpunkt- 1 Chr 10 - 2 Chr 9 ist mit <strong>de</strong>r Geschichte Davids und Salomos die Gründungsgeschichte Israels- 2 Chr 10-36 ist die Bewährungsgeschichte <strong>de</strong>r Davidi<strong>de</strong>n bis zum Exil- 2 Chr 36 bietet e<strong>in</strong>en freundlicheren Ausblick als Kön, wo Jojak<strong>in</strong> <strong>das</strong> Gna<strong>de</strong>nbrot ißt- 2 Chr 36,22-23 spielt auf 538 v. Chr. an, die Eroberung Babylons durch die Perser- geme<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d <strong>de</strong>r Auftrag zum Tempelbau und die Rückkehr aus <strong>de</strong>m Exil- aus <strong>de</strong>m Text ⇒ aber: es s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Orig<strong>in</strong>alquellen [vorhan<strong>de</strong>n / verwen<strong>de</strong>t]Thematische Schwerpunkte- Konzentration auf Davidi<strong>de</strong>n, Aaroni<strong>de</strong>n, „Priester und Leviten“, die DtrG ke<strong>in</strong>e Rolle spielen- Überschriften <strong>de</strong>r E<strong>in</strong>heitsübersetzung ⇒ beson<strong>de</strong>rs die Davidi<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n betont- „Priester und Leviten“ ist e<strong>in</strong>e nachträgliche Theologisierung <strong>de</strong>s Textes- es gibt e<strong>in</strong>e „wun<strong>de</strong>rsame Prophetenvermehrung“ <strong>in</strong> 2 Chr 20,17+23,18+24,17-22- dort ist von Propheten aus <strong>de</strong>r Priester-Klasse die Re<strong>de</strong>, die alle DtrG nicht vorkommen- Propheten haben <strong>in</strong> dieser Zeit eigentlich ke<strong>in</strong>e Be<strong>de</strong>utung; nur <strong>in</strong> (vor)exilischer Zeit bis 515- historisch verschw<strong>in</strong><strong>de</strong>t die Prophetie- im Grun<strong>de</strong> liegt e<strong>in</strong> theokratisches Mo<strong>de</strong>ll zu Grun<strong>de</strong>: zentrale Be<strong>de</strong>utung hat <strong>de</strong>r Tempel- selbst die Königsgeschichte wird aus <strong>de</strong>r Perspektive <strong>de</strong>s Tempels geschrieben- und die Könige daran gemessen, was <strong>de</strong>m Tempel nützt und was ihm scha<strong>de</strong>t- ChrG beerbt DtrG: auch hier ist <strong>de</strong>r Maßstab für die Bewertung <strong>de</strong>r Könige die Tora- Schlagwort „Tora und Propheten“ stammt aus ChrG, die Juda-Perspektive wird verschärft- Nordreich wird nur perspektivisch betrachtet, alle Nord-Könige s<strong>in</strong>d, wenn erwähnt, Frevler- nichtmals mehr fiktiver Objektivismus wie <strong>in</strong> DtrG [Vergleichsmaßstab] ist vorhan<strong>de</strong>n- es gilt e<strong>in</strong> strenger Tun-Ergehens-Zusammenhang (z. B. 2 Chr 24): „wenn du tust, was ...“- Gehorsam zieht die Treue, Ungehorsam die Vergeltung YHWHs nach sich- nach <strong>de</strong>m „Vergeltungspr<strong>in</strong>zip“ ist Erfolg e<strong>in</strong>e unmittelbare historische Folge <strong>de</strong>r Treue- ⇒ die Geschichte muss verbogen wer<strong>de</strong>n, wie z. B. bei Manasse <strong>in</strong> 2 Chr 33,11-20- e<strong>in</strong> synoptischer Vergleich zwischen 2 Chr und || 2 Kön 21,1-18 (DtrG) ergibt:- nach 2 Kön ist Manasse <strong>de</strong>r schlimmste Süd-König überhaupt mit allen <strong>de</strong>nkbaren Freveln- lässt se<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>de</strong>r durchs Feuer gehen, opfert auf <strong>de</strong>n Kulthöhen etc.; <strong>de</strong>nke an DtrG- <strong>das</strong> Exil (etwa 100 Jahre später) wird mit <strong>de</strong>m Frevel Manasses alle<strong>in</strong> begrün<strong>de</strong>t- dieser DtrG-Tun-Ergehens-Zusammenhang wür<strong>de</strong> nach ChrG nicht mehr bestehen- Manasse regierte 55 Jahre, nach ChrG dürfte er nicht so lange und Exil käme unmittelbar- ChrG erf<strong>in</strong><strong>de</strong>t zusätzliche Frevel wie „Heere <strong>de</strong>s Himmels“ = Astralgottheiten- aber: nach ChrG bereut Manasse alles, woh<strong>in</strong> er nach DtrG zum To<strong>de</strong> verurteilt ist31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 24 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>- Intensivierung <strong>de</strong>r Negativzeichnung zeigt sich im synoptischen Vergleich aller Könige- nicht alle diese Ten<strong>de</strong>nzen s<strong>in</strong>d gänzlich unhistorisch, so die Notiz <strong>in</strong> 2 Chr 33,14- für <strong>de</strong>n Text ist sie unproduktiv, ihre Funktion im ChrG ist völlig ungeklärt- tertiäre Geschichtsschreibung ist <strong>in</strong>tensivierte theologische Reflexion- DtrG war „sekundäre Geschichtsschreibung“, ChrG ist eigentlich gar ke<strong>in</strong>e solche mehr- Geschichte wird theologisch angepasst, e. Umbau d. DtrG wäre zur Entstehungszeit unmöglich- ChrG ist „rewritten bible“, e<strong>in</strong>e nochmal erzählte Bibel <strong>de</strong>r älteren Vorgabe Kön- normalerweise gibt es d. Phänomen <strong>de</strong>r Neuschreibung bei außerbiblischen ApokryphenHistorisches- Hauptquelle für ChrG s<strong>in</strong>d Sam + Kön; Frage ist, nach welchem Text: LXX o<strong>de</strong>r Hebraica- es gibt wohl auch außerbiblische Quellen, z. B. <strong>in</strong> 2 Chr 33,14 (Manasse, [E])- e<strong>in</strong> Grundbestand von Esra* und Neh* ist bekannt, 2 Chr 36,22 kennt Esra 1,1ff- ChrG hat Redaktionsgeschichte, stammt nicht von e<strong>in</strong>er Hand; Literarkritik geht zu weit- man kann sie nicht so <strong>in</strong>tensiv treiben wie <strong>in</strong> DtrG- <strong>de</strong>r [e<strong>in</strong>] Verfasser lässt sich mit <strong>de</strong>r Frage cui bono = zu wessen Nutzen f<strong>in</strong><strong>de</strong>n- ⇒ es nützt <strong>de</strong>m Jerusalemer Tempel, dient „se<strong>in</strong>en“ Interessen und <strong>de</strong>r ihn tragen<strong>de</strong>n Schicht- Entstehungszeit: <strong>das</strong> Kyros-Edikt wird vorausgesetzt ⇒ ChrG nach 539 v. Chr. enstan<strong>de</strong>n- weitere Indizien gibt es <strong>in</strong> 1 Chr 29,7 <strong>in</strong> <strong>de</strong>n (persischen) „Dareiken“ bei David- Dareiken gibt es erst seit <strong>de</strong>r Perserzeit: Dareios I. führte sie um 500 v. Chr. e<strong>in</strong>- e<strong>in</strong> Abstand zum Geschehen ist für <strong>de</strong>n Text notwendig ⇒ weg vom En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Exils- 1 Chr 3,17ff nimmt mit <strong>de</strong>n Nachfahren Jojach<strong>in</strong>s Bezug auf die erste Exilierung (598):- die „7. Generation danach“ weist bei e<strong>in</strong>er Generation von 20 Jahren auf ⇒ ±450 v. Chr.- <strong>de</strong>r term<strong>in</strong>us ante quem ist Sir (ca. 180 v. Chr.), Sir 47,8-7 setzt ChrG voraus:- David hat schon mit <strong>de</strong>m Tempel zu tun, <strong>de</strong>nkt darüber nach- ⇒ von 450 - 200 v. Chr. ist alles möglich, näher ist die Grenze mit Esra + Neh zu ziehen- diese Quellen für ChrG lassen sich <strong>in</strong> die Zeit 400 - 200 v. Chr. datieren ⇒5.2 Esra und Nehemia- eigentlich s<strong>in</strong>d Esra und Neh e<strong>in</strong> nachexilisches Doppelwerk von ca. 520 - 480 v. Chr.- m<strong>in</strong><strong>de</strong>stens aber 5. Jh. (nach 400 v. Chr.);; die Reihenfolge <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Bibel: Esra-Neh- heute wissen wir, <strong>das</strong>s es ke<strong>in</strong>e chronologische Folge ist: Nehemia ist älter- Neh war Statthalter Artaxerxes I., ab 450 v. Chr.- Esra erhielt 398 v. Chr. e<strong>in</strong>en Auftrag von Artaxerxes II.- Esra + Neh wur<strong>de</strong>n als e<strong>in</strong> Buch zu <strong>de</strong>n Ketubim aufgenommen und erst die LXX spaltet 9- bei<strong>de</strong> benutzen e<strong>in</strong>e ähnliche Term<strong>in</strong>ologie zur Vertretung <strong>de</strong>r gleichen Theologie- die strukturellen Schemata s<strong>in</strong>d vergleichbar, Esra taucht <strong>in</strong> Neh auf;; heute 2 Bücher- Nehemia war Judäer, ist anhand <strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>ten Personenamen (und Filiationen) datierbar:- zeitgleich tauchen die Namen <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Papyri <strong>de</strong>r judäischen Geme<strong>in</strong><strong>de</strong> <strong>in</strong> Elephant<strong>in</strong>e auf- Elephant<strong>in</strong>e wur<strong>de</strong> wahrsche<strong>in</strong>lich 500 v. Chr. gegrün<strong>de</strong>t- Nehemia sicherte die Stadt [Jerusalem] äußerlich durch e<strong>in</strong>e Mauer- Esra war Schriftgelehrter und Priester, sicherte Jerusalem <strong>in</strong>nerlich durch die Tora [E: Dtn]Aufbau- Esra 1-6: Rückkehr aus <strong>de</strong>r Verbannung und Wie<strong>de</strong>raufbau <strong>de</strong>s Jerusalemer Tempels- Mission <strong>de</strong>s Esra: Esra 7-10 Tora <strong>de</strong>s Mose + eigentlich Neh 8(-10) Auflösung <strong>de</strong>r Mischehen- Mission Nehemias: Neh 1,1-7,5 Wie<strong>de</strong>raufbau <strong>de</strong>r Mauer + Neh 11-13 Abbau <strong>de</strong>r Verschuldung- Nehemia-Denkschrift ist eigentlich e<strong>in</strong>e Doppelung: es geht um <strong>de</strong>n Aufbau <strong>de</strong>r Stadt- und um die Entschuldung <strong>de</strong>r Judäer angesichts ihrer Schuld [vor YHWH]9 und die Vulgata übernahm, obwohl Übersetzung von MT, diese E<strong>in</strong>teilung31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 25 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>- <strong>das</strong> dom<strong>in</strong>ante Schema ist: königlicher Auftrag Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong> Überw<strong>in</strong>dung <strong>de</strong>rselben- Esra treibt so Zahlungen für <strong>de</strong>n Tempel und Nehemia für <strong>de</strong>n Mauerbau e<strong>in</strong>Ältere Quellen [und jüngere!; wichtiges Thema!]- Darstellungen nach Pentateuch und / o<strong>de</strong>r Enneateuch s<strong>in</strong>d schon vorhan<strong>de</strong>n (DtrG)- daneben aus <strong>de</strong>rselben Zeit Hag und Sach, <strong>de</strong>r zweite Tempelbau 515 ist getätigt- I-Sach (= Sach 1-8) ist älter als <strong>de</strong>r Rest <strong>in</strong> Sach und sicher Quelle für Esra- unumstritten ist auch die Liste <strong>de</strong>r am Mauerbau Beteiligten, e<strong>in</strong>e sicher historische Liste- es geht um <strong>de</strong>n (Wie<strong>de</strong>r-)Aufbau Jerusalems, die Liste stammt aus <strong>de</strong>m 5. Jh. v. Chr.- zu f<strong>in</strong><strong>de</strong>n ist sie Neh 3,1-32- die Nehemia<strong>de</strong>nkschrift <strong>in</strong> Neh 1-7,5+11-13 [E] sieht aus wie e<strong>in</strong> Rechenschaftsbericht- dieser war öffentlich, eventuell von ihm selbst und stammt ebenfalls aus <strong>de</strong>m 5. Jh.- es g<strong>in</strong>g um se<strong>in</strong>e Tätigkeit als Statthalter- für Esr 4-6 e<strong>in</strong>e vorchronistische aramäische Quelle, die nicht aus <strong>de</strong>r persischen Kanzlei stammt- Esr 4-6 ist aramäischer Text, es geht um <strong>de</strong>n Tempelbau und die Erlaubnis dazu- Aramäisch ist persische Reichssprache und diplomatische Sprache (l<strong>in</strong>gua franca)- es gibt ke<strong>in</strong>e Orig<strong>in</strong>aldokumente vom persischen Hof mehr ⇒- Text ist aus Jerusalemer Perspektive formuliert und stark davon geprägt- auf aramäisch verfasst, damit es wie e<strong>in</strong>e Abschrift aussieht; Beispiel: Esra 6,1-12- es geht um die Rückkehr aus Babylon, und um die strittigen Landbesitzansprüche- entwe<strong>de</strong>r zum Überleben o<strong>de</strong>r zum Tempelbauen braucht man Land- aber es gab Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong> aus Samaria, wo ke<strong>in</strong>e YHWH-Anhänger lebten- <strong>de</strong>r Tempel von 515 v. Chr. ist eigentlich nur e<strong>in</strong> Altar mit Mauer drumherum 10- Ergebnis d. Streitigkeiten: Herauslösung e<strong>in</strong>es autonomen Bereichs „Israel“ aus Samaria- diese Quelle ist jünger als Esra und Neh, <strong>de</strong>nn die Reihenfolge <strong>de</strong>r Perserkönige ist falsch- <strong>das</strong> passiert erst mit Abstand zur entsprechen<strong>de</strong>n Herrschaft ⇒ nach 333 v. Chr. (Issos)- Heimkehrerliste <strong>in</strong> Esra 2 ist entgegen <strong>de</strong>r Liste <strong>de</strong>r am Mauerbau Beteiligen unhistorisch- die Volkszählungsliste wird fiktiv <strong>in</strong> die Urzeit verlegt, gehört wahrsche<strong>in</strong>lich <strong>in</strong>s 4. Jh.- die „Dareiken“ <strong>de</strong>r E<strong>in</strong>heitsübersetzung <strong>in</strong> Esra 2,96 s<strong>in</strong>d eigentlich schon „Drachmen“- diese gibt es erst nach 333 v. Chr.; aber <strong>de</strong>r Text ist auch nicht wesentlich jünger- Esraerzählung <strong>in</strong> Esra 7-10 stammt mit Neh 8 von Esra 1-6 ab- die Liste <strong>in</strong> Esra 7 hängt von <strong>de</strong>r <strong>in</strong> Esra 2 ab ⇒ Esra 7 ist jünger als Esra 2[Fazit und] theologisches Konzept- ‚nach’ <strong>de</strong>r E<strong>in</strong>arbeitung dieser Quellen erfolgte die Aufteilung <strong>in</strong> Esra und Neh wie heute- früher sprach man noch von e<strong>in</strong>em „historischen Geschichtswerk“ ähnlich wie DtrG- fiktiv schließen Esra und Neh auch gut an Chr an⇒ chronistisches Geschichtswerk- es geht hier also nicht um e<strong>in</strong>en Autor, son<strong>de</strong>rn um <strong>in</strong>haltlichen Zusammenhang- es gibt ke<strong>in</strong>en literargeschichtlichen Zusammenhang- e<strong>in</strong>ige Teile von Esra und Neh s<strong>in</strong>d älter als Chr, zum Beispiel <strong>das</strong> Kyrosedikt Esra 1,2-4- es ist nicht i<strong>de</strong>ntisch; es wur<strong>de</strong> verdoppelt und an || 2 Chr 36,23ff gehängt- die Vorstellung <strong>de</strong>r Re<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Kyros ist die, die Babylon von ihm hatte- theologisch wird die Verkündigung <strong>de</strong>r Mose-Tora durch <strong>in</strong>nern u. äußeren Wi<strong>de</strong>raufbau --- = <strong>in</strong>nerer: Abbau <strong>de</strong>r Mischehen und <strong>de</strong>r Verschuldung- = äußerer: Aufbau <strong>de</strong>s Tempels und <strong>de</strong>r Mauern Jerusalems -- flankiertKapitel 6: Die Propheten6.1 Was s<strong>in</strong>d ProphetInnen?10 unsere Vorstellung stammt erst vom dritten Tempel, <strong>de</strong>m <strong>de</strong>s Hero<strong>de</strong>s, <strong>de</strong>r 70 n. Chr. zerstört wur<strong>de</strong>31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 26 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>Def<strong>in</strong>ition von Propheten u. <strong>das</strong> geme<strong>in</strong>altorientalische Phänomen <strong>in</strong> Syrien / Mesopotamien- es gibt ke<strong>in</strong>e Buchprophet<strong>in</strong>nen, und Propheten s<strong>in</strong>d nicht vor allem Zukunftsweissager- dieses Bild stammt aus <strong>de</strong>m NT; <strong>in</strong> Wahrheit diagnostizieren Propheten eher als zu prognostizieren- gera<strong>de</strong> für Israel ist die Diagnose wichtig, aber Prophetie gab es auch außerhalb Israels- e<strong>in</strong>e religiöse Offenbarungsre<strong>de</strong> ist dann Prophetie, wenn <strong>de</strong>r „Prophet“ - persönlich d. Offenbarung e<strong>in</strong>er Gottheit teilhaftig wird (kognitives Erleben: Vision, Audition...)- <strong>de</strong>n Auftrag zur sprachlichen o<strong>de</strong>r symbolischen Weitergabe an <strong>de</strong>n Adressaten erhält- er ist also (MICHEL) e<strong>in</strong> berufener Rufer, <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>en erhaltenen Inhalt an dritte weitergibt- Zeugnisse für altorientalische Propheten außerhalb Israels gibt es z. B. <strong>in</strong> Jer 27,9- es gibt Propheten kle<strong>in</strong>erer Nachbarvölker;; <strong>in</strong> Num 22-24 tritt Bileam auf- für Bileam, <strong>de</strong>n Sohn Beors, gibt es <strong>in</strong> Tell Deir Alla <strong>in</strong> Jordanien Inschriften = außerbiblisch- es gibt auch judäische Zeugnisse für <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Bibel gar nicht erwähnte Propheten- d. Lachisch-Ostrakon 3 ist e. kle<strong>in</strong>er Brief, kurz vor Jerusalems Fall entstan<strong>de</strong>n (597-587)- eventuell ist mit <strong>de</strong>m hebräischen abn = nb’ (nabi) Jeremia geme<strong>in</strong>t, eher aber nicht- Konflikte zweier Propheten möglich, erst LXX macht aus e<strong>in</strong>em dann <strong>de</strong>nyeudoprofhthj- davor im Hebräischen ist nur von ayb1n_ = nabi die Re<strong>de</strong> ⇒ YHWH selber beruft alle- <strong>das</strong> Problem <strong>de</strong>r Falschprophetie gibt es auch Jer 28 und Am 7,12-14Induktive und <strong>in</strong>tuitive Prophetie: die Art und Weise von Prophetie und ihre Nachbarschaft- großer Kontext ist die Div<strong>in</strong>ation = <strong>das</strong> Erhalten von Kenntnissen über die Götter- Teilbereich ist die Mantik, wobei unterschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Kriterium Induktion / Intuition ist- <strong>in</strong>duktiv heißt, <strong>das</strong> technisches Vorgehen nötig ist, um Offenbarung zu erhalten- <strong>in</strong>tuitiv (= Mantik) heißt, <strong>das</strong>s man nichts tun muss, um Offenbarung zu erhalten- abgegrenzt wird Prophetie gegen <strong>de</strong>n Begriff <strong>de</strong>r Magie (im engeren S<strong>in</strong>n)- zur Magie gehören manipulative Praktiken und Erfolgsgarantie- <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Prophetie gibt es ke<strong>in</strong>en Zwang, mith<strong>in</strong> aber auch ke<strong>in</strong>e Erfolgsgarantie- Umfeld von Prophetie s<strong>in</strong>d Wahrsagerei und Zeichen<strong>de</strong>utung, vgl. dazu Dtn 18,10f- alle solchen Praktiken, mantische u. z. T. auch magische, s<strong>in</strong>d per Def<strong>in</strong>ition ausgeschlossen- d.h. ke<strong>in</strong>e Gestirns<strong>de</strong>utung, E<strong>in</strong>gewei<strong>de</strong>- u. Vogelschau, Los- u. Becherorakel, Wolken<strong>de</strong>utung- ebenso ke<strong>in</strong>e Zauberei und Nekromantie = Totenbeschwörung- dagegen s<strong>in</strong>d Traum u. echte Prophetie erlaubt; im Christentum gibt es Ps als Beschwörung...Term<strong>in</strong>ologie im <strong>AT</strong>: „Prophet“ (ayb1n_ nabi), „Seher“, „Schauer“, „Gottesmann“- es gibt vier Bezeichnungen, ayb1n_ = nabi ist die wichtigste = Prophet, e<strong>in</strong>eBerufsbezeichnung- daneben gibt es Seher, Schauer und Gottesmann, die Begriffe s<strong>in</strong>d austauschbar (1 Sam 9)- Propheten können berufsmäßig arbeiten und bezahlt wer<strong>de</strong>n, müssen aber nicht- Prophet ist man durch die Berufung, man kann befragt wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r von sich aus re<strong>de</strong>n- es gibt Prophetenschüler und damit auch ~Schulen, 2 Kön 2; „~Zünfte“, „Or<strong>de</strong>n“ o<strong>de</strong>r- „Genossenschaften“; die <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Literatur verwen<strong>de</strong>ten Begriffe s<strong>in</strong>d meist unzutreffend- es gibt <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Prophetie extatische Phänomene, die nicht Audition o<strong>de</strong>r Vision s<strong>in</strong>d- <strong>in</strong> 1 Sam 19,18-24 ist die Unbeklei<strong>de</strong>theit e<strong>in</strong> ekstatisches Phänomen e<strong>in</strong>er Schule- die wichtigste Ablehnung von Propheten f<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich Sach 13,2-6: hier wird’s gefährlich- Selbstverwundung o<strong>de</strong>r Verwundung an<strong>de</strong>rer ist eigentlich tabu- es gibt manchmal <strong>in</strong> Israel auch e<strong>in</strong>en ProphetenmantelSoziale Herkunft von Propheten und <strong>de</strong>ren Adressaten- Propheten richten sich an die Oberschicht und kommen auch aus ihr- vor allem die selber schreiben<strong>de</strong>n Propheten genießen <strong>das</strong> Privileg <strong>de</strong>r Bildung- auch die „Viehzüchter“ s<strong>in</strong>d Oberschicht und reiche Leute: Bildung ist teuer31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 27 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>- die Propheten <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Schulen lebten am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Existenzm<strong>in</strong>imums- vor allem Elija und Elischa / Am 7 / 1 Sam 9- ZENGER: Propheten treten „okkassionell“ auf, wie Am ohne Ausbildung; MICHEL: bei<strong>de</strong>s- Propheten s<strong>in</strong>d gera<strong>de</strong>zu charakteristischer Weise gefähr<strong>de</strong>t, erlei<strong>de</strong>n oft <strong>das</strong> Martyrium- Hos 9,7-9; o<strong>de</strong>r Jeremia, <strong>de</strong>r se<strong>in</strong>e Verfolgung <strong>in</strong> Klagelie<strong>de</strong>rn bes<strong>in</strong>gt =- <strong>de</strong>n Konfessionen;; Prophetenverfolgung gibt es sogar noch im NT- die H<strong>in</strong>richtung Jesu wird, hauptsächlich aus Jeremia gespeist, so ge<strong>de</strong>utet- meistens ist <strong>de</strong>r König angesprochen, je<strong>de</strong>nfalls außerhalb <strong>de</strong>s <strong>AT</strong>, so <strong>in</strong> || syrischen Texten- assyrische Tontäfelchen <strong>in</strong> Keilschrift belegen die Prophetie durch Inschrifen- von <strong>de</strong>n Tontäfelchen wur<strong>de</strong>n Sammeltafeln erstellt, e<strong>in</strong> erster Schritt zur Bewahrung- im <strong>AT</strong> ist oft auch <strong>das</strong> ganze Volk bzw. die Oberschicht angesprochen- im <strong>AT</strong> gibt es konsequente Bewahrung von Prophetie, sowohl von „Hofpropheten“- = „Festangestellten“ wie Gad und Nathan, die durchaus auch als Mahner auftreten- nach <strong>de</strong>m Zeugnis <strong>in</strong> Sam s<strong>in</strong>d sie aber an <strong>de</strong>n Hof zum<strong>in</strong><strong>de</strong>st beruflich gebun<strong>de</strong>n- als auch von „Kultpropheten“, die an <strong>de</strong>n Tempel gebun<strong>de</strong>n s<strong>in</strong>d: Hag, Sach, Habäußere Formen von Prophetie- nonverbal o. averbal: durch Zeichen- u. Symbolhandlungen, Rollenspiel ☺ u. Straßentheater- Beispiel: Jes 20,2-6, e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Erzählung <strong>in</strong> durchaus realistischer Darstellung- Jesaia „prophezeit“ hier durch e<strong>in</strong>e Symbolhandlung- die verbale Form ist häufiger, sie kann auch mit nonverbalen Elementen gekoppelt se<strong>in</strong>- ob sie poetisch se<strong>in</strong> muss, ist umstritten;; die Theorie <strong>de</strong>r „Flugblätter“ me<strong>in</strong>t stehen<strong>de</strong> Sprüche- Prophetie arbeitet mit Metaphern und Vergleichen zur Intensivierung; Bsp. Hos 13,6-9 11<strong>Literarische</strong> Formen von Prophetie- zugleich s<strong>in</strong>d die Gattungen auch Kennzeichen <strong>de</strong>r Prophetie; die Elemente e<strong>in</strong>es Spruchs:- die Botenspruchformel ist die wichtigste Form, sie entstammt <strong>de</strong>r Diplomatensprache- „so sagt / spricht YHWH“ (<strong>in</strong> <strong>de</strong>r Diplomatie hieße es „spricht <strong>de</strong>r König / Herr“)- sie wird gern mit <strong>de</strong>m Höraufruf komb<strong>in</strong>iert: „hört <strong>das</strong> Wort YHWHs / dieses Wort“- dieser Höraufruf br<strong>in</strong>gt <strong>de</strong>n Anspruch zum Ausdruck, <strong>das</strong>s e<strong>in</strong> Text Prophetie se<strong>in</strong> will- ebenso die Wortereignisformel: „und es erg<strong>in</strong>g <strong>das</strong> Wort YHWHs an ...“;; weiterh<strong>in</strong>- gibt es Gehbefehle: „steh auf, geh zu...“ und Re<strong>de</strong>befehle: „du sollst sagen / sprechen zu...“- und schließlich die Gottesspruchformel: „Spruch YHWHs“- die Gattungen <strong>de</strong>r Sprüche s<strong>in</strong>d <strong>das</strong> Gerichtswort, aus Schelt- und Drohwort zusammengesetzt:- die Struktur e<strong>in</strong>es Gerichtswortes lässt sich am Beispiel 1 Kön 21,17-19 zeigen:- Wortereignisformel - zwei Gehbefehle - Re<strong>de</strong>befehl mit Botenspruchformel- dann <strong>das</strong> Scheltwort, <strong>das</strong>s die Schuld <strong>de</strong>s Adressaten aufweist; danach Überleitung mit- „darum“ + Botenspruchformel zum Drohwort, <strong>das</strong>s die Strafe für die Schuld ansagt- neben <strong>de</strong>m Gerichtswort gibt es Wehruf („weh euch, ...“), Klage und Rechtsstreit:- = e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>szenierte Gerichtsverhandlung;; all dies s<strong>in</strong>d negative Formen <strong>de</strong>r Prophetie- positive Formen s<strong>in</strong>d Heilsankündigungen und ~orakel: „fürchte dich nicht, (<strong>de</strong>nn)...“- neuassyrische Prophetie besteht zumeist aus Heilsorakeln ⇒ Häufung <strong>in</strong> assyrischer ZeitSpezifika bzw. Ten<strong>de</strong>nzen alttestamentlicher Propheten- alle Prophezeihungen geschehen im Namen YHWHs = Monolatrie und später Montheismus- im Umfeld Israels gibt es auch Prophetie an<strong>de</strong>rer Götter, <strong>in</strong> Israel zusätzlich e<strong>in</strong>en Israel-Bezug:- bei assyrischen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Propheten ist eigentlich stets <strong>de</strong>r König angesprochen- <strong>in</strong> Israel ist stets <strong>das</strong> ganze Volk geme<strong>in</strong>t, daher auch typisch Sozial- und Gewaltkritik- beson<strong>de</strong>rs typisch für Israel ist Gerichtsprophetie, Bitt- und Dankprophetie gibt es kaum11 e<strong>in</strong>ige Tiermetaphern, mit <strong>de</strong>nen Gott geme<strong>in</strong>t ist31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 28 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>- Sammlungen außerhalb Israels s<strong>in</strong>d meist positive Prophetie, weil negative ke<strong>in</strong>er sammelt- <strong>in</strong> Israel dagegen s<strong>in</strong>d typischerweise auch negative Sprüche überliefert- israelische Propheten arbeiten eher wi<strong>de</strong>rwillig: Jes, Jer, Am; assyrische dagegen meist willig- <strong>de</strong>r <strong>in</strong>tuitive Charakter wird stark betont, aber auch biblische Propheten wer<strong>de</strong>n befragt- sie warten meist, bis sie von Gott Intuition erhalten;; ten<strong>de</strong>nziell aber s<strong>in</strong>d sie <strong>in</strong> Opposition- zu <strong>de</strong>n Adressaten: so Hochverräter und Außenseiter Jeremia, ten<strong>de</strong>nziell auch JesaiaSpezifika alttestamentlicher Prophetenbücher und weitere Differenzierungen- Sammlungen <strong>in</strong> Assur s<strong>in</strong>d um d. Sammlung willen, <strong>in</strong> Israel gibt es e<strong>in</strong>e Interpretationsgeschichte- ⇒ die Prophetie bleibt durch Jahrhun<strong>de</strong>rte relevant, die Gerichtsprophetie wird e<strong>in</strong>gebun<strong>de</strong>n- sie wird dabei nicht beschönigt, wobei schon die Überlieferung bemerkenswert ist- die nicht schriftlichen Propheten heißen vorklassische Propheten: Elija, Elischa, Samuel- wer<strong>de</strong>n <strong>in</strong>nerhalb <strong>de</strong>r Geschichtsbücher überliefert und s<strong>in</strong>d weniger Spruchpropheten- kle<strong>in</strong>e Propheten = die kurzen Bücher wur<strong>de</strong>n schnell zum Zwölfprophetenbuch gefasst- nur <strong>de</strong>n Propheten zugeordnet s<strong>in</strong>d die Klgl Jeremias, Bar als Schreiber Jeremias und Dan- Nordreichspropheten gibt es nur ganz kurz, die ältesten <strong>de</strong>s Südreichs: Jes, Mi (messianisch)6.2 Die bei<strong>de</strong>n Nordreichspropheten Hosea und Amos- <strong>das</strong> Spezifikum <strong>in</strong> Israel ist d. Gerichtsprophetie, beson<strong>de</strong>rs bei Amos um Wen<strong>de</strong> 760 v. Chr.- er stammt aus <strong>de</strong>m Südreich (Tekoa) ⇒ ist „Auslän<strong>de</strong>r“ u. tritt als ältester Schriftprophet auf- Hosea stammt aus <strong>de</strong>m Nordreich, er spricht <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Wirren <strong>de</strong>r Krise dazu (750-722 v. Chr.)- Israel steht vor <strong>de</strong>m syro-ephraimitischen Krieg, Assyrer drohen im Nor<strong>de</strong>n und arrondieren- Aram und Israel versuchen 735 noch, Juda <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Koalition gegen die Gegner zu br<strong>in</strong>gen- am En<strong>de</strong> ist Aram vernichtet, <strong>de</strong>r Nordstaat auf 1/3 se<strong>in</strong>er Fläche verkle<strong>in</strong>ert (733/2 v. Chr.)- Hosea spricht kurz danach 730-720 dagegen, Amos etwas früher noch <strong>in</strong> aramäischer Zeit- ⇒ Propheten s<strong>in</strong>d hellsichtig, können 750 die Lage diagnostizieren ⇒ ke<strong>in</strong>e „Zukunfts<strong>de</strong>utung“- die Probleme wären für <strong>das</strong> assyrische Weltreich ziemlich belanglos (außer Nordküste)- aber Israel begehrt gegen die Assyrer auf ⇒ KriegHosea- <strong>de</strong>r Anteil Hoseas am Buch Hos ist relativ groß, es gibt auch Redaktion, aber weniger als Jer- großes Thema ist Baal o<strong>de</strong>r YHWH = die Monolatrie bei Amos Gewalt- und Sozialkritik- Hos übt eher klassische religiöse Kritik (z. B. Hos 2,10)- er vollzieht <strong>das</strong> Verhältnis Israel YHWH an Hand <strong>de</strong>r Familie nach: Hos 2,18- er verwen<strong>de</strong>t viele sexuelle Bil<strong>de</strong>r, o<strong>de</strong>r <strong>das</strong> Bild <strong>de</strong>s Stiers für Baal im Nordreich- Kult gibt es nur im Südreich, dort wird alles abgefangen- ⇒ Problem <strong>de</strong>r Vermischung von YHWH (Form) und Baal (Inhalt <strong>de</strong>s Kultes)- zweiter Punkt ist die Sozialkritik im weitesten S<strong>in</strong>n, an König (10,3-4) u. Priestern (4,1-10)- zu <strong>de</strong>n Königen, die im Nordreich zu schnell wechseln, um Dynastien aufzubauen- sagt er, <strong>das</strong>s ke<strong>in</strong>e Bündnisse geschlossen wer<strong>de</strong>n dürfen ⇒ ke<strong>in</strong>e überzogene Kritik- Israel sah tatsächlich so aus, <strong>de</strong>nnoch wird Hos <strong>in</strong> Israel an<strong>de</strong>rs als <strong>in</strong> Assyrien abgelehnt- bezüglich <strong>de</strong>r Priester, die auch Lehrer s<strong>in</strong>d, wer<strong>de</strong>n Falschlehren aufge<strong>de</strong>ckt- die Sozialkritik hat e<strong>in</strong>e ethische Dimension (4,2) und ist an <strong>de</strong>r Dekalogreihe ausgerichtet- Hos knüpft an d. ältere (umstritten) Dekalogtradition an: Lügen vor Gericht u. Menschenraub- wahrsche<strong>in</strong>lich ist die älteste Dekalogreihe (Dtn) daher aus <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s 8. Jh.: Jer 7,9- die Propheten for<strong>de</strong>rn e<strong>in</strong> bestimmtes Ethos <strong>in</strong> zwischenmenschlichen Beziehungen e<strong>in</strong>- ke<strong>in</strong>e „vertikale“ YHWH-Verehrung ohne die Achtung <strong>de</strong>s Menschen (= horizontal)- so wird Hos 6,6 <strong>in</strong> Mt 9,13+12,7 verstan<strong>de</strong>n, begrün<strong>de</strong>t mitten <strong>in</strong> Hos: Hos 11:- dort Spannung zwischen Zorn und Barmherzigkeit YHWHs:- trotz Verletzung bei<strong>de</strong>r Beziehungen gibt es Gottes Liebe (merke: Efraim = Israel)- Hos gebraucht „Sohn Gottes“ metaphorisch für Israel, was Christus nicht aufhebt31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 29 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>Amos- hat drei große Teile: Am 1-2 (Fremd)Völkersprüche, 3-6 Unheil gegen Israel, 7-9 Visionszyklus- zentrales Thema ist Gewaltkritik, allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> Juda nicht gegen Juda, son<strong>de</strong>rn gegen an<strong>de</strong>re- die Kriegsverbrechen an<strong>de</strong>rer heben die Sozialkritik gegen Israel auf Gewaltkritik-Ebene- an<strong>de</strong>rnfalls wäre Sozialkritik lächerlich, was sie nicht ist ⇒ sie hat große Be<strong>de</strong>utung- Gewalt- und Sozialkritik s<strong>in</strong>d also auch dann Themen, wenn nicht explizit ausgedrückt- Kultkritik ist nur e<strong>in</strong>e unter vielen (Am 5,21-24*.27); Am 8,2 prophezeiht <strong>de</strong>n Untergang- die Sozialkritik bezieht sich auf die Oberschicht, die Drohung auf ganz Israel- dieses Amoswort geht En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 6. Jh. <strong>in</strong> Gen 6,13 e<strong>in</strong>- was bleibt, ist e<strong>in</strong> politischer Witz: 722 geht <strong>das</strong> große, mächtige Israel unter, während- <strong>das</strong> kle<strong>in</strong>e, unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Juda übrigbleibt6.3 Schriftprophetie im Südreich6.3.1 Jesaja- <strong>de</strong>r Prophet mit <strong>de</strong>r größten Wirkungsgeschichte, mit <strong>de</strong>r wichtigste Prophet zu Jesu Zeit- ⇒ viele Kommentare, häufig gelesen; die E<strong>in</strong>teilung f<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich auch <strong>in</strong> <strong>de</strong>r E<strong>in</strong>heitsübersetzung- Protojesaja I-Jes: 1-39; Deuterojesaja II-Jes: 40-55; Tritojesaja III-Jes: 56-66- im Mo<strong>de</strong>rnistenstreit wur<strong>de</strong> diese Hypothese (ke<strong>in</strong> Zwang) radikal abgelehnt- Argumente für die Bruchl<strong>in</strong>ie zwischen I-Jes 1-39 und II/III-Jes 40-66:- Kapitel 36-39 s<strong>in</strong>d Prosa und || zu 2 Kön 16-28, wahrsche<strong>in</strong>lich von dort übernommen- I-Jes wird mit <strong>de</strong>r Jesajaerzählung (= Jes 36-39) abgeschlossen, so auch Jer 52- Name „Jesaja“ kommt nur bis Kapitel 39 vor, danach nicht mehr; auch nicht <strong>in</strong> 21-35- Jesaja ist Empfänger und Sprecher <strong>de</strong>r Visionen, aber ab Jes 40 fehlen Autoritätsfomeln- ⇒ ab Kapitel 40 erhebt <strong>de</strong>r Text selbst <strong>de</strong>n Anspruch von Jesaja zu se<strong>in</strong> nicht mehr- die judäischen Könige Usija, Jotam, Ahas und Hiskija kommen nur bis Kapitel 39 vor- danach wird e<strong>in</strong>e an<strong>de</strong>re Geschichte zum H<strong>in</strong>tergrund: Jes 44,28+45,1 beziehen sich auf Kyros- dieser Perserkönig vom En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Exils 539 v. Chr. wird gar <strong>de</strong>r „Gesalbte <strong>de</strong>s Herrn“- ab Kapitel 40 ist von Babel, nicht mehr von Assur die Re<strong>de</strong>; gleiches gilt für Kapitel 13-14- <strong>das</strong> Kyrosedikt <strong>in</strong> Esra 1,1-2 o<strong>de</strong>r || 2 Chr 36ad f<strong>in</strong>.: <strong>de</strong>r Erlass wird dort Jer zugeschrieben- <strong>in</strong> Jer f<strong>in</strong><strong>de</strong>t er sich aber nicht, son<strong>de</strong>rn <strong>in</strong> Jes 44 und 45- ⇒ II-Jes h<strong>in</strong>g womöglich ursprünglich an Jeremia, was d. „Rollentechnik“ ermöglichen wür<strong>de</strong>- mögliche Belege für die These bietet Jer 1,5; aber Jer 1 ist e<strong>in</strong> une<strong>in</strong>heitliches Kapitel- Jer 1,5 korrespondiert mit Jes 49,1; möglicherweise hängt sich II-Jes hier an Jer aufDer historische Prophet Jesaja- historisch ist nur I-Jes <strong>in</strong> Jes 1-39, da aber Jes 36-39 angehängt s<strong>in</strong>d ist Quelle nur Jes 1-35- Jesaja trat 740-700 v. Chr. <strong>in</strong> Jerusalem auf, er re<strong>de</strong>t dort und wohnt wohl auch dort- er stammt aus <strong>de</strong>r gebil<strong>de</strong>ten Schicht, die sich <strong>in</strong> <strong>de</strong>n wenigen Städten sammelt- Jes schreibt nach Jes 8,1-2 selbst ⇒ er kann lesen und schreiben; nach Jes 16 hat er e<strong>in</strong> Siegel- Jes 30,8 enthält e<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis auf Schüler (zusätzlich zur prophetischen Diagnose)- Botschaften Jesajas s<strong>in</strong>d Sozialkritik, Schlagworte s<strong>in</strong>d „Recht und Gerechtigkeit“- d. We<strong>in</strong>berglied Jes 5,1-7 wird auch im NT rezipiert, aber Jes wur<strong>de</strong> nicht dafür bekannt- son<strong>de</strong>rn für die Zionstheologie, <strong>das</strong> Wort kommt <strong>in</strong> 1/3 se<strong>in</strong>er Auftretens-Fälle <strong>in</strong> Jes vor- sicher von Jesaja ist d. Präsenztheologie = YHWH auf <strong>de</strong>m Zion präsent <strong>in</strong> Jes 8,18+28,16+31,4- ⇒ Zion ist unüberw<strong>in</strong>dlich, <strong>de</strong>nn YHWH persönlich wohnt dort [E: Jerusalem statt La<strong>de</strong>]- weiterh<strong>in</strong> wichtig ist „Glauben“, beson<strong>de</strong>rs <strong>in</strong> Jes 28,26 und 7,9 („... so wer<strong>de</strong>t ihr nicht geglaubt“)- „Glauben“ wur<strong>de</strong> von Jesaja als Basis <strong>in</strong> d. Theologie e<strong>in</strong>geführt ⇒ Wirkungsgeschichte- Glaube steht stets <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit <strong>de</strong>r Zionstheologie:- Jesaja predigt im syro-ephraimitischen Krieg, nicht zu kämpfen [<strong>de</strong>nn YHWH kämpft]- von Ahas bis Hiskija hält sich aber ke<strong>in</strong>er <strong>de</strong>r Könige daran31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 30 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>- ⇒ Sanherib verwüstet Juda, erreicht aber Jerusalem nicht, zerstört aber 701 Lachisch- Jesaja wertet <strong>de</strong>n Abzug <strong>de</strong>r Assyrer als Wun<strong>de</strong>r und Beweis für YHWHs Treue- ⇒ darauf grün<strong>de</strong>t sich <strong>das</strong> Prestige <strong>de</strong>r Zionstheologie- die Heiligkeit Gottes / YHWHs: Jes 6,3 ist <strong>das</strong> sanctus, allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> unerfreulichem Kontext- e<strong>in</strong>e massive Gerichtsbotschaft gegen Juda und Jerusalem, nur nicht gegen Zion- nur Zion kann nicht zerstört wer<strong>de</strong>n, Juda aber schon ⇒ Gefährlichkeit Gottes: Jes 6,11-13- d. erwähnten Seraphim haben zusätzlich 2 Flügel, um sich vor <strong>de</strong>r Heiligkeit zu schützenProtojesaja (literarische Aspekte)Inhaltsübersicht- Jes 1-12 enthält vor allem Worte an Jerusalem / Zion und Juda, wahr evtl. e<strong>in</strong> eigenes Buch- dieses wäre mit Jes 12 abgeschlossen;; aus <strong>de</strong>r Ich-Form <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Jes-Denkschrift ⇒- <strong>de</strong>r Grundbestand Jes 6-8* ist sicher von Jesaja, möglicherweise se<strong>in</strong> ältestes Werk- Jes 7,14 ist die berühmte Emmanuel-Weissagung („Jungfrau wird e<strong>in</strong>en Sohn gebären“)- ursprünglich war dies wohl e<strong>in</strong> Geburtsorakel an König Ahas, <strong>das</strong> nicht erfüllt wird- im syro-ephraimitischen Krieg re<strong>de</strong>t Jes gegen Ahas ⇒ dieser baut sich etwas zusammen- = e<strong>in</strong> Heilsorakel <strong>in</strong> <strong>de</strong>m negativen Zusammenhang ⇒ Legitimation <strong>de</strong>r Eigen<strong>in</strong>terpretation- Jes 13-23 enthält harte Drohworte ähnlich Hos und Am gegen e<strong>in</strong>zelne Völker- alle Nachbarvölker, beson<strong>de</strong>rs „Erzfe<strong>in</strong>d“ Edom, s<strong>in</strong>d betroffen- alt s<strong>in</strong>d Sprüche gegen Assur, neu gegen Babel; die E<strong>in</strong>heitsübersetzung mil<strong>de</strong>rt ab- Jes 24-27 ist nachexilisch u. gehört <strong>in</strong> die hellenistische Zeit = die sogenannte Jes-Apokalypse- hat mit <strong>de</strong>r klassischen alttestamentlichen Apokalypse Dan zu tun- im kryptischen u. schwer lesbaren Text f<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich Jes 26,29 älteste Auferstehungshoffnung- zu Jesajas Zeit bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich Tote <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Scheol, mit <strong>de</strong>r YHWH nichts zu tun hat [E: NT]- die Zuständigkeit für <strong>de</strong>n Tod wird erst mit Christus errungen, nicht mit Monotheismus 12- Jes 26,29 theologischer Durchbruch und sprachbil<strong>de</strong>nd: YHWH erstmals für Tod zuständig- Jes 28-35* ist e<strong>in</strong>e Spiegelung = Inklusion zu Jes 1-12*: Gerichts- und Heilsworte- umstritten ist <strong>de</strong>r alte Text, wahrsche<strong>in</strong>lich <strong>de</strong>r assyrische Zirkel Jes 28-31*- <strong>de</strong>r Text enthält auch Weherufe und richtet sich an Israel, Juda und / o<strong>de</strong>r JerusalemRedaktiongeschichte <strong>de</strong>s (Proto-)Jesajabuches von 700 bis 200 v. Chr. (Beispiele)- term<strong>in</strong>us ante quem ist die Jesajarolle 1QJes a aus Qumran, ab 150 v. Chr. zu datieren- Ergänzungen aus <strong>de</strong>m 3. Jh. s<strong>in</strong>d die YHWH-Verehrung <strong>in</strong> Ägypten, Jes 19,18-25- = e<strong>in</strong>e universalistische Heilsoffenbarung, Universalisierung im Zuge <strong>de</strong>s Monotheismus- die Übertragung von YHWH auf Ägypten [ist e<strong>in</strong> Symbol] (universalist. Heilsprophetie)- „YHWH für die ganze Welt“ wird aber schließlich erst durch Christus e<strong>in</strong>gelöst- aus <strong>de</strong>m 4. Jh. ist Jes 35, e<strong>in</strong> redaktioneller Gelenktext zur Verknüpfung mit II/III-Jes- <strong>das</strong> Babelorakel Jes 13 stammt aus <strong>de</strong>m 6. Jh.- umstritten ist die Assurredaktion aus <strong>de</strong>r Zeit Joschijas: es geht um die Rettung Zions- Assur wird durch Babylon vernichtet, typischer Text ist Jes 8,23b-9,6- <strong>de</strong>r Text ist auf Joschija gemünzt und überträgt Ägypten-Vorstellungen auf ihn?? - sozusagen e<strong>in</strong>e „Fernerfüllung“ <strong>de</strong>r Prophetie JesajasDeuterojesaja- vergleichbar mit Jeremia, <strong>de</strong>m „Evangelium <strong>de</strong>s <strong>AT</strong>“; term<strong>in</strong>us technicus Ev. erstmals II-Jes- auch im NT erhält II-Jes große Be<strong>de</strong>utung durch die unbed<strong>in</strong>gte Heilszusage- um 540 v. Chr. g<strong>in</strong>g es um e<strong>in</strong>e Zusage an die Exilanten zur Möglichkeit <strong>de</strong>r Heimkehr- theologisch ist diese durch die Vergebungsbereitschaft Gottes motiviert ⇒ neuer Exodus- typisch für II-Jes s<strong>in</strong>d Heilsverheißungen mit <strong>de</strong>r Formel „fürchte dich nicht“- diese Formel gab es auch <strong>in</strong> Neu-Assyrien ⇒ die Orakel richteten sich an assyrische Könige12 Jesaja selbst <strong>de</strong>nkt noch vollkommen monolatrisch31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 31 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>- neu <strong>in</strong> Jes ist die Demokratisierung <strong>de</strong>r Heilszusagen: nun auch für Israel- zweite theologische Schiene ist die Verb<strong>in</strong>dung v. (priesterschriftlicher) Schöpfung u. Geschichte- II-Jes ist <strong>de</strong>r älteste explizit monotheistische Text, evtl. gegen persischen Dualismus formuliert- Beispiel: Jes 45,5-7;; vergleichbar mit dtr Texten, aber jünger als Dtn 4,39- Dtn 6,4-5+5,6-7 s<strong>in</strong>d noch monolatrisch;; | Beispiel: Enuma Elisch- II-Jes steht im Kontext an<strong>de</strong>rer monotheistischer und dualistischer Bekenntnisse- ⇒ daher setzt sich II-Jes für YHWH-Monotheismus und YHWH-Bekenntnis e<strong>in</strong>- eigentlich hätte YHWH 586 v. Chr. verschw<strong>in</strong><strong>de</strong>n müssen- aber auch er überlebt <strong>das</strong> Unheil <strong>de</strong>s Exils, <strong>das</strong> er selbst bereitet hat; Jes: Akzent auf Heil- Wirkungsgeschichtlich am be<strong>de</strong>ustamsten wur<strong>de</strong>n die Gottesknechtslie<strong>de</strong>r Jes 50-52- Martyrium <strong>de</strong>s Gottesknechts wird auf Christus ge<strong>de</strong>utet ⇒ NT liest <strong>das</strong> <strong>AT</strong> auf Christus- Gottesknechtslie<strong>de</strong>r for<strong>de</strong>rn bereits im <strong>AT</strong> Gewaltverzicht ⇒ kommt schon im <strong>AT</strong> vorTritojesaja- traditionell wird er unterschie<strong>de</strong>n, ist heute weniger relevant; diskutiert wird <strong>das</strong> Alter- im Wesentlichen dürfte er aus <strong>de</strong>m 4. / 5. Jh. stammen, aber Entscheidung für e<strong>in</strong>zelne Kap.- es gibt zwar e<strong>in</strong>en Autor von II-Jes, nicht aber von III-Jes, <strong>de</strong>nn dieser ist Kompilation- die (schriftgelehrten) Texte s<strong>in</strong>d thematisch und entstehungszeitlich <strong>in</strong>kohärent- III-Jes forciert Unterscheidung <strong>in</strong> Gerechte und Sün<strong>de</strong>r, wie Ps ⇒ Schwarzweißmalerei- theologischer Höhepunkt ist Jes 61, zentral für <strong>das</strong> Christusverständnis;; auch Fasten Jes 58Wertung- Jesaja ist <strong>de</strong>r Urknall <strong>de</strong>r Theologie, beson<strong>de</strong>rs Jes 2,4+6,3+7,9.14+26,19+45,5-7+53+61,1- wichtige Versprachlichungen <strong>de</strong>r Theologie stammen aus Jes ⇒ begrün<strong>de</strong>n Nachwirkung- Frie<strong>de</strong>n, Heiligkeit, Glaube (Paulus), Weihnachten, Auferstehung, Monotheismus, ...6.3.2 Micha- Micha war Zeitgenosse Jesajas, aber kle<strong>in</strong>er; authentisch s<strong>in</strong>d nur Mi 1-3 (von nur 7 Kap.)- ⇒ <strong>das</strong> Prophetenbuch wur<strong>de</strong> erweitert, viel jünger s<strong>in</strong>d Mi 7,8-20: erst 4. / 3. Jh. v. Chr.- Abgleich mit Nahum (steht h<strong>in</strong>ter Micha) ergibt: Redaktion <strong>de</strong>s Zwölfprophetenbuches- ⇒ <strong>de</strong>r Text Mi 7,8-20 [hat mit Nah zu tun] wird erst um 300 v. Chr. h<strong>in</strong>zugefügt- Micha ähnlich wie Am und Hos klassischer Gerichtsprophet mit unklaren Adressaten (3,9)- „Jerusalem“ anzusprechen wäre e<strong>in</strong><strong>de</strong>utig, aber mit „Juda“ kann je<strong>de</strong>r geme<strong>in</strong>t se<strong>in</strong>- Mi 3,1-10 ist die Adresse, Mi 3,12ad f<strong>in</strong>. die Androhung <strong>de</strong>s Gerichts- Micha stammt nicht aus Jerusalem ⇒ kennt ke<strong>in</strong>e Zionstheologie, YHWH kann Zion vernichten- Micha ist ke<strong>in</strong> Lokalpatriot, wird von Jeremia ausdrücklich zitiert (Jer 26,19)- Mi kennt auch versöhnliche Töne: klassisch redaktionelle Formeln wie Mi 4,1- Mi 4,1-4a s<strong>in</strong>d eschatologisch zu verstehen, 5,2 sogar schon messianisch- Mi 5,2+7,14+11,1 begrün<strong>de</strong>n mit die Wirkungsgeschichte von Jer6.4 Krisenprophetie: Nahum, Zefanja, Jeremia6.4.1 Nahum- e<strong>in</strong> Südreichsprophet von 650-600 v. Chr., Fremdvölkerprophet: N<strong>in</strong>ive ist pars pro toto- Nah trat wohl nach 644 v. Chr. auf: die Zerstörung Thebens durch Assurbanipal ist bekannt- und vor 612 v. Chr., <strong>de</strong>nn N<strong>in</strong>ive ist noch nicht zerstört (Nah 1,1+3,7: ke<strong>in</strong> vatic<strong>in</strong>ium ex eventu)- älter s<strong>in</strong>d die Kapitel Nah 2-3, vor allem <strong>das</strong> Drohwort ab Nah 2,5 =- e<strong>in</strong>e Beschreibung <strong>de</strong>r Schandtaten Assurs und YHWHs- jünger ist <strong>de</strong>r „Theophaniehymnus“ Nah 3cd <strong>in</strong> Nah 1,2-8 = <strong>de</strong>r Anfang von Nah- Rache und Zorn YHWHs s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Gemütsbewegung o<strong>de</strong>r Jähzorn- son<strong>de</strong>rn altorientalische politische Theologie: Zorn = die Gegenseite von Gerechtigkeit- YHWH will sie durchsetzen ⇒ er muss und kann auch gegen Weltreiche hart durchgreifen31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 32 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>- <strong>de</strong>r Hymnus hält an <strong>de</strong>r Geschichtsmächtigkeit YHWHs fest: er rächt, nicht <strong>das</strong> Volk- Assyrien ist e<strong>in</strong> realistischer Fe<strong>in</strong>d, aber <strong>das</strong> <strong>AT</strong> kann auch radikal utopisch se<strong>in</strong>- die zwei Seiten e<strong>in</strong>er Medaille zeigen sich auch am En<strong>de</strong> von Mi; hier: Nah 1,7- Jona steht Nah diametral entgegen, dort will YHWH gera<strong>de</strong> nicht die Zerstörung N<strong>in</strong>ives- Jona steht heute als „Leseanweisung“ vor Nah- ist aber eigentlich später und universalistische „Antwort“ auf <strong>de</strong>n Rationalismus Nahums- kennzeichnend ist <strong>das</strong> Verhältnis von Re<strong>de</strong> und Gegenre<strong>de</strong>, wie auch <strong>AT</strong> NT6.4.2 Zefanja- trat unter Joschija (640-609 v. Chr.) auf ⇒ war Zeitgenosse (o<strong>de</strong>r „Vorläufer“) Jeremias 13- Zef 1,14-18 ist klassische Gerichtsprophetie, Zef 1,15 ist aus <strong>de</strong>m dies irae bekannt- begrün<strong>de</strong>t wird <strong>das</strong> Gericht mit radikaler ökonomischer Kirtik: Zef 1,18- Vorläufer ist Am, aber Zef verdichtet <strong>de</strong>n „Tag <strong>de</strong>s Herrn“ <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r Reform e<strong>in</strong>zigartig- an<strong>de</strong>re Akzente stammen nicht authentisch von Zefanja, bil<strong>de</strong>n die „eschatologische Klammer“- 3,11-13 die „Armentheologie“ br<strong>in</strong>gt Hoffnung für die Armen; 11 ist typisch Redaktion- von hier kommt die Re<strong>de</strong> „Tochter Zion“;; Zef br<strong>in</strong>gt theozentrische Eschatologie- für Propheten wäre eigentlich messianische Eschatologie typisch- Schlagwort ist „Tag YHWHs“ und <strong>das</strong> weltweite Gericht = radikale Herrschaftskritik- ZENGER hält die For<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Armentheologie „arm und <strong>de</strong>mütig“ für real geme<strong>in</strong>t- MICHEL versteht von Zef 3,11c her eher die „Armen im Geiste“- im Rahmen <strong>de</strong>r Prophetie hat „arm“ immer zwei Be<strong>de</strong>utungen;; es geht um Hoffnung6.4.3 JeremiaQQ; Massive Differenzen zwischen <strong>de</strong>m hebräischen (JerMT) und griechischen (JerG) Text- e<strong>in</strong>e wichtige Quellengattung für historische Rahmenbed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d Siegel- für Jeremia gibt es e<strong>in</strong> Baruch-Siegel, <strong>das</strong> wohl von e<strong>in</strong>em Zeitgenossen Jeremias stammt- Baruch wur<strong>de</strong> sekundär zum „Schreiber“ Jeremias- Hieronymus übersetzte <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Vulgata Jer MT, JerG (LXX) basiert auf e<strong>in</strong>em kürzeren Text- nach alter Me<strong>in</strong>ung hat JerG gekürzt, aber Qumran beweist <strong>de</strong>n Umlauf zweier Texte- die Vorlage <strong>de</strong>r Masoreten war länger und JerG übersetzt, bevor Jer kanonisch wur<strong>de</strong>- = STIPP: Rekonstruktion <strong>de</strong>r literarischen Vorlagen während <strong>de</strong>r Übersetzung noch <strong>in</strong> Arbeit- ⇒ Textkritik und Literarkritik gehen <strong>in</strong> E<strong>in</strong>es, aber theologisch än<strong>de</strong>rt sich ohneh<strong>in</strong> nichtsAufbau- die E<strong>in</strong>heitsübersetzung hat die Vulgata übernommen und folgt im Aufbau JerMT- JerMT: E<strong>in</strong>heiten <strong>de</strong>r Kapitel 1-25 | 26-45 | 46-51 | 52 (<strong>das</strong> aus 2 Kön abgeschrieben ist)- JerG: 1-25,14 | 46-51 (Fremdvölkersprüche) | 25,15-45 (Erzählungen um Jer) | 52- Jer 1-25 s<strong>in</strong>d Worte über bzw. gegen Juda und Jerusalem (o<strong>de</strong>r „Israel“)- Jer 52 ist e<strong>in</strong> historischer Anhang vom Untergang Ju<strong>das</strong> / Jerusalems [fett = Vertauschung]- eigentlich s<strong>in</strong>d Reihenfolge und Aufriß von JerG primär (bei Esther ist’s umgekehrt)- = JerMT ist länger und theologischer durchdrungen [⇒ wur<strong>de</strong> also überarbeitet]Differente Charakterisierungen [Jeremias selbst] und Vielfalt literarischer Formen- Jer selbst versteht sich als Unheilsprophet für Israel, Juda, aber auch für Fremdvölker- Jeremia galt als Orakelkün<strong>de</strong>r, Querkopf und Verräter und als von YHWH beauftragt- möglicherweise auch bezahlter Berufskün<strong>de</strong>r; je<strong>de</strong>nfalls geht er bis zur Anklage YHWHs- er ist <strong>de</strong>r lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Gerechte (|| II-Jes) und Fürsprecher Israels, er re<strong>de</strong>t vom neuen Bund- er ist auch Verkün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Heils, wenn auch am wenigsten dies ⇒ <strong>das</strong> Buch wuchs- und bil<strong>de</strong>te daher verschie<strong>de</strong>ne literarische Formen aus:- klassische prophetische Sprüche, weisheitliche Sprüche wie Weish und Hiob13 Jer und Mi könnten unter Jojak<strong>in</strong>, nach 598 v. Chr. aufgetreten se<strong>in</strong>31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 33 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>- Prosare<strong>de</strong>n und Klagegebete <strong>in</strong> Jer 7;; Visionen und Symbolhandlungen [Joch]- die Gerichtsworte s<strong>in</strong>d eher authentisch als die Heilsworte- wie bei ke<strong>in</strong>em an<strong>de</strong>ren Propheten gibt es biographische Erzählungen (Jer 26-45)- ⇒ Vorbild für die Gattung Evangelium (biographische Erzählung) ist JerDer historische Jeremia (609-597)- <strong>de</strong>r Name „Jeremia“ kommt im ganzen Buch vor außer <strong>in</strong> Kapitel 52- Jer trat 609-597/8 v. Chr. auf, se<strong>in</strong>e Spur verliert sich im Exil ⇒ ke<strong>in</strong> Zeitgenosse Zefanias 14- MICHEL: Jer trat gegenüber Jojak<strong>in</strong> und Zidkija auf: Jer 4,1 ist e<strong>in</strong> Heilswort über Israel- Jer 31,31 ist e<strong>in</strong> redaktioneller Text, ke<strong>in</strong>e Anrufung <strong>de</strong>r Hoffnung für Israel (alte Deutung)- Israel verschw<strong>in</strong><strong>de</strong>t schon 722 als politische Größe ⇒ „Israel“ wird Ehrentitel Ju<strong>das</strong>- Juda <strong>in</strong> Jeremia ist Juda, und Israel ist zu diesem Zeitpunkt auch schon Juda- ⇒ Jer ist ke<strong>in</strong>e Frühzeitverkündigung zugunsten <strong>de</strong>s ehemaligen Nordreiches vor 622 v. Chr.- Jeremia setzt mit Kult- und Tempelkritik e<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> alter Spruch hierzu ist Jer 7,14- Kultkritik ist bei Jeremia mit Sozialkritik an König und führen<strong>de</strong>n Schichten verbun<strong>de</strong>n:- „YHWH wird <strong>de</strong>n Zion zerstören“ ⇒ für Jerusalem unerhört ⇒ Jeremia wird angeklagt- u. zw. <strong>de</strong>s Hochverrats, weil er Unheil gegen <strong>de</strong>n Tempel weissagt (verteidigt sich mit Mi)- se<strong>in</strong>e Zeitgenossen sehen <strong>das</strong> als „Wehrkraftzersetzung“ (damit als politischen Verrrat)- als Chance zur Rettung Jerusalems sieht Jeremia nur die Übergabe an Neubabylon- ⇒ alles <strong>in</strong> allem: Jeremia wird zu Lebzeiten für geisteskrank gehalten (⇒ )- Jeremia ist Gerichtsprophet im „Querulantenstil“; auf je<strong>de</strong>n Fall Prophetie e<strong>in</strong>es Außenseiters- Jer hat zwar Mi im Rücken, steht aber gegen Jes als Maß aller Propheten- tatsächliche Geschehnisse 598 u. 586 v. Chr. nicht mit klassischer Zionstheologie vere<strong>in</strong>bar- es gab aber <strong>in</strong>nerprophetische Ause<strong>in</strong>an<strong>de</strong>rsetzungen um <strong>de</strong>n Umgang mit Babylon- ⇒ die Prophetenerzählung Jer 28,1-11 han<strong>de</strong>lt davon, Jer bestreitet <strong>das</strong> Gegenwort nicht- <strong>de</strong>nn e<strong>in</strong> an<strong>de</strong>rer Prophet gebraucht Boten- und Gottesspruchformel- Jeremia hofft darauf, <strong>in</strong> diesem Fall Unrecht zu haben; für <strong>de</strong>n Moment unterliegt er- fast die Hälfte <strong>de</strong>s Buches behan<strong>de</strong>lt <strong>das</strong> Problem <strong>de</strong>r Falschprophetie- ⇒ <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Klagen o<strong>de</strong>r (Konfessionen) mit II-Jes (20,7-18) und <strong>de</strong>n Gottesknechtslie<strong>de</strong>rn- klagt Jeremia über se<strong>in</strong> Prophetenamt und <strong>de</strong>n unzumutbaren Gott, <strong>de</strong>n er verkün<strong>de</strong>n muss- E<strong>in</strong>heitsübersetung übersetzt die historischen Erfahrungen <strong>de</strong>r letzten Konfession betulich- Jeremia klagt Gott an, <strong>de</strong>n YHWH haftet mit für Jeremias Lei<strong>de</strong>n; se<strong>in</strong>e Person wird BotschaftWeitere Bemerkungen zu Jeremia[- Sozialkritik ist ähnlich wie bei allen Propheten motiviert, Dekalogsprache f<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich auch bei Hos]- dtr Jer prägt <strong>de</strong>n Wortlaut <strong>de</strong>s heutigen Buches, entschei<strong>de</strong>nd ist die Fremdgötterkritik- erst ab Jer 7,8; davor gibt es ke<strong>in</strong>en dtr Jer (Hauptanteil: Jer 7*+8,1-3)- Sonne und Mond s<strong>in</strong>d Göttergestalten;; Jer 26,3 gibt es auch Umkehrprophetie- nachdtr Jer kann man an d. expliziten Re<strong>de</strong> von d. Tora erkennen (nachexilisch: Jer 44,10ff)- Leitworte s<strong>in</strong>d hier „Heil“ und „Neuer Bund“ (Jer 31,31-34)- prämasoretische Texte s<strong>in</strong>d theologisch <strong>in</strong>haltslos, E<strong>in</strong>teilung <strong>in</strong> „Heil“ und „Gericht“ künstlichKapitel 7: Poesie und Weisheit im Alten Testament- die Versglie<strong>de</strong>rung im Hebräischen erfolgt <strong>in</strong> Kola = Halb- o<strong>de</strong>r Teilverse = Stichoi- hebräische Poesie arbeitet aber nicht mit Kola, son<strong>de</strong>rn mit <strong>de</strong>m parallelismus membrorum- zwischen <strong>de</strong>n Halbversen (Bikola, Trikola) besteht e<strong>in</strong>e bestimmte Beziehung:- antithetischer Parallelismus: die Glie<strong>de</strong>r wi<strong>de</strong>rsprechen e<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r (Bsp.: Ps 8,5+1,6+11,5)- synthetischer Parallelismus: die Glie<strong>de</strong>r ergänzen e<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r synonym: entsprechen sich- machmal bieten Parallelismen (zusätzlich) Steigerungen, Erklärungen o<strong>de</strong>r Metaphern- e<strong>in</strong> synthetischer Parallelimus kann e<strong>in</strong> Bed<strong>in</strong>gungsgefüge darstellen14 wie man ihn früher e<strong>in</strong>ordnete, aber Zef trat um 622 unter Joschija auf, also vor Jeremia31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 34 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>- Chiasmus = e<strong>in</strong>e kreuzweise Stellung (statt e<strong>in</strong>er Parallelstellung) von Satzglie<strong>de</strong>rn (Ps 2,1-2)- überschießen<strong>de</strong> Elemente = Satzteile ohne Parallele / Kreuzgegenstück s<strong>in</strong>d beson<strong>de</strong>rs betont- Akrostichon = alle Verse [e<strong>in</strong>er Strophe} beg<strong>in</strong>nen mit <strong>de</strong>mselben Buchstaben- Strophen s<strong>in</strong>d alphabetisch geordnet: mnemotechnische Grün<strong>de</strong> und grafische Spielerei- beson<strong>de</strong>rs bekannt: Klgl 1-4; <strong>de</strong>r abecedarius Ps 119- hebräische Poesie lebt von Metaphern und Vergleichen ⇒ poetische Sätze s<strong>in</strong>d Bil<strong>de</strong>r- metaphorische Re<strong>de</strong> von Gott f<strong>in</strong><strong>de</strong>t man vor allem <strong>in</strong> jüngerer Zeit- ältere Texte re<strong>de</strong>n dagegen realistisch ⇒ Probleme bei <strong>de</strong>r Unterscheidung („Arm Gottes“)- e<strong>in</strong>e Metapher ist e<strong>in</strong> nicht ausgedrückter Vergleich [es fehlt <strong>das</strong> tertium comparationis]- Inklusion = <strong>das</strong> En<strong>de</strong> e<strong>in</strong>es Abschnitts wird durch Wie<strong>de</strong>rholung <strong>de</strong>s Anfangs markiert7.1 Die PsalmenVorbemerkungen, Term<strong>in</strong>ologie, Zählung- obwohl ke<strong>in</strong>e Lesungstexte, s<strong>in</strong>d Ps für <strong>das</strong> NT sehr wichtig, fast so wichtig wie Jes- unsere Christologie ist dar<strong>in</strong> grundgelegt, Beispiele Ps 2,7+110,1 und Mk 13,35-37- Co<strong>de</strong>x Vaticanus B spricht von „Psalmen/Pss“ = e<strong>in</strong>e Sammlung <strong>de</strong>r 150 E<strong>in</strong>zelpsalmen- Co<strong>de</strong>s Alexandr<strong>in</strong>us A spricht an<strong>de</strong>rs vom „Psalter/Ps“ als e<strong>in</strong>em geschlossenes Buch- dieser Unterschied ist wichtig für die Interpretation, aber wichtig ist auch die jüdische Sicht- Qumran bezeugt Überschrift „Buch <strong>de</strong>r Lobpreisungen“ ⇒ Gott wird etwas zugetraut- <strong>de</strong>nn auch die härtesten Klagepsalmen wer<strong>de</strong>n unter die Lobpsalmen subsumiert- die E<strong>in</strong>heitsübersetzung folgt <strong>de</strong>r hebräischen Zählung, Vulgata und LXX weichen davon ab- V und LXX: Ps 9+10 = Ps 9 ⇒ alle Psalmen dah<strong>in</strong>ter s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> V und LXX = EÜ - 1- bei <strong>de</strong>n höheren Psalmen verliert sich dies durch Teilung e<strong>in</strong>es Ps wie<strong>de</strong>rDer Psalter als (teilweise) planvolle Buchkomposition- es gibt sekundäre Psalmenüberschriften für ganze Komplexe: z. B. „von David“, „für Asaf“...- ke<strong>in</strong> Psalm ist wirklich von o<strong>de</strong>r für David, Asaf o<strong>de</strong>r die Korachiten- ⇒ im liturgischen Gebrauch wird sie ausgelassen;; aber Überschriften bil<strong>de</strong>n E<strong>in</strong>heiten:- Ps 72-83 = 12 Pss von/für Asaf;; Ps 42-45+85-86+89 = 12 Pss von/für die Korachiten- geme<strong>in</strong>t ist wohl e<strong>in</strong>e Autorenbenennung, daneben musikalische o. liturgische Anmerkungen- auch unabhängig von <strong>de</strong>n Überschriften gibt es thematische Kle<strong>in</strong>kompositionen:- allgeme<strong>in</strong> anerkannt s<strong>in</strong>d die YHWH-König-Psalmen Ps 93-100; Thema siehe Ps 99- YHWH kommt sonst nur sporadisch <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Psalmen vor- ⇒ die Stichwortbezüge s<strong>in</strong>d sekundär zue<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r formuliert; ähnlich auch <strong>in</strong> <strong>de</strong>n- Wallfahrtspsalmen Ps 120-134, die Überschrift ist auch hier sekundär:- außer <strong>de</strong>m „Pilgern“ <strong>in</strong> Ps 122 han<strong>de</strong>lt es sich nicht um Wallfahrtslie<strong>de</strong>r ⇒ Anschluß an Ps- (⇒) es gibt meistens redaktionelle = sekundäre Stichwort- und Motivverkettungen- <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong> Psalm greift e<strong>in</strong> Stichwort se<strong>in</strong>es Vorgängers auf, beson<strong>de</strong>rs bei <strong>de</strong>n- Zwill<strong>in</strong>gspsalmen: sie behan<strong>de</strong>ln die gleichen Themen mit <strong>de</strong>r gleichen Glie<strong>de</strong>rung- es s<strong>in</strong>d dies die hauptsächlich stichwortverketteten Ps 111-112+105-106+135-136- es gibt Psalmen, die überhaupt nur für <strong>de</strong>n Psalter geschaffen wur<strong>de</strong>n, z. B. Ps 1- die Psalmen wur<strong>de</strong>n gesammelt, und neue zur Strukturierung wur<strong>de</strong>n geschaffen- Ps 1 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Psalter zur Betonung <strong>de</strong>r Tora gegenüber <strong>de</strong>n Psalmen vorangestellt- d. Torazentrierung <strong>de</strong>s Psalters u. d. Tora als „Leseanweisung“ s<strong>in</strong>d auch Ps 86+88 geschul<strong>de</strong>t- <strong>de</strong>r Psalter wur<strong>de</strong> sekundär nach <strong>de</strong>m Pentateuch <strong>in</strong> fünft Teile e<strong>in</strong>geteilt- ⇒ die doxologischen Schlussformeln <strong>in</strong> Ps 41,14+72,18f+89,53+106,48- sie gehören nicht zu <strong>de</strong>n jeweiligen Psalmen, son<strong>de</strong>rn dienen <strong>de</strong>r Übertragung- ⇒ sie stammen aus <strong>de</strong>m 5. Jh. v. Chr. und stellen e<strong>in</strong>e [weitere] Toraanalogie her- mit Ps 1+119 wird die Auffor<strong>de</strong>rung, sie <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Perspektive <strong>de</strong>r Tora zu lesen, <strong>de</strong>utlich- die heutige kanonische Exegese sieht <strong>in</strong> Ps e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heit, aber diese Frage ist umstritten31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 35 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>Die Psalmen als E<strong>in</strong>zelne und zugleich Exemplare e<strong>in</strong>er Gattung- Psalmen s<strong>in</strong>d i.d.R. für sich entstan<strong>de</strong>n, so Ps 2 für e<strong>in</strong>e Krönung (Argument gegen psalterion)- <strong>de</strong>nnoch ist ke<strong>in</strong> Ps <strong>in</strong>dividuell, son<strong>de</strong>rn Exemplar e<strong>in</strong>er Gattung ⇒ es gibt Schemata u. Muster- ⇒ die Gattungen <strong>de</strong>r Psalmen s<strong>in</strong>d: Klage-, Dank-, Lob-, Königs-Psalm und die sekundärenKlagepsalmen- zu <strong>de</strong>n Klagepsalmen gehören auch Bittpsalmen und Krankengebete- Gattungsspezifische Elemente <strong>de</strong>s Klagelieds im E<strong>in</strong>zelnen: 1. die Anrufung- die Anrufung ist Anre<strong>de</strong> Gottes, „du“ zu Gott; dann wird zur Reflexion über Gott gewechselt- 2. die Klage o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Leidbericht, entwe<strong>de</strong>r als Ich-Klage o<strong>de</strong>r als Fe<strong>in</strong>dklage- 3. <strong>das</strong> Vertrauensbekenntnis und 4. die Bitte um Erhörung- 5. <strong>das</strong> Lobgelüb<strong>de</strong> muss nicht am En<strong>de</strong> stehen, kann es aber (Bsp. für alles: Ps 13)- 6. Bittpsalmen schließen mit e<strong>in</strong>em Sün<strong>de</strong>nbekenntnis o<strong>de</strong>r e<strong>in</strong>er expliziten Vergebungsbitte- <strong>in</strong> Krankengebeten wird die Krankheit als Strafe gesehen für e<strong>in</strong>e Sün<strong>de</strong> ⇒ Vergebung- im <strong>AT</strong> besteht generell e<strong>in</strong> Schuld-Strafe-Zusammenhang, <strong>de</strong>n nur Hiob durchbricht- Klagepsalmen s<strong>in</strong>d die häufigste Form, aber die Gattungen wer<strong>de</strong>n oft vermischt (Ps 22)Dankpsalmen, Lobpsalmen und Hymnen, Königspsalmen- Dankpsalmen s<strong>in</strong>d weniger pofiliert, aber es gibt bestimmte gattungsspezifische Elemente:- 1) Absichtserklärung, YHWH zu preisen 2) Rettungsbericht, geglie<strong>de</strong>rt <strong>in</strong> Berichte- a) vom Lei<strong>de</strong>n, b) von d. Anrufung YHWHs u. c) von d. Erhörung u. Rettung durch YHWH- Lobpsalmen o<strong>de</strong>r Hymnen können imperativisch o<strong>de</strong>r partizipial formuliert wer<strong>de</strong>n- imperativisch formuliert Ps 136 = e<strong>in</strong>e Auffor<strong>de</strong>rung an die Geme<strong>in</strong><strong>de</strong>; hier mit Refra<strong>in</strong>- partizipial formuliert dar<strong>in</strong> aber Ps 136,4; hebräisches Partizip = Griechisch o<strong>de</strong>r Late<strong>in</strong>- die Königspsalmen gehören zu <strong>de</strong>n sicher älteren Psalmen: Ps 2*+45*+72*+110*- die meisten Psalmen s<strong>in</strong>d nicht vorexilisch, aber diese s<strong>in</strong>d zur Königszeit gedichtet- sie s<strong>in</strong>d zur Inthronisation (2+110) o<strong>de</strong>r Hochzeit (45) <strong>de</strong>s Jerusalemer Königs gedacht- die Gattung ist thematisch <strong>de</strong>f<strong>in</strong>iert, nicht durch die Form„sekundäre“ Psalmengattungen- die Gattungen heißen „sekundär“, weil sie nur fiktiv <strong>de</strong>m Zweck dienten, nicht wirklich dazu- <strong>in</strong> Wallfahrtspsalmen im engeren S<strong>in</strong>n geht es nur um <strong>das</strong> e<strong>in</strong>e Thema Wallfahrt- Zionslie<strong>de</strong>r thematisieren <strong>de</strong>n Tempel o<strong>de</strong>r Tempelberg (Ps 48)- E<strong>in</strong>zugsliturgien s<strong>in</strong>d zum Gesang beim E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Tempel gedacht- re<strong>in</strong>e Lehrdichtungen (Ps 119) s<strong>in</strong>d Zeuge <strong>de</strong>r sekundären Tora-Zentrierung und redaktionell- YHWH-Königs-Psalmen;; Bußpsalmen (Ps 51+130);; Geschichtspsalmen mit Exodus-Thema- e<strong>in</strong> Bruch mit <strong>de</strong>r Gattung ist beson<strong>de</strong>rs beredt ⇒ E<strong>in</strong>zelpsalmen, weil e<strong>in</strong>zeln entstan<strong>de</strong>n- aber <strong>in</strong> Gattungen e<strong>in</strong>sortiert;; ⇒ Wur<strong>de</strong>n Pss für die Situation geschrieben o<strong>de</strong>r vorformuliert?Datierung von Psalmen (bzw. ihren Primärfassungen) und Entstehung von Teilsammlungen- alte Psalmen, <strong>de</strong>ren Sitz im Leben noch erkennbar ist = spezifischer Kontext ⇒ vorexilisch- eventuell s<strong>in</strong>d sie um 700 entstan<strong>de</strong>n, aber nicht genauer datierbar- <strong>de</strong>r Anlass ist klar, aber nicht die historische Situation; sie sche<strong>in</strong>t nur manchmal durch- so <strong>in</strong> Ps 80, wo man <strong>de</strong>n Untergang <strong>de</strong>s Nordreiches 722 v. Chr. noch „spürt“- Sprache u. Motive s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> je<strong>de</strong>r Zeit geprägt ⇒ Datierung durch Vergleich mit an<strong>de</strong>rn Büchern- zeittypische Motive wie die Armentheologie (ZENGER) erlauben e<strong>in</strong>e grobe Zuordnung- Armentheologie wie Ps 29 gibt es hauptsächlich exilisch, aber auch vorexilisch:- <strong>in</strong> Ps 29 geht es um die allererste Eigenschaft YHWHs, für <strong>de</strong>n auch Ba’l zu lesen wäre- Ps 29 ist Teil <strong>de</strong>s kanaanäischen Umfel<strong>de</strong>s, Ba’l gehört eigentlich <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Libanon- Aussagen: Offenbarung fällt nicht vom Himmel u. Mose schafft ke<strong>in</strong>e neue Sprache- aus <strong>de</strong>r problemlosen Übertragung von Ba’l zu YHWH ⇒ vorexilischer Psalm- bestimmte theologische Konzepte stammen erst aus <strong>de</strong>m 4. Jh. v. Chr. (Ps 1+119)- es gibt aber auch noch Psalmen von 200 v. Chr.31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 36 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>- zuerst wur<strong>de</strong>n e<strong>in</strong>zelne Psalmen gedichtet Teilsammlungen entstehen <strong>de</strong>r Psalter- ⇒ <strong>de</strong>r Psalter entsteht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Prozess, es gab e<strong>in</strong>en Teilpsalter z. B. von Ps 2-89- die ersten Teilsammlungen waren an<strong>de</strong>rs konfiguriert als die heutige Zusammenstellung- umstritten ist (aber MICHEL), ob d. Psalter tatsächlich (pr<strong>in</strong>zipiell) von vorn nach h<strong>in</strong>ten wuchs- <strong>in</strong>dividuelle alte Psalmen stehen eher <strong>in</strong> <strong>de</strong>n ersten Teilen, MICHEL außer Ps 110- abgeschlossen wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Psalter <strong>in</strong> Qumran; es gibt auch Psalmen außerhalb von PsTheologische Akzente- <strong>de</strong>r Psalter ist ke<strong>in</strong> Lie<strong>de</strong>rbuch o<strong>de</strong>r Meditationsbuch, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>ckt alle Lebenslagen ab- e<strong>in</strong> Gebetbuch Israels <strong>in</strong> <strong>de</strong>r wi<strong>de</strong>rsprüchlichen Vielfalt <strong>de</strong>s Lebens- alle Ps stets als Lobpreis YHWHs begriffen ⇒ Ps s<strong>in</strong>d Antwort <strong>de</strong>r Kirche auf YHWHs Anfrage- <strong>de</strong>r Psalter ist voll von <strong>de</strong>r Mythologie se<strong>in</strong>es Umfel<strong>de</strong>s ⇒ es gibt Übersetzungsprobleme7.2 Klagelie<strong>de</strong>r (Lamentationes / Threni)- im Grun<strong>de</strong> <strong>das</strong> zweite kanonische Psalmenbuch: Klgl enthält Klagepsalmen- die LXX schrieb sie Jeremia zu, daher die Platzierung h<strong>in</strong>ter Jer (wegen 2 Chr 35,25)- im jüdischen Kanon s<strong>in</strong>d sie Abschluss <strong>de</strong>r Nebiim und noch nicht jeremianisch- sachlich geht es um <strong>de</strong>n Untergang Jerusalems, wie auch <strong>in</strong> Jer und später <strong>in</strong> 2 Chr 35,25- es geht nicht um Joschija, <strong>de</strong>r schon 609 ermor<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>: Klgl bes<strong>in</strong>gen 586 v. Chr.- <strong>in</strong> alphabetischer akrostischer Form erheben sie Volksklage („wir“, nie „ich“)- am ehesten „metrisch“ ist <strong>das</strong> Q<strong>in</strong>a-Metrum (3 + 2 Hebungen) <strong>de</strong>s Leichenklagelie<strong>de</strong>s- <strong>in</strong>sgesamt legt sich aus Klgl 2 e<strong>in</strong>e Datierung <strong>in</strong> exilische Zeit nahe- e<strong>in</strong>e Son<strong>de</strong>rstellung hat dabei Klgl 3, aber sonst MICHEL nicht für spätere Datierung- Klgl 2 betont die große Ungerechtigkeit YHWHs, <strong>de</strong>r zu hart durchgegriffen hat- die härtesten Anklagen an YHWH wur<strong>de</strong>n angesichts <strong>de</strong>r Katastrophe im du formuliert- Klgl 1 ist älter- Klgl heißen auch Lamentationes (Lam: auf Englisch) o<strong>de</strong>r Threni (Thr: <strong>in</strong> evangelischer Exegese)- Klagelie<strong>de</strong>r über zerstörte Städte gabe es im Alten Orient schon im 2. Jahrtausend v. Chr.- ⇒ Klagelie<strong>de</strong>r s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e außergewöhnliche Gattung- Themen: Sün<strong>de</strong>, () Zorn YHWHs, () Klage über die Unverhältmäßigkeit <strong>de</strong>s Zorns7.3 SprichwörterE<strong>in</strong>leiten<strong>de</strong> Bemerkungen- Spr ist <strong>de</strong>r Beg<strong>in</strong>n <strong>de</strong>r salomonischen Literatur, zu <strong>de</strong>r Spr, Hld, Koh und Weish gehören- Salomo ist nicht <strong>de</strong>r Autor <strong>de</strong>r Werke, am wenigsten von Weish mit griechischem Orig<strong>in</strong>al- Sprichwörter, auch Sprüche, proverbia; die wirklichen „Sprichworte“ dom<strong>in</strong>ieren nicht- es geht nicht um Sprüche = Phrasendrescherei, son<strong>de</strong>rn um Sentenzen =- altorientalischer Wissenstransfer, die „Uni“ <strong>de</strong>s Orients: besser zu merken als Fließtext- Sentenzen s<strong>in</strong>d geme<strong>in</strong>altorientalisches Phänomen, und eigentlich relativ säkular- viele Sprüche und ganze Komplexe s<strong>in</strong>d babylonischem Vorbild nachempfun<strong>de</strong>n- im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es freundlichen, religiös gefärbten, kle<strong>in</strong>en aber freien Kulturaustausches- <strong>de</strong>nnoch besteht e<strong>in</strong>e israelitische Prägung <strong>de</strong>s Geme<strong>in</strong>gutes, beson<strong>de</strong>rs außerisraelitischem Hiob- d. LXX offenbart e<strong>in</strong>e große Diskrepanz zur Biblia Hebraica <strong>in</strong> Länge und Stellung von Spr- LXX ist länger, die Stellung umgekehrt, aber die Frage, was ursprünglich ist, ungeklärt- mit Weisheitsliteratur befasst sich kaum jemand ⇒ ke<strong>in</strong> Interesse [⇒ ke<strong>in</strong> Kommentar]Glie<strong>de</strong>rung und Entstehungsgeschichte- beson<strong>de</strong>rs wichtig s<strong>in</strong>d die Teile, die <strong>de</strong>n Anspruch erheben, von Salomo zu se<strong>in</strong>- Spr 1-9 „Sprichwörter / Sprüche Salomos, <strong>de</strong>s Sohnes Davids“- Spr 10,1-22,16 „Sprichwörter / Sprüche Salomos“31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 37 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>- Spr 25-26 „Auch dies s<strong>in</strong>d Sprichwörter / Sprüche Salomos“- d. Glie<strong>de</strong>rung d. Schlusskapitel ergibt sich aus d. Entstehungsgeschichte, die mit ihr <strong>in</strong> e<strong>in</strong>es geht- <strong>de</strong>r älteste Teil s<strong>in</strong>d die zweite und dritte salomonische Sammlung, Spr 10-22+25-26- sie enthalten e<strong>in</strong>- bis zweizeilige Sprüche aus <strong>de</strong>m Volksmund, meist im parallelismus- stammen nicht <strong>in</strong>sgesamt, aber größtenteils aus <strong>de</strong>r Königszeit (nach Hiskija, >800 v. Chr.)- e<strong>in</strong> königszeitlicher Bauern- und Handwerkerspiegel- Spr 22,17-23,11 ist ebenfalls vorexilisch, dazu gibt es ägyptische Parallel-Quellen:- ⇒ es han<strong>de</strong>lt sich um e<strong>in</strong>e Adaption <strong>de</strong>r äygptischen Weisheitslehre <strong>de</strong>s Amenemope- e<strong>in</strong> poetischer Text, stark an Amenemope angelehnt = Verwendung <strong>de</strong>r gleichen Lexeme- beson<strong>de</strong>rs an Kapitelanfängen s<strong>in</strong>d Teile <strong>de</strong>r ägyptischen Lehre umgestellt- d. israelitische „Bibel“ übernimmt <strong>das</strong> <strong>in</strong> d. altorientalischen Tradition bewährte Wissen- manche Autoren halten Spr <strong>in</strong> diesem Teil gar für e<strong>in</strong>e Übersetzung von Amenemope- alle übrigen Teile s<strong>in</strong>d nachexilisch und stark theologisiert: vermehrt taucht YHWH auf- Spr 1-9 ist die „Weisheitsgeschichte“ und womöglich <strong>de</strong>r bekannteste Teil von Spr- schriftlich verfasste Lehrre<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n Unterricht, <strong>in</strong> <strong>de</strong>r die personifizierte Weisheit auftritt- v.a. <strong>in</strong> Spr 8 wird sie weibliches Gegenüber YHWHs ⇒ Kompensation e<strong>in</strong>es Mangels:- vor <strong>de</strong>r YHWH-Monolatrie gab es e<strong>in</strong>en Aschera-Kult = mitlaufen<strong>de</strong>r Polytheismus- Spr 8,22 bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n Schöpfungstheologischen Rahmen, aber sie kommt schon vorher:- sie ist die zentrale Vermittlungsfigur zwischen Gott (YHWH) und Menschen- sie ist ke<strong>in</strong>e göttliche Figur: geschaffen und geboren ⇒ Christus als Sophia [Ikonen] [?]- nachexilische Texte s<strong>in</strong>d theologisch gehaltvoller, d. Vorspann ist jünger, <strong>de</strong>r Ausklang ganz jung- Spr 30-31 müssen aufgrund <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Wort-Gottes-Theologie spät nachexilisch se<strong>in</strong> (4.-3.Jh.)- Spr 31 ist <strong>das</strong> Lob e<strong>in</strong>er starken FrauTheologische Akzente- Tun-Ergehens-Zusammenhang im S<strong>in</strong>ne von „wer gut han<strong>de</strong>lt, <strong>de</strong>m geht es gut“- ältere Exegese g<strong>in</strong>g von e<strong>in</strong>em „Vergeltungs<strong>de</strong>nken“ aus: Gott bestraft schlechtes Tun- Böses ergibt sich aber aus <strong>de</strong>m Tun (schicksalswirken<strong>de</strong> Tatsphäre) ⇒ ke<strong>in</strong>e I<strong>de</strong>ologie- Gott muss nicht notwendig als strafend auftreten; Beleg: Spr 26,27- „konnektive Gerechtigkeit“ me<strong>in</strong>t, <strong>das</strong> je<strong>de</strong>r Mensch Anteil am sozialen Kontext hat- zu <strong>de</strong>m auch YHWH gehört, <strong>de</strong>nn ohne Gottesfigur wäre Gerechtigkeit gottlos- dies gilt sogar <strong>in</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Zusammenhängen- Tun-Ergehens-Zusammenhang ist ke<strong>in</strong> naturgesetzlicher Ablauf, <strong>de</strong>nn- YHWH bleibt die Möglichkeit vorbehalten, unverfügbar [unberechenbar] e<strong>in</strong>zugreifen- altorientalische Wiesheitstradition ist universalistisch: YHWH kann an jedwe<strong>de</strong>r statt stehen- die Geschichte Israels spielt hier ke<strong>in</strong>e Rolle, es gibt ke<strong>in</strong>e Anspielungen darauf- ⇒ e<strong>in</strong> Zeichen für Internationalität;; Schöpfungstheologie hat <strong>de</strong>n Vorrang, weil universell- Spr u. Weisheitsliteratur s<strong>in</strong>d sekundär theologisiert, zugleich bleibt ethischer Pragmatismus- Spr 26,27 ist als Spruch bekannt: Wer an<strong>de</strong>rn e<strong>in</strong>e Grube gräbt, fällt selbst h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>.- Spr 1,7 Gottesfurcht ist Anfang <strong>de</strong>r Erkenntnis, nur Toren verachten Weisheit und Zucht.- Weisheitsliteratur <strong>in</strong>tendiert Nächstenliebe und sogar Fe<strong>in</strong><strong>de</strong>sliebe, ausgehend von letzterer- <strong>de</strong>r Altruismus wird, an<strong>de</strong>rs als bei Jesus, nicht übertrieben [MICHEL]- völlig aus <strong>de</strong>m Rahmen „<strong>AT</strong>“ fällt Spr 24,29: Sag nicht, wie er an mir getan hat, so will...7.4 Hoheslied (canticum canticorum)- e<strong>in</strong> „gottloses“ Lied wie Est und Koh <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Hebraica: YHWH taucht nicht auf- Luther übernimmt <strong>de</strong>n song of solomon nur aus „exegetischen Grün<strong>de</strong>n“- Zuweisung an Salomon hängt mit <strong>de</strong>r Geschichte von Salomos Frauen 1 Kön 3 zusammen- Überschrift ist sekundär ⇒ Hld ist e<strong>in</strong> Pseu<strong>de</strong>pigraph, relativ säkular und- mit ägyptischen (säkularen) Liebeslie<strong>de</strong>rn als Vorbil<strong>de</strong>rn vergleichbar- e<strong>in</strong>ige Allegorisierungen s<strong>in</strong>d sekundär31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 38 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>- die Gattungen <strong>de</strong>r Lie<strong>de</strong>r <strong>in</strong> Hld s<strong>in</strong>d schwer zu trennen, aber die E<strong>in</strong>teilung wird vorgenommen- d. Prahllied ist stark mythologisch geprägt ⇒ Forschung <strong>de</strong>utete es auf Salomos Hochzeit- trotz <strong>de</strong>r Ägyptisierung ist die Hochzeit mit Pharaos Tochter nicht haltbar- <strong>das</strong> Alter von Hld 6,8-10+8,11-12 ist nach oben offen; sicher s<strong>in</strong>d Teile vorexilisch- weitere Gattungen: Beschreibungslied (Hld 4,1-7), Bewun<strong>de</strong>rungslied (Hld 1,15-17)- Sehnsuchtslied (Hld 1,2-4)- <strong>das</strong> Alter von Hld ist <strong>in</strong>sgesamt nach oben offen; vor- und nachexilische Stücke ähneln sich- <strong>das</strong> Lehnwort „Paradies“ verb<strong>in</strong><strong>de</strong>t Hld mit <strong>de</strong>n Persern ⇒ es kann nicht vor 6. Jh. se<strong>in</strong>- vorher gab es ke<strong>in</strong>e Kontakte zu <strong>de</strong>n Persern;; spät s<strong>in</strong>d Relativpartikel und Aramaismen- die Kanonisierung wur<strong>de</strong> zunächst durch die Reputation <strong>de</strong>r Zuweisung an Salomo erleichtert- allerd<strong>in</strong>gs besteht die Möglichkeit <strong>de</strong>r sekundären Allegorisierung- die positiv und negativ zu <strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Metapher <strong>de</strong>r Hochzeit Israels mit YHWH ist häufig- ⇒ es wird e<strong>in</strong>e Um<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Hld auf dieses Verhältnis diskutiert- Christentum überträgt Hld auf Verhältnis Christus Kirche; die Mystik auf Gott Seele- die E<strong>in</strong>heitsübersetzung betont zu sehr <strong>de</strong>n theologisch-katholischen H<strong>in</strong>tergrund „Ehe“- heute ist die realistische Darstellung gegen die „katholische Moralisierung“ anerkannt- Hld ist nicht an die Hochzeit o<strong>de</strong>r eheliche Geme<strong>in</strong>schaft gebun<strong>de</strong>n- Liebe wird zu e<strong>in</strong>er elementaren Macht ⇒ erotische Liebe als Weg zum Paradies- die Parität <strong>de</strong>r Geschlechter ist im <strong>AT</strong> selten, es ist androzentriert; Hld ist dialektisch- <strong>in</strong> Gen 2,24 geht es um die eheliche Geme<strong>in</strong>schaft, wahrsche<strong>in</strong>lich ist Hld e<strong>in</strong>e Utopie- <strong>de</strong>nn <strong>in</strong> <strong>de</strong>r israelitischen Antike wechseln eigentlich Frauen <strong>in</strong> die Familie <strong>de</strong>s Mannes- die Hebraica sortiert Hld h<strong>in</strong>ter Rut, weil die Frau <strong>in</strong>itiativ wird, Boas und Rut könnten Hld s<strong>in</strong>gen7.5 IjobE<strong>in</strong>leiten<strong>de</strong> Bemerkungen- Aussprache „Hiob“ entspricht d. late<strong>in</strong>ischen Tradition (Noa), hebraisierend wäre Ijob, Noach- <strong>in</strong> <strong>de</strong>r griechischen und hebräischen Tradition steht <strong>de</strong>r Klagetext an an<strong>de</strong>rer Stelle- nicht historische Figur Ijobs bil<strong>de</strong>t <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Vulgata <strong>de</strong>n Anfang <strong>de</strong>r poetisch-weisheitlichen Texte- Land Uz i. fiktiv, Hiob ist e<strong>in</strong>e literarische Figur u. nach d. historischen Büchern falsch platziert- mit „Uz“ könnte e<strong>in</strong> Araber o<strong>de</strong>r Edomiter geme<strong>in</strong>t se<strong>in</strong>- Hiob ist e<strong>in</strong>e außerisraelitische Figur und daher e<strong>in</strong> menschliches Paradigma- ⇒ Hiob ist e<strong>in</strong>fach zu übersetzen und direkt zu lesen, man muss nicht erst Israel streichen- die Tradition macht es an<strong>de</strong>rs, man kann Hiob mit Israels (Heils)Geschichte trösten- <strong>in</strong> <strong>de</strong>r ganzen Weisheitsliteratur ist Israels Geschichte be<strong>de</strong>utungslos ⇒ Israel fehlt- es gibt Ijob-Literatur außerhalb <strong>de</strong>r Bibel und Israels, mit vergleichbaren Themen:- die babylonische Theodizee (~ 800 v. Chr.) br<strong>in</strong>gt auch die gleichen Stilmittel- die Analogien machen Ijob zum Erben <strong>de</strong>r Tradition (Bsp.: Streitgespräch)- <strong>das</strong> große Thema ist nicht GerechtigkeitGlie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Ijob-Buches und Verhältnis von Rahmen und Poesie- Prosa-Rahmen <strong>in</strong> Hiob 1-2 = Prolog und Hiob 42 (Epilog)- Hiob 3-26: die Dialoge mit se<strong>in</strong>en Freun<strong>de</strong>n Eliphas, Bildad, Zofar- merkwürdig ist <strong>de</strong>r Abbruch <strong>de</strong>s letzten, dritten Re<strong>de</strong>gangs <strong>in</strong> Hiob 25,4-6- die Dialoge s<strong>in</strong>d gescheitert, damit auch <strong>de</strong>r Text ⇒ Mensch hat nicht letztes Wort- die Frage, wo die Gegenre<strong>de</strong> Hiobs en<strong>de</strong>t, ist noch nicht geklärt- Hiob 27-31 ist e<strong>in</strong>e Herausfor<strong>de</strong>rungsre<strong>de</strong> Hiobs, die äußerst scharf formuliert- Hiob 32-37 br<strong>in</strong>gt mit <strong>de</strong>n Elihu-Re<strong>de</strong>n e<strong>in</strong>en völligen Spannungsabfall: Pädagogisierung- ⇒ Langweiligkeit; <strong>de</strong>r Teil passt nicht zu Hiob 31: Herausfor<strong>de</strong>rung und Reaktion- ⇒ These: 32-37 könnten orthodoxer Kommentar und Relativierung se<strong>in</strong>31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 39 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc


Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>- nur so konnte Hiob <strong>de</strong>r Weisheitsliteratur erhalten bleiben und kanonisiert wer<strong>de</strong>n- Rahmen und Poesie stehen <strong>in</strong> Opposition, sie s<strong>in</strong>d diachron zu bestimmen:- MICHEL hält die Prosa für älter: Hiob nimmt alles h<strong>in</strong>;; die Poesie ist dann e<strong>in</strong>gesetzt- die sekundäre Dichtung stellt Hiob als Rebellen dar, <strong>de</strong>r Gott anklagt- ⇒ die unterschiedliche Zeichnung <strong>de</strong>r Hiob-Figuren ermöglicht LiterarkritikDatierung und hoher Grad an Intertextualität- auch <strong>in</strong>nerhalb <strong>de</strong>r Teile ist nicht alles gleich alt; die Prosa ist durchschnittlich 5. Jh.- die Satanszene hält MICHEL für sekundär ⇒ älterer Hiob-Text s<strong>in</strong>d Hiob 1,1-5.13-22- Satan ist <strong>de</strong>r Ankläger (Hiob 1,6-12+2), im Hebräischen ist dies ke<strong>in</strong> Eigenname- Gott lässt sich hier sogar von Satan h<strong>in</strong>ters Licht führen- jüngere Hiobdichtung stammt wohl aus <strong>de</strong>m 4. Jh., aus <strong>de</strong>r Krise <strong>de</strong>r Weish, die Koh beantwortet- die Elihu-Re<strong>de</strong>n passen nicht <strong>in</strong> <strong>das</strong> poetische Gefälle: sie s<strong>in</strong>d aus <strong>de</strong>m 3. Jh. und tertiär- sie wer<strong>de</strong>n als Kommentar e<strong>in</strong>gesetzt, damit Hiob „nicht so stehen bleibt“- <strong>de</strong>r Hohe Grad an Intertextualität ist Kennzeichen e<strong>in</strong>er späten Datierung [Entstehung]- Hiob spielt auf viele an<strong>de</strong>re biblische Texte an: Hiob 3 Gen 1: Tag, Nacht, F<strong>in</strong>sternis...- teilweise sogar ironisch: Hiob 7,17 Ps 8 ⇒ Hiob muss danach entstan<strong>de</strong>n se<strong>in</strong>- Ps 8 ist sicher nachexilisch ⇒ Hiob ist nachexilischGottesfigur (und Gottesname) und Ijobfigur im Ijobbuch- nur im Prosarahmen und bei <strong>de</strong>n Gottesre<strong>de</strong>n steht YHWH, <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Poesie steht El Schaddai- bzw. Eloach = Gott als Gattungsname, was ausschließlich <strong>in</strong> Hiob vorkommt- e<strong>in</strong> Mann aus Uz wür<strong>de</strong> auch nicht von YHWH sprechen, <strong>de</strong>n die Satansfigur „entlastet“:- wie<strong>de</strong>rum e<strong>in</strong> mitlaufen<strong>de</strong>r Polytheismus, zum NT h<strong>in</strong> wird Satansfigur immer größer- bis fast zum Dualismus, allerd<strong>in</strong>gs taucht er im NT nur noch als besiegt auf- die Ijobfigur ist literarkritisch schwer zu knacken, sie wan<strong>de</strong>lt sich vom Dul<strong>de</strong>r zum RebellInkrim<strong>in</strong>ierung <strong>de</strong>r Klage <strong>in</strong> <strong>de</strong>r kirchlichen Tradition (und alles folgen<strong>de</strong>)- Klage hat heute e<strong>in</strong> schlechtes Immage, im <strong>AT</strong> geht es allerd<strong>in</strong>gs auch nicht um Jammern- son<strong>de</strong>rn um Anklage gegen Gott, zu <strong>de</strong>m man <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ich-und-du-Verhältnis steht- es geht um Beschreibung und Besprechung <strong>de</strong>s Leids, Gott wird direkt angesprochen- ⇒ die Klage ist als Gotteslob zu verstehen, wie auch <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Klagepsalmen- systematisches Denken und poetisches Re<strong>de</strong>n: es gibt ke<strong>in</strong>e systematische Re<strong>de</strong> von Gott- ⇒ e<strong>in</strong>e Dogmatisierung ist nicht möglich; nur im Du kann so geklagt wer<strong>de</strong>n- es wird zwar systematisch gedacht, aber eben nicht so, son<strong>de</strong>rn poetisch gesprochen- Hiob <strong>de</strong>utet ungerechte Gewalthandlungen Gottes an an ihm an, d. Freun<strong>de</strong> sprechen Gott nicht an- Hiob wechselt oszillierend vom Du zum Er Gottes- hie und da ersche<strong>in</strong>t Gott sogar als Sadist, wenn er die „Welt <strong>in</strong> Fe<strong>in</strong><strong>de</strong>shand“ gibt- Gott ist e<strong>in</strong> Frevler (Hiob wechselt zum Plural): völlige temporale Anarchie- Syntax und Grammatik verschwimmen im Hebräischen- Hiob (19) appeliert an die Freun<strong>de</strong>, die Schrift, an Gott gegen sich selbst:- er will Erlösung zum Leben, nicht vom Leben- Gott ist ambivalent: er han<strong>de</strong>lt nicht als Befreier- die Antwort Gottes ist nicht verletzte Eitelkeit, son<strong>de</strong>rn frei von Eitelkeiten- Hiob 31-38 s<strong>in</strong>d anthropozentrisch;; Hiob 42,7 ist auf je<strong>de</strong>n Fall Re<strong>de</strong> Ijobs- ⇒ zu Gott, nicht über Gott soll man re<strong>de</strong>n; nicht wie <strong>das</strong> Lob <strong>de</strong>r unaufrechten Frommen- Hiob ist Lob <strong>de</strong>r Klage im Angesicht Gottes, <strong>de</strong>s Schöpfers <strong>in</strong> Depotenzierung <strong>de</strong>s Menschen- Lob auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r Souveränität Gottes: Gott ist Gott- es geht Hiob um die Rettung <strong>de</strong>r Klage, aber schon <strong>in</strong> LXX wird Hiob glattgebügelt- Gott wird nicht mehr für die Gewalt verantwortlich gemacht, Hiob wird fromm31.05.2006; 19:12:18 Uhr; Seite 40 von 40 <strong>AT</strong> E<strong>in</strong>l WS 04_05.doc

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