WILHELM FÄLLENBACHERS ERBENHermann SyzygosAm Sonnabend, dem 27. März 1920, verändertesich so einiges in der Welt unserer Groß- undUrgroßeltern: Hermann Müller wurde zumdeutschen Reichskanzler gewählt. Otto Braunübernahm das Amt des preußischen Ministerpräsidenten.In Neukölln gründeten Elektro-Installateur Wilhelm Fällenbacher sowie dieKaufleute B. Glücksmann und J. Plessner eineUnternehmung, nämlich den „WILHELMFÄLLENBACHER Elektro-Vertrieb” mitFirmensitz Emser Straße 20.Die <strong>Neuköllner</strong> Veränderung hat sich als diehaltbarste erwiesen. Von kurzen Auszeiten abgesehen,beliefert Firma Fällenbacher seit jenem27.3.1920 als Großhandel die Elektrobranchevor Ort mit Werkzeug, Material und fachkundigerBeratung.Firmengründer Wilhelm Fällenbacher wird allerdingswenige Jahre nach dem Start so schwerkrank, dass er nicht mehr arbeiten kann. Glücklicherweisehat er in seiner Elise eine Frau gefunden,wie sie die Bibel <strong>im</strong> Buch der SprücheSalomos beschreibt: „Sie schaut, wie es in ihremHause zugeht, und isst ihr Brot nicht mitFaulheit.”Elise Fällenbacher übernahm mit Fleiß undVerstand den Arbeitsbereich ihres Mannes undschaffte es, trotz aller Krisen das Betriebsgeschehenam Laufen zu halten. Die HerrenGlücksmann und Plessner verließen die Brückedes Firmenschiffes kurz vor der Inflation. FrauFällenbacher hatte sich durch ihr Tun, ihrFachwissen und ihre Zuverlässigkeit bei Kundenund Lieferanten als Geschäftspartnerindurchgesetzt. So wurden auch die enormenKapitalverluste infolge Inflation aufgefangen4nicht durch Schutzschirme, sondern durch ihreunternehmerischen Eigenleistungen.Elise Fällenbacher starb 1935, nur zwei Jahrenach ihrem Mann. Seit Wilhelm FällenbachersTod trägt die Elektrogroßhandlung den Namen:„Wilhelm Fällenbachers Erben”.Tochter Erna Fällenbacher und Sohn Wernermussten nun beide von jetzt auf gleich ins kalteWasser springen und die Geschäftsführung desFamilienbetriebes übernehmen.Immerhin hatte Werner Fällenbacher währendseiner kaufmännischen Lehre in einemGroßkabelwerk schon gelernt, Minus und Plus,Starkstrom und Schwachstrom und Gleichstromund Wechselstrom zu unterscheiden.Trotzdem erlitt er jetzt erst mal einen Praxisschock.Außerdem war auch die Tinte auf seinemIHK-Abschlusszeugnis gerade erst trockengeworden. Doch durch Energie und Zähigkeit,die hier anscheinend in der Familie liegen, holteWerner Fällenbacher in kurzer Zeit nach, wasihm an Erfahrung noch gefehlt hatte.Seine Schwester Erna schied mit einem Abfindungsvertrag1935 aus der Firma aus undWerner Fällenbacher übernahm die Betriebsleitungin der Emser Straße 20 <strong>im</strong> Alleingang.Er fand eine Frau fürs Leben, heiratete sie 1936und baute die Firma weiter auf und aus, bis ihmder Heldenklau des Zweite Weltkriegs dieMitarbeiter wegnahm und auch er selbst 1941zum Fronteinsatz musste.Vierzehn Monate lang blieben die Geschäftsräumegeschlossen. Als der Krieg vorbei war,Tobias FällenbacherFotos: LA
hatte die Firma kaum noch Betriebsvermögen.Werner Fällenbacher kehrte gesundheitlichschwer angeschlagen zurück und konnte sichfreuen, dass ihm seine Frau durch alle Wirrenund Widrigkeiten hindurch treu zur Seite stand.So wurde sie gleichberechtigte Mitinhaberin.Seit Gründung blieb dieses Ladengeschäft <strong>im</strong>mergleich frisch und original in der EmserStraße 20. Sogar am Mobiliar wurde nie etwasverändert.<strong>Dschungel</strong>-Tarzan Hermann Syzygos sprachmit Tobias Fällenbacher (43), dem Sohn desheutigen Inhabers Reinhard Fällenbacher: „Ichhab mir die Liste der Firmen angeguckt, derenProdukte Sie verkoofen. Das ist ja in erster LinieMADE IN GERMANY.”Tobias Fällenbacher: Das sind zwar deutsche Firmen,aber es kommt natürlich alles von überall herinzwischen. Sie liefern Produkte, die nur vom Handeloder vom Fachhandwerk gebraucht werden undverwendet werden. Unsere Kunden kommen nur ausdem gewerblichen Bereich. Wir bedienen zwar aucheinen Nachbarn, also wenn jemand hier aus derEmser Straße kommt und eine Glühlampe braucht,dann sagen wir natürlich nicht Nein, weil er daswoanders so nicht kriegt. Aber wir leben vomGroßhandel.Und wie sehen Sie das Leben in der Gegenwart?Also wir haben unsere Belegschaft regelmäßig reduziert.Früher haben wir die gesamte Elektroindustriein unserem Umfeld beliefert. Heute ist davon nurnoch wenig übrig geblieben. Und dadurch haben wirunsere Belegschaft denn ooch schrittweise reduziert.Einer ist zur Polizei gegangen. Ein anderer ist inRente gegangen, also drei Leute sind in den letztenzehn Jahren hier weggegangen und wurden auchnicht wieder ersetzt. Derzeit haben wir einenKraftfahrer, drei Leute sind <strong>im</strong> Verkauf und zweiarbeiten halbtags <strong>im</strong> Büro.Haben Sie schon einen Nachfolger in derFamilie?Ich hab zwei Töchter und einen 16jährigen Sohn,aber der muss erst mal die Schule beenden und dannwerden wir weitersehen.Zum 50jährigen Firmenjubiläum 1970 schriebWerner Fällenbacher dieses Gedicht:Der Fachmann braucht fast täglich malganz schnell Elektromaterial.Dann muss er nicht erst sehr weit laufen,kann es bei FÄLLENBACHER kaufen,wo Kundendienst und Qualitätseit je an erster Stelle steht.Und richtig sein muss auch der Preis,wie jeder aus Erfahrung weiß;so dass wir es für richtig halten,ihn möglichst niedrig zu gestalten.Doch guter Service kostet Geld,wenn es auch keinem grad’ gefällt.Weil es so einfach und bequem,in jeder Hinsicht angenehm,drum soll man gut, nicht böse denken,denn niemand hat was zu verschenken.Da gibt’s so manches Angebot,für das man sich begeistern kann,doch sieht man richtig hin, o Gott,dann sind oft vielfach Haken dran.Wahr ist es schon seit alters her,die Selbstbeschaffung kostet mehr.Da fällt der Kluge nicht drauf rein,er weiß, auch trügen kann der Schein.Auf seiner Seite sind die Lacher,sie kaufen gern bei FÄLLENBACHER.Der weiß dagegen jedem Dankfür treue Kundschaft jahrelang.Er greift auch notfalls helfend ein,so war’s, so ist’s, so wird es sein."FSK 46 - Arbeiten von Gudrun-Sophie Frommhage<strong>21</strong>. September bis 19. Oktober 2013Vernissage: 20. September 2013, um 20 UhrVertonung: Gitarrenarmee (Christoph Abee, Darjush Davar, Martin Fuchs, Robert Fuchs)Gudrun-Sophie Frommhages Protagonisten – oft Frauen – überbordend, überzogen dargestellt, in expressiverFarbigkeit, fixieren und provozieren mit durchbohrenden Blicken, ohne zu lächeln auf großformatigenAcrylbildern. Auch ihre Figuren sind mit Brüchen versehen, nicht schön und makellos aber lebendig.Schudomastr. 38/12055 Berlin/Rixdorf – S-Bahn Sonnenallee/Bus M41 bis Mareschstr.Ausstellungsbesichtigung Donnerstag 19 - 22h oder auf telefonische Anfrage via 030/56 82 89 31Weitere Informationen und Rahmenprogramm: www.gudrunfrommhage.de, www.bauchund.deFemaler Trubel, 2013Acryl/Leinwand, 100 x 120 cm5