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Zeitung 21_2013.cdr - im Neuköllner Dschungel

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Mit dem Boot durch dieRuppiner Seenlandschaft„Willst du <strong>im</strong>mer weiter schweifen?Sieh, das Gute liegt so nah.Lerne nur das Glück ergreifen,Denn das Glück ist <strong>im</strong>mer da.” GoetheUnter diesem Motto war ich jüngst mit meinemJollenkreuzer unterwegs von Berlin nachLindow (Mark). Ich fuhr mit der S-Bahn zumWestkreuz und radelte von dort zum Stößensee.Hier bestieg ich mein am Tag zuvor fertiggepacktes Boot uns stach in See.Zunächst ging es zur Spandauer Schleuse. Ichpassierte diesen Engpass mit anderen Wassersportlern– auch Freizeitkapitäne waren dabei.Vorbei an der Spandauer Altstadt, am Rathaus,an Industrieanlagen mit ihren Ladekränen. Sievon der Wasserseite aus zu betrachten ist <strong>im</strong>merwieder ein ungewöhnliches Erlebnis.Weiter ging es die Havel hinauf, dann durch denNiederneuendorfer See Richtung Oranienburg.An Brücken vor Kurven gab ich akustischeSignale mit meiner Flüstertüte aus verzinktemBlech und einem Mundstück aus Kupfer. DerGegenverkehr ist in dem engen Kanal nicht zusehen. Die Flüstertüte habe ich vor vielen Jahrenmal bei Heinz <strong>im</strong> Trödelladen erstanden.Westlich von Oranienburg hatte ich ein sehrschönes Erlebnis vor der Schleuse Tiergarten(nicht zu verwechseln mit der Berliner Tiergartenschleuse!).Der Schleusenwärter hatte bereitsFeierabend gemacht. Aber er war noch daund fragte mich, ob ich versorgt sei, denn es warnicht möglich, an Land zu gehen. Nachdem ichihm versichert hatte, dass ich nicht verhungernwürde, bot er mir an, am nächsten Morgen frischeBrötchen und eine <strong>Zeitung</strong> mitzubringen.Als echter Berliner ob solcher Freundlichkeitmeinem Gehör nicht trauend, zeigte ich womöglicheine unbeholfene Geste: hielt meine Handans Hörorgan und fragte brüllend (es lagen etwa30 m zwischen uns): „Häh?” Gelassen wiederholteer sein Angebot. Pünktlich um 8 Uhr hieltich zwei warme Brötchen und den Tagesspiegelin der Hand, nachdem ich als einziger <strong>im</strong>Schleusenbecken um etwa 0,8 m angehobenworden war. Den Morgenkaffee gab es nochoben drauf und ein Schwätzchen dazu.Weiter durch den Ruppiner Kanal RichtungWesten durch den Bützsee. Hier ist Ankernverboten um der Natur ihre Ruhe zu lassen. Deraufmerksame Beobachter wird belohnt: jagendeSeeadler, kreisende Weihen und Eisvögel – vondenen nur noch etwa 30 - 40 Brutpaare in diesemGebiet vorkommen sollen – konnte ich in allerRuhe beobachten. Die „Wildnis” liegt so nah beiBerlin. Das Kremmener Luch und das BeetzerBecken zählen zu den ökologisch wertvollstenWasserflächen Deutschlands*. Hier leben z.B.Biber und Fischotter.Am 20.06.2013 fuhr ich durch den Ruppiner Seeund machte am Nachmittag an einem Steg fest.Das war mein Glück! Am frühen Abend zog einGewitter auf das von der Elbe bis zur Oderreichte. Dreieinhalb Stunden Getöse und 50 lWasser je Quadratmeter! Jetzt wurde mir klar,warum die Gallier Angst hatten, dass ihnen derH<strong>im</strong>mel auf den Kopf fallen könnte.Am nächsten Morgen war alles wie gehabt undweiter gings die letzten 20 Kilometer durch denMolchowsee, Tetzensee, Zermützelsee und denalten Rhin durch malerische Naturlandschaftenmit großen Wasserflächen und Seerosenfeldern.Am Ende meiner Fahrt blieben die AusflugsorteMöllensee und Gudelacksee, bevor ich denKanal zum Vielitzsee vorsichtig passierte.In zwei Tagen habe ich 100 km Wasserweg durcheine Seenlandschaft zurückgelegt, die in Europaihresgleichen sucht. Ein Urlaubserlebnis ohneFlugzeug, ohne nervige Flughafenaufenthalte,ohne stressige Hotelgäste – allein auf meinemJollenkreuzer in Mitten von üppigem Grün undschnatternden Enten. Thomas Weiske*NV.Sportschifffahrtskarten, Nautische Veröffentlichungen, 2012

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