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monatsberichte des wiener instituts für wirtschaftsforschung - Wifo

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20 Heft 1/219 4t.In der ersten Kategorie steht der große ZuschußbedarfNordsiebenbürgens an Futtermitteln im. Vordergrund.Wie bereits angedeutet, benötigt dieserLan<strong>des</strong>teil allein fast i Million Doppelzentner Maisjden er nicht auf eigenem Boden erzeugen kann. Davonbraucht das Szeklerland allein rund ^400.000Doppelzentner. Dieser Bedarf, der bisher "völlig vonRumänien gedeckt wurde, würde— bei. unverändertenHektarerträgen und Anbauflächen — die Maisausfuhr;Ungarns, die 1937 1*9 Millionen Doppelzentner,19390-47 Millionen Doppelzentner betragenhat, in guten Erntejahren erheblich vermindern, inschlechten entsprechende Einfuhren, erfordern. DasKärpatenland und Oberungarn haben einen kleinenBedarf an .Mais und Weizen, aber einen Uberschußan Gerste. Bei guten Ernten wird der Weizenbedarfin allen neuen Gebieten selbst gedeckt.Bei den Kraftstoffen fällt 'der Zuschußbedarfan Kohle wirtschaftlich am schwersten ins Gewicht.Nordsiebenbürgen braucht jährlich ungefähr 600.000• Tonnen Kohle, die Erzeugung von Braunkohle undLignit beträgt nur 160.000 Tonnen (1937). Auch\ die Förderung, in Oberungarn, und im Karpatenland,die rund 100.000 Tonnen ausmacht, kann den Eigenbedarfbei weitem nicht befriedigen. .Ungarn, wirddaher vorerst die Einfuhr von Kohle (1939 77.1.610Tonnen), erhöhen oder seine Kohlenausführ (1939254.480 Tonnen) verringern müssen. Später hofftman, den Mehrbedarf durch einen raschen Ausbau derKohlenbergwerke 'in Ungarn und in den neuen Gebietenselbst (besonders in Nordsiebenbürgen) deckenzu können. Auch mit Mineralöl muß Ungarn dieneuen Lan<strong>des</strong>teile teils aus seiner eigenen ständigwachsenden Förderung, teils durch eine erhöhte Einfuhrversorgen.Der wichtigste Zuschußbedarf der neuen Gebieterichtet sich in<strong>des</strong>sen auf Industriewaren, und zwarsowohl auf Produktionsmittel als auch auf Konsumartikel.Trotz verhältnismäßig geringer Kaufkraftist dieser Bedarf angesichts <strong>des</strong> geringen Industrialisierungsgra<strong>des</strong>groß, und er wird auf Grund der erwähntengroßen Investitionsvorhaben in Nordsiebenbürgen,besonders was Produktionsmittel anlangt, innächster Zeit noch sprunghaft steigen. Bis zur Rückgliederunghat Trianon-Ungarn die neuen Lan<strong>des</strong>fe.ilewegen der hohen Zölle nur mit sehr wenig Eisenwarenbeliefert. In Nordsiebenbürgen waren es 1 -(1937) bei • Maschinen 5-0 v. H., bei elektrischenMaschinen und Apparaten i*8 v. H., bei EisenwärenI'i v. H, Und bei Eisenhalbwaren 0-3 y. H. der ungarischenGesämtausfuhr der betreffenden Waren.-gruppe. Wenn sich nunmehr die Belieferung Nofdsiebenbürgens,Oberungarnsund <strong>des</strong> Karpatenlan<strong>des</strong>aus dem Kernland noch erhöht, so wird je nach derElastizität der Erzeugung die ungarischeAusfuhrin diesen' Waren zurückgehen müssen. .— Ähnlichesgilt <strong>für</strong> einige chemische Erzeugnisse. Im Jahre 1939gingen 1-2 v. H. der ungarischen Gesämtausfuhrvon chemischen Produkten nachNordsiebenbürgen.Im gleichen Jahr führte Ungarn allerdings mehr alsdas Vierfache seiner eigenen ErzeugungchemischerProdukte aus dem Ausland ein.' Durch die AngliederungNordsiebenbürgens sind im übrigen, wie bereitshervorgehoben, zwei sehr leistungsfähige Großbetriebeder chemischen Industrie an Ungarn gefallen,von denen der eine als bisher größtesUnternehmen der pharmazeutischenrumänisches.Branche' einenbeträchtlichen Anteil an der Versorgung 'ganzRumäniens mit pharmazeutischen Präparaten -gehabt'hat. Die Kapazität beider Unternehmungen übersteigtbei weitem den Bedarf Nord Siebenbürgens undist daher geeignet, in den betreffendenErzeugnissendie Versorgung auch anderer ungarischer Lan<strong>des</strong>teilezu übernehmen und damit die Notwendigkeitder Einfuhr zu verringern. — Verhältnismäßiggering ist der Zuschußbedarf auf dem Gebiete derPäpierv er sorgung. Nur Oberüngarn und das Karpatenlandbesitzen keine eigenen Papierfabriken,während Nordsiebenbürgen (s. o.) mit zwei größerenund einer Reihe kleinerer Unternehmungenausgestattetist. Nordsiebenbürgen dürfte daher im wesentlichenseinen Bedarf aus eigener Erzeugung deckenkönnen. Auch ermöglicht der reiche Holzbestandeinen raschen Ausbau der gesamten ungarischenPapierindustrie.Unter den Verbrauchsgütefn ist der Zuschußbedarfan Textilienam einschneidendsten, weil dieneuen Gebiete in dieser Beziehung bisher völlig vonanderen tschechoslowakischen und rumänischen Lan<strong>des</strong>teilenversorgt worden sind. Die erwähnten Produktionskapazitätenin den neuen Lan<strong>des</strong>teilenreichen jedenfalls bei weitem nicht zur Befriedigung<strong>des</strong> lokalen Bedarfes aus. Für die Textil- und Bekleidungsindustrie<strong>des</strong> Kernlan<strong>des</strong> ergeben sichdaraus bedeutende zusätzlicheAbsatzmöglichkeiten,deren Wahrnehmung unter anderem inzwischen bereitszur Gründung einer Reihe neuer Betriebe bzw.zur Erweiterung bestehender Anlagen geführt hat.Aus wirtschafts- und sozialpolitischen Gründen (Hebung<strong>des</strong> Lebensstandards, besonders auch im Szeklerland)begrüßt die Regierung die Verlegung solcherNeugründungen nach Nordsiebenbürgen, wo vorallem Woll- und Baumwollspinnereien errichtet werdensollen. Erleichtert wird diese Umstellung durchdie Woll- und Hanfüberschüsse der nordsiebenbürgischenAgrarwirtschaft. Die Baumwolleihfuhr und

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