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Wie rede ich mit Zeugen

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RatgEbER<br />

Es gibt kaum jemand, bei dem die <strong>Zeugen</strong><br />

Jehovas (Z. J.) noch n<strong>ich</strong>t an der<br />

Tür geklingelt haben. Ihre Frömmigkeit,<br />

ihr Eifer und ihre Hingabe an ihren<br />

Dienst beeindrucken. Wenn man s<strong>ich</strong> jedoch<br />

auf längere Gespräche und Bibelstudien<br />

<strong>mit</strong> ihnen einlässt, merkt man, dass<br />

sie den Namen Sekte zu Recht tragen,<br />

auch wenn sie überzeugt sind, allein der<br />

Bibel zu folgen. Ein Austausch <strong>mit</strong> ihnen<br />

kann s<strong>ich</strong> lohnen – für beide Seiten. Wer<br />

jedoch biblisch kein einigermassen s<strong>ich</strong>e-<br />

26 ethos 7 I 2010<br />

<strong>Wie</strong> <strong>rede</strong> <strong>ich</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Zeugen</strong><br />

Jehovas?<br />

res Standbein hat, sollte s<strong>ich</strong> darauf besser<br />

n<strong>ich</strong>t einlassen. Die Z. J. sind sehr gut<br />

geschult und können einen schnell <strong>mit</strong><br />

unzähligen Bibelstellen, die ihre Thesen<br />

belegen sollen, in Zweifel bringen. Auch<br />

wenn das Gespräch irgendwann auf der<br />

Stelle tritt, ist es besser, dieses zu beenden.<br />

Häufig erzählen die Z. J. zunächst, wie<br />

ernst sie die Bibel und Gottes Gebote<br />

nehmen. Weil in Apostelgesch<strong>ich</strong>te 15,29<br />

steht, man solle s<strong>ich</strong> des Blutes enthalten,<br />

lehnen sie beispielsweise Bluttransfusio-<br />

?<br />

Die Religionsgemeinschaft der <strong>Zeugen</strong><br />

Jehovas scheint auf den ersten Blick<br />

Gemeinsamkeiten <strong>mit</strong> bibeltreuen<br />

Christen zu haben. Bei der Stellung,<br />

die sie Jesus einräumt, und bei der<br />

Betonung der Werkgerechtigkeit zur Rettung we<strong>ich</strong>t<br />

sie jedoch deutl<strong>ich</strong> von der Bibel ab.<br />

nen ab. Ausserdem<br />

feiern sie<br />

keine Geburtstage,<br />

weil die beiden<br />

in der Bibel<br />

ausführl<strong>ich</strong> beschriebenenGeburtstagejeweils<br />

<strong>mit</strong> einer<br />

Hinr<strong>ich</strong>tung endeten:<br />

Der Pharao<br />

liess an seinem


Geburtstag den Bäcker erhängen (1. Mose<br />

40,20 ff.) und die Feier von Herodes endete<br />

<strong>mit</strong> der Enthauptung Johannes des<br />

Täufers (Mark. 6,14 ff.). Ausserdem solle<br />

s<strong>ich</strong> ein Zeuge Jehovas in Demut üben<br />

und s<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t selbst feiern. Zudem sehen<br />

sie in Geburtstagen eine zu enge Verbindung<br />

zur Astrologie. Weihnachten wird<br />

ebenso ausgelassen, da der 25. Dezember<br />

ursprüngl<strong>ich</strong> ein heidnischer<br />

Feiertag war, Jesus<br />

im Herbst geboren sei und<br />

nie verlangt habe, dass<br />

wir seines Geburtstages<br />

gedenken.<br />

Das sind diskussionswürdigeAns<strong>ich</strong>ten,<br />

aber im Vergle<strong>ich</strong><br />

zu den gle<strong>ich</strong> folgendenschwerwiegenderen<br />

Unterschieden wohl<br />

eher zweitrangig. Letztendl<strong>ich</strong><br />

ist es – nach Paulus<br />

zu urteilen – die freie Gewissensentscheidung<br />

eines jeden<br />

Christen, welche Feste er (n<strong>ich</strong>t)<br />

feiern möchte: «So lasst euch von niemand<br />

r<strong>ich</strong>ten wegen Speise oder Trank,<br />

oder wegen bestimmter Feiertage oder<br />

Neumondfeste oder Sabbate» (Kol. 2,16).<br />

Und Vers 20: «Wenn ihr nun <strong>mit</strong> Christus<br />

den Mächten der Welt gestorben seid,<br />

was lasst ihr euch Satzungen auferlegen,<br />

als ob ihr noch in der Welt lebtet? ‹Rühre<br />

das n<strong>ich</strong>t an, koste jenes n<strong>ich</strong>t, betaste<br />

dies n<strong>ich</strong>t!› – was doch alles durch den<br />

Gebrauch der Vern<strong>ich</strong>tung anheim fällt.»<br />

Sinnvoller ist es, die Diskussion auf das<br />

Wesentl<strong>ich</strong>ste des Glaubens zu lenken,<br />

näml<strong>ich</strong> auf Jesus Christus. Jesus hat für<br />

die Z. J. eine deutl<strong>ich</strong> geringere Stellung,<br />

als das Neue Testament (NT) bezeugt.<br />

!<br />

Sinnvoller ist es, die Diskussion auf das Wesentl<strong>ich</strong>ste<br />

des glaubens zu lenken, näml<strong>ich</strong> auf Jesus Christus.<br />

Die Z. J. beten Jesus n<strong>ich</strong>t an, sie schliessen<br />

ihre Gebete im Namen Jesu. Jesus ist<br />

für sie n<strong>ich</strong>t der Sohn Gottes, sondern nur<br />

der erste, einzig gezeugte von mehreren<br />

Söhnen Gottes − die anderen, später geborenen<br />

Söhne sind die Engel.<br />

Die Wachtturm-Gesellschaft behauptet<br />

sogar, Jesus sei der Erzengel M<strong>ich</strong>ael,<br />

und beruft s<strong>ich</strong> dabei zum Beispiel auf<br />

Daniel 12,1 («Zu jener Zeit wird s<strong>ich</strong> der<br />

grosse Fürst M<strong>ich</strong>ael erheben, der für<br />

die Kinder deines Volkes einsteht; denn<br />

es wird eine Zeit der Drangsal sein, wie<br />

es noch keine gab.») und auf 1. Thessalon<strong>ich</strong>er<br />

4,16. Aus letzterem geht jedoch<br />

eindeutig hervor, dass der Erzengel und<br />

Jesus («der Herr») zwei verschiedene Personen<br />

sind: «Denn der Herr selbst wird,<br />

wenn der Befehl ergeht und die Stimme<br />

des Erzengels und die Posaune Gottes erschallt,<br />

vom Himmel herabkommen, und<br />

die Toten in Christus werden zuerst auferstehen.»<br />

Und in Hebräer 1,5 steht dazu:<br />

«Denn zu welchem von den Engeln hat er<br />

je gesagt: ‹Du bist mein Sohn; heute habe<br />

<strong>ich</strong> d<strong>ich</strong> gezeugt›?»<br />

Auch im ersten Kapitel des Johannes-<br />

Evangeliums behelfen s<strong>ich</strong> die Z. J. <strong>mit</strong> einer<br />

abwe<strong>ich</strong>enden Übersetzung, um ihr<br />

Argument der geringeren Stellung Jesu<br />

zu unterstützen. Statt «Und das Wort war<br />

Gott» schreibt die von den Z. J. ausschliessl<strong>ich</strong><br />

verwendete, eigene Neue-Welt-Übersetzung:<br />

«Und das Wort war ein Gott». In<br />

Vers 14 macht Johannes aber unmissverständl<strong>ich</strong><br />

klar, dass das Wort Jesus ist. Aus<br />

den ersten Versen geht hervor: Er ist ewig,<br />

er ist göttl<strong>ich</strong>, er ist eine eigene Person, er<br />

hat alles erschaffen: «Im Anfang war das<br />

Wort, und das Wort war bei Gott, und das<br />

Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei<br />

Gott. Alles ist durch dasselbe entstanden;<br />

und ohne dasselbe ist auch n<strong>ich</strong>t eines<br />

entstanden, was entstanden ist.»<br />

Die meisten <strong>Zeugen</strong> Jehovas, die ja den<br />

Spiritismus streng ablehnen, wären s<strong>ich</strong>er<br />

schockiert, wenn sie wüssten, dass<br />

die Wachtturm-Gesellschaft (WTG) einige<br />

Lehren und Schriften des Esoterikers<br />

Johannes Greber übernommen hat,<br />

der seine Offenbarungen von Geistwesen<br />

empfing. Auch die Übersetzung «Und das<br />

Wort war ein Gott», das Jesus nur als einen<br />

unter vielen hinstellt, wurde von diesem<br />

fragwürdigen Bibellehrer übernommen.<br />

Hebräer 1,8 heisst bei ihnen: «Gott ist<br />

dein Thron für immer», und den Vers<br />

«Ich und der Vater sind eins» (Joh. 10,30)<br />

interpretieren sie als «s<strong>ich</strong> einig sein», da<br />

ja Jesus auch seine Nachfolger ermahnte,<br />

«eins» zu sein (Joh. 17,22).<br />

Jesu Aussage «Der Vater ist grösser als<br />

<strong>ich</strong>» (Joh. 14,28), den die <strong>Zeugen</strong> meist<br />

zum weiteren Beleg ihrer Interpretation<br />

heranziehen, lässt s<strong>ich</strong> dagegen so erklären,<br />

dass Jesus s<strong>ich</strong> zu seiner Erdenzeit<br />

seiner göttl<strong>ich</strong>en Gestalt entäussert hatte,<br />

um den Menschen gle<strong>ich</strong> zu werden (vgl.<br />

Phil. 2,4) – ohne seine göttl<strong>ich</strong>e Wesensart<br />

zu verlieren. Er war als Mensch vielen<br />

irdischen Grenzen (Hunger, Schmerz)<br />

unterworfen, weshalb er auch die Stunde<br />

seiner <strong>Wie</strong>derkehr n<strong>ich</strong>t kannte. Erst danach<br />

wurde er von Gott wieder «erhöht».<br />

Eine der grössten Gottesoffenbarungen<br />

Jesu steht meines Erachtens in Johannes<br />

18,3 bis 8. Als die Häscher Jesus<br />

gefangen nehmen wollten, sprach er: «Ich<br />

bin» (griechisch ego eimi) – im Deutschen<br />

wird meist ein «es» ergänzt. Um die Bedeutung<br />

von ego eimi zu verstehen, sollte<br />

man das «es» aber weglassen. Ich bin ist<br />

die Offenbarungsformel von Gott-Jahwe<br />

im Alten Testament (AT). Gott sprach<br />

ethos 7 I 2010 27


zu Mose: «Ich bin, der <strong>ich</strong> bin! Und er<br />

sprach: So sollst du zu den Kindern Israels<br />

sagen: ‹Ich bin, der hat m<strong>ich</strong> zu<br />

euch gesandt›» (2. Mose 3,14–15). Für einen<br />

kurzen Moment enthüllte also Jesus<br />

seine göttl<strong>ich</strong>e Autorität und gebrauchte<br />

die Worte seines Vaters. Das ist der wahre<br />

Grund, warum die Häscher zu Boden fielen,<br />

und n<strong>ich</strong>t «weil sie über seine Kühnheit<br />

erstaunt sind und n<strong>ich</strong>t wissen, was<br />

sie erwartet», wie es die Wachtturm-Gesellschaft<br />

im Buch «Der grösste Mensch,<br />

der je lebte» über Jesus schreibt.<br />

Und in Offenbarung 1,17 sagt Jesus von<br />

s<strong>ich</strong>: «Ich bin der Erste und der Letzte»;<br />

Worte, die Gott auch im AT von s<strong>ich</strong> gebraucht<br />

hat: «Ich bin der Erste und <strong>ich</strong><br />

bin der Letzte, und ausser mir gibt es keinen<br />

Gott» (Jes. 44,6 und auch Jes. 48,12).<br />

Ein weiterer Unterschied zur biblischen<br />

Lehre wird deutl<strong>ich</strong>, wenn man<br />

die <strong>Zeugen</strong> Jehovas nach ihrem Evangelium<br />

fragt. Sie werden kaum als Erstes davon<br />

sprechen, dass Jesus für unsere Sünden<br />

starb, am dritten Tage auferstanden<br />

ist, da<strong>mit</strong> jeder, der an ihn glaubt, gerettet<br />

wird, wie Paulus es in den Briefen lehrt<br />

(«wer es verdrehen wolle, sei verflucht»,<br />

Gal. 1,7–8), sondern sie erzählen meist<br />

von Jehovas Königre<strong>ich</strong> auf dieser Erde.<br />

In ihrer Monatszeitschrift «Wachtturm»<br />

vom 1. April 2008 steht in einem Artikel<br />

über die Welt-Endschlacht Harmagedon:<br />

«Um gerettet zu werden, muss man zwei<br />

Dinge tun. Erstens: die Wahrheit über Jehova<br />

kennen und über sein Vorhaben, die<br />

Erde von allem Bösen zu befreien. Zweitens:<br />

nach Gottes gerechten Grundsätzen<br />

leben. Dann gewinnt man Gottes Freundschaft<br />

und steht unter seinem Schutz.»<br />

Hier wird klar: Bei den <strong>Zeugen</strong> Jehovas<br />

steht die Werkgerechtigkeit im Mittelpunkt,<br />

was es der Wachtturm-Gesellschaft<br />

ermögl<strong>ich</strong>t, die Mitglieder unter<br />

Druck zu setzen. Doch die Betonung der<br />

Werkgerechtigkeit steht im Widerspruch<br />

zu unzähligen Bibelstellen, die deutl<strong>ich</strong><br />

machen, dass man allein aus Gnade und<br />

Glauben gerettet wird.<br />

• «Denn wenn du <strong>mit</strong> deinem Mund<br />

Jesus als den Herrn bekennst und in dei-<br />

28 ethos 7 I 2010<br />

nem Herzen glaubst, dass Gott ihn aus zes gerechtfertigt wird, sondern durch<br />

den Toten auferweckt hat, so wirst du ge- den Glauben an Jesus Christus, so sind<br />

rettet» (Röm. 10,9).<br />

auch wir an Christus Jesus gläubig gewor-<br />

• «Doch weil wir erkannt haben, dass den» (Gal. 2,16).<br />

der Mensch n<strong>ich</strong>t aus Werken des Geset- • «Denn die Schrift spr<strong>ich</strong>t: ‹Jeder, der<br />

Der w<strong>ich</strong>tigste Lehrunterschied betrifft die Person Jesus Christus?<br />

Die <strong>Zeugen</strong> Jehovas übersehen gern alle Bibelstellen, die unmissverständl<strong>ich</strong> klar<br />

machen, dass Jesus Gott ist und angebetet werden will. Weil sie auf einzelne Verse<br />

vorbereitet und <strong>mit</strong> Gegenargumenten gewappnet sind, bringen wir hier die w<strong>ich</strong>tigsten<br />

Stellen über Jesus als Herrn und Gott:<br />

• «Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben; und die Herrschaft ruht<br />

auf seiner Schulter; und man nennt seinen Namen: Wunderbarer Ratgeber, starker<br />

Gott, Ewig-Vater, Friedefürst» (Jes. 9,5).<br />

• «Und Thomas sprach zu ihm (Jesus): Mein Herr und mein Gott» (Joh. 20,28).<br />

• «Er aber sprach: Ich glaube Herr! Und fiel anbetend vor ihm nieder» (Joh. 9,38).<br />

• «Da kamen die in dem Schiff waren, warfen s<strong>ich</strong> anbetend vor ihm nieder und<br />

sprachen: Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn» (Matth. 14,33).<br />

• «Sie aber traten herzu und umfassten seine Füsse und beteten ihn an» (Matth. 28,9).<br />

• «Sie aber beteten ihn an und kehrten zurück nach Jerusalem <strong>mit</strong> grosser Freude<br />

und waren allezeit im Tempel und priesen Gott» (Luk. 24,52–53). Hätte Jesus n<strong>ich</strong>t<br />

gewollt, dass man ihn anbetet, hätte er Thomas, den Blinden (Joh. 9) und hier<br />

die Jünger s<strong>ich</strong>er korrigiert. In Offenbarung 19,10, als Johannes vor dem Engel<br />

niederknien will, unterweist dieser ihn, nur Gott anzubeten.<br />

• «Und sie steinigten den Stephanus, der betete und sprach: Herr Jesus, nimm meinen<br />

Geist auf» (Apg. 7,59).<br />

• «Und wenn er (Gott) den Erstgeborenen wiederum in die Welt einführt, spr<strong>ich</strong>t er:<br />

Und alle Engel Gottes sollen ihn anbeten» (Hebr. 1,6). Wenn die Engel Jesus anbeten<br />

sollen, wie viel mehr dann die Menschen!<br />

• In Hebräer 1,8 nennt Gott selbst seinen Sohn Gott: «Dein Thron, o Gott, währt von<br />

Ewigkeit zu Ewigkeit.»<br />

• In Johannes 5,23 heisst es: «Wer den Sohn n<strong>ich</strong>t ehrt, der ehrt den Vater n<strong>ich</strong>t.»<br />

• «Wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dies ist der wahre<br />

Gott und ewiges Leben» (1. Joh. 5,20 b).<br />

• Jesus sagt von s<strong>ich</strong> selbst: «Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben» (Joh. 14,6).<br />

• In 1. Korinther 1,2 grüsst Paulus die Gemeinde in Korinth folgendermassen: «… an<br />

die berufenen Heiligen samt allen, die den Namen unseres Herrn Jesus Christus<br />

anrufen.»<br />

• «Und von ihnen stammt dem Fleisch nach der Christus, der über alle ist, hochgelobter<br />

Gott in Ewigkeit» (Röm. 9,5).<br />

• «Was ihr m<strong>ich</strong> bitten werdet in meinem Namen, das will <strong>ich</strong> tun» (Joh. 14,14; LU).<br />

Beim letztgenannten Vers hat die Neue-Welt-Übersetzung (NWÜ) der <strong>Zeugen</strong> Jehovas<br />

das «m<strong>ich</strong>» weggelassen, das s<strong>ich</strong> aber in vielen griechischen Handschriften und<br />

Übersetzungen findet. Deshalb argumentieren die <strong>Zeugen</strong> Jehovas, dass man ein<br />

Gebet nur in Jesu Namen schliessen, aber n<strong>ich</strong>t direkt zu Jesus beten solle. Und zum<br />

Gebet des Stephanus erklären sie, dass zu Jesus «sprechen» ja noch n<strong>ich</strong>t zu Jesus<br />

«beten» sei. Dazu bietet s<strong>ich</strong> natürl<strong>ich</strong> die Rückfrage an, warum sie dann n<strong>ich</strong>t wenigstens<br />

<strong>mit</strong> Jesus «sprechen».


!<br />

bei den <strong>Zeugen</strong> Jehovas steht die Werkgerechtigkeit im Vordergrund. Doch<br />

gemäss bibel wird ein Mensch allein aus Gnade und aus Glauben gerettet.<br />

an ihn glaubt, wird n<strong>ich</strong>t zuschanden<br />

werden›» (Röm.<br />

10,11).<br />

• «Jetzt aber ist ausserhalb<br />

des Gesetzes die Gerechtigkeit<br />

Gottes offenbar gemacht worden,<br />

die von dem Gesetz und den<br />

Propheten bezeugt wird, näml<strong>ich</strong> die Gerechtigkeit<br />

Gottes durch den Glauben an<br />

Jesus Christus, der zu allen und auf alles<br />

kommt, die glauben» (Röm. 3,21–22).<br />

• «Und es ist in keinem anderen das<br />

Heil; denn es ist kein anderer Name unter<br />

dem Himmel den Menschen gegeben,<br />

in dem wir gerettet werden sollen!» (Apg.<br />

4,12).<br />

• «Denn aus Gnade seid ihr errettet<br />

durch den Glauben, und das n<strong>ich</strong>t aus<br />

euch − Gottes Gabe ist es; n<strong>ich</strong>t aus Werken,<br />

da<strong>mit</strong> niemand s<strong>ich</strong> rühme» (Eph.<br />

2,8–9).<br />

Natürl<strong>ich</strong> werden die <strong>Zeugen</strong> Bibelstellen<br />

dazu zitieren, dass Glaube ohne Werke<br />

n<strong>ich</strong>ts wert ist. Es ist r<strong>ich</strong>tig, dass Werke<br />

dazugehören, dies ist jedoch eine Folge,<br />

n<strong>ich</strong>t aber eine Bedingung des Heils. Da<br />

die Z. J. s<strong>ich</strong> vorgenommen haben, alle<br />

anderen von ihrem Glauben zu überzeugen<br />

und n<strong>ich</strong>t umgekehrt, wird man sie<br />

n<strong>ich</strong>t so einfach von ihren Thesen abbringen<br />

können. Schliessl<strong>ich</strong> sind in ihren<br />

Augen alle anderen die «Verlorenen»,<br />

die den falschen Lehren folgen.<br />

Warum also überhaupt <strong>mit</strong> ihnen <strong>rede</strong>n?<br />

Zum einen: Christen sollen ihren<br />

Herrn bezeugen. Dabei lernt man selbst<br />

viel aus diesen Gesprächen, weil man s<strong>ich</strong><br />

sehr intensiv <strong>mit</strong> der Bibel befassen muss.<br />

Zum anderen: Es kann bewirken, dass<br />

der eine oder andere Zeuge doch einmal<br />

zum Nachdenken kommt, wenn ihm im<br />

Laufe der Jahre mehrere Christen eine an-<br />

dere Bibel-Interpretation als die der WTG<br />

nahe legen. Aussteiger unter den Z. J., die<br />

zu Jesus fanden, sind Beleg dafür. Ihre<br />

ehemaligen Freunde unter den Z. J. sind<br />

dann jedoch angehalten, sie zu ächten.<br />

Das sind die Regeln des «treuen und<br />

verständigen Sklaven», wie s<strong>ich</strong> die<br />

Wachtturm-Gesellschaft selbst nennt. Die<br />

meisten Z. J., die ja überzeugt sind, allein<br />

der Bibel zu folgen, sehen n<strong>ich</strong>t, dass sie<br />

von einer autoritären Gesellschaft bevormundet,<br />

falsch gelehrt und indoktriniert<br />

werden. Ihr Ziel ist die Sammlung in ihre<br />

Organisation, statt die Sammlung zu Jesus<br />

hin.<br />

Doch Fehler werden von der WTG bei<br />

den anderen (Amts-)Kirchen gesucht; als<br />

Beispiel werden Transsubstantiation (die<br />

Wandlung beim Abendmahl), Heiligenverehrung,<br />

Babytaufe, Glaube an eine deistische<br />

Evolution angeführt. Erzählt man<br />

den Z. J., dass es Christen gibt, welche die<br />

aufgezählten Dinge ebenfalls als n<strong>ich</strong>t biblisch<br />

ansehen, sind sie oft zieml<strong>ich</strong> verblüfft.<br />

So sehr die Z. J. im Bibelwissen<br />

geschult sind, so wenig wissen sie leider<br />

über andere christl<strong>ich</strong>e Gemeinden, was<br />

daran liegt, dass die Wachtturm-Gesellschaft<br />

ihren Mitgliedern n<strong>ich</strong>t erlaubt,<br />

andere christl<strong>ich</strong>e Literatur zu studieren<br />

− abgesehen davon, dass sie kaum Zeit<br />

dafür hätten, gilt es doch neben ihrem Beruf<br />

noch Besuchsdienste zu machen und<br />

mehrere Versammlungen wöchentl<strong>ich</strong> zu<br />

besuchen.<br />

Da sie s<strong>ich</strong> auch n<strong>ich</strong>t politisch betätigen<br />

dürfen (n<strong>ich</strong>t wählen, keinen Wehrdienst<br />

ableisten) und s<strong>ich</strong> mögl<strong>ich</strong>st von<br />

allem Weltl<strong>ich</strong>en fernhalten sollen, was<br />

so weit geht, dass sie häufig bewusst auf<br />

eine akademische Karriere verz<strong>ich</strong>ten, leben<br />

sie isoliert und lernen n<strong>ich</strong>t, kritisch<br />

zu denken. Umso abhängiger machen sie<br />

s<strong>ich</strong> von allen Aussagen der WTG.<br />

Weil ihre Bibel-Übersetzung an einigen<br />

Stellen n<strong>ich</strong>t nur unpräzise, sondern<br />

auch tendenziös übersetzt ist (bis hin zu<br />

falschen Einfügungen wie «andere» in<br />

Kolosser 1,16, um zu verschleiern, dass Jesus<br />

der Schöpfer «aller Dinge» ist), ist es<br />

den Z. J. nur sehr schwer mögl<strong>ich</strong>, falsche<br />

Lehren der WTG zu entdecken. Schliessl<strong>ich</strong><br />

wird ihnen doch immer weisgemacht,<br />

ihre Übersetzung sei die Beste. Das sehen<br />

Bibelgelehrte anders.<br />

Die Evangelische Zentralstelle für<br />

Weltanschauungsfragen nannte die NWÜ<br />

1986 eine der «gravierendsten Bibelfälschungen<br />

der Christenheit». Es spr<strong>ich</strong>t<br />

für s<strong>ich</strong>, dass die WTG die Namen der<br />

Übersetzer nie preisgeben wollte. Ein<br />

Aussteiger hat sie ausgeplaudert: Von den<br />

vier genannten Übersetzern hatte nur einer<br />

Griechisch studiert – ohne Abschluss.<br />

Allein dass die NWÜ im Neuen Testament<br />

immer Jehova statt Gott oder Herr<br />

(Kyrios) schreibt, wie es eigentl<strong>ich</strong> in den<br />

Urschriften heisst, verschleiert die zentralen<br />

Aussagen über Jesus. Statt «Wer den<br />

Namen des Herrn anruft, wird gerettet»,<br />

heisst es dann: «Jeder, der den Namen Jehovas<br />

anruft, wird gerettet».<br />

Deshalb ist ein Gespräch <strong>mit</strong> den <strong>Zeugen</strong><br />

Jehovas die einzige Mögl<strong>ich</strong>keit, ihnen<br />

andere Bibelübersetzungen und -interpretationen<br />

nahe zu bringen. Christen,<br />

bei denen sie an der Tür klingeln, sollten<br />

zumindest versuchen, diesen Menschen,<br />

deren Leben von Disziplin, Druck<br />

und Selbstbeherrschung bestimmt ist, in<br />

Liebe zu helfen, die frei machende Wahrheit<br />

über Jesus Christus herauszufinden.<br />

■<br />

I Bettina Hahne-Waldscheck<br />

ethos 7 I 2010 29

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