4.2.6. Frage 18 (Aggression um Ball)„Frau Krause ist bei ihrer Schwester zu Besuch. Während die Schwester in der Küche dasEssen vorbereitet, spielt Frau Krause mit dem 10-jährigen Sohn der Schwester Ball. DerH<strong>und</strong> der Familie, den Frau Krause nicht gut kennt, liegt in der Nähe. Beim Spielen landetder Ball neben dem H<strong>und</strong>. Als sich der Sohn dem H<strong>und</strong> nähert, zeigt dieser die abgebildeteMimik. Wie verhalten sich die beiden in dieser Situation korrekt?Abbildung 9: Bild zu Frage 18 aus demFragebogena) der Sohn soll den Ball wortlos nehmenb) der Sohn soll bestimmt „aus“ sagen <strong>und</strong> den Ball holenc) Frau Krause soll den Ball wortlos holend) Frau Krause soll bestimmt „aus“ sagen <strong>und</strong> den Ball holene) Frau Krause soll ihre Schwester herbei rufenAuswertung der ganzen Frage:68.4% beantworteten die ganze Frage 18 korrekt (Abb. 7). Dazu musste man die Mimik desH<strong>und</strong>es richtig interpretieren (Abb. 9). Tabelle 8 zeigt, dass 99.5% der Befragten Antwort a)korrekt an kreuzten. Man darf also annehmen, dass mindestens diese Personen die Mimikals <strong>Dr</strong>ohen erkannten. Ob die 4 Personen (0.5%), die diese Frage falsch beantworteten, dieWarnung nicht erkannten oder der Meinung waren, der Sohn solle sich nicht darumkümmern, ist nicht nachvollziehbar.Auswertung der einzelnen Antworten:Tabelle 8:Prozent der H<strong>und</strong>ehalter, die die Antworten zu Frage 18 korrekt angekreuzt habenAntwort Antwort ist Korrekt beantworteta) der Sohn soll den Ball wortlos nehmen falsch 99.5%b) der Sohn soll bestimmt „aus“ sagen <strong>und</strong> denfalsch 85.8%Ball holenc) Frau Krause soll den Ball wortlos holen falsch 98.2%d) Frau Krause soll bestimmt „aus“ sagen <strong>und</strong>falsch 79.7%den Ball holene) Frau Krause soll ihre Schwester herbei rufen richtig 85.2%Nur gerade 0.5% der H<strong>und</strong>ehalter empfahlen fälschlicherweise, dass der Sohn den Ballwortlos nehmen solle. Aber 14.2% der Befragten waren der Meinung, dass er trotz derdeutlichen Warnung des H<strong>und</strong>es den Ball mit einem bestimmten „aus“ holen solle. Nurgerade 1.8% fanden, Frau Krause solle die Warnung ignorieren <strong>und</strong> den Ball wortlos holen,aber beunruhigend viele Befragte (über 20%) empfahlen, dass Frau Krause dem H<strong>und</strong>bestimmt „aus“ sagen <strong>und</strong> den Ball wegnehmen solle. Dies, obschon sie den H<strong>und</strong> nichteinmal gut kennt <strong>und</strong> dieser vor allem deutlich warnt.34
In der erwähnten Situation dürfen weder der Sohn noch Frau Krause versuchen, dem H<strong>und</strong>den Ball wegzunehmen. Dies gilt, obschon der H<strong>und</strong> bis zu diesem Zeitpunkt nur den Sohngewarnt hat.Wenn der H<strong>und</strong> warnt <strong>und</strong> man sich zurückzieht, „belohnt“ man ihn für sein unerwünschtesVerhalten. Dies ist ungünstig. Geht man trotz des Warnens hin, kann es sein, dass der H<strong>und</strong>sich den Ball problemlos nehmen lässt. Greift er aber dennoch an, wird sich die Person meistspätestens jetzt zurückziehen. Dadurch würde man dem H<strong>und</strong> beibringen, dass Warnenalleine nicht genügt, sondern dass es zusätzlich einen Scheinangriff <strong>und</strong> eventuell gar einSchnappen braucht, um Zweibeiner davon abzuhalten, Gegenstände zurückzuerobern. Dieswäre noch schlechter. Deshalb muss eine derartige Situation vermieden werden.Die Meinung, dass man aggressives Verhalten gr<strong>und</strong>sätzlich nicht tolerieren <strong>und</strong> ihm mitenergischem Auftreten begegnen solle ist bei H<strong>und</strong>ehaltern noch stark verbreitet. Auch wenneine derartige Reaktion im Einzelfall erfolgreich sein kann darf sie auf keinen Fall empfohlenwerden. Sie führt, wenn überhaupt, oft nur vorübergehend zum Erfolg <strong>und</strong> kann vor allemschwere Unfälle verursachen. Diese Aussagen gelten auch für andere Situationen, in denender H<strong>und</strong> ein aggressives Verhalten zeigt.85.2% der Befragten empfahlen, die Besitzerin des H<strong>und</strong>es zu holen. Dies ist in diesem Fallesicher die beste Lösung. Das zu Gr<strong>und</strong>e liegende Problem ist damit aber nicht behoben.Aggressionen um Gegenstände sind gefährlich. Es besteht die Gefahr, dass die Warnungnicht gesehen oder erkannt wird. Letzteres trifft vor allem auf Kinder <strong>und</strong> teilweise auch aufbehinderte Personen zu. Eine Person kann aber eine Warnung auch aus Unaufmerksamkeitübersehen oder in der Nähe stolpern <strong>und</strong> sich in Gefahr bringen. Die Besitzer eines H<strong>und</strong>es,der Aggression um Gegenstände zeigt, brauchen deshalb Hilfe von einer Fachperson, denndieses Verhalten muss therapiert werden.Zusammenfassend kann gesagt werden, dass im Bereich „Verhalten gegenüber einemH<strong>und</strong>, der aggressives Verhalten zeigt“ Aufklärung wichtig ist, denn knapp ⅓ der Befragtenbeantwortete die Frage als Ganzes falsch.4.2.7. Frage 19 (Kind mit H<strong>und</strong> spazieren)Frau Müller ist krank <strong>und</strong> kann mit ihrem kleinen H<strong>und</strong> Milly nicht spazieren gehen.Das 8-jährige Nachbarsmädchen Doris bietet ihre Hilfe an. Darf Doris mit Milly spazierengehen ?a) ja, ohne Einschränkungenb) ja, wenn H<strong>und</strong> <strong>und</strong> Kind sich kennenc) ja, wenn die gleichaltrige Tochter von Frau Müller mitgehtAuswertung der ganzen Frage:Diese Frage bereitete am meisten Probleme. Nur gerade 21.9% aller Befragtenbeantworteten die Frage als Ganzes korrekt (Abb. 7), das heisst 78.1% der H<strong>und</strong>ehalterwaren fälschlicherweise der Meinung, dass ein bzw. zwei Kinder einen kleinen H<strong>und</strong> auf demSpaziergang alleine betreuen können, wenn mindestens eines der Kinder den H<strong>und</strong> kennt.Die Hündin Milly ist klein. Dieser Umstand mag dazu verleitet haben, die Fragen falsch zubeantworten, da man davon ausging, dass ein kleiner H<strong>und</strong> ungefährlich sei.35