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Toni-Areal Bastelbogen - Zürcher Hochschule der Künste

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4Zett 3–13 /<strong>Hochschule</strong>StreichelzooundAvocadobäumeWas wünschen sich die Studierenden<strong>der</strong> ZHdK? Avocadobäume,einen Streichelzoo zumStressabbau, ihre Grossmutterfürs Kochen und Wohnraum inStädten und auf dem Land. Dochnoch wichtiger: Engagementsund Aufträge während und nachdem Studium. Andrea Zeller*,Fotos: Regula BearthMiro Lorenzo Maurer, Uster/Italien,wohnt in Zürich. Departement Darstellende<strong>Künste</strong> und Film, BachelorTheater, Vertiefung Schauspiel.Aktuelle Projekte: Szenestudien D. Kelly«Liebe und Geld»; «LULU – Ein StückBegehren», Kaltstart-TheaterfestivalHamburg; Spielfilm «My Sleeping Karma»,Regie Sharif Ibrahim. Freud und Leidim Studium. Freud: Teil <strong>der</strong> Auserwählten zusein, die in die Geheimnisse <strong>der</strong> Bühnenkunsteingeweiht werden; das beständigeKennenlernen seiner selbst; tagtäglichgrotesk-absurde Erlebnisse beim Proben;Biertrinken nach Szenevorspielen.Leid: sich immer wie<strong>der</strong> fremd und abgeschnittenvom Rest <strong>der</strong> Welt zu fühlen;Schauspielschulen-Fachjargon. DreiWünsche an die gute Fee: ein Startengagementan einem schillernden Theaterhaus; eingrosses Stadthaus, um mit lauter gutenLeuten darin zu hausen; meine Nonnaim Gepäck, die mich bekocht. Zum <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>: eine verruchte Künstlerkneipe, dieuns von <strong>der</strong> Insel auf <strong>der</strong> Sihl ins Industriequartierlockt – auf dass die <strong>Künste</strong>Zürich-West zurückerobern!Laurence Celine Lan<strong>der</strong>t, Rorbas,wohnt in Zürich. Departement Kulturanalysenund Vermittlung, BachelorVermittlung von Kunst undDesign, Vertiefung ÄsthetischeBildung und Soziokultur. AktuelleProjekte: Arbeit an einer Illustration vonAngela Carters «The Bloody Chamber»und als Sängerin und Songwriterin anmeiner EP im Studio 6 in Zürich; <strong>der</strong>Song «No Pain» meiner Band OpheliaDay. Freud und Leid im Studium. Freud: einAustauschsemes ter in Bristol (UK) zuverbringen und die dortige Street-Art-Szene kennenzulernen; dass ich meineLeidenschaft für die Graffitikunst imsoziokulturellen Bereich weitergebenkann. Leid: Das Bewerten einer mit Herzbluterschaffenen Arbeit ist schwierig.So fällt es oft schwer, Kritik von Dozierendenanzunehmen. Drei Wünsche an diegute Fee: Täglich von <strong>der</strong> Muse geküsstzu werden; Menschen mit meiner Kunstzu berühren; weiterhin Jugendliche mitGraffitiworkshops zu inspirieren. Zum<strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>: Ich hoffe, dass die Zentrierung<strong>der</strong> <strong>Künste</strong> inspirierend wirkt. Eine Kantinemit gutem Essen und eine Bar!


<strong>Hochschule</strong> / Zett 3–135Brigham Baker, Nipomo, Kalifornien,wohnt in Zürich. Departement Kunst& Medien, Bachelor Medien &Kunst, Vertiefung Fotografie. AktuelleProjekte: Die nächsten Projekte umfassendas Erstellen von Systemen, in denenunvorhersehbare Elemente wie menschlicheund natürliche Kräfte in neue visuelleFormen übersetzt werden. Freud undLeid im Studium. Freud: Freiraum, um sichkünstlerisch bewegen zu können unddabei die Fotografie immer als Grundlagezu haben; super Mitstudierende mitunterschiedlichen Leidenschaften. Leid:Den Satz «Im <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> wird alles besser»kann ich langsam nicht mehr hören!Drei Wünsche an die gute Fee: ein Nachtzugnach Kalifornien; eine bessere Umweltfür Avocadobäume in <strong>der</strong> Schweiz; meineigenes Burritorestaurant. Zum <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>:Realisation. Es soll nicht zu lange nigelnagelneubleiben, damit man auch mitschmutzigen Händen arbeiten darf.Anne-Süster Andresen, Deutschland,wohnt in Zürich. Departement Darstellende<strong>Künste</strong> und Film, MasterTheater, Profil Regie (AbschlussKulturwissenschaftlerin). Aktuelle Projekte:Wie<strong>der</strong>aufnahme unserer Multiplayer-Machinima-Performance «Auf in dieSchlacht mit <strong>der</strong> Technik, wir werden siegewinnen!» an <strong>der</strong> Gessnerallee; «LULU– Ein Stück Begehren» in Bern, Berlin,Hamburg … this show must go on. Freudund Leid im Studium. Freud: auszuprobieren,umzudenken, neu zu denken und: zumachen; die Freiheit, das Studium undProjekte weitgehend selbst gestalten zukönnen. Leid: laufend Studienplanän<strong>der</strong>ungenim neuen Master. Drei Wünsche andie gute Fee: eine Wohnung in Hamburg,eine in London und ein Haus auf demLand. Zum <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>: Ich hoffe, dass beiwachsen<strong>der</strong> Grösse <strong>der</strong> persönliche Bezugvon Lehrenden und Studierendennicht verloren geht und dass <strong>der</strong> Gedankedes Austauschs zwischen den Disziplinendort tatsächlich weiter trägt.


6Zett 3–13 /<strong>Hochschule</strong>Lisa Kägi, Windisch, wohnt in Zürich.Departement Musik, BachelorMusik und Bewegung (AbschlussMusicaldarstellerin). Aktuelle Projekte:Hauptrolle als Jim Knopf im Kin<strong>der</strong>musical«Jim Knopf» (Das Zelt); Bachelor-Projektim Theater am Gleis inWinterthur im Juni 2014. Freud und Leidim Studium. Freud: abwechslungsreiches,vielseitiges Studium; För<strong>der</strong>ung in pädagogischenwie auch kreativen und künstlerischenBereichen; im eigenen Schaffenernst genommen und gut begleitetzu werden; die familiäre Stimmung. Leid:Durch die hohe Präsenz und Vor- undNachbereitung leidet manchmal dasPrivatleben. Drei Wünsche an die gute Fee:ein interessantes, künstlerisches Projekt(nach dem Studium); eine erfolgreicheAbschlussprüfung; eine Reise durch dieWelt. Zum <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>: eine grosse Bühnefür Tanz- und Musikaufführungen;mehr Kontakt mit an<strong>der</strong>en Studiengängen;mehr interdisziplinäre Projekte;eine Mensa mit feinem Essen.Samuel Al<strong>der</strong>, Teufen, wohnt in Zürich.Departement Design, BachelorDesign, Vertiefung InteractionDesign. Aktuelle Projekte: im StudiumKonzipierung einer App für den Atlas<strong>der</strong> Schweiz; neben dem Studium Programmierung<strong>der</strong> neuen Tibits-Website.Freud und Leid im Studium. Freud: die vielenFreiheiten; die Dachterrasse an <strong>der</strong> Ausstellungsstrasse;die Kaffeemaschine imSchulzimmer. Leid: immer zu wenig Zeit;immer zu wenig Platz; Outlook Webmail;<strong>der</strong> stolze Preis <strong>der</strong> Rüeblitortein <strong>der</strong> Mensa. Drei Wünsche an die gute Fee:eine schöne und günstige Wohnung in<strong>der</strong> Stadt; lebenslang tolle Aufträge; einStreichelzoo an <strong>der</strong> ZHdK zum Stressabbau.Zum <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>: funktionierendesWLAN und mehr ruhige Arbeitsplätze.* Andrea Zeller ist Projektleiterin Hochschulkommunikationim Rektorat (andrea.zeller@zhdk.ch).


Ordnungim Dickicht<strong>der</strong> DingeRenate Menzi leitet die Designsammlung desMuseum für Gestaltung Zürich. In ihrer Tätigkeitvermisst sie we<strong>der</strong> das eigene kreative Arbeitennoch das Unterrichten. «Ich freue mich, wennStudierende kommen, so wird die Sammlungnicht nur zum Vergangenheitszeugnis, son<strong>der</strong>nweist in die Zukunft», sagt sie Ruth Schweikert*,die ihr in die Wun<strong>der</strong>welt <strong>der</strong> Dinge gefolgt ist.Diese Sorgfalt!, diese Genauigkeit, dieser Aufwand, dieseAufmerksamkeit!, immer wie<strong>der</strong> staune ich aufs Neue; dawird etwa eine Uhr extra in La Chaux-de-Fonds abgeholt,nach Zürich ins Fotoatelier <strong>der</strong> Designsammlung gebracht,um vor dem dort installierten neutralen Hintergrund unterBerücksichtigung aller für das Objekt relevanten Aspekte wieOberflächenbeschaffenheit, Konstruktion, Farbgebung und soweiter abgelichtet zu werden – eine Arbeit, die zwei bis dreikonzentrierte Stunden in Anspruch nimmt. Danach wird daswertvolle Stück vom Fotografen eigenhändig in die Uhrenstadtzurückgebracht. Der «Style Sapin», entwickelt um 1910,<strong>der</strong> die Landschaftseindrücke des Jura, die Tannenwäl<strong>der</strong>und ihre Fauna, aufnimmt und Elemente daraus zu Ornamentenabstrahiert, sei weltweit einzigartig, ein genuiner Beitrag<strong>der</strong> Schweiz zur Designgeschichte, erklärt mir Renate Menzi,geboren 1968, die seit fünf Jahren die Designsammlung desMuseum für Gestaltung Zürich leitet; keine verspätete Adaptionvon an<strong>der</strong>swo Erfundenem o<strong>der</strong> Entwickeltem, unddas aufzuzeigen, die Schweiz als Designland auch schon zuBeginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts stärker ins Bewusstsein <strong>der</strong> Öffentlichkeitzu rücken, sei eine ihrer Aufgaben, ihr aber auchpersönlich ein Anliegen.Zwischen Klassikern und AusgedientemWer die Designsammlung betritt – zurzeit noch in <strong>der</strong> Förrlibuckstrasse62, Besuch nach Voranmeldung möglich –, betrittdie Wun<strong>der</strong>welt <strong>der</strong> Dinge (und ich denke sofort an denjungen Mann, <strong>der</strong> sich gefragt hat, warum wir Menschen,die unmöglich mehr als zwei Kubikmeter Raum einnehmenkönnen, uns mit so vielen Dingen umgeben, die ungleich mehrPlatz brauchen als wir, ihre Besitzer), eine geordnete, sauberbeschriftete, farbenfrohe Materialschlacht; alle Objektesind akkurat versorgt in Gestellen, die bis unter die Deckereichen: Nussknacker und Kaffeemaschinen, Abfalleimer,Kühlschränke, Lampen, Sparschäler, Schränke, Fernseher,Zwiebackbeutel, Wanduhren, Toaster, Wasserkessel undStühle, Stühle und nochmals Stühle – Stühle sind unverzichtbar,Stühle wurden und werden immer wie<strong>der</strong> neu entworfen,aus Holz, Metall, Plastik, Eternit, Karton, Filz und an<strong>der</strong>enMaterialien; einen Stuhl zu entwerfen gilt als Königsdisziplindes Designs, meint Renate. Sie beginnt ihre Führung mitdem Stuhl Alu-Flex von 1951, entworfen von Armin Wirthfür die Rudolf-Steiner-Schule (auch unter www.emuseum.chzu finden). Der Stuhl zeigt seine wahre Grösse erst in <strong>der</strong>Anhäufung; er ist leicht, stapelbar und kann im Handumdrehenzu Reihen gefügt werden; gefertigt aus Aluminiumund dünnem, biegsamem Flugzeugsperrholz, in <strong>der</strong> Schweiz<strong>Hochschule</strong>/ Zett 3–137produziert, ist <strong>der</strong> Stuhl, an den ich mich gut aus <strong>der</strong> eigenenSchulzeit zu erinnern glaube, ein Klassiker, <strong>der</strong> mittlerweilelei<strong>der</strong> ausgedient hat, auch weil die Leute immer grösser (undschwerer) geworden sind.Die Exponate <strong>der</strong> Sammlung werden thematisch und nachEingangsjahr geordnet, nicht nach Herstellungsjahr, daswäre viel zu aufwendig. Dank <strong>der</strong> neuen Barcodierung <strong>der</strong>Objekte können am neuen Standort im <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> aber auchinhaltliche Zusammenhänge in <strong>der</strong> Schausammlung gezeigtwerden. Die Objekte sind trotzdem in gewisser Weise dekontextualisiert;sie stehen ausserhalb <strong>der</strong> Umgebung, in <strong>der</strong> siegebraucht wurden, es sind auch gealterte Objekte, sie habenPatina, sagt Renate, «wir restaurieren sie nicht für denGebrauch, son<strong>der</strong>n wollen möglichst den Originalzustan<strong>der</strong>halten, in versehrten Oberflächen stecken oft auch Informationen».(Ein Gegenbeispiel ist ein etwas sehr glänzendlackierter Stuhl, <strong>der</strong> von einem übereifrigen Restaurator bearbeitetwurde.)«Einen Stuhl zuentwerfen gilt als Königsdisziplindes Designs.»Grundsätzlich ist das Ziel, alle Sammlungsobjekte zu fotografieren.Viele <strong>der</strong> Objekte hier sind indessen (noch) nicht«googelbar»; unter www.emuseum.ch sind inzwischen2099 Objekte <strong>der</strong> Designsammlung erfasst, in <strong>der</strong> Plakatsammlungsind es bereits 39 473. Renate ist auch verantwortlichfür die Akquisition, rund 1500 (darunter mehrteilige)Objekte hat sie in den vergangenen fünf Jahren zusätzlichzu den bereits vorhandenen rund 40 000 Objekten erworben.Dies ist unter an<strong>der</strong>em auch möglich dank dem Bundesamtfür Kultur (BAK), das jährlich 80 000 Franken für Neuerwerbungenbereitstellt; die Objekte gehören dem BAK, werdenaber vom Museum betreut.Studium in IsraelRenate Menzi hat selber Schmuck- und Gerätedesign an <strong>der</strong>damaligen Kunstgewerbeschule in Zürich studiert; heuteheisst <strong>der</strong> Studiengang Industrial Design. Anfang <strong>der</strong> Neunzigerjahrewar das Studium im Gegensatz zu heute nochsehr handwerklich orientiert; Renate vermisste die Theorie,entschied sich aber aus privaten Gründen zunächst für eineFortsetzung ihres Studiums an <strong>der</strong> Bezalel Academy of Artsand Design in Jerusalem, wo sie 1996 mit einem Bachelor ofFine Arts abschloss. Design studieren war in Israel, an<strong>der</strong>sals in <strong>der</strong> Schweiz, die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit gesellschaftspolitischenThemen, die Botschaft <strong>der</strong> Gegenstände war vielwichtiger als ihre Gebrauchsfunktion. Im Prinzip ein Gestaltungsansatz,<strong>der</strong> heute mit Critical Design bezeichnetwird. Zurück in <strong>der</strong> Schweiz, hat sie dann im damals neuenStudiengang «Theorie <strong>der</strong> Gestaltung und Kunst» Theorieals Reflexion ihrer gestalterischen Praxis kennengelernt, warnach ihrem Abschluss 2001 zuerst Assistentin und dann sechsJahre Dozentin für Designtheorie in verschiedenen Departementen<strong>der</strong> ZHdK und schrieb als Journalistin über Design.Wo beginnt Design und wo endet es, was alles gehört dazu?Die Auffassung von Design hat sich in den letzten drei Jahr-


8Zett 3–13 /<strong>Hochschule</strong>zehnten stark verän<strong>der</strong>t und vor allem auch erweitert; längstwird darunter nicht mehr nur Produkt- und/o<strong>der</strong> Verpackungsgestaltungverstanden; Design umfasst vielmehr ganzeProduktionsabläufe, beinhaltet je nach Definition von <strong>der</strong>Ökobilanz über die Werbestrategie bis zum Firmenimagemehr o<strong>der</strong> weniger alles, was für das Produkt, seine Herstellungund seine Nutzerinnen und Nutzer relevant ist, seinsollte o<strong>der</strong> gar müsste. Trotzdem irritiert mich die eingangsgeschil<strong>der</strong>te Sorgfalt, <strong>der</strong> spürbar hohe Anspruch, den alleMitarbeitenden <strong>der</strong> Designsammlung an ihre Arbeit haben –kontrastiert er nicht doch ein wenig mit dem alltäglichen Designverständnis,das doch auch viel Banales, Hässliches (überGeschmack lässt sich streiten, klar) und Dysfunktionaleshervorbringt? Hinter Produktdesign stehen meist handfeste(Verkaufs-)Interessen und damit <strong>der</strong> wie auch immer eruierteMassengeschmack, nach dem es sich ausrichten muss. Nachwelchen Kriterien hingegen wird das wissenschaftliche Interessean einem bestimmten Designobjekt ermittelt?«Natürlich spielen meine persönlichen Vorlieben eine Rollebeim Sammeln und Vermitteln von Design, doch bereits inmeiner Ausbildung habe ich mich von <strong>der</strong> Idee eines idealenGestaltungsansatzes verabschiedet (in Zürich war er <strong>der</strong>klassischen Mo<strong>der</strong>ne verpflichtet, in Israel <strong>der</strong> Postmo<strong>der</strong>ne,wenn man das so plakativ unterscheiden kann), viel ehersehe ich in den jeweiligen Entwürfen verschiedene Spracheno<strong>der</strong> Redensarten. Im Museum schaut man ja auch zurückund versucht, die jeweiligen Gestaltungsansätze in ihremhistorischen Kontext zu verstehen. Da geht es weniger ummeine Haltung, eher um meine Fähigkeit, an<strong>der</strong>e Haltungenzu würdigen, zu beschreiben und zu vermitteln», schreibtRenate auf meine Frage.Vorsichtiger geworden mit <strong>der</strong> ZeitWelches Profil hat demnach die Sammlung? «Breit, sehrbreit», meint Renate, und tatsächlich bestehe ein gewissesDilemma zwischen dem Anspruch, Vorbil<strong>der</strong>, also «gutes»Design, zu zeigen für die Studierenden und an<strong>der</strong>e Interessierte,und dem Verständnis als Sammlung, die sozial- und(design-)geschichtlich wichtige Objekte beinhaltet; die Besucherfragen denn auch oft: «Ist das wertvoll?», und wissenvielleicht selbst nicht, wie sie das genau meinen – materiellerWert o<strong>der</strong> Erkenntniswert, gelungenes Design o<strong>der</strong> erfolgreiches?Historiker reagierten übrigens an<strong>der</strong>s als Gestalter;Letztere seien offener, schauten erst einmal, fragten nichtimmer gleich nach dem Herstellungsjahr … Die wuchtigenKühlschränke würde sie heute nicht mehr unbedingt in dieSammlung aufnehmen, es sind keine Schweizer Produkte, undsie nehmen viel Platz ein. «Ich bin vorsichtiger geworden mit<strong>der</strong> Zeit», sagt Renate, «was einmal da ist, bringt man kaummehr weg.» Bei Schenkungen verpflichtet man sich, die Dingeaufzubewahren, Deakquisition ist heikel, aber notwendig,man kommt an die Grenzen <strong>der</strong> Machbarkeit, bei selber Gekauftemkann man selber entscheiden; in den an<strong>der</strong>en Fällenversucht man, ein Übereinkommen zu finden. Ziel ist es, nichtnur ein quantitatives, son<strong>der</strong>n vor allem auch ein qualitativesWachstum zu erreichen – wie oben beschrieben, spielen dabeifür Renate insbeson<strong>der</strong>e Dokumente zu den Objekten einewesentliche Rolle.Sowohl vom Platz her wie auch aus konservatorischer Sichtwürden sie bessere Bedingungen haben im <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>, meintRenate; ein weiterer Wi<strong>der</strong>spruch bestehe nämlich zwischendem Wunsch, möglichst vielen Besucherinnen und Besucherndie Sammlung zu zeigen, und dem Wunsch, die Objekte sogut wie möglich und so lang wie möglich zu erhalten; je<strong>der</strong>Besucher hinterlässt, indem er atmet und Wärme an die Umgebungabgibt, unsichtbare Schäden an den Objekten (diedeshalb nicht angefasst werden dürfen, vom Personal nurmit Handschuhen).Was es in Zukunft braucht, meint Renate, sind noch mehrAbsprachen mit an<strong>der</strong>en Museen, möglichst viele Daten sollenzugänglich gemacht werden, es braucht weiterführendeLinks zu den Gestaltern und so weiter. Forschungsprojektegibt es, im Moment noch keine Dissertationen, aber immerhineinzelne Master-Projekte – nach unserem Gespräch wird sieeine Studentin treffen für einen ersten Gedankenaustausch.Unsichtbares DesignRenate ist ausserdem seit 2008 in <strong>der</strong> Jury des Designpreises,den das BAK vergibt. Gibt es Themen, die in den eingereichtenArbeiten dominieren, lassen sich Trends ablesen, wohin dasDesign in Zukunft gehen wird? Nachhaltigkeit, sagt Renate,sei seit mehreren Jahren wichtig, es werde oft mit Vorgefundenemgearbeitet – die ausgedienten Lastwagenblachen <strong>der</strong>Freitag-Taschen sind dafür beispielhaft. Aber es gibt auch«Gestalter sind offener,schauen erst einmal, fragennicht immer gleich nachdem Herstellungsjahr.»technologische Herausfor<strong>der</strong>ungen fürs Design wie zumBeispiel die Nanotechnologie, das Applizieren hauchdünnerSchichten auf diverse Oberflächen, sogenannte Smart Surfaces,die vor Bakterien, Korrosion o<strong>der</strong> Verschleiss schützen;unsichtbares Design also, das we<strong>der</strong> schön noch hässlich ist,aber gut – sofern die relativ neue Technologie sich nicht doch,wie von manchen geargwöhnt, als gesundheitlich problematischerweist.Später sitzt Renate mit <strong>der</strong> erwähnten Studentin im Gesprächund schlägt ihr vor, anhand einer neuen Sammlung, die ausdem Nachlass <strong>der</strong> Swissair stammt, den ganzen Weg, dendie Objekte gegangen sind, vom Entwurf über den Gebrauchbis zur Einglie<strong>der</strong>ung in die Sammlung und eine möglicheAusstellung zum Thema ihrer praktischen und theoretischenArbeit zu machen. «Was liesse sich anhand dieser Objektenicht alles erzählen?», denke ich, eine Firmen- und Mentalitätsgeschichte<strong>der</strong> Schweiz, <strong>der</strong> Traum vom Fliegen für allebis zum Grounding, auch das ist Design, wie auch dieser Textnicht nur etwas über die Designsammlung erzählt, son<strong>der</strong>nsich selber designt. «Il n’y a pas de petites choses, nulle part,ni dans la peinture, ni dans l’architecture, ni dans la vie», LeCorbusier, gelesen im Zug von Bellinzona nach Zürich, beimKorrigieren dieses Textes.* Die Schriftstellerin Ruth Schweikert war im Studienjahr 2012/2013 alsObserver-in-Residence für Z+ an <strong>der</strong> ZHdK tätig. Das ungekürzte Porträt sowieweitere Porträts sind unter www.zhdk.ch/zplus/publikationen zu finden(kontakt.zplus@zhdk.ch).


Renate Menzi mit Objekten aus <strong>der</strong> Designsammlungdes Museum für Gestaltung Zürich. Foto: Regula Bearth/ Zett 3–139


10Zett 3–13 /<strong>Hochschule</strong>Winter &Summer SchoolHochschullehre trifft auf Praxiserfahrung: Dasneuste Weiterbildungsangebot <strong>der</strong> ZHdK strebtden Austausch mit <strong>der</strong> Berufswelt an. Im Bausteinsystemkönnen die Teilnehmenden <strong>der</strong> guteinwöchigen Winter School im Januar ihr individuellesProgramm selbst gestalten. ElisabethDanuser und Katharina Rengger*Die Weiterbildung ZHdK bietet künftig jedes Jahr je eineWinter und eine Summer School an. Diese umfassen Bausteineà zwanzig Lektionen zu Tools, Diskursen, Medien fürKreative, Projektentwicklung, Vermittlung, Unterrichtsreflexionsowie Auftrittskompetenz. Je nach Teilnehmerprofilkönnen Bausteine aus verschiedenen Kunstrichtungen belegtwerden. Die Angebote richten sich an Personen, die ihreerste künstlerisch-gestalterische, -performative o<strong>der</strong> -pädagogischeAusbildung bereits absolviert haben und ihr Wissensowie ihre Kompetenzen für die Berufspraxis vertiefen un<strong>der</strong>weitern wollen.Der Bereich Weiterbildung ist in den einzelnen Departementen<strong>der</strong> ZHdK verankert und wird dort inhaltlich entwickelt.Er wird aber auch als Querschnittsbereich in <strong>der</strong>Zusammenarbeit zwischen den Departementen gestaltet.«Die ZHdK soll den Austausch mit <strong>der</strong> Berufsweltpflegen, und zwar nicht nur nach aussenzuliefernd, son<strong>der</strong>n ‹diffundierend› in beide Richtungen.Die Weiterbildungsangebote leisten einenwesentlichen Beitrag zu einer solchen Perforationdes Elfenbeinturms: Hier erfolgt <strong>der</strong> Austauschzwischen Hochschullehre und Praxiserfahrung<strong>der</strong> Teilnehmenden ganz direkt. Die Winter &Summer School bietet nun einen neuen Zugang –nie<strong>der</strong>schwellig durch das kleinformatige Bausteinprinzipund hochwertig durch die Nutzunggenuinen ZHdK-Potenzials in <strong>der</strong> Verbindungverschiedener Disziplinen.»Michael EidenbenzDirektor Dept. Musik und Leiter Dossier WeiterbildungIn <strong>der</strong> Winter & Summer School entsteht ab Januar 2014neu ein Netz von kleinteiligen Weiterbildungsprogrammen,das diesen Querschnittsbereich durch die Departemente <strong>der</strong>ZHdK bespielt. Für die Dozierenden <strong>der</strong> ZHdK bieten Winterund Summer School einen idealen Rahmen, um Inhalteihres speziellen Fachgebietes einem breiten Fachpublikumzu vermitteln und dadurch ihre Theorien und Praxisansätzezur Diskussion zu stellen.«Für das Departement Design stellt die Winter &Summer School ein ideales Gefäss dar, um Wissenund Können Alumni und Berufsfachleutenzugänglich zu machen. Darüber hinaus erhoffeich mir von dieser neuen, departementsübergreifendenPlattform auch wechselseitige Impulsesowohl für unsere Lehre und Forschung als auchfür die Kreativwirtschaft.»Nico LypitkasKoordinator Weiterbildung am Dept. DesignDie Winter und die Summer School finden jeweils währendeiner guten Woche im Zwischensemester statt. Die ersteWinter School dauert vom 17. bis 26. Januar 2014, Anmeldeschlussist <strong>der</strong> 20. Dezember 2013. Das Programm ist imBausteinsystem konzipiert und bietet den Teilnehmendenmaximale Flexibilität und individuelle Gestaltungs- undKombinationsmöglichkeiten. Die praxisnahen Kurse dienendazu, erste thematische Impulse zur späteren Vertiefung imRahmen eines Certificate of Advanced Studies (CAS), Diplomaof Advanced Studies (DAS) o<strong>der</strong> Master of Advanced Studies(MAS) zu geben, und bieten die Chance, sich mit aktuellenTendenzen und Entwicklungen auseinan<strong>der</strong>zusetzen. DieWinter & Summer School als nie<strong>der</strong>schwellige und zugleichhochkarätige Plattform wird erweitert durch den Marktplatz,ein Forum für Austausch und Information.«Das Angebot Winter & Summer School mit seinemBausteinprinzip begeistert mich. Es ist einewun<strong>der</strong>bare Ergänzung zum bestehenden WeiterbildungsangebotCAS, DAS und MAS. Mit deneinzelnen Bausteinen können sich die Teilnehmendenin kurzer Zeit intensiv mit einem Themabeschäftigen und bekommen viele Informationengezielt vermittelt.»Silvia HoferGeschäftsleiterin <strong>der</strong> Alumniorganisation netzhdk* Prof. Elisabeth Danuser ist Leiterin Weiterbildung ZHdK(elisabeth.danuser@zhdk.ch). Katharina Rengger ist Mitarbeiterin LeitungWeiterbildung ZHdK und Leiterin des Studiengangs CAS/MAS Musikvermittlungund Konzertpädagogik, Dept. Musik (katharina.rengger@zhdk.ch).Summer School 201429. August–7. September 2014www.zhdk.ch/weiterbildung


<strong>Hochschule</strong>/ Zett 3–1311Gegenverkehrauf <strong>der</strong> Beob -a chtungsspurTobi Müller*, Observer-in-Residence 2013/2014,über den Wandel <strong>der</strong> Kritik. Und warum er nichtfür den Aktenschrank schreiben mag.Das halbe Berufsleben habe ich damit verbracht, über Theaterabende,Platten o<strong>der</strong> Konzerte zu schreiben. Oft als klassischerKritiker. Das heisst: aus <strong>der</strong> Distanz. Möglichst analytischund konkret. Es geht um die Freude, den Gegenstandsprachlich herzustellen und ihn dabei mit gedanklicher Hitzeaufzuladen. Und den Witz nicht zu vergessen. Texte, die blossbeschreiben, ohne zu wissen, warum sie beschreiben, machenmich sofort schläfrig. Es sind Texte, die «neutral» beobachtenwollen und die Distanz betonen. Manche Künstlerinnen undKünstler for<strong>der</strong>n sie ein, im Theater habe ich das oft gehört.Mehr Beschreibung! In theaterwissenschaftlichen Studiengängennennt man solche Texte «Szenenprotokolle», undschon <strong>der</strong> Name verrät, warum das keiner liest. Protokolleschreibt man für Aktenordner, nicht für ein Publikum.Digitalisierung zersetzt alte KritikmodelleDoch für den Kritiker gibt es zwei Arten <strong>der</strong> Distanz: diezu den Produzentinnen und die zum Produkt. Um nicht alsSprachrohr <strong>der</strong> Künstlerinnen und Künstler zu enden, braucht<strong>der</strong> Kritiker Abstand. Die Kunst selbst aber erfor<strong>der</strong>tauch Nähe, gar Körperkontakt, wie das Verb«begreifen» vorschlägt. Ein Stück Selbstaufgabevor dem Kunstwerk ist nötig, um in einem zweitenSchritt, am Schreibtisch, wie<strong>der</strong> eine eigenePerspektive finden zu können. Wikipedia zusammenfassenund das Pressematerial paraphrasierenhingegen kann jede und je<strong>der</strong>.Indes: Die Digitalisierung hat die alten Kritikmodellewenn noch nicht zerstört, so doch zersetzt.Die Honorare haben sich mitunter halbiert im Vergleichzu vor zwanzig Jahren – die Teuerung nichtmitgerechnet. Und die wirtschaftlichen Alternativensind noch nicht, bloss schemenhaft o<strong>der</strong> nurjenseits <strong>der</strong> deutschsprachigen Welt zu finden.In dieser Zwischenphase haben zwei entgegengesetzte StrategienKonjunktur. Es gibt Kritikerinnen, die die Distanz zumGegenstand noch weiter vergrössern. Sie tun dasselbe wieimmer, bloss schärfer, lauter. Und sind beleidigter über denWerteverlust ihrer Arbeit denn je. Und es gibt jene – Kritikerkann man sie nicht mehr nennen –, die <strong>der</strong> Kunst so sehr umden Hals fallen, dass die Grenze zwischen Vorbericht, Interviewund Kritik verschwimmt. Letztere haben vor allemAngst: vor dem Betrieb, <strong>der</strong> ihnen vielleicht keine Musik mehrschickt, keine Tickets mehr zustellt, keine Nebenjobs mehranbietet, weil das Hauptgeschäft alleine nicht mehr ausreicht;vor dem Chef, <strong>der</strong> for<strong>der</strong>t, aus <strong>der</strong> Perspektive einer «normalen»Konsumentin zu schreiben; o<strong>der</strong> vor den Launen <strong>der</strong>Onlinekommentare.Kritik hat heute digitalen Gegenverkehr, es gibt alles, von<strong>der</strong> klugen Gegenrede bis zum irren Geisterfahrer. Es istschwieriger geworden, am Rande dieser Autobahn auf demHochsitz zu beobachten. Die nervöse Augenhöhe wird zurvorläufigen Regel.Über den Blog ins Gespräch kommenWe<strong>der</strong> die Verneinung dieses Wandels noch seine pauschaleBejahung bringen neue Erkenntnisse. Die einen halten an<strong>der</strong> zunehmenden Einsamkeit des Bescheidwissens fest, diean<strong>der</strong>en umarmen die Masse und verlieren auch so den Verstand.Als Observer-in-Residence <strong>der</strong> ZHdK versuche ich imlaufenden und im nächsten Semester, im Dazwischen zu experimentieren.Es geht nicht darum, Veranstaltungen o<strong>der</strong> Projekte zu besuchenund anschliessend für den digitalen Aktenschrank zuschreiben. In einem ersten Schritt geht die Kritik vielmehrzu den Verantwortlichen dieser Projekte. In Werkstattgesprächenpräsentiere ich meine Beobachtungen, und nachdiesen Runden haben einzelne Produzenten die Möglichkeit,in Videostatements darauf zu reagieren. Erst danach schreibeich die Berichte für den dafür eingerichteten Blog**. Die Text-,Bild- und Videobeiträge im Blog versuchen von Anfang an,eine Art Gespräch herzustellen. Nicht im Sinne eines GelabersMarke «Hauptsache, wir fühlen uns alle beteiligt». Son<strong>der</strong>nals Versuch, Beobachtung von aussen und Kritik von innenzu verschränken. Am Grundsatz je<strong>der</strong> Kritik, zwischen NäheTobi Müller im Oktober 2013 am Werkstattgespräch mit Studierenden undBeteiligten des Theater-Austausch-Festivals Hilde an <strong>der</strong> Sihl. Foto: AngelaWittwerund Distanz zu schwanken, än<strong>der</strong>t sich damit vielleicht nichtviel. Wirklich an<strong>der</strong>s ist nur, wie man diese Schwankungenim Blick behält und ein Stück weit zeigt.* Der Kulturjournalist Tobi Müller ist im Studienjahr 2013/2014 als Observerin-Residencefür Z+ an <strong>der</strong> ZHdK tätig (tobi.mueller@zhdk.ch).** Tobi Müllers Kritiken sind einsehbar und kommentierbar unterhttp://blog.zhdk.ch/observer. Für Informationen zum Programm desObserver-in-Residence siehe www.zhdk.ch/observer-in-residence.


Drei <strong>der</strong> fünf Studentinnen, die das ZHdK-Tram konzipiert und gestaltethaben (von links): Selina Theiler, Milena Kuster und Flora Frommelt.Es fehlen Ursina Meyer und Anita Kolar.Das Phänomen <strong>der</strong> Anamorphose: Je nach Blickwinkel än<strong>der</strong>t das ZHdK-Tramseine Form.Das ZHdK-Tram:ein visuellerErlebnisraumAls Vorgeschmack auf die Eröffnung des <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>s lädt das ZHdK-Tram schon jetzt in dieWelt <strong>der</strong> Kreativität ein. Das von fünf Design-Studentinnen gestaltete Tram rollt seit Novemberfür ein Jahr auf dem <strong>Zürcher</strong> Verkehrsnetz, stelltdie vielfältigen Inhalte <strong>der</strong> ZHdK vor, beleuchtetdie Kreativszene und eröffnet neue Sichtweisenauf die <strong>Künste</strong> und das Design. Flora Frommelt*,Fotos: Regula BearthVerzerrte geometrische Formen ziehen sich über die Aussenfront.Die reduzierte Farbigkeit hebt sich stark vom hektischenFarbengewühl <strong>der</strong> Stadt ab. Betritt man das Tram, findetman sich in einem schlichten Raum wie<strong>der</strong>. NeonfarbeneFragmente ranken sich über Sitze, Lehnen, Scharniere undDecken und bespielen als lustige Farbtupfer den Innenraum.Anamorphose als zentrales ElementDie Gestaltung des Son<strong>der</strong>trams lebt vom Phänomen <strong>der</strong>Anamorphose – einer dreidimensionalen optischen Täuschung,die es ermöglicht, Formen nur aus einer bestimmtenPerspektive als Ganzes wahrzunehmen. «Wir haben siemit Projektoren ins Traminnere projiziert, um die genauenPositionen festzulegen. Später haben wir im Tramdepot dieFolien zugeschnitten und geklebt», erklärt Milena Kuster.Erst von <strong>der</strong> richtigen Position aus betrachtet fügen sich dieEinzelteile zu wahrnehmbaren Formen zusammen. Der visuelleErlebnisraum im und um das Tram soll dazu animieren,unterschiedliche Blickwinkel einzunehmen – ein Prozess, <strong>der</strong>für alle gestalterisch und künstlerisch Tätigen grundlegendist. Das Erfassen von komplexen Realitäten for<strong>der</strong>t sie tagtäglichheraus, die Dinge aus unterschiedlichen Perspektiven zubetrachten um Neues zu schaffen.DesignwettbewerbDie Idee für die Gestaltung eines ZHdK-Trams entstand imDezember 2012 im Rahmen eines interdisziplinären Modulsdes Bachelors Design, an dem Studierende aus verschiedenenVertiefungen teilnahmen. Die Initiative für ein «Tram <strong>der</strong><strong>Künste</strong>» kam von <strong>der</strong> Hochschulkommunikation und denVerkehrsbetrieben Zürich (VBZ). Unter <strong>der</strong> Leitung von PeterVetter, Dozent Visuelle Kommunikation, fand ein internerDesignwettbewerb statt, an dem vier interdisziplinäre Teamsteilnahmen. Ziel war die Erarbeitung von Konzepten für dieBespielung des Son<strong>der</strong>trams.


<strong>Hochschule</strong>/ Zett 3–1313Optische Täuschungen kommen auch in <strong>der</strong> Innengestaltung des ZHdK-Trams zum Zug. Im ganzen Tram verteilt sind farbige Formen zu entdecken.Die Konzeptionsphase war geprägt von Recherchen, Modellversuchen,Raumanalysen sowie dem Gedankenaustausch imTeam. Visuelle Überlegungen wurden angestellt, Entwürfeskizziert, Ideen verworfen, fantasiert, Visionen diskutiert.Die Schwierigkeit, Kunst und Design für alle Trampassagierezugänglich zu machen, prägte die Ideenfindung nachhaltig.Es galt, die Kreativwirtschaft in eine verständliche Sprachezu übersetzen. Bestimmungen <strong>der</strong> VBZ, wie beispielsweisedie Sichtbarkeit <strong>der</strong> «Tram-Schnauze» im Strassenverkehr,wurden nie als Einschränkungen wahrgenommen, son<strong>der</strong>ndienten <strong>der</strong> Inspiration und Herausfor<strong>der</strong>ung, das Konzeptan die Richtlinien anzupassen. Die Gewinnerinnen überzeugtendie Jury mit ihrer Idee eines analog und zugleichinteraktiv funktionierenden Trams. «Während einer gemeinsamenTramfahrt entstand die Idee, mit dem Raum zu arbeiten.Eine Interaktion innen wie aussen soll ein spannendesErlebnis schaffen», erzählt Anita Kolar. Dieses Konzeptwurde verfeinert und auf seine technische Realisierbarkeitgeprüft. Die Umsetzung wurde dank einer Partnerschaft mitSwiss Re möglich.Kreativanschluss an die Stadt ZürichDas ZHdK-Tram versteht sich als Vermittler an <strong>der</strong> Schnittstellezwischen Kunsthochschule und <strong>der</strong> Stadt Zürich. Mittelsdes Kreativanschlusses erhält man Informationen zubedeutenden Kunst- und Designschaffenden <strong>der</strong> ZHdK undihren Beiträgen zu Kultur und Wirtschaft. An je<strong>der</strong> Tramhaltestellewird eine Person vorgestellt und wenn möglich in<strong>der</strong> Umgebung verortet. Zusätzlich sind diese Infos über diemobile App «ZHdK-Tram» für iPhone und Android sowie aufwww.zhdk.ch/tram verfügbar.Auf Bildschirmen im Tram werden die Disziplinen <strong>der</strong> ZHdKporträtiert. Ein Veranstaltungskalen<strong>der</strong> mit aktuellen ZHdK-Events rundet das Kunsterlebnis ab und for<strong>der</strong>t dazu auf,selbst Teile <strong>der</strong> Kreativszene zu entdecken.* Flora Frommelt ist Studentin im Bachelor Design, Vertiefung Style & Design.Sie gehört zum interdisziplinären Team von fünf Designerinnen, die das ZHdK-Tram gestaltet haben (flora.frommelt@zhdk.ch).Viele BeteiligteKonzeption und Gestaltung: Flora Frommelt (Style & Design), Anita Kolar,Ursina Meyer, Selina Theiler (alle Visuelle Kommunikation), Milena Kuster(Industrial Design). Mitarbeit an <strong>der</strong> Ausführung: Christoph Zuberbühler(Industrial Design), VBZ-Werkstätten, Firmen Gorba, GreenBanana, Livesystems,Werner Strickler und Christinger Partner. Realisierung <strong>der</strong> Filme:Nadia Holdener, Reto Hüttenmoser, Gina Pigagnelli, Miloš Savi (alle Cast/Audiovisuelle Medien). Redaktion Kreativanschluss: Stefan Kreysler, LukasMeyer-Marsilius. Projektleitung: Peter Vetter, Dozent Visuelle Kommunikation,Philipp Kotsopoulos, Fundraising und Kooperationen, Heike Pohl, LeiterinHochschulkommunikation.Das ZHdK-Tram wurde dank einer Partnerschaft <strong>der</strong> ZHdK mit Swiss Reermöglicht.www.zhdk.ch/tram


14Zett 3–13 /<strong>Hochschule</strong>ConnectingSpaces HongKong – ZürichWie funktioniert, bildet, forscht, wandelt sicheine Kunsthochschule in einer globalisiertenWelt im 21. Jahrhun<strong>der</strong>t? Wie sind Kooperationsprojekteüber die Kontinente hinweg und überbekannte Formen des Studierendenaustauscheshinaus möglich? So lauten zwei <strong>der</strong> Ausgangsfragendes Projekts «Connecting SpacesHong Kong – Zürich». Patrick Müller undNuria Krämer*Wah Kin Mansion, G/F, 18-20 Fort Street, North Point, HongKong: So lautet die Adresse eines Raumes, <strong>der</strong> sich mitten ineinem in starkem Wandel begriffenen Stadtteil <strong>der</strong> südchinesischenMetropole befindet. Der Raum ist umgeben von einigenRestaurants, Gewerbetreibenden, einem Gemüsehändlerund liegt wenige Schritte entfernt von <strong>der</strong> King’s Road, einer<strong>der</strong> Hauptverkehrsa<strong>der</strong>n auf Hong Kong Island, auf <strong>der</strong> sogardie Trams schmaler und höher sind als in an<strong>der</strong>en Städten.Der Raum ist Teil des Projekts «Connecting Spaces» und hatsein räumliches Gegenstück, mit dem er über einen virtuellenTunnel verbunden ist, in Zürich. Diese Raumkonstellation istAusgangspunkt eines transkulturellen Dialogs zwischen denlokalen kulturellen Szenen von Hong Kong und Zürich, vonEuropa und Asien.Ziel: selbsttragendes Study CentreEin solcher Dialog, so lautete eine <strong>der</strong> Ausgangsthesen, findetimmer nur anhand und im Kontext des ganz Konkreten, des


<strong>Hochschule</strong>/ Zett 3–1315Der Raum, <strong>der</strong> im Projekt «ConnectingSpaces» eine wichtige Rolle spielenwird, befindet sich im Stadtteil NorthPoint von Hong Kong, in den ehemaligenRäumlichkeiten des Koon Wah MirrorFactory Ltd. Sales Dept.Foto: Nuria KrämerEs wird sich herausstellen, welche Netzwerke tragfähig,welche Themen relevant, welche Verfahrensweisen produktivsind, um Effekte von Mondialisierung in Kunst- und Gestaltungskontextenbearbeiten zu können. Im positiven Fallkönnte sich eine reichere Grundlage bilden, um ein selbsttragendesStudy Centre <strong>der</strong> ZHdK in Hong Kong zu gründen.gemeinsamen Interesses und Tuns statt. Seit einem knappenJahr zerbricht sich das Projektteam die Köpfe darüber,was es bedeuten könnte, ein «Study Centre» in Hong Kongaufzubauen – so lautete <strong>der</strong> Auftrag <strong>der</strong> Hochschulleitungim Rahmen <strong>der</strong> Internationalisierungsstrategie <strong>der</strong> ZHdK.Um möglichen Antworten näher zu kommen, wurde ein explorativesVerfahren mit einem Zeithorizont von rund dreiJahren gewählt: «Connecting Spaces» startet mit überschaubarenProjekten auf <strong>der</strong> Ebene von Lehre, Produktion undForschung. Die Projekte beziehen sowohl lokale als auchinternationale Kooperationspartner mit ein und schliessendiese so an ZHdK-Kontexte an, dass ZHdK-Angehörige undbestehende Kompetenzen und Initiativen geför<strong>der</strong>t werdenund sich entwickeln können.Drei thematische SchwerpunkteIn den letzten Monaten besuchten sich Repräsentierende prägen<strong>der</strong>Kulturinstitutionen Hong Kongs und <strong>der</strong> ZHdK gegenseitig,es gab Arbeitstreffen, Kooperationsangebote – undbisweilen schlicht Neugier. Bei diesen Recherchen, Gesprächenund Versuchen haben sich für eine erste Annäherungdrei thematische Schwerpunkte für «Connecting Spaces»herauskristallisiert. «The Urban» beschäftigt sich (in Kooperationmit <strong>der</strong> School of Design <strong>der</strong> Hong Kong PolytechnicUniversity) mit dem Lebensraum Stadt als einem <strong>der</strong> markantenZeichen von Globalisierung. «TransArts» stellt (inKooperation mit <strong>der</strong> Hong Kong Academy for PerformingArts) die Frage nach Identität und Gestaltung von Gegenwart,wie sie sich zwischen den Kulturen, in <strong>der</strong> Verbindungvon zeitgenössischen und traditionellen Kunstformen, <strong>der</strong>enMedien und Darstellungsmitteln zeigen. «The Stage» fragt (inKooperation mit lokalen Kulturinstitutionen) nach Strategienund Taktiken des Öffentlichmachens und des Kuratierens alsReaktion auch auf die extreme Dynamik in <strong>der</strong> Entwicklungdes kulturellen Sektors in Hong Kong.Ausserdem wurden Mitstreiterinnen und Mitstreiter an <strong>der</strong>ZHdK gesucht (weitere sind willkommen). «ConnectingSpaces» soll in <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong> verankert sein,soll Menschen mit ihrem Eigensinn, ihren Fähigkeiten undIdeen miteinan<strong>der</strong> verbinden. Den erwähnten thematischenSchwerpunkten sind Steuergruppen zugeordnet, <strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong>die entsprechenden Fel<strong>der</strong> im Dialog mit Partnernvor Ort entwickeln.* Prof. Patrick Müller ist Leiter des Studiengangs Master Transdisziplinaritätund Projektleiter «Connecting Spaces Hong Kong – Zürich»(patrick.mueller@zhdk.ch); Nuria Krämer ist künstlerisch-wissenschaftlicheMitarbeiterin (nuria.kraemer@zhdk.ch), beide Dept. Kulturanalysenund Vermittlung.www.zhdk.ch/international


16Zett 3–13 /<strong>Hochschule</strong><strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> –Architektur lesenKurze GeschichteTransparenz in <strong>der</strong> Architekturprägt die mo<strong>der</strong>ne Stadt seit <strong>der</strong>zweiten Hälfte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>tsweltweit. Dieses Merkmalist so selbstverständlich geworden,dass es heute kaum mehrbewusst wahrgenommen wird.Verwendet wurde <strong>der</strong> Begrifferstmals in den 1920er-Jahrenim Zusammenhang mit Raumund Bauen. So sprach man beiIndustriebauten von Transparenz,wenn <strong>der</strong>en Raum- wieKonstruktionsstruktur bar je<strong>der</strong>Dekoration und rational erfassbarwar sowie die betrieblichenAnfor<strong>der</strong>ungen optimal erfülltwerden konnten. Häufigerwurde Transparenz jedoch imKontext von gläserner Architektureingesetzt. Zeichnungen ausdem Expressionismus zeugendavon. Zur Realisierung fehltees damals noch am technischenKnow-how.Ein architektonisches Konzept, das in den letzten fünfzig Jahren dank steterWeiterentwicklung breite Anwendung fand, ist jenes <strong>der</strong> architektonischenTransparenz. Transparenz entfaltet auch im <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> ihre Wirkung: Räumeund Einrichtungen sind einan<strong>der</strong> zuordenbar und die Überschaubarkeit unterstütztdie betrieblichen Anfor<strong>der</strong>ungen einer Kunsthochschule von morgen. DieSerie «<strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> – Architektur lesen» vermittelt anhand von aktuellen Bil<strong>der</strong>nund Fachbegriffen Architekturwissen und lädt ein zu einer visuellen Annäherungan die zukünftige Heimat <strong>der</strong> ZHdK. Alle Fotos bis auf das unten (2008)wurden im Oktober 2013 aufgenommen.Fotos: Regula Bearth und Betty FleckTextzusammenstellung: Peter EberhardErstes GlashausDas Maison de Verre, 1928–1932in Paris von Pierre Chareau,Bernard Bijvoet und Louis Dalbetaus Glasbausteinen, Glasund Stahl erbaut, gilt als daserste gebaute transparente undlichtdurchlässige Wohnhaus.


Zett 3–1317EntwurfskonzeptIm architektonischen Entwurfwerden vier Aspekte eines Bauwerks– Raum, Konstruktion,Form und Funktion – in ständigerWechselwirkung zu einerSynthese gebracht. ArchitektonischeTransparenz entsteht,wenn je<strong>der</strong> dieser vier AspekteRückschlüsse auf die an<strong>der</strong>enermöglicht o<strong>der</strong> sich durch diean<strong>der</strong>en begründen lässt. ArchitektonischeTransparenz heisstauch Nachvollziehbarkeit <strong>der</strong>Entstehung eines Bauwerks. DasEntwurfskonzept <strong>der</strong> architektonischenTransparenz ist ständigweiterentwickelt worden.Als wesentliche Aspekte sindzuletzt Ökonomie und Ökologiedazugekommen.TeamarbeitUm komplexe Bauaufgaben zulösen, benutzen Architektinnenund Architekten Strategienund Konzepte, die Aspekte desStädtebaus, <strong>der</strong> räumlichenOrdnung und Nutzung, <strong>der</strong>Technik und <strong>der</strong> Ästhetik inihrer Wechselwirkung beinhalten.Das Planen, Entwerfen,Ausarbeiten und Realisieren vonBauwerken erfolgt in Teams.Sichern Vorschriften, Normenund ein planerisches Regelwerkdie Brauchbarkeit und Dauerhaftigkeiteines Bauwerks, verlangtdie Erfüllung ästhetischerAnsprüche weit mehr. Dazu isteine gemeinsame Grundauffassungerfor<strong>der</strong>lich, wie mitRäumen, Massen, Proportionen,Lichtführung, Konstruktionen,Materialisierung und Detailausführungumzugehen ist. Und esbraucht eine tragende gestalterischeIdee, die leicht zu kommunizierenist.


18Zett 3–13 /<strong>Hochschule</strong>Transparenz <strong>der</strong>KonstruktionDie gewählten konstruktivenMittel und ihr Zusammenwirkensind im gesamten <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> nachvollziehbar. Dieursprünglichen Konstruktionenbestehen aus an Ort gegossenenStahlbetondecken. Im Flachtraktwerden sie getragen vonmassiven Stahlstützen, im Silotraktvon Eisenbetonpfeilern.Stabilisiert werden die Bauteileim Flachtrakt durch massiveBetonkerne, im Silotrakt durchStahlbetonverbindungen. DerAus- und Aufbau des Flachtraktswird mit einem Stahlbausystemund dünnen Stahlbetonplattenbewältigt. Im Hochtraktkommen Betonelemente undStahlbeton zum Einsatz.RaumtransparenzDie neuen raumtrennendeno<strong>der</strong> raumeinschliessendenWände sind so eingesetzt, dasssie die konstruktive Ordnungnicht verunklären. Dies giltebenso für Treppen. Wo isolierteRaumsituationen nötigsind – meist aus akustischenGründen –, werden die Räumemit Fenstern optisch verbunden.Ansonsten sind die Raumübergängeso gestaltet, dass <strong>der</strong>Eindruck von ineinan<strong>der</strong>fliessendenRäumen o<strong>der</strong> einesRaumkontinuums entsteht. Ausschlaggebendfür den Eindruckvon Durchlässigkeit sind dieRundum-Aussenverglasung unddie fünf Lichthöfe, die überalleinen Bezug zu den Licht- undWetterverhältnissen im Freienschaffen.


Zett 3–1319GebäudeformGab <strong>der</strong> Industriebetrieb einstdie grossen Volumen und dieäussere Form vor, stellte sichdie Frage <strong>der</strong> äusseren Erscheinungdurch den Umbau zurKunsthochschule neu. Auf<strong>der</strong> Suche nach einer wenigergedrungenen Gesamtform wurdenFlach- und Hochtrakt durchStockwerkerhöhungen sowieneue An- und Aufbauten akzentuiert.Das Gesamtvolumenwurde mit einem halbtransparenten«Überwurf» aus gewelltenStreckmetallblechen vereinheitlicht.Dieser «Schleier»deutet Funktionen <strong>der</strong> Schulean und zitiert gleichzeitig Elemente<strong>der</strong> früheren Fabrik.GebäudetechnikDass Gebäudetechnik offen undsichtbar in einem Bau geführtwerden kann, ist seit <strong>der</strong> Vollendungdes Centre Pompidouin Paris 1977 selbstverständlich.Im Vergleich zu den Installationen<strong>der</strong> ursprünglichenFabrik nimmt sich das, washeute im <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> an Deckenaufgehängt ist, bescheiden aus.Transparenz und Gebäudetechnikwaren für die Architektenallenfalls am Hochtrakt einThema, wo ein ganzes Installationsgeschossdurchschimmert.


20Zett 3–13 /Kunst & MedienMischa Aebi: inside out, 002, 2013. Miriam Rutherfoord: ohne Titel, 2013.Curated in ChurKunst soll die Flure des Konvikts Chur beleben.Mit diesem Wunsch gelangte die Leitung deskantonalen Wohnheims für Mittelschülerinnenund -schüler an die Vertiefung Fotografie desBachelors Medien & Kunst. Eine fruchtbare Kooperationentstand, in <strong>der</strong> sich die Studierendenintensiv mit dem Ort auseinan<strong>der</strong>setzten. EineAusstellung zeugt davon. Marianne Mueller*Allen Abgesängen auf das alte neue Medium zum Trotz ist dieFotografie noch immer hoch im Kurs. So erhält die VertiefungFotografie wöchentlich Anfragen für Kooperationen. Diesbringt für die Studiengangsleitung aufwendige Abklärungenmit sich, ob es sich bei <strong>der</strong> «Kooperation» wirklich um einesolche handelt o<strong>der</strong> ob ein kommerzieller Anbieter daraufaus ist, Arbeiten für wenig Geld zu vergeben. Die VertiefungFotografie verfolgt aber nur Zusammenarbeiten, die auf einemrealistischen Budget fussen.An<strong>der</strong>s verhält es sich mit Anfragen, die in vielversprechendeUnterrichtsprojekte münden können und von denen die Studierendenunmittelbar profitieren. Im April 2013 erreichte dieStudiengangsleitung eine Anfrage des Konvikts in Chur. DasKonvikt Chur ist das kantonale Wohnheim für Gymnasiumsschülerinnenund -schüler, die für ihre Ausbildung aus den entlegenenTälern Graubündens nach Chur ziehen. Oliver Wirzist seit Dezember 2012 Leiter des Wohnbereichs. Er wolltedie nach seiner Einschätzung etwas triste Atmosphäre in denFluren des Konvikts durch Kunstwerke positiv beeinflussen.«Freilegung» des KonviktsAnfang Mai 2013 reiste eine Gruppe interessierter Fotografinnenund Fotografen <strong>der</strong> Vertiefung Fotografie nach Churfür ein erstes Treffen mit Oliver Wirz und eine Besichtigungdes Gebäudes. Alle Räume standen <strong>der</strong> Gruppe offen, vomMaterialdepot über Schlafräume, Musikzimmer und Waschküchebis hin zum abgründigen Hohlraum, <strong>der</strong> sich zwischenHaus und Fels auftut. Wirz hat viel Energie in das Gebäudeinvestiert. Mit Hilfe seines Teams, <strong>der</strong> Bewohnenden und desHochbauamts Graubünden konnten zahlreiche Massnahmen


Kunst & Medien/ Zett 3–1321Nora Longatti: Zimmer 205, 2013. Yannis Christ: Mit iPhone und Liebe, 2013.Das Gebäude erzeugt seine eigenen Bil<strong>der</strong> mit seinemhöhlenartigen Inneren, dem rauen, weiss getünchten Verputz,den Sichtbetonflächen und den Holztäferungen.schnell umgesetzt werden. So wurde im steilen Umland Holzgeschlagen und gerodet, damit das Konvikt wie<strong>der</strong> zur altenSichtbarkeit zurückfindet und die Fluchtwege wie<strong>der</strong> sicherbegehbar sind. Dabei kamen einige aus ökologischer Sichtwertvolle Trockensteinmauern zum Vorschein. Im Innerenordnete und entsorgte Wirz viel Zurückgelassenes o<strong>der</strong> Defektes.Kost und Logis gegen Schaffen vor OrtDie Abmachung zwischen <strong>der</strong> Vertiefung Fotografie und demKonvikt sah freie Kost und Logis vor gegen eine Leihgabevon eigens produzierten Arbeiten, geschaffen vor Ort o<strong>der</strong>im Kontext <strong>der</strong> Umgebung. Anfang Juni traf eine GruppeStudieren<strong>der</strong> mit dem Technikmitarbeiter <strong>der</strong> Vertiefung,Bruno Oberhänsli, im Konvikt ein und bezog ihre Zimmer.Eine gemeinsame Präsentation <strong>der</strong> ZHdK-Studierenden fürdie Schülerinnen und Schüler sowie die Mitarbeitenden desKonvikts eröffnete den Austausch. Im Herbst wurde das Projektals Pool-Modul ausgeschrieben und es meldeten sich neuauch noch Studierende <strong>der</strong> Vertiefung Bildende Kunst desBachelors Medien & Kunst an.Starkes, schwer zu bespielendes GebäudeAls Ausstellungsort ist das Gebäude nicht wirklich geeignet.Es erzeugt gleichsam seine eigenen Bil<strong>der</strong> mit seinem höhlenartigenInneren, dem rauen, weiss getünchten Verputz, denrohbelassenen o<strong>der</strong> ausgewaschenen kiesigen Sichtbetonflächenund den Holztäferungen, die in Kontrast zur äusseren,skulpturalen, terrassierten Sichtbetonstruktur stehen. ImInneren finden sich Reste früherer Umgestaltungsversuche.Im Oktober kehrte die Gruppe mit Testprints und Präsentationsskizzenzurück, um die Ausstellung zu planen. Diebisherigen Bil<strong>der</strong> und Dekorationsobjekte im Gebäude durftenentfernt werden. Vorgesehen war, alle neun Stockwerke zubespielen. Die Gruppe entschied sich für den zentralen vertikalenZugang, für das über Treppen und Lift erschlosseneTreppenhaus, das über einen horizontalen Gang die beidenHauptblöcke verbindet.Rhein, Bewohnerinnen und WölfeFotografien des Rheins zwischen Chur und Schaffhausen(Aline Spleiss), Einblicke in Zimmer <strong>der</strong> Bewohnerinnen und


22Zett 3–13 /Kunst & MedienBil<strong>der</strong> links: Marianne Mueller:aus, Some Architectural Details_GR_13Gelän<strong>der</strong>, Bogen Nr. 14, 2013.Bild unten: Mischa Aebi: inside out, 001, 2013.Bewohner (Nora Longatti), Objektaufnahmen und Inszenierungen<strong>der</strong> Waschmaschinen aus den 1960er-Jahren, die nachwie vor in Verwendung sind (Angelo Ressegatti, Corina Jäger),gemalte Porträts von Wölfen des Calanda-Rudels (NicolasFrey), Kochen in einem Bündner Hotel (Valentina Minnig),Bergfotografie (Bruno Oberhänsli), grossformatige Spiegelungenvon Landschaft in <strong>der</strong> Architektur (Mischa Aebi) undeiniges mehr wurden situationsbezogen editiert und produziert.Weitere Arbeiten stammen von Yannis Christ, SamiEl Kasm, Marianne Mueller und Miriam Rutherfoord. DasKonvikt richtete im November eine Vernissage aus. Ob dieVertiefung Fotografie im nächsten Jahr mehr Bewerbungenvon Studiumsinteressierten aus Graubünden erreichen?* Prof. Marianne Mueller ist Co-Leiterin <strong>der</strong> Vertiefung Fotografie, BachelorMedien & Kunst, Dept. Kunst & Medien (marianne.mueller@zhdk.ch).Wohnheim Konvikt ChurDas Konvikt Chur ist ein Baudenkmal <strong>der</strong> Nachkriegsmo<strong>der</strong>ne,erbaut zwischen 1967 und 1969 von den ArchitektenOtto Glaus, Ruedi Lienhard und Sep Marti. Es handelt sich umeinen monolithischen Sichtbetonbau an steiler Hanglage. InChur entstanden während des Baubooms <strong>der</strong> 1960er-Jahre architektonischbedeutende Gebäude. Die meisten öffentlichenBauwerke jener Zeit wurden in den letzten Jahren renoviert.Das Konvikt aber ist weitgehend im Originalzustand erhaltenund steht nicht unter Schutz.Permanente Installation bis 2015Konvikt Chur, Arosastrasse 32, ChurBesichtigung auf Anfrage bei Oliver Wirz, Telefon +41 81 257 18 58www.konvikt.gr.ch


Design/ Zett 3–1323Neue Systemezur DarstellungglobalerMegat rendsIn Kooperation mit dem Bundesamt für Umwelterarbeiteten Studierende <strong>der</strong> Vertiefung VisuelleKommunikation im Bachelor Design im PraxisprojektInformationsdesign neue Systeme zurVisualisierung globaler Umwelttrends. Ziel war,komplexe Umweltdaten durch übersichtlicheDarstellungen leichter erfassbar zu machen.Cybu Richli*Ob Gletscherschwund, Ölknappheit o<strong>der</strong> Luftverschmutzung –die negativen Einflüsse menschlichen Wirkens auf unseremPlaneten werden immer deutlicher. Weltweit können Umweltphänomenebeobachtet und gemessen werden, die sichauf die folgenden drei globalen Megatrends zurückführenlassen: Ressourcenverknappung, Klimawandel und Schadstoffbelastung.Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) ist <strong>der</strong>Ansicht, dass eine globale Betrachtungsweise dazu beitragenkann, Zusammenhänge zwischen einzelnen Phänomenen zuerkennen. Angesichts <strong>der</strong> riesigen und weiter wachsendenMenge an Umweltdaten droht allerdings die Übersicht verlorenzu gehen.Vom Datensatz zur interaktiven InfografikHier setzte die Arbeit <strong>der</strong> Studierenden an. Sie entwickeltenDarstellungsformen, die es erlauben, aktuelle Ereignisse undUmweltphänomene in Zusammenhang mit den langfristigenUmwelttrends zu setzen. Der Auftrag dazu kam vom BAFU,das auf seiner Website verstärkt auf die globalen Megatrendsaufmerksam machen will. Betreut wurde das Projekt vonZHdK-Dozent Cybu Richli, <strong>der</strong> Assistentin Beatrice Kaufmannund Karin Fink, die beim BAFU für die Internet-Umweltberichterstattungverantwortlich ist.Worum geht es bei den globalen Megatrends? Warum spielensie für die Schweiz eine Rolle? Was sind die wichtigstenZusammenhänge? Dies sind zentrale Fragen, auf welche dieWebsite des BAFU Antworten geben soll. Die Besucherinnenund Besucher <strong>der</strong> Website sollen auf einfache Weise verstehenkönnen, warum beispielsweise die Auswirkungen <strong>der</strong> globalenWasserknappheit auch die Schweiz betreffen, obwohldiese als Wasserschloss Europas gilt.News, Facts und ein Endpunkt-GeneratorAuf <strong>der</strong> Suche nach Lösungen sind vier Projekte entstanden,welche neue Möglichkeiten <strong>der</strong> Vermittlung von Umweltdatenaufzeigen. Die im Folgenden vorgestellten Studierendenprojekteveranschaulichen exemplarisch den Versuch, komplexePhänomene übersichtlich darzustellen.Das erste Projekt macht unter dem Titel «News & Facts» dieKonsequenzen <strong>der</strong> Schadstoffbelastung auf zwei Ebenensichtbar: Aktuelle Nachrichten aus den Medien werden Datenvisualisierungen<strong>der</strong> thematisierten Umweltphänomenegegenübergestellt. So erhalten die Website-Nutzerinnen und-Nutzer die Möglichkeit, die News im Kontext gesicherterUmweltdaten einzuordnen.Das zweite Projekt zielt darauf ab, den Webauftritt mit einermöglichen Kampagne des BAFU zu verknüpfen. Auf <strong>der</strong> Websitekann man mittels des Endpunkt-Generators Zeitpunktefür das Verschwinden von Ressourcen visualisieren und siezueinan<strong>der</strong> in Relation setzen. Der Endpunkt-Generator verstehtsich als Teil einer medienübergreifenden Kampagne zurRessourcenverknappung.Die Projekte wurden dem BAFU und dem United NationsEnvironment Program vorgestellt und auf eine mögliche Weiterentwicklunggeprüft. Karin Fink vom BAFU zieht einepositive Bilanz: «Die Projekte zeigen uns neue Möglichkeitenauf und geben uns wichtige Impulse für einen innovativerenUmgang mit Umweltdaten.»* Cybu Richli ist Leiter <strong>der</strong> Vertiefung Kommunikation, Master Design, undDozent für Informationsdesign in <strong>der</strong> Vertiefung Visuelle Kommunikation,Bachelor Design, Dept. Design (cybu.richli@zhdk.ch).«News & Facts»: In <strong>der</strong> linkenSpalte erscheint eine aktuelleNewsmeldung. Rechts werdendie Facts zum Begriff Stickstoffvermittelt.


24Zett 3–13 /Design«Das haben – wir – gut gemacht!»Schreiben im DesignDas Schreiben gehört nicht zu den Lieblingsbeschäftigungen<strong>der</strong> meisten Designstudierenden.Viele gehen <strong>der</strong> Textarbeit systematisch ausdem Weg. Im Berufsalltag aber werden sie nichtdarum herumkommen, ihre Entwurfsideen auchin Worte zu fassen. Ein zehntägiger Workshopvermittelt Werkzeuge – und Selbstvertrauen.Franziska Nyffenegger*«Design ist wie Kuchenbacken nach eigenem Rezept – daskann schiefgehen o<strong>der</strong> man entdeckt etwas Neues. Schreibenheisst nach Luft ringen.» Nach Metaphern zu EntwurfsbeziehungsweiseTextarbeit gefragt, antworten viele Studierendemit solch gegensätzlichen Bil<strong>der</strong>n: Das Entwerfenempfinden sie als lustvoll, als positive Herausfor<strong>der</strong>ung, dasSchreiben hingegen als einengend und belastend. Dass auchTexte in einem Entwurfsprozess entstehen, ist den meistenebenso wenig bewusst wie die Rolle von Sprache im Design.Verbale Werkzeuge helfen, die Bedeutung eines Entwurfszu entwickeln, sein Ziel zu bestimmen, den Denkraum zuöffnen. In <strong>der</strong> Designpraxis sind sie ebenso unabdingbar wiedie visuellen Werkzeuge.Design mit dem ABCDas Wahlpflichtmodul «Sprachwerkzeuge» vermittelt Studierendenim zweiten Semester des Bachelors Design einenspielerischen Zugang zum Schreiben. Nach einer Reihe vonEinstiegsübungen und Reflexionen zur eigenen Schreib- undLesebiografie bestimmen die Teilnehmenden ihre individuelleTextaufgabe: Worüber will ich schreiben? Was will icherzählen? Wer soll meinen Text lesen? Welches Genre eignetsich als Form? Und wie finde ich den passenden Stil? Ausgehendvon einem Briefing, das den Schreibanlass umreisst,nähern sie sich in mehreren Entwürfen einer möglichen Endfassung.Zentrales Lerninstrument ist ein gemeinsamer Blog,in dem Textskizzen <strong>der</strong> Kritik ausgesetzt und das Schreibenals soziale Praxis geübt werden. So entstehen ein Manifestzur Studienvertiefung Style & Design, eine Handreichungfür Computernutzer <strong>der</strong> älteren Generation, ein Essay zumWesen <strong>der</strong> Dinge, das Porträt eines Randständigen für eineStrassenzeitung, Kürzestgeschichten zu alltäglichen Kommunikationspanneno<strong>der</strong> ein Blogbeitrag zur Selbstinszenierungauf Facebook.«Schreiben ist wie ein Flug ins Weltall»Nach zehn intensiven Tagen löst die eingangs gestellte Frageneue Bil<strong>der</strong> aus: «Schreiben fühlt sich an, als ob die erstenStrahlen <strong>der</strong> Frühlingssonne nach einem langen Winter meineNase kitzeln würden.» Und: «Schreiben ist wie ein Flug insWeltall. Der Fantasie wird eine nie da gewesene Grenzenlosigkeitgeboten.»* Franziska Nyffenegger ist Dozentin im Dept. Design und im Dept. Kulturanalysenund Vermittlung (franziska.nyffenegger@zhdk.ch).Schreiben an Design- und KunsthochschulenEin ausführlicher Beitrag von Franziska Nyffenegger zur Vermittlung vonSchreibkompetenz an Design- und Kunsthochschulen ist verfügbar aufwww.zeitschrift-schreiben.eu (Suche mit Autorinnenname).


Design/ Zett 3–1325Kerstin Barth,Vertiefung Visuelle KommunikationDas erste Briefing:Mich beschäftigt das Phänomen, dass wir trotz gleicherSprache Schwierigkeiten haben zu kommunizieren. Je<strong>der</strong>von uns kennt solche Situationen. Kommunikationsbarrierenführen zu Missverständnissen und Unverständnis.Warumhaben wir Schwierigkeiten zu kommunizieren,obwohl wir dieselbe Sprache sprechen? […] Ich möchtein meiner Arbeit anhand von vier kleinen beispielhaftenGeschichten vier Situationen aufzeigen, in denen eineKommunikationsbarriere zu Missverständnissen o<strong>der</strong>Unverständnis geführt hat.Die Leserin:Meine Zielperson ist die 26-jährige «Neon»-Leserin Lara.Sie wollte eigentlich mal in Richtung Kunst gehen, hatsich dann aber für ein Medizinstudium entschieden. Sieliest viel Zeitung, Zeitschriften und ist kulturinteressiert.Ihre kleine Schwäche ist manchmal das Zuhören, wennman mit ihr redet. Man redet öfter mal «aneinan<strong>der</strong>vorbei».Der Teaser:Ein Tag, eine Stadt, vier Situationen, ein Problem: Kommunikation!Warum verstehen wir einan<strong>der</strong> nicht? Wissen wir nicht genug überunser Gegenüber, um zu verstehen? Kann es nicht antworten? Istunsere Sprache manchmal zu komplex? O<strong>der</strong> hören wir schlichtwegeinfach nicht zu? Die Aprilausgabe von «Neon» widmet sich<strong>der</strong> Kommunikation im Alltag. Kerstin Barth nähert sich demThema in vier Kurzgeschichten und einem sprachspielerischenGedicht.Das Gedicht:Nicht aufhören zu hören!BirnenBirnen leer.Kannst du Birnen mitbringen?Birnen glühen, nicht essen!Hunger! Dunkel!Es ist zu dunkel, um dich zu verstehen.Und dabei eins auf die Birne zu bekommen,weil man nach Meer gefragt hat,als verlangt war.MeerImmer mehr und Meer wollen,nicht aufhörenzuzuhören.Und dann ganz mir gehören,die Birnen.Lorenz Troll,Vertiefung Cast/Audiovisuelle MedienDas erste Briefing:Die vielen Dinge und Gegenstände, die wir um uns scharen,sind Teil unserer Alltagskultur. Ein wahres Sammelsuriumdieser Art von Kultur findet sich in den Regalen <strong>der</strong> Brockenhäuser.Gebrauchsgegenstände, losgelöst von ihrenBesitzern mit einem «Schweigen, das <strong>der</strong> Ordnung desWun<strong>der</strong>baren angehört».Wer erzählt ihre Geschichtenund wie sollen sie erzählt werden?Die Leserschaft:Meine Zielgruppe sind die Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong> 1990er-Jahre. Siekönnen sich noch an die Zeit erinnern, als die Dinge,die sie heute im Brockenhaus entdecken, GrossmuttersKüchenschrank bevölkerten. An Gegenstände, die sichauf Häkeldeckchen präsentierten und den Geschmack <strong>der</strong>Zeit bedienten.Das Briefing in elf Worten:WelcheSprache sprechenDinge die unsUmgeben o<strong>der</strong> schweigen sieNurDer Teaser:Das nächste «NZZ Folio» widmet sich den Dingen im Leben.Wir haben Jacken- und Hosentaschen, um Dinge mit uns herumzutragen.Die Dinge geniessen unsere Liebe, erfahren aberauch unsere Ablehnung. Wir haben uns auf die Suche nach denVerstossenen gemacht. Mit Beiträgen <strong>der</strong> «Thing Studies», überDinge-Bewahrer, von Nichts-wegwerfen-Könnern,kleinen wieauch grossen Ding-Geschichten. Vorab veröffentlichen wir denEssay «Unab Ding bar» von Lorenz Troll, um Ihnen die Möglichkeitzugeben, den Lauf <strong>der</strong> Dinge zu verän<strong>der</strong>n.Der Text (Auszug):Wenn man einen Text nur als Text liest, bleibt er einStück Papier. Betrachtet man einen Gegenstand nurals Gegenstand, schweigt er.Das Erste, was mir entgegenschlägt, ist das amelodischeKonzert <strong>der</strong> Geräusche. Sie überlagern undüberschlagen sich. Teller legen sich geräuschvollübereinan<strong>der</strong>. Darüber legt sich ein Klangteppichmurmeln<strong>der</strong> Stimmen. Wenn mich diese Geräuschkulisseumarmt, bin ich im Brockenhaus angekommen.Diesem Ort mit seinen unzähligen Regalreihen,in denen sich mehr o<strong>der</strong> weniger überflüssig gewordeneDinge sammeln. Die Verstossenen warten hierauf ihre neuen Besitzer. Bei ihrem stillen Wettstreithaben manche Dinge bessere, an<strong>der</strong>e schlechtereChancen.Was wäre, wenn es ein Brockenhaus gäbe, das dazuaufruft, die Dinge nicht anonym, son<strong>der</strong>n mit ihrerGeschichte abzugeben? Einem vorgedruckten Blatt,einer Art Steckbrief. Einem Nachruf <strong>der</strong> ehemaligenBesitzer an ihre Habseligkeiten.


26Zett 3–13//DesignStudierende und Dozierende aus China, Indien und<strong>der</strong> Schweiz am Abschlussabend <strong>der</strong> InternationalDesign Summer School im Hof des Sihlquais 125 inZürich.InternationalDesign SummerSchoolStudierende aus China, Indien und <strong>der</strong> Schweiznahmen im Juli an <strong>der</strong> ersten International DesignSummer School teil, die das DepartementDesign zusammen mit den indischen UniversitätenNational Institute of Design, Srishti Schoolof Art, Design and Technology und <strong>der</strong> Sir JJSchool of Art sowie den chinesischen UniversitätenTongji und Jiangnan durchführte.Francis Müller*Eine wichtige Kompetenz Designstudieren<strong>der</strong> besteht darin,«Dinge» nicht vorschnell nach alltäglichem Wissen einzuordnen,son<strong>der</strong>n sie zu dekomponieren und nach neuen Sinnzusammenhängenzu suchen. Es geht darum, die Alltagsweltmit einem «fremden Blick» zu beobachten. Diese Erfahrungmacht man zum Beispiel in interkulturellen Begegnungen,wenn vertraute Alltagshandlungen – etwa Gruss- o<strong>der</strong> Trinkrituale– nicht mehr gelten. Interkulturelle Erfahrung für Designstudierendeist nicht nur aufgrund <strong>der</strong> Globalisierung undihrer kulturellen und ökonomischen Bedeutung fürs Designwichtig, son<strong>der</strong>n auch aufgrund dieser Ebene <strong>der</strong> subjektivenWahrnehmung.Block Print als Metapher für TraditionDreissig Studierende und Dozierende aus den drei genanntenLän<strong>der</strong>n nahmen an <strong>der</strong> International Design SummerSchool (IDSS) teil. Die IDSS ist eine Weiterführung <strong>der</strong> Projekte«WuZu» und «Welcome2-India», die Kooperationen mit<strong>Hochschule</strong>n in China und Indien sind. Das Thema <strong>der</strong> IDSSlautete «Transferring Our Traditions: the Future of Design!From Block Print to 3D-Print», wobei traditionelle o<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>neDrucktechniken nicht als Thema vorgegeben wurden,son<strong>der</strong>n als Metapher für Tradition und Innovation standen.Von Wäschetrocknern und WohnverhältnissenDie Studierenden arbeiteten während <strong>der</strong> zwei Wochen ininterkulturellen Teams, die sich aus jeweils einer Person ausChina, Indien und <strong>der</strong> Schweiz zusammensetzten. Die bearbeitetenThemen waren vielfältig. Eine Gruppe beschäftigtesich mit einem Wäschetrockner – und mit Wohnsituationen,familiären Verhältnissen und den klimatischen Verhältnissenin China, Indien und <strong>der</strong> Schweiz. Eine an<strong>der</strong>e Gruppe dachtedarüber nach, wie kulturspezifische Feste örtlich versetzt undkulturell transformiert werden könnten, und entwickelte entsprechendeKonzepte. Eine weitere Gruppe entwickelte einSpiel, das Interaktion zwischen Unbekannten an Flughäfenherstellen und so die Wartezeit überbrücken soll.In den beiden Wochen fanden mehrere Vorlesungen von Dozierendenaus China, Indien und <strong>der</strong> Schweiz statt. Nebenden Referaten sorgte ein Rahmenprogramm, bestehend ausGrill abenden, Ausflügen ins ETH-Science-Lab, in die Sammlungdes Landesmuseums in Affoltern am Albis und ins FreilichtmuseumBallenberg im Berner Oberland, für genügendGelegenheiten, sich ausserhalb des Hochschulkontextes kennenzulernen.Blick nach LateinamerikaDie zehn Gruppen präsentierten ihre Resultate am Ende <strong>der</strong>zwei Wochen einer interessierten Öffentlichkeit und zeigtenauf, wie Design Traditionen aufnehmen, adaptieren undtransformieren kann. Diese Resultate – und ganz beson<strong>der</strong>sdie Prozesse, die zu ihnen führten – wurden danach von denDozierenden und von Fachleuten in einer Podiumsdiskussionerörtert.Im Jahr 2014 wird die IDSS in China stattfinden; zehn Studierende<strong>der</strong> ZHdK werden wie<strong>der</strong> dabei sein. Im Folgejahrwird dann Indien Gastgeberland sein. Mittelfristig besteht dieAbsicht, auch eine lateinamerikanische Universität miteinzubeziehen.* Francis Müller war Leiter <strong>der</strong> International Design Summer School 2013 undist Dozent im Bachelor sowie Master Design, Dept. Design(francis.mueller@zhdk.ch).http://blog.zhdk.ch/idss


Z—hdk—<strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> <strong>Künste</strong>—Zett 3–13 / Son<strong>der</strong>beilage <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>Orientierung und Orte.Öffentlicher Raum im <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>02 Der Empfang03 Der Stammtisch04 Für ein gutes Bauchgefühl06 Bibliotheken und Archive – Quellen <strong>der</strong> Inspiration07 «Mehrspur im <strong>Toni</strong>»08 Kino soll kein Luxus sein09 12 Betonbuchstaben und 367 Pfeile12 Der grosse Sammlungsumzug14 Die <strong>Toni</strong>-Bank16 Grün aufs DachDer Orgelkonzertsaal mit seinenungewöhnlichen Akustikelementenaus hochglänzendemKunststoff. Visualisierung: EM2NArchitekten, Zürich


—Zett 3–13/ Son<strong>der</strong>beilage <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>Der EmpfangWer die Rampe von <strong>der</strong> Pfingstweidstrasse hinauf durch den Haupteingang des <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>s geht, kommtdirekt in die grosse Eingangshalle, die auch für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Links des Eingangs befindet sich <strong>der</strong>Empfang. Alessandra Zanotelli* erläutert seine Funktionen.—Bei <strong>der</strong> Planung des <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>s wurde schon frühklar, dass <strong>der</strong> Empfang <strong>der</strong>einst eine wichtige Rolle imriesigen Gebäude einnehmen würde. Das Haus ist zugross und zu komplex, als dass man sich auf Anhieballein darin zurechtfinden würde. Deshalb wurde einvon jeweils ein bis zwei Personen besetzter und während24 Stunden geöffneter Empfang geplant. Er unterstütztdie Besucherinnen und Besucher bei Fragen zurOrientierung im Gebäude.Zwar ist die Signaletik im <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> selbsterklärendund je<strong>der</strong> Raum lässt sich aufgrund seiner Nummereinfach finden; dies funktioniert aber nur, wenn bekanntist, in welchem Raum die gesuchte Person zu findenist und wie die genaue Raumbezeichnung lautet. AlleZHdK-Angehörigen können mit <strong>der</strong> Personensuche imIntranet diese Adresse ermitteln und sich gegenseitigfinden. Gästen von auswärts wird man jeweils einepräzise Ortsangabe mit auf den Weg geben müssen,damit sie wissen, wo genau sie im <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> erwartetwerden.Ergänzung zu digitalen InformationenNatürlich besteht auch einfach die Möglichkeit, sicham Empfang nach dem Weg zu erkundigen. Trotzdigitaler Unterstützung soll es eine Anlaufstelle geben,an <strong>der</strong> Anliegen persönlich vorgebracht werden können.Der Empfang hilft bei allgemeinen Fragen wie: «Wofinde ich Frau X?» o<strong>der</strong> «Wie komme ich von hier zumBallettsaal?». Am Empfang sollen Wegbeschreibungenund Pläne des gesuchten Stockwerks abgegebenwerden. Er funktioniert auch als generelleAuskunftsdrehscheibe, die Fragende an die zuständigenStellen weiterleiten kann, wie beispielsweise andie Infostelle <strong>der</strong> ZHdK o<strong>der</strong> ans Sekretariat desDepartements Musik.Tickets, Schlüssel und Campus CardAm Empfang werden ausserdem Schlüssel vergebenund Tickets verkauft. Innerhalb des <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>ssind individuelle Zutrittsberechtigungen für alleZHdK-Angehörigen definiert. Diese werden beimEmpfang entwe<strong>der</strong> auf die persönliche Campus Cardprogrammiert o<strong>der</strong> in Form eines Schlüssels abgegeben.Wenn Vorstellungen mit Ticketvorverkauf im <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> geplanwt sind, dient <strong>der</strong> Empfang auch alsVorverkaufsstelle.Die Mitarbeitenden für den Tagesbetrieb werden beimFacility Management <strong>der</strong> ZHdK angestellt sein undden Empfang für ZHAW und ZHdK betreuen. DerNachtbetrieb wird durch eine externe Sicherheitsfirmawahrgenommen.* Alessandra Zanotelli ist LeiterinFacility Management und Projektleiterin<strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> <strong>der</strong> ZHdK.Ein offenes Fenster für alleFragen: In <strong>der</strong> Eingangshalledient eine Öffnung in <strong>der</strong>Wand (links) als Empfang undAuskunftsstelle. Foto: RegulaBearth2


—Zett 3–13/ Son<strong>der</strong>beilage <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>Der StammtischAm Anfang stand das lebendige Bild eines hölzernen Stammtisches, entlehnt aus <strong>der</strong> hiesigenBeizenkultur: ein Ort <strong>der</strong> gemeinsamen Mitte, ein dauerhafter Treffpunkt, <strong>der</strong> für Geselligkeit und Austausch steht,aber auch Griesgrämigkeit und An<strong>der</strong>sartigkeit zulässt. Martin Bölsterli und Boris Hitz*—Dieses Bild wurde im Verlauf des ZHdK-Projekts«ODI – Orte des Informellen» als Teil einesMassnahmenkatalogs für künftige Nutzungen von«Zwischenräumen» im <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> entwickelt undin <strong>der</strong> Folge als konkrete Anfor<strong>der</strong>ung an den neuenCampus ausformuliert. Innerhalb des Gebäudes kommt<strong>der</strong> Stammtisch in <strong>der</strong> zentralen Eingangshalle zustehen, an <strong>der</strong> Schnittstelle zwischen <strong>der</strong> Stadt undden Hochschulbereichen, den Vortragssälen, dengastronomischen Einrichtungen sowie dem Museumfür Gestaltung.Mittagstisch und ArbeitsplatzMan kann sich am Stammtisch austauschen undbesprechen, er ist Mittagstisch für 140 Personen, eignetsich als Arbeitsplatz und Präsentationszone, bieteteine Vitrine für das Museum für Gestaltung Zürichund die beiden Fachhochschulen. Es gibt genügendAblageflächen für gelegentliche Bar-Caterings,Tageszeitungen, Klei<strong>der</strong>, gebrauchtes Geschirr undAbfall.Ein massiver, stufenhoher Sockel gleicht das bestehendeGefälle des Hallenbodens aus und bildet in direktemund übertragenem Sinn eine Plattform für dieGesellschaft <strong>der</strong> Benützenden. 5 Zentimeter dickeBrettschichtplatten aus Fichtenholz werden maschinellso in Form gefräst, dass die ausgeschnittenen Teilenach <strong>der</strong> präzisen seriellen Fügung und Verschraubungin ihrer Gesamtheit das Raummöbel ergeben. DieOberflächen werden geschliffen und geölt, sämtlichetechnischen Elemente wie Tischleuchten, Abfalleimerund Ablageregale werden in Metall ausgeführt, dieverglasten Vitrinen sind beleuchtet.Sperrig und unverrückbarDie gesamte funktionale Raumfigur erscheint wie auseinem einzigen Stück Holz geschnitzt. Der grosseStirnholzanteil und die heterogene Struktur <strong>der</strong>Oberflächen sind robust gehalten, um eine würdigeMaterialalterung zu ermöglichen. Aus dem gewähltenHerstellungs- und Konstruktionsprinzip ergibt sich eineAnnäherung an das Bild des sperrigen, unverrückbaren,angestammten Tisches, <strong>der</strong> einem Floss gleich in <strong>der</strong>Eingangshalle vor Anker liegt.* Martin Bölsterli und ZHdK-Dozent Boris Hitz sind bölsterlihitz gmbh, die für Entwurf undPlanung des Stammtischesverantwortlich ist(info@bolsterlihitz.ch).Modell des geplantenStammtisches in <strong>der</strong> Eingangshalle.Der Stammtisch bietetbis zu 140 Personen Platz zumEssen, Arbeiten undDiskutieren. Modell undFoto: bölsterli hitz gmbh3


—Zett 3–13/ Son<strong>der</strong>beilage <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>Für ein gutes BauchgefühlDas <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> wird sich nicht nur durch attraktive, vielseitig nutzbare Studienräumlichkeitenauszeichnen, son<strong>der</strong>n auch durch ein abwechslungsreiches Gastronomieangebot. Iris Schmid*—Studierende, Dozierende und Mitarbeitende <strong>der</strong><strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> (ZHdK) und <strong>der</strong><strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> für Angewandte Wissenschaften(ZHAW) sollen auf dem Campus nicht nur viel lernenund arbeiten, son<strong>der</strong>n ab und zu auch ausspannenund geniessen können. Für ein gutes Bauchgefühl <strong>der</strong>Kopfarbeiterinnen und -arbeiter sorgen vier Lokale.Mensa MolkiDie Mensa Molki mit ihrem hellen, mo<strong>der</strong>nen undeinladenden Gastraum ist die erste Anlaufstelle für einegünstige Mittagsverpflegung. Im Vor<strong>der</strong>grund stehteine genussvolle, gesunde Ernährung. Das Angebot istvielfältig, frisch und wird «gluschtig» präsentiert. Wersich für die Mensa Molki entscheidet, hat die Wahlzwischen den beiden Tagesmenüs «Traditional» und«Global», <strong>der</strong> Tagesspezialität «ExQuisit» sowie einemgrosszügigen Markt- und Salatbuffet.Momento – Caffè & Take-awayMach mal Pause … Die Kaffeebar Momentobietet alles, was eine kleine Pause zu einem grossenGenussmoment werden lässt. Momento steht füraromatischen Kaffee, saisonale Getränkespezialitätensowie ein kreatives Pausen- und Snackangebot. Hierfindet man alles für den kleinen Hunger und Durstzwischendurch. Sämtliche Speisen und Getränke gibt esauch zum Mitnehmen – verpackt in umweltschonendeTüten und Becher.Bistro Chez <strong>Toni</strong>Das Bistro Chez <strong>Toni</strong> befindet sich gleich neben <strong>der</strong>Tramhaltestelle. Mit seinem urbanen Flair ist es <strong>der</strong>Ort, wo man sich zum gemütlichen Beisammenseinzwischen den Vorlesungen, zum kreativen Austauschim Rahmen von Projektarbeiten o<strong>der</strong> zum Feiernnach bestandener Prüfung trifft. Eine aufgestellte* Iris Schmid von den ZFV-Unternehmungenist für Marketing undKommunikation <strong>der</strong> Gastronomieim <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> verantwortlich(ischmid@zfv.ch).Die Mensa Molki, wie sie sichwährend den Öffnungszeitenpräsentiert (mit offener Faltwand).Visualisierung: EM2N Architekten,Zürich4


—Zett 3–13/ Son<strong>der</strong>beilage <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>Servicecrew serviert mittags und abends verschiedeneSchüsselgerichte für den kosmopolitischen Gaumen.Von Zeit zu Zeit werden ausserdem Fussballspiele sowiean<strong>der</strong>e Sport- und Kulturhighlights live übertragen.Kafi ZWer in den Kaskaden unterwegs ist, kommt mitSicherheit beim Kafi Z vorbei. Hier werden trendigeund unkomplizierte Snacks und Getränke zumMitnehmen angeboten – perfekt für den kurzenZwischenstopp auf dem Weg von A nach B.CateringAbgerundet wird das gastronomische Angebot im<strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> durch einen flexiblen Cateringservice. Seies ein kreativer Apéro anlässlich einer Abschlussfeiero<strong>der</strong> eine kleine Zwischenverpflegung im Rahmeneines Weiterbildungstages – das Cateringteam gehtindividuell auf die jeweiligen Bedürfnisse ein und erfülltauch ausgefallene kulinarische Wünsche.Gastgeber im <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>Die Gastronomie im <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> wird von den ZFV-Unternehmungen geführt. Das in Zürich verwurzelteGastronomie- und Hotellerieunternehmen führtschweizweit rund 150 Betriebe und ist in <strong>der</strong>Universitäts- und Hochschulgastronomie starkverankert. So führt es unter an<strong>der</strong>em auch die Mensenund Cafeterias <strong>der</strong> Universitäten Zürich und Bernsowie <strong>der</strong> Pädagogischen <strong>Hochschule</strong> Zürich. DieZFV-Unternehmungen zeichnen sich durch eineindividuelle Führung <strong>der</strong> einzelnen Betriebe aus. Sokönnen die vielseitigen Bedürfnisse <strong>der</strong> beiden im<strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> ansässigen <strong>Hochschule</strong>n optimal befriedigtwerden.Die Kaffeebar Momentomit Eichenholzbodenund Holzkistendeckeaus Seekiefer. Visualisierung:EM2N Architekten, Zürich5


—Zett 3–13/ Son<strong>der</strong>beilage <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>Bibliotheken und Archive –Quellen <strong>der</strong> InspirationDas Medien- und Informationszentrum MIZ <strong>der</strong> ZHdK stellt den Studierenden im <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> wichtigeArbeitswerkzeuge zur Verfügung – von Fachliteratur über Ton- und Bildträger bis zu Materialmustern. Eine schierunerschöpfliche Quelle <strong>der</strong> Inspiration und des Entdeckens, die zu erkunden sich lohnt. Felix Falkner*—Von <strong>der</strong> Zeitschriftenlounge auf <strong>der</strong> Galerie schweift<strong>der</strong> Blick über das lichtdurchflutete, lang gestreckteEingangsgeschoss bis zum grossen Panoramafenstermit Ausblick auf das urbane Treiben. Nicht nur hierwird recherchiert, gelesen, getippt, zusammengetragen,gescannt, gestöbert und ausgeliehen. Drei Etagenbeanspruchen die rund 260 000 Medien zu denStudienbereichen <strong>der</strong> ZHdK sowie zu den FächernAngewandte Psychologie und Soziale Arbeit <strong>der</strong><strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> für Angewandte Wissenschaften(ZHAW). Bücher, DVDs, Musikalien, Tonträgerund Zeitschriften finden sich geordnet nachThemengebieten in frei zugänglichen Regalen. Dochkeine Sorge! Ein an den Nebis-Katalog gekoppeltesRauminformationssystem mit 3D-Ansichten hilft beimschnellen Auffinden <strong>der</strong> Standorte.Selbstständige AusleiheDirekt an die Bestände grenzen über 120 Arbeitsplätze,was einen schnellen Zugriff und effizientesArbeiten gewährleistet. Die Ausleihe kann dankmehreren Verbuchungsgeräten ganz bequemselbstständig durchgeführt werden. Dasselbe giltauch für die Abholung von vorgemerkten o<strong>der</strong> ausVerbundbibliotheken bestellten Medien. Rückgabensind auch ausserhalb <strong>der</strong> Öffnungszeiten möglich.Für die Konsultation <strong>der</strong> vielfältigen und umfangreichenBestände des Archivs zur Geschichte, zuden Absolventinnen, Absolventen und Angehörigen<strong>der</strong> ZHdK sowie zu Vorgängerinstitutionen steht anprominenter Lage ein eigener Bereich zur Verfügung.Dort kann – falls gewünscht mit professionellerUnterstützung – konzentriert recherchiert undgeforscht werden.Ein magischer TischBeson<strong>der</strong>s freuen darf man sich auf das Materialarchivmit 800 Werkstoffmustern, einer Vielzahl vonAnwendungsbeispielen und Objekten sowie dem«magischen Tisch», <strong>der</strong> Muster erkennt und mit demEintrag in <strong>der</strong> Datenbank www.materialarchiv.chverknüpft. Eine weitere, schier unerschöpfliche Quelle<strong>der</strong> Inspiration und des Entdeckens!* Felix Falkner ist stellvertreten<strong>der</strong>Leiter Medien- und InformationszentrumMIZ(felix.falkner@zhdk.ch).Lesesaal mit Handbibliothekund Arbeitsplätzen desMedien- und Informationszentrums.Visualisierung:EM2N Architekten, Zürich6


—Zett 3–13/ Son<strong>der</strong>beilage <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>«Mehrspur im <strong>Toni</strong>»Die letzte Saison im Musikklub Mehrspur an <strong>der</strong> Waldmannstrasse läuft! In wenigen Monaten zieht <strong>der</strong>Klub zusammen mit <strong>der</strong> Jazz- und Popabteilung <strong>der</strong> ZHdK ins <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>. Die Klubverantwortlichen freuen sich aufeine aufregende Zukunft und darauf, den Standort Waldmannstrasse in <strong>der</strong> verbleibenden Zeit mit grossen Konzerten,Jam und Late Nights gebührend zu feiern. Oliver Cornelius*—«Mehrspur im <strong>Toni</strong>» wird Konzertlokal, Bar, Galerie,Kaffeehaus und Klub sein. Es soll eine Oase miteigener Identität wachsen und eine für die ZHdKattraktive Schnittstelle zur Öffentlichkeit entstehen.Der Musikklub soll die Qualität und Vielseitigkeit an<strong>der</strong> ZHdK symbolisieren, die Kunst <strong>der</strong> Studierendenund Dozierenden repräsentieren und <strong>der</strong> Öffentlichkeitsowie ZHdK-Angehörigen als attraktiver Treffpunktund Ort für Kultur, Community und Networkingim <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> dienen. Es soll ein Ort entstehen,<strong>der</strong> Erholung vom Studium zulässt und an dem sichNightlife-Ambiente entwickeln kann.Nicht nur für HochschulangehörigeZiel ist es, eine Atmosphäre zu schaffen, in <strong>der</strong>sich auch ein Publikum ohne Bezug zur ZHdKwillkommen fühlt – sozusagen ein Naherholungsgebietim Campus. Auf den ersten zwei Etagen im <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> bietet <strong>der</strong> Musikklub künftig seinem Publikumeinerseits den Klubraum inklusive Zuschauergalerieund an<strong>der</strong>erseits eine vom Klub abgetrennte Bar mitangrenzendem Aussenbereich, die auch ausserhalb <strong>der</strong>Klubveranstaltungen geöffnet sein wird.Professionelle AuftrittsplattformInhaltlich repräsentiert «Mehrspur im <strong>Toni</strong>» inerster Linie die Lehre Jazz und Pop <strong>der</strong> ZHdK.Neben Studiumsveranstaltungen wie Bachelor- undMaster-Projekten gibt <strong>der</strong> Klub ZHdK-Angehörigendie Möglichkeit, sich mit ihren eigenen Bands <strong>der</strong>Öffentlichkeit zu präsentieren, und wird so zu einerprofessionellen Auftrittsplattform für die angehendenBerufsmusikerinnen und -musiker. Durch eine bessere,grössere und variablere Infrastruktur als am StandortWaldmannstrasse ergeben sich im <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> zusätzlichMöglichkeiten, neben Jazz und Pop auch Kunst vonStudierenden an<strong>der</strong>er ZHdK-Studienrichtungen Raumzu bieten und den Musikklub Mehrspur damit in eineneue Dimension zu führen.* Oliver Cornelius ist GeschäftsführerMusikklub Mehrspur(oliver.cornelius@zhdk.ch).Der Musikklub von <strong>der</strong> Zuschauergalerieaus fotografiert. Foto:Regula Bearth7


—Zett 3–13/ Son<strong>der</strong>beilage <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>12 Betonbuchstabenund 367 PfeileWer den neuen Campus betritt, soll sich schnell und selbstständig zurechtfinden. Der Beschriftung vonStockwerken, Gängen, Räumen und Liften kommt eine zentrale Bedeutung zu. Die Signaletik-Fachleute von Biv & Hi –viele von ihnen sind Ehemalige <strong>der</strong> ZHdK – sorgen dafür, dass neben <strong>der</strong> Logik die Ästhetik bei <strong>der</strong> Orientierung nichtzu kurz kommt. Natalie Bringolf und Kristin Irion*—Signaletik im <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>, das sind:–– 1 Schrift, 3 Schriftschnitte und 5 Piktogramme–– 2 <strong>Hochschule</strong>n–– 2 Leuchtschriften <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>–– 9 Siebdrucke für die Eingangstüren auf 5 Ebenen–– 10 Logos auf Beton schabloniert–– 10 Standortpläne an 72 Positionen–– 12 Buchstaben aus Beton, 24 aus verspiegeltemChromstahl, 38 leuchtende und 82 hochglanzlackierteaus nicht brennbarem Vollmaterial–– 13 Schil<strong>der</strong>typen, 775 Schil<strong>der</strong> A5 aus Chromstahlund 366 A4 schwarz gepulvert–– 17 schwarz-weiss gestreifte Würfel für dieSekretariate–– 17 unterschiedliche Liftbeschriftungen–– 24 Plakatträger Typ Soleil–– 44 schwarze Gangbezeichnungen, 160 cm hoch mit89 Falten–– 35 grosse Gebäudeübersichten und 75 kleine o<strong>der</strong>242 m Plots gekleistert–– 63 Entwurfsmodelle aus Karton–– 104 wichtige Zielorte auf 3 Spalten–– 367 Pfeile und Wegweiser, 66 Geschossbeschriftungen,alle schwarz schabloniert–– 430 rote Treppenbezeichnungen für die Feuerwehrund 1486 Raum-Innentürbeschriftungen–– 2048 Türbeschriftungen aus geschnittener Folie,schwarz o<strong>der</strong> weiss* Natalie Bringolf und Kristin Irionvom Grafikbüro Bringolf Irion Vögeliin Zürich (mail@bivgrafik.ch)sind in einer Planergemeinschaftmit dem Büro Hi–Visuelle Gestaltungaus Luzern für die Signaletikim <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> verantwortlich.Zum Projektteam gehören weiterClaudio Barandun, David Bühler,Elias Müller und Megi Zumstein.Welches K passt zur Fassadedes grossen Konzertsaals? Bisdie endgültige Beschriftunggefunden ist, wird viel ausprobiert.Bil<strong>der</strong> dieser Seite und <strong>der</strong>folgenden Doppelseite: BringolfIrion Vögeli und Niklaus Spoerri9


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—Zett 3–13/ Son<strong>der</strong>beilage <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>Der grosse SammlungsumzugEndlich ziehen die vier Sammlungen des Museum für Gestaltung an einen gemeinsamen Ort. Planen,einpacken, optimieren und bloss keine Vase fallen lassen: Der Mammutumzug ins neue Schaudepot bringt dasSammlungsteam ganz schön ins Schwitzen. Simone Rohner*—Ein kleines weisses Päckchen, in Seidenpapiergewickelt, liegt in einer offenen Kartonschachtel. Dieerst halb volle Kiste wirkt etwas verloren im hohen, kühlanmutenden Raum <strong>der</strong> Designsammlung, <strong>der</strong> gefülltist mit Stühlen, Tischen, Leuchten und vielen an<strong>der</strong>enGebrauchsgegenständen des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Vielenvon ihnen ist man bereits einmal begegnet, wie zumBeispiel dem Landi-Stuhl. An<strong>der</strong>e sind rar, wie etwa <strong>der</strong>erste Entwurf des Scobalit-Stuhls von Willy Guhl.Eine halbe Million Designobjekte ziehen umDiese Stühle werden 2014 ins neue Schaudepotgezügelt, zusammen mit vielen an<strong>der</strong>en Designobjekten– eine halbe Million sind es insgesamt. Doch wie packtman überhaupt 500 000 verschiedene Objekte füreinen Umzug, ohne ein unüberschaubares Chaos zuverursachen?Gemeinsam mit Experten und Restauratorinnenentscheidet das Team über den Zustand <strong>der</strong> Beständeund schätzt die Lage für jedes Objekt einzeln ein. DieKriterien sind dabei von Sammlung zu Sammlungunterschiedlich. Wie zum Beispiel kommen 330 000Plakate − über 150 Jahre Plakatgeschichte − unversehrtan den richtigen Ort im neuen Schaudepot? Brauchtes eine spezielle Verpackung wie bei den zahlreichenPublikationen und Fotografien <strong>der</strong> Grafiksammlung,die in säurefreien Kartons transportiert undgelagert werden? O<strong>der</strong> überstehen sie den Umzuggar besser ohne Verpackung wie die grossen undfragilen Möbelstücke <strong>der</strong> Designsammlung, die inWolldecken eingewickelt werden? Und wie reagierendie Holzmarionetten von Sophie Taeuber-Arp, einer<strong>der</strong> bekanntesten Dozentinnen <strong>der</strong> ehemaligenKunstgewerbeschule, auf den plötzlichen Klimawechselbeim Umzug <strong>der</strong> Kunstgewerbesammlung? Um solcheFragen beantworten zu können, wurden alle Objekte<strong>der</strong> Sammlungen nach Risikograden eingestuft.Die Kunstgewerbesammlung beispielsweise mit60 Prozent High-Risk-Objekten for<strong>der</strong>t am meistenFingerspitzengefühl beim Einpacken und Transport.Das erstaunt nicht angesichts <strong>der</strong> riesigen KeramikundGlassammlung. Diese vielen äusserst empfindlichenStücke verlangen <strong>der</strong> Kuratorin Sabine Flaschbergerund ihrem Team einiges ab: «Natürlich hat manimmer latent die Befürchtung, dass ein einzelnesObjekt Schaden nehmen könnte. Dem steht aber dieGewissheit gegenüber, dass das Umzugsteam beimHandhaben <strong>der</strong> Objekte mit geschärften Sinnen amWerk ist und die Schwachstellen <strong>der</strong> einzelnen Stückeerkennt. Ohne dieses Vertrauen wären wir mit den* Simone Rohner ist Praktikantin in<strong>der</strong> Kommunikation des Museumfür Gestaltung Zürich(simone.rohner@zhdk.ch).Das Schaudepot vereint die vierbisher getrennten Sammlungen –Plakat, Design, Kunstgewerbeund Grafik – des Museum fürGestaltung Zürich. Visualisierung:EM2N Architekten, Zürich12


—Zett 3–13/ Son<strong>der</strong>beilage <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>Nerven am Ende.» Die Designsammlung hat mitan<strong>der</strong>en Tücken zu kämpfen. Neben Möbeln müssenauch mehrere Zehntausend kleinteilige Objekte wieWarenverpackungen eingepackt werden, ohne dasssie verloren gehen. Tragetaschen, Dosen, Verschlüsse,Tuben, sogar Plastikbecher werden mit Handschuhenvorsichtig aus dem tiefen, dunklen Regal genommen,erblicken kurz das Tageslicht und verschwinden sofortwie<strong>der</strong> in Seidenpapier verpackt in einer Umzugskiste.Altes neu entdeckenWer selbst schon mal umgezogen ist, hat sicher auch dieErfahrung gemacht, dass beim Ein- und Auspacken somanches heiss geliebte, aber verschollen geglaubte Objektwie<strong>der</strong> auftaucht. So auch bei diesem Mammutumzug.Er bietet nicht nur eine Chance, sich einen Überblicküber den Zustand <strong>der</strong> Objekte zu verschaffen, zuinventarisieren und zu fotografieren, es werden auchimmer wie<strong>der</strong> Schätze geborgen. Zum Beispiel einkleines, unscheinbares, aber kostbares Seidentuch aus <strong>der</strong>Kunstgewerbesammlung: Es ist das zweite Objekt, daseinst in die Sammlung aufgenommen wurde. Der einzigeHinweis dafür ist die darauf notierte Ziffer 2, denn dasTüchlein ist noch in keiner digitalen Datenbank erfasst.Das Textil lag jahrelang in einer Schublade im MuseumBellerive und wartete darauf, ausgepackt zu werden.Damit im Schaudepot alle Objekte an den richtigenPlatz kommen und auch wie<strong>der</strong> gefunden werden,wenn sie jemand für eine Ausstellung o<strong>der</strong> als Leihgabebraucht, haben die Sammlungsmitarbeitenden imZuge des Umzugs ein Barcodesystem ausgearbeitet.«Der Vorteil ist, dass durch den Barcode jedes Objektsehr schnell über die Datenbank an seinem Standortauffindbar ist und Verschiebungen innerhalb <strong>der</strong>Räume sowie Verlagerungen an an<strong>der</strong>e Orte sofortabgebildet und nachvollzogen werden können. Esentfällt das mühsame manuelle Nachführen vonStandortwechseln und das zeitintensive Suchen vonObjekten. Ausserdem müssen die Objekte dadurch vielweniger angefasst werden, was sie langfristig schont»,sagt Franziska Müller‐Reissmann, Verantwortlichefür die Konservierung in den Sammlungen. Auch<strong>der</strong> Inhalt des kleinen Seidenpapierpäckchens in <strong>der</strong>Kartonschachtel wurde mit einem Strichcode versehen,damit er seinen Platz im Schaudepot findet. Aberwas genau befindet sich denn eigentlich in diesemPäckchen? Nun, noch ist es nicht am Ende seiner Reiseangekommen. Ausgepackt wird es erst wie<strong>der</strong> im <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> in den neuen Räumen des Schaudepots. Bis dahinist noch etwas Geduld gefragt.Das Schaudepot – ein Archivvon europäischer BedeutungDas Museum für Gestaltung Zürichsammelt seit 1875 Plakate,Grafik und Objekte alltäglicherund künstlerisch anspruchsvollerDesignkultur. Nun können die vierSammlungen – Plakat, Design,Kunstgewerbe und Grafik – nachfast 40-jährigen Bemühungen imSchaudepot endlich zusammengeführtund unter idealenkonservatorischen Bedingungenarchiviert werden. Der Umzug insSchaudepot im neuen ZHdK-Campus bietet nicht nur denSammlungen neue Möglichkeiten,was Lehre, Forschung undKonservierung betrifft, son<strong>der</strong>nauch den Besucherinnen undBesuchern, die dank Ausstellungen,geführten Touren durchdie Sammlungen und einem erweitertenVermittlungsprogrammDesignkultur erleben können.Sabine Flaschberger (links) unddie Textilrestauratorin StefanieGöckeritz bei <strong>der</strong> Umlagerungvon Sammlungsobjekten fürden Umzug. Foto: FranziskaMüller-Reissmann13


—Zett 3–13/ Son<strong>der</strong>beilage <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>Die <strong>Toni</strong>-BankDie Möblierung <strong>der</strong> öffentlichen Räume im <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> ist keine einfache Aufgabe, gilt es doch, sowohlästhetische als auch funktionale Objekte zu entwerfen, die zudem die gebäudetechnischen Auflagen <strong>der</strong> Feuerpolizeierfüllen. Mit leicht wirkenden Betonbänken hat <strong>der</strong> Designer Andreas Saxer dafür eine Lösung gefunden. Peter Eberhard*—Öffentliche Zonen im <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> sind wie in jedemSchulhaus vor allem Korridore, aber auch platzartigeBegegnungszonen wie beispielsweise das Foyer desKinos o<strong>der</strong> die Lichthöfe und <strong>der</strong> Dachgarten imFreien. Im Auftrag <strong>der</strong> EM2N Architekten, deskantonalen Hochbauamts und <strong>der</strong> beiden <strong>Hochschule</strong>nnahm sich Andreas Saxer <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> Sitzgelegenheiten in öffentlichen Zonen im <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> an. Fürihn war das <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> keine Unbekannte, war er dochvor dem Umbau 2007 als Ausstellungsarchitekt <strong>der</strong>Diplomausstellung bereits dort tätig gewesen.Unkonventioneller MaterialeinsatzDie Anfor<strong>der</strong>ungen an die Sitzmöbel – konkret ging esum über 240 Laufmeter Bänke in den Korridoren, eineSitzlandschaft für das Kinofoyer und Sitzgelegenheitenfür die Dachterrasse – wurden in enger Zusammenarbeitmit Marco Castellano entwickelt, Innenarchitektim <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>-Team <strong>der</strong> ZHdK und Interessenvertreter<strong>der</strong> Nutzerinnen und Nutzer im Planungsprozess. Mit<strong>der</strong> Entwicklung eines Systems von Bänken gelang esSaxer, diese Anfor<strong>der</strong>ungen vollumfänglich zu erfüllen.Die Produktfamilie umfasst unterschiedlich langeBänke für die Korridore, die «auf Mass» aufgereihtwerden können, sowie eine Version in Y-Form für dasKinofoyer und die Dachterrasse.Die technischen Anfor<strong>der</strong>ungen an Fluchtwegeschränkten die Materialwahl für die Korridore ein.So entstand eine Betonbank, die ergonomisch undleicht wirkt und sich damit vom geläufigen Bildeines Betonmöbels absetzt. Der unkonventionelleMaterialeinsatz zeigt sich beispielsweise in <strong>der</strong> weichen,beinahe polsterähnlichen Form <strong>der</strong> Betonelemente mitversteckter Fachwerkkonstruktion. Beim Kinofoyer undbei <strong>der</strong> Dachterrasse wirkten sich die unterschiedlichenAnfor<strong>der</strong>ungen aufs Konstruktionsprinzip und auf dieMaterialisierung <strong>der</strong> Möbel aus; so ermöglicht hierein Klappmechanismus den mobilen Einsatz und dasStapeln <strong>der</strong> Bänke.Wohltuend unspektakulärIm Ergebnis sind die Formen <strong>der</strong> <strong>Toni</strong>-Bank wohltuendunspektakulär, nicht aber belanglos. Sie korrespondierenmit <strong>der</strong> klaren Haltung des Baus, und zwar so gut, dasssich die Architekten überlegen, vom Designer auchdie Tische und Bänke für den Gastronomiebereichentwickeln zu lassen.* Peter Eberhard ist Architekt undunterstützt die Hochschulkommunikationin <strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeitdes <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>s(peter.eberhard@zhdk.ch).Blick in einen Korridormit <strong>Toni</strong>-Bänken. Visualisierung:Andreas Saxer/EM2N Architekten,Zürich14


—Zett 3–13/ Son<strong>der</strong>beilage <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>Andreas Saxer hat 2003 seinDiplomstudium Industrial Designan <strong>der</strong> HGKZ (heute ZHdK) abgeschlossen,arbeitet seit 2006als selbstständiger Designerfür namhafte Unternehmen <strong>der</strong>Designbranche (zum BeispielDietiker AG, Mox AG, Studiodomo)und kulturelle Institutionenund unterrichtet seit 2010 an <strong>der</strong><strong>Hochschule</strong> Luzern Objektdesign.Er wurde 2010 beimEidgenössischen Wettbewerb fürDesign ausgezeichnet, gewannden IF Design Award China inGold und den Good DesignAward in Japan.Mit <strong>der</strong> Y-förmigen Bank lassensich schnell Sitzlandschaftengestalten, wie zum Beispiel imKinofoyer. Visualisierung oben:Andreas Saxer; Visualisierungunten: Andreas Saxer/EM2NArchitekten, Zürich15


—Zett 3–13/ Son<strong>der</strong>beilage <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>Grün aufs DachZürich-West ist ein buchstäblich hartes Pflaster. Der Anteil an Grünflächen entspricht knapp denstadtzürcherischen Vorgaben. Dem Grau setzt <strong>der</strong> neue Campus eine Welt in Grün entgegen. Man muss nurgenug hoch hinaus wollen: Auf dem Dach des Flachtrakts spriesst das Dickicht und locken Pfade in eine reichePflanzenwelt. Peter Eberhard*—Die unmittelbare Umgebung des Baus auf dem <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> besteht aus wasserundurchlässigen Beton- undAsphaltflächen. Die Ostseite des Baus entlang <strong>der</strong>Gottlieb-Duttweiler-Strasse ziert eine einzeiligeBaumreihe. Zwischen dem Hardturmviadukt und <strong>der</strong>rund 200 Meter langen Westfassade glie<strong>der</strong>n grossebepflanzte Gefässe die Verkehrs-, Anlieferungs- undArbeitsflächen. Sie sind Teil eines grossräumigenQuartierkonzepts von Grün Stadt Zürich und sollenhelfen, den Eindruck eines durchgrünten Zürich-Westzu wecken.Erholungs- und Bewegungsgrün, das noch innatürlichem Terrain wurzelt, findet man ab 2015 im18 000 Quadratmeter grossen Pfingstweidpark, <strong>der</strong>über eine Fussgängerbrücke zu Fuss in fünf Minutenerreichbar ist.Gegenpol zur geordneten WeltFür das Wohlbefinden auf dem Campus wird jedochdie Nahbegrünung im <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> selber von Bedeutungsein. Sie erfolgte im Herbst auf dem Flachtrakt undin den Lichthöfen mittels einer hochwertigen undausgeklügelten Bepflanzung. Das Gartenkonzept,das ihr zugrunde liegt, hat das Ziel, jenseits vonvor<strong>der</strong>gründigem Nützlichkeits- und Ordnungsdenkenden hier arbeitenden Menschen Natur zu ihrerFreude und für ihre Interessen darzubieten undnäherzubringen.Schmale Pfade ins DickichtVon <strong>der</strong> grosszügigen Dachpromenade geniessenSpazierende – neben atemberaubenden Aussichten inRichtung Stadt, Limmattal-abwärts, hin zur Albisketteo<strong>der</strong> zu Waid- und Zürichberg – Einblicke nach innen,hinunter in Lichthöfe, Blicke auf ruhige glänzendeo<strong>der</strong> matte Fassadenflächen und mit Pergolengerahmte Aussenarbeitsstellen für die angehendenKunstschaffenden. Auf <strong>der</strong> Dachterrasse blickt man ineine reiche Pflanzenwelt von Stauden, Sträuchern undnie<strong>der</strong>stämmigen Bäumen. Schmale Pfade werden daund dort in das spriessende Dickicht hineinführen.Die Dachlandschaft wird für die Kleinsten <strong>der</strong>Kin<strong>der</strong>tagesstätte Erlebnisraum sein; freuen werdensich Studierende und Mitarbeitende in Pausen und <strong>der</strong>Freizeit, ebenso Eltern und Seniorinnen und Seniorenaus den benachbarten Wohnquartieren und dieBewohnerinnen und Bewohner des Hochbautrakts, dieeine spektakuläre Aussicht vor sich haben werden.* Peter Eberhard ist Architekt undunterstützt die Hochschulkommunikationin <strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeitdes <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>s(peter.eberhard@zhdk.ch).Der Garten auf <strong>der</strong> Dachterrasse,im Hintergrund die Aussenhülledes grossen Konzertsaals. Foto:Regula Bearth16


Museum/ Zett 3–1327JapanischePlakatkünstler –Kirschblütenund AskeseDie Faszination japanischer Plakate rührt voneiner Plakatkultur, in <strong>der</strong> subtile Poesie, sinnlicheÄsthetik und rätselhafte Stille meisterhaft inszeniertwerden. Für was da eigentlich geworbenwird, bleibt hingegen oft zweitrangig, wie eineAusstellung im Museum für Gestaltung Zürich abFebruar zeigt. Bettina Richter*Die reiche Fülle an formalen Zugängen und inhaltlichenBotschaften im japanischen Plakatschaffen lässt sich mitwestlichen Augen auch auf den zweiten Blick oft nur schwerenträtseln: Transparente Lichtspiele, eine leuchtende Farbigkeit,ein grafisch reduziertes Formenvokabular, aber auch<strong>der</strong> kraftvolle Linienschwung und <strong>der</strong> Hang zur Asymmetriezeigen Ansätze einer genuin japanischen Ästhetik. Zarte Kalligrafienstehen neben typografischen Experimenten, vieldeutigeMotivwelten neben kühnen bildlichen Provokationen.Im Vergleich zu den oft mit ausgiebig erprobten Mitteln umAufmerksamkeit buhlenden Werbekampagnen des Westensstellt sich rasch einmal die Frage, ob es sich hier wirklich umdasselbe Medium handle.Momente <strong>der</strong> Schönheit für gehetzte BlickeTatsächlich erfüllen japanische Plakate einen ganz an<strong>der</strong>enAuftrag in <strong>der</strong> Öffentlichkeit. Sie funktionieren vor allem alsIndoormedium und als Imagewerbung für etablierte Unternehmen.Entsprechend setzen sie auch ein an<strong>der</strong>es Selbstverständnis<strong>der</strong> Gestalter voraus, die weniger anerkanntenGesetzen <strong>der</strong> visuellen Kommunikation denn einer individuellenÄsthetik folgen. Die Plakate möchten dem gehetztenBlick des Passanten einen Moment <strong>der</strong> Schönheit und <strong>der</strong>visuellen Entspannung bieten.Nationale Stilkriterien lösen sich zunehmend aufWährend Plakate <strong>der</strong> ersten Generation aus den NachkriegsjahrenAnleihen an die internationale grafische Mo<strong>der</strong>ne zeigen,kommen seit den 1970er-Jahren Elemente zum Einsatz,die bewusst <strong>der</strong> eigenen Kulturtradition verpflichtet sind.Im zeitgenössischen Plakat jedoch spiegeln sich neue gestalterischePraxen und <strong>der</strong> internationale Austausch innerhalbeiner Design Community, in <strong>der</strong> nationale Stilkriterien immerseltener auszumachen sind.Anlässlich des 150-Jahr-Jubiläums diplomatischer Beziehungenzwischen Japan und <strong>der</strong> Schweiz präsentiert dasMuseum für Gestaltung Zürich von Februar bis Mai rund350 japanische Plakate. Arbeiten <strong>der</strong> drei Altmeister ShigeoFukuda, Kazumasa Nagai und Ikko Tanaka aus <strong>der</strong> einzigartigenDonation <strong>der</strong> DNP Foundation for Cultural Promotiontreten dabei in einen spannenden Dialog mit Plakaten <strong>der</strong>letzten sechzig Jahre.Von oben links: Makoto Saito, Virgin Japan (1991); Kazumasa Nagai, 89, Himeji ShirotopiaExposition (1988); Shin Matsunaga / Katsumi Yamada, Saison (1988); TadanoriYokoo, Japanese Cul, The First War Years 1945–1995 (1995); Ikko Tanaka, The 200thanniversary of Sharaku, 1794–1994, The Mainichi newspapers (1995).* Dr. Bettina Richter ist Kuratorin <strong>der</strong> Plakatsammlung des Museum für GestaltungZürich und Mitkuratorin <strong>der</strong> Ausstellung (bettina.richter@zhdk.ch).Ausstellung «Japanische Plakatkünstler – Kirschblüten und Askese»,12. Februar bis 25. Mai 2014Museum für Gestaltung Zürich, Halle, Ausstellungsstrasse 60, ZürichDienstag bis Sonntag 10–17 Uhr, Mittwoch 10–20 UhrVernissage: Dienstag, 11. Februar, 19 UhrPublikation zur Ausstellung: Museum für Gestaltung Zürich (Hg.): Japan«Poster Collection» 26. Mit einem Essay von Kiyonori Muroga. Lars MüllerPublishers, Zürich 2013, Deutsch/Englisch.Vermittlungsprogramm: www.museum-gestaltung.ch


28Zett 3–13 /MuseumDurchInterieurs zurReformIm Museum Bellerive laufen die Vorarbeiten zurAusstellung über Interieurs und Raumkunst desbelgischen Architekten und Gestalters Henry vande Velde. Bereits 1907 – zur programmatischenNeueröffnung des Kunstgewerbemuseums – wurdenInnenausstattungen von Henry van de Veldegezeigt und damit <strong>der</strong> Aufbruch für die Kunstgewerbereformin <strong>der</strong> Schweiz signalisiert.Janine Schiller*Als Julius de Praetere, Kunsthandwerker, Maler und Kunstpädagoge– Landsmann und Schüler von Henry van de Velde –,1906 die Stelle als Direktor von Kunstgewerbemuseum und-schule in Zürich antrat, waren die Erwartungen hoch: Ersollte die Institution neu positionieren, den mo<strong>der</strong>nen Stilin die Schweiz und damit den Anschluss an die europäischeReformbewegung bringen. Um seinen umfassenden Reformplanund die neue Strategie umzusetzen, ging er alles an<strong>der</strong>eals zimperlich vor: De Praetere entliess einen Grossteil desLehrkörpers, um die Neuorganisation des Unterrichts mitLehrwerkstätten einzuführen. Er veranstaltete öffentlicheVortragsreihen mit internationalen Gästen und führte Wechselausstellungenim Kunstgewerbemuseum (heute Museumfür Gestaltung Zürich) ein. Die Sammlungstätigkeit wurdeauf neues Kunsthandwerk beschränkt, gekauft wurden fortanErzeugnisse <strong>der</strong> englischen Arts-and-Crafts-Bewegung unddes Jugendstils. Finanziert wurden die Ankäufe mit dem Verkaufvon Beständen des Historismus, <strong>der</strong> für die konstatierteGeschmacksverwirrung im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t verantwortlichgemacht wurde. Mit diesen umfassenden Massnahmen solltedie «Geschmackserziehung» zum neuen Stil geför<strong>der</strong>t werden.Dem lokalen Gewerbe und Kunsthandwerk bot er zugleichAnschauungsmaterial wie Bühne, für den Nachwuchswurden Meisterkurse und neue Lehrgänge entwickelt und dieÖffentlichkeit wurde zu Ausstellungen und Vorträgen eingeladen.Abgerundet wurde diese Propagandaoffensive 1906 mit<strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Zeitschrift «Heimkunst», in <strong>der</strong> de Praetereüber die Aktivitäten <strong>der</strong> neu ausgerichteten Institution sowieüber die neuen Ideen <strong>der</strong> internationalen Bewegung berichtete.Auf staatlicher Ebene wurden die Reformen durch das 1906erlassene eidgenössische Lehrlingsgesetz, das alle Lehrlingezum Besuch einer Gewerbeschule verpflichtete, flankiert.Die neue KunstgewerbeschuleDas neu erwachte Selbstverständnis fusste auf <strong>der</strong> Ansicht,dass sämtliche Erzeugnisse des Kunstgewerbes mit architektonischemFormensinn gestaltet werden sollten, vom einfachstenGegenstand bis zum ausgebauten Haus. Eingerichtetwurden deshalb Lehrwerkstätten für Grafische Kunst, Innenarchitektur,Dekorative Malerei, Metall- und Treibarbeiten,Textile Kunst und Kunststickerei. Festgemacht wurde dasProgramm an <strong>der</strong> Ausgestaltung von Interieurs. Das harmonischeGanze sollte sowohl auf einer formalen Ebene <strong>der</strong>«Das Erwachen einer neuenKunstrichtung, welche vonlogischen Grundsätzenausgehend, selbständig undzielbewusst arbeitet, wird nichtverfehlen, sämtliche Kunstindustrienin entscheiden<strong>der</strong>Weise zu beeinflussen. DieseRichtung befasst sich nicht längermit dekadenten Formen, nochbegnügt sie sich mit dem Kopierenfrüherer Stile; sie schöpft vielmehrihre Formensprache aus <strong>der</strong>Einfachheit und Naturschönheit,während die technische Schönheitaus dem Material gewonnenwird, wodurch zwischen Kunstund Technik eine wohltuendeHarmonie zustande kommt.»Julius de Praetere, 1906Gestaltung als auch in einer einheitlichen Stimmung undFarbigkeit erreicht werden. «Sämtliche Werkstätten arbeitenso auf ein gemeinsames Ziel hin, während die Abteilung fürRaumkunst die Direktive gibt», schrieb de Praetere in <strong>der</strong>Son<strong>der</strong>nummer <strong>der</strong> «Heimkunst» 1907 mit dem Titel «Dieneue Kunstgewerbeschule». Damit nahm er den Kampf gegendie konstatierte Überproduktion von «schlechten, kopfloshergestellten Gegenständen» auf. Nach <strong>der</strong> ziellos verworrenenRuhelosigkeit <strong>der</strong> «Überornamentationsperiode» solledas Auge ausgeruht und dem Geist eine Wohltat erbrachtwerden. Statt «billiger Importware» sollten solide Qualitätsproduktein einfacher, aber gediegener Ausführung mit einfachemFormensinn, Ehrlichkeit <strong>der</strong> Materialverarbeitungund Zweckbestimmung hergestellt werden. Dabei wurde mitSchlagwörtern wie Funktionalität, Materialgerechtigkeit,Hygiene, Rationalität und Wirtschaftlichkeit operiert, unddurchaus protektionistische Töne für die heimische Industrieund das Gewerbe wurden angeschlagen.Wechselausstellungen und internationale GästeNebst Henry van de Velde und Hermann Muthesius zähltezu den zahlreichen internationalen Referenten, mit denendie Neupositionierung orchestriert wurde, unter an<strong>der</strong>enHendrik Petrus Berlage, <strong>der</strong> in Zürich vier Vorträge überBaukunst hielt.Um die Reformen umzusetzen, war eine räumliche Anpassungnötig. Museum und Schule waren seit 1895 im Osttraktdes damals neu eröffneten Landesmuseums untergebracht.Im Winter 1906/1907 wurden Werkstätten und geeigneteRäume für Wechselausstellungen eingebaut. Die darauf folgendeEröffnungsschau signalisierte programmatisch den


Museum/ Zett 3–1329«Die Engelwache» (1893) markiert als Schlüsselwerk Henry van de Veldes den Übergang vom Maler zum Raumkünstler. Der fast zweieinhalb Meter breiteWandbehang ist in <strong>der</strong> Ausstellung im Museum Bellerive zu sehen.Aufbruch in die Mo<strong>der</strong>ne: Gezeigt wurden Inneneinrichtungenvon Henry van de Velde, ausgeführt von den GewerbetreibendenWeimars.**Musterzimmer als PublikumsmagnetMit <strong>der</strong> Ausstellung von mo<strong>der</strong>nen Interieurs von van deVelde wurde dem Schweizer Publikum eine neue Ästhetikvorgeführt und das Thema <strong>der</strong> fortschrittlichen Inneneinrichtungenaus Europa lanciert. Es folgten unter an<strong>der</strong>emWechselausstellungen mit Koloman Moser und Josef Hoffmannaus den Wiener Werkstätten, Richard Riemerschmidaus den Dresdner Werkstätten sowie Einrichtungen von HetBinnenhuis und De Woning aus Amsterdam. Fünf Zimmer desdeutschen Raumkünstlers Bruno Paul wurden 1908 gezeigt.Ganz dem einheimischen Schaffen gewidmet war die erste<strong>Zürcher</strong> Raumkunstausstellung 1908, welche Resultate desReformprogramms präsentierte. Kunstgewerbemuseum,Kunstgewerbeschule, lokales Gewerbe und Industrie arbeitetenzusammen, um den «mo<strong>der</strong>nen Sinn» zu beför<strong>der</strong>n unddie Besuchenden <strong>der</strong> Ausstellung zum Kauf zu animieren. Siepräsentierten 25 voll ausgestattete Räume, die von «hiesigenArchitekten auf kantonalem Boden» hergestellt worden waren.Fast 80 000 Personen besuchten zwischen Septemberund Dezember 1908 die Ausstellung, die in <strong>der</strong> in- und ausländischenPresse enorme Publizität erreichte. Dabei setztedie Direktion nicht auf «prunkvolle Schaustücke» o<strong>der</strong> «extraberechnete Effekte». Sie setzte ganz auf die Wirkung <strong>der</strong> Musterzimmer,die von Architekten gestaltet und mit Bedacht aufEinklang <strong>der</strong> Stimmung arrangiert wurden. In <strong>der</strong> harmonischenGesamtheit <strong>der</strong> Interieurs wurde eine Gegenwelt zumAlltag entworfen und propagiert. Dass diese Räume letztlichfür eine Rationalisierungslogik des Gewerbes und <strong>der</strong> Industriestanden, zeugt von <strong>der</strong> Gebrochenheit <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne.* Janine Schiller ist Dozentin in <strong>der</strong> Vertiefung publizieren & vermitteln imMaster Art Education, Dept. Kulturanalysen und Vermittlung( janine.schiller@zhdk.ch).** Um welche Arbeiten es sich handelt, lässt sich aufgrund <strong>der</strong> recherchiertenQuellen nicht eruieren. Nebst «einer stattlichen Zahl charakteristischerArbeiten», darunter eine Schreibzimmereinrichtung, wurden gemäss «NZZ»vom 24.1.1907 unter an<strong>der</strong>em Keramik, Tischbesteck, Schmuck für Damen undFächer gezeigt.AusstellungHenry van de Velde (1863–1957) hat als Architekt und Designerdes Jugendstils weltweiten Ruhm erlangt. Ab Ende des19. Jahrhun<strong>der</strong>ts setzt sich <strong>der</strong> Flame dafür ein, «die Welt vonihrer Hässlichkeit zu befreien» und mittels neuer Ästhetik dasLeben zu verbessern. Mit seinem Werk, das durchdrungen istvon <strong>der</strong> gestalterischen Kraft <strong>der</strong> geschwungenen Linie, wir<strong>der</strong> zu einem wichtigen Impulsgeber <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne. Die Ausstellungim Museum Bellerive zeigt bedeutende Objekte aus seinenInterieurs und macht Inneneinrichtungen für Wohnhäuserund Geschäfte anhand von Fotografien und Zeichnungen erlebbar.Gegenstände des täglichen Gebrauchs repräsentierenperfekte Eleganz: Im Geist lässt sich mit silbernem Besteckbürgerliche Esskultur erfahren o<strong>der</strong> an einem SchreibtischPlatz nehmen, in <strong>der</strong> Hand den Brieföffner aus Elfenbein, umgebenvon farbenprächtigen Stoffen und Tapeten.«Henry van de Velde – Interieurs», 28. Februar bis 1. Juni 2014Museum Bellerive, Höschgasse 3, ZürichDienstag bis Sonntag 10–17 Uhr, Donnerstag 10–20 Uhr


30Zett 3–13 /MusikAus dem Ostenviel NeuesDie ehemalige Sowjetunion hat sich nicht nurpolitisch, son<strong>der</strong>n auch kulturell stark gewandelt.Bewegung ist beson<strong>der</strong>s auch in <strong>der</strong> neuen Musik,die das Departement Musik mit «Russische Musikgestern und heute» Interessierten näherbringenmöchte. Jörn Peter Hiekel*«Der typische russische Blick war lange zurückgewandt undallzu sehr in die Vergangenheit gerichtet, in Westeuropa hingegenrichtet sich das Denken beharrlich nach vorn, selbst aufdie Gefahr hin, die eigene Identität und tradierte Werte zugunsteneiner globalen Fortschrittsgläubigkeit zu verlieren.»So lautet die pointierte Diagnose von Vladimir Tarnopolski,einer <strong>der</strong> wichtigsten Figuren <strong>der</strong> russischen Gegenwartsmusikund im Januar Gast am Departement Musik <strong>der</strong> ZHdK.Tarnopolski wurde 1955 geboren, hat also die Sowjetunion mitall ihren politisch gelenkten Zwängen noch einige Jahrzehnteerlebt. Und er gilt seit Langem als eine <strong>der</strong> interessantestenPersönlichkeiten im Feld <strong>der</strong> zeitgenössischen Musik – immerdarauf aus, Verknüpfungen herzustellen, ästhetischenLeitgedanken in all ihren Zwischentönen nachzuhorchenund dabei nicht zuletzt auch die Rolle <strong>der</strong> Musik kritischzu hinterfragen. Als Moskauer Festivalgrün<strong>der</strong> und Hochschullehrerist er zudem ein wichtiger Initiator künstlerischerAufbruchsprojekte im Land.Auseinan<strong>der</strong>setzung mit musikalischem ErbeEiniges davon sucht <strong>der</strong> Russlandakzent des DepartementsMusik abzubilden und zur Diskussion zu stellen. Dies begannbereits im Oktober mit dem Projekt «Strawinsky revisited»des Moscow Contemporary Music Ensemble – hier wurdeIgor Strawinskys Musik mit Ansätzen verschiedener auf ihnreagieren<strong>der</strong> Komponistinnen und Komponisten <strong>der</strong> nachfolgendenGenerationen kombiniert. Doch beson<strong>der</strong>s umfassendund facettenreich wird nun die Vertiefung dieses Themenschwerpunktsbei <strong>der</strong> Veranstaltung im Januar sein, für dieVladimir Tarnopolski nach Zürich und Winterthur kommenwird, um mit dem Ensemble Arc-en-Ciel zusammenzuarbeitenund an Workshops und Gesprächsveranstaltungenteilzunehmen.Tarnopolski zur Seite steht mit dem seit Längerem in Berlinlebenden Sergej Newski eine weitere hochinteressante Komponistenpersönlichkeitaus Russland. Der 17 Jahre jüngereNewski ist Mitgrün<strong>der</strong> einer Structural Resistance Group genanntenFormation, die seit einigen Jahren ebenfalls für vielfrischen Wind in einem Land mit ausserordentlich grossemBeharrungsvermögen sorgt. Mit seiner markant zwischenverschiedensten Ausdruckswelten oszillierenden Musik istauch Newski längst über die Landesgrenzen hinaus präsent,bei fast allen wichtigen mitteleuropäischen Festivals war erschon zu Gast.Perspektivenreichtum <strong>der</strong> neueren MusikDie schlicht «Russische Musik gestern und heute» genannteJanuarveranstaltung sucht den Blick aber erneut auch zu weiten:einerseits wie<strong>der</strong>um auf Igor Strawinsky als grossen Ahnherrn<strong>der</strong> Neuen Musik, von dem Arc-en-Ciel gleich mehrerefaszinierende Ensemblewerke präsentiert; an<strong>der</strong>erseits aufPersönlichkeiten wie Sofia Gubaidulina, Alfred Schnittke undGalina Ustwolskaja, <strong>der</strong>en Schaffen ja auch bereits zum klassischenErbe <strong>der</strong> europäischen Musik gezählt werden kann.Und Gleiches gilt natürlich für den Georgier Gija Kantschelisowie den Esten Arvo Pärt, <strong>der</strong>en Musik in den studentischenKonzerten ebenfalls zum Zug kommen wird.Besieht man diese stolze Riege klangvoller Namen, wird zumindestzweierlei klar: erstens <strong>der</strong> ausserordentliche Perspektivenreichtum<strong>der</strong> neueren Musik aus <strong>der</strong> ehemaligenSowjetunion, zweitens <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>e Reiz, etwas davon auchin Zürich und Winterthur erfahrbar werden zu lassen und mitteilweise stark divergierenden Ansätzen <strong>der</strong> nachfolgendenGenerationen zu konfrontieren. Obendrein passt dies allesbestens zu <strong>der</strong> auf internationale Vernetzung ausgerichtetenGrundhaltung <strong>der</strong> ZHdK. Schliesslich aber klingt in diesemSchwerpunkt auch das Jahresthema des Departements Musik«Kunst des Übergangs» an. Denn man dürfte bei <strong>der</strong> Begegnungmit Persönlichkeiten wie Vladimir Tarnopolski o<strong>der</strong>Sergej Newski gewiss einen sehr starken und authentischenEindruck davon erhalten, was es heissen kann, im künstlerischenSchaffen in höchst kreativer Weise auf die markantenWandlungen eines Landes zu reagieren.* Prof. Dr. Jörn Peter Hiekel ist Dozent für Musikgeschichte und Musikästhetik,Dept. Musik ( joern_peter.hiekel@zhdk.ch).Russische Musik gestern und heute – Vladimir Tarnopolski und SergejNewski zu Gast an <strong>der</strong> ZHdK14.–17. Januar, Zürich und Winterthur, Programm siehe www.zhdk.ch/rumuKonzert Arc-en-Ciel: Freitag, 17. Januar, 19.30 Uhr, Grosser Saal, Florhofgasse 6,ZürichVladimir Tarnopolski (links) und SergejNewski gehören zu den wichtigsten Figuren<strong>der</strong> russischen Gegenwartsmusik.Fotomontage: Daniela HuserVladimir Tarnopolskigilt als eine <strong>der</strong> interessantestenPersönlichkeitenim Feld <strong>der</strong> zeitgenössischenMusik – immerdarauf aus, Verknüpfungenherzustellen und ästhetischenLeitgedanken inall ihren Zwischentönennachzuhorchen.


Zett 3–1331Neue Technologien erleichtern das Erlernenvon Intonation: 1) Ein Melodieinstrumento<strong>der</strong> eine Singstimme liefert Klanginformationen,die eine bestimmte Intonationenthalten. 2) Diese Informationen werdenaufgenommen und 3) von <strong>der</strong> entwickeltenSoftware analysiert und mit einer beliebigenim Voraus gewählten Intonation verglichen.4) Die Ergebnisse dieses Vergleichs werdenunmittelbar auf einem Computerbildschirmdargestellt. Abweichungen zum willkürlichgewählten Intonationsmuster werden farbighervorgehoben (vereinfachte Darstellung).IntonationerlernenIntonation ist keine naturgegebene Fähigkeit, siehängt von kulturellen und individuellen Vorliebenab und will erarbeitet werden. Neue Technologien,die unterschiedliche Intonationskonzepteberücksichtigen, helfen dabei. Victor Candia*Intonation ist ein zentrales Thema <strong>der</strong> Musikpraxis. Ganzgleich ob Streicherinnen, Bläser o<strong>der</strong> Sängerinnen: Ohne einegute Intonation wäre die Musikerfahrung eine an<strong>der</strong>e, undgewiss keine beson<strong>der</strong>s angenehme – man denke nur an diegerade auch für unbeteiligte Zuhörer anstrengenden Klängeeines Geigenanfängers. Geht man die entsprechende Literaturdurch, entdeckt man, dass entgegen <strong>der</strong> landläufigen MeinungIntonation eine erlernte Fähigkeit ist, die entscheidend vonkulturellen und individuellen Vorlieben abhängt und durchdiese geprägt wird. Mit an<strong>der</strong>en Worten: Es gibt (und gab)nicht nur eine einzige, son<strong>der</strong>n viele unterschiedliche Intonationspraktiken,sowohl innerhalb eines Kulturkreises alsauch interkulturell.Wenn die Trompeterin dem Geiger zuhörtEinige neurowissenschaftliche Studien zeigen, dass dasmenschliche Gehirn fortwährend seine Organisation än<strong>der</strong>t.So sind zum Beispiel die Gehirnantworten einer Trompetenspielerinauf den Trompetenklang stärker als ihre Rückmeldungenbeim Hören einer Geige (für einen Geiger wäre esdann genau umgekehrt). Geht man von einem allen Menschengemeinsamen Hirnsubstrat aus, dürften auch Intonationsvorliebeneine Folge von Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Gehirnorganisationsein, die aufgrund unterschiedlicher kultureller Erfahrungenentstanden sind und von diesen aufrechterhaltenwerden. Das heisst: Man kommt nicht mit einer bestimmtenIntonation zur Welt. Unabhängig von <strong>der</strong> Herkunft entwickeltbeziehungsweise lernt man im Lauf <strong>der</strong> Zeit und durch Erfahrungeine bestimmte Intonation, die man dann beim Zuhörenund Spielen bevorzugt. Die Mitarbeitenden des Forschungsschwerpunkts(FSP) Musikalische Interpretation gehen deshalbdavon aus, dass Hauptfachdozierende mit ihren Klasseneine individuelle Intonation entwickeln, die sich alle durchminimale Differenzen voneinan<strong>der</strong> unterscheiden.Erkennt man nun die Gleichwertigkeit unterschiedlicher Intonationskonzeptean, kann man sich die Frage stellen, wiediese zuverlässig geübt und gelernt werden könnten. Geradehier können neue Technologien Abhilfe schaffen. Um dieUmsetzung von Intonationskonzepten zu ermöglichen beziehungsweisezu verbessern, entwickeln Mitarbeitende des FSPMusikalische Interpretation zurzeit eine neue Software, diees Sängerinnen, Streichern und Bläserinnen erlauben wird,ihre individuellen Intonationsvorlieben numerisch zu erkennenund objektiv und zuverlässig individuell zu trainieren.Hierbei sollen unabhängig vom gewählten Intonationsmodellgenaue Abweichungsgrenzen beliebig festlegbar sein.Computer Scientists treffen auf MusikerDie für dieses Vorhaben notwendigen unterschiedlichen Fachkompetenzen(www.transarts-center.ch) finden im FSP MusikalischeInterpretation zusammen: Stephan Kollmann (FSPMusikalische Interpretation und ETH Zürich) und LeonhardHelminger (ETH Zürich), beide Computer Scientists und Mitarbeiterim vom Schweizerischen Nationalfonds geför<strong>der</strong>tenProjekt «Towards a Science of Music»**, sind vertraut mit <strong>der</strong>Erstellung einer massgeschnei<strong>der</strong>ten Softwarelösung. JürgenOhnemus (ZHdK), Gitarrist und Mitarbeiter von «Towardsa Science of Music», testet die Software und bearbeitet diemusikspezifischen Aspekte des Vorhabens, während VictorCandia für die naturwissenschaftlichen Fragen und die Planungdes Projekts verantwortlich ist. Das Forschungsprojektwird massgeblich ergänzt durch die fachlichen Vorschlägealler Mitglie<strong>der</strong> des FSP Musikalische Interpretation. Die vomForschungsteam entwickelte Intonations-Software wird amTag <strong>der</strong> Forschung an <strong>der</strong> Gessnerallee im Januar präsentiert.* Dr. Victor Candia ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter des ForschungsschwerpunktsMusikalische Interpretation (www.zhdk.ch/11854), Dept. Musik(victor.candia@zhdk.ch).** www.collegium.ethz.ch/de/forschungsprojekteTag <strong>der</strong> Forschung an <strong>der</strong> GessneralleeDonnerstag, 30. Januar, 9–18.30 UhrPodium, Proberaum 11 und Black Box 2 an <strong>der</strong> Gessnerallee 11, ZürichPosterpräsentation <strong>der</strong> Intonations-Software: 14–15.30 Uhr, Podiumwww.zhdk.ch/forschung


32Zett 3–13 /Kulturanalysen und VermittlungBücherbauenStudierende <strong>der</strong> Vertiefung publizieren & vermittelnim Master Art Education verstehen sich alsAutorinnen und Autoren. Was geschieht, wennsie eine Publikation von A bis Z betreuen? DerHorizont geht auf. Eine Rückschau aus Anlass<strong>der</strong> fünften Publikation. Und eine Reflexion überdas Schreiben und Publizieren als Entwurfs- undRecherchestrategie. Basil Rogger*Getragen von <strong>der</strong> Überzeugung, dass im Rahmen eines Studiums,das dem Schreiben im Feld <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> verpflichtet ist,wenigstens einmal eine Publikation von A bis Z geplant undrealisiert werden müsse, wurde im Curriculum <strong>der</strong> Vertiefungpublizieren & vermitteln ein entsprechendes Modul alsSemesterprojekt konzipiert. Einer relativ geringen Zahl vonUnterrichtstagen (14) steht ein grosser zusätzlicher Einsatzvon Studierenden und Dozierenden im Rahmen von freienMentoraten und Zusatzprojekten gegenüber, die sich spezielldann als wertvoll erweisen, wenn sich ein Projekt bis in denHerbst hineinzieht.Im Verlauf <strong>der</strong> ersten fünf Jahre wurden die Ansprüche stetiggesteigert. Die Publikationen haben sich von Beilagen zueigenständigen Werken entwickelt, ihr Auftreten ist selbstbewusstergeworden. Die Studierenden sollten – neben ihrerRolle als Konzepterinnen und Redaktoren – als Schreibendeauftreten, dabei aber an <strong>der</strong> Seite erfahrener und teils bekannterAutorinnen und Autoren arbeiten. Beson<strong>der</strong>s wichtig:Das Projektteam war nicht nur die Konzeptions- und Redaktionskonferenz,son<strong>der</strong>n auch die Art Direction. Auch wenndie Handschrift von Design-Dozent Mihaly Varga für dieProjekte prägend war, waren diese je<strong>der</strong>zeit teamgesteuert.«Halbwissen»: Gehen lernenIn enger Zusammenarbeit mit Suzann-Viola Renninger, Chefredaktorin<strong>der</strong> «Schweizer Monatshefte» (heute «SchweizerMonat»), wurde 2009 eine Beilage zu ebendieser Zeitschriftkonzipierten und realisiert. Sie war dem Thema «Halbwissen»gewidmet. Das Layout bewegte sich im Rahmen <strong>der</strong>Vorgaben <strong>der</strong> «Monatshefte». Es entstand eine kleine, feinePublikation, welche die Beteiligten von <strong>der</strong> Richtigkeit desgewählten Weges überzeugte. Mit <strong>der</strong> als «Bingo des Halbwissens»getarnten Heftvernissage wurde im Rahmen desFestivals <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> auch ein breiteres ZHdK-internes Publikumerreicht.«Illusion Selbstbestimmung?»: Wir werdenwahrgenommenVierzig Autorinnen und Autoren trugen zur zweiten Publikationmit dem Thema «Illusion Selbstbestimmung?» bei.Es entstand ein bunter Strauss an Zugängen und Textarten,was sich auch in <strong>der</strong> Gestaltung spiegelte – und offensichtlichüberzeugte: In <strong>der</strong> «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» vom22. September 2010 besprach Jürg Altwegg aktuelle Zeitschriftenaus <strong>der</strong> Schweiz, darunter das «NZZ Folio», «Passagen»,«Wi<strong>der</strong>spruch» und die «Schweizer Monatshefte».Die Beilage zu den «Monatsheften» erhielt am meisten Zeilenund Lob. Die Heftvernissage tarnte sich als «Treffen <strong>der</strong> AnonymenProminenten».«99 Bücher aus <strong>der</strong> Sammlung MinaSchirmherr»: Wirklichkeit konstruierenDas dritte Projekt war mehrstufig: In einem ersten Schrittwurde 2011 ein Katalog des Antiquariats Prager & Veit realisiert,in welchem 99 Bücher aus den Beständen einer berühmtenSammlerin angeboten wurden. Wie die ehemaligeBesitzerin waren auch alle darin enthaltenen Bücher erfunden.Der Katalog sollte täuschend echt sein, alle Konventionendes Antiquariatsgeschäfts präzise abbilden. Das ging so weit,dass einzelne Bucheinbände o<strong>der</strong> Probeseiten von Hand angefertigtwurden, um im illustrierten Teil des Katalogs auchBil<strong>der</strong> zeigen zu können. In einem zweiten Schritt folgte dieGedenkausstellung. Im Rahmen des von <strong>der</strong> BuchhandlungOrell Füssli veranstalteten Events «Das begehbare Buch» in<strong>der</strong> Villa Mainau bespielten ZHdK-Studierende aus drei Departementenden Dachstock, wo Leben und Werk <strong>der</strong> MinaSchirmherr evoziert wurden. Dazu dienten ein 45-minütigerDada war zwangsläufigein einschüchterndesThema. Zu alt, zu wichtig,zu gut erforscht, zuwirkungsmächtig.Mockumentary, mehrere künstlerische Installationen, die Rekonstruktioneines Fragments ihrer Bibliothek und eine bisins Detail ausgearbeitete Biografie. Und so ging Mina SchirmherrsRuf in Form von Berichten in <strong>der</strong> Presse und eines prominentbesetzten Leseabends in die Welt hinaus. Heute darfman sagen: Mina Schirmherr lebt. Der Katalog selbst ist zumSammlerstück geworden und taucht regelmässig in realenAntiquariatskatalogen auf.«Dada 96»: Die Redaktionsambulanz ist etabliertEnde 2011 ging eine Türe auf: «Du» war bereit, mit <strong>der</strong> Vertiefungpublizieren & vermitteln den thematischen Schwerpunkt<strong>der</strong> Novembernummer 2012 zu machen. Die Projektgruppeentschied sich dafür, vier Jahre vor dem 100-Jahr-Jubiläumden 96. Geburtstag von Dada zu feiern. In Juri Steinerwurde ein inhaltlich kompetenter Sparringpartner gefunden.Dada war zwangsläufig ein einschüchterndes Thema.Zu alt, zu wichtig, zu gut erforscht, zu wirkungsmächtig. In24 Beiträgen scheiterten die Beteiligten auf hohem Niveau:Zeitgenössische Kunst, Literatur, historische Referenzen,ökonomische und Branding-orientierte Perspektiven sowieeinige Spielereien flossen ein. Wie es sich gehört, fand dieVernissage im Cabaret Voltaire statt, mit einer Ansprache desRektors <strong>der</strong> ZHdK, einer Lesung von Valeri Scherstjanoi undvielen illustren Gästen.


Kulturanalysen und Vermittlung/ Zett 3–1333Drei <strong>der</strong> fünf Publikationen, die Studierende <strong>der</strong> Vertiefung publizieren & vermitteln gemeinsam erarbeitet haben (von links): das Buchobjekt «Alpenhofalpenhof»,die Beilage zum Thema Halbwissen in den «Schweizer Monatsheften» und das «Du» mit dem Schwerpunkt Dada.«Alpenhofalpenhof»: Künstlerische OrganisationskommunikationIm Selbstverständnis <strong>der</strong> Vertiefung publizieren & vermittelnumfasst Kulturpublizistik neben den klassisch journalistischenTätigkeiten auch Unternehmens- o<strong>der</strong> Organisationskommunikationim Kulturbereich. In <strong>der</strong> PanoramaherbergeAlpenhof im appenzellischen Oberegg wurde dafür ein geeigneterPartner gefunden und mit Peter Weber, Schriftstellerund einer <strong>der</strong> Initianten des Alpenhof-Projekts, einprofilierter Mitdozent. Der Alpenhof, ein ehemaliges Hotel,beherbergt heute neben einer kleinen, aber feinen Kunstsammlungauch Teile des Nachlasses von Andreas Züst,Künstler, Mäzen, Sammler und För<strong>der</strong>er, darunter Teile seinerSchallplattensammlung und Bibliothek. Das Hotel als Ort<strong>der</strong> Kultur zu verstehen – sowohl <strong>der</strong> gebotenen wie auch <strong>der</strong>durch Gäs te zu schaffenden – war einer <strong>der</strong> Ausgangspunkte.Schicht um Schicht wurden Momente des Selbstverständnisseseiner Organisation freigelegt, was die Beteiligten dannin <strong>der</strong> Publikation einzufangen versuchten. Entstanden ist«Alpenhofalpenhof» – ein Buchobjekt und Sammlerstück. Die300 ersten Exemplare sind Unikate – von Hand nummeriertund mit mehreren individuellen Beigaben versehen. Die Publikationist in japanischer Buchblockbindung gebunden, abertrotzdem vollständig doppelseitig bedruckt. Wollen Lesendein die vielfarbigen Tiefen und Untiefen <strong>der</strong> Publikation vordringen,so bleibt ihnen nichts an<strong>der</strong>es übrig, als die Seitenaufzuschneiden und sich auf die Suche nach verstecktenInhalten zu machen.Kulturpublizistik? Kulturpublizistik!Die gelernten Lektionen lassen sich in drei Thesen zusammenfassen:— These 1: HöherhängenEin Überfor<strong>der</strong>ungsprofil kann ungeahnte Energien freisetzen(wie sich immer wie<strong>der</strong> zeigt). Es lohnt sich, dasvermeintlich Unmögliche zu wollen. Der Lerneffekt istgewaltig, ebenso <strong>der</strong> Stolz am Ende des Projekts. Die Realitätsanbindung,das Arbeiten mit realen Partnern, das Herstellenvon Produkten, die ihren Weg in die Welt ausserhalbdes Schulkontextes finden, ist von zentraler Bedeutung.— These 2: Interdisziplinäre TiefeIn <strong>der</strong> Kulturpublizistik, wie sie im Semesterprojekt interpretiertwird, wachsen Qualifikationen zusammen, dieinnerhalb wie ausserhalb <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong> oft genug in Gärtleinpraktiziert wurden. Das betrifft sowohl die medialenModi als auch die Rollen und Zugänge (etwa: Konzepterin,Produzent, Schreiberin). Das Kennenlernen und Einübendieser Akteurpositionen sind zentrale Momente des Unterrichtsmoduls.— These 3: Kulturpublizistik ist KulturproduktionKulturpublizistinnen und -publizisten zeichnen sich dadurchaus, dass sie für jeden <strong>der</strong> oben angedeuteten ZugängeAugen und Ohren, Werkzeuge und Begriffe haben.Und dass sie in <strong>der</strong> Lage sind, in Teams Werke zu kreierenund materiell umzusetzen, die – in den Dimensionen desReflektiven wie des Künstlerischen, des Erzählens wiedes Darstellens, des Wortes wie des Bildes – diesen Namenverdienen.* Basil Rogger ist Kulturunternehmer und Dozent im Master Art Education undMaster Transdisziplinarität, Dept. Kulturanalysen und Vermittlung(basil.rogger@zhdk.ch).Die vorgestellten Publikationen können bezogen werden bei Rainer Trösch,Sekretariat Art Education, Limmatstrasse 65, 8005 Zürich,rainer.troesch@zhdk.ch.


34Zett 3–13 /Darstellende <strong>Künste</strong> und FilmTheater in allen Räumen 2013. Foto: Johannes DietschiThe Making ofTheater inallen RäumenZwei Tage, 166 Studierende, 100 Produktionen:Das ist Theater in allen Räumen. Auch diesen Januarführen die Studierenden des Bachelors undMasters Theater das Festival durch, das bereitszum 17. Mal stattfindet. Ein organisatorischerKraftakt. Jacqueline Holzer*Theater in allen Räumen (T.i.a.R.) startet mit einer Excel-Tabelle. Und diese will gefüllt sein. Studierende des Bachelorsund Masters Theater schreiben sich ein, geben Namen undDauer ihrer Produktion an, nennen die Mitspielenden, formulierenRaumwünsche, führen an, welche Requisiten siebenötigen und ob das Stück für Kin<strong>der</strong> geeignet ist o<strong>der</strong> nicht.it’s not good to hold too many absolutes **Der Eintrag kommt einer Verpflichtung gleich, das Stückaufzuführen. Sicher, ein Rückzug ist möglich. Doch <strong>der</strong> Eintragwird nicht etwa gelöscht, son<strong>der</strong>n rot eingefärbt und miteinem «gecancelt» gekennzeichnet. Die Excel-Tabelle spiegeltall die Projekte, die es zur Aufführung schaffen, aber auchdiejenigen, die produktiv scheitern.a sense of timing is the mark of geniusDie Proben bringen den einen o<strong>der</strong> die an<strong>der</strong>e an die Grenzen<strong>der</strong> Belastbarkeit. Die oft jahrgangsübergreifenden Produktionensind nicht einfach aneinan<strong>der</strong> vorbeizujonglieren.Studierende dürfen deshalb in maximal vier Produktionenmitspielen. Kurz vor <strong>der</strong> Aufführungszeit nimmt die Anzahl<strong>der</strong> roten Fel<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Tabelle denn auch sprunghaft zu.a name means a lot just by itself«Warum ich Schauspieler werden wollte». «Freiheit o<strong>der</strong> so».«That’s Mist Again». «Die Odyssee». «Warten». «MentalerScheiss». O<strong>der</strong>: «Warum sind Roland Barthes und Ryan Goslingeigentlich nie einen Kaffee trinken gegangen?» – Die Titel<strong>der</strong> letztjährigen Produktionen zeugen von <strong>der</strong> Diversität <strong>der</strong>Aufführungen. Zensur gibt es in <strong>der</strong> Regel nicht, allenfallseine überzeugende Beratung. Die Studierenden umschreibenT.i.a.R. nicht ohne Grund als kreatives Chaos. GemeinsamTheater suchen, (er)warten, entdecken und erleben, das ist dasZiel, das sie jedes Jahr zu erreichen versuchen. Erfolgreich.timidity is laughableIn Ensembles lesen die Studierenden <strong>der</strong> Regie, des Schauspiels,<strong>der</strong> Theaterpädagogik, <strong>der</strong> Dramaturgie, <strong>der</strong> Szeno-


Darstellende <strong>Künste</strong> und Film/ Zett 3–1335Theater in allen Räumen 2012. Foto: Johannes Dietschigrafie gemeinsam, entwickeln Texte, proben und verwerfenwie<strong>der</strong>. Einige <strong>der</strong> Studierenden treten am Festival erstmalsvor einem so grossen Publikum auf. Sich zu exponieren bedingtMut, Schüchternheit ist fehl am Platz.calm is more conducive to creativitythan is anxietyNeben den Proben ist im Vorfeld <strong>der</strong> Aufführungen nochan<strong>der</strong>es zu leisten. Die Studierenden entwerfen zusammenmit den Dozierenden Probepläne für die zehn Tage vor <strong>der</strong>Aufführung. Eine Herausfor<strong>der</strong>ung: Die rund hun<strong>der</strong>t Produktionensind mit genügend Zeit auf die begrenzte Zahl <strong>der</strong>Räume zu verteilen. Des Weiteren wird die Signaletik fürdie drei Gebäude an <strong>der</strong> Gessnerallee erarbeitet, damit sichdie Besucher zurechtfinden. Plakate für die Stücke sind zugestalten, zu schreiben und zu drucken. Und je näher <strong>der</strong>Auftrittstermin rückt, desto mehr Unruhe kommt auf.just believing something can make it happenErwartet werden jedes Jahr rund 1000 Gäste, die Ticketskaufen und zu bewirten sind: Rund 370 Gläser Prosecco,2500 Becher Bier, 100 Muffins, 250 Sandwiches, 70 Schinkengipfelund 100 Portionen Suppe werden über die Thekegereicht. Und den krönenden Abschluss <strong>der</strong> Aufführungenbildet eine Party, für die von Schweppes Bitter Lemon für dieAngloaffinen über Korkenzieher für die Weintrinker bis hinzu Abfallsäcken alles eingekauft werden muss.a single event can have infinitelymany interpretationsIn <strong>der</strong> Woche nach dem Festival sind die Studierenden undDozierenden einerseits mit Aufräumen beschäftigt, an<strong>der</strong>erseitsdiskutieren sie die einzelnen Produktionen und gebenRückmeldungen. Schliesslich ist das T.i.a.R., das sich in denletzten Jahren immer mehr zu einem studentischen Projektgewandelt hat, Teil <strong>der</strong> Ausbildung.confusing yourself is a way to stay honestAm 17. und 18. Januar 2014 ist es wie<strong>der</strong> so weit: Das T.i.a.R.an <strong>der</strong> Gessnerallee lädt dazu ein, sich verwirren zu lassen,das Spektakel zu geniessen, und, um mit Antonin Artaud zusprechen, alles Erlebte «haargenau in eine tobende Ordnung»zu bringen.* Prof. Dr. Jacqueline Holzer ist Studiengangsleiterin Bachelor Theater imDept. Darstellende <strong>Künste</strong> und Film ( jacqueline.holzer@zhdk.ch).** Die Zwischentitel stammen aus <strong>der</strong> Arbeit «Truisms» <strong>der</strong> amerikanischenKonzeptkünstlerin Jenny Holzer.Theater in allen RäumenFreitag, 17. Januar, 18–23 Uhr, und Samstag, 18. Januar, 16–24 Uhr, Theater <strong>der</strong><strong>Künste</strong>, Gessnerallee 11, Zürichwww.theater<strong>der</strong>kuenste.ch


36Zett 3–13 /Darstellende <strong>Künste</strong> und FilmBeim Eintrittscheck testet Ärztin Barbara Grüter die Rumpfstabilität <strong>der</strong> Tänzerin. Sportwissenschaftlerin und Ernährungsberaterin Theresa Wursthorn (hinten)ist auch immer mit dabei. Foto: Regula Bearth«In erster Liniearbeiten wirprophylaktisch»Medbase, Partner des Departements Darstellende<strong>Künste</strong> und Film in Gesundheitsfragen,verantwortet die medizinische Betreuung <strong>der</strong>Lernenden <strong>der</strong> Tanz Akademie Zürich (taZ). Eineheikle, verantwortungsvolle Aufgabe, denn Medbaseentscheidet mit, wenn es um die Aufnahmevon Schülerinnen und Schülern geht. JudithHun ge r * hat Medbase-Ärztin Barbara Grüter aufden Zahn gefühlt.Judith Hunger: Sie betreuen die Studierenden <strong>der</strong> taZ seit 2004aus sportmedizinischer Sicht. Wie ist es dazu gekommen?Barbara Grüter: In Zusammenarbeit mit MoveMed entstand2001 <strong>der</strong> Ballettcheck, dem sich die Schüler und Schülerinnen<strong>der</strong> taZ jährlich unterzogen. Wegen diverser personellerWechsel innerhalb von MoveMed kam Oliver Matz, Leiter<strong>der</strong> taZ, auf Michael Wawroscheck, Leiter Sport Medical Basebei Medbase Zürich, zu. Er wollte die gesamte medizinischeBetreuung seiner Lernenden neu aufgleisen und zugleich denAnatomieunterricht an<strong>der</strong>s gestalten.Also unterrichten Sie auch an <strong>der</strong> taZ?Ja, ich bin zusammen mit Rebecca Steinemann, Leitung Physiotherapie,für den Anatomieunterricht zuständig. TheresaWursthorn, die Sportwissenschaftlerin bei Medbase, unterrichtetErnährungslehre. Wir versuchen möglichst nah an<strong>der</strong> Praxis zu unterrichten. Es geht uns weniger um das Auswendiglernenvon Muskelnamen als vielmehr darum, welcherMuskel o<strong>der</strong> welche Muskelgruppen bei welchen Bewegungenwie belastet werden.Sie führen die medizinischen Eintrittschecks bei Aufnahmeprüfungendurch. Was genau untersuchen Sie?Aus sportmedizinischer Sicht sind Tänzerinnen und TänzerSpitzensportler. Demzufolge untersuchen wir Bewerberinnenund Bewerber aus genau dieser Perspektive. Zum einen werdenHerz, Lunge sowie das Skelett ganz allgemein untersuchtund es gibt einen Laborblutcheck. Der allgemeine Gesundheitszustandist ausschlaggebend. Danach schauen wir unsnoch Wirbelsäule und Hüftgelenke genauer an.Mussten Sie aufgrund <strong>der</strong> Ergebnisse des Checks schon empfehlen,eine Bewerberin o<strong>der</strong> einen Bewerber abzulehnen?Nein, ich habe bis jetzt noch nie ein Verbot zur Absolvierung<strong>der</strong> Tanzausbildung ausgesprochen. Bei mangelnden Laborwertenempfehlen wir eine Therapie. Die Eltern haben aberimmer das letzte Wort, sie müssen auch einen Gesundheitsfragebogenüber ihr Kind ausfüllen und das Impfbüchlein <strong>der</strong>Bewerbung beilegen. Für ausländische Bewerberinnen und


Darstellende <strong>Künste</strong> und Film/ Zett 3–1337Bewerber gilt dasselbe, wobei <strong>der</strong> Impfnachweis manchmalein Problem ist. Weswegen das so wichtig ist? Wir hattenletztes Jahr einen Fall von Masern und das Gesundheitsamtwollte die gesamte taZ unter Quarantäne stellen.Mit welchen Verletzungen sind Sie am häufigsten konfrontiert?Am häufigsten gibt es Fehl- und Überbelastungsproblemeaufgrund falscher Technik. Das sehen wir häufig bei Schülerinnenund Schülern aus dem Ausland o<strong>der</strong> wenn sie zuspät an die taZ kommen. Schmerzhafte Entzündungen vonMuskelansätzen, Achillessehne und Fusssehnen treten beimTanz häufiger auf als bei an<strong>der</strong>en Sportarten. Beim Tanzeno<strong>der</strong> beim Bühnentanz spielt es eine grosse Rolle, in welchemAlter ein gut geführtes Training beginnt. Tänzerinnen undTänzer, die zu spät, also mit mehr als 18 bis 20 Jahren, mitdem Tanzen beginnen, haben die erwähnten Verletzungenviel häufiger. Das hat wahrscheinlich damit zu tun, dass dasjahrelang aufgebaute Training einfach fehlt.Die Therapie wird sehr engmaschig geführt. Das heisst, wirversuchen in erster Linie prophylaktisch zu arbeiten. In <strong>der</strong>taZ gibt es inhouse zweimal pro Woche ein Physiotherapieangebot.Die Schülerinnen und Schüler können sich dort selbereinschreiben. Sie haben meist ein sehr gutes Körpergefühlund spüren schnell, wenn etwas nicht stimmt. Bei Bedarfordnen wir dann eine «richtige» Physiotherapie an. Für diesekommen die Lernenden dann zu Medbase, da wir dort vielbesser ausgerüstet sind.Gibt es unterschiedliche geschlechtsspezifische Verletzungen?Wenn ja, weshalb?Ja, Stressreaktionen am Fussskelett beispielsweise findensich häufiger bei Mädchen. Das hat mit <strong>der</strong> starken Belastung<strong>der</strong> Füsse zu tun. Bei sehr untergewichtigen o<strong>der</strong> auchzu schweren Mädchen treten Stressreaktionen am Skelettgrundsätzlich häufiger auf. Die Jungs trainieren nebenbeimeist noch im Kraftraum und haben entsprechend athletischgebaute Körper. Das ist wie ein zusätzlicher Schutzvor Verletzungen.Wie gehen Sie mit dem Thema Essen, Gewichtsverlust undEssstörungen um?Das Gewicht und das Essverhalten sind ein ständiges Thema.Vor allem bei den Mädchen. Ich habe bis dato noch keinenjungen Tänzer mit Essstörungen kennengelernt. Ich mussjedoch betonen, dass die Gewichtsfrage nicht nur beim Tanzenein Thema ist. Sie findet sich bei <strong>der</strong> rhythmischen Sportgymnastikebenso wie im Kunstturnen, Eiskunstlaufen o<strong>der</strong>bei Läuferinnen. Bei den Männern ist sie im Skispringen einThema. Im Reitsport sind es die Jockeys, die ständig auf dieWaage müssen.Wenn wir sehen, dass ein Mädchen stark untergewichtigist, schlagen wir eine Reihe von Massnahmen vor. Dem gehtnatürlich ein persönliches Gespräch voraus – die Elternsind, sofern sie hier in <strong>der</strong> Schweiz leben, immer involviert.Grundsätzliche empfehlen wir in diesen Fällen eine Ernährungsberatungund schlagen unter Umständen weitere therapeutischeMassnahmen vor. Falls die Schülerin im Internatlebt, arbeiten wir sehr eng mit den Betreuungspersonen vorOrt zusammen. Sie sind informiert und involviert. Aber alleBemühungen sind nur dann erfolgreich, wenn sie auf Freiwilligkeitbasieren. Der psychische Faktor spielt hier einewichtige, wenn nicht die wichtigste Rolle.Was wir in jedem Fall tun, auch wenn die Betroffene undihre Eltern sich gegen die vorgeschlagenen Massnahmen stellen– was übrigens immer wie<strong>der</strong> vorkommt –, ist, dass wirein Mindestgewicht festlegen. Es gibt auch immer wie<strong>der</strong>Tänzerinnen, die in den Ferien stark zunehmen, dann mussauch hier eine obere Gewichtsgrenze festgesetzt werden. ImKlartext heisst das, bei Unter- o<strong>der</strong> Überschreitung <strong>der</strong> Gewichtsvorgabedarf nicht trainiert werden. Damit schützenwir auch die taZ und nehmen eine klare Haltung ein.Die Mädchen in diesem Alter unterliegen gleichzeitig einemgrossen Hormonwandel. Das Östrogen macht die Mädchenzu jungen Frauen. Gewichtsschwankungen sind eine Realität.Wir versuchen, das Thema schnell und offen anzugehen,und sind damit bis anhin nicht schlecht gefahren. Ich würdesagen, dass wir nicht mehr Mädchen mit Essstörungen habenals an<strong>der</strong>e Berufsschulen auch.Sie reden vom grossen psychischen Anteil bei Essstörungen.Gibt es weitere psychische Probleme, die vermehrt auftreten?Nicht mehr o<strong>der</strong> weniger als bei allen jungen Menschen.Heimweh bei den ausländischen Jugendlichen ist immer wie<strong>der</strong>mal ein Thema. Nicht schlafen können vor einem grossen«Die Schülerinnenund Schüler <strong>der</strong> taZhaben meist ein sehr gutesKörpergefühl und spürenschnell, wenn etwas nichtstimmt.»Auftritt, einem Wettbewerb o<strong>der</strong> vor Prüfungen – aber dastritt nicht häufiger auf als bei an<strong>der</strong>en Gleichaltrigen unterähnlichen Umständen. Einen akuten Fall von psychischenProblemen mit stationären Massnahmen hatten wir bis anhinkeinen.Wie sehen Sie Ihre Rolle als taZ-Schulärztin?Ich würde mich als «mütterliche» Medizinerin bezeichnen.Zu mir kommen die Lernenden häufig auch mit kleinen Problemen.Bei Schmerzen habe ich eine Art Relaisfunktion, indemich mir die Sache anschaue und ihnen sage, dass es nichtschlimm sei o<strong>der</strong> dass wir uns das Ganze genauer anschauenmüssten. Ich sehe meine Rolle darin, ihnen ein Gefühl vonSicherheit und Wohlbefinden zu vermitteln. Ich bin sicherlichauch eines <strong>der</strong> Bindeglie<strong>der</strong> zwischen taZ-Leitung, Lernendenund Dozierenden. Und es macht mir sehr viel Spass.Wenn ich die Tänzerinnen und Tänzer dann auf <strong>der</strong> Bühnesehe, bin ich wahnsinnig beeindruckt von ihren Leistungenund sehr stolz auf sie.* Judith Hunger ist verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit des Dept. Darstellende<strong>Künste</strong> und Film ( judith.hunger@zhdk.ch).Dr. med. Barbara Grüter ist Sport- und Allgemeinmedizinerin und gehörtzum Kernteam von Medbase Zürich. www.medbase.ch


38Zett 3–13Leute12Whois whoIm Studiengang Master FineArts beschäftigen sich Künstlerinnenund Theoretiker mitzentralen kulturellen Fragen<strong>der</strong> Gegenwart. Eigensinn undIndividualität, experimentellesund projektorientiertes, individuellesund vernetztes Arbeitenschaffen einen dichten unddynamischen Raum fürs Lehren,Lernen und Forschen. EvaBrüllmann, Bild: Regula BearthLaura AriciDozentin Theorie im Master Fine Artsund im Bachelor Medien & Kunst. Beruf/Ausbildung:Dr. phil. I, Kunstwissenschaft.An <strong>der</strong> ZHdK seit: 2005. Was mir an <strong>der</strong>ZHdK gefällt: Lehren und Lernen mit denStudierenden, Assistenten und Dozierenden.Was ich verän<strong>der</strong>n würde: alles, was<strong>der</strong> kreativen Entfaltung hin<strong>der</strong>lich ist.Was ich mir für das <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> wünsche: dass esdie Erwartungen erfüllt.Claudia Marina ChristenAdministrative Assistentin. Beruf/Ausbildung:Filmschaffende Produktion, Hotelière/Restauratrice,Webpublisherin.An <strong>der</strong> ZHdK seit: 1998–2000 und erneutseit 2007. Ausserberufliche Interessen: reisen,Film, Flohmärkte, Yoga. Was mir an <strong>der</strong>ZHdK gefällt: mein abwechslungsreicherJob in einem spannenden Umfeld. Wasich verän<strong>der</strong>n würde: vieles. Was ich mir für das<strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> wünsche: genügend Raum undLicht für alle und eine gute Akustik; dassGemma weiterhin mit mir arbeiten kommendarf.Brigitte DätwylerUnterrichtsassistentin. Beruf/Ausbildung:Bildende Künstlerin. An <strong>der</strong> ZHdK seit:2010. Ausserberufliche Interessen: Ganzheitlichkeit,Nerd-Zeugs, reisen, Freunde.Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: unterschiedlichesWissen; Vielfalt <strong>der</strong> Biografienund Netzwerke <strong>der</strong> Angehörigen; technischeMöglichkeiten, Infrastruktur.Was ich verän<strong>der</strong>n würde: flachere Hierarchien,höherer Frauenanteil im mittlerenund oberen Ka<strong>der</strong>, besseres Essenan <strong>der</strong> Förrlibuckstrasse. Was ich mir fürdas <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> wünsche: dass dezentralisiertesHandeln möglich bleibt, um Projekteagil und motiviert umzusetzen.Ulrich GörlichLeiter Master Fine Arts. Beruf/Ausbildung:Ingenieur, Nachrichtentechnik. An <strong>der</strong>ZHdK seit: 1991. Ausserberufliche Interessen:Tochter. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: die Studierenden.Was ich verän<strong>der</strong>n würde: wenigerFormalitäten und Papier. Was ich mir für das<strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> wünsche: das Ende <strong>der</strong> Diskussionüber das <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>.Colin GuillemetAssistent. Beruf/Ausbildung: Royal Collegeof Art (Master), Central St Martins (Bachelor),London. An <strong>der</strong> ZHdK seit: 2009.Ausserberufliche Interessen: being curious ingeneral; compulsive obsession with foodand cooking. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt:how unique it is in nurturing, both forstudents and faculty. Was ich verän<strong>der</strong>n würde:I like the idea that the ZHdK shouldbe in a permanent state of change. Was ichmir für das <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> wünsche: more LewisCarroll and less Franz Kafka.Christian HüblerDozent. Beruf/Ausbildung: Künstler (Kunsthochschulefür Medien Köln, StädelschuleFrankfurt). An <strong>der</strong> ZHdK seit: September1999. Ausserberufliche Interessen:Frei-Zeit. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: Vielheit<strong>der</strong> parallelen Zugänge zur Kunst.Was ich verän<strong>der</strong>n würde: weniger Lifestyle,mehr Kunst. Was ich mir für das <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>wünsche: flache Hierarchien und einegrosse Portion Tageslicht.Dominique LämmliDozentin Zeichnung/Malerei, Forscherinam Institute for Contemporary ArtResearch. Beruf/Ausbildung: Künstlerin,Philosophin lic. phil. I, Pädagogin. An<strong>der</strong> ZHdK seit: 2006. Ausserberufliche Interessen:schwimmen, segeln und windsurfen.Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: die inhaltsbezogeneArbeit und Vernetzung vonLehre, Forschung und internationalerZusammenarbeit. Was ich verän<strong>der</strong>n würde:Hochschulstrukturen und -abläufestärker an praktischen und inhaltlichenKriterien orientieren. Was ich mir für das<strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> wünsche: anregende Gesprächean <strong>der</strong> Bar.Marcel MeuryAssistent. Beruf/Ausbildung: Künstler. An <strong>der</strong>ZHdK seit: 2006. Ausserberufliche Interessen:Golf und Pingpong. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt:die Institution. Was ich verän<strong>der</strong>n würde:die Verwaltung. Was ich mir für das <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>wünsche: Schabernack.8 91 Dominique Lämmli | 2 Christian Hübler | 3 Heiko Schmid | 4 BrNicht im Bild, aber im Team: Marcel Meury, Roberto Nigro, Gerald RRoberto NigroDozent, Wissenschaftlicher Mitarbeiteram Institut für Theorie. Beruf/Ausbildung:Philosoph mit PhD. An <strong>der</strong> ZHdK seit:2009. Ausserberufliche Interessen: wan<strong>der</strong>n,Kino, reisen. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: dievielen verschiedenen Lebensformen <strong>der</strong>Menschen. Was ich verän<strong>der</strong>n würde: … ichüberlege noch. Was ich mir für das <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>wünsche: mehr Kolleginnen und Kollegenkennenzulernen.Gerald RaunigDozent, Co-Leiter Vertiefung Theorie,Bachelor Medien & Kunst. Beruf/Ausbildung:habilitierter Philosoph, Buchautor,Kunsttheoretiker, Barpianist und Soulsänger.An <strong>der</strong> ZHdK seit: 2009. AusserberuflicheInteressen: keine. Was mir an <strong>der</strong> ZHdKgefällt: alles. Was ich verän<strong>der</strong>n würde: nichts.Was ich mir für das <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> wünsche: «In <strong>der</strong>Mitte <strong>der</strong> Kaskadentreppe steht eine


ubrikZett 3–13393 4 5 6 710 11igitte Dätwyler | 5 Erik Steinbrecher | 6 Cécile Wick | 7 Colin Guillemet | 8 Claudia Marina Christen | 9 Laura Arici | 10 Yvonne Wilhelm | 11 Ulrich Görlichaunig, Christoph Schenker, Giaco Schiesser, Ian Wooldridge.junge Frau. Ganz leise beginnt sie, aufihrem Saxofon eine unendlich sehnsüchtigeMelodie zu spielen. […] Ein Innehalten.Ein kleines Stück Glück.»Christoph SchenkerDozent, Leiter Institute for ContemporaryArt Research. Beruf/Ausbildung: lic.phil. I. An <strong>der</strong> ZHdK seit: Ewigkeit.Giaco SchiesserDozent Kultur- und Medientheorie, DirektorDepartement Kunst & Medien.Beruf/Ausbildung: Studium <strong>der</strong> Philosophie,Germanistik und Kulturwissenschaften.An <strong>der</strong> ZHdK seit: 1996. AusserberuflicheInteressen: diverse. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt:Diverses. Was ich verän<strong>der</strong>n würde: Diverses.Heiko SchmidUnterrichtsassistent Kunst- und Kulturtheorie.Beruf/Ausbildung: Kunsthistoriker.An <strong>der</strong> ZHdK seit: 2009. Ausserberufliche Interessen:Luftgitarre. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt:Artenschutz für bedrohte Existenzen.Was ich verän<strong>der</strong>n würde: Strukturen.Was ich mir für das <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> wünsche: Räume.Erik SteinbrecherDozent. Beruf/Ausbildung: Künstler, Dipl.Arch. ETH. An <strong>der</strong> ZHdK seit: 2008. AusserberuflicheInteressen: Familie. Was mir an <strong>der</strong>ZHdK gefällt: das breite Spektrum. Was ichverän<strong>der</strong>n würde: versuchen, die Strukturenzu vereinfachen. Was ich mir für das <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> wünsche: Übersichtlichkeit.Cécile WickDozentin. Beruf/Ausbildung: Künstlerin. An<strong>der</strong> ZHdK seit: 1992. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt:das vielschichtige Umfeld an Menschenund Aktivitäten. Was ich verän<strong>der</strong>n würde:vieles und mehr.Yvonne WilhelmDozentin. Beruf/Ausbildung: Künstlerin,Kommunikationsdesignerin, Medienkunst.An <strong>der</strong> ZHdK seit: 1998. Was mir an <strong>der</strong>ZHdK gefällt: kompetente, engagierte Kollegen.Was ich verän<strong>der</strong>n würde: etwas mehrPlatz und Respekt für die Arbeit <strong>der</strong>Dozierenden. Was ich mir für das <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>wünsche: interessante Kontaktflächen(-räume) zur Öffentlichkeit für die studierendenKünstlerinnen und Künstler.Ian WooldridgeUnterrichtsassistent. Beruf/Ausbildung:Künstler mit Nachdiplomstudium. An<strong>der</strong> ZHdK seit: 2013. Ausserberufliche Interessen:schwimmen, lesen und Musik hören.Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: die vielen nettenMenschen. Was ich verän<strong>der</strong>n würde: zukurz hier, um diese Frage beantwortenzu können. Was ich mir für das <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> wünsche:viel natürliches Licht.


Herzlichen Glückwunsch zum40Zett 3–13Leute35 Jahre/Weiss Robert Darstellende <strong>Künste</strong> und Film30 Jahre/Degen Johannes Musik /Grabowski Thomas Musik /Pachlatko-Barth Claudia Musik/Stierli Alex Services /Weilenmann Matthias Musik25 Jahre/Abegg Jürg Kulturanalysen und Vermittlung /Balogh Istvan Kulturanalysen und Vermittlung /CougilBenito Services /Dietlicher Christoph Design /Gill Brian Darstellende <strong>Künste</strong> und Film /Jenny CzernyGertrud Musik /Krüsi Elisabeth Design /Müllenbach Thomas Kunst & Medien /Roetschi AdalbertMusik /Rouilly Michel Musik /Schneiter Robert Services /Strub Hans-Jürg Musik /Wolf ConradinKulturanalysen und Vermittlung20 Jahre/Bellmont André Musik /Castellano Marco Services /Flaschberger Sabine Kulturanalysen und Vermittlung/Ganz Gorgi Bettina Rektorat /Gfeller Thomas Kulturanalysen und Vermittlung /Gröner UlrichMusik /Hahne Marille Darstellende <strong>Künste</strong> und Film /Heiligers Eckart Musik /Lanfranconi Jürg Musik/Racine Philippe Musik /Rosenast Evelyn Services /Suits Paul Musik /Tinguely Laurent Musik/Trösch Rainer Kulturanalysen und Vermittlung /Uhlmann Brigitte Darstellende <strong>Künste</strong> und Film/Wintsch Hermann Darstellende <strong>Künste</strong> und Film /Ziegler Matthias Musik /Zimansky Robert Musik/Zimmermann Laura Darstellende <strong>Künste</strong> und Film15 Jahre/Adolfsen Hans Musik /Bearth Regula Rektorat /Berger Christian Musik /Biesenben<strong>der</strong>Volker Musik /Buurman Gerhard Design /Castiglia Andrea Kulturanalysen und Vermittlung/Chtcherbakov Konstantin Musik /Cipriano Marilena Kulturanalysen und Vermittlung /Donath LehelMusik /Eberle Roland Design /Fromherz Karin Kulturanalysen und Vermittlung /Grab Christoph Musik/Haefele Hauser Kristin Kulturanalysen und Vermittlung /Hübler Christian Kunst & Medien /HuserDaniela Musik /Jancic Nevenka Services /Käch Markus Design /Matter Hansuli Design /MelissenJan Rektorat /Miolin An<strong>der</strong>s Musik /Nussberger Schnei<strong>der</strong> Sandra Darstellende <strong>Künste</strong> und Film/Profos Felix Musik /Sidler Natalia Ursina Musik /Sommer Irene Kunst & Medien /Wallfisch RaphaelMusik /Weber Barbara Darstellende <strong>Künste</strong> und Film /Widmer Ruedi Kulturanalysen und Vermittlung/Wilhelm Yvonne Kunst & Medien /Wüthrich Verena Musik


Zett 3–1341Dienstjubiläum10 Jahre/Bä<strong>der</strong> Peter Kulturanalysen und Vermittlung /Blume Johannes Michael Darstellende <strong>Künste</strong> und Film/Boldt Spinnler Fabienne Design /Burchard Nicole Services /Castellano-Di Stasio Teresa Services/Dengler Urs Musik /Denzler Marion Musik /Eichhorn Maria Kunst & Medien /Emmisberger BettinaKulturanalysen und Vermittlung /Feldman Jill Musik /Ferrari Domenico Musik /Filadoro Luigi Services/Filan Edina Services /Fluor Egloff Margrit Musik /Frei Sabine Design /Gürber Roovers CarolineServices /Heeb Niklaus Design /Heinzler Ulrich Musik /Hellinger Hansjörg Services /HerrmannClaire Musik /Herzog Peter Kulturanalysen und Vermittlung /Jaggi Ursula Musik /Kamel SaidaServices /Kinzler Burkhard Musik /Koch Franziska Kunst & Medien /Korshakova Nadezhda Musik/Kreysler Stefan Rektorat /Krusche Jürgen Kunst & Medien /Kunz Arlette Darstellende <strong>Künste</strong> undFilm /Majzik Viktor Services /Marti Susanne Design /Maurer Eva Darstellende <strong>Künste</strong> und Film/Michel Matthias Design /Moster Tobias Musik /Müller Christoph Design /Müller Francis Design/Pesse Florian Services /Rahimi Mohsen Kulturanalysen und Vermittlung /Regan David Musik/Rembold Magnus Design /Rodriguez Maria Jose Services /Rogger Basil Kulturanalysen undVermittlung /Röller Nils Kunst & Medien /Ruf Stefan Musik /Sandona Kilchsperger Birgit Services/Schacher Jan Musik /Schmid Mathias Services /Schmocker Lukas Darstellende <strong>Künste</strong> und Film/ Schnei<strong>der</strong> Nicole Design /Schuoler Pascale Kulturanalysen und Vermittlung /Schütt JohannesMusik /Spaar Gabriela Musik /Stahl Heiko Design /Stal<strong>der</strong> Felix Johann Kunst & Medien /SwanepoelCobus Musik /Theiler-Christener Ursula Darstellende <strong>Künste</strong> und Film /Trampe Tanja Kulturanalysenund Vermittlung /Walter Susanne Rektorat /Welti Simone Rektorat /Wettstein Martin Musik/Zimmermann Martin MusikDas jeweilige Dienstjubiläum setzt sich aus sämtlichen Anstellungsjahren beim Kanton Zürich zusammen.


42Zett 3–13LeuteFür einselbstkritischesKunstverständnisGerade in Zeiten, in denendie Kreativität zu einem gesellschaftlichenImperativgeworden ist, dürfen sich Kulturschaffendenicht mit denherrschenden Strukturen zufriedengeben,ist netzhdk-PräsidentSan Keller überzeugt. Erversteht netzhdk als Plattform,auf <strong>der</strong> künstlerische Berufsfel<strong>der</strong>neu verhandelt werdensollen. Ein Porträt vonSilvia Hofer*Als Präsident von netzhdk, <strong>der</strong> Alumni-Organisation<strong>der</strong> ZHdK, versuchtSan Keller die Studierenden <strong>der</strong> ZHdKdarin zu bestärken, sich mit den bestehendenFormaten zur Ausübung ihresBerufs auseinan<strong>der</strong>zusetzen. Für ihn istdie künstlerische Autonomie eines <strong>der</strong>wichtigsten Themen. Wer definiert ineinem städtischen Umfeld wie Zürich,in dem <strong>der</strong> Begriff «Kulturindustrie»oft Verwendung findet, das Bild <strong>der</strong> o<strong>der</strong>des Kulturschaffenden? Deren Positionin <strong>der</strong> hiesigen Kommunikations- undDienstleistungsgesellschaft ist ambivalent.Im Zentrum <strong>der</strong> ewigen Gegenwartangekommen, fehlt dem Künstler dieMacht. So wird er zum Instrument <strong>der</strong>Mächtigen.«Eis». Zeichnung von Rosalie Schweiker.Genau hinschauenAls Präsident von netzhdk o<strong>der</strong> als Dozentam Lehrstuhl für Architektur undKunst an <strong>der</strong> ETH Zürich interessierenden Künstler San Keller die Schnittstellenzwischen Kunst und Gesellschaft.Die Beziehungen zwischen Sen<strong>der</strong>inund Empfänger, Produzentin und Konsument,Lehrenden und Lernenden.In diesem Sinne interessiert natürlichauch, was mit Absolventinnen und Absolventen<strong>der</strong> ZHdK nach ihrem Abschlusspassiert. Werden sie durch die<strong>Hochschule</strong> befähigt, neue Strukturenzu kreieren o<strong>der</strong> die bestehenden Formatezu bedienen? Auf einer strukturellenEbene ist <strong>der</strong> Künstler hier auchan einer politischen Arbeit interessiert:Wie funktioniert die Kommunikationin einer Institution wie <strong>der</strong> ZHdK mitihren Schnittstellen zu Politik und Wirtschaft?Eine Ausstellung wird zum FilmIn seiner angewandten Praxis arbeitetSan Keller zurzeit an einem Film mitdem Titel «Disteli – Keller – Warhol».Eigentlich wurde er für eine Ausstellungim Kunstmuseum Olten angefragt. DieAusstellungsräume stehen jetzt aber leerund mit dem Ausstellungsbudget wirdein Film produziert. Dieser Film sollzeigen, wie Keller den museumseigenenWerkbestand von Martin Disteli gegenein Werk von Andy Warhol aus eineramerikanischen Sammlung tauscht.In allen seinen Rollen und Funktionenversteht sich San Keller als Botschafterfür ein selbstkritisches Kunstverständnis– mit neugierigem Blick in die Geschichteund die Zukunft.* Silvia Hofer ist Geschäftsleiterin von netzhdk(silvia.hofer@zhdk.ch).


HochschulversammlungZett 3–1343Die Rubrik Hochschulversammlung(HSV) bringt Gegebenheiten,Fragen und Positionenzur Sprache, die es aus Sicht<strong>der</strong> Mitwirkungsgremien wertsind, auch in erweiterter Rundediskutiert zu werden.Flexibilität undSicherheit, einWi<strong>der</strong>spruch?Dozierende und wissenschaftliche Mitarbeitendearbeiten gerne flexibel, denn nurmit flexiblen Arbeitszeitregelungen ist dieWeiterentwicklung <strong>der</strong> eigenen künstlerischenTätigkeit möglich. Oft genug sindaber die Erfor<strong>der</strong>nisse <strong>der</strong> Institution Schuleschwierig in Einklang zu bringen mit denBedürfnissen und Notwendigkeiten <strong>der</strong> freiberuflichenArbeit. Häufig müssen beruflicheZiele zugunsten <strong>der</strong> Lehre zurückgestelltwerden. So geht eine Anstellung an <strong>der</strong>ZHdK einerseits mit dem Verlust von Freiheiteinher, bedeutet an<strong>der</strong>erseits aber aucheinen Gewinn an Sicherheit, denn kantonaleGesetze und Verordnungen garantierengegenwärtig eine hohe Anstellungssicherheit.Zurzeit wird die Personalverordnung <strong>der</strong><strong>Zürcher</strong> Fachhochschule (PVF), welche dieArbeitsverhältnisse <strong>der</strong> Dozierenden und desMittelbaus regelt, aber revidiert.Für AnstellungssicherheitGrundsätzliches Ziel <strong>der</strong> Revision ist, dieQualität <strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong> Fachhochschule zustärken. Dies ist sicher <strong>der</strong> gemeinsame Nenneraller Beteiligten. Doch wenn es darumgeht, Massnahmen zu definieren, gehen dieMeinungen <strong>der</strong> Rektorenkonferenz und <strong>der</strong>Mitwirkungsgremien auseinan<strong>der</strong>. Währenddie Rektorenkonferenz die Anstellungsverhältnisseflexibilisieren möchte, pochen dieMitwirkungsgremien auf Anstellungssicherheit.Es mag zwar sein, dass man in seinerBegeisterung für die Arbeit kurzfristig bereitist, das Risiko einer unsicheren Anstellungauf sich zu nehmen. Langfristig und geradewenn für eine Familie gesorgt werden muss,ist die Anstellungssicherheit jedoch ein zentralerFaktor für die Arbeitszufriedenheit.Klare SpielregelnWenn kleine Pensen in einer grossen Bandbreiteschwanken o<strong>der</strong> Anstellungen je<strong>der</strong>zeitbeendet werden können, weil sie befristetverfügt wurden, schadet die daraus entstehendeVerunsicherung sowohl <strong>der</strong> Lehrewie auch <strong>der</strong> persönlichen künstlerischenArbeit. Um das Engagement an <strong>der</strong> SchuleSollen die Geleise für zukünftige Anstellungsverhältnisse so (um)gebaut werden?und in eigenen künstlerischen Projektenproduktiv zu verbinden, sind gesicherteRahmenbedingungen und klare Spielregelnnötig, auf die man sich verlassen kann. AuchDozierende mit kleineren Beschäftigungsgradenbrauchen feste, gesicherte Pensen,um die berufliche Praxis nutzbringend mit<strong>der</strong> Lehre verknüpfen zu können. Deshalbtritt die Hochschulversammlung für Flexibilitätohne Verzicht auf Sicherheit ein undbesteht generell auf unbefristeten öffentlichrechtlichenAnstellungsverhältnissen miteinem garantierten Beschäftigungsgrad.(Lucia Degonda)What’s up?Senat: Neu wurden Ueli Gasser (DepartementMusik) in den Senatsvorstand undBarbara Weber (Departement Darstellende<strong>Künste</strong> und Film) zur ZHdK-Kontaktpersondes fh-zh, des Verbands <strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong> Fachhochschuldozierendenund WissenschaftlichenMitarbeitenden, gewählt. WerdetMitglied im fh-zh! Je mehr Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong>Berufsverband hat, desto glaubwürdigerkann er unsere Interessen vertreten. Und:Seit Kurzem profitieren fh-zh-Mitglie<strong>der</strong>von einer Rechtsschutzversicherung, dieauch arbeitsrechtliche Probleme abdeckt.www.fh-zh.chMittelbaurat: Die Angestellten des Mittelbaushaben an ihrer Vollversammlung imNovember klar festgehalten, dass sie eineStreichung <strong>der</strong> Lunch-Checks im <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong>nur akzeptieren werden, wenn die Kapazität<strong>der</strong> internen Verpflegungsstätten tatsächlichausreicht. Im Hintergrund laufen <strong>der</strong>zeitintensive Gespräche auf allen Ebenen. Zudembeobachtet <strong>der</strong> Mittelbaurat aufmerksamdie Entwicklung des Laufbahnmodells fürAssistierende, nachdem er erste Erfahrungsberichtevon <strong>der</strong> Basis zur Kenntnisgenommen hat.SturZ: Liliane Koch (Departement Darstellende<strong>Künste</strong> und Film) wurde vom SturZ-Vorstand als Nachfolgerin von Timo Krstinfürs Präsidium gewählt. Weiter wurde <strong>der</strong>Leitfaden für Projekteingaben revidiert, eskönnen wie<strong>der</strong> Anträge zur finanziellenUnterstützung eingegeben werden. SturZerfreut sich einer wachsenden Präsenz unterStudierenden und wird demnächst mit einemneuen Auftritt (Logo, Homepage) für mehrTransparenz und Interaktion sorgen.Verantwortlich für die Rubrik HSV: Lucia Degonda(HSV), Fernando Scarabino (SturZ), MartinZimmermann (MBR)


44Zett 3–13Leute / AuszeichnungenNeu an <strong>der</strong> ZHdKDie ZHdK vergibt den Absolventinnen undAbsolventen <strong>der</strong> Bachelor-Studiengängeeinen mit 5000 Franken dotierten För<strong>der</strong>preisje Studiengang. Im Bachelor Musikwurde das Gemeinschaftsprojekt «AnnA.Vom Gegensatz zum Einklang» ausgezeichnet.Damit gelang es Anna Gschwend undAnna Tuena auf exemplarische Weise, diein ihren Klangeigenschaften und Ausdrucksweisensehr unterschiedlichen HauptfächerGesang und Schlagzeug überzeugend zusammenzuführen.Der För<strong>der</strong>preis soll die Preisträgerinnenund Preisträger im weiteren Studium unterstützenund herausragende Arbeiten sichtbarmachen. Die Gewinnerinnen und Gewinner<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Bachelor-Studiengänge wurdenbereits im «Zett» 2–2013 genannt. (red)Ab 1. April 2014 wird Ranko Markovic alsneuer Leiter des Bachelors Musik (Klassik)und als Co-Profilleiter Klassik an <strong>der</strong> ZHdKtätig sein. Ranko Markovic, geboren 1957,hat am Mozarteum Salzburg, an <strong>der</strong> Franz-Liszt-Musikakademie in Budapest, amTschaikowsky-Konservatorium Moskau undin London studiert und ist kammermusikalischund solistisch als Pianist weltweit aktiv.Von 1995 bis 2000 leitete er das künstlerischeBasisstudium am Bruckner-KonservatoriumLinz, von 1999 bis 2004 war er im MagistratWien zuständig für Lehrpläne, Personalentwicklung,Verwaltung und Budget <strong>der</strong>Musiklehranstalten in Wien, und seit 2004hat er die künstlerische Geschäftsführungund die künstlerische Leitung <strong>der</strong> KonservatoriumWien Privatuniversität inne. Er istseit 2011 Vorstandsmitglied des GustavMahler Jugendorchesters, seit 2010 Jurymitglied<strong>der</strong> BBVA Foundation Frontiers ofKnowledge Awards und war mehrmalsJuryvorsitzen<strong>der</strong> beim Wettbewerb EurovisionYoung Musicians <strong>der</strong> EuropeanBroadcasting Union Wien.Ranko Markovic wird die Stelle als Nachfolgervon Cobus Swanepoel antreten, <strong>der</strong>seinerseits Johannes Degen als Leiter MasterMusic Performance und Master SpecializedMusic Performance nachfolgen wird.ZHdK-För<strong>der</strong>preis:Bachelor MusikJames DysonAward für IndustrialDesignerDrei Studierende <strong>der</strong> Vertiefung IndustrialDesign – Joël Bela Bourgeois, Milan Rohrerund Patrick Heutschi – haben den mit3000 Franken dotierten nationalen JamesDyson Award 2013 gewonnen. Der Preiswird an Designer und Ingenieure in Ausbildungvergeben, <strong>der</strong>en Ideen und KreativitätMehrwert für künftige Generationenschaffen. Die drei Jungdesigner habenausgehend von einem Unterrichtsprojekteine Neuinterpretation des Sicherheitsgurtskonzipiert und damit die Jury überzeugt: Eindrehbares Magnet im Schloss des Gurts undein Schnappmechanismus ermöglichen neueBewegungsfreiheit, einfache Handhabungund bieten vor allem mehr Sicherheit fürKin<strong>der</strong>. Es lohnt sich, im Alltag ganz genauhinzuschauen und Bewährtes zu überdenken!(Cyril Kennel)«Nachtschichten»:beste News-App<strong>der</strong> Schweiz 2013Die iPad-App «Nachtschichten», produziertvon Studierenden <strong>der</strong> Vertiefung Cast/AudiovisuelleMedien im Bachelor Design wurdemit dem Best of Swiss Apps Award 2013 inGold in <strong>der</strong> Kategorie News ausgezeichnet.«Nachtschichten» setzte sich gegen dieNews-App <strong>der</strong> Aargauer Zeitung (Silber) unddie App «NZZ.ch für das iPhone» (Bronze)durch. Die iPad-App «Nachtschichten»porträtiert in einem Videomagazin siebenPersonen, die ihre Arbeit nachts in Zürichausüben – vom Feuerwehrmann bis zur Tänzerin.«Das Magazin ist in allen Bereichenattraktiv und für den Benutzer intuitiv undselbsterklärend. Die App zeigt ein zukunftsweisendesFormat », so die Fachjury. DieApp-Inhalte wurden produziert von denStudierenden Marwan Abdalla, ThomasBalmer, Nadim Elhady, Raffael Greminger,Tamar Hächler, Beat Krapf, Angelo Mabelliniund Stephanie Tresch. Betreut wurdensie von Nico Lypitkas (Projektleitung), EricAndreae (Assistenz) und den DozierendenUlrike Beling, Marc Lepetit und Nina Thoenen.Gesamtleiter des Projekts war <strong>der</strong> Leiter<strong>der</strong> Vertiefung Cast/Audiovisuelle MedienMartin Zimper.«Nachtschichten» wird gratis im iTunes App Storezum Download angeboten.WettbewerbserfolgeMusikJoel von Lerber, Harfenstudent von SarahO‘Brien, hat am Louis Spohr Wettbewerb inKassel den 1. Preis und den Publikumspreisgewonnen.Musikdozent See Siang Wong hat für seinneustes Schubert-Album, das unter an<strong>der</strong>emdie Impromptus und die A-Dur Sonate D 664enthält, einen Golden Label Award erhalten.Der renommierte Klassikpreis aus Belgienwird von einer unabhängigen Expertenjuryverliehen und ist ein Äquivalent zum deutschenMusikpreis Echo.Das Trio Van Baerle mit Gideon den Her<strong>der</strong>,<strong>der</strong> bis vor einem Jahr Violoncellostudentvon Thomas Grossenbacher war, hat am62. ARD-Musikwettbewerb den 2. Preisgewonnen. Nach einer Vorauswahl haben 222junge Instrumentalistinnen, Instrumentalistenund Ensembles aus 37 Län<strong>der</strong>n teilgenommen.


VeranstaltungenZett 3–1345Talkhon Hamzavis an <strong>der</strong> ZHdK produzierterDiplomfilm «Parvaneh» mit <strong>der</strong> Musik desKommilitonen Dominik Blumer (Studium<strong>der</strong> Vertiefung Komposition für Film, Theaterund Medien bei André Bellmont) wurdeerneut prämiert. Ihm wurde in Berlin <strong>der</strong>First Steps Award für den besten Kurzfilmverliehen (siehe Kurzmeldung zu «Parvaneh»).(dhu)OrchesterstellenMusikDuncan McTier, das Probespiel für die Stelleals Solobassist im Orchester MusikkollegiumWinterthur gewonnen. (dhu)«Parvaneh»und «Neuland»räumen abund stellt ihm Hector Berlioz’ «Harold enItalie» (Soloviola: Lawrence Power) zurSeite. (dhu)OrchesterkonzertDonnerstag, 13. Februar, 19.30 Uhr, Tonhalle ZürichEine Veranstaltung des MusikkollegiumsWinterthur. Ticketpreise und Vorverkauf:www.musikkollegium.chJazz & Pop OutputFestival ZHdK 2014Kateryna Timokhina (Bild) startete alsJungstudentin bei Rudolf Koelman und hatnun das Probespiel für die 1. Violine Tuttiin <strong>der</strong> Südwestdeutschen PhilharmonieKonstanz gewonnen.Der Schlagzeuger Lukas Gamper, Studentvon Klaus Schwärzler, hat das Probespielfür die Akademie an <strong>der</strong> PhilharmoniaZürich (vormals Orchester <strong>der</strong> Oper Zürich)gewonnen.Mirei Arai, Studentin für Klavierkammermusikbei Hartmut Höll, hat das Probespielfür Korrepetition am internationalen Opernstudio<strong>der</strong> Vlaamse Opera in Gent (Belgien)gewonnen.Daniel Hofer, Posaunen-Alumnus vonDavid Bruchez, hat das Probespiel für dieBassposaunen-Stelle im Qatar PhilharmonicOrchestra gewonnen.Manuel Beyeler, <strong>der</strong> im Juni sein SolistendiplomFagott bei Giorgio Mandolesi abgeschlossenhat, tritt nach gewonnenemProbespiel die Stelle als Kontrafagottist imBerner Symphonieorchester an.Der Trompeter Alessandro Chiavetta,Klasse Frits Damrow, wurde Zweiter beimKiwanis-Musikpreis 2013 und gewann zudemdas Probespiel bei <strong>der</strong> Tampere Filharmoniain Finnland.Bereits im Februar 2012 hat Kristof AttilaZambo, bis 2012 Kontrabass-Student beiFirst-Steps-Preisträgerinnen und -träger (vonlinks): Talkhon Hamzavi, Gabriela Betschart, AnnaThommen, Rosa von Praunheim, Cosima Degler,Barbara Ott, Jöns Jönsson, Tobias Haase.First Steps gehört zu den wichtigstenWettbewerben für den Filmnachwuchsim deutschsprachigen Raum. In <strong>der</strong> KategorieKurzfilm überzeugte einmal mehr<strong>der</strong> preisgekrönte Film «Parvaneh» (2012)von Talkhon Hamzavi. In <strong>der</strong> KategorieDokumentarfilm erhielten Anna Thommen(Regie) und Gabriela Betschart (Kamera)den ersten Preis für ihre Arbeit «Neuland»(2013). Ihre Erfolgsserie war damit aber nochnicht beendet: Anna Thommen durfte am9. Zurich Film Festival den Hauptpreis desDokumentarfilmwettbewerbs Deutschland,Österreich, Schweiz entgegennehmen. ( jhu)VereinigtesOrchesterkonzert«Sacre»Igor Strawinskys «Le sacre du printemps»ist wohl eines <strong>der</strong> sinfonischen Werke, dieman mindestens einmal im Leben im Konzertsaalerleben sollte. Das ursprünglichfür Djagilews Ballets Russes geschaffeneWerk machte bei seiner Uraufführung 1913Furore und wurde als «eine Explosion <strong>der</strong>Gegenwart» beschrieben. Die Kompositionmit exzessiven Rhythmen und repetitiverurtümlicher Energie hat bis heute nichtsvon ihrer packenden Dramatik verloren. DasOrchester <strong>der</strong> ZHdK interpretiert das Werkunter <strong>der</strong> Leitung von Douglas Boyd zusammenmit dem Musikkollegium WinterthurDer Countdown zur letzten Saison im MusikklubMehrspur an <strong>der</strong> Waldmannstrasse läuft!Vor dem Umzug ins <strong>Toni</strong>-<strong>Areal</strong> im September2014 wird <strong>der</strong> Standort Waldmannstrassenoch ein paar Monate mit grossen Konzerten,Jam und Late Nights gebührendgefeiert. Der Januar steht ganz im Zeichendes grossen Semesterfinales <strong>der</strong> Jazz- undPopstudiengänge <strong>der</strong> ZHdK. Gegen vierzigBands werden an sechs Januarnächten einmusikalisch hochstehendes und vielseitigesProgramm präsentieren – die Jazz- und Popstudierenden<strong>der</strong> ZHdK präsentieren sichund ihre Arbeit des letzten Studiensemestersin verschiedenen Themen-Bandworkshops.(Oliver Cornelius)Musikklub Mehrspur, Waldmannstrasse 12, Zürich(oberhalb des Bellevue). Eintritt frei, Kollektewww.mehrspur.chProgrammhighlightsDonnerstag, 9. Januar, 18.30 Uhr: ChrisWiesendanger Trio, Workshop The Musicof Pat Metheny, Vocal Impro u. a.Freitag, 10. Januar, 18.30 Uhr: ZHdK Big Band,Mo<strong>der</strong>n Hammond B3, The Music of TheloniousMonk u. a.Samstag, 11. Januar, 18.30 Uhr: Latin Jazz, TheMusic of Antonio Carlos Jobim, Remember This?u. a.Donnerstag, 16. Januar, 18.30 Uhr: Bachelor JazzEnsembles, Jazz Language u. a.Freitag, 17. Januar, 18.30 Uhr: Toto Live, Popidole– Queen, Pop History 50s & 60s u. a.Samstag, 18. Januar, 18.30 Uhr: Muse, Dirty Loops,Dance House u. a.


46Zett 3–13Mit einer Klasse <strong>der</strong> Tanz Akademie Zürich: Bundesrat Johann Schnei<strong>der</strong>-Ammann (rechts), Bildungsdirektorin Regine Aeppli und ZHdK-RektorThomas D. Meier. Foto: Johannes DietschiBundesrat Schnei<strong>der</strong>-Ammann an <strong>der</strong> ZHdKHoher Besuch an <strong>der</strong> ZHdK: Am 9. Septemberwar Bundesrat Johann Schnei<strong>der</strong>-Ammann an <strong>der</strong> Gessnerallee zu Gast. DerBildungsminister diskutierte interessiertmit Regierungsrätin Regine Aeppli, RektorThomas D. Meier, Departementsleitern undDozierenden über Lehre, Forschung undBeson<strong>der</strong>heiten einer Kunsthochschule.Unter an<strong>der</strong>em erkundigte er sich danach,was die ZHdK vom Bund erwarte. Dabeikam auch die Genehmigung des Bachelorsin Contemporary Dance zur Sprache.Der Bundesrat, dem das Staatssekretariatfür Bildung, Forschung und Innovationuntersteht, zeigte sich beeindruckt von denLeistungen <strong>der</strong> ZHdK und den Erfolgen <strong>der</strong>Studierenden und dankte für den «aussergewöhnlichenWochenstart». Tänzerisch,musikalisch und filmisch umrahmt wurde<strong>der</strong> Anlass von Studierenden. Im Anschlussan die zweistündige Veranstaltung tauschtesich Bundesrat Schnei<strong>der</strong>-Ammann mit dem<strong>Zürcher</strong> Regierungsrat aus. (Aline Tannò)Finnische First Lady zu BesuchAm 16. Oktober galt an <strong>der</strong> Ausstellungsstrasseund im Florhof <strong>der</strong> Ausnahmezustand.Nach intensiver Vorbereitung undunter grossem Sicherheitsaufgebot wurdennachmittags Jenni Haukio, die finnischeFirst Lady, und Sidonia Maurer, Tochtervon Bundespräsident Ueli Maurer, feierlichempfangen. Nach einem musikalischen Gruss,dargeboten von <strong>der</strong> finnischen StudentinLeena Aho, führte Michael Eidenbenz,Direktor des Departements Musik und stellvertreten<strong>der</strong>Rektor <strong>der</strong> ZHdK, die Gäste ineine Probe des Kammerorchesters <strong>der</strong> ZHdKunter Leitung von Werner Ehrhardt. UnterPolizeischutz brausten sie anschliessend imKonvoi zur Ausstellungsstrasse. Dort führteAngeli Sachs, Kuratorin des Museum fürGestaltung, durch die Ausstellung «MartinParr – Souvenir». Die Besucherinnen undBesucher zeigten sich sehr interessiert unddiskutierten rege über die vielschichtigenFotografien. Im Anschluss besuchten dieGäste Karin Seilers Lektion <strong>der</strong> VertiefungScientific Visualization im Bachelor Design,in <strong>der</strong> die Studierenden an einer Körperstudiearbeiteten. Dank dem grossen Einsatz zahlreicherZHdK-Mitarbeiten<strong>der</strong>, insbeson<strong>der</strong>eauch des Hausdienstes, <strong>der</strong> alles auf Hochglanztrimmte, verlief <strong>der</strong> wichtige Anlasserfolgreich und vollkommen reibungslos.(Aline Tannò)Finnlands First Lady, Jenni Haukio, wird im Florhof begrüsst von Cobus Swanepoel, Leiter Bachelor Musik(rechts), Michael Eidenbenz, stellvertreten<strong>der</strong> Rektor <strong>der</strong> ZHdK, und Ursula Akmann, Leiterin Generalsekretariat<strong>der</strong> ZHdK. Foto: Johannes Dietschi


VermischtesZett 3–1347Hier gibts leuchtendeT-Shirts!Die neunte Folge Junior Design des DepartementsDesign hatte im Sommer nebst120 Juniordesignerinnen und -designernzwischen 12 und 16 Jahren noch zwei weitere,ganz beson<strong>der</strong>e Gäste. Tim und Lia warendie ganze Woche als rasende Jungreportermit grösster Aufmerksamkeit unterwegsdurch die acht verschiedenen Kurse. IhreEindrücke hielten die beiden in Form vonmehreren Minireportagen und Interviewsfest. Während ihrer Tour durch die Workshopserhielten sie viele überraschendeEinblicke: Tim war schwer beeindrucktvon <strong>der</strong> experimentierfreudigen Truppeim Workshop <strong>der</strong> Vertiefung InteractionDesign, von <strong>der</strong>en blinkenden T-Shirts undMassiersohlen sprach er noch Tage später.Lia gefiel das Angebot <strong>der</strong> Vertiefung VisuelleKommunikation sehr gut. Ein persönlichesLogo in nur wenigen Tagen entstehenzu lassen ist in ihren Augen eine richtigeMeis terleistung und fast spannen<strong>der</strong> als <strong>der</strong>Unterricht in ihrer Schule. (Flurina Gradin)10. Ausgabe Junior Design: 14.–18. Juli 2014Informationen und Anmeldung:junior.zhdk.chReportagen:www.facebook.com/juniordesigndepartementKonzert«Et exspecto …»Foto: Daniela HuserArc-en-Ciel, das ZHdK-Ensemble für zeitgenössischeMusik, präsentiert in seinemFrühlingskonzert unter <strong>der</strong> Leitung vonWilliam Blank ein eindrückliches Programm.Olivier Messiaens «Et exspecto resurrectionemmortuorum» gleicht in seiner vitalenKlanglichkeit einem Gebirgszug, von dem ausBlicke in Tiefen und Höhen menschlichenDaseins und dessen Abgründe zu erlebensind. Igor Strawinskys Bläsersinfonien(«Symphonies d’instruments à vent») sindeinem <strong>der</strong> grössten Klangkomponisten <strong>der</strong>abendländischen Musik, Claude Debussy,in memoriam gewidmet. Beide Stücke vermeidendas Hinzufügen von Streichinstrumenten,was eine herbe, kraftvolle und vomAtem geprägte Musiksprache erzeugt. Was,wenn <strong>der</strong> Atem den Ton nicht mehr trägt?Was, wenn dessen natürliches Strömen durchTakt- und Rhythmuswechsel zerschnittenwird? Zwischen den beiden unergründlichenKlangskulpturen erklingt das «StreichquartettNr. 8» von Dmitri Schostakowitsch, das<strong>der</strong> Opfer des Zweiten Weltkriegs gedenkt.Ein Programm, das neben Schrecken undEndlichkeit auch Formen des Überlebens,<strong>der</strong> Hoffnung und des Bleibenden anklingenlässt. (dhu)Konzert Arc-en-CielFreitag, 28. März, 20 Uhr, Predigerkirche, Zürichwww.zhdk.ch/aec3Digital Learningan <strong>der</strong> ZHdKSeit Herbst steht <strong>der</strong> ZHdK im Bereich desOnlinelernens mit dem Digital-Learning-Portal (www.digitallearning.zhdk.ch) eineneue Plattform zur Verfügung. Erstmalswerden die Aktivitäten aller Departementeim Bereich E-Learning mittels eines Portalsstrukturiert und koordiniert. Das Portalumfasst einen öffentlichen und eineninternen Bereich. Alle Kursinhalte und <strong>der</strong>Umgang mit den spezifischen Lernplattformensind geschützt. Die Benutzerinnenund Benutzer müssen sich jedoch nur einmaleinloggen, um auf alle Angebote zugreifenzu können. Nebst einem Überblick über dieentsprechenden Angebote (nach Kursen,Themen und Dozierenden geglie<strong>der</strong>t) bietet<strong>der</strong> öffentliche Teil des Portals auch allgemeineInformationen zu Digital Learning,E-Didaktik, E-Teaching und so weiter. Zudemwerden zentrale Begriffe des internetbasiertenLehrens und Lernens erläutert sowieMöglichkeiten des Einsatzes von E-Learningaufgezeigt und mit Best-Practice-Beispielenergänzt. (Willi Derungs)Kontakt: Digital Learning Team DepartementMusik, support.digitallearning@zhdk.chSchild dirdeine Meinung!Mit Schil<strong>der</strong>n aus Kapa-Leichtstoffplatten,selbst gelaserten Buchstabenschablonen ausKunstglas und 14 verschiedenen Symbolstempelnhaben vier Studierende (MarielleRoth, Christian Pfeifer, Dennis Schärer undPhilippe Stauffacher) aus dem StudiengangMaster Design, Vertiefung Ereignis, mithilfeeines Teams von kunst- und designaffinenZHdK-Studierenden am Zürich Openairinterveniert. Unter dem Namen Behördefür demonstrative Angelegenheiten errichtetendie Studierenden eine Druckstationund boten den Festivalbesuchenden gratisdie Möglichkeit, sich mit einem individuellangefertigten Schild frei auf dem Gelände zuäussern. Ziel <strong>der</strong> Aktion war es, den Dialogund die Interaktion am Zürich Openair zuför<strong>der</strong>n. Egal ob Grüsse, Flirts, Protesteo<strong>der</strong> Wünsche – die insgesamt 1000 Schil<strong>der</strong>waren beliebt und medienwirksam:Viele Besucherinnen und Besucher habenfür die Partypose ihr Schild mit aufs Bildgenommen. Weil die Aktion einlädt, dieeigene Meinung zu äussern und politischaktiv zu werden, plant die Masterklasse eineWie<strong>der</strong>holung. Am 1. Mai könnten wie<strong>der</strong>Schil<strong>der</strong> im Umlauf sein. Schild dir deineMeinung! (Philippe Stauffacher)


48Zett 3–13Aus <strong>der</strong> Ausstellung «It is all in the detail.»: TobiasSpichtig, Iconographic Meltdown/Iceberg: Video,14 min, 2012. Foto: Viktor Kolibàl, KunsthausBasellandDie Unerträglichkeit<strong>der</strong> SchärfeImmer mehr Pixel: Kino und Fernsehensollen noch schärfer werden. Die Stichwörterhierzu sind 4K und UHD (Ultra-HighDefinition). Für die Filmschaffenden stelltsich die Frage, inwiefern sich die hyperrealeBil<strong>der</strong>welt auf ihre Arbeit auswirkt.Das Institute for the Performing Arts andFilm (IPF) widmet sich diesem Thema ineinem aktuellen Forschungsprojekt. In engerZusammenarbeit mit <strong>der</strong> Fachrichtung Film<strong>der</strong> ZHdK und Firmen <strong>der</strong> Audiovisionsbrancheentstand im Sommer <strong>der</strong> Kurzfilm «Dieroten Schuhe» <strong>der</strong> Bachelor-AbsolventinAurora Vögeli. Die freie Interpretation desMärchens von Hans Christian An<strong>der</strong>senwurde vollständig im 4K-Verfahren gedrehtund verarbeitet. Der Film dient als Ausgangslagefür die Auseinan<strong>der</strong>setzung mitVerän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Produktionsästhetikim digitalisierten Kino und wurde an <strong>der</strong>vom IPF organisierten Tagung «Die Unerträglichkeit<strong>der</strong> Schärfe – Filmgestaltungmit hochauflösenden Bil<strong>der</strong>n» im Herbsterstmals gezeigt. (Christian Iseli)www.zhdk.ch/filmwissenDreharbeiten zu «Die roten Schuhe»:Balletttänzerin Donna-Mae Burrows undKameramann Tom Keller.Hildean <strong>der</strong> Sihl 2013«Hilde» hat 2013 zum dritten Mal stattgefundenund sich grösser und vielfältigergezeigt denn je. Das von Studierenden desMasters und Bachelors Theater <strong>der</strong> ZHdKorganisierte Festival präsentierte im Oktoberauf <strong>der</strong> Bühne A des Theaters <strong>der</strong> <strong>Künste</strong>und im Perla-Mode zehn Produktionen ausden Theaterhochschulen und -universitäten<strong>der</strong> Städte Bern, Giessen, Hildesheim undZürich. Als Festivalzentrum hat das Perla-Mode zur guten Stimmung beigetragen.Neben den vielseitigen Inszenierungen undPerformances wurde <strong>der</strong> Austausch zwischenden jungen Theaterschaffenden durch Workshopsund tägliche Nachgesprächsrundenweiter vertieft. Die Organisatorinnen undOrganisatoren blicken zurück auf eineWoche mit vielen Gästen, tollen Gesprächenund Diskussionen, neuen Theatererlebnissenund Kontakten sowie viel Inspiration.(Magda Drozd, Lea Schregenberger)Blick vom Grossenauf das Kleine«It is all in the detail.» lautete <strong>der</strong> Titel einerAusstellung mit Arbeiten von 22 Studierendenund Alumni des Master-StudiengangsFine Arts im Kunsthaus Baselland im vergangenenSommer und Herbst. Kuratiert wurdedie Ausstellung von Sabine Schaschl, es warihre letzte als Direktorin an diesem Haus.Im begleitenden Katalog begründet sie dieWahl des Titels wie folgt: «Die Auseinan<strong>der</strong>setzungmit Kunst ist ein Prozess, ausgelöstvon Detailfragen und <strong>der</strong>en Auffächerung,welche sich zu einem grossen Gesamtbildfügen können. Sowohl in <strong>der</strong> künstlerischenTätigkeit als auch in <strong>der</strong> Rezeption vonKunst eröffnet das genaue Hinsehen undAusformulieren von Fragen und Beobachtungendie Möglichkeit einer umfassendenKunsterkenntnis. ‹It is all in the detail.› isteine Auffor<strong>der</strong>ung, genau hinzusehen undsich mit <strong>der</strong> Kunst auseinan<strong>der</strong>zusetzen. ‹Itis all in the detail.› ist aber auch eine Feststellungund Erkenntnis. ‹It is all in the detail.›spielt mit <strong>der</strong> Wahrnehmung und blickt vomGrossen auf das Kleine, von <strong>der</strong> Konzeption<strong>der</strong> Werke auf <strong>der</strong>en Umsetzung und wie<strong>der</strong>zurück.» Der Katalog zur Ausstellung ist alsBand 1 <strong>der</strong> Schnellen Reihe des DepartementsKunst & Medien beim Verlag Scheidegger &Spiess erschienen. (Ulrich Görlich)Ulrich Görlich, SabineSchaschl (Hg.): It is allin the detail. Eine Publikationmit Studierendenund Alumni des MasterFine Arts <strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong><strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> <strong>Künste</strong>.Scheidegger & Spiess,Zürich 2013. 156 Seiten,Deutsch/Englisch,34 CHF/29 EUR.


VermischtesZett 3–1349Feldforschungin AngolaFilmen finden sich im Katalog auch Textevon Style & Design-Dozierenden und eineListe von Unternehmungen von Absolventinnenund Absolventen von Style & Design.Die Gestaltung und die Bildredaktion desKatalogs lagen in den Händen von MajaSiebrecht, langjährige Assistentin von Style &Design. Viel Spass beim digitalen Blättern!(Katharina Tietze)Design am Bau beiPricewaterhouse-CoopersIm September wurde das Design-am-Bau-Projekt von Jasmin Baumann am SchweizerHauptsitz des Unternehmens PricewaterhouseCoopers(PwC) offiziell eingeweiht.Jasmin Baumann ist Absolventin des MastersDesign <strong>der</strong> ZHdK und hat das Projekt imSommer in Zusammenarbeit mit dem MasterDesign und PwC entwickelt.Die Arbeit besteht aus einer räumlichgesetzten Bildcollage einer Fantasiepflanze,die im lichtdurchfluteten Atrium von PwCin Oerlikon von Plug-in zu Plug-in wächst.Sie verbindet Raum mit Natur und vermittelteinen künstlichen, aber natürlich wirkendenexotischen Eindruck, <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> bestehendenArchitektur in Beziehung tritt. Indemdie Autorin die Natur <strong>der</strong> Aussenwelt inden Innenraum des Atriums holt, ist es ihrgelungen, eine imaginäre Geschichte in <strong>der</strong>geschlossenen Welt zu erzählen. BaumannsArbeit zeigt, dass Design mehr ist als nurformale Gestaltung; Design kann durch eineästhetische Positionierung eine emotionalemit einer gehaltvollen Botschaft verbinden.(Michael Krohn, Karin Zindel)Forschungsteam (von links): Mandu dos Santos,Francis Müller, Edson Masunda, ein nicht amProjekt beteiligter Student, Lucio Ruben, ZinaidaRuth Maindo, Luis Pedro Matias, Kondonge deJesus Bernardo (vorne), Geoft Elizeu und BittenStetter.Die Modedesignerin Bitten Stetter und<strong>der</strong> Religionssoziologe Francis Müller, diebeide im Departement Design dozieren,haben gemeinsam mit <strong>der</strong> Fotografin FlurinaRothenberger im Rahmen des Projekts«GloCal» des Departements Design währendeines Monats ethnografische Feldforschungin <strong>der</strong> angolanischen Hauptstadt Luandabetrieben. Der Fokus ihrer Untersuchungrichtet sich auf kreative Techniken imUmgang mit körperlichen Versehrungen.Die Tretminen, die im fast dreissigjährigenBürgerkrieg in Angola exzessiv eingesetztwurden, haben zu einer hohen Präsenz vonkörperlich Behin<strong>der</strong>ten im angolanischenAlltag geführt. Die gesammelten Ergebnissefliessen in eine multimediale Wechselausstellungein. Es ist geplant, diese in <strong>der</strong> Schweizsowie in Angola und Deutschland zu zeigen.(Francis Müller)Design am Bau: ZHdK-AbsolventinJasmin Baumann gestaltete das Atrium von PwCin Oerlikon. Foto: Johannes DietschiStyle & Designwird zehnAus <strong>der</strong> Fülle an Unterrichtsprojekten, dieseit 2003 in <strong>der</strong> Vertiefung Style & Designim Bachelor Design entstanden sind, hat dasTeam von Style & Design unter http://10jahre.styleanddesign.ch einen digitalen Katalogzusammengestellt. Das Porträt <strong>der</strong> Studienvertiefungveranschaulicht den Anspruch,konzeptionell, kritisch und lustvoll im weitenFeld des Designs zu agieren. Kapitel wie«Raus aus <strong>der</strong> Nische», «Über den Alltag»o<strong>der</strong> «Ab in die Zukunft» zeigen exemplarischeArbeiten, die im letzten Jahrzehntentstanden sind. Neben vielen Bil<strong>der</strong>n und


50Zett 3–13Impressum / Carte blancheDas «Unabgegolteneim Vergangenen»In <strong>der</strong> renommierten Buchreihe <strong>der</strong> «NeuenZeitschrift für Musik» des Schott-Verlagsist im Frühjahr 2013 das Buch «Transformationen:Zum Werk von Klaus Huber»,herausgegeben von Jörn Peter Hiekel undPatrick Müller, erschienen (ISBN 978-3-7957-0823-8). Das Buch, das auf ein Symposiumim März 2010 an <strong>der</strong> ZHdK zurückgeht,stiess auf viel positive Resonanz und darf alswichtiger Beitrag zur Auseinan<strong>der</strong>setzungmit Huber gelten. «Es war überfällig», urteiltDirk Wieschollek in seiner Rezension in<strong>der</strong> «Schweizer Musikzeitung» (September2013). Hubers Motto, das «Unabgegoltene imVergangenen» zu thematisieren, zeigt sich,wie <strong>der</strong> Rezensent hervorhebt, als eines <strong>der</strong>Leitmotive dieses aufwendig gestaltetenBuches. (dhu)Impressum«Zett», das Magazin <strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong><strong>Künste</strong>, erscheint dreimal jährlich (Mai, September,Dezember).Herausgeberin: <strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> <strong>Künste</strong>,<strong>Zürcher</strong> FachhochschuleRedaktion: Heike Pohl (hpo, Leitung), CarolineSüess (csü), HochschulkommunikationLektorat: Lektorama ZürichRedaktionsteam: Eva Brüllmann (ebr), Services,Barbara Draeyer (bdr), Kunst & Medien, DanielaHuser (dhu), Musik, Elisabeth Krüsi (ekr), Design,Judith Hunger ( jhu), Darstellende <strong>Künste</strong> und Film,Janine Schiller ( jsc), Kulturanalysen und Vermittlung,Leona Veronesi (lve), Museum für GestaltungZürich, Timo Krstin (SturZ)Gestaltung und Produktion:Regula Bearth, Rita Lehnert, Moritz WolfPapier: Plano Art, 170 g; Reprint FSC C010121, 90 g;Cocoon weiss matt FSC 160 g (Modellbogen)Schriften: Neue Helvetica LT Com, Mercury,Glypha LT Std, Egyptienne URW Extra Narrow,Adobe Caslon ProDruck: Ropress Genossenschaft ZürichAuflage: 5000Copyright: Der Nachdruck von Artikeln ist unterQuellenangabe gestattet.Belegexemplare erwünscht.«Zett» ist auch digital als E-Paper und PDF-Dateierhältlich: epaper.zhdk.chcc.zhdk.ch/zett.htmlISSN 2296-6021Redaktionsschluss «Zett» 1–2014:13. Februar 2014Das nächste Zett erscheint Mitte Mai 2014.<strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> <strong>Künste</strong>Ausstellungsstrasse 60, 8005 Zürichwww.zhdk.chJörn Peter Hiekel, Patrick Müller (Hg.): Transformationen:Zum Werk von Klaus Huber. SchottMusic, Mainz 2013.Korrigendum«Zett» 2–2013Im Artikel «Wir wünschen uns eine Dynamisierung<strong>der</strong> Designforschung» auf Seite 16ist lei<strong>der</strong> die Angabe zum Autor falsch. NichtFlorian Dombois hat den Beitrag verfasst,son<strong>der</strong>n es waren Gerhard Buurman, TanjaHerdt und Marc Rölli. Von Florian Domboisstammen einzig die Fragen. Die «Zett»-Redaktion bedauert den Fehler. (red)Rechte Seite:«Shaken», Gaël Sapin (Master Fine Arts, DepartementKunst & Medien), Tinte auf Papier.


ubrikZett 3–1351


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