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DIE KIRCHEN VON VARDE - Danmarks Kirker

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<strong>DIE</strong> <strong>KIRCHEN</strong> <strong>VON</strong> <strong>VARDE</strong>Die Stadt Varde entstand als Handelsplatz ambreiten Fluß. Seit dem 12.-13. Jh. wird derstädtische Charakter des Ortes durch zweiPfarrkirchen, die Skt.-Jacobikirche und dieSkt.-Nikolajkirche, bezeugt. Bettelmöncheließen sich nie in Varde nieder, aber im Lauf desMittelalters wurde am Rand der Stadt eine Kapelleerbaut, und um 1520 wurde ein Spital gegründet.Nach der Reformation wurden die beidenPfarrkirchen beibehalten, und wiederholtePläne, die Skt.-Nikolajkirche niederzureißen,wurden erst 1809 verwirklicht. Ihre Gemeindewurde an die Skt.-Jacobikirche verwiesen, dieseither die einzige der Stadt ist.<strong>DIE</strong> SKT. -JACOBIKIRCHEDie Kirche (Abb. 1) besteht aus einem romanischenSchiff und Chor mit Apsis, im Mittelalterergänzt durch einen großen Westturm.Bei einem vom Baumeister Mikkel Stobberupgeleiteten Umbau in den Jahren 1809-12 wurdenzwei Kreuzarme im Süden bzw. Nordenhinzugefügt, so daß das Gebäude die Form einerKreuzkirche erhielt.Die romanische Kirche (Abb. 6) war 35 m lang,ohne besondere dekorative Einzelheiten. Siewar aus Quadern aus Granit und Raseneisensteinerbaut und ruhte auf einem Fasensokkel.Das Quadersteingemäuer ist ziemlich starkumgesetzt, aber im westlichen Teil der Nordmauerdes Schiffs sieht man noch drei Schichtenvermauerter Rüstlöcher von der Aufführungdes Bauwerks. In die Südmauer desChors sind zuunterst fünf ungewöhnlich große,aufrechtstehende Granitquadern eingefügt.Die Apsis ist so gut wie ausschließlich ausRaseneisenstein erbaut, doch ist das obersteDrittel mit Ziegeln ummauert. Die ursprünglichen,jetzt zugemauerten Türen des Schiffssind gegeneinander verschoben. Von denRundbogen- und abgeschrägten Fenstern sindnur zwei in der westlichen Hälfte des Schiffserhalten geblieben. Die Apsis ist mit einemViertelkugelgewölbe überdacht. Der Chorhatte ebenso wie das Schiff eine flache Balkendecke,bis er im Spätmittelalter mit einem Gewölbeüberdacht wurde.Der Turm am westlichen Ende der Kirchewurde in den Jahren nach 1551, wo das ganzeHolzwerk in der Kirche vermutlich ausbrannte(vgl. Glocken), umgebaut. Die Mauern, dieaußen bis zur halben Höhe mit Quadern verkleidetsind, sind überall aufwärts durch denTurm von gleicher Dicke. Eine Spindeltreppean der Südseite hat ein älteres Treppenhaus abgelöst.Die jetzige hohe Turmspitze wurde1869 nach einem Entwurf von L. A. Winstrupaufgesetzt.Vielleicht in Verbindung mit dem Turmbau,als der Haupteingang in den Turm verlegtwurde, verlegte man die Südtür der Kirche andie Ostseite der Kirche, wo bis um 1810 eineVorhalle (Abb. 38) stand. Die Placierung derTür so weit nach Osten ist möglicherweisedarauf zurückzuführen, daß man Platz für eineOrgel in der Nähe des Chors brauchte, da derBalg am Dachboden der Vorhalle war.Die Kreuzarme sind aus Ziegeln gemauert.Zwei Türen in der Ostfassade gegen denMarktplatz zu sind in neoklassizistischen Portalen(Abb. 5) angebracht, die Mikkel Stobberupals recht geübten Architekten zeigen. Dasjetzige Außere der Kirche geht auf eine in denJahren 1949-52 unter der Leitung des Archi-


968 <strong>DIE</strong> <strong>KIRCHEN</strong> <strong>VON</strong> <strong>VARDE</strong>tekten Kaare Klint mit Erfolg durchgeführteRestaurierung zurück.Eine al fresco gemalte lateinische †Inschrift(S. 889) gemahnt an den Bauernaufstand von1534 unter der Leitung von Schiffer Clement.Die historische Einrichtung, die vorwiegendaus dem 17. Jh. stammt, hat ihre jetzige Erscheinungsformund Aufstellung bei der Restaurierungvon 1949-52 erhalten. Am ältestenist die eherne Taufe (Abb. 25), die der lateinischenInschrift zufolge im Jahr 1437 von NielsGlockengießer gegossen wurde. In Verbindungmit der Inschrift sieht man Abdrucke von 8Pilgerplaketten (Abb. 28), die von Pilgerfahrtenheimgebracht wurden. Identifizieren lassensich Plaketten von Vadstena? (Skt. Birgitta amSchreibpult), Thann und Niedermünster imElsaß (Abb. 26-27), Skt. Hjælper (=Helfer) inKliplev (Abb. 27) und Skt. Servatius, Maastricht.Die drei übrigen haben Maria mit demKind als Motiv.Außer der Taufe ist das einzige mittelalterlicheEinrichtungsstück ein Triumphkreuz(um 1525, Abb. 29), vielleicht ursprünglich ausder Skt.-Nikolajkirche, der Rest ist offenbarbeim Brand der Kirche im Jahr 1551 zugrundegegangen.Seine Verheerungen müssen auchder Grund dafür gewesen sein, daß man in denunmittelbar danach folgenden Jahren neueGlocken (Abb. 48-49) bei Hans Altena in Hamburgkaufen mußte, die größte mit Ausschmückungund Inschriften, die genau dergroßen Glocke des Meisters in der Skt.-Jacobikirchein Hamburg (zerstört im 2. Weltkrieg)entsprachen. Die alte *Turmuhr (Abb. 47) derKirche stammt aus der Zeit um 1600, die vonGert van Merfelt 1552 gegossene Schlagglockewurde erst 1725 angeschafft.Im Kirchenraum ist die Hochrenaissancedurch einen Lüster (um 1600, gespendet um1660, Abb. 44) und durch das Altarbild(Abb. 19), das 1616 von Bürgermeister OttoRasmussen und seiner 2. Frau Maren Nielsdattergespendet wurde, vertreten. Sie war es vermutlichauch, möglicherweise zusammen mitihrem 2. Mann Jacob Bjørnsen, die die prachtvolleKanzel (Abb. 16) gespendet hat, die zwischenetwa 1640 und 1653 in wuscheligemKnorpelbarockstil geschnitzt wurde. Der Himmelüber der Kanzel, gleichzeitig oder etwasspäter von einem anderen Bildschnitzer ausgeführt,wurde von Bürgermeister Hans NielsenArnsberg und seinen beiden Frauen gespendet.Die Kanzel zeichnet sich durch ihre sechs eingefälltenAlabasterreliefs (Abb. 30, 32), typischeMechelner Arbeiten aus dem frühen 17.Jh.,und durch ihre ungewöhnliche gemalte Inschrift(Abb. 33) aus. Diese besteht aus einer Wiedergabeder Bibelstelle Ps. 113, Vers 3, in nichtweniger als elf verschiedenen Sprachen, u.zw.Griechisch, Latein, Dänisch, Deutsch, Holländisch,Hebräisch, Chinesisch, Japanisch (?),Englisch, Arabisch und Koptisch. Diese Paralleltexte,von denen die beiden ostasiatischennicht der großen Bibel-Polyglotte Brian Waltons(1653-57) entnommen werden konnten,gehören zur ältesten Ausschmückung undstammen vermutlich von Propst Niels HansenArnsberg (1653-93), einem Sohn des Spendersdes Kanzelhimmels.Aus der Barockzeit stammen auch die kräftigaufgefrischten Gemälde der Orgelempore (um1650, Abb. 41-42), die Altarleuchter (um 1650,Abb. 23) und zwei Lüster (Abb. 43, 45), gespendetvon den adligen Ehepaar Iver Vind undHelvig Skinkel (1642) bzw. Maren PedersdatterGråfod (1686).Das Gestühl, im Rokokostil, stammt aus demJahr 1768; das des Mittelschiffs ist für die Kirchegemacht, das der Kreuzarme 1809-12 vonder niedergerissenen Skt.-Nikolajkirche überführt.Von der Einrichtung aus dem 19. Jh.kann das jetzige Uhrwerk der Kirche aus demJahr 1887 erwähnt werden. Die Orgel (Abb. 39)wurde 1952 von Marcussen & Søn mit vonRolf Graae entworfener Fassade geliefert.Die Einrichtung des Kirchenraums vor dem Anbauder Kreuzarme geht aus dem Einrichtungsplanum 1800 (Abb. 17) hervor, der auch verschwundeneEinrichtungsgegenstände wie†Chorgitter, †Emporen und †geschlossenes Gestühlanführt. Mit dem Umbau von 1809-12 erhieltdie Kirche die Einrichtung Abb. 12, deren Mittelpunktein †Kanzelaltar (Abb. 22) war, der


DEUTSCHES RESÜMEE 969vor dem geschlossenen Chorbogen aufgestelltwar. Diese Anordnung wurde jedoch nur bis1828, wo der Chor wieder geöffnet wurde,aufrechterhalten.Die alten Grabmale der Kirche sind fast alleim Zuge der Restaurierungen des 19. Jh. verschwunden.Erwähnt sei das Sandsteinepitaphfür Propst Jørgen Pallesen aus dem Jahr 1653mit einem Gemälde, das ihn und seine Fraudarstellt (Abb. 50-51).<strong>DIE</strong> SKT.-NIKOLAJKIRCHEDie Kirche (S. 943, Abb. 1), die 1809 niedergerissenwurde, kennt man von einer zeitgenössischenVermessung (Abb. 4) her, sowiedurch eine archäologische Ausgrabung 1981-82. Beim Abbruch trat sie als zweischiffige gewölbteAnlage in Erscheinung, bestehend auseinem romanischen Schiff, das im Spätmittelalterdurch ein nördliches Seitenschiff, einenTurm im Westen und eine Vorhalle im Südenerweitert worden war. Die romanische Steinkirche,die ganz oder teilweise aus rheinischemTuffstein erbaut war, umfaßte aller Wahrscheinlichkeitnach ursprünglich auch einen Chor,der niedergerissen wurde, als man das Seitenschiffaufführte. Die Kosten dieses Umbaus trugeiner Tradition zufolge der Bürger von VardeMarquard Nielsen, der 1525 in der Kirche begrabenwurde. Das breite, zweischiffige Gebäudewar mit zwei selbständigen, ziegelgedecktenSatteldächern mit einer großenBleirinne zwischen den beiden mittleren Ziegelflächenüberdacht. Eine Turmspitze (Abb. 6)wurde 1794 nach einem Entwurf des BaumeistersMikkel Stobberup aufgesetzt.Bei der archäologischen Untersuchungwurde festgestellt, daß das Gelände vor der Errichtungder Steinkirche als christlicher Begräbnisplatzbenutzt worden war, was die Annahmenahelegt, daß hier eine ältere Kirche,vermutlich eine Holzkirche, stand.Von der Kircheneinrichtung sind die romanischeGranittaufe (Abb. 11), die Sturmglocke derStadt aus dem 13.Jh. (Abb. 14), die silbernenAltargeräte aus der Renaissance und demBarock (Abb. 8-10) sowie das Gestühl, das 1810in den Kreuzarmen der Skt.-Jacobikircheaufgestellt wurde, erhalten geblieben. AndereEinrichtungsgegenstände sind unsicherer Provenienz,können aber aus der niedergerissenenKirche stammen: Ein Renaissancelüster (S. 923f.,Abb. 44), ein Kreuzigungsgemälde (Abb. 17, voneinem †Altarbild 1677?) und ein Türzieher (?)(Abb. 19, um 1700) aus Holz, der von einemVorflügel stammen soll.Die Einrichtung des Kirchenraums um 1800geht aus dem Plan Abb. 4 hervor, in dem jedochwertvolle verschwundene Einrichtungsgegenständeausgelassen wurden: Zwei †Seitenaltarbilderund ein †Wandtabernakel, um 1525,das auf dem Türchen Inschriften und das Gemäldeeiner großen Monstranz trug (Abb. 12-13).Ein Epitaph für Peder Nielsen, seine FrauMaren Steffens datter und ihre Kinder, 1677,befindet sich jetzt in der Skt.-Jacobikirche(S. 931, Abb. 52-53).Aus dem verschwundenen Kirchensaal des Spitalsstammt eine Armenbüchse aus Messing ausder Zeit um 1600 (S. 964f., Abb. 1-3). Sie hatmehrere Parallelen im süddänischen Gebiet.

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