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spektrum der augenheilkunde - 150 Jahre Augenklinik Graz

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Abstracts <strong>der</strong> eingeladenen VorträgeMeibomdrüsen Lipide freisetzen, welche die äußerste Schicht desTränenfilms bilden und die hintere Lidkante mit dem Lid Wiper fürdie Verteilung des Tränenfilms sorgt.Neue Erkenntnisse zur Pathogenese insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Meibomdrüsen-Dysfunktionhaben zur Entwicklung weiterer diagnostischerMethoden und Therapien geführt.Neben <strong>der</strong> sorgfältigen Inspektion des Lidrandes und <strong>der</strong>Expression <strong>der</strong> Meibomdrüsen stehen nun auch diverse Methodenzu ihrer Visualisierung zur Verfügung.Primär sind physikalische Maßnahmen zur Beseitigung o<strong>der</strong>Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Drüsenverstopfung sinnvoll. Die Anwendungvon feuchter Wärme kann durch kommerzielle Systeme erleichtertwerden. Kürzlich wurde ein therapeutisches System vorgestellt, daseine effektive Li<strong>der</strong>wärmung mit einer automatischen Auspressung<strong>der</strong> Meibomdrüsen verbindet. Derzeit sind bereits viele lipidhältigePräparate zur Stabilisierung des Tränenfilms erhältlich. Systemischeund seit einiger Zeit auch topische Antibiotika haben nichtnur antibiotische, son<strong>der</strong>n auch entzündungshemmende sowielipidmodulierende Wirkung. Omega-3-Fettsäuren und die Sondierung<strong>der</strong> Meibomdrüsen ergänzen das Therapie<strong>spektrum</strong> bei <strong>der</strong>Meibomdrüsen-Dysfunktion.Die Behandlung <strong>der</strong> Lid Wiper Epitheliopathie besteht darin,mittels Lubrikantien die Reibung an <strong>der</strong> Augenoberfläche zu reduzieren.Zusätzlich können entzündungshemmende Substanzenund die bewusste Durchführung kompletter Lidschläge hilfreichsein.Der Befall <strong>der</strong> Haarbälge und <strong>der</strong> Meibomdrüsen des Lides mitDemodex folliculorum o<strong>der</strong> brevis kann zu entzündlichen Verän<strong>der</strong>ungen<strong>der</strong> Augenoberfläche führen. Die topische Anwendung vonTeebaumöl stellt bei den Betroffenen eine wirksame therapeutischeMöglichkeit dar.„Glaukom – eine Herausfor<strong>der</strong>ung für Arzt, Patientund Gesellschaft“Günther K. Krieglstein, KölnDie Natur <strong>der</strong> Erkrankung – eine multifaktorielle Optikoneuropathiemit einem erhöhten Augeninnendruck als dominanten Risikofaktormit ungewöhnlicher Chronizität – erhebt hohe Ansprüchean Arzt, Patient und Gesellschaft für ein optimales Krankheitsmanagement.Genetik, okuläre Perfusion und mechanische Compliance<strong>der</strong> prälaminaren Papille sind wesentliche Modifikatoren desKrankheitswertes eines gegebenen Augeninnendruckes.Diagnostik und Therapie des Arztes gewährleistet Risikoreduktionim Erkrankungsvorfeld und Schutz vor Progression bei <strong>der</strong>manifesten Erkrankung. Die Möglichkeiten dazu sind in zahlreichenprospektiven Therapiestudien wohl definiert. Die Therapie istim Gegensatz zur Pathophysiologie monoparametrisch – Augendrucksenkungdurch Medikament, Laser o<strong>der</strong> Chirurgie. Dies setztjedoch eine individuelle Risikoanalyse mit Definition eines problemorientierten,therapeutischen Zielaugendruckes voraus. EinTherapieerfolg von 75 % ist realistisch, akzeptabel für eine chronischeAugenerkrankung dieser Art.Der betroffene Patient hat ein 5 %iges Erblindungsrisiko, 16 %<strong>der</strong> diagnostizierten Glaukompatienten haben bereits einen„Symptomatischen Gesichtsfeldverlust“ – Einbuße <strong>der</strong> visuellenLebensqualität. Der „adäquat aufgeklärte Glaukompatient“ ist einewichtige Voraussetzung des Therapieerfolges. Defizite <strong>der</strong> Patientenaufklärungführen zu „Non-Compliance“ – in 33–69 % Grund füreine Klinikeinweisung in den USA. Patientenführung zur Erzielungeines optimalen Behandlungsergebnisses verpflichten Arzt wieauch Patienten.Chronisches Glaukom ist eine involutive, altersabhängigeErkrankung. Die Hypothesen <strong>der</strong> Demographen bezüglich einerzunehmenden Lebenserwartung und daher auch zunehmen<strong>der</strong>Prävalenz des Glaukoms wird damit offensichtlich. Eine Glaukomerblindungverursacht direkte und indirekte Kosten für denErkrankten von ca. 20.000,– € im Jahr, für die Europäische Unionerrechnen sich damit Gesamtkosten von 3 Mrd. € im Jahr – Kosten,welche reduktionsfähig sind, vorausgesetzt einer zielführendenInteraktion von Arzt, Patient und Gesellschaft.Die Iris im Lichte <strong>der</strong> Evolution – ein kleines Wun<strong>der</strong>Christoph Faschinger, <strong>Graz</strong>Die Regenbogenhaut (Iris) hat bei unterschiedlichen Lichtverhältnissenals Blende zur Regulierung des Lichteinfalls eine wesentlicheBedeutung. Die Hell-Dunkeladaptation schützt einerseits vorBlendung, an<strong>der</strong>erseits gewährt sie einen maximalen Lichteinfallbei Dämmerung. Zusätzlich verbessert eine enge Pupille die Tiefenschärfe.Evolutionsgeschichtlich findet sie sich erstmalig in denaus dem Oberflächenekto<strong>der</strong>m entstandenen Blasenaugen (Tintenfische),die sich aus den vorne noch offenen, starren Lochaugen(Perlboot) entwickelten und stellte einen wesentlichen Vorteil inpuncto Abbildungsschärfe und Regulierung des Lichteinfalls dar.Alle Linsenaugen <strong>der</strong> Wirbeltiere, entstanden aus dem Neuroekto<strong>der</strong>m,haben eine Pupillomotorik, nur <strong>der</strong> Iris <strong>der</strong> meisten Fischefehlt diese. Sie schützen sich vor zu viel Licht mittels Retinomotorik,prunken aber mit den unterschiedlichsten Leuchtfarbenihrer Augen. Eine Form von Irisdeckelchen, die vor Licht von obenschützen, führte zu omegaartigen Pupillen. Schlitzförmige Pupillenreduzieren den Lichteinfall noch besser als runde.Die Farbe <strong>der</strong> Iris wird von über 10 Genen kodiert und zeigt sichin großer Variablität. Die blaue Irisfarbe soll erst vor 6.000–10.000<strong>Jahre</strong>n durch eine Mutation entstanden sein.Farbunterschiede zwischen beiden Augen, große Pigmentflecken,Fehlbildungen wie Kolobom o<strong>der</strong> gar Aniridie irritieren beimBlick in die Augen des Gegenübers, da abweichend von <strong>der</strong> gewohntenNorm. Untersuchungen mit Eyetrackern ergaben, dass <strong>der</strong> Blickin ein Gesicht vor allem und primär in die Augen gelenkt wird, daman darin auch (lebensentscheidende) Emotionen erkennen kann.Nicht umsonst sind die griechische Göttin Eιρις die Götterbotin,Vermittlerin zwischen Göttern und Menschen und <strong>der</strong> Regenbogen(ıρις, arco iridis) eine wichtiges mythisches Kulturelement.Evolutionsbiologisch erklärbar ist die seichte Vor<strong>der</strong>kammer<strong>der</strong> Augen bei Menschen, die in großer Kälte leben müssen (Inuits).Die Gefäße <strong>der</strong> Iris wärmen das Kammerwasser, damit das Hornhautendothelund gewährleisten so eine klare Hornhaut bei tiefenTemperaturen. Der hohe Preis dafür sind gehäuft auftretende Winkelblockerkrankungen,die durch prophylaktische Iridektomiengeheilt werden könnten.Neues aus <strong>der</strong> AmblyopieforschungIrene Gottlob, LeicesterBei <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> Amblyopie erreichen trotz einer durchschnittlichenBehandlungsdauer von 41 Monaten etwa nur 60 %<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> einen Visus von 6/9 und 20 % einen Visus von 6/6. Inden letzen <strong>Jahre</strong>n wurde mangels Evidenz-basiertem Wissen überdie besten Therapiemodalitäten <strong>der</strong> Amblyopie vermehrt Studiendurchgeführt. Die in den USA durchgeführten PEDIG Studien fandenkeinen Unterschied zwischen 2 und 6 h verschriebener Okklusionbei leichter Amblyopie und 6 h und Ganztagsokklusion beischwerer Amblyopie. Bei leichter Amblyopie ergaben Atropin undOkklusion ähnliche Ergebnisse. Behandlung mit Brille ohne Okklusionerzielte durchschnittlich eine Verbesserung von 3 LogMarZeilen bei anisometroper Amblyopie. Allerdings haben die PEDIGStudien die Kompliance <strong>der</strong> Okklusion nicht gemessen. Die Kom-322 Festtagung <strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> Universitäts-<strong>Augenklinik</strong> <strong>Graz</strong>1 3

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