Abstracts <strong>der</strong> eingeladenen VorträgeSpektrum Augenheilkd (2013) 27:320–325DOI 10.1007/s00717-013-0202-5<strong>spektrum</strong> <strong>der</strong><strong>augenheilkunde</strong>Festtagung <strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> Universitäts-<strong>Augenklinik</strong> <strong>Graz</strong><strong>Graz</strong>, 7. Dezember 2013Online publiziert: 16. November 2013© Springer-Verlag Wien 2013Ophthalmopathologie: Gestern-heute-morgenNikolaos E. Bechrakis, InnsbruckDie Ophthalmopathologie ist ein integrativer Bestandteil <strong>der</strong> Ophthalmologieund definiert sich als interdisziplinäre Spezialisierungbasierend auf <strong>der</strong> klinischen Ophthalmologie und <strong>der</strong> klassischenHistopathologie. Die mo<strong>der</strong>ne Ophthalmopathologie ist ein Teil<strong>der</strong> ophthalmologischen Ausbildung, in dem durch ihr Studiumdas fundamentale Verständnis aller Augenerkrankungen vertieftwird. G.O.H. Naumann sagte, dass ophthalmologische Mikrochirurgieangewandte Ophthalmopathologie ist und somit eine wichtigeVoraussetzung für eine optimale Diagnose, Therapieplanungund chirurgische Durchführung bietet. Die Ophthalmopathologieleiht sich Methoden von <strong>der</strong> allgemeinen Pathologie, sowohl bei<strong>der</strong> makroskopischen als auch bei <strong>der</strong> mikroskopischen Untersuchungund Begutachtung exzidierter Präparate aus. Dabei ist sowohldie makroskopische Begutachtung und Dokumentation als auchdie Anwendung mo<strong>der</strong>ner histopathologischer Methoden erfor<strong>der</strong>lich.Durch die makroskopische Untersuchung sind wichtigeklinisch-pathologische Korrelationen möglich und somit eineanschließende gezielte histopathologische Untersuchung. Dieimmunhistochemische Untersuchung diverser Augenpathologienbietet fast unbegrenzte Möglichkeiten <strong>der</strong> klinisch-pathologischenEinschätzung als auch im Bereich <strong>der</strong> histopathologischenForschung. Eine adäquate Fixation <strong>der</strong> exzidierten Präparate isthierzu eine unabdingbare Voraussetzung. Des Weiteren bietensich mo<strong>der</strong>ne molekularbiologische bzw. molekulargenetischeMethoden an, die in <strong>der</strong> weiteren zytogenetischen Analyse diverserPathologien hilfreich sind (z. B. Identifikation einer Monosomie 3beim A<strong>der</strong>hautmelanom). Die Ophthalmopathologie hat sich seit<strong>der</strong> Pionierarbeit von Ernst Fuchs deutlich erweitert und sollte inje<strong>der</strong> ophthalmologischen universitären Einrichtungen in <strong>der</strong> klassischenTrias <strong>der</strong> augenärztlichen Krankenversorgung, Lehre undForschung integriert werden.Bilaterale Kataraktchirurgie in 1 Sitzung: SinnvolleRoutine o<strong>der</strong> unnötiges Risiko? – KritischeBeleuchtung vor dem Hintergrund eigener Erfahrungmit <strong>150</strong>0 konsekutiven PatientInnenRupert Menapace, WienSeit mehr als 5 <strong>Jahre</strong>n führt <strong>der</strong> Autor routinemässig beidseitigeKataraktoperationen in ein und <strong>der</strong>selben Sitzung durch. Wieimmer gilt es, Vor- und Nachteile gegeneinan<strong>der</strong> abzuwägen unddie Voraussetzungen für eine sichere Durchführung zu prüfen.Die Vorteile sind zunächst einmal ökonomischer Natur: Dasenorme Einsparungspotential wurde in einer finnischen Studie inZahlen gegossen: Unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Einsparungen imfamiliären Pflegeaufwand betrugen diese insgesamt mehr als 1600 €pro PatientIn. Die Vorteile für die meist älteren PatientInnen sindvor allem die Verringerung <strong>der</strong> körperlichen und seelischen Belastungeines neuerlichen operativen Ereignisses für Familie undsoziales Umfeld und die Ersparnis an zeitlichem Aufwand. Für denChirurgen bringt es nicht nur effektiveren Einsatz seiner Kräfte,son<strong>der</strong>n auch die Möglichkeit, individuelle Beson<strong>der</strong>heiten (z. B.Anhaltspunkt für Zentrierung und Grösse <strong>der</strong> Rhexis) beim 2. Augeberücksichtigen zu können.Mögliche Risiken werden in <strong>der</strong> Entwicklung einer beidseitigenEndophthalmitis, aber auch eines beidseitigen Hornhaut- o<strong>der</strong>zystoiden Makulaödems gesehen. Unter Einsatz entsprechen<strong>der</strong>Kautelen: Minutiöse Desinfektion und intrakamerale Antibiotikagabe,Verwendung verschiedener Lots von Instrumentar undVerbrauchsmaterialien lässt sich eine beidseitige Endophthalmitisjedoch praktisch ausschliessen. Bei <strong>der</strong> damit zu erwartendenEndophthalmitisrate von 0,05 % im Einzelauge wäre die Wahrscheinlichkeiteines bilaterales Auftretens 1 : 4 Mio. Die Kostenfür die Vermeidung eines einzigen solchen Ereignisses betrügenrechnerisch damit fast 3 Mrd. €. Als weitere Sorge wird häufig dasAuftreten einer Hornhautdekompensation, eines zystoiden Makulaödems,o<strong>der</strong> einer Netzhautabhebung beidseits geäußert. Schließtman Hornhaut- und Netzhautrisiko- sowie PEX-PatientInnen großzügigaus, so bleiben immer noch gut 3 Viertel aller PatientInnen alsgute KandidatInnen.Bleibt zuletzt <strong>der</strong> Nachteil, die Differenz zwischen errechneterund erzielter Refraktion des erstoperierten Auges bei <strong>der</strong> Linsenwahlfür das 2. Auge vorteilhaft berücksichtigen zu können. DieLiteratur zeigt hier allerdings kontroversielle Ergebnisse. Klar ist320 Festtagung <strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> Universitäts-<strong>Augenklinik</strong> <strong>Graz</strong> 1 3
Abstracts <strong>der</strong> eingeladenen Vorträgejedoch, dass ein eventueller Nachteil des Nicht-Berücksichtigensbei Ausschluss von extremen Augenlängen klinisch in aller Regelauf eine nicht relevante Größenordnung schrumpft.Zusammenfassend ist die beidseitige Katarakt-OP in 1 Sitzungbei Einhaltung <strong>der</strong> Kautelen und Indikationen sicher und ein Vorteilsowohl aus ökonomischer Sicht, als auch für Patient und Chirurg.Dies hat sich auch in <strong>der</strong> eigenen Erfahrung gänzlich bestätigt.Fuchs endothelial corneal dystrophy: surgical andmedical treatmentsAlbert S. Jun, BaltimoreFuchs endothelial corneal dystrophy is a common cause of cornealvision loss and keratoplasty. Endothelial replacement surgery hasrevolutionized the treatment of this disease, and these proceduresare evolving to yield faster and more complete visual rehabilitation.Studies into the cellular pathophysiology of this disease have allowedthe selection and testing of potential medical treatments toslow disease progression. Current endothelial keratoplasty techniquesand approaches for identifying possible medical therapies forFuchs dystrophy will be presented.Seit wenigen <strong>Jahre</strong>n stehen mehrere Femtosekunden-Laser-Systemeverschiedener Firmen zur Verfügung, welche bereits in <strong>der</strong>klinischen Routine bei <strong>der</strong> Operation <strong>der</strong> Cataract eingesetzt werdenkönnen. Dabei ist es <strong>der</strong>zeit möglich fünf OP-Schritte mit demLaser durchzuführen: die Kapsulorhexis, die Fragmentation desLinsenkernes, die Parazentesen und corneale Hauptinzision, sowie,falls medizinisch indiziert, astigmatische Keratotomien (etwa AK,LRI, ISAK) zur Korrektur eines Hornhaut-Astigmatismus von ca. 0,5bis etwa 3 Dioptrien.Seit Oktober 2012 wird an <strong>der</strong> Univ.-<strong>Augenklinik</strong> Salzburg <strong>der</strong>Catalys Femtosekunden-Laser (Optimedica/AMO, CA) in <strong>der</strong> klinischenRoutine eingesetzt. Über die technischen und logistischenErfahrungen bei <strong>der</strong> Implementierung des neuen Verfahrens undüber die Beobachtungen bei den ersten 500 Patienten wird berichtet.Dabei hat sich herausgestellt, dass sowohl logistische als auchtechnische Fragen bei <strong>der</strong> Aufstellung des fs-Lasers gelöst werdenmüssen und eine gute Mydriase vor dem Laser-OP-Schritt (durcheine Umstellung <strong>der</strong> Lokaltherapie) zwingend erfor<strong>der</strong>lich ist. Einekomplette Kapsulorhexis war in allen Fällen - bis auf einen - (bei> 500 Schnitten) zu erzielen, die Fragmentation des Kernes erleichtertdie noch häufig erfor<strong>der</strong>liche Phakoemulsifikation, wobeidabei die Operationstechnik gering umgestellt werden muss. DieInzisionen müssen individuell an die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Chirurgenangepasst werden. Eine ISAK ist sehr rasch programmiert und routinemäßigdurchführbar, präzise Nomogramme erfor<strong>der</strong>n jedocheinen recht großen präoperativen Aufwand und größere Fallzahlen.Analog <strong>der</strong> langsamen Einführung <strong>der</strong> Phakoemulsifikation vorüber 30 <strong>Jahre</strong>n ist eine Umstellung auf den Einsatz eines Femtosekunden-Lasersbei <strong>der</strong> Cataract-Operation mit ungewohntenlogistischen, neuen technischen, und auch klinischen Herausfor<strong>der</strong>ungenbehaftet.Eine weitere Steigerung <strong>der</strong> bereits sehr hohen Sicherheit undPräzision dieses häufigsten Routineeingriffes <strong>der</strong> Ophthalmologieist durch Einführung dieser Systeme zu erwarten, muss jedoch ingroßen Serien noch statistisch nachgewiesen werden.Von <strong>der</strong> Linse auf <strong>der</strong> Hornhaut zur Linse unter <strong>der</strong>HornhautNavid Ardjomand, Bertram Vidic, <strong>Graz</strong>Hintergrund: Phake Intraokularlinsen (IOL) gewinnen zunehmendan Popularität, da sie einfach zu implantieren sind und auchhohe Ametropien gut korrigieren können.Während <strong>der</strong> letzten <strong>Jahre</strong> haben sich die IOLs sowohl hinsichtlichdes Designs als auch im Material entscheidend verän<strong>der</strong>t.Material und Methodik: Während die ersten IOLs, die zur Korrektur<strong>der</strong> Fehlsichtigkeit implantiert wurden aus PMMA Materialbestanden und ein kammerwinkelgestütztes Design aufwiesen,bestehen die aktuell weltweit am häufigsten implantierten Linsenaus Collamer o<strong>der</strong> Silikon Material. Auch konnte über die <strong>Jahre</strong> dieImplantationsinzisionsgröße von 6,5 auf 3,2 mm reduziert werden.Ergebnisse: Die Implantation <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen phaken Intraokularlinsenkann Patienten mit hoher Ametropie eine gute Sehqualitätbei kalkulierbarem Risiko geben.Schlussfolgerung: Phake IOLs stellen eine gute Option zurKorrektur <strong>der</strong> hohen Myopie dar, aber genaue präoperative undregelmäßige postoperative Untersuchungen sind zwingend, um dasRisiko langfristiger Komplikationen zu vermeiden.Der Femtosekunden-Laser als „mikrochirurgischesInstrument“ – eine neue Ära <strong>der</strong> Cataract-Chirurgie?Günther Grabner, SalzburgDie unterschätzte Bedeutung des Augenlidrandesbeim Trockenen Auge. MGD und LWE – was ist das?Erich Knop, Nadja Knop, BerlinBei Erkrankungen <strong>der</strong> Augenoberfläche wird zunehmend dieBedeutung des Lidrandes erkannt. Der Lidschlagmechanismuszieht die Tränen zum dünnen prä-cornealen Tränenfilm aus, <strong>der</strong>wichtig für die intakte Sehschärfe ist. An <strong>der</strong> hinteren Lidkante gibtes verschiedene Zonen, die wichtig für die Erhaltung <strong>der</strong> Gesundheit<strong>der</strong> Augenoberfläche sind. Die marginale Konjunktiva bildeteine verdickte Epithellippe, die dem Bulbus direkt gegenüber liegt.Dies ist die Struktur, die beim Lidschlag über die Oberfläche desBulbus wischt und die Becherzellen zur Reduzierung <strong>der</strong> mechanischenReibung enthält. Lid Wiper Epitheliopathie (LWE) bestehtaus Epithelstörungen mit entsprechen<strong>der</strong> vitaler Anfärbbarkeit indieser Region und entsteht bei Zuständen mit erhöhter Reibung,wie z. B. bei Kontaktlinsentragen und Trockenem Auge. LWE istdas empfindlichste klinische Zeichen für eine erhöhte Reibungan <strong>der</strong> Augenoberfläche. Nahe an <strong>der</strong> hinteren Lidkante habendie Meibomdrüsen ihre Öffnungen noch in <strong>der</strong> verhornten Epi<strong>der</strong>mis.Diese Drüsen produzieren Lipide für die oberflächlicheSchicht des Tränenfilms, die die Tränenausbreitung verbessernund die Verdunstung <strong>der</strong> wässrigen Tränen vermin<strong>der</strong>n. Dysfunktion<strong>der</strong> Meibomdrüsen (Meibomian Gland Dysfunction, MGD),meist vom obstruktiven Typ, ist als häufigste Form des TrockenenAuges erkannt mit Lipidmangel, erhöhter Verdunstung und sekundärerwässriger Defizienz. Dies legt eine gestiegene Bedeutung desLipi<strong>der</strong>satzes bei <strong>der</strong> Tränensubstitution nahe und ebenso einerphysikalischen Therapie mit Wärmung und Expression <strong>der</strong> Drüsenzur Verhin<strong>der</strong>ung ihrer obstruktiven Atrophie. Beide Pathologien(MGD und LWE) erfor<strong>der</strong>n eine erhöhte Aufmerksamkeit des Ophthalmologenund eine frühzeitige Therapie.Aktuelle Strategien für die Behandlung des LidrandesJutta Horwath-Winter, <strong>Graz</strong>Der Lidrand stellt eine wesentliche Komponente des Tränenfilm-Augenoberflächen-Systemsdar, wobei die Öffnungen <strong>der</strong>1 3Festtagung <strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> Universitäts-<strong>Augenklinik</strong> <strong>Graz</strong> 321