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spektrum der augenheilkunde - 150 Jahre Augenklinik Graz

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originalarbeitEine mehr o<strong>der</strong> wenig ausgeprägte Farbstoffleckageist ein Aktivitätszeichen <strong>der</strong> Erkrankung und kann alsBiomarker gedeutet werden. Auch wir können das bestätigenund verwendeten bei unseren Fällen dies nebendem MRT als Verlaufsparameter. Gefunden werdenkönnen auch sogenannte Silver-strings , auch sheathinggenannt, Arterien, <strong>der</strong>en Wände durch die chronischeEntzündung verdickt und getrübt wurden und so mehrLicht reflektieren können [8 , 9 , 14 , 17 , 20 , 25 ]. SieheAbbildungen.Des Öfteren sind auch gelb-weiße plaqueartige Ablagerungenin den Gefäßwänden <strong>der</strong> Netzhautarteriolen,vor allem in <strong>der</strong> Peripherie <strong>der</strong> Netzhaut, zu sehen,sogenannte Gass-Plaques, welche durch einen chronischenAustritt von Flüssigkeit zwischen Endothelzellenund Basalmembran entstehen. Perlschnurartige Formationen,Pearls und String of Pearls genannt, entlang<strong>der</strong> Arteriolen <strong>der</strong> Netzhaut, stellen eine reihenförmigeAnsammlung dieser Gass-Plaques dar. Zeichen einererlittenen regionalen Ischämie sind sogenannte Cottonwool-Spots,die aber naturgemäß nicht pathognomonischfür das Susac-Syndrom sind [ 9 ].Sämtliche oben beschriebenen Zeichen konnten inunterschiedlicher Ausprägung bei allen unseren Fällenbeobachtet und dokumentarisch festgehalten werden.Über die Ursachen des Susac-Syndroms ist bisher nursehr wenig bekannt. Eine familiäre Assoziation o<strong>der</strong> einsignifikanter Zusammenhang mit an<strong>der</strong>en systemischenErkrankungen ist nicht bekannt [ 19 ]. Warum bei amSusac-Syndrom Erkrankten gleichzeitig retinales, cochleäresund zerebrales Gewebe geschädigt wird, ist bishernicht eindeutig bewiesen. Man vermutet eine anatomischeund embryologische Verwandtschaft zwischendiesen Geweben, vor allem ein gemeinsames nicht-fenestriertesEndothel [ 5 ].Das Ansprechen dieser Erkrankung auf immunsuppressiveTherapien legt aber den Schluss eines Geschehensauf Auto-Immunebene nahe [ 9 , 26 ]. Eine unsererPatientinnen (Fall Nr. 3) wurde erstmals ein Monat nach<strong>der</strong> Geburt eines Kindes vorstellig, was sich eventuell miteinem hormonellen Einfluss auf diese Erkrankung erklärenlässt [ 23 , 24 ].Die wichtigsten Differentialdiagnosen zum Susac-Syndrom sind in Tab. 1 zusammengefasst. In ersterLinie ist dies die Multiple Sklerose, die Entscheidungsfindungvariiert aber stark und muss den Symptomenund dem Krankheitsverlauf des jeweiligen Patientenangepasst werden. Auch in unseren Fällen wurde immerauch an eine Multiple Sklerose gedacht, einmal auchan eine Neuroborreliose (Fall Nr. 3). Zusätzlich wurdenimmer auch unter an<strong>der</strong>em sämtliche unten aufgeführtenrheumatologischen und infektiösen Erkrankungenausgeschlossen. Entscheidend ist es vor allem an<strong>der</strong>eAngiopathien auszuschließen, wie Morbus Adamantiades-Behçet,Lupus erythematodes o<strong>der</strong> ANCA-assoziierteVaskulitiden, was bei jedem unserer Fälle labortechnischund klinisch erfolgte. An<strong>der</strong>e Autoren geben auch nochdie akute posteriore multifokale plakoide Pigment-Epitheliopathie,den Morbus Eales , den Morbus Whipple o<strong>der</strong>das Churg–Strauss-Syndrom als Differentialdiagnosen an[2 ]. Siehe Tab. 1 .Auf Grund <strong>der</strong> Seltenheit <strong>der</strong> Erkrankung, des Fehlensgroßer Fallserien und des noch sehr mangelhaften Verständnisdes Susac-Syndroms gibt es momentan nochkeine evidenzbasierten Therapieempfehlungen. Feststeht, dass auf Grund des individuell sehr unterschiedlichenVerlaufes die Therapie an den jeweiligen Patientenadaptiert werden muss. Bisher stehen überwiegendImmunsupressiva als Therapieoption zur Verfügung(Glukokortikoide, Cyclophosphamid, Mycophenolatmofetil,Immunglobuline). Es wurden aber auch Versuchemit Plasmapharese, Thrombozytenaggregationshemmernund hyperbaren Sauerstoff unternommen [4 , 5 , 10 ,11 , 15 , 16 , 18 , 21 , 28 , 29 ]. Eine hochdosierte Glukokortikoidtherapiewird mittlerweile international akzeptiert,es wurden aber Reexazerberationen in <strong>der</strong> Ausschleichphaseund nach dem Absetzen berichtet. Immunsuppressivagelten mittlerweile auch als Goldstandard un<strong>der</strong>zielten bisher sehr positive Ergebnisse. Der positiveEffekt einer hyperbaren Sauerstofftherapie bei Susac-Syndrom wurde beschrieben, gleichzeitig ist jedoch auchTab. 1 Die wichtigsten Differentialdiagnosen zum Susac-Syndrom (modifiziert nach [2, 6])Demyelinisierende ZNS-Erkrankungen Rheumatologische Erkrankungen Psychiatrische Erkrankungen SonstigeMultiple Sklerose Systemischer Akute Psychosen MigräneNeuromyelitis optica-Devic SyndromLupus erythematodesADEM ANCA-assoziierte Vaskulitiden Mitochondriopathien Morbus MeniereInfektiöse Erkrankungen Polyarteriitis nodosa MELAS-Syndrom a CADASIL bNeuroborreliose Riesenzellarteriitis Cogan-SyndromNeurotuberkulose Isolierte ZNS-Vaskulitis SinusvenenthromboseMalignomeMorbus BehçetPrimäres ZNS-LymphomNeurosarkoidoseEventuell auch: APMPPE c , Morbus Eales, Morbus Whipple, Churg–Strauss-SyndromaMitochondriale Enzephalomyopathie mit Laktatazidose und „Stroke-like-Episoden“bCerebral Autosomal Dominant Arteriopathy with Subcortical Infarcts and Leukoencephalopathycakute posteriore multifokale plakoide Pigment-Epitheliopathie1 3 Das Susac-Syndrom: Fallberichte von 3 PatientInnen mit Susac Syndrom und eine Übersicht über das Krankheitsbild 317

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