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spektrum der augenheilkunde - 150 Jahre Augenklinik Graz

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originalarbeitIm Rahmen <strong>der</strong> Studie werden auch umfassendeDaten zu Anamnese und bisherigen Augenuntersuchungenerhoben, um die Notwendigkeit ophthalmologischerUntersuchungen in Mydriasis zu untersuchen. Auch aufdie Umstände <strong>der</strong> erstmaligen Entdeckung des Nävus/<strong>der</strong> IML wird eingegangen.werden kann – unter Akzeptanz <strong>der</strong> damit verbundenenNebenwirkungen.Wichtig zu erwähnen ist, dass Diagnostik, Beratungund Therapie sich bei Patienten, die innerhalb <strong>der</strong> Studiebetreut werden, sich in keiner Weise von <strong>der</strong> bisherigenklinischen Routine unterscheiden.Therapeutisches VorgehenNach erfolgter Untersuchung und Größenklassifizierungwerden die diagnostizierten Faktoren ausgewertet undversucht, das individuelle Tumorwachstumsrisko bzw.Malignomrisiko des Patienten zu bestimmen.Der wohl limitierendste und unbefriedigendste Faktorin <strong>der</strong> Diagnostik melanozytärer Läsionen bestehtdarin, dass in vielen Fällen – vor allem bei Vorliegen speziellerRisikofaktoren – eine Diagnose ohne Biopsie nichthun<strong>der</strong>tprozentig gestellt werden kann. Es handelt sichsomit immer um Diagnosen, die mit einem gewissenWahrscheinlichkeitswert behaftet sind.Um unseren Patienten dennoch standardisierteBehandlungsempfehlungen geben zu können, erfolgtnach klinischen Parametern eine Einteilung in eineNiedrig- und Hochrisikogruppe. Während wir für Patientenaus <strong>der</strong> Niedrigrisikogruppe (geringe Läsionsgröße,kein Oranges Pigment, keine Symptome etc.) generellein konservatives Vorgehen empfehlen, sollen in <strong>der</strong>Hochrisikogruppe zusammen mit dem Patienten mehrereVorgehensmöglichkeiten erörtert werden. Dabei istnicht nur das ermittelte relative Risiko für Wachstumund damit Malignität zu berücksichtigen, son<strong>der</strong>n auchdie Persönlichkeit des Patienten und sein individuellenUmgang mit <strong>der</strong> Angst, an einer möglicherweise gefährlichenErkrankung zu leiden [ 17 ]. Es gilt alle weiterführendenBehandlungs- und Diagnostikmöglichkeitensowie <strong>der</strong>en Risiken zu besprechen.Während <strong>der</strong> letzten <strong>Jahre</strong> hat sich in diesem Zusammenhangimmer mehr die Durchführung einer intraokulärenStanzbiopsie des Tumors bei verdächtigen Läsionenetabliert [ 18 ]. Das so gewonnene Gewebsmaterial kannnicht nur auf histopathologische Auffälligkeiten, son<strong>der</strong>nauch auf chromosomale und molekulargenetischeAberrationen untersucht werden.Vor allem Verän<strong>der</strong>ungen am Chromosom 8 undeine Monosomie 3 innerhalb <strong>der</strong> Tumorzellen werdenals strenge Indikatoren <strong>der</strong> Melanomentstehung gewertetund gehen mit einer drastisch erhöhten Metastasierungsrateeinher [ 19 ]. Betroffene Patienten habenunabhängig vom Erfolg <strong>der</strong> okulären Tumortherapieeine deutlich geringere Lebenserwartung [ 20 ].Ziel ist die bestmögliche Vorbereitung <strong>der</strong> Patientenauf die gemeinsame Entscheidung des weiteren Vorgehens:Zuwarten unter regelmäßigen Kontrollen unddamit das Risiko einer verzögerten Behandlung einer(potentiell) malignen Läsion in Kauf zu nehmen o<strong>der</strong>sofortige Behandlung einer melanozytären Läsion, welchenicht mit absoluter Sicherheit als bösartig eingestuftKontrollintervalleEin weiteres wesentliches Ziel des Projektes ist die För<strong>der</strong>ungetablierter Standards in Bezug auf die zeitlicheKoordination <strong>der</strong> notwendigen Kontrollintervalle melanozytärerLäsionen <strong>der</strong> A<strong>der</strong>haut.Bis dato gibt es in <strong>der</strong> Literatur keine eindeutigenEmpfehlungen bezüglich <strong>der</strong> Frequenz und des Umfangsregelmäßiger Kontrolluntersuchungen.Es gilt hierbei einen sinnbringenden Kompromisszwischen einer engmaschigen Überwachung mit größtmöglicherSicherheit für den Patienten und einem schonendenUmgang mit den verfügbaren Ressourcen imGesundheitssystem zu finden.Zu diesem Zweck wurde an unserer Klinik einKontrollschema abhängig von Klassifizierung undzusätzlichen Risikofaktoren entwickelt:Das Kontrollintervall eines Nävus beträgt 12 Monateinnerhalb <strong>der</strong> ersten 5 <strong>Jahre</strong>, danach 24 Monate, daseiner IML 6 Monate im ersten Jahr und wird daraufhinbei stabilem Befund an das Schema <strong>der</strong> Nävi angepasst.Diese Grundintervalle werden jeweils bei Vorhandenseineines o<strong>der</strong> mehrerer beson<strong>der</strong>er Risikofaktoren halbiert(siehe Tab. 1 ).Ebenfalls wird festgelegt, ob die nächste Kontrolle voneinem Ophthalmoonkologen an <strong>der</strong> Klinik o<strong>der</strong> einemnie<strong>der</strong>gelassen Facharzt für Augenheilkunde und Optometriedurchgeführt werden soll.Tab. 1 Kontrollintervalle für melanozytäre Läsionen <strong>der</strong> A<strong>der</strong>hautin <strong>der</strong> Tumorambulanz <strong>der</strong> Universitäts-<strong>Augenklinik</strong> <strong>Graz</strong>NävusKontrollintervalle für melanozytäre Läsionen <strong>der</strong> A<strong>der</strong>haut1. Jahr nach Erstdiagnose 12 62. bis 5. Jahr 12 12Ab dem 6. Jahr 24 24Halbierung dieser Intervalle bei Vorliegen mindestens einer <strong>der</strong> folgendenRisikofaktoren:Größter Durchmesser ≥ 12 mmHöhe ≥ 2 mmJuxtapapilläre LageVorhandensein von Lipofuszin ("orange pigment")Vorhandensein subretinaler FlüssigkeitSymptomeDokumentiertes WachstumGesichertes Neuauftreten innerhalb <strong>der</strong> letzten 12 MonateIML302 PROCHORN – Prospektives Register von Patientinnen mit A<strong>der</strong>hautnävi 1 3

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