originalarbeitAbb. 6 Professor Salzmann mit Kollegen und Kollegin im Hof<strong>der</strong> <strong>Augenklinik</strong> (Foto 1927). (Landeskrankenhaus-Universitätsklinikum<strong>Graz</strong>, Universitätsaugenklinik)in den Ruhestand versetzt (Abb. 6 und 7 ). Seine Lehrtätigkeitbeendete er danach im Jänner 1936. Mit <strong>der</strong>interimistischen Nachfolge war unterdessen DozentDr. Rudolf Schnei<strong>der</strong> betraut worden. Rudolf Schnei<strong>der</strong>(1886–1975) hatte seine medizinische Ausbildung miteiner kriegsbedingten Unterbrechung in <strong>Graz</strong> absolviertund sich 1926 hier habilitiert [ 177 – 181 ].Zur definitiven Neubesetzung <strong>der</strong> <strong>Augenklinik</strong> kames erst Anfang 1936, und zwar durch die Berufung vonDozent Dr. Arnold Pillat nach <strong>Graz</strong>. Arnold Pillat (1891–1975) hatte in Prag studiert und war nach <strong>der</strong> Promotionnach Wien übersiedelt, wo er an <strong>der</strong> II. <strong>Augenklinik</strong> beiProfessor Dimmer und Professor Lindner assistierteund sich 1928 habilitierte. Nach einem mehrjährigenForschungsaufenthalt in China übernahm er 1933 dieLeitung <strong>der</strong> Augenabteilung am Krankenhaus in Wien-Lainz, bis er 1936 nach <strong>Graz</strong> gelangte. Als er mit AnfangFeber 1936 die <strong>Augenklinik</strong> übernahm, wurde die bislangdazugehörige Augenabteilung unterteilt. Während die I.Augenabteilung (mit rund 100 Betten) bei <strong>der</strong> Klinik verblieb,unterstellte man die II. Augenabteilung (mit rundAbb. 7 a Patienten im Hof <strong>der</strong> <strong>Augenklinik</strong> (Foto vermutlichEnde <strong>der</strong> zwanziger <strong>Jahre</strong>). Privatbesitz. b Patienten im Hof<strong>der</strong> <strong>Augenklinik</strong> (Foto 1929). (Sammlung Prof. Dr. Karl A. Kubinzky,<strong>Graz</strong>)50 Betten) als eigenes Primariat <strong>der</strong> Leitung von DozentDr. Rudolf Schnei<strong>der</strong> [ 182 – 189 ].Professor Pillats Berufung zum Vorstand <strong>der</strong> I. <strong>Augenklinik</strong>in Wien beendete 1944 seine Tätigkeit in <strong>Graz</strong>(Abb. 8 ). Sein vorerst provisorischer <strong>Graz</strong>er NachfolgerJosef Böck (1901–1985) hatte in Wien studiert, an <strong>der</strong> I.<strong>Augenklinik</strong> assistiert und sich 1939 habilitiert. In <strong>Graz</strong>musste unter seiner provisorischen Leitung die <strong>Augenklinik</strong>nach dem Kriegsende vorübergehend ausgelagertwerden, da die britische Besatzungsmacht das vor<strong>der</strong>eAbb. 8 Professor Pillat imKreise seiner Mitarbeiterauf <strong>der</strong> Terrasse über demHörsaaleingang (Foto 1944).(Landeskrankenhaus-Universitätsklinikum<strong>Graz</strong>,Universitätsaugenklinik)264 Augenheilkunde in <strong>Graz</strong> 1 3
originalarbeitKrankenhausareal für ihr Zentrallazarett beanspruchte.Aus diesem Grund verlegte man 1945 die <strong>Augenklinik</strong>und I. Augenabteilung in den Westflügel des medizinischenBlocks und die II. Augenabteilung zunächst in denHintertrakt des Infektionspavillons. Anfang 1946 kam dieII. Augenabteilung dann ebenfalls in den medizinischenWestflügel, um hier im selben Jahr mit <strong>der</strong> I. Augenabteilungwie<strong>der</strong>vereinigt zu werden. Nach <strong>der</strong> Rückstellungund Wie<strong>der</strong>inbetriebnahme <strong>der</strong> <strong>Augenklinik</strong>pavillonserfolgte 1947 die Definitivstellung von Professor Böck,<strong>der</strong> die Klinik anfänglich als Extraordinarius und seit1950 schließlich als Ordinarius leitete. Seine Berufung andie II. Wiener <strong>Augenklinik</strong> beendete 1955 seine <strong>Graz</strong>erLaufbahn [ 190 – 194 ].Karl Hruby (1912–1995), nächster Vorstand <strong>der</strong> <strong>Graz</strong>er<strong>Augenklinik</strong>, kam ebenso wie seine Vorgänger ausWien nach <strong>Graz</strong>. Nach seiner Medizinerausbildung inWien, die ihn an die II. <strong>Augenklinik</strong> führte, hatte er 1940eine Assistentenstelle in Prag angetreten, wo er sich 1944habilitierte. Nach Kriegsende kam er zurück an die II.<strong>Augenklinik</strong> in Wien, die er nach Professor Böcks Berufungverließ, um dessen Nachfolge in <strong>Graz</strong> anzutreten.Nach knapp zehnjähriger Tätigkeit in <strong>Graz</strong> wurde ProfessorHruby Anfang 1964 an die I. <strong>Augenklinik</strong> in Wienberufen [ 195 , 196 ].Hans Hofmann (1916–2007) absolvierte sein Medizinstudiumin Wien und <strong>Graz</strong> und wurde 1940 in <strong>Graz</strong> promoviert.1949 aus <strong>der</strong> russischen Kriegsgefangenschaftheimgekehrt, spezialisierte er sich auf die Augenheilkundeund habilitierte sich 1958 unter Professor Hrubyin <strong>Graz</strong>. Nach dessen Weggang nach Wien supplierteHofmann in <strong>Graz</strong>, bis 1967 seine Ernennung zum Ordinarius<strong>der</strong> <strong>Graz</strong>er <strong>Augenklinik</strong> erfolgte. Klinik und Abteilungumfassten damals 167 Planbetten und wurden inden <strong>Jahre</strong>n bis 1972 fortschrittlich ausgebaut. Dazu zähltenAufzüge ebenso wie ein neuer Mitteltrakt mit LaborundOperationsräumen. Professor Hofmann blieb bis zuseiner Versetzung in den Ruhestand Anfang 1987 Klinikvorstand[197 –201 ].Mit <strong>Jahre</strong>sbeginn 1986 hatte die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft(KAGes) die Rechtsträgerschaftdes Landeskrankenhauses übernommen. Sein Ausbauzu einem reinen Universitätsklinikum sollte in die Amtszeitvon Hofmanns Nachfolgern fallen. Entscheidenddafür war ein 1995 geschlossener Finanzierungsvertrag[ 202 ].1987 bis 1989 supplierte Professor Dr. Helmut Hanselmayer(1932–2011) die <strong>Graz</strong>er <strong>Augenklinik</strong>. Er hatte sichunter Hofmann in <strong>Graz</strong> habilitiert und machte sich insbeson<strong>der</strong>eum die Einführung <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Kataraktchirurgieverdient [203 ].Professor Dr. Jürgen Faulborn hatte sich als einer <strong>der</strong>ersten in Europa, <strong>der</strong> sich intensiv mit <strong>der</strong> Glaskörperchirurgiebeschäftigte, einen Namen gemacht, als er1989 aus Basel an die <strong>Graz</strong>er <strong>Augenklinik</strong> berufen wurde.Seine Vorstandsperiode (1989–2003) war gekennzeichnetvon einer Steigerung <strong>der</strong> Behandlungszahlen bei gleichzeitigerdrastischer Bettenreduktion. Möglich wurde diesdurch eine fortschreitende Verweildauerverkürzung unddie Verlagerung stationärer Behandlungen in den ambulantenBereich, begleitet von einer Generalsanierungzur grundlegenden Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> <strong>Augenklinik</strong>.Die Bettenzahl war bereits auf 129 Betten (1990) gesenktworden, als seitens <strong>der</strong> KAGes 1991 die Zustimmungzum Klinikausbau, beginnend mit <strong>der</strong> Ambulanz, erteiltwurde. Mit dem Abschluss <strong>der</strong> Sanierung war 1998 dieZahl von 61 Betten erreicht [ 204 – 210 ].Der Supplent <strong>der</strong> <strong>Jahre</strong> 2003 bis 2005, Professor Dr.Christoph Faschinger, führte an <strong>der</strong> <strong>Graz</strong>er <strong>Augenklinik</strong>eine Katarakt-Tagesklinik ein. Internationale Bekanntheithatte er zuvor als Mitbegrün<strong>der</strong> des Vereins „Sehenohne Grenzen“ (seit 2000) erlangt, <strong>der</strong> heute sogenannteEye-camps in Entwicklungslän<strong>der</strong>n des südlichen Afrikas,in Nepal und Papua-Neuguinea betreibt.Professor Dr. Andreas Wedrich supplierte die Wiener<strong>Augenklinik</strong> (die beiden Wiener <strong>Augenklinik</strong>enwaren 1994 zu einer Universitätsaugenklinik vereinigtworden), als er 2004 seine Berufung nach <strong>Graz</strong> erhielt.Er hatte seine medizinische Ausbildung in Wien absolviertund sich dort 1995 zum Thema <strong>der</strong> Katarakt- undGlaukomoperationen habilitiert. Zu seinen Forschungsschwerpunktenzählen Diabetes, Trauma und Aids-Erkrankungen[211 –213 ].InteressenkonfliktEs besteht kein Interessenkonflikt.Literatur1. Fossel V. Bruchschnei<strong>der</strong>, Lithotomen und Oculisten infrüherer Zeit. Mittheilungen des Vereines für Ärzte in Steiermark.<strong>Graz</strong>; 1902;39:372–383. S. 382–383.2. Schönbauer L. Das medizinische Wien. Geschichte – Werden– Würdigung. 2., umg. u. erw. Aufl., Wien; 1947. S. 197.3. Münchow W. Der fahrende Ritter John Taylor. Eineaugenärztliche Episode aus Rostock im <strong>Jahre</strong> 1751. KlinischeMonatsblätter für Augenheilkunde. Stuttgart;1956;129:404–410. S. 408.4. Henning A. Augenärzte in Berlin zur Zeit Friedrichs II.und ihre Vorgänger. In: Europa in <strong>der</strong> Frühen Neuzeit.Festschrift für Günter Mühlpfordt 7. Aufsätze, Gesamtregister,ed. Donnert E. Weimar Köln Wien; 2003; S. 347–386.S. 367–368.5. Bartisch von Königsbrück G. Augendienst. Dreßden; 1583.S. 60v.6. Wichner J. Beiträge zu einer Geschichte des Heilwesens,<strong>der</strong> Volksmedicin, <strong>der</strong> Bä<strong>der</strong> und Heilquellen in Steiermarkbis incl. Jahr 1700. Mittheilungen des historischenVereines für Steiermark. <strong>Graz</strong>; 1885;33:3–123. S. 20.7. Krones F von. Geschichte <strong>der</strong> Karl Franzens-Universität in<strong>Graz</strong>. Festgabe zur Feier ihres dreihun<strong>der</strong>tjährigen Bestandes.<strong>Graz</strong>; 1886. S. 112.8. Popelka F. Geschichte <strong>der</strong> Stadt <strong>Graz</strong>. 2. <strong>Graz</strong> Wien Köln;1984. Unverän<strong>der</strong>ter Nachdruck von 21960. S. 663 und 766.9. Fellner R, Höflechner W. Die Augenheilkunde an <strong>der</strong> Universität<strong>Graz</strong>. Publikationen aus dem Archiv <strong>der</strong> Universität<strong>Graz</strong>. 2, ed. Wiesflecker H. <strong>Graz</strong>; 1973. S. 4.10. Die Kunstdenkmäler <strong>der</strong> Stadt <strong>Graz</strong>. Die Profanbautendes IV. und V. Bezirkes (Lend und Gries). ÖsterreichischeKunsttopographie. 46. Wien; 1984. S. 160.11. [wie Anm. 6] S. 9.1 3Augenheilkunde in <strong>Graz</strong> 265