13.07.2015 Aufrufe

Wortbildung

Wortbildung

Wortbildung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Lauffer PS <strong>Wortbildung</strong> SS 2009notwendigen Ergänzungen - beibehalten werden: als Bezeichnung für eine minimale morphologische Einheitmit grammatischer oder lexikalischer Funktion, für eine „minimale funktionale Einheit”.2.2. Wort.Das Wort als zusätzliche Strukturebene zwischen Morphem und Phrase ist keine universale sprachliche Einheit.Ein wichtiges Grundkonzept ist es für flektierende Sprachen, für andere Sprachen ist es kaum sinnvoll. Im„isolierenden“ Vietnamesischen z.B. ist der Satz eine Folge unveränderlicher, einsilbiger Grundeinheiten, im„inkorporierenden“ Grönländischen entspricht unserem Satz eine komplexe Einheit von Grundelement undErweiterungen. Der Wortbegriff muss also für jede Einzelsprache angemessen definiert werden. UniversaleEinheiten sind:Äußerung: pragmatische Einheit des sprachlichen Handelns,Satz: strukturelle Form einer Äußerung mit unterschiedlicher einzelsprachlicher Form; im Deutschen: Subjekt +Prädikat,Phrase: komplexe Konstituente eines Satzes als Bedeutungseinheit,Morphem: ungegliederte Bezeichnungseinheit.In flektierenden Sprachen wie dem Deutschen ist das Wort eine autonome Einheit zwischen Laut und Satz.Seine Eigenschaften sind:das Wort ist im Satz grundsätzlich frei beweglich (”freie Einheit”, ”minimal free form”, BLOOMFIELD);das Wort ist nur als ganzes attribuierbar: *reitende Artilleriekaserne;das Wort ist nur als ganzes pronominalisierbar ("Anaphorische Inseln”): *Jeder Unidozent liebt sie (*dieUni). Anaphorischen Bezug auf einen Wortteil gibt es allerdings bei Eigennamen: Die Schröderfanslieben ihn (=Argument für die Sonderstellung der EN innerhalb der Nomina!).Wörter sind regelhafte Produkte der Performanz wie Sätze, doch werden sie im Unterschied zu Sätzengewöhnlich im Gedächtnis gespeichert (”Lexikalisierung” als ”Lexeme”). Speicherung ist eine typischeEigenschaft des Wortes. Es gibt mögliche Sätze und mögliche Wörter, doch die Unterscheidungokkasionell - usuell gibt es nur beim Wort.Idiomatisierung und Bedeutungsentwicklung kennzeichnet das Wort, nicht aber den Satz.Zusammengefasst: Das Wort ist eine freie, d.h. syntaktisch bewegliche bedeutungstragende Einheit mitfester innerer Struktur: Tisch, Tischchen, Tischdecke, Tische, aufgetischt.2.3. WortformSind Fahrrad, Fahrrads und Fahrräder ein Wort oder drei Wörter? Die Frage betrifft den Unterschiedzwischen dem Wort als abstrakter Einheit des sprachlichen Wissens und seiner konkreten Realisierungsform imText, der Wortform, die bei flektierbaren Wörtern eine grammatisch veränderte Flexionsform ist. Man kann(muss aber nicht!) definitorisch festlegen, dass man sich mit dem Terminus Wort auf die konkret geäußerteWortform bezieht (in Abgrenzung von der zugrunde liegenden abstrakten lexikalischen Einheit oder demLexem).Der Formenbestand einer lexikalischen Einheit (also: Tisch, Tisches, Tische usw.) heißt auch ihr Paradigma.Hinweis: Lexikalische Einheiten haben eine konventionelle Zitierform, bei Verben ist dies der Infinitiv, beiSubstantiven der Nominativ Singular, bei Adjektiven der undeklinierte Positiv. Der Infiniv ist also sowohlZitierform der verbalen lexikalischen Einheit wie auch Flexionsform (mít dem Flexiv -en für ‘Infinitiv’).2.4. LexemGerede und Gefaxe sind zwar beides Wörter der deutschen Sprache, doch nur Gerede ist ein Bestandteil dessprachlichen Wissens, ist im mentalen Lexikon gespeichert (oder auch in seinem Modell, dem Wörterbuch).Eine solche lexikalische Einheit heißt Lexem. Das Wort Gefaxe im Sinne von „lästige, andauernde Tätigkeitam Faxgerät” ist hingegen bis jetzt kein Lexem der deutschen Sprache. Es wurde hier gebildet, zusammen mitdem Satz, in dem es vorkam, und wäre anschließend unter „normalen” Umständen wie der zugehörige Satzwieder vergessen worden. Bis zu 1/3 der lexikalischen Einheiten eines Zeitungstexts sind nicht im Wörterbuchgespeichert, also keine Lexeme in diesem Sinn (laut Duden 1998 S.409). Keine Lexeme, aber lexikalischeEinheiten sind neben solchen „Ad-hoc-Bildungen” auch Eigennamen und nicht lexikalisierte fremde Wörter(im Unterschied zu Fremdwörtern). Wenn es auf solche Unterscheidungen nicht ankommt, kann man dieabstrakte lexikalische Einheit generell Lexem nennen.Das Wort gehört also mindestens zwei sprachlichen Ebenen („Modulen”) an. Als abstrakte Einheit ist esBestandteil des lexikalischen Wissens (lexikalische Einheit, oder einfach Lexem,), als konkrete, grammatischangepasste Einheit ist es Konstituente des Satzes bzw. Textes, ist also auch Element des syntaktischen undtextuellen Regelwissens (Wortform, oder einfach Wort).Seite | 3

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!