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Wortbildung

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13 <strong>Wortbildung</strong> mit Wortgruppen – KonstituentenZusammenbildung und ZusammenrückungLauffer PS <strong>Wortbildung</strong> SS 200913.1. Zur Terminologie• Wortgruppen als Konstituenten von Weiterbildungen gibt es bei allen Grundtypen der <strong>Wortbildung</strong>: alsDeterminans eines Kompositums, als Basis einer Derivation und als Basis einer Konversion.KompositumSuffigierungKonversionKERN bzw. MODIFIKATORaugenhals-nasen-ohrenabtischdick hautab landgrünrot haut (!?)ab sahneKOPFArztArztwindlererig∅ [Substantiv]∅ [Substantiv]∅ [Verb]Im Unterschied zu anderen Weiterbildungen spielt bei diesen Typen die lexikalische Analogie nur eineunwesentliche Rolle. Welche Wortkombination „zusammengerückt” oder „zusammengebildet” wird, hängtvon textuellen oder konzeptuellen Faktoren ab. Zugrunde liegen häufig realisierte syntaktischeKonstruktionen (damit, infolge, infolgedessen, zeitlebens; vgl. staubsaugen, Vormittag, Übersee), aber auchsachlich begründete konzeptuelle Beziehungen zwischen Lexemen, die keine syntaktische Basis haben(Rhein-Main-Donau-Kanal, Türsteher).• Während bei Wortgruppen-Komposita und Wortgruppen-Derivationen allenfalls die Bezeichnungstrittig ist, gibt es bei der Wortgruppen-Konversion eine Kontroverse, ob man Bildungen wie aufgrundüberhaupt zur <strong>Wortbildung</strong> rechnen soll (z.B. Eisenberg 1, 1998, 225: kein "Gegenstand der<strong>Wortbildung</strong> im eigentlichen Sinne"). Die Entscheidung hängt davon ab, wie man <strong>Wortbildung</strong>, Syntaxund Lexikon abgrenzt. Im folgenden wird davon ausgegangen, daß <strong>Wortbildung</strong> nicht als Komponentedes Lexikons definierbar, sondern ein eigenes grammatisches Modul ist, das sowohl mit der Syntax wiemit dem Lexikon in Beziehung steht. Man kann dabei zwischen paradigmatischer (lexikalischer) undsyntagmatischer (syntaktisch fundierter) <strong>Wortbildung</strong> unterscheiden.Ein starkes Argument für eine solche Sichtweise ist der historisch nachweisbare Übergang vonsyntagmatischer zu paradigmatischer <strong>Wortbildung</strong> bei der Komposition (ynn schaffs kleydern Luther1546 - in Schafskleidern Luther 1552: "Reanalyse" einer Attributkonstruktion als Kompositum).13.2. Typologiea) Wortgruppe als Determinans eines KompositumsLangzeitgedächtnis, Großraumwagen, Fünfganggetriebe, Vorkriegszeit, Einfamilienhaus, Sauregurkenzeit(Erben S. 32f. "Zusammenrückung"), NachhausewegRhein-Main-Donau-Kanal, Hals-Nasen-Ohren-ArztMehrzweck-: -halle, -gerät, möbel, -tischVollkorn-: -brot, -nahrung, -mehl (vs. Roggenschrotsemmel!)Klarsicht-: -hülle, -folie, -packungb) Wortgruppe als Basis einer Derivation (traditionell: "Zusammenbildung", z.B. Erben 31f.)vielgliedrig, rotwangig, übernächtig,neutestamentlich, zweiwöchentlich (vs. wöchentlich!?)Gesetzgeber, Schwarzhörer, Türsteher, Warmduscher, Vorwärtseinparker, Ärmelaufkrempler, Schnellmerker(Stellengesuch JETZT 24/1999)Viersitzer, Fensterheberc) Wortgruppe als Basis einer syntaktischen Konversion (gewöhnlich: "Zusammenrückung")Fleischer/Barz (1992:48f. ) fassen die Zusammenrückung als Wortgruppenkonversion auf, da dasKonversionsprodukt (stets: ein Wort) kategorial verschieden sei von der Konversionsbasis (stets: eineWortgruppe), also definitionsgemäß die Voraussetzung einer Konversion vorliege: Veränderung derKategorie ohne explizite formale Kennzeichnung.Seite | 17

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