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Wortbildung

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Lauffer PS <strong>Wortbildung</strong> SS 200911 <strong>Wortbildung</strong> durch Transposition II11.1. „Präfixkonversion“Verben wie bestuhlen, erbleichen, entgräten, verschönern, versacken sind durch Präfigierung und zusätzlicheVeränderung der Wortart, also Transposition, entstanden. Die zugrunde liegenden Stämme sind keine Verben,die Bestimmung solcher Wörter als Präfixbildungen (z.B. Barz 2005) ist deshalb nicht adäquat: einePräfigierung verändert nicht die Wortart.Hinweis: Die Bezeichnung Präfixkonversion (Fleischer/Barz) ist genau genommen irreführend, da keineKonversion im üblichen Sinne des Terminus vorliegt. Dasselbe gilt für den analog gebildeten TerminusPartikelkonversion. Der DUDEN-Terminus „desubstantivische bzw. deadjektivische Präfixderivation“ (Barz2005) enthält wiederum keinen Bezug auf den Prozess der Transposition (Präfixe verändern nicht die Wortart).11.2. „Partikelkonversion“Eine ähnliche Bildungsweise zeigen Verben wie aufgabeln. auftischen, unterbuttern, einsacken (ein = in, vgl.hinein), übervorteilen, übernachten. Der zugrunde liegende nominale Stamm wird wiederum durchTransposition zu einem Verb und erfährt gleichzeitig eine Modifikation, hier nicht durch ein Präfix, sonderndurch eine Partikel (Partikel hier wie im Terminus Partikelverb im weiteren Sinn für unflektierbare Wörter, z.B.Präpositionen). Zugrunde liegt entweder eine Wortgruppe im syntaktischen Sinn wie bei der Zusammenrückung(aufgabeln < auf die Gabel, unterbuttern > unter die Butter), oder auch eine konzeptuell-lexikalischeVerknüpfung wie im Falle der mehrgliedrigen Derivation oder Komposition (Türsteher bzw. Hals-Nasen-Ohren-Arzt). Vgl. dazu unten Kap. 12.Hinweis: Die Bezeichnung „desubstantivisches Partikelverb“ im DUDEN (Barz 2005:1061/1069) erfasstnicht die Tatsache, dass bei solchen Bildungen eine Transposition der Basis vorliegt. Eine Modifikationeiner substantivischen Basis durch eine Partikel ergibt kein Verb, vgl. Auf-wind (Wortart unverändert!)vs. auf-tischen.Systematisch kann man Partikelkonversion und Präfixkonversion im Rahmen eines Modells derkombinatorischen <strong>Wortbildung</strong> beschreiben, vgl. unten Kap.14, im Schema S. 20 D3 und D4.12 <strong>Wortbildung</strong> mit Mutierung (= Stammveränderung)1. Für Weiterbildungen mit Stammalternation, also mit Mutierung des Stamms, wird häufig der Terminus"implizite Ableitung/implizite Derivation" verwendet (z.B. Fleischer/Barz). Soweit die Mutierung dieeinzige formale Änderung der Basis darstellt, handelt es sich um einen ererbten, heute aber unproduktivenBildungstyp mit Ablaut: fliegen-Flug, sprechen-Spruch, schießen-Schuß, werfen-Wurf, greifen-Griff, ziehen-Zug usw.Eine synchrone Analyse der Ableitungsbeziehung ist in solchen Fällen weder möglich noch angebracht. InAnalysen kann man die Stammalternation notieren und eventuell hypothetisch als Derivation rekonstruieren:fliegen ist gegenüber Flug wahrscheinlich primär, also Basis.Im übrigen ist der Terminus "implizit" in solchen Fällen ohnehin nicht angebracht, da ja eine expliziteMarkierung (eben durch Mutierung) vorliegt. Der Terminus "implizite Ableitung" (oder "impliziteDerivation") wäre besser geeignet für die Konversion (und wird gelegentlich auch so gebraucht): hier bleibtder Übergang von einem Wort zum anderen in der Tat implizit, nämlich ohne formale Markierung.2. Für synchrone Analysen wichtiger ist die Mutierung durch Umlaut. Der Umlaut geht zurück auf dieAssimilation eines hinteren Stammvokals an eine -i-oder -j-haltige Folgesilbe im Ahd. Er wurde bei gleichenphonologischen Bedingungen regelmäßig durchgeführt, und zwar unabhängig von der morphologischenStruktur: bei kausativen Verben wie hängen

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