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Die Karawane vom Pfynwald - daniela schwegler

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Reisenes ist ein strahlendblauer frühlingstag,als die <strong>Karawane</strong>durch den <strong>Pfynwald</strong>reitet.<strong>Die</strong> <strong>Karawane</strong><strong>vom</strong> <strong>Pfynwald</strong>KaMeLe im Kanton wallis? was wieein Märchen aus «tausendundeinernacht» aussieht, erfreut Jung und alt.Text Daniela SchweglerFotos Thomas AndenmattenMontanaSidersMollensVenthôneMiègeVSSalgeschRHONEVaren<strong>Pfynwald</strong>LeukSustenFotos: Vorname Name1kmChippisSiders64 Schweizer Familie 20/2009 Schweizer Familie 20/2009 65


ReisenDer Hof von Tildi Zinsstag Jossen in Leuk-Susten: Hier startet die viertägige Tour.Pferd Shanima, dahinter folgt die Kameldame Taifun.Guckt, Kamele!», ruft ein Wandererseiner Familie zu, die sofort neugierigauf uns zustürmt. Unserungewöhnlicher Tross von Tierund Mensch, der durch den <strong>Pfynwald</strong> imHerzen des Wallis zieht, sorgt für Aufsehen.Leute, die uns Trekkenden begegnen,trauen ihren Augen erst nicht. Kamele imWallis? In der Tat. Alisha und Taifun sindzwei mongolische Kameldamen, die 2002in Deutschland zur Welt kamen. TildiZinsstag Jossen hat die Tiere mit acht Monatenaus Deutschland in die Schweiz gebracht.Sie reitet der Trekkinggruppe aufihrem Pferd Shamoun voran und führt diezwei Kamele straff am Seil hinter sich her.Ihr nach trottet ein bunt gemischtesGrüppchen von Kindern und Erwachsenenmit Pferden, Ponys und drei Hunden.Vier Tage werden wir unterwegs sein. Ausgangspunktist der Hof von Tildi ZinsstagJossen, der Kamel- und Pferdezüchterin,Mutter, Biobäuerin und Ärztin, oberhalbvon Leuk-Susten. Von dort brechen wirauf nach Mollens am Sonnenhang unter-«Für mich gibt es nichs Schöneres, als mit den Tierenin den Tag zu ziehen. Man wächst zusammen,hat den gleichen Weg, das gleiche Ziel.» Tildi Zinsstag Jossenhalb Crans-Montanas, wo wir drei Nächteauf dem Hof von Tildi Zinsstag JossensMutter unterkommen. Von dort aus wollenwir zu Tagesritten ausschwärmen.Wir steigen <strong>vom</strong> hohen RossEs ist ein strahlend blauer Frühlingstag,als wir losreiten: Wir tauchen ein in den<strong>Pfynwald</strong>, einen der grössten Föhrenwälderder Alpen, ein Paradies für Pflanzen,Tiere und Menschen. Über hundert zumTeil sehr seltene Vogelarten finden hierNischen zum Brüten. Wohl auch, weil derWald so viele Insekten beherbergt. Davonprofitieren auch die Grünfrösche in denkleinen, mit Schilf umrandeten Seerosenteichen,an denen wir vorbeireiten. Einlautes Quakorchester begrüsst uns, als wirden ersten Teich passieren. In einer lieblichenLichtung laden die nächsten zweikleinen Seen zum Bad. Tildi Zinsstag JossensLeitpferd Shamoun, ein stolzer Araberhengst,springt übermütig ins Wasser,um sich abzukühlen. <strong>Die</strong> Kameldamenfolgen ihm. «Wenn ich hier nur nicht runterfalle!»,denke ich, weich eingebettetzwischen den zwei weissen KamelhöckernAlishas. Und was, wenn meine Kameldameauf die Idee kommt, ganz in denTeich einzutauchen? Zum Glück begnügensich die Tiere damit, voller Freude mitden Vorderbeinen im Wasser zu scharren.Mit ein paar Spritzern am Hosenstossist dieses Abenteuer überstanden. Weitergehts auf dem Land, den Wanderweg entlang.Vor Siders spuckt uns der <strong>Pfynwald</strong>aus, und wir folgen der Landstrasse. Hiersteigen wir <strong>vom</strong> hohen Ross und von denKamel Alisha, geboren 2002 inDeutschland, trägt gerne Kinder.Kamelen runter und führen die Tiere amZaum den Strassenrand entlang ins Städtchen.Dort sind uns die Blicke der Menschenwieder gewiss. Familien stürmenaus den Häusern in die Gärten, kommenfast nicht aus dem Staunen heraus. Kamelevor der Haustür! Autofahrer halten an, umunseren fremdländisch anmutenden Trosszu fotografieren. Fast bricht der Verkehrzusammen. <strong>Die</strong> Tiere lassen sich davonnicht beirren. Sie sind es gewohnt, die Blickeauf sich zu ziehen, und trotten unbekümmertweiter. Durch steile Rebhängegehts nach Siders ins 1000 Meter hoch gelegeneMollens. Dort erwartet uns die 81-jährige Rosi Zinsstag, die Mutter von TildiZinsstag Jossen. Sie wird uns die nächstenTage mit Kost und Logis und ihrer Herzlichkeitverwöhnen. Am zweiten Tag istder Himmel grau in grau. Dunkle Wolkenbilden einen Deckel über dem Rhonetal.Wir lassen uns Zeit mit dem Auf­brechen.Nach einem gemütlichen Frühstück holenwir die Tiere von der Weide, striegeln undsatteln sie. Gegen elf Uhr marschieren wirlos in Richtung Crans-Montana. 600 MeterHöhendifferenz liegen vor uns. Währenddie Pferde und Ponys stramm vorausreiten,kommen die zwei Kameldamenmit ihren gut 800 Kilo noch nicht so rechtauf Touren. Vor allem Alisha, die Gemütlichereder beiden, steht alle paar Meterstill, um zu verschnaufen.Mit Geduld und gutem ZuredenAuch Kamele müssen ihre Muskeln undAusdauer nach einer Winterpause trainieren.<strong>Die</strong> Tiere werden jedoch von Tag zuTag fitter. Das Training schlägt rasch an.Mit Geduld, gutem Zureden und gelegentlichentschlossenem Ziehen am Seilschaffen wir den Aufstieg. Oben angekommen,verlässt uns das Wetterglück,und die Himmelsschleusen öffnen sich.Schneeregen durchnässt uns bis auf denLeib und treibt uns die Kälte in die Knochen.Wie schön ist da am Abend dasHeimkommen auf dem Hof in Mollens,wo uns in der heimeligen Stube einwarmer Steinofen empfängt. Nach dem 66 Schweizer Familie 20/2009 Schweizer Familie 20/2009 67


ReisenANZEIGE«Ich bin unglaublichfroh und stolz»Petra Bollinger, 30– 23 kgIhre ersten Diäten machte Petra Bollinger als Kind. Dennochstieg ihr Gewicht kontinuierlich an. Nachdem sie dasAbnehmen schon aufgegeben hatte, entdeckte sie eBalance.ch.Rast nach dem Ritt: Idyllische teiche im riesigen<strong>Pfynwald</strong> laden zum baden ein.feinen Nachtessen bleibt Zeit fürSpiele und Gespräche am Familientisch.Wir lassen unsere Ausflüge Revuepassieren. Erinnern uns etwa andie Schüler der Hotelfachschule mitinternationalem Renommee inMontana. Als wir an der Schulevorbeitrekken, stürmt die Klassesamt Lehrer an die breite Fensterfront,zeigt auf uns und kringeltsich vor Lachen. <strong>Die</strong> Jugendlichenzücken ihre Handys und knipsenwild drauflos, um die Kamele mitihrer Handykamera einzufangen.Dann der Baum, der uns den Weg versperrte.Ein Sturm hat ihn gefällt. Nunliegt er quer über dem Strässchen, dasuns nach Montana bringen soll. Das istunser Aus, denken wir und überlegenuns schon, den ganzen langen Weg zurückzugehen.Doch nachdem Jasha, einjunger Mann in unserer Gruppe, einigeÄste abgebrochen hat, wird der Weg frei.Wir können seitlich über den Baum hinwegsteigen.Uff! Nochmals Glück gehabt.Einmal gerät Tildi Zinsstag Jossen insSchwärmen: «Für mich gibt es nichtsSchöneres, als einfach mit den Tieren inden Tag zu ziehen», sagt sie. «Man wächstmit ihnen zusammen, ist eine Familie, hatden gleichen Weg und das gleiche Ziel.Zeit spielt keine Rolle. Das ist für michgestresste Hausärztin purer Luxus!»Fotosujet fürs HandyDas Unterwegssein durch die Walliser Alpenlandschaftist für alle erholsam. Hochzu Kamel sind die Blicke ins Tal umso erhebender.Und auf den Kamelrücken sitztes sich weich, fast wie im Fauteuil. Daszottelig-wuschelige Wollfeld schützt diezweihöckrigen Wüstenschiffe im Wintervor der hiesigen Eiseskälte. Jetzt, im Frühling,verlieren sie ihr Zottelfell in grossenBüscheln. «Im Sommer wird man sie nichtwiedererkennen. Sie sind dann ganz kahl Wenn sie durch die Strassen geht, drehen sich die Männer nach ihrum. Lange Zeit wurde sie gar nicht recht wahrgenommen, wennsie alleine unterwegs war. Noch vor rund einem Jahr wog sie nämlichgut 20 Kilo mehr als heute. Nach vielen erfolglosen Diäten hattesie sich bei eBalance.ch angemeldet. <strong>Die</strong> Resultate zeigten sich sofort:Pro Woche nahm sie 1 Kilo ab. Nach der ersten Erfolgsphase kameine Stagnation, die rund sieben Wochen dauerte. Danach purzelte dasGewicht wieder, und sie musste sich alle paar Monate neue Hosenkaufen. «Ich bin unglaublich froh und stolz, dass ich diese schwierigeZeit durchhielt», sagt Petra Bollinger im Rückblick. Heute trägt sieihre Kalorien nicht mehr strikt am Computer ein. «Aber im Kopf rechnetes immer», sagt Petra Bollinger lachend. Davon werde sie sichwohl ein Leben lang nicht erholen – es sei wie eine Krankheit. PetraBollingers «Krankheit» ist ein Glücksfall: Sie macht sie nicht nurgesund, sondern auch strahlend schön. <strong>Die</strong> ganze Geschichte lesenSie auf www.eBalance.ch.Wie Petra Bollinger nehmen schon über 48 000 Mitgliederleichter ab. Denn eBalance.ch ist das in der Schweiz führendeOnline-Programm für alle, die ein gesundes Körpergewichterreichen, behalten und ihr Wohlbefinden steigern wollen. EntdeckenSie eBalance.ch für sich auf einer virtuellen Tour:www.eBalance.chMedizinischer PartnerOffizieller Partner68Schweizer Familie 20/2009


ReisenReisenAbsteigen ist einfach.Am vorderen Höcker festhalten,einen Fuss über denhinteren Höcker schwingen– und dann runter.und sehen aus wie E. T., der Ausserirdische»,lacht Tildi Zinsstag Jossen. DasHin-und-her-Wiegen auf den Kamelenhat etwas Meditatives. Nur das Hochkommenist nicht ganz einfach.Da Alisha und Taifun noch nicht gelernthaben zu knien, steigt man entwedervon einem Mäuerchen oder <strong>vom</strong> Pferdrüber aufs Kamel. Runtersteigen geht einfacher.Am vorderen Höcker festhalten,den einen Fuss über den hintern Höckerschwingen und sich schwungvoll runtergleitenlassen.In der Gemeinde Leuk hat man sich inzwischen daran gewöhnt . . .Mit Taifun durch die FöhrenMir waren die Riesenviecher erst ein wenigungeheuer. Doch sobald ich mich zumersten Mal von Taifun durch die Föhrenwäldertragen lasse, haben die Kamelemein Herz erobert. Schnell realisiere ich,dass ich den Leithammel rauskehrenmuss, damit die Kamele mir gehorchen.Anzeige. . . dass gelegentlich Kamele durch die Gassen streifen.»Wir erklären dieses Buch zur Urlaubslektüre des Jahres!« New York Magazine»Ich heiße Towner Whitney. Nein, das ist nicht ganz richtig.Mein wirklicher Vorname lautet Sophya.Glauben Sie mir bloß kein Wort. Ich lüge andauernd.Weil ich nämlich verrückt bin ...«Roman · Deutsch von Elke Link · 480 Seiten · CHF 34,90 (empf. Verk.-Preis) Leseprobe: www.btb-verlag.de© Kurt Stier / Corbis & Jan Stromme / Photonica / Getty ImagesEin Hauch Wilder Westen: Im Hintergrund das Städtchen Leuk.Als ich mit Alisha unterwegs bin, muss ichsie immer wieder von den Baumkronenwegzerren. Nach den Wintermonaten mitdem trockenen Heu ziehen die frischengrünen Blätter und die Blüten die Tieremagisch an und verleiten sie zum Stehenbleiben,um sich am saftigen Grün zu verköstigen.Eingespieltes TeamTildi Zinsstag Jossen zeigt mir, wie ich dieTiere mit strenger, aber liebevoller Hand,führen kann. Es wirkt. <strong>Die</strong> Tiere folgenbesser. Wie wir durch die Walliser Rebhängeschreiten, ich mit zwei Kamelen imSchlepptau, habe ich das Gefühl, dass siemeine Gedanken lesen können, so gutsind wir als Team eingespielt. Als wir nachvier Tagen wohlbehalten zurück auf TildiZinsstag Jossens Gehöft sind, werden wirvon ihrem Mann, Alt-Nationalrat undAnwalt Peter Jossen-Zinsstag, mit einemleckeren Imbiss empfangen. Viel zu schnellist das Trekking zu Ende.➽ Das nächste Trekking: 29. Juli bis 1. AugustVom Ross auf den Buckel des KamelsTildi Zinsstag Jossen (l.) mit Journalistin Daniela Schwegler.Mit Kamelen durchsWallis reiten: Tildi ZinsstagJossen machtsmöglich. <strong>Die</strong> Pferde- undKamelzüchterin, Bäuerin,Hausfrau, Mutter dreierKinder und Ärztin bietetmehrmals im Jahr Kamel-Trekkings durch diewunderschöne, wilde undromantische WalliserNaturlandschaft an.Nächster Trekking-Termin: 29. Juli bis1. August ins Turtmanntal.Mitreiten und mitwandernkann man die ganze Streckeoder auch nur einzelneTage. <strong>Die</strong> Übernachtungensind einfach. Wer es gediegenermag, dem organisiertdie Trekkingleiterineine anspruchsvollere Unterkunft.Der Erlös derTrekkings geht vollumfänglichan das Berner HilfswerkNew Tree, das in AfrikaGebiete der Sahelwüstewieder begrünt.www.newtree.chAuskünfte Trekking:Tildi Zinsstag Jossen, SustenVS, Tel. 027 473 31 64www.wallis-kamel.chSchweizer Familie 20/200971

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