10Generationen im KlassenzimmerProjektstart in <strong>Unterägeri</strong>Im Herbst 2012 startete das Schulhaus Acher Süd inZusammenarbeit mit der Pro Senectute Kanton Zugsein Pilotprojekt «Generationen im Klassenzimmer».Nach einer durchwegs positiven Bilanz der Pilotphaseund viel Begeisterung seitens aller Beteiligtendurfte das Projekt 2013 auf die Gesamtschule<strong>Unterägeri</strong> ausgeweitet werden. Momentan sind esvier Frauen und drei Männer, die sich bereit erklärthaben, unentgeltlich ihr Wissen, ihre Lebenserfahrungund ihre Zeit in den Schulalltag einzubringen.Seniorinnen und Senioren vermittelnihre Lebens- und BerufserfahrungIhre Einsatzmöglichkeiten sind so vielfältig wie ihreLebensgeschichten, Interessen und Neigungen. Siereichen vom Kindergarten bis in die sechste Klasse– von der Unterstützung beim Häkelnlernen bis zurBegleitung der zweitägigen Schulreise, von der Unterstützungbei kniffligen Matheaufgaben bis zumÜben der neusten Französischwörtchen. Kurzum:Die Seniorinnen und Senioren sind allseits geschätzteHelfer, wie die nachfolgenden Erfahrungsberichtelebhaft zeigen.Ruedi Egloff, 67, pensionierter Polizist,erzählt von seinen Erfahrungen in einerzweiten Klasse«Meine Frau und ich sind seit dem Anfang beim Projektdabei. Ein Zeitungsartikel hat uns auf das Projektaufmerksam gemacht, worauf wir die Infoveranstaltungder <strong>Schule</strong> besuchten.Die begeisterten Schilderungen der fünf bereits ineinem gleichen Projekt tätigen Chamer Seniorinnenund Senioren vermochten unser Interesse zuwecken. Beim anschliessenden Gedankenaustauschmit den Lehrpersonen beschlossen wir, einmal eineSchnupper-Schulstunde zu besuchen.Während meine Frau sich in einem Kindergarten umsehenwollte, entschloss ich mich, in eine erste Klassereinzuschauen. Da die Chemie mit den Lehrpersonenauf Anhieb stimmte und wir von den Kindernmit Begeisterung aufgenommen wurden, besuchenwir ‹unsere› Klassen seither jeweils am Dienstagmorgen.Mit der Lehrerin tausche ich mich regelmässigüber meine Unterrichtserfahrungen aus.Es ist zu erwähnen, dass es anfänglich schon galt, einwenig über den eigenen Schatten zu springen. DasSchulsystem meiner Jugend hat nur ansatzweise et-
11was mit dem heutigen zu tun. Die Ziele sind zwar immernoch dieselben, Persönlichkeit und Individualitätwerden heute aber viel mehr gewichtet als Zuchtund Ordnung. Wie ich festzustellen glaube, habeneinige Kinder mit Konzentrationsschwierigkeiten zukämpfen, was früher eher weniger der Fall war.Mein Einsatz wird jedes Mal vor der Schulstunde mitder Lehrperson abgesprochen. Meist darf ich miteinigen Kindern in Kleingruppen in einem Gruppenraumlesen, schreiben oder rechnen. Ab und zukommt es vor, dass ‹meine› Schüler gar nicht mehrmit Rechnen aufhören wollen, obwohl das nichtunbedingt ihr Lieblingsfach ist. Dies sind dann dieHighlights. Weitere Höhepunkte sind die spontanpositivenAussagen der Kinder und deren Elternzum Projekt. Auch die gute Zusammenarbeit mit derLehrerschaft ist motivierend.Ich habe versucht, den Kindern auch etwas aus meinerSchulzeit näher zu bringen. Die Schiefertafelmit Griffel und ein altes Rechnungsheft sind sicherin Erinnerung geblieben. Von unseren Schwedenferienhabe ich zudem allen einen Gänse-Federkielmitgebracht, um auf die Anfänge der Schreibkunsthinzuweisen. Welch ein Gaudi, die Kinder mit demFederkiel schreiben zu sehen!»Sechstklässlerinnen und Sechstklässleräussern sich über «ihre» Seniorin«Ich finde es schön, dass Frau Caspar bei uns ist. Ichfreue mich immer, wenn sie kommt. Sie ist sehr nettund lacht auch immer.»«Ich finde es ein sehr gutes Projekt. Frau Caspar istimmer sehr nett zu uns und kann unsere Fragen immerbeantworten.»«Ich finde, es ist cool, dass Frau Caspar bei uns ist. Sieist mega nett, weil sie auch easy ist.»«Ich finde es gut, weil dann sind die alten Leute nichtzu Hause und machen nichts. Ich finde Frau Casparsehr nett.»Donnerstagmorgen, um ‹meinen Kindern› bei kleinenPannen beim Handarbeiten behilflich zu sein.»Marika Biermann, Kindergärtnerin im KindergartenChlösterli, erzählt über die Zusammenarbeit mit MariaEgloff:«Kannst du mir helfen, Maria?» oder «Spielen wir einSpiel zusammen?» So tönt es bei uns oft am Dienstagmorgen,wenn unsere Seniorin Maria im Kindergartenist.Ich als Kindergärtnerin schätze die unkomplizierteZusammenarbeit sehr. Zu Beginn des Morgens erkläreich kurz, woran wir arbeiten, dann unterstützenwir die Kinder, wo es nötig ist. Gerade bei Bastelarbeitenist es immer wieder sehr hilfreich, zweihelfende Hände mehr zu haben.»Aber es sind nicht nur die Hände, das bestätigenauch folgende Kinderaussagen:«Es ist immer so schön, wenn Maria bei uns ist.» «Mariaist einfach lieb.» «Mit Maria spiel ich gerne Spiele.»«Wenn ich die Jacke nicht zumachen kann, dannkann ich auch einfach zu Maria gehen.» «Sie hilft mirbeim Basteln, wenn ich es nicht so gut kann.»Mir hilft sie auch sehr, unsere «Seniorin mit Herz!»Freie PlätzeBei den Lehrpersonen stösst das Projekt auf grossesInteresse und viele wünschen sich eine Seniorinoder einen Senior für die eigene Klasse. Leiderkonnten bis jetzt noch nicht alle Plätze besetzt werden.Die <strong>Schule</strong> <strong>Unterägeri</strong> freut sich auf weitereInteressent / innen.Für zusätzliche Informationen melden Sie sich beimSchulsekretariat oder sandra.segura@schule6314.chSandra Segura, LehrpersonHedy Svensson unterstützt die Lehrerin BettinaSchönenberger im Textilen Werken.«Ich schätze die Zusammenarbeit mit der Lehrerin.Ich lasse mich vor Unterrichtsbeginn über die anstehendenArbeiten informieren und sie teilt mir mit,wo sie mich einsetzen möchte.Was mich von Anfang an erfreute, war die Bereitschaftder Schülerinnen und Schüler eine Seniorinim Klassenzimmer zu haben. Es bestanden keine Berührungsängste,keine Abwehrhaltung, ich gehörtesehr schnell dazu. Ich freue mich jede Woche auf den