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Buch 1.indb - IFFOnzeit

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RezensionenDie Verhinderung von Selbstbestimmung durch Normalisierung bzw. durch normalisierteMissachtung steht im Mittelpunkt des folgenden Subkapitels, bevor die Autorinzum Abschluss die im empirischen Material erkennbar werdenden Deutungen derGewalt und Deutungen des eigenen Handelns kategorisiert und ihren Zusammenhangzu Selbst- und Fremdbestimmung aufzeigt. Hierbei lässt die Autorin die Deutungsmusterder gewaltbetroffenen Frauen stehen, ohne diese von ihrer ‚Expertinnensicht’ her zukommentieren und zu (be)urteilen. Sie nimmt die Subjektpositionen der Frauen ein, umdiese nachvollziehbar zu machen.4. SchlusskapitelIn diesem Schlusskapitel, das teilweise den Charakter einer Schlussfolgerung hat, werdendie „Bedingungen der Möglichkeit von Gewalt gegen Frauen als Normalität“ (S. 403)erörtert, wobei dieses komplexe soziale Phänomen unter dem Blickwinkel der Konstruktionvon Geschlecht und Gewalt betrachtet wird. Hiermit gelingt es der Autorin, dieFrage zu beantworten, wie Frauen zu Opfern männlicher Gewalt werden. Auf Basis dieserErkenntnis, wagt die Autorin, die Bedingungen der Möglichkeit von Widerstand aufzuzeigen,die sie als Unteilbarkeit der Anerkennung, Frauen als Subjekte des Begehrens,Frauen als Subjekte der Gewalt und neue Repräsentationen von Gewalt gegen Frauen beschreibt.Hiermit zeigt die Autorin neue Forschungs- und Handlungsansätze auf, welchedie „der Gewalt zugrundeliegende symbolische und soziale Ordnung“ (S. 108), d.h. dieverleiblichte Herrschaft, in Frage stellen. Wie diese Bedingungen eines möglichen Widerstandesin die Praxis übertragen werden könnten, bleibt die Autorin leider schuldig,wobei angemerkt werden sollte, dass dies den Rahmen einer Dissertation auch sicherlichgesprengt hätte.5. FazitDer Autorin gelingt es bravourös, Gewalt in der Normalität zu verorten und als ‚alltäglichesPhänomen’ zu beschreiben und zu erklären, ohne dabei jedoch den Fehler zubegehen, Gewalt zu normalisieren. Hierfür begegnet sie den Aussagen gewaltbetroffenerFrauen mit Anerkennung und folgt mit Einfühlsamkeit und wissenschaftlicher Genauigkeitihren Realitätskonstruktionen.Die Autorin zeigt dabei auf, dass die fehlende Anerkennung leiblich-emotionalerBedürftigkeit und die Konstruktionen eines beschädigten Selbst als vielschichtig komplexesPhänomen betrachtet werden muss, wobei Gewalt als verleiblichte Herrschaft verstandenwerden kann.Diese Analyse der Subjekt-/Objekt-Werdung ist in den Sozialwissenschaften keineNeuigkeit, jedoch wurde diese meines Wissens nach noch nie in dieser Genauigkeit aufdas Spannungsfeld von Gewalt und Geschlecht und die Handlungsorientierungen vongewaltbetroffenen Frauen angewandt.Das <strong>Buch</strong> ist sowohl für TheoretikerInnen als auch PraktikerInnen eine spannendeund empfehlenswerte Lektüre. Es bietet hierbei den Vorteil, dass es sich sowohl ‚vonAnfang bis zu Ende’ als auch in Teilen lesen lässt und trotzdem verständlich bleibt. FürLeserInnen, die normalerweise nichts mit erziehungs- und sozialwissenschaftlicher Forschungzu tun haben, mag manches Vorgehen und manche Begrifflichkeit der Autorinals fremd erscheinen. Da es bei dem <strong>Buch</strong> „Zwischen verleiblichter Herrschaft und Wi-2.Jg., Nr.1, 201294

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