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ganze Ausgabe im pdf-Format - Lehrerinnen

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44Fratton nahm sich binnen weniger Tage selbst aus derSchusslinie. Erst bat er bei Stochs Amtschefin um seine Entpflichtung.Er sei «Lehrer und kein Politiker» und «(partei-)politisch motivierten Diskussionen» wolle er sich nicht aussetzen.Dann gab er zwei grosse Interviews, in denen erseinen Rückzug in indignierter Tonlage […] begründete; alsSchweizer habe er eine derart konfrontative Oppositionnicht gekannt. Ziemlich defensiv begegnete der 64-Jährigehingegen dem Vorwurf, seine Thesen seien unwissenschaftlich.«Ich will das gar nicht widerlegen», sagte er […]. «Ichbin tatsächlich der Praktiker.» […] Fratton selbst hatte geschrieben,er habe die «Arbeit für das Land unentgeltlichgemacht» – abgesehen von 2000 Euro, die er als Mitgliedder Expertenkommission zur Weiterentwicklung der Lehrerbildungerhalten habe. In die von ihm konzipierte undgeleitete Qualifizierung von Lernbegleitern sind freilichwesentlich mehr Landesmittel geflossen. […] Keine Vertragsbeziehungengebe es hingegen zu Frattons Ehefrau,versicherte das Kultusressort […]. Der Hintergrund: DorisFratton ist Innenarchitektin und hat sich auf die Gestaltungvon Lernräumen spezialisiert […]. Bei Gegnern der geplantenGemeinschaftsschule in Bad Saulgau löste diese KonstellationMisstrauen aus. Gebe es da doppelte geschäftlicheInteressen, wurde gefragt. Bei den Anne-Sophie-Schulen inKünzelsau und Berlin, bestätigt die Stiftungssprecherin, seiFrattons Frau in der Tat für die Innenarchitektur verantwortlich.»das damals hiess, ist schon vor zehn Jahren gescheitert.Jugendliche in der Pubertät können sich wegen Umbau vonHirn und Hormonen nun mal nur sehr begrenzt selbst steuern.Davor ist die Logik erst <strong>im</strong> Aufbau, danach kann esfunktionieren. Ist halt so, die Biologie. In Sport, Musik etc.erlangt man Spitzenleistungen nicht ohne 10'000 StundenÜbung. Sind halt so, die Nervenbahnen & Co.»Kommentar: Die länderübergreifend gültige Formel lautetwohl: profilierungwillige Politiker + geschäftstüchtigeund/oder ideologisierte ‹Bildungsfachleute› + Zeitgeist einerwohlstandsüberfluteten Spass- und Konsum-Gesellschaft(«ich will alles haben, ohne mich dafür anstrengenzu müssen») = aktionistische, verantwortungslose Seifenblasen-Reformitis.Auch oder gerade die Lehrerorganisationensind gefordert, solchen Vorgängen die Stirn zu bietenund sich kampfeslustig in die bildungspolitischen Auseinandersetzungenzu werfen. Schliesslich betreibt auf pädagogischemGebiet niemand mehr empirische Feldforschungals wir, die Praktiker und Praktikerinnen aus denKlassenz<strong>im</strong>mern, die tagtäglich vor den Kindern und Jugendlichenstehen! Das letzte Wort gebührt einem spürbarerbosten Leserbriefschreiber der «Stuttgarter Zeitung»: «Esist schon bemerkenswert, wie das Kultusministerium <strong>im</strong>merwieder auf Gurus hereinfällt. Da halten wohl hohe Beamteoder auch Politiker ihre Jugendlektüre ‹Summerhill› für denGipfel der Pädagogik und Empirie für Teufelszeug. Schonbezeichnend, dass Herr Fratton bei der ersten Androhungvon Empirie die Flucht ergreift. Die Lehrer <strong>im</strong> Lande wissen,dass das wieder mal Unfug ist, was da ein paar Ideologenbis Sozialromantiker verbraten. Das Selbstlernen oder wie

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