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ganze Ausgabe im pdf-Format - Lehrerinnen

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2013/14-0139wesend sei auch Sandros Vater gewesen, erzählt eine Mutter,die den Elternabend besuchte. Er habe von seinem Sohnund seinen «Besonderheiten» berichtet, etwa, dass dieservon seiner Mutter früh verlassen worden sei und deshalbunter einem Mädchen- und Frauenhass leide. […] Nach zweiStunden wird der Elternabend ergebnislos abgebrochen.Seither haben verschiedene Eltern weitere Briefe an denLehrer verfasst, fordern Massnahmen, um ihre Kinder vorÜbergriffen zu bewahren. Am 11. März schaltet sich schliesslichSchulpräsident Urs Berger ein. Die Eltern erhalten einenBrief […]. Sandro sei genauso Schüler dieser Klasse wie dieanderen Kinder, hält er fest. Auch wenn er besondere Unterstützungbenötige. Der Schulpräsident […] ergänzt: «Natürlichmöchten Sie und ich als Eltern unsere Kinder vorunerfreulichen Situationen bewahren. Dies ist, nicht nur inder Schule, nicht <strong>im</strong>mer möglich.» Die Kinder müssten lernen,mit unerfreulichen Situationen umzugehen. Bergerdrückt sein Verständnis aus, dass Sandros sexualisierte Ausdrucksweisekaum den Vorstellungen entspreche, wie Elternihre vorpubertierenden Kinder an das Thema heranzuführenwünschten. Aber schliesslich sei es Aufgabe derSchule, die Kinder mit dem Themenkreis vertraut zu machen.Ausserdem seien diese ja ohnehin über Medien undWerbung massiv mit Sexualität konfrontiert. Der Briefkommt bei den Eltern nicht gut an. «So ist halt die Welt,sagen sie», sch<strong>im</strong>pft eine Mutter. «Aber wir sind doch dieWelt. Was für eine Botschaft vermitteln wir unseren Kindern,wenn wir bei sexuellen Übergriffen sagen: Das ist garkein Übergriff?» Mehr noch, die Kinder würden sogar angeleitet,Übergriffe über sich ergehen zu lassen. Keinesfallsdürften die Kinder Sandro berühren, habe Knapp ihnengesagt. Stattdessen sollten sie stillstehen, die Hand ausstreckenund «Stopp» sagen, wenn er übergriffig werde. Sonstwerde alles nur noch interessanter für Sandro. Ein weitererElternabend ist für den 21. März anberaumt […]. Selbst eineexterne Moderatorin wird beigezogen. Dennoch scheitertdas Vorhaben, die Eltern auf Linie zu bringen. Diese wollennicht mehr länger reden. «Wir sollen unseren Kindern gutzureden, das helfe <strong>im</strong>mer», fasst eine Mutter zusammen.«Und wenn die Kinder verängstigt reagieren, sollen wir mitihnen zum Schulpsychologen gehen. Das kann doch nichtsein, dass plötzlich die <strong>ganze</strong> Klasse zum Psychiater muss,wegen eines Kindes. Das ist eine Schule, keine Heilanstalt.»Jetzt bemüht sich Urs Berger um Schadensbegrenzung, verfügtergänzende Massnahmen. Er bewilligt zusätzlichesLehrer- und Fachpersonal, dispensiert Sandro von einzelnenAktivitäten […]. Dennoch gingen die Übergriffe weiter, sagendie Eltern. Sie finden nicht nur in den Schulstundenstatt, sondern überall auf dem Schulgelände, in den Gängen,den Garderoben, auf dem Pausenplatz. Einige Elternplanen den Schulwechsel ihrer Kinder, andere verlangen,

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