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ganze Ausgabe im pdf-Format - Lehrerinnen

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36 Das pädagogische Quartett:Die babyLOHNische VerwirrungVon Roger von WartburgSchwartz (in die Runde werfend): «Habtihr auch die Lehrerlohn-Debatte verfolgtin den Sommerferien?»Wyss (den Kopf schüttelnd): «Ja, daswar schl<strong>im</strong>m, was der Zemp da von sichgegeben hat. Da musste man sich jaschämen als Lehrer. Ich habe bereitsmein Austrittsschreiben vorbereitet, soeinem Verband will ich nicht mehr längerangehören!»Schwartz (sichtlich vor den Kopf gestossen):«Wie bitte? Wieso das denn?»Wyss (dezidiert): «Weil man ganz einfachin der heutigen Zeit nicht 20 Prozentmehr Lohn fordern kann für alleLehrpersonen!»Schwartz (die Hände verrührend):«Aber das hat ja so auch gar niemandgefordert!»Wyss (rechthaberisch): «Das habe ichaber so gelesen. Und <strong>im</strong> Dorf wurde ichmehrfach darauf angesprochen. MeinGott, war das peinlich!»Schwartz (barsch): «Dann solltest dueben die Lohnforderung des LCH <strong>im</strong> Originaltextlesen und nicht in einem Gratisblatt!«20 Minuten» lesen = 20 Prozentmehr Lohn: Diese Gleichung gehtdann nun wirklich nicht auf!»Wyss (noch nicht aufgebend): «Aber wirverdienen doch heute schon mehr alsalle anderen Lehrpersonen Europas!»Schwartz (fassungslos): «Noch so einPseudo-Argument aus der Presse! JedeSchweizer Berufsgruppe hat <strong>im</strong> internationalenVergleich Spitzensaläre! Mankönnte, wenn man wollte, 52 Sonntage<strong>im</strong> Jahr eine Schlagzeile nach diesemMuster produzieren: ‹Schweizer Sanitärinstallateurebei den Löhnen Weltspitze!›,‹Schweizer Buchhändler bei denLöhnen Weltspitze!›, ‹Schweizer Montagetechnikerbei den Löhnen Weltspitze!›– Aber dafür sind ja auch die schweizerischenLebenshaltungskosten absoluteWeltspitze!»Roth (mahnend): «Es gibt aber ganzandere Berufsgruppen, die ebenfallswertvolle Arbeit leisten, aber nochweitaus schlechter bezahlt werden alswir. Darüber sagt mir der Zemp einfachzu wenig.»Schwartz (genervt): «Das sind nun alsowirklich Zusammenhänge wie Vorhänge!Welche dieser Berufsgruppen benötigenfür ihre Ausbildung ebenfalls einenStudienabschluss? Na? Ausserdemverbieten wir ja wohl keiner anderenBerufsgruppe, sich ebenfalls für eineVerbesserung ihrer Anstellungsbedingungeneinzusetzen! Aber das ist dochnicht Zemps Aufgabe!»Bleuer (unbedarft): «Wer ist eigentlichdieser Zemp, von dem ihr da redet?»Roth (mit den Augen rollend): «Mensch,Bleuer, also wirklich! Das ist doch derPräsident des LCH, des nationalen Lehrerverbandes!»Bleuer (sich halbbatzig rechtfertigend):«Ich bin eben nicht so der Vereinstyp,das war ich auch früher nie. Schon alsJugendlicher habe ich Fussball liebernur so für mich gespielt und nicht in einemClub ...»Schwartz (Bleuer energisch ins Wort fallend):«Jetzt mal <strong>im</strong> Ernst: Ich glaubewirklich, so etwas gibt es nur bei unsLehrern: Dass unser Berufsverband einebessere Entlöhnung für uns fordert undein grosser Teil unserer eigenen Leutediese Forderung gleich von sich aus alsunverschämt darstellt, sobald ein wenigGegenwind aufkommt. Ich glaube, dasentspricht in etwa dem, was unsere pubertierendenSchüler meinen, wenn siedas Wort «Opfer» gebrauchen. KeinWunder, n<strong>im</strong>mt kein Schwein unsereForderungen ernst, wenn wir denn malwelche aufstellen! Mit so einem Berufsstandkann weiss Gott jeder machen,was er will!»Roth (überzeugt): «Dieses Verhaltenvon uns Lehrpersonen liegt doch vielmehrdarin begründet, dass wir eineBerufsgruppe sind, die sich nicht nur desGeldes wegen für ihre Profession entschiedenhat. Und dies ganz bewusst!»Schwartz (triumphierend): «Ha! Genaudeshalb gibt es unter den Lehrpersonenja auch <strong>im</strong>mer mehr Hausbesetzer alsHausbesitzer! (sich selber prächtig übersein Wortspiel amüsierend, dann beschwörendfortfahrend) Wenn ich etwasauf dieser Erdkugel nicht mehr hörenkann, dann ist es die Phrase «nichtnur des Geldes wegen»! Diesen Käsewiederholt jeder Bildungsdirektor inunserem Land, sobald irgendwo der Rufnach höheren Löhnen laut wird. Gesagtwird «nicht nur», gemeint ist aber inWahrheit <strong>im</strong>mer «mehr Lohn ist vonvorneherein tabu und unter keinen Umständenauch nur diskutabel!» Unddann folgen die paar bestens bekanntenStandardsätze von wegen «mehrAnerkennung für ihre Arbeit blablabla».Wie wollen sie diese Anerkennungdenn verordnen, die lieben Politiker?Die Eltern per Gesetz dazu zwingen,jeden Monat einmal bei der Klassenlehrpersonihres Kindes vorbeizugehen,um sich persönlich bei ihr für ihr Wirkenzugunsten des Sprösslings zu bedanken?Nein, meine Lieben, ich will etwasHandfestes sehen, und der erste notwendigeSchritt in diese Richtung wärees, endlich den über Jahre aufgelaufenenRückstand auf die Teuerung zu beseitigen.Alles andere sind doch nurwortreiche Ablenkungsmanöver!»Wyss (ein wenig befremdet): «Ich finde,du bist wirklich zu stark auf den finanziellenAspekt der Erwerbstätigkeit fokussiert!Warst du eigentlich zu Beginndeiner Berufskarriere auch schon somaterialistisch geprägt?»

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