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ganze Ausgabe im pdf-Format - Lehrerinnen

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34Die LCH-Lohnforderung ist eine Frechheit!Wirklich?Von Beat W. Zemp, Zentralpräsident LCHDie Empörung war gross, als der DachverbandSchweizer <strong>Lehrerinnen</strong> und Lehrer(LCH) anfangs Juli seine Lohnforderungkommunizierte. Viele Reaktionen in denMedien und auch aus der Politik warengeharnischt, teilweise gar gehässig <strong>im</strong>Tonfall. Beat W. Zemp, Zentralpräsidentdes LCH, n<strong>im</strong>mt Stellung zu diesem Dramamit drei Akten.Erster Akt :DIE LOHNFORDERUNG DES LCHMontag, 01. Juli 2013: Der LCH verschickt eine Medienmitteilungmit dem Titel «Um bis zu 20% müssen die Löhneder Lehrpersonen innert fünf Jahren ansteigen!». DieFaktenlage ist eindeutig: Sowohl das Bundesamt für Statistikals auch das Staatssekretariat für Wirtschaft weisenin ihren jüngsten Publikationen nach, dass die Löhne <strong>im</strong>Unterrichtswesen der allgemeinen Lohnentwicklung weithinterher hinken. Die Einstiegslöhne <strong>im</strong> Bildungswesensanken allein von 2002 bis 2010 um 7%. Alle anderenBranchen verzeichneten Zuwächse.Noch schl<strong>im</strong>mer sieht ein Vergleich der Nominallöhne von1993 bis 2012 nach Branchen aus. Das Unterrichtswesenschneidet mit Abstand am schlechtesten ab. FehlenderTeuerungsausgleich, Abschaffung des automatischen Stufenanstiegsund Einführung von «Wartejahren» bis zumordentlichen Einstiegslohn sind die Gründe für diese miserableLohnentwicklung. Berücksichtigt man die Teuerungvon 17% in diesem Zeitraum, dann beträgt der realeLohnverlust in vielen Kantonen weit über 20%. Zudemgibt es stossende kantonale Lohnunterschiede, die bis zuCHF 25'000 pro Jahr für die gleiche Schulstufe ausmachen.Während Zürich die Einstiegslöhne <strong>im</strong> Januar 2011 massiverhöhte und der Aargau <strong>im</strong> August 2011 nachzog, ist inBern und andernorts bis heute nichts oder nur wenig passiert.Daher hat der LCH keine generelle Lohnforderungfür alle Kantone gestellt, sondern auf das Ausmass derenormen Lohnlücke aufmerksam gemacht.Zweiter Akt:DIE MEDIALE ZUSPITZUNGWir sind uns mediale Zuspitzungen gewohnt <strong>im</strong> Kampf umEinschaltquoten und Auflagezahlen. Aber es macht natürlicheinen Unterschied, ob der LCH für das nächste Jahr20% mehr Lohn für sämtliche Lehrpersonen fordert – wiedies einige Medien kommuniziert haben – oder ob der LCHeine jährliche Lohnerhöhung von max<strong>im</strong>al 3.7% in dennächsten fünf Jahren fordert für Kantone, welche die Lehrerlöhnein den letzten zwanzig Jahren nicht erhöht haben.In der «Samstagsrundschau» vom 6. Juli habe ich auf diesenUnterschied hingewiesen und wurde dann vom Journalistengefragt, ob Lehrer eigentlich streiken dürfen. MeineAntwort lautete: «Nur als allerletztes Mittel; aber Lehrpersonenwerden sich sehr genau überlegen, ob sie wegendes Lohns zu Lasten der Schüler streiken wollen odernicht.» In den Medien war danach zu lesen, Zemp drohemit Streik, wenn die Löhne für 2014 nicht flächendeckendum 20% erhöht würden, was natürlich blanker Unsinn ist.Dritter Akt:DIE REAKTIONENEntsprechend heftig waren die Reaktionen auf dieseFalschmeldung in den Leserbriefen und sozialen Medien.Fünf Gegenargumente dominierten dabei die Diskussion,um die Lohnforderung des LCH zu entkräften:Kein Geld vorhanden für höhere Lehrerlöhne!Wirklich?In den nächsten fünf Jahren gehen Tausende von Lehrpersonenin Pension und werden durch Jüngere mit tie-feremGehalt ersetzt. Das gibt finanziellen Spielraum zur Verbesserungder Einstiegslöhne und der Lohnentwicklung. DieKantone haben Milliarden bei den Lehrerlöhnen in denletzten Jahren eingespart. Jetzt ist eine Erhöhung der Löhneüberfällig.12 Wochen Ferien! Wirklich?Lehrpersonen haben wie alle Arbeitnehmer vier bis sechsWochen Ferien je nach Alter. Sie arbeiten bei einem Pensumab 90% <strong>im</strong> Schnitt 2'072 Stunden pro Jahr, was deutlich überder Soll-arbeitszeit liegt, und kompensieren einen Teil ihrerÜberzeit aus den Schulwochen in der unterrichtsfreien Zeit.Die Belastung ist stark angestiegen, weswegen <strong>im</strong>mer mehrihr Pensum reduzieren, um nicht auszubrennen.Lehrer verdienen europäische Spitzenlöhne!Wirklich?Die wöchentliche Unterrichtsverpflichtung an SchweizerVolksschulen ist seit 220 Jahren unverändert bei 28-30 Lektionen,während sie <strong>im</strong> europäischen Vergleich auf 20-24Lektionen sank. Das relativiert die vergleichsweise hohenSchweizer Lehrergehälter deutlich. Zudem ist das Lohnniveauin der Schweiz bei sämtlichen Berufen höher als <strong>im</strong>benachbarten Ausland.

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