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ganze Ausgabe im pdf-Format - Lehrerinnen

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2013/14-0127Schulbücher auskommen wird, ohneLernaufgaben und Prüfungsprogramme,die ihn nach Lage der Dinge undder Dynamik gesellschaftlicher wie erziehungswissenschaftlicherund schulischerEntwicklungen in vielen Aspektenschon bald überholt haben werden,noch bevor er <strong>im</strong> Jahre 2016 oder 2018in kraft- und umgesetzt werden wird».Plädoyer für «curriculareBescheidenheit»In Bezugnahme auf ein Zitat von ErziehungswissenschaftlerProf. DietrichBenner – «Für alles Lehren und Lernengilt, dass es grundsätzlich nicht delegierbarist und nicht stellvertretendvon anderen wahrgenommen odervollzogen werden kann.» – merkt RudolfKünzli an, dass diese Aussage ebenauch auf Fachdidaktiker, Bildungsadministratorenund Lehrplankommissionärezutreffe. Weil Lehrpläne nichtdazu in der Lage seien, individuelleoder institutionelle Lernprozesse zusteuern, sondern lediglich «eine grobeRichtung erwünschter Anstrengungen»anzugeben vermöchten, plädiertRudolf Künzli für eine «curriculare Bescheidenheit»– und schliesst seineAusführungen mit einer Strophe ausBrechts «Dreigroschenoper».«Ja mach´ nur einen PlanSei nur ein grosses Licht!Und mach dann noch ´nen zweitenPlanGehn tun sie beide nicht.Denn für dieses LebenIst der Mensch nicht schlecht genug.Doch sein höh’res StrebenIst ein schöner Zug.»1Rudolf Künzli, Der Lehrplan 21: Ein Lehrplander neuen Generation, aber auch ein zukunftsfähigesModell zur Klärung des gesellschaftlichenAuftrags der Schule?, http://www.lehrplanforschung.ch/?p=3207; alle Zitateentstammen diesem DokumentLVB-Kommentar zumZusammenhang zwischenHarmoS und dem Lehrplan 21Prof. Rudolf Künzli weist darauf hin,dass das Grossprojekt «Lehrplan 21»seine Legit<strong>im</strong>ität aus der vom St<strong>im</strong>mvolkbefürworteten Bildungsharmonisierungbeziehe. Kernargument derHarmonisierungs-Befürworter war <strong>im</strong>merdie behauptete zunehmende Mobilitätin unserer Gesellschaft. Konkretwollte man also zu verhindern suchen,dass schulpflichtige Kinder, die vomKanton A in den Kanton B umziehen,an ihrer neuen Schulstätte eine ganzandere Schulrealität (Fächer, Inhalte,Anforderungen) vorfinden als vor ihremWohnortswechsel.Wenn Sie, geschätzte Leserin respektivegeschätzter Leser, die Probe aufsExempel machen und in Ihrem persönlichenUmfeld einmal erfragen wollen,weshalb seinerzeit der Bildungsharmonisierungzugest<strong>im</strong>mt wurde, wirdin den meisten Fällen mit an Sicherheitgrenzender Wahrscheinlichkeit – undbestens nachvollziehbar – der Begriff«Mobilität» fallen.Statistisch erhärtetes Zahlenmaterial,aus dem sich hätte herauslesen lassen,wie viele schulpflichtige Kinder in derVergangenheit tatsächlich von solchenSchulortswechseln in problematischerArt und Weise betroffen gewesen waren,waren damals nicht ausfindig zumachen. Ob alternative, weniger allumfassendeLösungsansätze – z.B. dasÄufnen kantonaler Fonds zwecks intensiverEinzelförderung solcher «problematischerUmzugs-Betroffenen» –überhaupt jemals in Betracht gezogenwurden, entzieht sich der Kenntnis desAutors. Naheliegend erscheint jedochdas beliebte Bildungs-Reform-Motto:«Wenn schon, denn schon!»Seither wird das Schweizer Schulweseneiner fundamentalen strukturellen Vereinheitlichungunterzogen – angeblich.Mehr noch: Auch die Methodik des Unterrichtenssoll neu gedacht werden,wie die Kompetenzorientierung desLehrplans 21 unter Beweis stellt – obwohldies mit dem Erleichtern der innerschweizerischenMobilität herzlichwenig zu tun hat. Man bastelt alsomunter und emsig und in nie nachlassenderKadenz an der «Schule Schweiz»herum, rückt jede erdenkliche Neuerungauf teilweise verschlungenen Pfadenirgendwie in die Nähe von «HarmoS»und so wollen die Diskussionenüber diese oder jene (Teil-)Reform garnie mehr abreissen.Und angesichts der vorliegenden 557Seiten des «historischen» Lehrplans 21tut sich be<strong>im</strong> Betrachter irgendwanndie ketzerische Frage auf, ob das gewaltigeUmkrempeln dieses Systems letztlichauch dazu dient, den Blick auf dieunangenehme Wahrheit zu verstellen,dass wir aktuell Lichtjahre von der versprocheneninhaltlichen Bildungsharmonisierungentfernt sind – was vorrangigder Fremdsprachen-Thematikgeschuldet ist. Oder wie es unlängst <strong>im</strong>LCH-Organ «BILDUNG SCHWEIZ» (<strong>Ausgabe</strong>7/8, 2013) lapidar formuliert war:«Der Fremdsprachenunterricht ist unterschiedlicherals je zuvor.»Solange sich daran nichts ändert, bleibtder Begriff «Bildungsharmonisierung»ein epochaler (und höchst kostspieliger)Etikettenschwindel. Und der Lehrplan21, wie Prof. Künzli es konstatiert,vermag in dieser Hinsicht definitiv keinenneuen Anstoss zu leisten.

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