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Hohe und niedere Literatur. Tendenzen zu Ausgrenzung ...

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wichtige Dimension des Genres. Hier soll anhand einiger Beispiele (F. Schätzing, A. Eschbach, A.Fehrenbach) der Umgang mit dem didaktischen Impetus näher beleuchtet werden.Mag phil. Martina Zerovnik, Universität Wien (Österreich)Wort gegen Bild. Positionen der <strong>Literatur</strong> <strong>zu</strong>m Film während der Kino-Debatte, 1909-1929 5Der Film gehört <strong>zu</strong> den einschneidendsten Entwicklungen des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts. Er bestimmte dieKulturdiskussion der Moderne <strong>und</strong> hatte weitreichende Folgen für die Produktion <strong>und</strong> Rezeptionvon Kultur.Wesentlich dafür war das Eindringen des Films in traditionelle Kultursphären <strong>und</strong> der wachsendeAnspruch, eine eigene Kunstform <strong>zu</strong> sein, womit er das bürgerliche Kunstverständnis ins Wankenbrachte. Schließlich setzte die so genannte Kino-Debatte ein, als die Produzenten den Film nachdem anfänglichen Status einer Attraktion als eine „Kunst des Erzählens“, die in formaler <strong>und</strong>inhaltlicher Anlehnung an Theater <strong>und</strong> <strong>Literatur</strong> entwickelt wurde, lancierten. So wurde in denJahrzehnten 1909 bis 1929 unter Intellektuellen, Künstlern <strong>und</strong> Schriftstellern diskutiert, was Filmüberhaupt sei <strong>und</strong> welcher Stellenwert ihm innerhalb der oder gegenüber den traditionellenKunstformen <strong>zu</strong>gesprochen werden sollte. Als Massenmedium, Zerstreuung, Ergebnis technischerProduktion <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> seiner Reproduzierbarkeit war er aus Sicht der Kulturpessimisten einAusdruck für den nicht nur kulturellen, sondern auch moralischen Verfall der Gesellschaft.Schriftsteller griffen nicht nur mit feuilletonistischen Stellungnahmen in die Diskussion ein,sondern behandelten das Phänomen Film auch in ihren literarischen Texten oder schrieben für denFilm.Im Vortrag werden Positionen <strong>und</strong> Argumente der Kino-Debatte daraufhin hinterfragt, welcheMotive <strong>und</strong> Funktions<strong>zu</strong>schreibungen sich hinter ihnen verbergen. Haltungen der Annäherung oderAbgren<strong>zu</strong>ng (der <strong>Literatur</strong> <strong>zu</strong>m Film) werden näher betrachtet <strong>und</strong> es wird gezeigt, dass inkulturpessimistischen Positionen Mechanismen von Ausgren<strong>zu</strong>ng <strong>und</strong> Vereinnahmung <strong>zu</strong>m Tragenkommen, denn nicht <strong>zu</strong>letzt brachte der Film eine beachtliche kultursoziologische Veränderung mitsich. In ihm bekamen die „kleinen Leute“, von denen sich das (Bildungs-)Bürgertum mit dem„Genuss“ von (Hoch-)Kultur bewusst abgrenzte <strong>und</strong> um die sich wiederum manchezeitgenössischen Autoren bemühten, eine eigene Kulturform.Letzten Endes zeigt eine Analyse der Kino-Debatte, dass es sich bei dem Verhältnis von <strong>Literatur</strong><strong>und</strong> Film weniger um eines der Konkurrenz handelte, als vielmehr um ein produktives,5 nach Anton Kaes: Kino-Debatte. Texte <strong>zu</strong>m Verhältnis von <strong>Literatur</strong> <strong>und</strong> Film, 1909-1929, Hg. Anton Kaes, München 1978.

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