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Hohe und niedere Literatur. Tendenzen zu Ausgrenzung ...

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Schriftsteller“ <strong>und</strong> dem tatsächlichen literarischen Wert der Romane- die misslungene Hybridität der Romane.Prof. Dr. Georg Pichler, Universidad de Alcalá (Spanien)Zwischen Hoch <strong>und</strong> Tief ist nicht Dazwischen. Das Spiel mit trivialen <strong>und</strong> hochliterarischenElementen im Werk von Wolf HaasDer österreichische Autor Wolf Haas ist bekannt geworden als Schöpfer des Detektivs Brenner, dener seit 1996 in bisher sieben Kriminalromanen recht unspektakuläre Mordfälle aufklären lässt.Zugleich aber gibt der unbeholfene Privatdetektiv literarisch Rätsel auf. Einerseits durch dieSprache der Texte, eine auf den ersten Blick holprig wirkende Mischung aus Umgangssprache <strong>und</strong>Hochdeutsch, voll von Ellipsen, mündlichen Redewendungen <strong>und</strong> intra- wie intertextuellenReferenzen, Kalauern <strong>und</strong> Wortspielen, die auf den zweiten Blick hohes literarisches Niveau hat.Andererseits sind die Romane geprägt durch ihre Erzählinstanz, die sich aller möglichenerzähltechnischen Kunstgriffe bedient <strong>und</strong> ein souveränes Vexierspiel mit Elementen derTrivialliteratur vor dem Hintergr<strong>und</strong> von hochliterarischen Referenzen durchführt. Auch der RomanDas Wetter vor 15 Jahren (2006) ist ein Spiel auf mehreren Ebenen: Im Text selbst wird dasSchreiben eines – r<strong>und</strong>weg trivialen – Romans in Dialogform dargestellt <strong>und</strong> nachvollzogen, dieunterschiedlichen Funktionsweisen von realem Autor, fiktionalem Autor <strong>und</strong> Figuren werdendurcheinandergeworfen, <strong>und</strong> auf einer extratextuellen Ebene werden die verschiedensten Ritualedes <strong>Literatur</strong>betriebs durchexerziert. Der scheinbar simple Text erweist sich bei einer genauerenLektüre als ausgeklügelte Persiflage auf sich selbst, die alle möglichen literarischen Konventionenaufnimmt, durchspielt <strong>und</strong> parodiert. Der 2012 erschienene Roman Verteidigung derMissionarsstellung nimmt erneut das Motiv des Liebesromans auf <strong>und</strong> wandelt es aufverschiedenen Ebenen ab. Auch dieser Text, der voll von Bezügen <strong>zu</strong>r Semiotik <strong>und</strong> <strong>zu</strong>rHochliteratur ist, entzieht sich sowohl einer gattungsmäßigen Einordnung als auch einer eindeutigenInterpretation.In meinem Beitrag soll gezeigt werden, wie Wolf Haas Versatzstücke aus der Trivialliteratur durchden Einsatz von hochliterarischen Erzähltechniken <strong>und</strong> Anspielungen sowie durch die Anwendunglinguistischer Theorien <strong>zu</strong> einem neuen Dritten verarbeitet, das nicht nur literarische Qualitätenaufweist, die Haas in die sprachkritische Tradition der österreichischen <strong>Literatur</strong> stellen, sondern ihnauch deutlich von der seit einem guten Jahrzehnt in Mode gekommenen zeitgenössischenösterreichischen Kriminalliteratur unterscheidet.

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