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Hohe und niedere Literatur. Tendenzen zu Ausgrenzung ...

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Motive sich aus dem Stoff des Romans selbst entwickeln. Die Frauencharaktere spielen eine vonder Gesellschaft unnotierte, aber bedeutende Rolle. Man kann sie weder ‚gut’ noch ‚böse’ nennen,<strong>zu</strong>mal der Erzähler/Grass in keiner Weise eine Partei ergreift. Der/die Leser/in kann sichinfolgedessen mit ihnen nicht emotional identifizieren. Die Frauen sind vor allem gekennzeichnetdurch ihre virulente weibliche Sexualität. Mit Macht über Familie/Männer bestimmen sie auf eineindirekte unnotierbare Weise die Richtlinien der Gesellschaft. Der Roman wird erzählt aus derPerspektive von Oskar in der Familie, der nun in einer Heil- <strong>und</strong> Pflegeanstalt sitzt. Der/die Leser/inkann also nicht alles glauben, was er sagt. Mit übermenschlichen Gaben versehen erscheint ervielmehr wie ein polyvalentes Symbol als Mensch. Selbstverständlich wirkt er verfremdend fürden/die Leser/in. Ohne eine kompetente Vorkenntnis der hier verstreuten Fragmente der politischenEntwicklungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts kann man diesen Roman von Grass nichtkompetent rezipieren. Während Bölls Billard um halb zehn das Mitleid <strong>und</strong> die Sentimentalitätdes/der Lesers/Leserin erregt <strong>und</strong> eine passive Rezeption ermöglicht, erregt Grass’ DieBlechtrommel die Gedanken <strong>und</strong> verlangt eine kompetente aktive Rezeption. Während Bölls Romandie Massen unterhält, klärt Grass’ die Elite auf. Während Bölls Roman selbst im Jahre seinesErscheinens, d.h. 1959 zwei Editionen erlebte, <strong>und</strong> schon im Jahre 1964 in der sechsten Edition dieVerkaufszahl 76 000 Exemplare erreichte, mußte Grass’ Roman, der im gleichen Jahr wie Böllserschienen war, bis 1968 warten, um <strong>zu</strong>mindest 20 000 Exemplare verkauft <strong>zu</strong> werden. Und<strong>Literatur</strong>wissenschaftler diagnostizieren solche Popularität als Symptom für Trivialität.Dr. Stefan Lindinger, Universität Athen (Griechenland)Emanuel Schikaneder als Populärdramatiker am Beispiel der 'Philippine Welserinn' <strong>und</strong> andererSchauspieleDer Name Emanuel Schikaneder (1751-1812) ist den meisten Kulturinteressierten heute nur nochals Librettist von Wolfgang Amadeus Mozarts 'Zauberflöte' geläufig. Zu Lebzeiten jedoch gehörteer <strong>zu</strong> den erfolgreichsten Theatermachern des süddeutschen Raumes, als Prinzipal verschiedenerTheatertruppen <strong>und</strong> als Verfasser einer großen Zahl eigener Schauspiele. Wie er selbst einräumte,stand für ihn immer die Publikumswirksamkeit seiner Werke im Vordergr<strong>und</strong>. „Die allgemeinegesammelte Thränenärnte dieses Stückes“, so Schikaneder in einer Vorrede, „ist mir Beweiß <strong>und</strong>Befriedigung für meine Arbeit. Mein einziger Hauptzweck dabey ist, für die Kasse des Direkteurs<strong>zu</strong> arbeiten, <strong>und</strong> <strong>zu</strong> sehen was die größte Wirkung auf der Bühne macht, um ein volles Auditorium<strong>und</strong> gute Einnahmen <strong>zu</strong> erzielen.“ Der kommerzielle Erfolg stellt jedoch keinen Gegensatz <strong>zu</strong> denliteraturgeschichtlichen Hauptströmungen der 'hohen ' <strong>Literatur</strong> dar, sondern basiert gerade auf

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