Menschen im Hotel immer noch leicht angehängt.Am Beispiel beider Dramen wird daher die Frage untersucht, ob <strong>und</strong> wie dieTranskodifikation epischer Texte in dramatische Formen den Status „hohe <strong>Literatur</strong>“ bzw. „<strong>niedere</strong><strong>Literatur</strong>“ verstärken kann. Zum anderen soll das Verhältnis zwischen Publikumserwartungen <strong>und</strong>Inszenierungsmöglichkeiten erörtert werden, das im Theater der 1920er Jahre herrschte: DerBearbeitungsprozess beider Stücke wurde nämlich von Regisseuren, Intellektuellen <strong>und</strong> Impresariossehr stark beeinflusst, als hätten sie die Grenze hohe/<strong>niedere</strong> <strong>Literatur</strong> befestigen wollen.Feuchtwanger, Brecht <strong>und</strong> Seeler trieben ihre damalige Protegée Marieluise <strong>zu</strong>r Radikalisierung inSachen Experimentierens, während Gründgens <strong>und</strong> Reinhardt nur die Pseudo-Kunst, das Kitsch,den kurzlebigen Gebrauchscharakter in Baums Werk hervorhoben.Dr. Anneli Fjordevik, Universität Dalarna / Universität Uppsala (Schweden)Zur Rolle der internetbasierten Fanfiktion im Grenzland zwischen Leser- <strong>und</strong> VerfasserschaftMit Hilfe der digitalen Technik haben heute auch Laien die Möglichkeit, eigene Texte, Filme,Spiele, Musikstücke usw. im Internet <strong>zu</strong> „publizieren“ <strong>und</strong> somit mit professionellenKulturproduzenten <strong>zu</strong> konkurrieren. Die Grenze zwischen Produzenten <strong>und</strong> Zuschauern bzw.Konsumenten ist durch diese „Mitmachkultur“ (participatory culture) erheblich verändert worden.Ein Bereich, der mit dem Heranwachsen des Internets große Verbreitung gef<strong>und</strong>en hat, ist dieFanfiktion. Fanfiktion sind Texte, die von einer existierenden literarischen Welt ausgehen. Eshandelt sich dabei oft um Fantasy-Welten, aber auch klassisch kanonisierte Werke wie Stolz <strong>und</strong>Vorurteil, Lolita, Faust oder sogar die Bibel kommen vor. Diese werden auf irgendeine Weiseweitergeführt, indem der Fanfiktion-Verfasser mit dem existierenden Text einfach fortfährt, ihn ausanderen Perspektiven als die ursprüngliche erzählt oder Charaktere weiterentwickelt, die in derVorlage Nebenrollen einnahmen.In diesem Beitrag soll mit Ausgangspunkt in der Fanfiktion-Webseite www.fanfiktion.de die Rolleder Fanfiktion im Allgemeinen <strong>und</strong> die metatextuelle Dimension der Fanfiktion-Texte <strong>zu</strong>rphantastischen Jugendromanreihe der Tintenwelt-Trilogie (Tintenherz 2003, Tintenblut 2005 <strong>und</strong>Tintentod 2007) von Cornelia Funke im Besonderen diskutiert werden. Vor den Fanfiktion-Textensteht meistens ein Kommentar des jeweiligen Verfassers <strong>zu</strong>m „publizierten“ Beitrag. Ausgehendvon diesen author‘s notes soll die Annäherung der Fanfiktion-Schreiber <strong>und</strong> -Schreiberinnen <strong>zu</strong>rVorlage erläutert werden; wie sie sich da<strong>zu</strong> verhalten <strong>und</strong> wie sie ihre Rolle in der Beziehungzwischen den literarischen Vorlagen <strong>und</strong> ihren „neuen“ Texten betrachten, kurz ihre Rolle im
Grenzland zwischen Leser- <strong>und</strong> Verfasserschaft.Dr. Gabriela Fragoso, Universidada Nova, Lissabon (Portugal)Triviale Jugendliteratur im Deutschen Kaiserreich am Beispiel von Werken Sophie Wörishöffers<strong>und</strong> C. FalkenhorstsIn meinem Beitrag gehe ich der Frage nach, inwieweit die Ideologie einer Epoche ihren Widerhallin trivialen Texten für die Jugend findet. Der Schwerpunkt wird auf Werken des ausgehenden19.Jahrh<strong>und</strong>erts liegen. Diese Epoche bot sich gerade<strong>zu</strong> da<strong>zu</strong> an, eine von nationalistischer <strong>und</strong>militaristischer Gesinnung geprägte Pädagogik <strong>zu</strong> verbreiten. Im Zentrum meines Beitrags steht dieAbenteuer- <strong>und</strong> Reiseliteratur, die im Deutschen Kaiserreich Hochkonjunktur hatte.Sowohl Sophie Wörishöffer (1838-1890) wie auch C. Falkenhorst (1853-1913) gehören <strong>zu</strong> einerlangen Reihe von Autoren der sogenannten populären Massenliteratur. In ihren in Rekordauflagenerscheinenden Werken präsentierten sie der deutschen Jugend eine Weltanschauung, die von derÜberlegenheit der christlich-abendländischen Kultur ausging. Ideologisch waren ihre Texte infestgefahrenen Klischees verhaftet <strong>und</strong> erhielten ihren trivialen Charakter durch ihre starre Struktur,die stereotypen Handlungsverläufe <strong>und</strong> einen standardisierten Sprachgebrauch.Andererseits aber boten sie den jungen Lesern Unterhaltung <strong>und</strong> vermittelten ihnen Kenntnisse überfremde Länder. Daher ist es nicht abwegig, sie in der Folge der aufklärerischen Tradition des 18.Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>zu</strong> sehen, welcher Autoren wie Joachim Heinrich Campe (Die Entdeckung vonAmerika) oder Johann Georg Friedrich Pabst (Die Entdeckung des fünften Welttheils) angehören.Im Gegensatz <strong>zu</strong> denen von Campe <strong>und</strong> Pabst fehlt den Texten von Wörishöffer <strong>und</strong> Falkenhorstjedoch der dialogische Charakter, der es den Lesern ermöglicht, Sachverhalte <strong>zu</strong> hinterfragen <strong>und</strong>sich ein ausgewogeneres Urteil <strong>zu</strong> bilden. Dies wird durch die auktoriale Erzählsituation verhindert.Dennoch trafen solche Jugendbücher den Geschmack einer breiten Bevölkerungsschicht, die füreine nationalistische <strong>und</strong> chauvinistische Indoktrination empfänglich war.