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Hohe und niedere Literatur. Tendenzen zu Ausgrenzung ...

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Grenzland zwischen Leser- <strong>und</strong> Verfasserschaft.Dr. Gabriela Fragoso, Universidada Nova, Lissabon (Portugal)Triviale Jugendliteratur im Deutschen Kaiserreich am Beispiel von Werken Sophie Wörishöffers<strong>und</strong> C. FalkenhorstsIn meinem Beitrag gehe ich der Frage nach, inwieweit die Ideologie einer Epoche ihren Widerhallin trivialen Texten für die Jugend findet. Der Schwerpunkt wird auf Werken des ausgehenden19.Jahrh<strong>und</strong>erts liegen. Diese Epoche bot sich gerade<strong>zu</strong> da<strong>zu</strong> an, eine von nationalistischer <strong>und</strong>militaristischer Gesinnung geprägte Pädagogik <strong>zu</strong> verbreiten. Im Zentrum meines Beitrags steht dieAbenteuer- <strong>und</strong> Reiseliteratur, die im Deutschen Kaiserreich Hochkonjunktur hatte.Sowohl Sophie Wörishöffer (1838-1890) wie auch C. Falkenhorst (1853-1913) gehören <strong>zu</strong> einerlangen Reihe von Autoren der sogenannten populären Massenliteratur. In ihren in Rekordauflagenerscheinenden Werken präsentierten sie der deutschen Jugend eine Weltanschauung, die von derÜberlegenheit der christlich-abendländischen Kultur ausging. Ideologisch waren ihre Texte infestgefahrenen Klischees verhaftet <strong>und</strong> erhielten ihren trivialen Charakter durch ihre starre Struktur,die stereotypen Handlungsverläufe <strong>und</strong> einen standardisierten Sprachgebrauch.Andererseits aber boten sie den jungen Lesern Unterhaltung <strong>und</strong> vermittelten ihnen Kenntnisse überfremde Länder. Daher ist es nicht abwegig, sie in der Folge der aufklärerischen Tradition des 18.Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>zu</strong> sehen, welcher Autoren wie Joachim Heinrich Campe (Die Entdeckung vonAmerika) oder Johann Georg Friedrich Pabst (Die Entdeckung des fünften Welttheils) angehören.Im Gegensatz <strong>zu</strong> denen von Campe <strong>und</strong> Pabst fehlt den Texten von Wörishöffer <strong>und</strong> Falkenhorstjedoch der dialogische Charakter, der es den Lesern ermöglicht, Sachverhalte <strong>zu</strong> hinterfragen <strong>und</strong>sich ein ausgewogeneres Urteil <strong>zu</strong> bilden. Dies wird durch die auktoriale Erzählsituation verhindert.Dennoch trafen solche Jugendbücher den Geschmack einer breiten Bevölkerungsschicht, die füreine nationalistische <strong>und</strong> chauvinistische Indoktrination empfänglich war.

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