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Waldemar Strempler - WordPress – www.wordpress.com

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Stich ins Herz <strong>–</strong> <strong>Strempler</strong> trifft auf Friedrich II.(unbekannter Autor von Collage, Text leicht verändert von V.G.)Du fällst mich anwie Blut die frische Wunde,und rinnst hernieder nur als dunkle Spur,du dehnst dich auswie Nacht in jener Stunde,als sich die Matte färbt zur Schattenflur.Du stichst wie Rosen,stehst in allen Gärten,du Einsamkeit aus Alter und Verlust,kein Überleben,wenn die Träume fallen,… zuviel gelitten und zuviel gewusst ?


Vor dem Sturm(aus Friedrich II., Palladion, 2. Gesang, Der Rat der Himmlischen)„… Sprach´s, und die Blicke zu Boden gesenkt,Die Knie geknickt,Die Nacken gebückt,Die Finger im Krampf ineinander verschränkt,Standen die Heiligen mit Demutblick,Verfluchten im Stillen ihr Ohnmachtsgeschick.Grabesstill war es, man konnte fragen:Haben sie denn die Sprache verloren ?Ist ihr Redesprudel denn fest gefroren ?Sind sie verwunschen ? Totgeschlagen ?Doch da nun allem sein Ziel gesetzt,So atmete manAuch von der lähmenden Angst zuletztNoch einmal auf, da sank der Bann,Und das Bächlein rann,Und mit frischer Kraft ward drauflosgeschwätzt. …“


Vogel auf Sockel( aus Friedrich II. , An d´ Argens, 1747, Position 24. Seite 171)„… Wie ein Klausner lebt Ihr hin,Unbekannt schier in Berlin,Mitten in der Residenz,Und zu freudigerm Genießen,Draußen, wo die Saaten sprießen,Ruft vergebens Euch der Lenz.Ei, so laßt mal Euern Bau,Wo die Langeweile nistet,Die Gedanken grau in grau,Eure Händel, Eure Grillen,Ärgernisse, die die GalleNur erregen, lasst sie alle !Euer Herz mit Lust zu füllen,Wüßt´ ich schon ein Wo und Wie:Kommt zu mir nach Sanssouci !Dort erst ist man recht ein König, ist sein eigner Fürst und Herr,Auf dem Lande, in der Stille ! Weiß nicht, wo man freier wär´! …“


Vom Drachen fallen(aus Friedrich II., Ländliches und höfisches Leben,ein Vergleich, 1737, Position 9, Seite 28)„… Ach, Unglücklicher ! Lerne erst zu leben!Wie lang noch willst Du langsam so verderben ?Die Größe schützt dich nicht vor Leid und Sterben,Und unsrer Tage kurz bemessne Spannen,Sie fliehen, ach ! nur allzu schnell von dannen.Und ist die Frist, die einzige Frist vergangen,Vergebens wirst du sie zurückverlangen.Auf, zu den heitern Freuden, die entzücken,Durch Frohsinn, Spiel und Liebe hold beglücken !Fort mit den Göttern die von Schranzen blind,Von Hochmut, Ehrgeiz angebetet sind !Nie werd´ ich, ihre Gnade zu erringen,Nur das geringste Opfer ihnen bringen. …“


Balance(aus Friedrich II., Epistel an Lord Baltimore, über die Freiheit,Oktober 1739, Position 15, Seite 49 bis 53)„Der freie Geist, den man in England ehrt,<strong>–</strong> in London heimisch, in Berlin ein Schrecken <strong>–</strong>Er, der die Weisheit mannesstark bewehrt,Betrug und Irrtum in den Staub zu strecken <strong>–</strong>Der edle Geist, Mylord, der Sie entflammt,Er ist´ s, von dem Ihr großer Fortschritt stammt !Sonst seufzte ja, frei vom Tyrannenjoch,Im Bann der Vorurteile London noch;Der Künste Freistatt und der Weisheit SchuleSäh´ in entweihten Hallen blöde TorenStatt Lockes auf dem Philosophenstuhle,Und Newtons Ruhmgestalt wär´ nie geboren.…Doch blind beugt sich Europa und bewundertDes Papstes Machtspruch; noch ertragen hundertVölker und Könige sein Regiment ……Sind das die Christen die Europa ehrt,Der Glaube der uns Lieb´ und Eintracht lehrt ?In einem Meer von Blute schwimmt die Welt;Zur Macht erhebt sich, wer die andern knechtet.Oft wird dem freien Denke nachgestellt:Als Atheist wird er verfemt, geächtet …So wird die Freiheit, die uns angestammt,in Genf verstoßen und in Rom verdammt;So wird der Mensch, dem Geist der Himmel schenkt,Gezüchtigt von der Kirche, weil er denkt ……Wann seh´ ich dich, mein karges Vaterland,dem alten rauen Ungeschmack entsagen,im Busen die verschmähten Künste tragenund schirmend schüren ihren heil´ gen Brand ?Wann blüht von Geistesgaben neu dein Sinn,Der Kunst zum Ruhm, dem Leben zum Gewinn ?“


Endlose Liebesschuld(aus Friedrich II., Epistel über das wahre Glück,1736, Position 8, Seite 22 bis 24)„Hinter dem Glück rennt doch alles her !Ach und dabei, wie häufig nur sind esTrügende Hoffnungen, die uns beseelen,Ist es ein Tappen, ein Irren, ein blindes,Daß wir das Wertvolle, Echte, verfehlen,Nur ein Scheingut erwischen, nicht mehr.Doch dem unbändigen GlücksbegehrIst nichts zu steil und nichts zu schwer.Und so geben wir keine Ruh,Setzen mit Wünschen den Göttern zu;Nur wie das ausschaut, wonach wir streben <strong>–</strong>Ja wer vermochte das anzugeben ? …(…)Da muß sich freilich die Frage erheben:Was soll´ s überhaupt für ein Glück noch geben ?Wenn irdisch Gut, wenn Ruhm und EhrenDer Menschenbrust kein Genügen gewähren,Dann soll guter Rat wohl teuer sein …Wohlan denn, nach all diesen LebensbildernVersuchen wir schließlich mit leichter HandEinmal das vollkommene Glück zu schildern,Das ungetrübte, wie wir´ s erkannt:Seht Varro: mit seinesgleichen in Frieden,Ist ihm in Ruh und Behagen beschieden.Er sucht sein Glück in der eignen Brust,Gönnt sich mit Maßen jede Lust.Er ist den Freuden des Daseins hold,Dem Wein und der Liebe, der Kunst und dem Gold,Ist vergnügt in geselligem Kreise.Erst das ist Leben: das nenne ich weise,Nie hat ihn Leidenschaft übermocht,Auch nie der Ehrgeiz ihn unterjocht,Vom Tagesstreite bleibt er unberührt,So ist das Ziel, zu dem die Weisheit führt. “


Arme Königsrasse(aus Friedrich II., An meine Schwester in Bayreuth,Vom rechten Gebrauch der Glücksgüter, Position 14, Seite 99 bis 100)„…Doch muss zum Wohltun man ein König sein ?Kann nicht ein jeder sich der Tugend weihn ?Oft kann der Ärmste seinem Nächsten nützen;Der Reiche soll von seinem ÜberflussDen Armen geben, und der Große mussMit starkem Arm bedürft´ ge Tugend schützen.Im Wohlstand zeigt sich erst der Seele Guß,Ob sie voll Geiz, ob sie an Gaben reich:Der Stand ist wechselnd, doch die Pflicht ist gleich.So schenkt die zarte Blüte ihren Duft,Das Feld Getreide und die Bäume Schatten,Metall der Berge Schoß und Gras die Matten,Fische das Meer; es kühlt der Wind die Luft,Der Nordstern weist dem Wanderer seinen Pfad,Und wenn die Nacht die Welt verschleiert hat,So bringt des Mondes Leuchte durch das Dunkel.So füllt den Raum mit feinem LichtgefunkelDer Sonnenball, befruchtet und erhältDas Leben rings auf dieser Welt.“


Prüfung im Theater(aus Friedrich II., An Sweerts, über die Freuden,Position 15, Seite 103)„… Höchst eigenartig war auch der Genuß,Den jener MathematikusFür sein Gehirn, das ausgedörrteEinst im Theater sich erfand <strong>–</strong>Sicher ist Euch die Geschichte bekannt:Ohne dass er was sah oder hörte,Selbst ohne zu sprechen, macht´ er sich dran,Zu berechnen den Rauminhalt des Saales,Die Wege und Wirkungen des Schalles,Die Optik im Theaterhaus,Das große Oval an der Decke des Baus.Und als er sein löbliches Werk getan,Nichts blieb ihm als tödliche Langeweile <strong>–</strong>Was geht ihn der Vorgang da oben an ! …“


Quittung(aus Friedrich II., Der Esel und die Nachtigall,eine Fabel, 1775, Position 79, Seite 248)Ein Esel ging jüngst in den Wald zur Weide,Da tönte durch die Stille süß und bangDer Philomene Lenz- und Liebgesang,Drob schwoll sein Herz vor Staunen und vor Neide.Der Esel meint, er könnt´ noch schöner singen,Und allsobald erklang sein rauh Organ;Denn alles, selbst der Esel neigt zum Wahn.Wie konnt´ das Unterfangen ihm gelingen ?Er schreit, dass alles flugs von dannen läuft.Ihr kleinen Geister, nehmt´ s zur Lehre:Bescheiden bleibt in eurer Sphäre,Auf dass man Euch mit Spott nicht überhäuft.


Vaterschaftsnachweis(aus Friedrich II., An Maupertuis, Die Vorsehung fragt nichtnach dem Einzelwesen, nur nach der Gattung, Position 9, Seite 55)So ward dem Menschen auch in dieses LebenSein Unveräußerliches mitgegeben:Der Leidenschaften Wiegenangebind,Die fortan Herren seines Innern sind,Sein Herz bewegen und sein Tun bestimmen.Ihr Herrscherwalten zeigt sich in der Tat,In Wirkungen, mehr oder minder schlimmen:Haß, unversöhnlicher gebiet Verrat;Die Liebe mischt in ihre SüßigkeitenIhr grimmes Gift, lockt uns in irre Weiten,Sobald sie die Vernunft geködert hat;Unruhvoll, stets voll Arg und Eifersucht,Tränkt sie uns Tollheit oder Schwermut ein;Der Zorn ist jäh, ist blind; er hetzt uns alleinDie Sterblichen zu Taten ganz verrucht.Wir alle sind gezeichnet mit dem MaleDer oder jener Leidenschaftlichkeit.Ihr seht: Notwendig seid ihr, wie ihr seid !


Offene Rechnung mit Pesne(aus Friedrich II., An Antoine Pesne, 1737, Position 10, Seite 31)Der Architekt braucht gut Gestein zum Bauen;Den Maler, wenn ein guter Stoff ihm fehlt,Trifft Hohn; du, von den Grazien auserwählt,Laß´ uns verführerische Reize schauen,Damit des weilenden Betrachters BlickeVor deinem Bild geheime Lust bestricke.Solch holder Vorwurf bringt Gemälden Heil,Wenn auch nicht dort, wo Weihrauch ihnen streuenDie falschen Eiferer, die Sonnenscheuen,Beschränktheit, Aberglaube, Vorurteil.Ja, deiner Kunst muß ich Bewunderung spenden;Doch sie vergöttern ? Lachend sag ich nein.Laß´ deine Heiligen mit dem GlorienscheinUnd übe dich an lichtren Gegenständen;Mal uns der Amaryllis keuschen Tanz,Halbnackte Grazien, Nymphen waldumsponnen,Und denk dass deine Kunst, so reich an Wonnen,Einzig der Liebe Dasein dankt und Glanz.

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