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Opernmagazin Dezember 07-Februar 2008 - Oper Frankfurt

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editorialWie ein Lauffeuer verbreitete es sich in Regionund Stadt: man muss Don Carlo gesehenhaben. So bescherte uns die erste Produktionder Spielzeit Einnahmerekorde und währendwir intern darüber rätselten, wie »traditionell«eine Inszenierung sein darf, beantwortete dasPublikum diese Frage eindeutig. Sie darf es,wenn die Außenansicht (Bühne, Kostüme) nichtnur vordergründig Schönes darbietet, sonderndie Inhalte der Geschichte stilvoll nacherzählt,Emotionen bündelt und wenn vor allem Würdeund Dezenz musikalisch beglaubigt werden.Wann hatte die <strong>Frankfurt</strong>er <strong>Oper</strong> sechs Sängerdieser Güte auf der Bühne versammelt?Auch Carlo Franci sei gedankt für seinen Einsatzbei den vielen Proben und Vorstellungen.Nach Carlo und Billy Budd nun ein weitererKraftakt: Puccinis Il trittico und mit diesem Projektder dritte renommierte Regisseur nachDavid McVicar und Richard Jones: Claus Guth.Auch in diesem Sommer hat sein SalzburgerFigaro eingenommen – mit seiner ganz speziellenBalance von kluger Analyse und poetischerLeichtigkeit. Aufmerksam möchte ich Sieaber auch auf das <strong>Frankfurt</strong>-Debüt des italienischenDirigenten Nicola Luisotti machen. Ichbin sehr froh, dass wir schon vor vier Jahrendieses Engagement tätigen konnten; inzwischenhat sich die Karriere dieses äußerst temperamentvollen,emotionsgeladenen Musikersüberschlagen. Der Kalender Luisottis ist, wiewir sagen, ZU. Ein weiteres Projekt für <strong>Frankfurt</strong>mit ihm hat sich zerschlagen, da die neue Chefstellein San Francisco größere Präsenz beansprucht.Wir haben Verständnis. Die »Organisation«dieser Puccini-<strong>Oper</strong> wird das ganze Hausenorm beanspruchen; viele Partien sind einzustudieren,viele Proben so zu legen, dass siekeine Abendveranstaltungen gefährden.Ariane et Barbe-Bleue von Paul Dukas wirderstmals in <strong>Frankfurt</strong> aufgeführt. Paolo Carignanihat sich diesen Titel für seine letzte Spielzeitgewünscht; er hat einige sinfonische Werkedes Komponisten lieben gelernt und wir sindseinem Wunsch gerne entgegengekommen.Dukas malt eine ganz spezifische Klanglandschaft,die zwar an Debussy erinnert, aber docherdiger, kräftiger duftet. Wir werden einen fastsinfonischen Monolog erleben, so heftig sinddie Anforderungen an die Sängerin der Ariane.Katarina Karnéus, sehr erfolgreich als Brangänein Glyndebourne und Baden-Baden, gibt ihr<strong>Oper</strong>ndebüt in <strong>Frankfurt</strong>. Für einen Liederabendwar sie schon einmal bei uns. Und damit sindwir bei Angela Denoke und Christopher Maltman,zwei weiteren internationalen Topsängern,mit denen wir unsere Liederabend-Serie fortführen.Mit Hilfe der Deutschen Bank werden wirdemnächst ein <strong>Oper</strong>nstudio etablieren. »Klassestatt Masse« heißt zunächst die Devise. Einweiterer Mosaikstein der <strong>Frankfurt</strong>er <strong>Oper</strong>.Es grüßt Sie herzlichIhrBernd Loebe4 Il tritticoGiacomo Puccini8 Ariane et Barbe-BleuePaul Dukas12 Simon BoccanegraGiuseppe Verdi13 L´OrfeoClaudio Monteverdi14 Pique DamePeter I. Tschaikowski15 Die ZarenbrautNikolai A. Rimski-Korsakow16 La BohèmeGiacomo Puccini17 ToscaGiacomo Puccini18 LiederabendeAngela DenokeChristopher Maltman20 <strong>Oper</strong> für Kinder22 Blickpunkte24 Im EnsembleMagnus Baldvinsson26 Spielplanvorschau28 Pressestimmen31 ServiceDie <strong>Oper</strong> <strong>Frankfurt</strong> danktfür die freundliche Unterstützung.Herausgeber Bernd Loebe; Redaktion Waltraut Eising; Redaktionsteam Dr. Norbert Abels, Agnes Eggers, Deborah Einspieler, Holger Engelhardt, Ursula Ellenberger, Zsolt Horpácsy, MalteKrasting, Andreas Massow, Andreas Skipis, Tibor Stettin, Elvira Wiedenhöft, Bettina Wilhelmi; Gestaltung Schmitt und Gunkel; Herstellung Druckerei Rohland & more; Redaktionsschluss7.11.20<strong>07</strong>, Änderungen vorbehalten; Titel (Moritz Nitsche), Bernd Loebe, Željko Lučić, Die Zarenbraut, L’Orfeo (Barbara Aumüller), Nicola Luisotti (Dario Acosta), Carlo Ventre, Danielle Halbwachs,Gerald Finley (Agentur), Claus Guth (<strong>Oper</strong>nhaus Zürich), Elza van den Heever (San Francisco <strong>Oper</strong>a), Sandra Leupold (Klaus Froehlich), Katarina Karnéus (Christian Steiner), Angela Denoke (<strong>Oper</strong><strong>Frankfurt</strong>), Magnus Baldvinsson (Waltraut Eising), Christopher Maltman (Levon Biss), Simon Boccanegra, Don Carlo, Pique Dame (Monika Rittershaus), La Bohème, Tosca, Nabucco, La Carmencita(Wolfgang Runkel), Into the Little Hill (Raphaël Pierre / Festival d´Automne), Herzog Blaubart (Lisa Rodeck, Lina Marie Forster, Leonie Jakobi, Jessica Stieler, Marie und Antonia von Koester, ChristinaRiedel), Motiv Dreiklang (Rui Camilo)Medienpartner:


Giacomo PucciniIl trittico(Das Triptychon)In Puccinis von tiefem Fatalismus geprägten Spätwerk fälltkein transzendentes Licht auf die leidgeprüften Figuren.»Il trittico«, zu großen Teilen zur Zeit des Ersten Weltkriegsgeschrieben, den die Expressionisten als »Menschheitsdämmerung«begriffen und den der bissige Wiener PublizistKarl Kraus mit der Überschrift »Die letzten Tage der Menschheit«versah, zeugt vom bewussten Verzicht des Komponistenauch auf den utopischen Erlösungsanspruch Wagners undseiner Epigonen. Puccinis musiktheatralischer Kosmos kann indiesem Kontext begriffen werden.


Premiere Il tritticoDiesseits und JenseitsPuccinis Entdeckung der kleinen FormPREMIERE Il trittico (Das Triptychon) Giacomo PucciniSonntag, 13. Januar <strong>2008</strong> I Weitere Vorstellungen: 17., 19., 25., 27. Januar; 1., 3., 9., 14., 22. <strong>Februar</strong> <strong>2008</strong>In italienischer Sprache mit deutschen ÜbertitelnIl tabarro (Der Mantel) I Text von Giuseppe Adami nach dem Schauspiel La Houpelande (1910) von Didier GoldSuor Angelica (Schwester Angelica) I Text von Giovacchino ForzanoGianni Schicchi I Text von Giovacchino Forzano nach einer Episode aus La Divina Commedia (1321) von Dante AlighieriUraufführung am 14. <strong>Dezember</strong> 1918, Metropolitan <strong>Oper</strong>a, New YorkMusikalische Leitung Nicola Luisotti / Yuval Zorn I Regie Claus Guth I Bühnenbild Christian Schmidt I Kostüme Anna-Sofie TumaDramaturgie Norbert Abels I Licht Olaf Winter I Chor Alessandro Zuppardo I Kinderchor Apostolos KallosIl tabarro Michele Željko Lučić I Luigi Carlo Ventre / Frank van Aken I Tinca Hans-Jürgen Lazar I Talpa Carlos KrauseGiorgetta Elza van den Heever I Frugola Julia Juon I Liederverkäufer Daniel Behle I Ein Liebespaar Karina Kardasheva, Ricardo IturraSuor Angelica Suor Angelica Danielle Halbwachs I La zia principessa, Fürstin Julia Juon I La badessa, Äbtissin June CardLa suora zelatrice Claudia Mahnke I La maestra delle novizie, Lehrmeisterin Enikő Boros I Suor Genovieffa Angelina RuzzafanteSuor Osmina Edeltraud Pruß I Suor Dolcina Magdalena Tomczuk I Suora Infermiera, Pflegerin Etleva RulfsLe Cercatrici, Bettelschwestern & Le Converse, Laienschwestern Michaela Friedrich/ Hiromi Mori I Una novizia Alketa HohxaGianni Schicchi Gianni Schicchi Željko Lučić I Lauretta Juanita Lascarro I Zita Julia Juon I Rinuccio Massimiliano Pisapia I Gherardo Daniel BehleNella Angelina Ruzzafante I Betto di Signa Franz Mayer I Simone Carlos Krause I Marco Nathaniel Webster I Ciesca Claudia MahnkeSpinelloccio, Arzt Thomas Charrois I Notaio Dietrich Volle I Guccio, Färber Walter Jäkel I Pinellino, Schuster Matthias Holzmannichard Specht akzentuierte 1931 dasiR iWerk des Meisters aus Lucca so: »PuccinisMusik weiß nichts von Gott, nichts vonGeistigkeit und dem Rätsel der Welt, nichtsvom Sinn des Lebens wie die der großenMeister, und sie gibt nicht, wie diese, Antwortauf die Fragen des Diesseits und Jenseits. (…)Sie vermag zu rühren und das Herz zu bewegen.Die Gottesstimme schweigt. Aber dieBruderstimme, die v o x h u m a n a , töntlaut.«Verbindet ein unterirdischer Gang die Einakterdes Trittico oder sind dessen drei Teile –in der Aufführungsgeschichte in unterschiedlicherReihenfolge inszeniert – ohne jedeKorrespondenz untereinander? Ein großerTeil der Pucciniliteratur behauptet das Letztere,erblickt in der burlesk-parodistischen Farbedes Schicchi kein Pendant zur »tinta nera«(Puccini), den finsteren Farben des Tabarro.Die Verse des Schlusschores von Suor Angelica,gedichtet vom geistlichen Freund desKomponisten, Pater Panicelli – in dessenPuccinibiografie von 1949 wird Puccini als»Atheist« bezeichnet –, entsteigen der drückenden,monastischen Sphäre, gleiten in einernachgerade surrealen Phantasmagorie derempirischen Erdennot und verlieren sich imgrenzenlosen Raum. Worin, so fragte mansich unablässig, soll just von dort eine Brückegeschlagen werden zur dumpfen Goldgierder florentinischen Erbbande des Schicchi, fürderen höchst plastische Ausgestaltung derLibrettist Giovacchino Forzano nur eine einzigeTerzine aus dem XXX. Canto von DantesInferno benötigte: »Zu mir: Der Tolle dortist Gianni Schicchi; in seiner Tollwut plagt erso die anderen. / Der einst des besten Stücksder Herde wegen Buoso Donatis Stelle eingenommen,sein Testament verfasst undunterschrieben.«Variationen über den Tod. Er verleiht dendrei Einaktern Puccinis eine gemeinsameGrundfarbe. Er ist der Fluss, der sie verbindetund in dem sich ihre Süchte und Passionenreflektieren: Eifersucht und sinnliches Begehren,Sehnsucht und Weltabkehr, Geldsuchtund Kleingeist. Das Milieudrama (Il tabarro),die Seelenstudie (Suor Angelica) und dieBurleske (Gianni Schicchi) umkreisen mitunterschiedlichen Akzenten allesamt dasSterben.Die Spielorte sind Paris, ein Kloster unddie Stadt Florenz. Il tabarro schildert mit sozialkritischemVerismus das hoffnungslose Elendder Seine-Schiffer, worin sich ein blutigesEifersuchtsdrama entwickelt. Als lyrischesGegenstück dazu entführt Suor Angelica indie Weltabgeschiedenheit eines Frauenkonvents:Die Tragödie einer Nonne, die imFreitod gipfelt und die vor ihrem Tod einemystische Verklärung erfährt. Als Entlarvungspießiger Besitzgier ist das dritte Stück GianniSchicchi zu sehen. Ein gewitzter Aufsteigertriumphiert hier über einen ganzen habgierigenFamilienclan und bringt ihn durch doppeltenBetrug um sein Erbe.Il trittico war keineswegs eine zufälligeZusammenstellung dreier vorhandener Kurzopern,sondern das Ergebnis einer gezieltenStoffsuche. Seit der Vollendung der Tosca um1900 verfolgte Puccini den Plan eines abendfüllendenEinakterzyklus. Ganz selten hat ereinen <strong>Oper</strong>nplan so souverän angesteuert.Die Entstehungsphasen überschneidensich. Kaum war im November 1916 Il tabarrobeendet, beschäftigte sich Puccini bereits mitdem Drama von dem Freitod einer Nonne.Er unterbrach indessen schlagartig die Arbeitan Schwester Angelica, um mit der Komödiezu beginnen. Solcher Farbwechsel beflügelteMit freundlicher Unterstützung der Landwirtschaftlichen Rentenbank


Premiere Il tritticoGiacomo Pucciniihn. Danach – lange war der Schicchi nochnicht beendet – kehrte er wieder zu demtodtraurigen Einakter zurück, voller Hoffnungauf dessen Wirkung beim großen <strong>Oper</strong>npublikum.Eine sonderbare Generalprobe, die Anlasszu solcher Hoffnung gab, fand im Klosterstatt. Während eines Besuches seiner in denOrdensstand getretenen Schwester Iginia –sie avancierte später zur Oberin im KlosterVicopelago – rührte Puccini die versammelteSchwesternschaft zu Tränen, als er das Werkeinschließlich des apotheotischen Schlusschorals– die Marcia Reale della Madonna –alleine am Klavier vorspielte.Obgleich ihm aufgrund eines beständigsich verschlimmernden Augenleidens dasLesen schwer fiel, trug Puccini während dergesamten Entstehungszeit des Trittico eineTaschenbuchausgabe der Divina commediabei sich. Jahre zuvor wollte er ein stofflichausschließlich aus den drei Teilen der Divinacommedia zusammengestelltes Triptychonkomponieren. Dantes am Karfreitagabendangetretene siebentägige Jenseitsreise, dievon der Hölle über den Berg der Läuterungzum Paradies führt, lieferte nicht nur die Weg-marken des geplanten Dreiteilers, sondernsteigerte sich im Laufe der Jahre zum geistigenFluchtpunkt des immer pessimistischerwerdenden Puccini. Dantesk nehmen sichPuccinis Meditationen über die Fragilität vonRuhm und Ehre aus: »meine Erfolge? Sievergehen und es bleibt wenig. Es sind vergänglicheDinge (…) das Leben vergeht,es schreitet zum Abgrund hin (…) und dasAuge blickt in die Ewigkeit.« Von solcherEwigkeit kündet das vom exponierten Diskantregistergetragene, in die transzendentaleWelt verweisende Finale von Suor Angelica,jener Einklang von drei Körpern: dem tiefgelegenen Grabenorchester, dem großengemischten Chor – im Himmel wird dieirdische Polarität der Geschlechtertrennungzurückgenommen – und dem nach obenaufgerückten Bühnenorchester.Puccini war wie Bach, Wagner, Schönbergund Berg von der Magie der Zahlen fasziniertund wusste, dass die »Drei« seit Urzeiten alsSymbol der Vollkommenheit empfundenwurde, das sich medusenhaft freilich – diedrei Rätsel der Turandot zeigen dies krass –in die Chiffre der Todesverfallenheit verwandelnkonnte. Die Drei bildet zuvor daskleine Glück der Insassinnen: Verknüpft istdie Zahl hier mit der symbolhaften Lichtmetaphorik,die für alle Teile des Trittico gilt. Lehrmeisterin:»Ein hellglänzendes Zeichen derGüte des Allmächtigen! An drei Abenden nurim ganzen Jahre (…) schenkt uns der Herrdas Glück, die Sonne zu sehen, die auf denBrunnen fällt und ihn vergoldet.«Dantes unvergleichbares Poema sacro,in dem die wirkliche Welt gleichsam nachdem Gerichtstag über sie gestaltet wird undihren in der göttlichen Ordnung verankertenPlatz empfängt, besteht in enger Anlehnungan die religionsgeschichtlich durchaus weitverbreiteteVorstellung von der göttlichenTrinität aus drei Hauptteilen, die sich in jeweils33 Gesänge gliedern. Der Stufenbauder drei jenseitigen Reiche lässt eine architektonischeForm von wiederum drei mal dreiAbschnitten erkennen. Schließlich korreliertmit solcher Anlehnung die Terzine als spezifischeForm der commedia. Auch wenn derursprüngliche Plan eines ausschließlichenDante-Triptychons im Lauf der Jahre fallengelassen wurde, bewahrte die der Trinitätsvorstellungentsprechende Grundidee desTrittico ihre Anziehungskraft für Puccini.Erbittert musste er erleben, dass dasPublikum nur jene Komödie vom SchlitzohrDante goutierte, während das veristischeund desolate Milieustück vom Mantel underst recht das im Barockzeitalter angesiedelteMysterienspiel um Verzweiflung, Tod und Verklärungmit perfider Obstinatheit abgelehntoder gar ausgebuht wurden. Das war bereitsbei der Premiere am 14. November 1918 ander New Yorker Met der Fall, wo trotz der JahrhundertsängerinGeraldine Farrar in der Titelrolledas Mittelstück – Puccinis Lieblingsstück –frostig aufgenommen wurde. Das Gleiche ereignetesich in Rom, London und an anderenTheaterhäusern. Gegen alle Widerstände undKritiker – zu denen auch Toscanini, »dieserHalbgott« (Puccini), gehörte – hielt Puccinilange an der Unteilbarkeit des Trittico fest.Dessen Rückbindung (lat: religio) war ebenDantes Reise durch die drei Reiche. PuccinisProteste gegen die nun immer häufigerauftretenden Streichungen von SchwesterAngelica und dann auch Il tabarro verhallten.Auch sein Verleger Ricordi wandte sich indieser Sache gegen ihn. Am Ende resigniertePuccini und gab die Erlaubnis zur Fragmentierungdes Trittico.} Norbert Abels


Il trittico (Das Triptychon) l Das TeamPremiere Il tritticoNicola LuisottiDer Dirigent erlebte seinen internationalenDurchbruch 2002 mit einer Neuproduktion vonIl trovatore amStaatstheater Stuttgart.Seither hat derItaliener in erstaunlichemTempo anden bedeutendsten<strong>Oper</strong>nhäusern derWelt reüssiert. ImOktober 2006 debütierteer mit Tosca an der Metropolitan <strong>Oper</strong>aNew York. 20<strong>07</strong> standen Il trovatore (Koproduktionmit dem Teatro Real Madrid) sowieMadame Butterfly am Royal <strong>Oper</strong>a HouseCovent Garden London, Aida in Houston undTosca an der Opéra Bastille in Paris auf seinemProgramm. Zudem feierte er 20<strong>07</strong> sein fulminantesDebüt mit Simon Boccanegra an derWiener Staatsoper. Nicola Luisotti ist designierterMusikdirektor der San Francisco <strong>Oper</strong>a,wo er 2005 La forza del destino dirigierte. Geplantsind u. a. auch La fanciulla del West undLa Bohème an der Metropolitan <strong>Oper</strong>a, Turandotam Covent Garden und Macbeth an derBayerischen Staatsoper München. Zunehmendenger werden zudem die Verbindungen mitden Orchestern an der Scala di Milano (seitTosca in der Suntory Hall) und in Genua, mitdem Orchester des Bayerischen Rundfunksund dem Santa Cecilia in Rom.Claus GuthClaus Guth, geboren in <strong>Frankfurt</strong>, ist dem Publikumder <strong>Oper</strong> <strong>Frankfurt</strong> durch seine Inszenierungvon Un ballo inmaschera aus demJahr 2005 bekannt.Zu seinen jüngstenArbeiten zählen LuisaMiller an der BayerischenStaatsoperMünchen 20<strong>07</strong> undDie Meistersingervon Nürnberg an der Semperoper in Dresden.Weitere Produktionen des seit 1990 freischaffendenRegisseurs entstanden z. B. in Mannheim(La Traviata), Bremen (Ariadne auf Naxos),Hamburg (Simon Boccanegra), Zürich (Fierrabras,Radamisto und Ariane et Barbe-Bleue),bei den Festspielen in Bayreuth (Der fliegendeHolländer) sowie in Salzburg (u. a. Cronaca delLuogo, Zaïde /Adama und zur Eröffnung derSalzburger Festspiele 2006 Le nozze di Figaro).Abgerundet wird sein Schaffen durch eine Reihevon Uraufführungen, darunter Ruzickas Celan ander Semperoper Dresden.Željko LučićDer international gefragte Bariton Željko Lučićwird im kommenden Sommer nach zehn Jahrendas Ensemble der<strong>Oper</strong> <strong>Frankfurt</strong> verlassen,dem Hausaber weiterhin alsGast verbundenbleiben. Diese Saisonsingt er hier nebenJago (Otello, konzertant)wieder die Titelpartiein Verdis Simon Boccanegra. An derMetropolitan <strong>Oper</strong>a New York debütierte er2006 als Barnaba (La Gioconda), 20<strong>07</strong> verkörperteer die Titelpartie in der Neuproduktion vonVerdis Macbeth. Weitere wichtige Gastauftritteführten ihn nach Aix-en-Provence, Amsterdam,2005 an den Londoner Covent Garden, 2006als Conte di Luna (Il trovatore) nach Bregenz,später als Nabucco nach Dallas, als GiorgioGermont (La Traviata) an die Wiener Staatsoperund zu La forza del destino nach München.Carlo VentreCarlo Ventre, ausgezeichnet u. a. bei dem internationalenGesangswettbewerb »Luciano Pavarotti«in Philadelphia,ist seit seinemDebüt 1994 an derMailänder Scalaunter dem Dirigatvon Riccardo Mutials Herzog in Rigolettoweltweit erfolgreich.Das Publikumder <strong>Oper</strong> <strong>Frankfurt</strong> kennt ihn als Pinkerton(Madame Butterfly), Cavaradossi (Tosca) undRiccardo (Un ballo in maschera). Auftritte in<strong>Frankfurt</strong> sind bis 2009 geplant. Zu seinen Engagements20<strong>07</strong> zählen Andrea Chénier am GranTeatre del Liceu in Barcelona und Macduff sowiePinkerton an der San Francisco <strong>Oper</strong>a. <strong>2008</strong>stehen für ihn u. a. Radames an der Deutschen<strong>Oper</strong> Berlin sowie in San Diego und Don José(Carmen) in Lausanne an.Danielle HalbwachsDanielle Halbwachs singt an der <strong>Oper</strong> <strong>Frankfurt</strong>20<strong>07</strong>/08 auch Gräfin Almaviva in Le nozze diFigaro sowie Elisabethin Don Carlo.Sie wurde nach ihremDebüt als Lisain Pique Dame letzteSaison Ensemblemitgliedund gabhier auch Marie (Dieverkaufte Braut),Elisabeth (Tannhäuser) sowie Jenufa. Zuvor wardie Preisträgerin mehrerer Wettbewerbe festam Staatstheater Schwerin sowie an der HamburgischenStaatsoper, wo sie u. a. WagnersAgathe und Eva und zahlreiche Mozart-Partiengab. Gastauftritte führten sie an die Staatsoperin Berlin, als Donna Anna und Gräfin Almavivanach Kapstadt und Hannover sowie u. a. alsAlice Ford (Falstaff) 2005/06 nach Essen.Elza van den HeeverElza van den Heever schloss zahlreiche weitereVerträge mit der <strong>Oper</strong> <strong>Frankfurt</strong>. Sie wird <strong>2008</strong>in Bordeaux unterdem Dirigat vonKaren KamensekElettra (Idomeneo)singen. Ihre erstegroße Rolle übernahmdie Sopranistin20<strong>07</strong> an der SanFrancisco <strong>Oper</strong>a, wosie Mitglied des Young Artist Program ist, mitDonna Anna in Don Giovanni. Es folgen Auftritteim Rosenkavalier. Bereits 2006 hatte sie dortbei einem Liederabend die Kritik begeistert. IhrSan-Francisco-Symphony-Debüt erfolgte 2006als Sopran in Morton FeldmansI Met Heineon the Rue Fürstenberg. Elza van den Heeverwurde 2003 Pacific Regional Finalist in denMetropolitan National Council Auditions.HandlungIl trittico (Das Triptychon)Il tabarro (Der Mantel)Der alternde Seineschiffer Michele erwürgt denLiebhaber seiner jungen Frau und wickelt dieLeiche in den Mantel, mit dem er einst seine Frauliebevoll umhüllt hatte.Suor Angelica (Schwester Angelica)Die wegen einer Liebessünde ins Kloster gegangeneAngelica vergiftet sich, als sie vom Todeihres Kindes hört. Die Gottesmutter verzeiht dieSünde des Freitodes.Gianni SchicchiDer listige Aufsteiger Gianni legt sich in das Betteines Gestorbenen und macht an dessen Stelleein neues Testament, in dem nicht die Kirche,sondern die Verwandten als Erben eingesetztwerden – vor allem aber er selbst.+++Die <strong>Oper</strong> <strong>Frankfurt</strong> und der Patronatsverein laden ein: <strong>Oper</strong> extra zu Il trittico (Das Triptychon) am 6.1.<strong>2008</strong>, 11.00 Uhr, Holzfoyer.+++


Paul DukasAriane et Barbe-BleueEs gibt ein inneres Meer in unserer Seele,ein fürchterliches, wahrhaftes mare tenebrarum,in dem die seltsamen Stürme des Ungesagtenund Unsagbaren wüten.Maurice Maeterlinck


Premiere Ariane et Barbe-BleueDie gescheiterte LichtbringerinGeheimnisse einer <strong>Oper</strong>nsinfoniePREMIERE Ariane et Barbe-Bleue Paul DukasSonntag, 10. <strong>Februar</strong> <strong>2008</strong>Weitere Vorstellungen: 16., 21. <strong>Februar</strong>; 1., 7., 14., 16. März <strong>2008</strong>In französischer Sprache mit deutschen ÜbertitelnMärchen in drei AktenText von Maurice MaeterlinckUraufführung am 10. Mai 19<strong>07</strong>, Opéra-Comique, Salle Favart, ParisMusikalische Leitung Paolo Carignani I Regie Sandra Leupold I Bühnenbild Dirk BeckerKostüme Mareike Uhlig I Dramaturgie Zsolt Horpácsy I Licht Olaf Winter I Chor Alessandro ZuppardoAriane Katarina Karnéus I La Nourrice Elzbieta Ardam I Barbe-Bleue Dietrich VolleSélysette Stella Grigorian I Mélisande Barbara Zechmeister I Ygraine Britta StallmeisterBellangère Nina SchubertPaul Detlev Dukas Glanertebussy hatte sie 1902 für die weiblicheID Hauptpartie von Pelléas et Mélisandeabgelehnt. Die wegen ihrer permanentenTemperamentsausbrüche berüchtigte hochdramatischeSängerin Georgette Leblancdurfte in der Vertonung des Schauspielszunächst nicht auftreten, obwohl ihr LebensgefährteMaurice Maeterlinck das Stück geschriebenhatte. Ein unglaublicher Affront!Die narzisstische Kränkung markiert denAnfang einer der merkwürdigsten Entstehungsgeschichtender <strong>Oper</strong>nliteratur.Nicht nur der ungewöhnlichen Vorgängewegen gehört Ariane et Barbe-Bleue zu den»Außenseitern« des Musiktheaters. Schon derStoff lässt sich schwer einordnen: Maeterlincküberblendet in seinem Libretto den Ariadne-Mythos und das Märchen vom Blaubart undlässt zudem eigene Erfahrungen aus demZusammenleben mit seiner willensstarkenGefährtin einfließen. Ihre Forderung, er mögesich doch in seinen Stücken auch der bedürftigenMenschen annehmen, lehnte Maeterlinckzwar ab, schrieb aber dann in seinemTagebuch diverse Aussagen Leblancs zudiesem Thema nieder und arbeitete sie späterin sein Werk ein.Der Belgier Maeterlinck, eine literarischeSchlüsselfigur seiner Zeit, inspirierte mitseinen Texten so unterschiedliche Musikerpersönlichkeitenwie Gabriel Fauré, Jean Sibelius,Arnold Schönberg und ganz besonders:Claude Debussy. Selbst seine wissenschaftlichenAbhandlungen Das Leben der Bienenund Das Leben der Ameisen wurden zuBestsellern.Ursprünglich hatte der Dichter beabsichtigt,ein aktuelles, realistisches Stück zuschreiben, dann griff er aber doch auf dieFigur des Blaubart aus dem Märchen vonCharles Perrault (1697) sowie auf denMythos von Ariadne, der Tochter des KönigsMinos, Lichtbringerin und Retterin des Theseusaus dem Labyrinth, zurück. Das Manuskriptwar – im Gegensatz zum ursprünglichals Schauspiel konzipierten Stück Pelléaset Mélisande – von Anfang an als Librettogeplant, als eine Art Anti-Pelléas, mit einerzentralen Paraderolle für die gekränkteSängerin Mme Leblanc.Maurice Maeterlincks Textbuch bezeichnetin der Stoffgeschichte vom Ritter Blaubarteinen Wendepunkt. Blaubarts sechste Frauist bei Maeterlinck kein Opfer, sondern eineaußergewöhnlich starke Figur mit mythischenZügen, die in eine Kunstmärchenwelt eindringtund die ursprünglichen Abläufe derBlaubart-Tradition zu brechen sucht. Überdimensionalsteht eine mythische Heldin einermächtigen, und doch bereits angeschlagenen,männlichen Märchenfigur gegenüber.Die Handlung lässt sich zwar leicht zusammenfassen,doch jeder einzelne Vorgangsteht für die rätselhaften Bewegungen desSeelenlebens; vor allem die Regungen undZustände der Protagonistin, die mit ihrer mythisch-missionarischenHaltung (und wuchtigemKlang) die gesamte <strong>Oper</strong> beherrscht.Die anderen, ihre Amme, der Titelheld undseine Frauen, werden durch sie definiert,doch bleiben sie dabei mehr oder wenigerwichtige Randfiguren.Nach Fertigstellung des Librettos, dasdeutlich erkennbar von Mme Leblanc beeinflusstwurde und auch eine Auseinandersetzungmit ihr darstellt, schwankte Maeterlinckbei der Komponistenwahl zwischen EdvardGrieg und Paul Dukas, für den er sich 1899entschied. Dukas arbeitete sieben Jahre andem Werk. Er galt bei seinen Zeitgenossenals verschlossener, extrem selbstkritischer


Premiere Ariane et Barbe-BleueHandlung Ariane et Barbe-BleueFünf Frauen von Herzog Blaubart sind in den letzten Jahren spurlosverschwunden. Mit ihrer Amme betritt Ariane, Blaubarts sechste Frau,sein Schloss. Sie lässt sich vom Reichtum des Herzogs nicht blenden,geht direkt auf die von Blaubart verbotene Tür zu und findet in derKellergruft die fünf verschüchterten, im Dunkel dahinvegetierendenFrauen. Ariane gelingt es, den Frauen den Weg in die Freiheit zu zeigenund ihnen ein neues Selbstwertgefühl zu geben. Die endgültige Fluchtlehnen sie aber ab und ziehen es vor, bei ihrem im Befreiungskampfverletzten Blaubart zu bleiben. Ariane muss alleine gehen.Einzelgänger. »Die Persönlichkeit von Dukas.Ihr erster Aspekt: eine ungeheure Kultur«,schrieb sein Schüler Olivier Messiaen 1936.Dukas kompositorische Laufbahn fingvielversprechend an. Am Pariser Conservatoirestudierte er bei Ernest Guiraud, dessenKlasse auch Debussy besuchte. Mit EineKantate gewann er den Zweiten Rom-Preis,eine Sinfonie, eine Klaviersonate und dieRameau-Variationen entstanden. 1887 endlich,zwei Jahre vor Beginn das Kompositionsarbeitenan Ariane, brachte ihm das Orchester-Scherzo Der Zauberlehrling (nach Goethe),den ersten, durchschlagenden Erfolg. Diesesbravourös instrumentierte Stück wurde zuseinem einzigen Werk, das sich im Repertoiredauerhaft behaupten konnte.1909 wurde Dukas zum Professor amPariser Conservatoire ernannt, 1911 erschiensein für die Truppe von Diaghilew komponiertesBallett La Péri. 1912 verstummte derKomponist plötzlich. Fortan unterrichtete ernur noch, schrieb Kritiken, Essays und vernichteteeinen Großteil seiner Kompositionen. Mitgroßer Skepsis und übermäßig scharfer Selbstkritikbetrachtete er auch seine noch übriggebliebenen Werke. »Die Flasche, die ich insMeer warf? Ich mache mir kaum Illusionenüber die Zahl, die ihre Botschaft entzifferthaben dürften« – äußerte er sich über seineinziges Werk fürs Musiktheater.Auffallend in seiner <strong>Oper</strong> ist, dass diemännliche Titelfigur nur knapp dreißig Taktesingt und sich ansonsten lediglich durchGesten verständlich macht. Seine Machtdrückt sich vor allem im Orchesterpart aus,wie etwa die Edelsteine im ersten Akt unddas schwach schimmernde Licht im zweitendurch Klangfarben im Orchester synästhetischdargestellt werden. Blaubarts fünf Frauentragen alle Namen aus früheren WerkenMaeterlincks, in denen sie, wie im Barbe-Bleue, das Leben und seine unverständlicheOrdnung geradezu sprachlos erleiden. ErstAriane rebelliert gegen die Lethargie dessymbolistischen Fatalismus.Dukas´ Musik passt sich dem vonDebussy geprägten Impressionismus an,verzichtet jedoch auf die Schwerelosigkeitdes Klangs. Deutlich ist seine Musik auchvon Richard Strauss inspiriert, erinnert inihrer Sonorität an César Francks Œuvre.Trotz dieser starken Einflüsse bleibt sie dabeidoch ganz und gar eigenständig – diePartitur präsentiert eine ungewöhnlich reicheFarbpalette und zeichnet sich durch brillanteInstrumentation aus.Ein Rätsel, warum dieses Werk so langeverkannt war. Vielleicht liegt es daran, dassDukas darin die meisten Grundregeln der<strong>Oper</strong>ndramaturgie außer Acht lässt und eigensinnige,ungewöhnliche Mittel einsetzt. Arianeet Barbe-Bleue wirkt wie eine symbolistische<strong>Oper</strong>nsinfonie, die von einer mythischenFrauenfigur bewegt, getragen und aufgelöstwird. Als Arianes Mission scheitert, verlässtsie resigniert das Schloss. Nach zwei Stundenorchestraler und vokaler Pracht löst sich nunauch die Musik auf, die üppig instrumentiertePartitur endet stumm.Zum Glück wird Maeterlincks-Dukas´»Flaschenpost« nun endlich immer häufigergeöffnet. Ihre bewusst verschlüsselte, rätselhafteBotschaft fordert Interpreten und Publikumheraus, in ihre ungewöhnlich faszinierendeWelt einzutauchen und ihre eigensinnigeSchönheit zu entdecken.} Zsolt Horpácsy10


Ariane et Barbe-Bleue l Das TeamPremiere Ariane et Barbe-BleueSandra Leupold RegieWenn Ariane mühelos und zielsicher die gewaltigenKlangmauern des warnenden Eingangschoresdurchdringt, um den Schauplatz zu betreten, hatsie 3 000 Jahre Geschichte im Gepäck – dieAnkunft des Mythos im Heute oder sagen wir,gestern Nachmittag, denn ihr Bräutigam Blaubart,auf den sie hier trifft, ist eine Märchengestalt ausdem frühen 18. Jahrhundert Ariane, das ist diegriechische Ariadne und in jeder Beziehung eineFigur von übergroßem Format. Mit den Jahrtausendenauf ihren Schultern wirkt sie in dieser<strong>Oper</strong> wie gestrandet und bleibt bis zum Schlussalleine unter Gestalten, von denen die größte ihrvielleicht bis zu den Knien reicht. Sie ist gekommen,um Blaubart sein Geheimnis zu entreißen.Und um seine Frauen zu befreien, von denensie ahnt, dass er sie nicht getötet, sondern nurgesammelt haben mag. Wie sie einst Theseusaus dem Labyrinth half, meint sie auch hierBefreiung zu bringen, Freiheit für Blaubart, seineFrauen – alle Frauen, alle Männer – wenn siesich über die alte, todbringende Ordnung hinwegsetzt,die noch von niemandem in Fragegestellt wurde. Ariane konfrontiert Blaubart mitder absurden Ausweglosigkeit seines Systems,dessen erster Gefangener er selbst ist. Dermoderne Blaubart tötet seine Frauen nicht ganz,er hat nur ihre vitale Weiblichkeit niedergemetzeltund sie zu hirnlosen Weibchen domestiziert.Diese haben sich in den Fesseln eines perfektenLebens ganz gut eingerichtet. Sie haben alles –und dass sie nur noch sind, was sie für Blaubartsein sollen, anstatt wer sie mal waren, scheintihnen kein Nachteil zu sein. Das Unerwartetegeschieht: Der denkbar mächtigsten Heldin,der mythischen Heils- und Lichtbringerin Arianemisslingt ihr großes Werk. Denn Blaubarts Frauenbedeutet die Freiheit nicht einmal dann etwas,wenn sie ihnen geschenkt wird. Die Gesetze derAntike werden durch Blaubart außer Kraft gesetzt,die des Märchens durch Ariane annulliert. Wasnach der gegenseitigen Neutralisation bleibt, isteine französische <strong>Oper</strong> von sagen wir gesternAbend, die sich jeder bürgerlichen Dramaturgieentzieht und als faszinierender, einzigartigerSolitär im heutigen Repertoire eher ein Schattendaseinführt. Dabei hat, was vor 100 Jahren geschriebenwurde, den Finger sehr genau in einerWunde von heute und sicher auch morgen: Sindwir lieber versorgt und unfrei oder frei und aufuns alleine gestellt? Keine Welt kann so schönsein, dass wir nicht in ihr frieren.Sandra LeupoldSandra Leupold erhielt für ihre radikalen Inszenierungenvon Don Giovanni am Theater Heidelbergund in der Berliner Kulturbrauerei sowiefür Così fan tutte beim Cantiere Internazionaledi Montepulciano mehrere Nominierungen inder Kritikerumfrage des Fachmagazins <strong>Oper</strong>nweltin den Sparten »Nachwuchskünstlerin«,»Produktion« und »Regisseur / in des Jahres«.Ein besonderer Schwerpunkt ihrer Arbeit liegtauf den Gebieten der Barockoper und derNeuen Musik (z. B. Stockhausens Indianerliederin der Kleinen Szene der Dresdner Semperoperoder John Cages Europeras 4 an der Deutschen<strong>Oper</strong> Berlin). Ihre Premieren in der Saison2006/ <strong>07</strong> waren Pelléas et Mélisande amStaatstheater Mainz, die deutsche Erstaufführungvon Per Nørgårds Der göttliche Tivoliam Theater Lübeck sowie Tosca am StaatstheaterWiesbaden. <strong>2008</strong> werden ihre Interpretationenvon Schönbergs Erwartung an der<strong>Oper</strong> Leipzig und Parsifal am StaatstheaterMainz zu erleben sein. Darüber hinaus ist unterihrer Regieführung Lucia di Lammermoor ander Hamburgischen Staatsoper geplant.Die in Stockholm geborene Katarina Karnéusist seit ihrem Gewinn der Cardiff »Singer of theWorld« Competitionim Jahr 1995eine feste Größeunter den MezzosopranenmitregelmäßigenAuftritten von derWigmore Hall inLondon bis andie Metropolitan<strong>Oper</strong>a New York. Letzte Saison feierte sie einengroßen Erfolg als Komponist in Christof LoysInszenierung von Ariadne auf Naxos in Genf ander Seite von Nina Stemme. Anschließend interpretiertesie Octavian (Der Rosenkavalier, halbszenisch)mit dem Cleveland Orchestra undBrangäne in Nikolaus Lehnhoffs Tristan undIsolde-Produktion beim Glyndebourne Festivalsowie in Baden-Baden. 2006 war die Mezzosopranistinals Sesto (Giulio Cesare in Egitto,Regie: David McVicar) in Glyndebourne zu Gast.Ende 20<strong>07</strong> betrat sie zum wiederholten Malals Elisabetta in Maria Stuarda die Bühne derStaatsoper Unter den Linden Berlin. Zu ihrenCD-Veröffentlichungen zählen hochgelobte Liedeinspielungenmit Werken von Ravel, Mahler,Strauss, Schreker u. a. Dem Publikum der <strong>Oper</strong><strong>Frankfurt</strong> stellte sich Katarina Karnéus bereits2004 mit einem Liederabend vor.Dirk Becker, der erstmals an der <strong>Oper</strong> <strong>Frankfurt</strong>arbeitet, gehört zu den produktivsten Ausstatternin den Sparten Schauspiel, <strong>Oper</strong> und Ballett. Derzeitist er als Bühnenbildner an der Neuinszenierungvon Wagners Ring durch Michael Schulzam Nationaltheater Weimar beteiligt. Gemeinsammit diesem Regisseur widmete er sich dort bereitsTrojans Was ihr wollt, Strauss´ Salome undShakespeares Ein Sommernachtstraum, an derKomischen <strong>Oper</strong> Berlin Puccinis Manon und amAalto Theater Essen Webers Freischütz sowieBrittens A Midsummer Night´s Dream. Eine weiterelangjährige Zusammenarbeit verbindet ihnmit Christof Loy, mit dem er Mozarts Idomeneoan der <strong>Oper</strong> Bonn, Berlioz´ La damnation deFaust in Bremen, einen Monteverdi-Zyklus an derDeutschen <strong>Oper</strong> am Rhein sowie zur Eröffnungder Salzburger Festspiele 20<strong>07</strong> Haydns Armidagestaltete. Neben seiner bühnenbildnerischenTätigkeit arbeitet Dirk Becker auch als Regisseur.2005 inszenierte er das Stück Die falsche Zofevon P. C. de Marivaux am Theater Baden-Baden.+++Die <strong>Oper</strong> <strong>Frankfurt</strong> und der Patronatsverein laden ein: <strong>Oper</strong> extra zu Ariane et Barbe-Bleue am 3.2.<strong>2008</strong>, 11.00 Uhr, Holzfoyer.+++11


wiederaufnahmeSimon BoccanegraDunkle Nacht am ligurischen Meerwiederaufnahme Simon Boccanegra Giuseppe VerdiSamstag, 1. <strong>Dezember</strong> 20<strong>07</strong>Weitere Vorstellungen: 8., 15., 19., 22., 30. <strong>Dezember</strong> 20<strong>07</strong>; 1. Januar <strong>2008</strong>In italienischer Sprache mit deutschen ÜbertitelnMelodramma in einem Prolog und drei Akten I von Francesco Maria Piavenach dem Schauspiel von Antonia García y Guriérrez, Neufassung Arrigo BoitoUraufführung 2. Fassung am 24. März 1881, Teatro alla Scala, MailandMusikalische Leitung Mark Shanahan I Regie Christof LoySzenische Leitung der Wiederaufnahme Axel Weidauer I Bühnenbild Johannes LeiackerKostüme Bettina Walter I Dramaturgie Norbert Abels I Licht Olaf WinterChor Alessandro ZuppardoSimon Boccanegra Željko Lučić I Jacopo Fiesco Bálint SzabóPaolo Albiani Simon Bailey / Johannes Martin KränzleMaria-Amelia Grimaldi Annalisa RaspagliosiGabriele Adorno Aleksandrs Antonenko I Pietro Dietrich VolleEin Hauptmann, Ein Diener Amelias Viktor Tsevelev / Ricardo IturraHandlung Simon BoccanegraIm Genua des 14. Jahrhunderts herrscht Bürgerkrieg. Adel und Zunftbürgertumkämpfen um die Macht. Der Doge Boccanegra hofft, Maria,die Tochter des Aristokraten Fiesco zu heiraten. Boccanegra und Mariahaben ein gemeinsames Kind, die Tochter Amelia. Fiesco sagt zu, verlangtaber für sich selbst die kleine Tochter. Dem Dogen verschweigter den Tod Marias. Die verschollene Amelia, inzwischen schon erwachsen,wuchs bei der Familie Grimaldi auf. Jetzt liebt sie den AristokratenGabriele Adorno. Während eines Besuchs Boccanegras bei denGrimaldis erkennen sich die Tochter und der Vater, der kam, um siezur Heirat mit Paolo Albiani, dem Anführer der Volkspartei, zu überreden.Daraus wird nun nichts, Paolo rächt sich, indem er dem DogenGift in den Becher gibt und Adorno zum Mord anstiftet. Dieser abererkennt die Intrige und schlägt sich auf Simons Seite. Boccanegra,bereits im Sterben, versöhnt sich mit dem Feind Fiesco und stiftet dieVerbindung zwischen Amelia und Adorno.as Meer! Welch ungeheure BedeutungID besaß es für Verdi! Erst im Spätwerk aber,im Otello und im Boccanegra, wird diesesElement zum Fluchtpunkt des Daseins.Genua, am 10. <strong>Februar</strong> 1889. Verdi blicktvon seinem Fenster auf das Meer. Er siehttäglich Schiffe, beladen mit Hunderten vonAuswanderern. »Elend und Hunger! (…) Alsogut, wenn es so ist, bereiten wir uns auf alleUnruhen vor, die eine Stadt nach der anderen,dann die Kleinstädte, dann das Land ergreifenwerden – und dann: Le déluge!« Diese Sichtweist zurück auf die politische <strong>Oper</strong> um denDogen.Nicht ganz ein Jahrzehnt zuvor. Verdi arbeitetmit Arrigo Boito an der Neufassung des Boccanegra.Da schwören sich zu Beginn des Stückszwei Männer in einer dunklen Nacht am ligurischenMeer Beistand auf Leben und Tod. DieserPakt entsteht fast unmerklich aus dem Materialdes weichen Streichersatzes des Prologbeginns.Ein Vierteljahrhundert später sind aus deneinstigen Verbündeten Todfeinde geworden.Sie haben sich gegenseitig zum Sterben verurteilt.Der eine trägt das tödliche Gift des anderenin den Adern, während dieser vor demHintergrund des festlich illuminierten Genuazum Richtblock geführt wird. Solche Pakttreueerweist sich als notwendig dramaturgischeUmklammerung der Handlung. Noch kurz vordem Beil des Henkers insistiert der ehemaligeGoldschmied Paolo deshalb auf der Gültigkeitdes Paktes: »Ich habe nichts mehr zu fürchten«,singt er abgewandt von den anderen auf fünfbohrend gleichen Sechzehntelnoten. Der andere,der ehemalige Korsar und nun schon langjährigeund keineswegs nur milde Doge beschwört aufebenfalls beharrlichen gleichen Noten das einzigeGlück seines Lebens: »Maria.« Dann ersticktdie Stimme. In kleinsten, immer wieder denGrundton Es umkreisenden Intervallen introduzierteine sechstaktige, tiefe Cello-Figur dasSterben des Helden. Verdi zitiert mit unverhohlenemNachdruck die sinkenden Skalen dermoribunden Violetta, den einstmals gefundenenGrundausdruck für das Schwinden der Lebenskräfte.Beim Anblick des Meeres stirbt der Doge.Christof Loys Inszenierung löste eine bewegende,tiefe Resonanz beim Publikum aus.Stefan Schickhaus hat in der <strong>Frankfurt</strong>er Rundschaudie Arbeit des Regisseurs so charakterisiert:»Die Haltungen, die Konstellationen, dieBewegungen der Akteure zueinander sind das,was die geradezu sensationelle Intensität dieserInszenierung ausmachen. Jede Personengruppeist in ihrer Disposition höchst ausgeklügelt,Chor und Statisterie stellen sich mitgrößter bildlicher Klarheit auf, Loy hat amMenschen gearbeitet. Und alles wird klar,sonnenklar an grauem Ort: eine Erleuchtung,die das Premierenpublikum durchdrungen hat.Denn als zu Beginn, in fünf Schweigeminuten,eine Menschenmasse auf der Bühne stand wiefestgefroren, das Gegenteil eines Verdi’schenOuvertürentrubels also, wurde in den Zuschauerreihennoch Ungeduld laut, Unruhe, einSich-nicht-einlassen-wollen. Am Ende dann,wenn sich alle wieder zum gleichen Statikbildzusammenfinden, klatschte niemand in dieKonzentration hinein, man hatte zu sichgefunden. Christof Loys Wagnis ging auf.«In der Wiederaufnahme wird der umjubelteŽeljko Lučić erneut in seiner Glanzrolle zuerleben sein. Neu in der Produktion ist derTenor Aleksandrs Antonenko, der im nächstenJahr unter Riccardo Muti bei den SalzburgerFestspielen singen wird. Dietrich Volle übernimmtdie Partie des verschlagenen PolitikersPietro.} Norbert Abels12Mit freundlicher Unterstützung der Landwirtschaftlichen Rentenbank


wiederaufnahmeL’ OrfeoVon wilden Fans umgebenwiederaufnahme L´ Orfeo Claudio MonteverdiFreitag, 28. <strong>Dezember</strong> 20<strong>07</strong> im Bockenheimer DepotWeitere Vorstellungen: 30. <strong>Dezember</strong> 20<strong>07</strong>; 3., 6., 9. Januar <strong>2008</strong>In italienischer Sprache mit deutschen ÜbertitelnFavola in musica I <strong>Oper</strong> in einem Prolog und fünf Akten I Text von AlessandroStriggio d. J. I Uraufführung am 24. <strong>Februar</strong> 16<strong>07</strong>, Palazzo Ducale, MantuaMusikalische Leitung Felice Venanzoni I Regie David HermannSzenische Leitung der Wiederaufnahme Katharina ThomaBühnenbild, Kostüme Christof Hetzer I Dramaturgie Zsolt HorpácsyLicht Jürgen KoßHandlung L’ OrfeoEin großer Mythos des Abendlandes erzählt von einem jungvermähltenPaar, dem thrakischen Sänger Orfeo und Euridice. Sie wirdvon einer Schlange gebissen und stirbt. Orfeo steigt hinab in die Unterwelt,um sie zurückzuholen. Mit seinem Gesang schläfert er denFährmann Caronte ein und bewegt die Gemahlin des Unterwelt fürstenPlutone, Proserpina, für Euridice um Gnade zu bitten. Ihre Rückkehrist jedoch an eine Bedingung geknüpft: Während die beiden andas Tageslicht zurückwandern, darf Orfeo sich nicht nach ihr umblicken.Da glaubt Orfeo plötzlich, Furien zu hören und dreht sich um.Euridice verschwindet …Orfeo Christian Gerhaher I Messagiera / Speranza Arlene Rolph I Caronte Magnus BaldvinssonEuridice Marie Smolka I Proserpina Katharina Magiera I Plutone Florian PlockLa Musica Britta Stallmeister I Ninfa Anja Fidelia Ulrich I Apollo Michael Nagysowie Ensemblemitglieder und Gäste der <strong>Oper</strong> <strong>Frankfurt</strong>er Vater der <strong>Oper</strong>. Grenzgänger zwischenID zwei Epochen. Vermittler zwischen Renaissanceund Barock. Wenn es um ClaudioMonteverdi und die Geburt der <strong>Oper</strong> geht,sammeln sich Schlagworte an, die jedochdie wahre Bedeutung des Komponisten undseine Leistung nicht präzise erfassen.1567 geboren, drei Jahre nach Shakespeare,hatte Claudio Monteverdi früh als Komponistvon Madrigalen begonnen, war an denFürstenhof der Gonzagas in Mantua gelangtund dort 1601 Hofkapellmeister geworden.Er war kein fröhlicher »Hofmusikant«, sonderneher ein gebildeter, sensibler und wortgewandterIntellektueller. Er dachte nicht daran,den »alten« polyphonischen Stil aufzugeben,aber er fand Wege, die neuen Ideen desSprechgesangs hin zum dramatischen Rezitativund zur Arie weiterzuentwickeln. Dabeibenutzte er die bekannten musikalischen Formenmit den Grundideen der Camerata, ohnesich durch deren strenge Regeln einschränkenzu lassen. Und so wurde Monteverdis 16<strong>07</strong>zum ersten Mal aufgeführter L´ Orfeo dasWerk, das das Musikdrama als die führendeund repräsentative Form des Zeitalters etablierte.L´ Orfeo, ein Auftragswerk, war gleichzeitigein exemplarischer Fall kulturpolitischer Propagandaund der Versuch, den kunstinteressiertenadligen Kreis um die fürstliche Familie derGonzagas mit der neuen Theatergattung bekanntzu machen. Der Auftraggeber, FrancescoGonzaga, bestellte bei Monteverdi und seinemLibrettisten, dem Hofmann (»Beamter«), Violinspielerund Dichter Alessandro Striggio, ein Werkfürs Musiktheater zur Demonstration seiner Macht.Orpheus, der wichtigste »Rhetor« in derMythologie, der mit Gesang und Leierspiel diewilden Tiere und selbst die Unterwelt besänftigenkonnte, schien Monteverdi der geeigneteHeld zu sein: Bei der musikalisch-theatralischenWiedererzählung des orphischen Mythos tratenplötzlich die menschlichen Züge des später inder griechischen Sage als Halbgott verklärtenOrpheus in den Vordergrund. Bei der dramaturgischenGliederung der fünf Akte orientiertesich Striggio am Vorbild der antiken Tragödie.Seine souveräne, dramatische Erzählweisekonzentrierte sich auf die Eckpunkte der mythologischenGeschichte: auf Euridikes Tod,auf die »Verhandlungen« mit dem Herrrscherder Unterwelt und auf den zweiten, nun endgültigenTod Euridikes.Monteverdi und Striggio gelang es, im »Niemandsland«zwischen Renaissance und Barock,den modernen Zeitgeist in musikdramatischerForm zu präsentieren. Ihre »Favola in musica«schwebte allen späteren <strong>Oper</strong>nreformern, bishin zu Gluck und Wagner, als Ideal vor.Mit der gefeierten Premiere von L´ Orfeostartete die <strong>Oper</strong> <strong>Frankfurt</strong> 2005 ihren Monteverdi-Zyklusim Bockenheimer Depot, der inzwischenmit zwei weiteren, stets ausverkauftenErfolgsproduktionen (Combattimeti, Il ritornod’Ulisse in patria) komplettiert wurde. DavidHermanns Konzeption zeigt die Titelfigur alseinen extremen Künstler, der durch Leiden zurgenialen Ausübung seiner Kunst kommt. Umgeben(oder belästigt) ist er von Fans, die ihrIdol als Projektionsfläche missbrauchen, den sieekstatisch bewundern, damit aber auch ruinierenkönnen.Der durchschlagende Erfolg der Premierewar auch Christian Gerhahers fesselnder Orfeo-Darstellung zu verdanken. Nach den Tannhäuser-Vorstellungen, in denen er als Wolframgefeiert wurde, macht sein Auftritt die L´ Orfeo-Wiederaufnahme zum besonderen Ereignis.} Zsolt HorpácsyMit freundlicher Unterstützung von13


wiederaufnahmePique DameEin tödliches Spielwiederaufnahme Pique Dame Peter I. TschaikowskiFreitag, 18. Januar <strong>2008</strong>Weitere Vorstellungen: 20., 24., 26. Januar; 2. <strong>Februar</strong> <strong>2008</strong>In russischer Sprache mit deutschen Übertiteln<strong>Oper</strong> in drei AktenText von Modest I. Tschaikowski nach der gleichnamigen Novelle von Alexander PuschkinUraufführung am 19. <strong>Dezember</strong> 1890, Mariinski-Theater, St. PetersburgMusikalische Leitung Sian Edwards I Regie Christian PadeSzenische Leitung der Wiederaufnahme Orest TichonovBühnenbild und Kostüme Alexander Lintl I Dramaturgie Norbert AbelsLicht Olaf Winter I Chor Alessandro Zuppardo I Kinderchor Apostolos KallosHandlung Pique DameEiner geheimnisvollen Gräfin wird nachgesagt, das Geheimnis vondrei gewinnversprechenden Spielkarten zu kennen. Laut Prophezeiungwird der dritte Mann, dem sie das Geheimnis anvertraut, sterben.Der verarmte Offizier Hermann versucht dennoch sein Glück.Als er die alte Gräfin bedrängt, erliegt sie einem Herzanfall. In der folgendenNacht träumt Hermann von der Gräfin und drei Karten – Drei,Sieben und Ass. Im Spielcasino setzt er drei Mal sein gesamtes Vermögen:Drei und Sieben bringen Gewinn. Doch dann wird statt desAsses die Pique Dame aufgedeckt.Hermann Frank van Aken I Lisa Anja Kampe I Die Gräfin / Die Gouvernante Elzbieta ArdamGraf Tomski Johannes Martin Kränzle I Fürst Jeletzki Michael Nagy I Surin Franz MayerTschaplitzki Peter Marsh I Tschekalinski Jussi Myllys I Narumov Florian PlockPauline Jenny Carlstedt I Mascha Tatiana Press I Ein Zeremonienmeister Mykolas NechajusKaiserin Margit Neubauer I Hermann Double Thomas KorteWienn Sie mich fragen, ob ich das vollkommeneGlück in der Liebe gefundenhabe, so würde ich antworten: nein und abermals:Nein!« – sagt nicht Hermann in PiqueDame, sondern Tschaikowski selbst. Bereitsein Jahrzehnt bevor er beginnt, aus AlexanderPuschkins Novelle Pique Dame eine <strong>Oper</strong> zuformen, offenbart sich der Komponist als Seelenverwandterseines zukünftigen Protagonisten.Aus der von Puschkin so distanziert dargestelltenHauptfigur in Pique Dame wurde fürTschaikowski im Laufe der Kompositionsarbeit»ein wirklicher, lebendiger« und sogar »sehrsympathischer Mensch«.In der <strong>Oper</strong> steht Hermann vor der Wahl,das Glück mit Lisa in der Liebe zu suchenoder im Reichtum. Die Verlockungen desGlücksspiels sind stärker – Hermann ist spielsüchtig.Nicht nur für ihn selbst hat dieseSucht tödliche Konsequenzen: Ihr wird zuerstdas Leben der alten, von Hermann unterDruck gesetzten Gräfin und später Lisa geopfert.Hermann ist, wie der Regisseur ChristianPade anlässlich der Premiere formulierte, ein»schwarzes Loch, worin er alle, die mit ihm inBerührung kommen, verschlingt«. Tschaikowskikonnte das Ende der <strong>Oper</strong> nicht komponieren,ohne zutiefst ergriffen zu sein: »Als ich an dieStelle vom Tode Hermanns kam, da tat esmir so leid um Hermann, dass ich zu weinenbegann.«Während Puschkin in seiner Novellegleichsam mit kühlem Skalpell das Marodeder Gesellschaft seziert, gestattet Tschaikowskisich selbst und seinem Publikum das Mitleiden.Der Hermann der <strong>Oper</strong> wird nicht in diePsychiatrie eingeliefert, sondern erdolcht sich,so dass sein Blut gleichsam die kühle SchneidePuschkins erhitzt. Die Tragik der Liebesgeschichteverschärft das Libretto insofern, alses nicht mehr vorsieht, dass Hermann Lisa nurbenutzt, um sich materiell zu bereichern. Inder <strong>Oper</strong> können wir seinem Liebesversprechenan Lisa Glauben schenken und gleichwohleine unaufhaltsame (Selbst-) Zerstörungmitverfolgen. Die Liebe vermag nicht zuheilen; zwei Liebende werden von den Folgeneiner Spielsucht in den Freitod getrieben.Die <strong>Frankfurt</strong>er Inszenierung, die mit Hilfedes Bühnenbilds von Alexander Lintl »in einemVexierbild immer neue Perspektiven eröffnet«(Rotraut Fischer im Darmstädter Echo anlässlichder Premiere 2005), wartet in der diesjährigenWiederaufnahme dank einer Reihe vielversprechenderNeubesetzungen auch mit neuenKlangfacetten auf. Mit Anja Kampe als Lisakonnte die <strong>Oper</strong> <strong>Frankfurt</strong> eine der großenSopranistinnen unserer Zeit gewinnen. NachSenta in Peter Konwitschnys Holländer-Inszenierungin München und 20<strong>07</strong> in Tokio warsie in Washington an der Seite Plácido Domingosals Sieglinde zu erleben und gab Leonorein Los Angeles. Geplant sind z. B. Auftritte inFidelio auf einer Europa-Tournee mit ClaudioAbbado, Isolde beim Glyndebourne Festivalund Sieglinde an der Semperoper sowie ineiner Neuinszenierung in Los Angeles. Nebenihr treten erneut die Ensemblemitglieder Frankvan Aken (als Hermann) und Elzbieta Ardam(als Gräfin) auf, die diese Rollen an der <strong>Oper</strong><strong>Frankfurt</strong> in der vergangenen Saison beziehungsweiseschon in der Premiere 2005/06verkörperten. Die musikalische Leitung übernimmtin der kompletten WiederaufnahmeserieSian Edwards, die zuletzt bei Blochs Macbetham Pult der <strong>Oper</strong> <strong>Frankfurt</strong> stand. Bereitsseit ihrer Zeit als Music Director der EnglishNational <strong>Oper</strong>a zählt Tschaikowskis Spieleroperzum Repertoire der englischen Dirigentin.} Agnes Eggers14Mit freundlicher Unterstützung des <strong>Frankfurt</strong>er Patronatsvereins – Sektion <strong>Oper</strong>


wiederaufnahmeDie ZarenbrautMacht gegen Liebewiederaufnahme Die Zarenbraut Nikolai A. Rimski-KorsakowFreitag, 15. <strong>Februar</strong> <strong>2008</strong>Weitere Vorstellungen: 17., 24. (15.30 Uhr), 28. <strong>Februar</strong>; 2. März <strong>2008</strong>In russischer Sprache mit deutschen Übertiteln<strong>Oper</strong> in vier Akten I Text von Nikolai A. Rimski-Korsakow und Ilja F. Tjumenew,nach der historischen Tragödie (1849) von Lew A. MeiUraufführung am 3. November 1899, Solodownikow-Theater, MoskauMusikalische Leitung Hartmut Keil I Regie Stein Winge I Szenische Mitarbeit Dagmar PischelSzenische Leitung der Wiederaufnahme Orest Tichonov I Bühnenbild Benoît DugardynKostüme Ingeborg Bernerth I Dramaturgie Malte Krasting I Licht Frank KellerChor Alessandro ZuppardoSobakin Michail Schelomianski I Marfa Britta Stallmeister I Grigori Grjasnoi Johannes MartinKränzle I Maljuta Skuratow Magnus Baldvinsson I Bojar Lykow Alexej Kudrya I Ljubascha ElenaCassian I Bomelius Hans-Jürgen Lazar I Saburowa Sonja Mühleck I Dunjascha KatharinaMagiera I Petrowna Tatiana Press I Ofenheizer am Zarenhof Gregorij Kulba I Erster junger BurscheViktor Tsevelev I Ein Stubenmädchen Gunda Boote I Iwan der Schreckliche Thomas KorteHandlung Die ZarenbrautGrigori Grjasnoi begehrt die schöne Marfa, die aber bereits ihremJugendfreund Iwan Lykow versprochen ist. Grjasnoi beschließt, Marfamit einem Zauberpulver für sich zu gewinnen. Ljubascha, seine bisherigeGeliebte, will das verhindern und tauscht das Liebespulver gegen einschleichend wirkendes Gift aus. Als Grjasnoi erfolgreich das Pulver inMarfas Brauttrunk gemischt hat, erfährt die Verlobungsgesellschaft, ZarIwan IV. habe Marfa zu seiner neuen Frau auserwählt: eine Entscheidung,der sich niemand widersetzen kann. Bereits vom Gift geschwächt, erfährtdie zur Zarewna gekrönte Marfa von Grjasnoi, Lykow habe sie ermordenwollen und sei dafür hingerichtet worden. Marfa, die Lykow immer nochliebt, wird bei dieser Nachricht wahnsinnig, und Grjasnoi erkennt, dasser getäuscht worden ist. Er gesteht seine Schuld an Marfa und an demvon ihm verleumdeten Lykow. Die sich ebenfalls selbst anklagendeLjubascha lässt sich von ihm töten. Marfa findet im Wahn ihr erträumtesGlück.lsA l vor gut einem Jahr die Inszenierung voniRimski-Korsakows <strong>Oper</strong> Die Zarenbrauterarbeitet wurde, jenem Stück, in dem dieSchergen des ersten Zaren Iwan die Umgebungtyrannisieren und die menschlichen Beziehungenvergiften, platzte die Nachricht vomgewaltsamen Tod Anna Politkowskajas in dieProben: Eine unbequeme Journalistin, die alseine der wenigen Pressevertreterinnen in Russlandunabhängig und kritisch über die wirklichheiklen Themen des Landes recherchierte,fand im Hauseingang in einer Salve von Pistolenschüssenihr plötzliches Ende. Kurze Zeitspäter wurde die Welt Zeuge, wie auf nochhanebüchenere Weise ein ehemaliger Agentund mutmaßlicher Geheimnisträger abserviertwurde: Der Fall des plutoniumverseuchtenAlexander Litwinenko ist ebenfalls bis heutenicht aufgeklärt. Vor diesem Hintergrund gewinntdie Geschichte der zarten Marfa, diewider Willen zur Braut des Zaren auserkorenwird, an verblüffender Aktualität.Rimski griff in der Anlage des Werkes bewusstauf traditionelle Strukturen zurück –anders als in dem aus derselben Zeit stammendenExperiment Mozart und Salieri gibtes in der Zarenbraut klar erkennbare Nummernwie Arien, Lieder und Ensembles, trotzdes düsteren Themas integrierte er so mancheidyllische Szene und schuf insgesamt eine»fast utopisch schön lyrische, dann wiederpackende Partitur«. (Wolf-Dieter Peter) Dasalles weist darauf hin, dass er anstatt direkterpolitischer Anklage lieber hintergründig dieWirklichkeit mit einer längst vergangenen, nurnoch erträumten Wunschwelt kontrastierte.»Benoît Dugardyns strenge, karg ausziselierteRäume verlegen die Handlung ins heutigeRussland. Nichts lenkt von der Konzentrationauf die Musik ab. Mit kammertheatralisch subtilerPersonenführung und perfektem Timing,das Rimskis langsam sich entwickelnde musikalischeDramaturgie mit der Szene koordiniert,spitzt Regisseur Stein Winge die Handlungzu, ehe sich im frontal an die Rampe gedrängtenSchlussakt die Katastrophe vollzieht.«(Uwe Schweikert in der »<strong>Oper</strong>nwelt«)Auf musikalischer Seite sind einige Neuentdeckungenmit dieser auch szenisch überarbeitetenund komprimierten Einstudierungverbunden. Insbesondere die Achse <strong>Frankfurt</strong>-Bayreuth kommt hierbei zum Tragen: Als Dirigentwird Hartmut Keil – der im vergangenenSommer als Studienleiter für Die Meistersingervon Nürnberg bei den Wagner-Festspielenmitgewirkt hat – die Aufführungen leiten. Einanderer Bayreuth-Recke – Hans-Jürgen Lazar,frischgebackener Meistersinger vom GrünenHügel – entwickelt seine Interpretation deszwielichtigen Zarenleibarztes Bomelius weiter.Noch eine Bayreuther Debütantin kommt hinzu:Sonja Mühleck, die Gerhilde im Thielemann-Dorst-Ring, verkörpert die Saburowa. In denHauptrollen gibt es ebenfalls frische Gesichter:Alexej Kudrya wird den jungen Iwan Lykowdarstellen – und die in <strong>Frankfurt</strong> schon alsChowanschtschina-Marfa umjubelte ElenaCassian übernimmt die vokal opulente Partieder Ljubascha. Bewährte Kräfte sind MichailSchelomianski als Marfas Vater Sobakin,Johannes Martin Kränzle als innerlich zerrissenerGrjasnoi – und allen voran die Sängerinder Titelpartie selbst, über die Wolf-DieterPeter im Bayerischen Rundfunk schwärmte:»Das <strong>Frankfurt</strong>er Ensemblemitglied, die zugroßer lyrischer Expansion gereifte Britta Stallmeister,rührte bis zum bitteren Ende, zu Marfaseindringlich komponierter Sterbeszene, ansHerz.«} Malte Krasting15


wiederaufnahmeLa BohèmeWintermärchen von verlorenen Träumenwiederaufnahme La Bohème Giacomo PucciniSamstag, 23. <strong>Februar</strong> <strong>2008</strong>Weitere Vorstellungen: 25. <strong>Februar</strong>; 9., 15., 21., 23., 29. März; 3. April <strong>2008</strong>In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln<strong>Oper</strong> in vier Akten I Text von Giuseppe Giacosa und Luigi IllicaUraufführung am 1. <strong>Februar</strong> 1896, Teatro Regio, TurinMusikalische Leitung Carlo Montanaro I Regie Alfred KirchnerSzenische Leitung der Wiederaufnahme Alan BarnesBühnenbild und Kostüme Andreas Reinhardt I Dramaturgie Vera SturmLicht Olaf Winter I Chor Alessandro ZuppardoRodolfo Peter Auty /Andrej Dunaev I Schaunard Nathaniel Webster / Robin AdamsMarcello Oleg Romashyn / Željko Lučić I Colline Florian Plock / Soon-Won KangMimì Siheng Yi / Ekaterina Soloveva I Musetta Elin Rombo / Anna RybergBenoît Franz Mayer I Alcindoro Zoltan Winkler I Parpignol Young-Shik KimSergente Thomas Charrois I Doganiere Walter JäkelHandlung La BohèmeKünstler, die knapp bei Kasse durch Großstadtcafés ziehen. Es istWeihnachten in Paris. Hunger und Kälte bestimmen das Zusammenseinder vier Freunde Rodolfo, Marcello, Colline und Schaunard. Siebeschließen, ins Quartier Latin zu ziehen. Rodolfo bleibt allein zurück,lernt die kranke Mimì kennen und verliebt sich. Die Freundefeiern unterdessen im Quartier Latin. Rodolfo stellt ihnen Mimì als»Poesie« vor. Marcello wartet auf seine Geliebte Musetta, doch dieerscheint mit einem reichen Liebhaber. Musetta besinnt sich aufMarcello und entschwindet mit den Freunden. Zwei Monate späterleben Musetta und Marcello von der Arbeit in einer Kneipe. Mimìund Rodolfo suchen Hilfe bei ihnen, denn ihre Liebe scheint amEnde. Rodolfo macht sich Vorwürfe, dass seine Armut Mimìs Krankheitbeschleunigen könnte. Einige Monate später schleppt Musettadie todkranke Mimì zu Rodolfo. Verzweifelt versuchen die fünf, ihrdas Sterben zu erleichtern.ie Bohème galt als eine DemonstrationID gegen alles Bürgerliche. Junge Künstlerund Studenten, die größtenteils Söhne reicherEltern waren und deren Widerspruchsgeistgegenüber der herrschenden Gesellschaft meistdie Folge von jugendlichem Übermut war, versammeltensich. Genau drei Jahre nach demErfolg seiner Manon Lescaut fand im TurinerTeatro Regio die Uraufführung von Puccinis LaBohème statt. Das Publikum zeigte sich verwirrt,und selbst die Kritik hatte auf einen erneutenErfolg gehofft. Es kam anders: Puccini konfrontiertePublikum und Kritiker mit einer <strong>Oper</strong>,mit der, sechs Wochen nach der erfolgreichenUraufführung von Wagners Götterdämmerung,niemand etwas anzufangen wusste.Voller Selbstmitleid äußerte sich der achtunddreißigjährigePuccini: »Sie sagten sogar,dass die Bohème das Ende der Spielzeit nichterleben würde. Und weil ich in La Bohèmemeine ganze Seele gelegt hatte, mit einemunbeschreiblichen Mitgefühl aller Kreaturen,weil ich sie unendlich geliebt habe, bin ichniedergeschlagen ins Hotel zurückgekehrt.Ich war traurig, melancholisch und hattegroße Lust zu weinen … und ich habe einesehr schlimme Nacht verbracht. Am Morgenempfing mich der missgünstige Gruß derZeitungen.« Wie jedoch manch anderes Werkder <strong>Oper</strong>nliteratur auch, erlebte La Bohème,trotz des anfänglichen Misserfolgs, in der Folgezeiteine enthusiastische Aufnahme durch dasPublikum.Puccini war das karge Leben Rodolfosnicht unbekannt. In jungen Jahren ernährteer sich von Brot, Bohnen und Heringen.Er fror manchmal so erbärmlich, dass er wieRodolfo in der <strong>Oper</strong> die Seiten seiner erstenKompositionsversuche verbrannte, um sichzu wärmen. Aus Murgers Feuilleton-RomanScènes de la Vie de Bohème entstand Puccinis<strong>Oper</strong> wie eine veristische Sozialstudie,die über jede Form von Romantik erhabenist.Die Spannung, so Regisseur Alfred Kirchner,wird »aus dem Dialog heraus erzeugt undnicht aus der vorgegebenen dramatischenSituation. So real die Bohème auch angelegtist, die Thematik vom Verlieren, von Verlustund Vergehen steht über dieser Realität.«Kirchners Inszenierung zeigt »die Symboleder Poesie. Die Figuren führen kein realistischesBürgerrührstück vor, sie entspringen vielmehrpoetischen Phantasien, die wiederumden Imaginationen der großen, alten StadtParis entstammen.« (Gerhard Rohde, FAZ)Für die diesjährige Wiederaufnahmegewann die <strong>Oper</strong> <strong>Frankfurt</strong> Peter Auty alsRodolfo, der mit dieser Partie seine Gesangskarrierevor zehn Jahren begann. Zuletzttrat der Tenor damit an der English National<strong>Oper</strong>a in London auf.Beim Glyndebourne Festival debütierteer 2001 als Roderigo (Otello), wo er in denfolgenden Jahren Don José (Carmen) undRodolfo sang. Es folgten Engagements u. a.an der English National <strong>Oper</strong>a und der Scottish<strong>Oper</strong>a. Von 1999 bis 2002 sang er alsEnsemblemitglied an der Royal <strong>Oper</strong>a CoventGarden, wo er u. a. als Roderigo, Gaston (LaTraviata) und Malcolm auftrat. Zuletzt wirkteAuty bei einer Doppelvorstellung von PuccinisLe Villi und Messa di Gloria an der NationaleReisopera mit, wo er auch den Des Grieuxin Manon Lescaut gab.} Deborah Einspieler16


wiederaufnahmeToscaHerzzerreißende Katastrophewiederaufnahme Tosca Giacomo PucciniFreitag, 29. <strong>Februar</strong> <strong>2008</strong>Weitere Vorstellungen: 6., 8., 22., 27., 31. März <strong>2008</strong>In italienischer Sprache mit deutschen ÜbertitelnMelodramma in drei Akten I Text von Giuseppe Giacosa undLuigi Illica nach dem Drama La Tosca (1887) von Victorien SardouUraufführung am 14. Januar 1900, Teatro Costanzi, RomMusikalische Leitung Martyn Brabbins / Erik Nielsen I Regie Alfred KirchnerSzenische Leitung der Wiederaufnahme James McNamara I Bühnenbild Karl KneidlKostüme Margit Koppendorfer I Dramaturgie Vera Sturm, Jutta GeorgLicht Olaf Winter I Chor Alessandro ZuppardoTosca Julie Makerov / Susan Bullock I Cavaradossi Gustavo Porta I Baron Scarpia Alexej MarkovCesare Angelotti Florian Plock / Soon-Won Kang I Mesner Franz MayerSpoletta Michael McCown I Sciarrone Dietrich Volle I Ein Schließer Zoltan Winkler / Walter JäkelEin Hirte Solist der Aurelius Sängerknaben CalwHandlung ToscaNapoleonische Truppen siegen in der Schlacht von Marengo. Rom am14. Juni 1800: In historischen Räumen entwickelt sich ein Drama derzwielichtigen Wechselbeziehung von Kunst und Wirklichkeit. Auf derSuche nach uneingeschränkter Liebe geraten gleich drei Menschen ineine unerbittliche Todesmaschinerie. Untrennbar die Rolle der gefeiertenSängerin und der geliebten Frau. Tosca entzieht sich ScarpiasSadismus, ein gewaltsam geforderter Kuss, für Scarpia endet er tödlich.Während Tosca versucht, den Geliebten zu retten, fügt sich Cavaradossifreilich widerstandslos in den Tod. »Die Sterne leuchteten … und ichsterbe verzweifelt«, er tut’s und sie ebenso. Die Flucht vor gewalttätigerMacht und sadistischem Eros, sie nimmt ein tödliches Ende.Wollte man erklären, was <strong>Oper</strong> ist, manbräuchte nur auf den zweiten Akt vonGiacomo Puccinis Tosca zu verweisen: Liebe,Tod und Leidenschaft, die Grundzutaten dieserKunstgattung erfahren hier eine musikalischeVerdichtung, die unmittelbar auf den Zuschauerüberspringt. Insgesamt gilt das Werk mitseiner kompakten Dramatik für manche alsdie <strong>Oper</strong> schlechthin. Die aufwühlende Geschichteum den Maler Cavaradossi, seinerschönen Geliebten Tosca und den lüsternskrupellosenChef der Geheimpolizei Scarpiazeigt nahezu alle Facetten menschlichenFühlens auf. Auch wenn Puccini eine mitunterdrastische Klangsprache wählt – etwa umdie Abgründe in Scarpias miserablen Charakterzu illustrieren – so klingt seine Musik dennochimmer betörend: Ein Widerspruch, dertypisch ist für das Genre <strong>Oper</strong>. Arien wie dasberühmte »Vissi d’arte« oder Marios »E lucevanle stelle« im dritten Akt wirken dabeijeweils wie ein Blick in eine andere Welt, derfür Augenblicke das dramatische Geschehenzum Stillstand bringt.Der politische Kontext des Stückes bietetmit seinen verworrenen Verhältnissen eineentsprechend komplexe Folie, vor der sichdas ergreifende Geschehen mit seinem tödlichendenden Mechanismus vollziehen kann.Dass Tosca schließlich zur Mörderin an demSchurken Scarpia wird, ist ein Höhepunkt dertragischen Verwicklung. Hier wird exemplarischvorgeführt, wozu ein Mensch durch widrigeUmstände getrieben werden kann.Wenn diese Bühnenfigur von einer Sängerinverkörpert wird, die nicht nur über einegroße Stimme sondern auch noch über starkeDarstellungskraft verfügt, dann entsteht das,was man Große <strong>Oper</strong> nennt. Julie Makerovund Susan Bullock, die alternierenden Tosca-Darstellerinnen der Wiederaufnahme, besitzennicht nur stimmlich, sondern auch schauspielerischein enormes Ausdruckspotential.Susan Bullock (22., 27., 31. 3.) zählt zu denAusnahmeerscheinungen der internationalenMusikszene. In <strong>Frankfurt</strong> ist die englische Sopranistinbestens bekannt, hier konnte sieschon mehrfach regelrechte Triumphe feiern.Nach der Elektra-Premiere vor drei Jahrenurteilte etwa die Süddeutsche Zeitung, dieSängerin habe »das Zeug, die tonangebendeElektra dieses Jahrzehntes zu werden«. JulieMakerov (29. 2.; 6., 8. 3.) steht am Anfangeiner brillanten Karriere. Die Sopranistin istPreisträgerin zahlreicher Wettbewerbe in Amerikaund gehörte unter anderem dem Förderprogrammder MET an. An den <strong>Oper</strong>nhäusernin Seattle und San José konnte sie in verschiedenenPartien Publikum und Presse gleichermaßenbegeistern.Den Geliebten an Toscas Seite, Mario Cavaradossi,verkörpert Gustavo Porta. Der junge,vielversprechende Argentinier trat bislang vorallem in Italien und Frankreich auf. Im Frühjahr<strong>2008</strong> ist er erstmals an der Deutschen <strong>Oper</strong> inBerlin zu hören, als Radames in Verdis Aida.Den Bösewicht Scarpia gibt der Russe AlexejMarkov. Der Bariton, den Gastspiele in dieserSaison unter anderem an die New Yorker Metführen, trat in <strong>Frankfurt</strong> bereits mit großem Erfolgals Tomski in Tschaikowskis Pique Dame auf.Die derzeitige <strong>Frankfurt</strong>er Tosca-Inszenierunghat sich mittlerweile zu einem regelrechtenPublikumsliebling entwickelt. DerRegisseur Alfred Kirchner hat die Charakteredieses Verismo-Stücks markant herausgearbeitet,die Handlungsabläufe entwickelnsich mit beängstigender Zwangsläufigkeit hinzur herzzerreißenden Katastrophe.} Andreas Skipis17


liederabendMit erfrischenden FarbenAngela DenokeliederabendAngela Denoke SopranTal Balshai KlavierJan Roder KontrabassMicheal Griener SchlagzeugDienstag, 18. <strong>Dezember</strong> 20<strong>07</strong>um 20.00 Uhr im <strong>Oper</strong>nhausWerke von George Gershwin, Kurt Weill, Cole Porter, Friedrich Hollaender, Tal Balshai,Peter Kreuder und Theo Mackebenktavian oder die Marschallin? Vor zehnIO Jahren stellte sich ihr die Frage bei derBesetzung einer Neueinstudierung von DerRosenkavalier an der Wiener Staatsoper.Angela Denoke entschied sich für die Marschallin,widerstand allem Wiener Schmäh,der sich in die Partie einschleichen kann, unddebütierte mit durchschlagendem Erfolg.»Eine Marschallin wie Angela Denoke, mitherrlicher Stimme, stilistisch und idiomatischmakellos, am Ende des ersten Aktes biszu Tränen bewegend, hat man seit der dellaCasa und der Jurinac nicht gehört« – schwärmtedie in allen Richard-Strauss-Angelegenheitenäußerst empfindliche Wiener Presse.Im selben Jahr trat sie erstmals bei denSalzburger Festspielen als Marie in PeterSteins Wozzeck-Produktion auf. Ein Jahrspäter, 1998, sang sie dieselbe Partie in derlegendären Inszenierung von Peter Konwitschnyin Hamburg und beeindruckte erneutin Salzburg in der Titelpartie von Katja Kabanováin Christoph Marthalers Inszenierungunter der musikalischen Leitung von SylvainCambreling. Nach diesen grandiosen Erfolgenwurde sie 1999 von der Zeitschrift <strong>Oper</strong>nweltzur »Sängerin des Jahres« gewählt. Sie wurdeeine der gefragtesten deutschen Sopranistinnen,die sich als ständiger Gast an den größten<strong>Oper</strong>nbühnen wie u. a. Berlin, Dresden,Wien, Paris, Amsterdam, San Francisco, Chicagound an der New Yorker Met etabliert hat.Sieglinde (Die Walküre), die Marschallin,Leonore (Fidelio) und Kundry (Parsifal) gehörenzu den wichtigsten Säulen ihres Repertoires,das sie dieses Jahr an der BayerischenStaatsoper mit Richard Strauss´ Salome erweiterthat. Die Süddeutsche Zeitung schriebüber Denokes Salome-Ereignis: »Sie weiß umdie Ekstasen des Eros und hat keine Scheu,diese zu zeigen. Jederzeit überstrahlt siemühelos das Orchester, und doch dienenalle ihre umfassenden stimmlichen Mittelnur der Verkörperung der Figur, deren psychotischer,(selbst-)mordender Gier. Denokezeichnet mit grandiosem Körpereinsatz dasBild einer modernen Frau, die in kein Systemeinzuordnen ist, die im fundamentalistischenPrediger, der die Gesellschaft verachtet, einenWesensgleichen findet.«Das Publikum der <strong>Oper</strong> <strong>Frankfurt</strong> kenntsie als wundervoll singende Agathe in DerFreischütz, die mit dramatischen Akzentendie blassen Stereotype, die der Partie anhaften,widerlegen konnte. Ob Angela Denokein Wien oder Berlin auf der Bühne stehtoder zuletzt bei den Salzburger Festspielenin Korngolds Die tote Stadt oder in Paris alsKatja Kabanová – meist wird die Sopranistinfür die dramatischen und tragischen Rollenengagiert, für die leidenden weiblichenFiguren der <strong>Oper</strong>nliteratur.Ein Kontrastprogramm zu diesen Frauenschicksalenbietet ihr erster Liederabendan der <strong>Oper</strong> <strong>Frankfurt</strong>. Mit ihren kammermusikalischenBegleitern (Klavier, Kontrabass,Schlagzeug) aus dem Jazz-Bereich, stellt siesich als experimentierfreudige, aufgeschlosseneInterpretin verschiedener musikalischerRichtungen vor. Die spannende Zusammenstellungvon Liedern und Songs von GeorgeGershwin, Cole Porter, Kurt Weill u. a. bringteinen neuen, erfrischenden Farbtupfer in dieReihe der hochkarätig besetzten, »klassischen«Liederabende.} Zsolt Horpácsy18Mit freundlicher Unterstützung der Mercedes-Benz Niederlassung <strong>Frankfurt</strong> / Offenbach


LIederabendMusik zum Sprechen bringenZehn Komponisten, ein Sänger, ein PianistliederabendChristopher Maltman BaritonGraham Johnson KlavierDienstag, 8. Januar <strong>2008</strong>um 20.00 Uhr im <strong>Oper</strong>nhausLieder von Ludwig van Beethoven, Franz Schubert, Carl Loewe, Robert Schumann,Hugo Wolf, Claude Debussy, Reynaldo Hahn, Emile Paladilhe, Emmanuel Chabrier,Francis PoulencWiettbewerbe: In der Musik seit etwahundert Jahren ein nicht zu unterschätzenderFaktor. Manchmal prägt solch ein Ereigniseine ganze Karriere. Manchmal entpuppensich strahlende Sieger als Sternschnuppen, dienach einer Saison wieder verglühen, bisweilensind spektakulär nicht gewonnene Preise derStartschuss für langjährige Musikerlaufbahnen.Der Bariton Christopher Maltman – der seinenBerufsweg mit einem Biochemie-Studiumbegann – konnte gerade ein Jubiläum feiern.Vor einem Jahrzehnt wurde er mit demLieder-Sonderpreis beim Cardiff »Singer of theWorld« ausgezeichnet. »Seitdem«, resümiertekürzlich Edward Seckerson (The Independent),»ist Christopher Maltman an Seele, Körper undGeist gewachsen, mehr als jeder andereSänger, den ich kenne«, und außerdem habeer damals in Wales auch den Hauptpreis verdient.Maltman hat weithin bewiesen, dass erauf der Bühne gerade so zu Hause ist wie imKonzertsaal und dass die Erfahrungen aufbeiden Feldern sich gegenseitig nützen: »Ichbin der Ansicht, dass eine dramatische Balladegenauso fesselnd und packend sein soll wieeine <strong>Oper</strong>narie oder gar eine ganze <strong>Oper</strong>. Ichmeine wirklich, dass man ein Liederpublikumgeradezu körperlich in seine Welt hineinlassenmuss. Ich versuche beim Singen so unmittelbarwie möglich zu sein, denn dieWorte sind das Wichtigste.« Das ist es, wasseine Hörer unmittelbar besonders beeindruckt:die Intensität, mit der er den Text unddie Musik miteinander verknüpft. »Seine Aufmerksamkeitfür textliche Details ist beispielhaft«(The Times), er »bringt die Worte zumSprechen« (The Guardian), und »es mangeltihm nie an erfinderischen Weisen, den Textherüberzubringen« (The Philadelphia Inquirer).Dabei hat er sich den vielleicht einflussreichstenLiedersänger des 20. Jahrhundertszum Vorbild genommen – als Maßstab fürdie Vereinigung der verschiedenen Elemente,die eine Liedaufführung ausmachen: »Ichhatte das Glück, Fischer-Dieskau zu hörenals ich 17 war und werde es nie vergessen.Er verkörpert alles, was ich als Künstler anstrebe.Er hat Stimme, Intelligenz, unbeirrbareMusikalität und eine Art von grenzüberschreitenderVielseitigkeit, die ihm erlaubt, dieseBegabungen für jede Musik fruchtbar zumachen, ungeachtet ob auf der Bühne, aufdem Konzertpodium oder in einem Liederabend.«Als <strong>Oper</strong>nsänger tritt Christopher Maltmanin Berlin und München, immer wieder in Glyndebourne,an Covent Garden und an der Metauf; im Liedbereich gibt es kaum eine Metropole,die er noch nicht besucht hat. Seit längeremarbeitet er mit Graham Johnson zusammen,der sich auch mit seinen beziehungsreichenProgrammen (u. a. für die Londoner WigmoreHall) und klugen Begleittexten (nicht zuletztfür seine Gesamtaufnahme von SchubertsLiedschaffen) einen Namen gemacht hat.Für den ersten Teil ihres <strong>Frankfurt</strong>er Abendshaben sich die beiden Künstler eine Huldigungan Goethe, den berühmten Sohn derStadt, vorgenommen: mit Vertonungen vonGedichten aus Straßburger, Sessenheimer undWeimarer Tagen bis hin zu den orientalischenVersen des West-östlichen Divans. Im zweitenTeil präsentieren die beiden französischeMusik aus spätem 19. und frühem 20. Jahrhundert,darunter bekannte Namen (Debussy,Poulenc) und Raritäten der belle époque(Reynaldo Hahn und Emile Paladilhe): eineFülle an kompositorischen Handschriften, inWohllaut zum Klingen gebracht.} Malte KrastingMit freundlicher Unterstützung der Mercedes-Benz Niederlassung <strong>Frankfurt</strong> / Offenbach19


»La Carmencita«bei <strong>Oper</strong>nklängen voller Leidenschaft, Liebe undEifersucht begegnen.Die Reihe <strong>Oper</strong> unterwegs bietet Schülerndie <strong>Oper</strong> Carmen weckt bei vielen Erwachsenen ab sechs Jahren die einmalige Möglichkeit,Spanienfantasien. Sie denken dann an feurige echtes Musiktheater dort zu erleben, wo es imKlänge, Kastagnetten und den heißen Süden. Alltag eben nicht auftaucht, in der Schule. Deshalbsetzen wir auch in der Spielzeit 20<strong>07</strong>/08Nicht schlecht, doch mit La Carmencita, einerkleinen Carmen-<strong>Oper</strong> für Kinder ab sechs Jahren,möchten wir in dieser Spielzeit eine Carmen- tourfähigen Stück, La Carmencita, Regie: Katha-unsere erfolgreiche Reihe mit einem neuenBearbeitung ohne diese Klischees zeigen. Es rina Thoma, fort. Ab dem 1. <strong>Dezember</strong> wirdwird also keine Zigeunerinnen auf der Bühne das Stück in insgesamt sieben Vorstellungen imgeben, keinen Stierkampf und keine Schmugglerromantik.Stattdessen wollen wir »normale« schließend in den Schulen <strong>Frankfurt</strong>s und derHolzfoyer der <strong>Oper</strong> zu sehen sein, bevor es an-Theatermenschen ins rechte Licht rücken und Umgebung gezeigt wird. Mit dabei sind wiedereinen Bühnenarbeiter, eine Requisiteurin sowie zwei Sänger und Pianisten der Hochschule füreine Garderobiere zu den Helden unserer Musik und Darstellende Kunst und der PuppenspielerThomas Korte, der auch das BühnenbildCarmencita machen. Labbo, der dienstältestePutzlappen der <strong>Oper</strong> <strong>Frankfurt</strong> ist selbstverständlichebenfalls wieder mit dabei, wenn wir uns aus meiner Feder.entworfen hat. Der Text für das Stück stammtGefördert von der Gemeinnützigen Hertie-StiftungSamstag, 1. <strong>Dezember</strong>, 15.00 UhrDienstag, 4. <strong>Dezember</strong>, 15.00 und 17.00 UhrSamstag, 8. <strong>Dezember</strong>, 14.00 und 16.00 UhrDienstag, 11. <strong>Dezember</strong>, 15.00 und 17.00 Uhr»Der Nussknacker« Konzert für KinderIn unserem diesjährigen Weihnachtskonzertfür Kinder Der Nussknacker erklingt Peter I.Tschaikowskis berühmtes Nussknacker-Ballettin einer bearbeiteten Fassung für Bläsernonettund Kontrabass. Die fantastische Geschichtebasiert auf der gleichnamigen Erzählung vonE. T. A. Hoffmann.Fritz und Clara warten sehnsüchtig auf dieGäste am Weihnachtsabend. Onkel Drosselmeyerkommt mit seinen Geschenken erstsehr spät. Für Clara holt er ein besonderesPräsent aus der Tasche – einen Nussknacker.Clara ist begeistert!Als sie ins Bett geht, vermischen sich imTraum Realität und Wirklichkeit und sie kämpftin dieser Nacht gemeinsam mit dem Nussknackergegen den fiesen Mausekönig, bisdieser sich schließlich in einen Prinzenverwandelt und Clara mit ins Land derSüßigkeiten nimmt.Es spielt das EnsembleBusch-Hof ConsortErzählerin Ilona Schulz23. <strong>Dezember</strong> 20<strong>07</strong>,11.00 Uhr, Großes HausMit freundlicher Unterstützung der Altana Kulturstiftung20


»Herzog Blaubart« Werkstatt für KinderIn der <strong>Oper</strong> Ariane et Barbe-Bleue vonPaul Dukas geht es um die Märchengestaltvon Herzog Blaubart und seine letzte FrauAriadne. Weil vielleicht nicht jedem voneuch das Märchen bekannt ist, hier noch einmalder Inhalt nach der Vorlage des großenMärchensammlers Charles Perrault:Es war einmal eine junge Frau, die einenreichen Herzog heiratete, obwohl dieserdurch seinen blauen Bart unglaublich hässlichwar. Der Ritter brachte sie auf seinSchloss, das voller Reichtümer war. Als ereines Tages verreisen musste, bestellte erseine junge Frau zu sich, gab ihr ein großesSchlüsselbund in die Hand und erklärte ihr,dass sie damit alle Räume aufschließenkönne. Sie solle ruhig ihre Freundinnen aufdas Schloss einladen und es sich in seinerAbwesenheit so gut wie möglich gehenlassen. Nur den goldenen Schlüssel dürfesie nicht benutzen, denn er führe zu einerverbotenen kleinen Kammer, die sie auf garkeinen Fall betreten dürfe. Blaubart sah seineFrau streng an und drohte ihr eine schlimmeStrafe an, falls sie sein Verbot missachtete.Kaum war Blaubart abgereist, lud seineFrau ihre Freundinnen und Cousinen zusich auf das Schloss ein. Neugierig betrachtetenalle die Herrlichkeiten im Schloss. Besondersdie Spiegel beeindruckten die Gäste,machten sie doch selbst aus den hässlichstenFratzen ganz wunderbare Gesichter.Während sich alle Gäste glänzend amüsierten,ging Ariadne aus purer Neugierde dieWendeltreppe zur verbotenen Kammer hinunter.Mit dem kleinen goldenen Schlüsselöffnete sie das Zimmer und sah zunächstnichts, da die Fensterläden geschlossenwaren. Als sich ihre Augen endlich an dasDunkel gewöhnt hatten, entdeckte sie dieLeichen, die in einer Lache aus geronnenemBlut lagen. Vor Schreck ließ sie ihr Schlüsselbundfallen. Das mussten die früherenFrauen von Herzog Blaubart sein! Sie hobdie Schlüssel auf, verließ entsetzt die Kammerund flüchtete in ihr Zimmer. Sie musstenachdenken und als erstes den goldenenSchlüssel säubern, an dem Blut klebte.Doch das Waschen und Schrubben half nicht,der Zauberschlüssel blieb blutbeschmiert.Noch am gleichen Abend kehrte Blaubartzurück und umarmte seine Frau. Am nächstenMorgen bat er sie, ihm seine Schlüsselzurückzugeben. Er bemerkte sofort, dassder goldene Schlüssel am Bund fehlte. Sieversprach Blaubart, den Schlüssel später zuholen und schob das Ganze mehrere Maleauf, bis sie ihm den Schlüssel schließlichdoch gab.Wie das Märchen ausgeht und was demKomponisten Paul Dukas zu dem Stoff eingefallenist, erfahrt ihr in unserer Veranstaltung.Die Werkstatt für Kinder zu HerzogBlaubart findet am 2., 5., 9. und 12. <strong>Februar</strong><strong>2008</strong> jeweils um 14.00 und 16.00 Uhrim Holzfoyer und im Foyer im 3. Rang statt.Ihr kommt doch?} Eure DeborahGefördert von der Europäischen Zentralbank und der Fraport AG21


BlickpunkteBlickpunkteHappy New EarsDienstag, 5. <strong>Februar</strong> <strong>2008</strong>20.30 Uhr, <strong>Oper</strong> <strong>Frankfurt</strong>Werkstattkonzertmit dem Ensemble ModernLouis Andriessen WERKEDirigentin Sian Edwards I Moderation N.N.Gast Louis Andriessen I Solist N.N.Louis Andriessen, 1939 als Sohn des Komponistenund Dirigenten Hendrik Andriessengeboren, studierte u. a. in Mailand bei LucianoBerio und danach als Stipendiat in Berlin.Zwischenzeitlich war er Mitglied eines Komponistenkollektivs,zu deren Schaffen die »antiimperialistische<strong>Oper</strong>« Reconstructie zählt.Seit 1974 unterrichtet Andriessen selbst amKöniglichen Konservatorium in Den Haag.Sein bekanntestes Stück ist wahrscheinlichDe Staat – wofür er mit dem Ersten Preis einesvon der Unesco veranstalteten Kompositionswettbewerbsausgezeichnet wurde. AndriessensMusik weist Einflüsse von Strawinsky ebensoauf, wie sie auch der angelsächsischen Stilrichtungdes Minimalismus nahesteht. Praktisch niekomponiert er für die »klassischen« Ensembleswie Sinfonieorchester oder Streichquartett;stattdessen integriert er Instrumente andererMusikstile, beispielsweise elektrische Gitarrenund Bässe oder Congas: geradezu prädestiniertalso für eine flexible Formation wie das EnsembleModern. Aus seinem enorm umfangreichenSchaffen stellt er im Rahmen von»Happy New Ears« nun persönlich eine Auswahlvor.Kammermusikim FoyerSonntag, 16. <strong>Dezember</strong> 20<strong>07</strong>,11.00 Uhr, Holzfoyer4. Kammermusik im FoyerPastorale ed arie –Barockmusik zur WeihnachtszeitWerke von Georg Philipp Telemann,Johann Rosenmüller, Arcangelo Corelliu. a.Mitwirkende:Julian Podger TenorHorus-Ensemble auf OriginalinstrumentenSonntag, 20. Januar <strong>2008</strong>,11.00 Uhr, Holzfoyer5. Kammermusik im FoyerItalienische Perspektiven (»Il trittico«)Giacomo Puccini: Crisantemi für Streichquartett,Ottorino Respighi: Il Tramontofür Mezzosopran und Streichquartett,Franz Schubert: Streichquartett d - Moll D 810Der Tod und das MädchenMitwirkende:Claudia Mahnke MezzosopranGesine Kalbhenn-Rzepka ViolineGisela Müller ViolinePhilipp Nickel ViolaUlrich Horn VioloncelloSonntag, 24. <strong>Februar</strong> <strong>2008</strong>,11.00 Uhr, Holzfoyer6. Kammermusik im FoyerMatinée française (»Ariane et Barbe-Bleue«)Paul Dukas: Villanelle für Horn und Klavier;Klavierstücke – Prélude élégiaque (Sur le nomde Haydn) und La Plainte, au loin, du Faune(Pièce écrit pour »Le Tombeau de Debussy«);Claude Debussy: Syrinx für Flöte solo;Claude Debussy: Sonate für Flöte, Viola undHarfe, Claude Debussy: Chansons de Bilitisfür 2 Flöten, 2 Harfen, Celesta und SprecherMitwirkende:Anne-Cathérine Heinzmann und RüdigerJacobsen Flöte, Mahir Kalmik Horn, FreyaRitts-Kirby Viola, Nathalie Cornevin undErik Nielsen Harfe, Hartmut Keil Celesta /Klavier, N. N. SprecherKurz notiertMit ungewöhnlich großer Begeisterung wurdeim Oktober 20<strong>07</strong> an der Wiener Volksoperdie <strong>Frankfurt</strong>er Produktion Tiefland von Eugend’Albert gefeiert. Besonderes Lob erhielt dasDirigat von Sebastian Weigle, <strong>Frankfurt</strong>s künftigemGeneralmusikdirektor. So urteilten dieSalzburger Nachrichten: »Und was SebastianWeigle an präzisem Schönklang und wilderVerve aus dem Orch ester herausholt, hört manan der Volksoper nicht alle Tage.« Die Pressehob hervor, das Volksopernorchester klingeunter Sebastian Weigle »erstklassig, findet vorallem zu farbenreichen Pianissimi, deren Innenspannungallerhöchste Konzentration im Hörerprovoziert«. An der Wiener Staatsoper leitetSebastian Weigle im <strong>Dezember</strong> 20<strong>07</strong> mehrereAufführungen von Modest P. Mussorgskis BorisGodunow.Bei der Neuinszenierung von Gaetano DonizettisLucia di Lammermoor im November 20<strong>07</strong>an der <strong>Oper</strong> Amsterdam wurde das Dirigatvon Paolo Carignani mit besonderem Beifallaufgenommen. So hieß es etwa in der Internetplattform»Ikhouvantheater«: »Dirigent PaoloCarignani ist der Star des Abends. Seine Tempisind fließend und nuanciert.« Die Zeitung »HetParool« konstatierte, dass Dirigent und Orchester»mit hörbar viel Vergnügen« musizierten,die Süddeutsche Zeitung betonte »die Sängerwirken frei wie selten«.22


}<strong>Oper</strong> <strong>Frankfurt</strong>Mozart, Puccini, Verdi»Brillante Dreiklänge« im AbonnementDrei der größten <strong>Oper</strong>n-Komponisten mit sechs ihrer schönsten Werke für unvergessliche Abende»DREIKLANG« NR. 1Samstag, 5. Januar <strong>2008</strong>Le nozze di Figarovon Wolfgang Amadeus Mozart»DREIKLANG« NR. 2Sonntag, 6. Januar <strong>2008</strong>Die Entführung aus dem Serailvon Wolfgang Amadeus MozartSamstag, 29. März <strong>2008</strong>La Bohèmevon Giacomo PucciniDonnerstag, 6. März <strong>2008</strong>Toscavon Giacomo PucciniSamstag, 10. Mai <strong>2008</strong>La Traviatavon Giuseppe VerdiDonnerstag, 19. Juni <strong>2008</strong>Don Carlovon Giuseppe VerdiPreise pro Abonnement in den sieben Preisgruppen des <strong>Oper</strong>nhausesVII30VI57V IV III II I81 102 123 141 171 1Gerne berät Sie unser AboService (Eingang auf der <strong>Oper</strong>nseite gegenüber dem Tiefgaragenpavillon, geöffnet montags bis samstags,außer donnerstags, von 10.00 bis 14.00 Uhr, donnerstags von 15.00 bis 19.00 Uhr). Für telefonische Anfragen wählen Sie die Nummerdes AboService 069-212 37 333. Auf Anfrage übersenden wir Ihnen gerne einen Bestellcoupon für die »Dreiklang«-Abonnements.Die Abonnements können auch online gebucht werden unter www.oper-frankfurt.de oder per E-Mail: aboservice.oper@buehnen-frankfurt.de.23


Im EnsembleNicht immer nur staatstragendDer Bass Magnus BaldvinssonNabuccoMagnus Baldvinsson (Zaccaria)Der isländische Bass sang 2006/<strong>07</strong> an der <strong>Oper</strong> <strong>Frankfurt</strong> u. a. Veit Pogner in Die Meistersinger vonNürnberg, Kezal in Die verkaufte Braut, Ramphis in Aida (konzertant), Tommaso in Tiefland und mitHermann in Tannhäuser eine Partie, mit der er kürzlich an der Semperoper Dresden gastierte. DasEngagement für die Titelpartie in Mendelssohn-Bartholdys Paulus führte ihn 20<strong>07</strong> mit dem IcelandicSymphony Orchestra zusammen. An der <strong>Oper</strong> <strong>Frankfurt</strong> interpretiert er 20<strong>07</strong>/08 in den Neuproduktionendie Partien Mr. Flint in Billy Budd und Lodovico in Otello. In den Wiederaufnahmen tritt er erneutin Tannhäuser und L’ Orfeo auf und debütiert als Leporello (Don Giovanni). Weitere Partien am Hauswaren z. B. Ferrando (Il trovatore), Conte di Walter (Luisa Miller), Sparafucile (Rigoletto), Don Basilio(Il barbiere di Siviglia), Le Comte Des Grieux (Manon), Timur (Turandot, konzertant), Il Commendatore(Don Giovanni), Banquo (Verdis Macbeth), Zaccaria (Nabucco), König Marke (Tristan und Isolde), Titurel(Parsifal), Dikoj (Katja Kabanová) und Sarastro in Die Zauberflöte. Er zählt seit 1999 zum Ensemble der<strong>Oper</strong> <strong>Frankfurt</strong>. Gastengagements führten ihn in die USA (San Francisco, Pensacola, Washington DC),nach Finnland, Belgien, Norwegen und Schweden. Sein Debüt erfolgte an der Kentucky <strong>Oper</strong>a.elassenheit strahlt er aus. Magnus Baldvinssonist ein Sänger, der in sich ruhtIGund den offenbar nichts so schnell aus derFassung bringt. Auf der Bühne ist diese Haltungdas Potential, aus dem heraus er einedichte Darstellungskraft entwickelt. Wer ihnals König Marke in Wagners Tristan undIsolde erlebt hat, dem ist sicherlich noch dieergreifende Entschiedenheit seiner Anklagegegen Tristan im zweiten Akt in Erinnerung:Die Trauer über des hehren Ritters – undIsoldes – Verrat durchlebte er mit allen Gefühlsnuanceneines betrogenen Freundes.»Als Bass bekomme ich ja sowieso nie dasMädchen«, meint der Sänger lachend dazu.Mit diesem Stimmfach sei er es – zumindestauf der Bühne – gewohnt, dass andere dieLiebhaber spielen dürfen, während er immer»vernünftig« sein müsse. »Bässe sind oftmalsGrafen, Väter oder Könige, also Personen,die etwas Staatstragendes an sich haben.«Aber die Autorität dieser Figuren fasziniert ihnauch, er fühlt sich ihnen verbunden.Geboren wurde Magnus Baldvinsson inReykjavik. »Meine Kindheit war absolut genial«,sagt er. »In Island, mit seiner wilden Natur,lebt man als Kind ein bisschen wie in einerMärchenwelt. Drei Monate Schulferien – undSonne – im Sommer, das war natürlich wunderbar.«In diesem Paradies wuchs er zusammenmit drei Geschwistern auf. Seine Elternsind sehr gläubig: »Vielleicht fühle ich michdeshalb zu Rollen wie der des Jochanaan mitseiner glühenden Religiosität oder auch zuder des Hohenpriesters Zaccaria in Nabuccobesonders hingezogen.« Bereits im Jugendchorsei er aufgefallen, vor allem deshalb,weil er alles eine Oktave tiefer gesungenhabe. »Schon damals mochte ich das Fundamentale«,merkt er dazu schmunzelnd an.Der Wunsch, Sänger zu werden stand schonsehr bald fest. Nach dem Studium – unteranderem in Bloomington und in San Francisco– führte ihn sein erstes Engagementinnerhalb Deutschlands an das LandestheaterDetmold – hier begann übrigens auch<strong>Frankfurt</strong>s langjähriger Bass Bodo Schwanbeckseine Laufbahn. »Wenn du kleine Theaterhinter dir hast, bist du gestählt für alles«,meint er über diese Zeit. 1999 kam erschließlich an die <strong>Oper</strong> <strong>Frankfurt</strong> und ist seitdemEnsemblemitglied.Eine Seite, die man bei dem Sänger nichtauf den ersten Blick vermuten würde, ist seinFaible für das Komische. Je älter er werde,umso mehr fühle er sich zum Spielerischenhingezogen. Deshalb freut er sich schonsehr auf die Rolle des Leporello in MozartsDon Giovanni, die er im Juni <strong>2008</strong> in <strong>Frankfurt</strong>singen wird. »Bei dieser Figur kann ichvielmehr zeigen, als bei den üblichen Basspartien«,sagt Baldvinsson. Leporello sei zwielichtig,Waschlappen und Komiker zugleich.»Viele Facetten also, die eine entsprechendwendige Darstellung erfordern.«Neben der Kunst ist das Golfen einegroße Leidenschaft des Sängers. »Ich spieleschon seit vielen Jahren und bemerke immerwieder aufs Neue die ähnliche Grundideevon Golf und Gesang: Vertraue deiner Technikund forciere nicht.« Die Motivation für diebeiden Leidenschaften sei hierbei gleich,meint Baldvinsson: »Vor jedem Gang auf dieBühne, vor jeder Runde auf dem Rasen hatman nur einen Gedanken: Diesmal macheich es besser.«} Andreas Skipis24


pressestimmenDon CarloInto theLittle HillPremiere vom 30. September 20<strong>07</strong> Premiere vom 9. November 20<strong>07</strong>(…) Verdis schwärzestes Drama wurdein der Regie von David McVicar an diesemAbend einfach »nur« als großes <strong>Oper</strong>ntheatererfahrbar. Dass dies gelang, war seiner subtilpsychologischenFigurenführung, seinemsicheren Gefühl für szenische Proportionenund dramatische Stimmungswechsel, schließlichder großen Musikalität aller Bühnenvorgängezu verdanken. (…)Julia Spinola, <strong>Frankfurt</strong>er Allgemeine Zeitung(…) Robert Jones’ geniale Hallenkulisse,inspiriert von der strengen Architektur desspanischen Klosters San Yuste und dem Escorial-Palast,bietet mit ihren ansteigenden Steintreppennicht nur dem großen Aufmarsch vonChor (wie immer vorbildlich von AlessandroZuppardo einstudiert) und Statisten ein adäquates»Spielfeld«. Sie schafft darüber hinausdie nötige Atmosphäre für ein Drama, dasvor allem eins zeigen will: wie wenig sich einIndividuum in Zeiten einer erdrückendenstaatlichen und religiösen Tyrannei entfaltenkann, und wie die Liebe gleichsam untermKreuz erstickt. (…)Michael Dellith, <strong>Frankfurt</strong>er Neue Presse(…) Ein durchaus adäquater Spielort fürVerdis finsterstes Werk, in dem, nach derVorlage Schillers, Politik als brutales, machiavellistischesRäderwerk vorgeführt wird. Dochzwischen diesen froststarren Fassaden darfdie Kostümbildnerin Brigitte Reiffenstuel dieganze Pracht historischer Roben des 16. Jahrhundertsentfalten. Über Monate hinweg hattendie Werkstätten der <strong>Frankfurt</strong>er Bühnenfür kaum anderes Zeit, als aus den kostbarstenStoffen die Gewänder für diese Inszenierungzu fertigen.(…) Mit Kwangchul Youn (Philipp II.),Annalisa Raspagliosi (Elisabeth), YonghoonLee (Don Carlo), George Petean (MarquisPosa), Michaela Schuster (Prinzessin Eboli)und Gregory Frank (Großinquisitor) sind allegroßen Partien erstklassig besetzt. Der Abendist stimmlich wie musikalisch herausragendund braucht kaum einen Vergleich zu scheuen.Unter Carlo Franci zeigt das <strong>Frankfurt</strong>erMuseumsorchester imponierende Qualitätenund verleiht Verdis Musik eine staunenswertePlastizität und Transparenz.Uwe Wittstock, Die WeltDer britische Komponist und DirigentGeorge Benjamin (Jahrgang 1960) ist durcheine Reihe höchst erfolgreicher Instrumentalwerkebekannt geworden. (…) Into the LittleHill, Benjamins erste Arbeit für das Musiktheater,wurde im November 2006 beim Festivald’ Automne in Paris uraufgeführt. Das poetischeLibretto des Werkes stammt vom DramatikerMartin Crimp. Die <strong>Oper</strong> <strong>Frankfurt</strong> und dasEnsemble Modern zeigen eine Übernahmeder Pariser Inszenierung. Erzählt wird einemoderne Variante der bekannten Sage vomHamelner Rattenfänger. (…)Im Bockenheimer Depot präsentiert sichdie deutsche Erstaufführung der dramatischenKantate als verfremdetes Spiel mit Bildern undTräumen der Angst. Durch die politische Auslegungdes Librettisten wird das alte Sagenmotivzum Symbol einer entgleisten Zivilisation. Dasnicht Geheure lauert hinter jedem Märchen.Gestenreich zärtlich oder kraftvoll bis zurSchroffheit, so ortet und umzingelt BenjaminsMusik die Leerstelle Tod. Die Stimmen vonBassett- und Flügelhorn sorgen für besondersirritierende Farben. Regisseur und BühnenbildnerDaniel Jeanneteau schickt zwei Frauen aufLaufstege. Die exzellenten Protagonistinnen28


pressestimmenGerald FinleyLiederabend vom 9. Oktober 20<strong>07</strong>Anu Komsi (Sopran) und Hilary Summers (Alt)schlüpfen in die Rollen diverser Spielfiguren.15 Instrumentalisten des EnsembleModern (musikalische Leitung: Franck Ollu)errichten eine Klangarchitektur von surrealerSchönheit und Anziehungskraft. Den Prolog zuGeorge Benjamins Audiovisionen des Verschwindensbilden Virtuosenstücke: Viola, Violafür zwei Bratschen und Three Miniatures fürVioline. Viel Applaus für ein gelungenes Beispielzukunftsweisenden Musiktheaters.Klaus-Dieter Schüssler, Hanauer Anzeiger(…) Das Ensemble Modern spielte gewohntroutiniert und lebendig und verlieh demWerk durch plastische Spielweise die szenischeDimension, die auf der Bühne bewußt nur angedeutetwar.Auch wenn Into the Little Hill nicht Musiktheaterim eigentlichen Sinn ist, sondern eherein szenisches Vokalwerk – die Musik Benjaminsist von berückender Intensität und konzeptionellerWeitsicht und kann möglicherweiseeinmal richtungsweisend werden in der heutefast unüberschaubaren Pluralität der Neuen-Musik-Landschaft.Anita Kolbus, Gießener Allgemeine ZeitungEs war ein Abend der überwiegend leisenund inwendigen Töne, als der kanadische BaritonGerald Finley an der <strong>Oper</strong> <strong>Frankfurt</strong> gastierte.Russische Lieder erklangen im ersten, Werkeamerikanischer Komponisten im zweiten Teildieses Konzerts, das Finley mit dem erfahrenenBegleiter Julius Drake gab.Im Zentrum von Finleys Repertoire stehendie großen Baritonpartien aus den <strong>Oper</strong>nWolfgang Amadeus Mozarts: Die dort gefragteGenauigkeit, aber auch lyrische Stärke sindfür den Liedgesang beste Voraussetzung, denFinley vokal hoch kultiviert beherrscht.In Modest Mussorgskis vier Liedern undTänzen des Todes diente ihm sein klangfarblicherVariantenreichtum für eine höchst schattierungsstarkausgelegte Interpretation dieserFacetten des Endlichen: Der Tod ereilt das Kindin der Wiege wie den Soldaten auf demSchlachtfeld. Den tiefen Pessimismus dieserLieder vergegenwärtigte Finley ohne dramatischeÜbertreibungen und doch tief eindringlich;mit großer lyrischer Stärke hatte er zuvorLieder von Peter Tschaikowski gestaltet.Mit einer Preziose begann der zweite Programmteil:Heinrich Heines »Ich grolle nicht«war nicht in der bekannten Vertonung aus RobertSchumanns Dichterliebe-Zyklus, sondernin der ganz eigenständigen, weit verklärterwirkenden Version des Amerikaners CharlesIves zu hören. Und bei Liedern dieses Pioniersder US-Moderne bewies Finley seine humoristischenStärken.In starkem Kontrast dazu standen die WarScenes (Kriegsszenen) des 1923 in Indianageborenen Ned Rorem, oft gestaucht vorzutragendeTexte im Tonfall von Kriegsberichten.Ins neoromantische Idyll von Liedern SamuelBarbers führten Finley und der tendenziellunauffällig begleitende Drake am Ende, bevorsie auch in ihren drei Zugaben ganz auf amerikanischeLieder setzten.Axel Zibulski, Offenbach-Post(…) Seine Stärken zeigte Gerald Finleybesonders in Mussorgskis Liedern und Tänzendes Todes, »Wiegenlied« und »Serenade« verfehltennicht ihre stimmungsvolle Wirkungbeim Zuhörer. Großen Anteil am Gelingendieses Abends hatte aber auch der technischsehr versierte Klavierbegleiter Julius Drake,der für den Sänger eine echte Stütze war. (…)Matthias Gerhart, <strong>Frankfurt</strong>er Neue Presse29

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