Reise zum Mittelpunkt der Erde - Theater an der Parkaue

Reise zum Mittelpunkt der Erde - Theater an der Parkaue Reise zum Mittelpunkt der Erde - Theater an der Parkaue

<strong>Reise</strong><strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong><strong>der</strong> <strong>Erde</strong>Jules Vernein einer Fassung von Thomas Fiedler9 +BEGLEITMATERIAL ZUM STÜCK


<strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>Es spielen:Anton Berm<strong>an</strong>Helmut GeffkeAndrej von SallwitzH<strong>an</strong>sProfessor LidenbrockAxelRegie + Bühne: Thomas Fiedler Kostüme: Katja Schmidt Musik: Anton Berm<strong>an</strong> Dramaturgie:Anne Paffenholz <strong>Theater</strong>pädagogik: Eva-Maria Reimer Licht: Christi<strong>an</strong> Rösler Ton: MaxBerthold Regieassistenz + Inspizienz: Anne Richter Soufflage: Kerstin Richter TechnischerDirektor: Eddi Damer Bühnenmeister: Henning Beckm<strong>an</strong>n Maske: Karla Steudel Requisite:Jens Blau Anklei<strong>der</strong>ei: Ute Seyer Kostümbildassistenz: Julia Osmers Hospit<strong>an</strong>z <strong>Theater</strong>pädagogik:Ronja Lindem<strong>an</strong>n Herstellung <strong>der</strong> Dekoration: Werkstätten des Bühnenservice <strong>der</strong>Stiftung Oper in Berlin unter <strong>der</strong> Leitung von Jörg Heinem<strong>an</strong>n Herstellung <strong>der</strong> Kostüme: FirmaGewän<strong>der</strong> Maren Fink-WegnerDie Aufführungsrechte liegen beim THEATER AN DER PARKAUE.Premiere: 31. Dezember 2011Bühne 2ca. 80 MinutenPremierenklasse: Klasse 4b, Schule am Falkplatz / Berlin-Prenzlauer Bergmit freundlicher Unterstützung2


<strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>InhaltVorbemerkung 4Der Autor Jules Verne 6Die Buchreihe VOYAGES EXTRAORDINAIRES und <strong>der</strong> wissenschaftliche Abenteuerrom<strong>an</strong> 8Der Rom<strong>an</strong> REISE ZUM MITTELPUNKT DER ERDE 11Wissenschaftlicher Hintergrund: Fakten und Hypothesen 13Das Innere <strong>der</strong> <strong>Erde</strong> 13Erdgeschichte und Erdzeitalter 16Die Inszenierung 18Radiobericht: <strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong> – Probenbesuch und Interviewmit dem Regisseur Thomas Fiedler 20Anregungen für Ihren Unterricht 23Entdecker und Entdecken I (Schreibprojekt) 23Entdecker und Entdecken II (<strong>Theater</strong>projekt) 24Fragen zur Inszenierung (Gespräch und Diskussion) 25Übersicht: Verfilmungen <strong>der</strong> REISE ZUM MITTELPUNKT DER ERDE 27Literaturhinweise 28Internetlinks 29Hinweise für den <strong>Theater</strong>besuch 30Impressum 313


<strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>VorbemerkungJules Verne ist einer <strong>der</strong> meistgelesenen Autoren des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Sein ausgeprägtes Interesse<strong>an</strong> Forschung und Wissenschaft passte gut <strong>zum</strong> Zeitgeist, <strong>der</strong> das vorletzte Jahrhun<strong>der</strong>tzu einer Epoche <strong>der</strong> <strong>Reise</strong>n, des Entdeckens und des naturwissenschaftlichen Forschensmachte. Nicht zuletzt deshalb wurden Vernes wissenschaftliche Abenteuerrom<strong>an</strong>e, in denendie Rom<strong>an</strong>helden unbek<strong>an</strong>nte Räume und Winkel über, auf, unter und in <strong>der</strong> <strong>Erde</strong> erkundeten,große Erfolge. Dies gilt vor allem auch für seine REISE ZUM MITTELPUNKT DER ERDE, in <strong>der</strong>sich ein dreiköpfiges Expeditionsteam auf den Weg macht, um <strong>zum</strong> Erdmittelpunkt zu gel<strong>an</strong>gen.Auch dieser Rom<strong>an</strong> besticht durch die gelungene Mischung aus Ph<strong>an</strong>tastik, Abenteuer,Sp<strong>an</strong>nung sowie wissenschaftlichen Fakten und Details. Während Jules Verne den Lesern vonheute vor allem als Rom<strong>an</strong>autor bek<strong>an</strong>nt ist, machte er seine ersten Schreibversuche im <strong>Theater</strong>;in <strong>der</strong> bildhaften Umsetzung einer Geschichte durch das <strong>Theater</strong> sah er eine <strong>der</strong> größtenAnfor<strong>der</strong>ungen <strong>an</strong> einen Literaten. Fast 150 Jahre später inszeniert Regisseur und BühnenbildnerThomas Fiedler Vernes REISE ZUM MITTELPUNKT DER ERDE als eine charm<strong>an</strong>te musikalischeWissenschafts- und Abenteuerrevue. Nach <strong>der</strong> IKARUS-prämierten Inszenierung RA-DAU! ist dies bereits die zweite Arbeit von Thomas Fiedler für das THEATER AN DER PARKAUE.Das vorliegende Begleitmaterial zur Inszenierung richtet sich <strong>an</strong> Lehrer, die mit ihren Schülern(4. – 7. Klasse) eine Vorstellung besuchen und diese vor- o<strong>der</strong> nachbereiten möchten. Es beschäftigtsich mit dem Autor Jules Verne, <strong>der</strong> Gattung des wissenschaftlichen Abenteuerrom<strong>an</strong>sund dem Inszenierungs<strong>an</strong>satz des Regisseurs. Darüber hinaus enthält es Hintergrundinformationenzur Erdgeschichte und <strong>zum</strong> Forschungsst<strong>an</strong>d, wie es im Erdinneren tatsächlichaussieht. In einem geson<strong>der</strong>ten Kapitel finden Sie Anregungen für den Unterricht in Form verschiedenerProjekte, die sich mit dem Thema „Entdecker und Entdecken“ ausein<strong>an</strong><strong>der</strong>setzen.Wenn Sie Fragen <strong>zum</strong> theaterpädagogischen Begleitmaterial o<strong>der</strong> zur Inszenierung REISEZUM MITTELPUNKT DER ERDE haben o<strong>der</strong> wenn Sie Ihre Kritik und Anmerkungen mitteilenmöchten, können Sie sich gerne mit mir in Verbindung setzen.Ich wünsche Ihnen und Ihren Schülern einen <strong>an</strong>regenden <strong>Theater</strong>besuch und interess<strong>an</strong>teDiskussionen.Anne PaffenholzDramaturginAktuelle theaterpädagogische Ansprechpartnerin: Eva-Maria ReimerTel: 030 – 55 77 52 -67E-Mail: eva-maria.reimer@parkaue.de4


<strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>Szenenfoto mit Helmut Geffke, Anton Berm<strong>an</strong> und Andrej von Sallwitz5


<strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>Der Autor Jules VerneFoto entnommen von: http://julesverne.ca/images/imgjv/postcard_verne_germ<strong>an</strong>y_B118.jpgJules Verne wird am 8. Februar 1828 imfr<strong>an</strong>zösischen N<strong>an</strong>tes geboren, wo er seineKindheit und Jugend verbringt. Er istdas älteste von fünf Kin<strong>der</strong>n des Rechts<strong>an</strong>waltsPierre Verne und dessen EhefrauSophie Allotte de la Fuye. Wie sein Vaternimmt Verne 1846 ein Jurastudium auf(zunächst in N<strong>an</strong>tes, ab 1848 in Paris), erentwickelt allerdings früh ein Interesse <strong>an</strong><strong>Theater</strong>, Literatur und Kunst. Er besuchtliterarische Zirkel, befreundet sich mit Alex<strong>an</strong>dreDumas dem Älteren und verfasstgemeinsam mit dem etablierten SchriftstellerDramen und Opernlibretti, die z.T.auch zur Uraufführung gel<strong>an</strong>gen. AuchLyrik und Fragmente historischer Rom<strong>an</strong>egehören <strong>zum</strong> literarischen VermächtnisJules Vernes. Aufgrund seines Schreibund<strong>Theater</strong>interesses vernachlässigt er– <strong>zum</strong> Missfallen seines Vaters – sein Jurastudium.Dessen Anwaltsk<strong>an</strong>zlei will ernicht übernehmen; stattdessen schlägt ersich in den Jahren 1852 bis 1855 als Sekretärdes Pariser Théâtre Lyrique durch.1856 beginnt er, neben seiner schriftstellerischenArbeit <strong>an</strong> <strong>der</strong> Börse zu spekulieren,um seine Einnahmesituation zu verbessern.Dies ist umso mehr erfor<strong>der</strong>lich,als Jules Verne eine Familie gründet: Am10. J<strong>an</strong>uar 1857 heiratet er die Witwe HonorineMorel. Sie bringt zwei Töchter mitin die Ehe ein. Am 3. August 1861 wird <strong>der</strong>gemeinsame Sohn Michel geboren, <strong>der</strong> Verne und seiner Frau große Erziehungsprobleme bereitenwird. Zu dieser Zeit beginnt Verne, Abenteuerrom<strong>an</strong>e zu schreiben. Als Rom<strong>an</strong>autor feiert erdie größten schriftstellerischen Erfolge und seine Bek<strong>an</strong>ntheit und Popularität verd<strong>an</strong>kt sich bisheute vor allem den Rom<strong>an</strong>en (und <strong>der</strong>en zahlreichen Verfilmungen, die später folgen sollten.)Ein Ballonbauprojekt bringt ihn dazu, einen Rom<strong>an</strong> über dieses Vorhaben zu schreiben. Esentsteht das M<strong>an</strong>uskript zu FÜNF WOCHEN IM BALLON, ein frei erfundener, aber wissenschaftlichfundierter „Bericht“ über eine Entdeckungs- und Forschungsreise von S<strong>an</strong>sibar bis Se-6


<strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>negal. 1862 legt er das M<strong>an</strong>uskript dem Jugendbuchverleger Pierre-Jules Hetzel vor und einJahr später erscheint das Buch. Es soll <strong>der</strong> Auftakt zur Reihe VOYAGES EXTRAORDINAIRES(Außergewöhnliche <strong>Reise</strong>n) werden, in <strong>der</strong> 1864 auch REISE ZUM MITTELPUNKT DER ERDEerscheint. Der Visionär Jules Verne gilt neben H.G. Wells und <strong>an</strong><strong>der</strong>en als Mitbegrün<strong>der</strong> <strong>der</strong>Science-Fiction-Literatur. In seinen utopischen, (halb)wissenschaftlichen Abenteuerrom<strong>an</strong>engreift er auf aktuelle Ansätze und Erfindungen <strong>der</strong> Zeit zurück o<strong>der</strong> nimmt d<strong>an</strong>k seiner genauenKenntnis <strong>der</strong> Fakten und Bestrebungen des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts spätere Entwicklungen des 20.Jahrhun<strong>der</strong>ts vorweg (z.B. Antriebssysteme in <strong>der</strong> Raumfahrt, U-Boote, Helikopter). Ist VernesFortschrittsglaube <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs ungebrochen, entwickelt er in späteren Werken eine technikskeptischereSicht, die die Erkenntnis mit einschließt, dass von technischen Erfindungen auchGefahren für die Menschheit ausgehen können.Jules Verne selbst sah sich nicht als großen Propheten:„Vielleicht werden Sie überrascht sein zu erfahren, dass ich nicht beson<strong>der</strong>s hochmütig gewordenbin, über Auto, U-Boot und lenkbares Luftschiff geschrieben zu haben, bevor sie indas Reich <strong>der</strong> wissenschaftlichen Wirklichkeit eingetreten sind. Als ich in meinen Schriftenvon ihnen wie von tatsächlichen Dingen gesprochen habe, da waren sie zur Hälfte schonerfunden. Ich habe lediglich eine Fiktion aus dem entwickelt, was in <strong>der</strong> Folge zur Tatsachewerden musste, und so ist meine Absicht mit diesem Verfahren auch nicht das Prophetisierengewesen, son<strong>der</strong>n geografisches Wissen unter <strong>der</strong> Jugend zu verbreiten, indem ich es aufgrößtmögliche Weise <strong>an</strong>ziehend gestalte.“(nach: Swen Gummich, „Jules Verne – Visionär o<strong>der</strong> F<strong>an</strong>tast?“)Jules Verne k<strong>an</strong>n in den Folgejahren gut von seiner Arbeit als Schriftsteller leben. Er reist vielund recherchiert für seine vielfältigen Buchprojekte. Auf seinen drei Segelyachten Saint Michel,Saint Michel II und Saint Michel III erkundet er alle Anrainerstaaten des Mittelmeers, Norwegen,Irl<strong>an</strong>d, Schottl<strong>an</strong>d sowie auch Deutschl<strong>an</strong>ds Nord- und Ostseeküsten. 1871 zieht Vernemit seiner Familie nach Amiens. Das Jahr 1886 konfrontiert ihn, für den das Leben bisher imGroßen und G<strong>an</strong>zen glücklich und erfolgreich verlaufen ist, mit einigen Schicksalsschlägen.Am 9. März schießt ihm sein geistig verwirrter Neffe Gaston ins Bein. Von dieser Verletzung erholtsich Verne nicht mehr und humpelt bis zu seinem Lebensende. Kurze Zeit später verstirbt<strong>der</strong> Verleger, enge Vertraute und Freund Hetzel. Sein Sohn Michel verschuldet sich und Vernemuss seine Yacht verkaufen, um die Schulden zu begleichen. In den Folgejahren lebt er eherzurückgezogen ein bürgerliches Leben. Seit 1888 gehört er als zuständiger Stadtrat für Kulturdem Rat <strong>der</strong> Stadt Amiens <strong>an</strong>. Er schreibt weitere Rom<strong>an</strong>e und setzt sich bis 1903 für das kulturelleLeben in seiner Stadt ein. Sein Gesundheitszust<strong>an</strong>d verschlechtert sich zunehmend: Erhat Magenprobleme, leidet am Grauen Star sowie <strong>an</strong> einem Schreibkrampf <strong>der</strong> rechten H<strong>an</strong>d.Jules Verne stirbt am 24. März 1905 <strong>an</strong> den Folgen einer Diabeteserkr<strong>an</strong>kung in Amiens.Obwohl Jules Verne den wissenschaftlichen und technischen Fortschritt im Großteil seinerRom<strong>an</strong>e positiv beschrieb und bewertete, war er selbst kein fortschrittsgläubiger urb<strong>an</strong>erLiberaler, son<strong>der</strong>n„ein Skeptiker, <strong>der</strong> entgegen dem Zeitgeist des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts die Einführung <strong>der</strong> Elektrizitätebenso ablehnte wie Darwins Evolutionstheorie, das Telefon und das neu erfundeneAutomobil – m<strong>an</strong> überfahre zu viele Hühner, erklärte er nach einer Probefahrt.“(Rüdiger Suchsl<strong>an</strong>d, „Der Raum des Möglichen. Jules Vernes Welt:Kommunizierende Röhren aus Fiktion und Essay, wissenschaftlicher Neugierde und Ph<strong>an</strong>tasie“)7


<strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>physikalischen und astronomischen Kenntnisse, die die mo<strong>der</strong>ne Wissenschaft <strong>an</strong>gesammelthat, zusammenzufassen und in <strong>der</strong> ihm eigenen <strong>an</strong>sprechenden und malerischen Art die Geschichtedes Universums neu zu schreiben.“(nach: Volker Dehs, Jules Verne – in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, S. 66/67)Der Erfolg <strong>der</strong> VOYAGES EXTRAORDINAIRES verd<strong>an</strong>kt sich vor allem dem Zeitgeist <strong>der</strong> zweitenHälfte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts, <strong>der</strong> vom Glauben <strong>an</strong> den beschleunigten technischen Fortschritt,von <strong>der</strong> Faszinationskraft naturwissenschaftlichen Forschens, technischer Neuerungen undEntdeckungen sowie von einem Interesse <strong>an</strong> den letzten großen Entdeckungsreisen <strong>der</strong> Zeitgeprägt ist. Die Menschheit glaubt, die Welt wissenschaftlich vollkommen erklären zu können.Die Dampfkraft birgt ungeahnte Entwicklungsmöglichkeiten und die Weltausstellungen inParis, London und Brüssel werden zu wahren Publikumsmagneten. Pierre-Jules Hetzel packtdie Gelegenheit beim Schopfe und verlegt Vernes Rom<strong>an</strong>e, wobei er durchaus auch davonGebrauch macht, das Schreiben Vernes zu beeinflussen, wenn er die Verkaufsinteressen gefährdetsieht. Die Bücher richten sich zunächst <strong>an</strong> ein jüngeres Publikum – wer viel weiß, hatbessere Ch<strong>an</strong>cen, sein Leben zu bewältigen. Geleitet wird Hetzel von seiner Überzeugung,dass Bücher ein Hilfsinstrument zur Demokratisierung breiter Bevölkerungsschichten seinkönnen, indem sie Information und Unterhaltung mitein<strong>an</strong><strong>der</strong> verknüpfen:„Hetzel [vertraut] auf die l<strong>an</strong>gfristigen Än<strong>der</strong>ungsmöglichkeiten durch Literatur und setzt aufAufklärung, um eine Demokratisierung breiterer Bevölkerungsschichten und den Vormarschseiner republik<strong>an</strong>ischen Ideale zu verwirklichen. Unter diesem Leitged<strong>an</strong>ken bemüht sich seinneues Verlagsprogramm in seinem Schwerpunkt um allgemeinverständlich geschriebeneWissenschaftsliteratur, die sich bewusst von den Vormacht<strong>an</strong>sprüchen <strong>der</strong> Kirche absetzt.Als neue Zielgruppe entdeckt er Kin<strong>der</strong> und Jugendliche, für die bisl<strong>an</strong>g eine eigene Literaturallenfalls rudimentär vorh<strong>an</strong>den ist. Die Verwirklichung des edlen Bildungsideals versprichtalso auch unternehmerische Rentabilität.“(Volker Dehs, Jules Verne – in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, S. 50)Die vertragliche Bindung zwischen Verne und Hetzel leitet eine bisher beispiellose Erfolgsgeschichte<strong>der</strong> Literatur ein: Innerhalb von 40 Jahren entstehen 54 Abenteuer- und Zukunftsrom<strong>an</strong>e,neben REISE ZUM MITTELPUNKT DER ERDE weitere Beststeller wie 20.000 MEILENUNTER DEM MEER, REISE UM DIE ERDE IN 80 TAGEN und VON DER ERDE ZUM MOND. DieRom<strong>an</strong>e werden in viele Sprachen übersetzt und liefern bis heute die Vorlagen für zahlreiche,ebenfalls populäre Kinoverfilmungen. Während die AUSSERGEWÖHNLICHEN REISEN bei denLesern große Erfolge feiern, wird die Gattung von zeitgenössischen Kritikern und Literatengerade wegen <strong>der</strong> Genrevermischung wenig geschätzt, wie <strong>an</strong> Emile Zolas Zitat deutlich wird:„Was Verne schreibt, sind keine richtigen Rom<strong>an</strong>e. Er setzt die Wissenschaft in Szene. Er benutztneue wissenschaftliche Erkenntnisse als Basis für seine versponnenen Ph<strong>an</strong>tasien. SeineErzählungen sind im Grunde schon Rom<strong>an</strong>e, abenteuerlichere und ph<strong>an</strong>tasievollere Rom<strong>an</strong>eals meine. Die Leser schätzen Populärwissenschaftliches. Doch ich weigere mich, über diesesGenre zu diskutieren, das meiner Ansicht nach zw<strong>an</strong>gsläufig zur Folge hat, Kin<strong>der</strong>n falschesWissen zu vermitteln. [...] Doch ich muss zugeben, dass Vernes Erzählungen überaus populärsind. Sein Erfolg ist überwältigend. Herr Verne ist mit Sicherheit <strong>der</strong> Schriftsteller, <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit inFr<strong>an</strong>kreich am meisten gelesen wird. [...] Doch seine hohen Verkaufszahlen sind für die Literaturohne Bedeutung. Schließlich erscheinen auch Fibeln und Pfarrblätter in hohen Auflagen.“(Emile Zola, Le Figaro littéraire, 22. Dezember 1878)9


<strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>Die Aufnahme in die prestigereiche Académie Fr<strong>an</strong>çaise bleibt Jules Verne lebensl<strong>an</strong>g verwehrt.Seine Pionierleistung, mit dem wissenschaftlich-rom<strong>an</strong>tischen Abenteuerrom<strong>an</strong> eineneue Rom<strong>an</strong>gattung geschaffen zu haben, wird erst nach seinem Tod von Literaturkritik und-wissenschaft erk<strong>an</strong>nt und gewürdigt:„Vernes literarischer Verdienst [besteht] nicht in <strong>der</strong> Originalität seiner Themen, son<strong>der</strong>n in<strong>der</strong> poetischen Überzeugungskraft seiner Darstellung, mit <strong>der</strong> er Wissenschaft und Technikfreilich nicht realistisch vermittelt, son<strong>der</strong>n beide in einen mythisch-ph<strong>an</strong>tastischen Zusammenh<strong>an</strong>geinordnet.“(Volker Dehs, Jules Verne – in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, S. 70)Szenenfoto mit Andrej von Sallwitz und Helmut Geffke10


<strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>Der Rom<strong>an</strong> REISE ZUM MITTELPUNKTDER ERDEDer Rom<strong>an</strong> REISE ZUM MITTELPUNKT DER ERDE erscheint 1864 als zweiter <strong>der</strong> ReiheVOYAGES EXTRAORDINAIRES. Er k<strong>an</strong>n als „erste große Scientific Rom<strong>an</strong>ce“ betrachtet werden(Das ultimative Science-Fiction-Lexikon, S. 18). Auf bewährte Weise verschränkt Verneabenteuerliche Situationen und wissenschaftliches Faktenwissen zu Erdgeschichte und zeitgenössischenErfindungen, auch wenn <strong>der</strong> Inhalt nicht in je<strong>der</strong> Hinsicht <strong>der</strong> wissenschaftlichenKritik <strong>der</strong> Geologie und Paläontologie st<strong>an</strong>dhält. Dafür eröffnet Verne den Lesern Sehnsuchtswelten,um <strong>der</strong> Entzauberung <strong>der</strong> Welt entgegenzuwirken und die wissenschaftlicheEntwicklung in einem bisweilen rom<strong>an</strong>tischen Licht darzustellen. Es kommt ihm sehr gelegen,dass die Forschung die Beschaffenheit des Erdinneren alles <strong>an</strong><strong>der</strong>e als abschließend geklärthat (vgl. das folgende Kapitel):„Die Fallhöhe zwischen Wissensgewissheit und praktischer Ohnmacht bildet das energetischePotenzial, auf das Verne spekuliert. Wer das Unmögliche in die Tat umsetzt, muss, sowill es die Logik des Abenteurers, Spektakuläres erleben.“(Georg Klein, „Die Vergesslichkeit <strong>der</strong> Wissenschaften“, 9. Februar 2007)Jules Vernes Inspirationen für seine REISE ZUM MITTELPUNKT DER ERDE waren Hypothesenund Ged<strong>an</strong>kenspiele von Zeitgenossen: Bereits 1818 hatte <strong>der</strong> amerik<strong>an</strong>ische Offizier JohnCleves Symmes die Idee, mithilfe einer Bohrung das Erdinnere zu erkunden, was er in einemRundschreiben <strong>an</strong> die g<strong>an</strong>ze Welt mitteilte. Er wurde <strong>zum</strong> Verfechter <strong>der</strong> Theorie <strong>der</strong> hohlen<strong>Erde</strong>, ohne diese Theorie beweisen zu können:„AN DIE GANZE WELT!Ich erkläre, dass die <strong>Erde</strong> hohl und auf <strong>der</strong> Innenseite bewohnbar ist; dass sie eine Anzahlkonzentrischer Sphären, eine in <strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en, enthält; ich verpfände mein Leben zur Unterstützungdieser Wahrheit und bin bereit, den Hohlraum zu erforschen, wenn mich die Welt beidiesem Unternehmen unterstützen und mir helfen wird. […] Ich verl<strong>an</strong>ge einhun<strong>der</strong>t tapfere,gut ausgerüstete Begleiter, um von Sibirien aus im Herbst mit Rentieren und Schlitten aufdem Eis des gefrorenen Meeres zu starten; ich verspreche, dass wir warmes und reiches,mit fruchtbaren Pfl<strong>an</strong>zen und Tieren, wenn nicht gar mit Menschen gesegnetes L<strong>an</strong>d findenwerden, wenn wir ein Grad nordwärts von 82 Grad Breite gel<strong>an</strong>gen; wir werden im folgendenFrühling heimkehren.“(nach: Jules Verne, <strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>, S. 403/404)1838 wurde tatsächlich eine amerik<strong>an</strong>ische Expedition in die Antarktis geschickt, von <strong>der</strong>Jules Verne Kenntnis hatte. Einer von Symmes’ Bewun<strong>der</strong>ern hatte sich im amerik<strong>an</strong>ischenKongress für eine eingehende Erkundung <strong>der</strong> Pole eingesetzt. Allerdings brachte die fünfjährige„United States Exploring Expedition“ keine bahnbrechenden Erkenntnisse. Mitte <strong>der</strong>1840er Jahre debattierten Wissenschaftler, ob <strong>der</strong> Erdmittelpunkt erkaltet o<strong>der</strong> glühend sei;auch diese Diskussion findet sich im Rom<strong>an</strong> wie<strong>der</strong>. Beeinflusst hat Verne außerdem eine Be-11


<strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>gegnung mit dem Geografen Charles Sainte-Claire Deville, <strong>der</strong> die Vulk<strong>an</strong>e von Teneriffa undStromboli erforscht hatte. Diese Unterhaltungen sollen Verne maßgeblich zu seinem Rom<strong>an</strong><strong>an</strong>geregt haben.Kern <strong>der</strong> Geschichte ist die titelgebende <strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>. Der HamburgerGeologie- und Mineralogie-Professor Otto Lidenbrock gel<strong>an</strong>gt in den Besitz eines alten Runenm<strong>an</strong>uskriptes.Mithilfe seines Neffen und Assistenten Axel gelingt ihm die Entschlüsselungdes Kryptogramms: Es verrät ihnen, wie m<strong>an</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong> gel<strong>an</strong>gt. Voller Forscher-und Entdeckerdr<strong>an</strong>g macht sich <strong>der</strong> Professor mit dem eher wi<strong>der</strong>strebenden Axel aufdie <strong>Reise</strong> nach Isl<strong>an</strong>d. Dort wird ihr Expeditionsteam durch den Ei<strong>der</strong>entenjäger H<strong>an</strong>s Bjelkevervollständigt. Zu dritt erklettern sie den Krater des Vulk<strong>an</strong>s Snæffelsjökull und machen sichzu Fuß auf den Weg <strong>zum</strong> Erdmittelpunkt. Unterwegs entdecken sie ein unterirdisches Meerund Spuren <strong>der</strong> Erdgeschichte, sie kämpfen gegen den Durst und verlaufen sich und sie begegnenWesen aus <strong>der</strong> Urzeit. Als <strong>der</strong> G<strong>an</strong>g, in dem sie auf dem Weg <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong><strong>Erde</strong> unterwegs sind, durch einen Felsblock versperrt wird, sprengen sie den Weg frei. Damitlösen sie eine gig<strong>an</strong>tische Flut- und Lavawelle aus und werden durch einen Vulk<strong>an</strong>ausbruchaus einem Krater geschleu<strong>der</strong>t: Sie l<strong>an</strong>den im italienischen Stromboli. Die Expedition erzeugtgroßen Aufruhr in <strong>der</strong> Fachwelt, auch wenn immer noch nicht bewiesen ist, ob es im Erdmittelpunktheißer ist als auf <strong>der</strong> Erdoberfläche o<strong>der</strong> nicht.12


<strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>Wissenschaftlicher Hintergrund:Fakten und HypothesenDas Innere <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>„Bis in unsere Tage fehlt es <strong>an</strong> den technischen Möglichkeiten, <strong>der</strong> herrschenden Theorie überdie ‚Eingeweide <strong>der</strong> Erdkugel‘ Evidenz zu verleihen. Ähnlich wie die Weiten des Weltalls bleibtuns die Mitte unseres Pl<strong>an</strong>eten unerreichbar.“(Georg Klein, „Die Vergesslichkeit <strong>der</strong> Wissenschaften“, 9. Februar 2007)Bis heute ist eine <strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> Erdmittelpunkt unmöglich. Die tiefste Bohrung mit wissenschaftlichenInstrumenten, die je stattgefunden hat, ist 12 km tief vorgedrungen und musste wegenzu hoher Temperaturen (130 Grad) abgebrochen werden. Dies entspricht in etwa einemTausendstel des Erdradius. Zu Jules Vernes Lebzeiten sind die Menschen gerade mal einenKilometer in die Tiefe gedrungen, was einem Zwölftausendstel entspricht. Michel Jules Verne,Sohn des Autors, bringt in seinem populärwissenschaftlichen Beitrag „Unter <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>“ für dieliterarische Beilage des Figaro seine Empörung darüber <strong>zum</strong> Ausdruck:„Ein armseliger Kilometer! […] Das ist freilich wenig und k<strong>an</strong>n nicht ausreichen, um uns einenexakten Eindruck von <strong>der</strong> inneren Beschaffenheit unseres Sphäroiden zu vermitteln.“(nach: Jules Verne, <strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>, S.413)Bei aller Fortschrittlichkeit <strong>der</strong> Wissenschaften im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t war m<strong>an</strong> bezüglich <strong>der</strong> Erforschungdes Erdinneren darauf <strong>an</strong>gewiesen, Vermutungen <strong>an</strong>zustellen. Einige Hypothesengingen davon aus, dass das Innere <strong>der</strong> <strong>Erde</strong> aus Wasser bestünde. Dies war allerdings wenigwahrscheinlich, da diese unterirdischen Gewässer den Gezeiten ausgeliefert gewesen wären– was mit hun<strong>der</strong>tprozentiger Sicherheit zu heftigen Erdbeben auf <strong>der</strong> Erdoberfläche geführthätte. Bereits im 17. Jahrhun<strong>der</strong>t behaupteten Descartes und Leibniz, das Innere <strong>der</strong> <strong>Erde</strong> bestündeaus Feuer. Allerdings klärten sie nicht die Frage, wie dieses Feuer ohne Sauerstoffzufuhrbrennen könnte. Der englische Chemiker Humphry Davy, <strong>der</strong> in REISE ZUM MITTELPUNKTDER ERDE Erwähnung findet, vermutete, das Innere <strong>der</strong> <strong>Erde</strong> bestünde aus Gestein, währen<strong>der</strong> die Idee eines Zentralfeuers ablehnte. Die mo<strong>der</strong>ne Wissenschaft zu Vernes Zeiten glaubteschon nicht mehr <strong>an</strong> diese Hypothesen rund um Wasser, Feuer und Stein. Stattdessen war diedomin<strong>an</strong>te Lehrmeinung, <strong>der</strong> Erdkern enthalte geschmolzenes Gestein und flüssiges Metall.Die bis heute gültige Vorstellung eines Erdinneren mit glühendem Kern lässt sich allerdingsm<strong>an</strong>gels praktischer Möglichkeiten nicht wissenschaftlich beweisen und bleibt damit nachwie vor hypothetisch. Pseudowissenschaftler und Esoteriker lieferte dies genug Anlass, voneinem bewohnbaren Hohlraum im Erdinneren auszugehen (vgl. Symmes, S. 11). MythischeVorstellungen regten schon l<strong>an</strong>ge vor Jules Verne und seinen Zeitgenossen die Ph<strong>an</strong>tasie <strong>der</strong>Menschen <strong>an</strong>: Das unerreichbare Erdinnere wurde zu einer Projektionsfläche für menschliche13


<strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>Wünsche und Ängste zwischen Paradies und Hölle, wie in Vergils AENEIS und D<strong>an</strong>tes INFER-NO nachzulesen ist.Der heutige Forschungsst<strong>an</strong>d <strong>zum</strong> Inneren <strong>der</strong> <strong>Erde</strong> beruht im Wesentlichen auf seismischenMessungen, aus denen ein Modell <strong>zum</strong> Erdaufbau abgeleitet wurde. Demnach beträgt <strong>der</strong>Durchmesser <strong>der</strong> <strong>Erde</strong> 12.756 km, ihr Radius (also die Entfernung vom Äquator <strong>an</strong> <strong>der</strong> Erdoberflächebis <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>) 6378 km. Größtenteils besteht die <strong>Erde</strong> aus festemGestein aus schalenförmigen Schichten. Die äußere Schale <strong>der</strong> <strong>Erde</strong> ist die Erdkruste, auf <strong>der</strong>wir leben. Sie weist unterschiedliche Dicken auf: Die oze<strong>an</strong>ische Kruste hat eine durchschnittlicheDicke von 5 km, die Kruste unter den Kontinenten ist 30 – 50 km dick, unter hohen Gebirgszügenerreicht sie Tiefen bis zu 90 km. Die Erdkruste ist im Verhältnis zur <strong>Erde</strong> sehr dünn:Wäre die <strong>Erde</strong> ein Apfel, wäre die Kruste nicht dicker als die Apfelschale. Die oberen Gesteinsschichten<strong>der</strong> Erdkruste sind sehr fest; sie enthalten nicht nur Mineralien und Erze, son<strong>der</strong>nauch fossile Brennstoffe, die zur Energiegewinnung genutzt werden. In den darunter liegendenSchichten <strong>der</strong> Erdkruste finden die Bewegungen statt, die Erdbeben und Vulk<strong>an</strong>ausbrücheauslösen und die zur Bildung <strong>der</strong> großen Gebirgsketten auf <strong>der</strong> <strong>Erde</strong> geführt haben.Direkt unter <strong>der</strong> Erdkruste liegt <strong>der</strong> Erdm<strong>an</strong>tel, eine sehr dicke Schicht, die etwa 2900 kmtief reicht und aus einem oberen (40 – 900 km) und einem unteren M<strong>an</strong>tel (900 – 2900 km)besteht. Erdkern und Erdm<strong>an</strong>tel sind deutlich vonein<strong>an</strong><strong>der</strong> abgegrenzt. Der Erdm<strong>an</strong>tel ist wiedie Erdkruste fest, unterscheidet sich aber in seinen mech<strong>an</strong>ischen Eigenschaften und seinerchemischen Zusammensetzung. Er umgibt den Kern <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>, <strong>der</strong> von einer Zwischenschichtin einen äußeren (2900 – 5100 km) und einen inneren Kern (5100 – 6378 km) unterteilt wird.Sowohl <strong>der</strong> äußere als auch <strong>der</strong> innere Erdkern bestehen aus geschmolzenem Gestein, vermutlichvor allem aus Nickel, Eisen und <strong>an</strong><strong>der</strong>en schweren Elementen. Allerdings ist <strong>der</strong> äußereKern flüssig, während <strong>der</strong> innere aufgrund <strong>der</strong> Druckverhältnisse fest ist.Der enorm hohe Druck im Erdkern führt dazu, dass „fest“ o<strong>der</strong> „flüssig“ hier etwas g<strong>an</strong>z <strong>an</strong><strong>der</strong>esbedeuten als unter normalen Umständen auf <strong>der</strong> Erdoberfläche. Unter solchen Druckverhältnissenist die Materie nicht flüssig, son<strong>der</strong>n tatsächlich sehr fest. Allerdings hat siebestimmte Eigenschaften, die sonst nur bei Flüssigkeiten festzustellen sind. Betrachtet m<strong>an</strong>die <strong>Erde</strong> im Gesamten, ist sie fester als Stahl. Würde die <strong>Erde</strong> im Inneren auf die Art und Weiseflüssig sein, wie wir uns das unter normalen Umständen vorstellen, d<strong>an</strong>n müsste sie aufgrundihrer Drehung <strong>an</strong> den Polen viel stärker abgeplattet sein. Tatsächlich ist sie aber nur sehr wenigabgeplattet: Die Entfernung vom Pol <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong> ist nur 21 km kürzer als die6378 km l<strong>an</strong>ge Strecke vom Äquator <strong>zum</strong> Erdmittelpunkt (vgl. WAS IST WAS: Unsere <strong>Erde</strong>). Imfesten inneren Kern ist nicht nur <strong>der</strong> Druck sehr hoch, son<strong>der</strong>n auch die Temperatur. Es istschätzungsweise 4000 Grad Celsius heiß, einige Wissenschaftler gehen sogar von Temperaturenbis zu 20.000 Grad Celsius aus – dies entspricht <strong>der</strong> Hitze auf <strong>der</strong> Sonnenoberfläche.Auch wenn bis heute <strong>der</strong> Wissensst<strong>an</strong>d zur Beschaffenheit des Erdinneren alles <strong>an</strong><strong>der</strong>e alsabschließend geklärt ist, wissen wir also relativ viel darüber, wie die <strong>Erde</strong> im Inneren aussieht.Viele Erkenntnisse stehen im Zusammenh<strong>an</strong>g mit Erdbeben, von denen sich jährlich weit mehrals 100.000 ereignen. Unabhängig von <strong>der</strong> Stärke <strong>der</strong> großen und kleinen Beben werden beiallen Erdbeben Wellen ausgesendet, die die g<strong>an</strong>ze <strong>Erde</strong> bis in ihr tiefstes Inneres durchdringen.Auch die stattgefundenen Atombombenversuche waren aufschlussreich für Seismologenund ihre Wellenmessungen, aus denen <strong>der</strong> Schalenaufbau <strong>der</strong> <strong>Erde</strong> abgeleitet wurde.14


<strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>Das Schalenmodell <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>Grafik entnommen aus: http://mitglied.multim<strong>an</strong>ia.de/mariothuemmel/schale.jpgM<strong>an</strong> unterscheidet zwei Arten von Erdbebenwellen: Primärwellen (P-Wellen) und Sekundärwellen(S-Wellen). Die P-Wellen bewegen sich sehr viel schneller als die S-Wellen. Darüberhinaus können die P-Wellen durch Flüssigkeiten dringen, was die S-Wellen nicht können.Die jeweilige Fortbewegungsgeschwindigkeit <strong>der</strong> P- und S-Wellen wird beeinflusst von <strong>der</strong>jeweiligen Gesteinsschicht, die die Wellen durchdringen. Je dichter die Gesteine sind, destoschneller bewegen sich die Erdbebenwellen. Die Dichte <strong>der</strong> Gesteine nimmt mit zunehmen<strong>der</strong>Tiefe zu, so dass sich auch die Fortbewegung <strong>der</strong> Erdbebenwellen beschleunigt.Die Erdbebenwellen, die in die Tiefe dringen, werden mehrfach zurückgeworfen bzw. reflektiert:<strong>zum</strong> einen innerhalb <strong>der</strong> Kruste <strong>an</strong> den Grenzflächen, wo sich die Gesteinsbeschaffenheitän<strong>der</strong>t; <strong>zum</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en <strong>an</strong> den Übergängen von <strong>der</strong> Kruste <strong>zum</strong> M<strong>an</strong>tel o<strong>der</strong> vom M<strong>an</strong>tel<strong>zum</strong> Kern. Die reflektierten und zur Erdoberfläche zurückkehrenden Wellen werden von empfindlichenSeismografen aufgezeichnet. Gemessen werden die Geschwindigkeit und das Verhalten<strong>der</strong> P- und S-Wellen; die Entfernung vom Ort ihres Entstehens; die Tiefe, aus <strong>der</strong> siereflektiert werden; die Zeit, die sie für die Strecke brauchen. Aus den Messdaten erhalten dieWissenschaftler ein recht genaues Bild davon, wie das Innere <strong>der</strong> <strong>Erde</strong> beschaffen ist, so dassdas Schalenmodell <strong>der</strong> <strong>Erde</strong> aufgestellt werden konnte.15


<strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>Erdgeschichte und ErdzeitalterJules Vernes Rom<strong>an</strong> ist nicht nur eine Fundgrube, was geologische Hypothesen und Faktenzur Beschaffenheit des Erdinneren <strong>an</strong>geht. Aus ihm erfährt <strong>der</strong> Leser auch einiges überZusammenhänge <strong>der</strong> Paläontologie. Professor Lidenbrock und sein Expeditionsteam durchw<strong>an</strong><strong>der</strong>nunter <strong>der</strong> <strong>Erde</strong> die unterschiedlichen Gesteinsschichten, die Rückschluss auf dieverschiedenen Erdzeitalter und die entsprechenden Lebensformen geben. Auch auf <strong>der</strong> Bühnewird die <strong>Reise</strong> im Erdinneren in den unterschiedlichen Stadien nachvollzogen, so dass die<strong>Theater</strong>zuschauer die Expedition und die Entwicklung <strong>der</strong> verschiedenen Erdzeitalter ebenfallsnachverfolgen können. Im Folgenden finden Sie dazu einen kurzen Abriss.Die Erdfrühzeit (Präkambrium) f<strong>an</strong>d vor etwa 4,5 Milliarden Jahren statt. Im sich <strong>an</strong>schließendenErdaltertum (Paläozoikum) waren die ersten Lebensformen auf <strong>der</strong> <strong>Erde</strong> zu finden. InREISE ZUM MITTELPUNKT DER ERDE findet die silurische Epoche Erwähnung, in <strong>der</strong> es z.B.Korallen und Seelilien gab. Die ebenfalls erwähnten Bärlapp-Pfl<strong>an</strong>zen f<strong>an</strong>den sich in <strong>der</strong> sogen<strong>an</strong>ntenDevon-Epoche (vor 350 – 400 Millionen Jahren). Das Erdaltertum erstreckte sichüber den Zeitraum vor 250 – 600 Millionen Jahren.Vor etwa 250 Millionen Jahren beg<strong>an</strong>n das Erdmittelalter (Mesozoikum), das vor ca. 65 MillionenJahre endete. Die beiden Seeungeheuer, die sich im Lidenbrock-Meer bekämpfen, <strong>der</strong>Ichthyosaurus und <strong>der</strong> Plesiosaurus, entstammen <strong>der</strong> Trias-Phase zu Beginn des Mesozoikums.Es folgten die Jura- und die Kreidephase mit Flugsauriern, Brontosaurus und Urvögelnbzw. dem Tyr<strong>an</strong>nosaurus. Am Ende <strong>der</strong> Kreidezeit kam es <strong>zum</strong> Massenaussterben <strong>der</strong> Saurier.Die Erdneuzeit (Känozoikum) unterteilt sich in das Tertiär und das Quartär. Im Tertiär, das vorca. 2,6 Millionen Jahren mit <strong>der</strong> Klimaverän<strong>der</strong>ung und dem einsetzenden Eiszeitalter endete,entwickelte sich im Wesentlichen die Tier- und Pfl<strong>an</strong>zenwelt, wie wir sie heute kennen. Auchdie im Rom<strong>an</strong> und in <strong>der</strong> Inszenierung erwähnten elef<strong>an</strong>tenartigen Mastodonten, Megatherienund Dinotherien kamen im Tertiär auf. Das sich <strong>an</strong>schließende Quartär ist <strong>der</strong> jüngsteAbschnitt <strong>der</strong> Erdgeschichte, in dem die Entwicklung des Menschen beg<strong>an</strong>n und in dem wiruns nach wie vor befinden.An einer beson<strong>der</strong>s schönen Stelle des Rom<strong>an</strong>s erlebt Axel in einem Traum die Erdgeschichteim rückwärtsgew<strong>an</strong>dten Zeitraffer. In seiner Vision <strong>der</strong> Entstehungsgeschichte <strong>der</strong> <strong>Erde</strong> vereintsich „wissenschaftliche Betrachtung mit rom<strong>an</strong>tischer Empfindung zu einem Prosagedicht“(Costello, „<strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>“, S. 76):„Nichts bewegt sich. Doch meine Ph<strong>an</strong>tasie macht mir die wun<strong>der</strong>baren Hypothesen <strong>der</strong>Paläontologie lebendig. Ich glaube vorsintflutliche Schildkröten zu sehen, die Inseln gleichen.Auf dem S<strong>an</strong>dstr<strong>an</strong>d ziehen Säugetiere vorüber. Es gibt keine Jahreszeiten mehr, kein Klima.Die Wärme <strong>der</strong> <strong>Erde</strong> nimmt unaufhörlich zu. Die Vegetation wird immer üppiger. Jahrhun<strong>der</strong>tevergehen wie Tage! Ich schreite die g<strong>an</strong>ze Erdgeschichte zurück.Die Pfl<strong>an</strong>zen verschwinden, durch die Hitze geht <strong>der</strong> feste Zust<strong>an</strong>d in den flüssigen über. DieWasser auf <strong>der</strong> Erdoberfläche kochen, sie verdunsten, sie umhüllen die <strong>Erde</strong>, sie ist nur nocheine gasförmige Masse, weißglühend, leuchtend wie die Sonne.Ich fühle mich emporgehoben in Pl<strong>an</strong>etenräume. Mein Körper verflüchtigt sich und vermischtsich mit jenen gewaltigen Dämpfen, die im Unendlichen ihre glühende Kreisbahn ziehen.“Jules Verne, <strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>, 186416


<strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>Szenenfoto mit Anton Berm<strong>an</strong>17


<strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>Die InszenierungRegisseur und Bühnenbildner Thomas Fiedler hat bereits Jules Vernes Rom<strong>an</strong> 20.000 MEILENUNTER DEM MEER als Musiktheater am <strong>Theater</strong> Eisenach inszeniert. In seiner Bühnenfassungdes sehr umf<strong>an</strong>greichen Rom<strong>an</strong>s REISE ZUM MITTELPUNKT DER ERDE setzt er den Fokus aufdas Geschehen im Erdinneren. Auf die ausführliche Vorgeschichte wird im Wesentlichen verzichtet,ebenso auf die zahlreichen Nebenfiguren. Die drei Schauspieler verkörpern die dreiHauptfiguren: Professor Lidenbrock, sein Neffe und Assistent Axel sowie <strong>der</strong> Islän<strong>der</strong> H<strong>an</strong>ssind <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d ihrer Kostüme als Figuren des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts erkennbar. Entsprechend wird in<strong>der</strong> Inszenierung die mitunter altertümlich und umständlich wirkende Sprache <strong>der</strong> Rom<strong>an</strong>übersetzungverwendet.An REISE ZUM MITTELPUNKT DER ERDE interessiert Thomas Fiedler vor allem <strong>der</strong> Zusammenh<strong>an</strong>gzwischen Wissenschaft und Ph<strong>an</strong>tasie sowie das Verhältnis von Abenteuer und Technik.Wichtig sind dabei <strong>der</strong> Entstehungszusammenh<strong>an</strong>g des Rom<strong>an</strong>s im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t und <strong>der</strong>damals vorherrschende Zeitgeist. Der Wissenschafts- und Fortschrittsglaube <strong>der</strong> Zeit verbindetsich bei Jules Verne mit <strong>der</strong> Lust am Ph<strong>an</strong>tasieren. Ein Zeitgenosse beschreibt diesesVerfahren mit Bezug auf REISE ZUM MITTELPUNKT DER ERDE. Was in dieser Beschreibungeigentlich negativ gemeint ist, bringt den Kernged<strong>an</strong>ken des Inszenierungskonzeptes gut <strong>zum</strong>Ausdruck:„Die Wissenschaft in den Dienst <strong>der</strong> Ph<strong>an</strong>tasie zu ziehen, in <strong>der</strong> Weise, dass dem Leser plötzlichalle Ph<strong>an</strong>tasiebil<strong>der</strong> ausgelöscht werden und dafür ein Vortrag des Autors vom Kathe<strong>der</strong>herunter <strong>an</strong> sein Ohr schlägt, wäre schon des Unerlaubten genug; wenn aber <strong>der</strong> Professorgewordene Künstler während des Vortrages sich plötzlich wie<strong>der</strong> seiner künstlerischen Verpflichtungenerinnert, nicht etwa so, dass er den Pinsel wie<strong>der</strong> aufnimmt, son<strong>der</strong>n so, dass erim wissenschaftlichen Vortrage ins Ph<strong>an</strong>tasieren gerät, d<strong>an</strong>n ist wohl die Frage erlaubt, wasdenn solche Produkte überhaupt sein sollen, da we<strong>der</strong> eine Kunstgattung vorliegt, noch einwissenschaftliches Buch ...“(nach: http://www.br-online.de/wissen-bildung/collegeradio/medien/deutsch/verne/m<strong>an</strong>uskript/verne_m<strong>an</strong>uskript.pdf)Das bereits im Rom<strong>an</strong> <strong>an</strong>gelegte Mischverhältnis von Abenteuergeschichte und wissenschaftlichenErkenntnissen, d.h. die Verschränkung von Fiktion und realistischen Fakten und ihreunterhaltsame Präsentation, wird in <strong>der</strong> Inszenierung aufgegriffen. Auf <strong>der</strong> Bühne kommt eszu einem steten Wechsel zwischen dramatischen Szenen, epischen Passagen, wissenschaftlichenVorträgen über die <strong>Erde</strong> und Experimenten. So entsteht eine Wissenschaftsshow mitAbenteuerelementen o<strong>der</strong> eine Abenteuergeschichte mit wissenschaftlichen Exkursen. DieSpielweise zeichnet sich durch Tempo, Dynamik und eine große Theatralität aus. Eine wesentlicheRolle spielt dabei die von Anton Berm<strong>an</strong> komponierte Bühnenmusik, die von den dreiSchauspielern z.T. live gespielt wird. Die Musik ist Rhythmusgeber und etabliert Atmosphärenund Räume.Dem Bühnenbildkonzept liegt ein Ged<strong>an</strong>ke zugrunde, <strong>der</strong> Jules Vernes Art des Erzählensentspringt: In den meisten Fällen sind seine Rom<strong>an</strong>e Exkursionen in unbek<strong>an</strong>ntes Terrain. Wie18


<strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>durch einen Ausschnitt wird auf diese unbek<strong>an</strong>nte Welt geblickt, in 20.000 MEILEN UNTERDEM MEER z.B. durch das Bullauge <strong>der</strong> Nautilus.„Die <strong>Reise</strong>nden begeben sich <strong>zum</strong>eist in klaustrophobisch enge Tr<strong>an</strong>sportmittel o<strong>der</strong> Wege,um auf diese Weise plötzliche, überraschende Welten zu entdecken. Doch sind diese unendlicherscheinenden Räume wie ein Bühnenbild o<strong>der</strong> ein P<strong>an</strong>orama begrenzt.“(N<strong>an</strong>ette Rißler-Pipka, „Be- und Entgrenzungen. Theatralität und Räumlichkeit in den Abenteuerrom<strong>an</strong>en Jules Vernes“,S. 127)Im Rom<strong>an</strong> REISE ZUM MITTELPUNKT DER ERDE wird dieser Ausschnitt durch Licht erzeugt:Das Expeditionsteam und mit ihm die Leser können immer nur das sehen, was gerade durchdie Lichtapparate o<strong>der</strong> durch das Licht am unterirdischen Lidenbrock-Meer beleuchtetwird. Dieses Erzählprinzip des (beleuchteten) Ausschnitts spiegelt sich in <strong>der</strong> Inszenierungim Bühnenbild wi<strong>der</strong>, indem auch hier <strong>der</strong> Zuschauer durch einen Ausschnitt auf die Weltsieht. Im Raum sind verschiedenste Objekte (Floß, schweben<strong>der</strong> Felsblock, Klavier, Steineauf dem Boden, Wasservorrichtung) wie in einer Museumsausstellung <strong>an</strong>geordnet; je nachBeleuchtung(sausschnitt) werden sie in Szene gesetzt und von den Schauspielern ins Spielgebracht. Durch verschiedene Projektionsapparate gibt es weitere Lichtquellen. Projiziertwerden Illustrationen aus dem Rom<strong>an</strong>, historische Karten, Runen sowie Abbildungen vonFossilien, Pfl<strong>an</strong>zen und Tieren, so dass sich auch auf <strong>der</strong> Projektionsebene das Ph<strong>an</strong>tastischemit dem Wissenschaftlichen verschränkt.FOTO 5: 1 354Szenenfoto mit Anton Berm<strong>an</strong> und Andrej von Sallwitz19


<strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>Radiobericht: <strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong> –Probenbesuch und Interviewmit dem Regisseur Thomas FiedlerRegine Bruckm<strong>an</strong>n:Die <strong>Erde</strong> unter unseren Füßen ist fest. Jeden Tag schreiten wir unbedacht mit starken Schrittenüber sie hinweg. Aber was ist darunter? Was wäre, wenn m<strong>an</strong> tief und immer tiefer hinuntergel<strong>an</strong>gen und in unbek<strong>an</strong>nte Welten vordringen könnte, bis <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>? DieserGed<strong>an</strong>ke faszinierte den fr<strong>an</strong>zösischen Schriftsteller Jules Verne vor fast 150 Jahren so sehr,dass er seinen heute berühmten Abenteuerrom<strong>an</strong> schrieb. Für Regisseur Thomas Fiedler ist<strong>der</strong> Aufbruchsgeist dieser Epoche nach wie vor inspirierend:Thomas Fiedler:„Dieser Geist, dieser Forscherdr<strong>an</strong>g, den m<strong>an</strong> bei Jules Verne immer wie<strong>der</strong> hat, dieser absoluteWille, <strong>an</strong> ein Ziel zu gel<strong>an</strong>gen, das fasziniert mich <strong>an</strong> <strong>der</strong> Zeit auch. Da sind so viele Sachen entst<strong>an</strong>den,die natürlich auch heute noch unser g<strong>an</strong>zes Weltbild prägen, also wenn ich <strong>an</strong> Darwindenke und Evolutionstheorie und die g<strong>an</strong>zen Entdeckungen, die Jules Verne vorausgenommenhat. Und was das Tolle <strong>an</strong> <strong>der</strong> Zeit ist, dass m<strong>an</strong> wirklich noch dar<strong>an</strong> geglaubt hat, dass esbesser werden k<strong>an</strong>n, dass m<strong>an</strong> über die technischen Entwicklungen o<strong>der</strong> über die Erkenntnis– dass m<strong>an</strong> das Leben noch verbessern und weiterentwickeln k<strong>an</strong>n. Und das finde ich, ist eineHerausfor<strong>der</strong>ung, auch heute noch. Und das macht den Jules Verne immer noch so sp<strong>an</strong>nend.“[…]Bruckm<strong>an</strong>n:Jules Verne hatte eine blühende Ph<strong>an</strong>tasie, aber er wusste auch um die damaligen wissenschaftlichenErkenntnisse, es ist bek<strong>an</strong>nt, dass er sämtliche Wissenschaftszeitungen abonnierthatte. Er schickte seine Helden unter die <strong>Erde</strong> und ließ sie dort ph<strong>an</strong>tastische Entdeckungenmachen. Aber wie es g<strong>an</strong>z tief unten tatsächlich aussieht, so erklärt Thomas Fiedlerspitzbübisch, das hat bis heute niem<strong>an</strong>d wirklich gesehen:Fiedler:„Natürlich gibt es jetzt Aspekte wie das unterirdische Meer, die erst mal wie F<strong>an</strong>tasy o<strong>der</strong>ph<strong>an</strong>tastische Ideen erscheinen – dass es das nicht gibt, ist noch nicht bewiesen, und dassagt auch Professor Lidenbrock, weil m<strong>an</strong> noch nicht einmal den zwölftausendsten Teil desErdradius, <strong>der</strong> Erdrinde durchstoßen hat.“Bruckm<strong>an</strong>n:Die unterirdischen Abenteuer werden mit viel Ph<strong>an</strong>tasie, Verve und Spiellust in Szene gesetzt,beson<strong>der</strong>s interessiert hat sich Thomas Fiedler für die Figur des Axel, <strong>der</strong> sich durch seineErlebnisse vom vorsichtigen Bedenkenträger zur treibenden Kraft in <strong>der</strong> kleinen Expeditionsgruppeentwickelt:20


<strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>Fiedler:„Nämlich wenn er in einen Traum gerät, in dem die Evolution rückwärts schreitet und er plötzlichdas Gefühl hat, dass er quasi <strong>zum</strong> Affen wird, dass sich die festen Best<strong>an</strong>dteile <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>auflösen und er in einen gasartigen Zust<strong>an</strong>d im All, quasi in einen p<strong>an</strong>theistischen ‚Dampf‘eingeht, und das ist so <strong>der</strong> Moment, wo bei ihm, glaube ich, einiges kippt und er etwas wieeine Begeisterung für diese Wissenschaften erfährt, die mich d<strong>an</strong>n auch tatsächlich packt, woich denke: Ja, es ist wirklich ph<strong>an</strong>tastisch!“Bruckm<strong>an</strong>n:Wun<strong>der</strong>bare Welten entdecken Professor Lidenbrock, sein Neffe und <strong>der</strong> ExpeditionsbegleiterH<strong>an</strong>s unter <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>: ein weites Meer, riesige Pilzbäume, fossile Fische, ausgestorbene Menschenund Dinosaurierköpfe. Sie reisen durch die Unterwelt, aber zugleich auch durch dieZeit. Eine Welt, die in <strong>der</strong> Regie von Thomas Fiedler aus Projektionen, Geräuschen und Erzählungengewoben wird, <strong>der</strong> Zuschauer muss sich darauf einlassen und diese <strong>Reise</strong> auch in <strong>der</strong>eigenen Ph<strong>an</strong>tasie unternehmen. Die Effekte sind erkennbar, das Gemachte immer sichtbar,es ist Konzept, zu zeigen, wie etwas funktioniert.Eine starke Atmosphäre entsteht in dem kleinen <strong>Theater</strong>raum trotzdem, und zwar g<strong>an</strong>z so, wieFiedler sie sich wünscht:Fiedler:„(flüsternd) Dunkel! (lacht) Weil wir natürlich unter <strong>der</strong> <strong>Erde</strong> sind; also Dunkelheit und damitauch eine gewisse Unheimlichkeit spielt eine große Rolle und – erdig.“[…]Bruckm<strong>an</strong>n:[Ein] Vulk<strong>an</strong> spuckt die Weitgereisten in Italien glücklich wie<strong>der</strong> aus – passend zur Premieream Silvesterabend kracht und knallt es g<strong>an</strong>z ordentlich in dieser Produktion; es ist ein klugesund lautes, lust- und kl<strong>an</strong>gvolles Spektakel, das Forscher und Abenteurer, Ph<strong>an</strong>tasten undTechnikfreaks begeistern wird.Der Beitrag von Regine Bruckm<strong>an</strong>n wurde am 1. J<strong>an</strong>uar 2012im Magazin ZEITPUNKTE des RBB Kulturradio gesendet.21


<strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>FOTO 6: 3 397Szenenfoto mit Anton Berm<strong>an</strong>, Andrej von Sallwitz und Helmut Geffke22


<strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>Anregungen für Ihren UnterrichtDer Besuch <strong>der</strong> Inszenierung REISE ZUM MITTELPUNKT DER ERDE lädt auf vielfältige Weisezur inhaltlichen Beschäftigung ein, da sich nahezu zu jedem Unterrichtsfach Bezugspunkteherstellen lassen. Ist im Deutschunterricht das Erzählen einer Geschichte in einem Rom<strong>an</strong> undauf dem <strong>Theater</strong> ein interess<strong>an</strong>tes Thema, bieten sich im Sachunterricht und in den Naturwissenschaftenviele Bezüge zu Geologie und Paläontologie, zur Technik- und zur Forschungsgeschichte<strong>an</strong>. Rechercheprojekte und selbst gemachte Experimente können eine gute Ergänzung<strong>zum</strong> <strong>Theater</strong>besuch sein. Die folgenden Unterrichtsprojekte konzentrieren sich aufden inhaltlichen Aspekt <strong>der</strong> Entdecker- und Expeditionsthematik mit Bezug auf das Geschichtenerzählenauf dem <strong>Theater</strong>. Die Unterrichtsprojekte sind sowohl zur Vor- und Nachbereitungdes Inszenierungsbesuches geeignet. Für das Verständnis <strong>der</strong> Inszenierung ist es im Übrigennicht erfor<strong>der</strong>lich, dass die Schüler den Rom<strong>an</strong> gelesen haben. Hinweisen möchte ich Sietrotzdem auf eine Lesefassung, die eine stark gekürzte Vari<strong>an</strong>te des Rom<strong>an</strong>s darstellt und fürdas Onlineportal „Lesekorb – Geschichten für Kin<strong>der</strong>“ <strong>an</strong>gefertigt wurde. Den Link finden Sieim Anh<strong>an</strong>g dieses Begleitmaterials.Entdecker und Entdecken I (Schreibprojekt)Um überhaupt forschen und etwas entdecken zu können, braucht es einen Impuls, <strong>der</strong> einendazu <strong>an</strong>treibt. Im Rom<strong>an</strong> wird <strong>der</strong> Antrieb nach dem Motto „Ich will unbedingt forschen undherauskriegen, was da wirklich ist“ vor allem durch die Figur des Professor Lidenbrock personifiziert.Als Forscher ist sein Hauptmotiv, auf Entdeckungsreise zu gehen, die Wissenschaft.Lassen Sie die Kin<strong>der</strong> überlegen, wovon Forscher (ob nun heute o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Verg<strong>an</strong>genheit)<strong>an</strong>getrieben werden. Für was machen sie sich auf den Weg? Was wollen sie entdecken? Wasnehmen sie dafür in Kauf? H<strong>an</strong>deln sie aus eigenem Antrieb o<strong>der</strong> steckt ein Auftrag (vonwem?) dahinter? Ist ihr Forschungsvorhaben uneigennützig, so dass die Menschheit etwasdavon hat, o<strong>der</strong> ist es eher egoistisch? Beim Gespräch k<strong>an</strong>n so ein „Entdecker-Katalog“ erarbeitetwerden, in dem die Kin<strong>der</strong> Kriterien aufstellen, was einen Entdecker ausmacht. Es k<strong>an</strong>nauch eine Sammlung berühmter Forscher und Entdecker entstehen, <strong>der</strong>en Ziele und H<strong>an</strong>delnmitein<strong>an</strong><strong>der</strong> verglichen werden können. Wenn die Kin<strong>der</strong> die Inszenierung schon gesehenhaben, können sie in <strong>der</strong> Rückschau überlegen, wie es sich mit den drei Expeditionsteilnehmernauf <strong>der</strong> Bühne verhält: Warum machen sie sich auf den Weg <strong>zum</strong> Erdmittelpunkt? Wieunterscheiden sie sich in dieser Hinsicht? Entwickeln und verän<strong>der</strong>n sich ihre Motivationenwährend <strong>der</strong> <strong>Reise</strong>? Wie kommen sie zurück nach Hause und wie gehen sie mit ihrem Erfolg(o<strong>der</strong> ist es doch eher ein Misserfolg?) um?Im nächsten Teil des Unterrichtprojektes k<strong>an</strong>n sich jedes Kind überlegen, welche Entdeckungsreisees selbst einmal unternehmen möchte. Dabei sollte alles möglich sein – unabhängigvon den Gesetzen <strong>der</strong> Physik o<strong>der</strong> dem Füllst<strong>an</strong>d des Sparschweins. Die Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong>Premierenklasse wollten z.B. in die Zeit vor dem Urknall reisen, zu den Toten, als Molekül23


<strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>durch Kabel fliegen o<strong>der</strong> <strong>zum</strong> Wrack <strong>der</strong> Tit<strong>an</strong>ic tauchen. Dieser Wunsch wird in einem Satzformuliert und sollte auch die Begründung enthalten, warum genau dieser Forschungsgegenst<strong>an</strong>dso wichtig und interess<strong>an</strong>t ist. Das können Sie als Gesprächsrunde machen, in <strong>der</strong> je<strong>der</strong>seine Idee vorstellt. O<strong>der</strong> sie lassen die Kin<strong>der</strong> zusätzlich den Satz aufschreiben und durcheine Zeichnung illustrieren.Im dritten Teil des Projektes schreiben die Kin<strong>der</strong> einen kurzen Bericht über ihre Forschungsreise:Was wollten sie erforschen? Warum? Wie sind sie losgefahren? Wen o<strong>der</strong> was haben siemitgenommen? Was haben sie entdeckt? Was war auf <strong>der</strong> <strong>Reise</strong> <strong>an</strong>strengend o<strong>der</strong> unerwartet?Wie war die Rückkehr? War das Unternehmen erfolgreich o<strong>der</strong> nicht und wor<strong>an</strong> machtsich das fest? Die Kin<strong>der</strong> können selbst entscheiden, ob sie einen Erfahrungsbericht verfassen(Was habe ich als Forscher erlebt?); dieser Bericht k<strong>an</strong>n sachlich gehalten werden o<strong>der</strong>das eigene Verdienst wird etwas positiver beschrieben, als es den „Tatsachen“ entspricht.Alternativ können sie wie ein Journalist eine <strong>Reise</strong>reportage schreiben, die in einer Zeitungerscheinen könnte. Die Texte können sich die Kin<strong>der</strong> gegenseitig vorlesen, sie können auch ineinem Buch als „Entdecker-Zeitung“ gebunden o<strong>der</strong> als Schreibprojekt auf <strong>der</strong> Internetseite<strong>der</strong> Schule veröffentlicht werden.Entdecker und Entdecken II (<strong>Theater</strong>projekt)Im <strong>Theater</strong>projekt arbeiten die Kin<strong>der</strong> in Kleingruppen (4 – 6 Schüler) zusammen. Jede Gruppewählt ein Expeditionsziel: Was wollen sie erforschen? Wie kommen sie dorthin? Wenn siesich geeinigt haben, entwickeln sie drei verschiedene St<strong>an</strong>dbil<strong>der</strong>, um ihre Expeditionsreise inunterschiedlichen Etappen abzubilden:1. Die Abfahrt: Wo geht es hin? Wie reist m<strong>an</strong> los? Mit welchem Verkehrsmittel? Wie ist <strong>der</strong>Abschied bzw. die Aufbruchsstimmung? Hoffnungsfroh, traurig, aufgeregt, besorgt, ängstlich?Wer verabschiedet sie?2. Unterwegs 1: Wo sind sie? Was wird erforscht bzw. entdeckt? Mit welchen Mitteln? Wiesieht <strong>der</strong> Expeditionsalltag aus?3. Unterwegs 2: Gibt es eine Gefahr / ein Problem / einen Unfall / eine bahnbrechende Entdeckung?Wie wird damit umgeg<strong>an</strong>gen?4. Rückkehr: Wie kommen sie zurück? Wie fühlen sich die Expeditionsteilnehmer? Erschöpft,froh, enttäuscht? Wer erwartet sie? Was können sie von ihrer Forschungsreise präsentieren?Für die Ideenfindung und das Entwickeln <strong>der</strong> <strong>Reise</strong>stationen in St<strong>an</strong>dbil<strong>der</strong>n haben die Gruppen15 – 20 Minuten Zeit. Anschließend präsentieren sich die Gruppen gegenseitig ihre Arbeiten,und zwar zweimal: Bei <strong>der</strong> ersten Präsentation wird nicht gesprochen. Die Zuschauersollen beschreiben, was sie sehen, und herausfinden, um was für eine Expedition es sichh<strong>an</strong>delt. In <strong>der</strong> zweiten Runde stellt jede Gruppe noch mal ihre Bil<strong>der</strong> wie vorher dar, allerdingswerden sie diesmal mit einem gesprochenen Kommentar versehen: „Hier steigen wir geradein das U-Boot ein. – Ich bin <strong>der</strong> Kapitän. – Ich verlade die Instrumente. – Ich kümmere michum das Kochen …“ So können die Zuschauer ihre eigenen Beobachtungen mit den Ged<strong>an</strong>kenund Ideen <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong>fin<strong>der</strong> abgleichen. Darüber hinaus probieren die Kin<strong>der</strong> eine epische24


<strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>Vari<strong>an</strong>te des <strong>Theater</strong>spielens aus, die in <strong>der</strong> Inszenierung REISE ZUM MITTELPUNKT DER ERDEhäufig <strong>zum</strong> Einsatz kommt: Etwas wird get<strong>an</strong> und gleichzeitig beschrieben o<strong>der</strong> kommentiert.Wenn die Kin<strong>der</strong> die Inszenierung schon gesehen haben, können Sie hier noch ein Gesprächüber die unterschiedlichen Darstellungsweisen in <strong>der</strong> Inszenierung <strong>an</strong>schließen: Welche Erzählformensind den Kin<strong>der</strong>n aufgefallen (dramatische Szenen / epische Passagen mit Erzähltext/ Vortragsmomente)? Wie unterscheiden sie sich? Welche Wirkung haben sie und was istjeweils das Interess<strong>an</strong>te <strong>an</strong> ihnen?Fragen zur Inszenierung (Gespräch und Diskussion)Dieses Projekt stellt eine Kurzform <strong>der</strong> Nachbereitung dar. Sollten Sie nicht <strong>an</strong> einem Publikumsgesprächim <strong>Theater</strong> im Anschluss <strong>an</strong> eine Vorstellung teilnehmen, können Sie sich <strong>an</strong>den folgenden Fragen orientieren, um selbst ein Inszenierungsgespräch mit Ihren Schülern zuführen.• Wie beschreiben die Zuschauer die Figuren? Was für einen Charakter haben sie? Än<strong>der</strong>tsich dar<strong>an</strong> etwas im Verlauf <strong>der</strong> Geschichte?• Wie ist Professor Lidenbrocks Verhältnis zu Forschung und Wissenschaft? Wie unterscheidetsich Axel in <strong>der</strong> Hinsicht von ihm? Was ist jeweils ihre Motivation, um auf die Expeditionsreisezu gehen? Wie verhält es sich mit H<strong>an</strong>s?• Wie funktioniert die Gruppe? Wie verhalten sich die drei Figuren bei Schwierigkeiten undHin<strong>der</strong>nissen?• Wie k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> die Spielweise <strong>der</strong> Schauspieler beschreiben? Welche Formen des Erzählensgibt es in <strong>der</strong> Inszenierung? Wie unterscheiden sich die Formen und was hat dasjeweils mit dem Publikum zu tun?• Wie sind die Figuren gekleidet? Was erzählt das Kostüm über sie?• Aus welchen Elementen und Objekten besteht das Bühnenbild? Wie wird es von denSchauspielern bespielt? Welche Rolle spielt die Beleuchtung?• Welche Rolle spielen die Bildprojektionen? Was für Bil<strong>der</strong> sind zu sehen?• Wie werden in <strong>der</strong> Inszenierung unterschiedliche Orte und Atmosphären hergestellt?• Welche Funktionen hat die Musik? Wie und in welchen Momenten wird sie eingesetzt?25


<strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>FOTO 7: 1 376Szenenfoto mit Helmut Geffke und Andrej von Sallwitz26


<strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>Übersicht: Verfilmungen <strong>der</strong>REISE ZUM MITTELPUNKT DER ERDETitel Regie L<strong>an</strong>d Jahr Filmart LängeVoyage au Centre de la Terre Segundo de Chomón Fr<strong>an</strong>kreich 1909 Kurzfilm 9 min(SW-Stummfilm)Journey to the Centre of the Earth Henry Levin USA 1959 Spielfilm 132 minA Journey to the Centre of the Earth Richard Slapczynski USA 1977 Animationsfilm 60 minViaje al centro de la tierra Ju<strong>an</strong> Piquer Simón Sp<strong>an</strong>ien 1977 Spielfilm 90 minAlien From L.A. (Teil 1) Albert Pyun USA 1988 Spielfilm 88 minJourney to the Centre of the Earth (Teil 2) Rusty Lemor<strong>an</strong>de USA 1989 Spielfilm 80 minJourney to the Centre of the Earth William Dear USA 1993 TV-Verfilmung 90 minJourney to the Centre of the Earth Laura Shepherd USA 1996 Animationsfilm 45 minJourney to the Centre of the Earth George Trumbull Miller USA 1999 TV-Verfilmung 240 min(zwei Teile)Voyage au Centre de la Terre Zolt<strong>an</strong> Szilayi Varga Fr<strong>an</strong>kreich 2001 Animationsfilm 46 minJourney to the Centre of the Earth T.C. Scott USA 2008 TV-Verfilmung 90 minJourney to the Centre of the Earth David Jones & Scott Wheeler USA 2008 TV-Verfilmung 90 minJourney to the Centre of the Earth Eric Breving USA 2008 Spielfilm (3D) 93 min27


<strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>LiteraturhinweiseZu Jules Verne und <strong>zum</strong> Rom<strong>an</strong> REISE ZUM MITTELPUNKT DER ERDE:Peter Costello. „<strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>“. – In: Jules Verne: Erfin<strong>der</strong> <strong>der</strong> ScienceFiction. Aalen: Qual<strong>an</strong>dar Verlag 1978.Volker Dehs. Jules Verne – mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg:Rowohlt: 2005.Peter Haining. The Jules Verne Comp<strong>an</strong>ion. London: Souvenir Press 1978.Georg Klein. „Die Vergesslichkeit <strong>der</strong> Wissenschaft.“ – In: Neue Züricher Zeitung, 9. Februar2007.David Pringle. Das ultimative Science-Fiction-Lexikon. Augsburg: Battenberg 1997.N<strong>an</strong>ette Rißler-Pipka. „Be- und Entgrenzungen. Theatralität und Räumlichkeit in den Abenteuerrom<strong>an</strong>enJules Vernes“. – In: Theatralität und Räumlichkeit: Raumordnungenund Raumpraktiken im theatralen Mediendispositiv. Hrsg. von Jörg Dünne, SabineFriedrich und Kristen Kramer. Würzburg: Königshausen & Neum<strong>an</strong>n 2009.Jules Verne. <strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>. Aus dem Fr<strong>an</strong>zösischen neu übersetzt undherausgegeben von Volker Dehs. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 2011.Zu Wissenschaft und Erdgeschichte:Nick Clifford: Gewaltige <strong>Erde</strong>. Vulk<strong>an</strong>e, Meere, Wüsten. Hildesheim: Gerstenberg 1997.Margaret Hynes. Steine und Fossilien. Auf den Spuren <strong>der</strong> Erdgeschichte. Reihe WISSENERLEBEN. Würzburg: Arena Verlag 2007.Rainer Koethe. Unsere <strong>Erde</strong>. Reihe WAS IST WAS. B<strong>an</strong>d 1. Nürnberg: Tessloff 2009.28


<strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>Internetlinkshttp://www.labbe.de/lesekorb/index.asp?themaid=113www.j-verne.de/Für das Onlineportal „Lesekorb – Geschichten für Kin<strong>der</strong>“ hat Kirsten Großm<strong>an</strong>nDIE REISE ZUM MITTELPUNKT DER ERDE in gekürzter Form nacherzählt. Die darinenthaltenen Bildcollagen wurden nach Illustrationen von Édouard Riou hergestellt.Die Collection Fehrm<strong>an</strong>n ist eine äußerst umf<strong>an</strong>greiche Onlinesammlung zu JulesVerne und seinem Werk. Zum Rom<strong>an</strong> REISE ZUM MITTELPUNKT DER ERDE gibtes inhaltliche Beschreibungen, Begriffserklärungen, Material zu den Rom<strong>an</strong>verfilmungen,Bil<strong>der</strong>galerien und weiterführende Links.http://www.jules-verne-club.de/Internetseite des deutschen Jules Verne Clubs mit Informationen zu Leben undWerk, Bil<strong>der</strong>galerien und weiterführenden Links.http://archives.arte.tv/static/c4/verne/de/index.htmlEine Themenseite des Fernsehsen<strong>der</strong>s Arte zu Jules Vernes „Außergewöhnlichen<strong>Reise</strong>n“ – mit interaktiven Karten, Begriffs-ABC und Illustrationen <strong>der</strong> Rom<strong>an</strong>e.http://www.heise.de/tp/artikel/19/19747/1.htmlLink zu Rüdiger Suchsl<strong>an</strong>ds Artikel „Der Raum des Möglichen. Jules Vernes Welt:Kommunizierende Röhren aus Fiktion und Essay, wissenschaftlicher Neugierdeund Ph<strong>an</strong>tasie“.http://swen-gummich.suite101.de/jules-verne---visionaer-o<strong>der</strong>-f<strong>an</strong>tast-a70836Link zu Swen Gummichs Artikel „Jules Verne – Visionär o<strong>der</strong> F<strong>an</strong>tast? Der M<strong>an</strong>n,<strong>der</strong> die Zukunft erf<strong>an</strong>d“ für das Portal Science-Fiction-Literatur suite 101.http://www.ph<strong>an</strong>tastik-couch.de/jules-verne-reise-<strong>zum</strong>-mittelpunkt-<strong>der</strong>-erde.htmlEine ausführliche Rezension zu REISE ZUM MITTELPUNKT DER ERDE von MichaelDrewniok.29


<strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>Hinweise für den <strong>Theater</strong>besuchLiebe Lehrerin, lieber Lehrer,viele Kin<strong>der</strong> und Jugendliche besuchen <strong>zum</strong> ersten Mal ein <strong>Theater</strong> o<strong>der</strong> haben wenigErfahrung damit. Wir bitten Sie, im Vorfeld eines Besuches sich mit Ihrer Klasse die beson<strong>der</strong>eSituation zu vergegenwärtigen und die nachfolgenden Regeln zu besprechen. Damit eine Vorstellunggelingt, müssen sich Darsteller und Zuschauer konzentrieren können. Dafür brauchtes Aufmerksamkeit. Alle Beteiligten müssen dafür Sorge tragen. Wer die Regeln nicht einhält,beraubt sich selbst dessen, wofür er Eintritt gezahlt hat – und natürlich auch alle <strong>an</strong><strong>der</strong>enBesucher.Folgende Regeln tragen <strong>zum</strong> Gelingen eines <strong>Theater</strong>besuchs bei:1. Wir bitten, rechtzeitig im <strong>Theater</strong> einzutreffen, so dass je<strong>der</strong> in Ruhe den M<strong>an</strong>tel und seineTasche <strong>an</strong> <strong>der</strong> Gar<strong>der</strong>obe abgeben und ohne Eile seinen Platz aufsuchen k<strong>an</strong>n. Unsere Gar<strong>der</strong>obewird beaufsichtigt und ist im Eintrittspreis enthalten.2. Während <strong>der</strong> Vorstellung auf die Toilette zu gehen, stört sowohl die Darsteller als auchdie übrigen Zuschauer. Wir bitten darum, sich entsprechend zu org<strong>an</strong>isieren. In unserenProgrammzetteln lässt sich auch nachlesen, ob es eine Pause in <strong>der</strong> Vorstellung gibt.3. Es ist nicht gestattet, während <strong>der</strong> Vorstellung zu essen und zu trinken, Musik zu hören undGespräche zu führen. Mobilfunktelefone und mp3-Player müssen vollständig ausgeschaltetsein. Während <strong>der</strong> Vorstellung darf we<strong>der</strong> telefoniert noch gesimst o<strong>der</strong> fotografiert werden.4. Der Applaus am Ende einer Vorstellung bezeugt den Respekt vor <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> Schauspielerund des gesamten Teams unabhängig vom Urteil über die Inszenierung. Wem es gutgefallen hat, <strong>der</strong> gibt mehr Beifall – wem nicht, entsprechend weniger. Wichtig ist, erst nachdem Ende des Applauses den Saal zu verlassen.Unser Einlasspersonal <strong>der</strong> ARTService GmbH steht den Zuschauern als org<strong>an</strong>isatorischerAnsprechpartner am Tag <strong>der</strong> Vorstellung zur Verfügung.Wir sind <strong>an</strong> den Erfahrungen des Publikums mit den Inszenierungen interessiert. FürGespräche stehen wir zur Verfügung. Unter www.parkaue.de können unsere Zuschauer einenKommentar zu den Inszenierungen abgeben.Wir freuen uns auf Ihren Besuch.Ihr THEATER AN DER PARKAUE30


<strong>Reise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Mittelpunkt</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>ImpressumSpielzeit 2011/2012THEATER AN DER PARKAUEJunges Staatstheater Berlin<strong>Parkaue</strong> 2910367 BerlinTel. 030 – 55 77 52 -0www.parkaue.deIntend<strong>an</strong>t: Kay WuschekRedaktion: Anne PaffenholzGestaltung: pp030 – ProduktionsbüroHeike PraetorFotos: Christi<strong>an</strong> BrachwitzTitelfoto mit Andrej von Sallwitz, Anton Berm<strong>an</strong>und Helmut GeffkeKontakt <strong>Theater</strong>pädagogik: Eva-Maria ReimerTelefon: 030 – 55 77 52 -67eva-maria.reimer@parkaue.detheater<strong>an</strong> <strong>der</strong>parkaueJ u n g e s S t a a t s t h e a t e r B e r l i n w w w . p a r k a u e . d e31

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