13.07.2015 Aufrufe

Schaufenster Kultur.Region November 2012

Schaufenster Kultur.Region November 2012

Schaufenster Kultur.Region November 2012

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Museumsdorf Niedersulz / 47nicht nur eine Einführung in die Hausformendes Weinviertels sowie eine Vorstellungeiniger der 80 Objekte im Museumsdorf,sondern auch einen Einblick in die musealenAufgaben eines Freilichtmuseums wie Niedersulz– das Sammeln, Bewahren, Präsentierenund Vermitteln von historischer WeinviertlerArchitektur, Dorfstrukturen, WohnundWirtschaftsformen, aber auch von Blumen,Obstbäumen, Kräutern und Gemüse inGärten und auf landwirtschaftlichen Flächen.Fünf ArbeitsgruppenPresshaus aus Niedersulz, Objekt Nr. 54.Grundsätzlich sollte der Inhalt der Lehrveranstaltungmöglichst eng mit den im Museumsdorfvorhandenen Gebäuden und Objektenverknüpft werden. So bildeten dieStudierenden fünf Arbeitsgruppen zu denThemen „Dorf als wirtschaftliches und sozialesSystem“, „Hausgeschichte“ von ausgewähltenHäusern im Museumsdorf – demStreckhof aus Bad Pirawath, dem Zwerchhofaus Waidendorf und dem Kleinhäuslerhausaus Wetzelsdorf –, „Grundherrschaft“ amBeispiel der Hofmühle aus Walterskirchen,„Kirche und Pfarrer im Dorf “ sowie „Weinbau“am Beispiel eines Presshauses aus Niedersulzim Museumsdorf. Zu diesen Themenforschten sie – tatkräftig unterstützt von denbeiden Tutoren Mag. Martin Bauer und Mag.Rudolf Buchinger – im NiederösterreichischenLandesarchiv in St. Pölten und dessenAußenstelle in Bad Pirawath, im DiözesanarchivWien und in der Pfarre Sulz im Weinviertel.Angewandte ForschungDie Recherchen stellten eine direkte Verbindungzwischen wissenschaftlicher Analyse inder Theorie und angewandter Forschung aneinem spezifischen musealen Objekt dar.Als Quellen wurden Katasterpläne mit denzugehörigen Besitzverzeichnissen, Beschreibungender lokale Wirtschaftsweisen samtKalkulation des Bodenertrags („Operate“),Personenstandslisten mit Angaben über dieAngehörigen der Haushalte eines Dorfes(„Seelenbeschreibungen“), Verzeichnisse derBesitzstände an Vieh, Land, Gegenständenund Geld eines Verstorbenen („Inventare“),kirchliche Tauf-, Heirats- und Sterberegister,Pfarrchroniken und Pfarrakten sowie ältere,auf das Weinviertel Bezug nehmende oderEinblick für die Studierenden in das WeinviertlerDorfleben.aus dem Weinviertel stammende Literaturverwendet.Beispiel Objekt Nr. 54So konnte beispielsweise ein Stück der Weinbau-Geschichtevon Niedersulz am Beispieleines Presshauses (Objekt Nr. 54 im Museumsdorf)eruiert werden: Laut BauparzellensowieInventurprotokoll gehörte das Presshauszum Haus Niedersulz Nr. 96. Dieseshatte Elisabeth Wagner gehört, die laut einemInventurprotokoll am 26. 5. 1822 starb. DieVerstorbene hatte den Besitz mit Hilfe einerMagd und eines ortsansässigen Bauern, derdie Zugarbeit gegen Bezahlung verrichtethatte, bewirtschaftet. Allerdings wurden inNiedersulz – wie im Weinviertel üblich –auch Keller ohne Verbindung zu einem Presshausangelegt, da sich nicht alle ein eigenesPresshaus leisten konnten. Das Bauparzellenprotokollvon Niedersulz weist 102 Wohnhäuser,aber nur 53 Presshäuser aus. Dasbedeutet, dass nicht einmal alle Halblehnerüber ein eigenes Presshaus verfügten.In Inventuren ist auch von „Pressschüpfeln“,also von Holzbauten, in denen die Presseaufgestellt war, die Rede. Kleinere LandwirteEin weiteres Forschungsobjekt:der Waidendorfer Hof.pressten ihre Trauben in fremden Presshäuserngegen Abgabe eines Teiles der Ernteund transportierten anschließend den Mostin Fässern in den eigenen Keller oder lagertendiesen in fremden Kellern ein. (Vgl. JosefStöger, Die Landwirtschaft des Dorfes Niedersulzin der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.Seminararbeit im Rahmen des FPK HistorischeGrundlagenforschung für das MuseumsdorfNiedersulz – Universität Wien, Sommersemester<strong>2012</strong>.)Die Studierenden hatten während der ForschungsarbeitZugang zu den Objekten desMuseumsdorfes und standen in engem Kontaktund Kooperation mit der wissenschaftlichenLeitung des Freilichtmuseums. DieErgebnisse der Recherchen wurden in Formvon Seminararbeiten dokumentiert und dienendem Museumsdorf als Grundlage fürzukünftige Beschriftungen, Folder oder Ausstellungen.So sollen die Synergieeffekte vonuniversitärer Forschung und praktischerMuseumsarbeit der Öffentlichkeit zugänglichgemacht werden. /Text: Veronika Plöckinger-WalentaFotos: Museumsdorf Niedersulzschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!