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Schaufenster Kultur.Region November 2012

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Weinviertel / 25„Muida gib da Kui a Fuida!“ Derartige Sätzesind klassische Einstiege in eine heute fastschon ausgestorbene Sprache: den ui-Dialekt.„Zu den ui-Mundarten zählt man jene, diefür mhd. [mittelhochdeutsch] uo, dem u derSchriftsprache in Wörtern wie ‚gut, Kuh, Blut,Krug‘ den Zwielaut ui sprechen.“ So die Definitionvon Maria Hornung und Franz Roitingerin ihrem Standardwerk „Die österreichischenMundarten – eine Einführung“.Die geografische Verbreitung der ui-Mundarthatte vom südmährischen Raum einst bisWien gereicht, verschob sich vom Hauptverbreitungsgebiet,dem Wein- und nördlichenWaldviertel, durch den Einfluss des Wienerischenstetig gen Norden. In südlicherenGefilden des Waldviertels wird das ui durchein ua abgelöst. Wurde um 1950 der ui-Dialektnoch von rund einer halben MillionBewohnern Niederösterreichs gesprochen,sind es heute nur mehr wenige. Typisch istneben dem ui die große Zahl reduzierterWorte. So sagt man im Nordosten Niederösterreichsfür „grob“ nur gro. Die Rebe wirdzur Re und der Pflug zum Bflui.Kellergasse in Großengersdorf. Foto: Barbara Krobath.Eine Stärkung tuid guit. Foto: Barbara Krobath.Die historischen Wurzeln liegen in derBesiedlung des Alpen- und Donauraumesdurch die Bajuwaren ab dem 6. Jahrhundert.Sprachwissenschaftler unterscheiden dasMittel- vom Südbairischen. Der mittelbairischeSprachraum umfasst Wien, NiederundOberösterreich, den Großteil Salzburgsund das Burgenland bis zur Lafnitz. DasSüdbairische hingegen ist prägend für denHauptteil der Steiermark, Kärnten und Tirol.Joseph MissonNeben dem gesprochenen Wort wurde undwird die ui-Mundart in gedruckter Form seitdem 19. Jahrhundert bis in unsere Tage hochgehalten.Johanna Knechtl befasste sich inihrer Dissertation „Das Schrifttum der niederösterreichischenui-Mundart im 20. Jahrhundert– Möglichkeiten und Grenzen derMundart als künstlerisches Ausdrucksmittel“im Detail mit der Thematik.Die Spurensuche beginnt beim unbestrittenbedeutendsten Vertreter des Genres, beiJoseph Misson. Sein Werk „Da Naz“, einEpos aus dem Jahr 1850, ist der Klassiker derui-Literatur. Misson wird 1803 als achtesKind in Mühlbach am Manhartsberg geboren.Sein Vater, der Kaufmann GiovanniBattista Misson, stammt aus Udine, seineMutter aus dem benachbarten Ort Zemling.Der Knabe besucht zunächst das Gymnasiumin Krems und tritt als 20-Jähriger beiden Piaristen in den Orden ein. Seine Lehrtätigkeitbeginnt 1826 in Horn und führtihn später nach Krems, Freistadt und Wien,wo er in St. Thekla auf der Wieden als Bibliothekarund Archivar arbeitet. Misson stirbtam 28. Juni 1875. Berühmt ist er durchsein Epos „Da Naz, a niederösterreichischerBauernbui, geht in d’Fremd“. Die achtGesänge in hexametrischem Versmaß bliebenunvollendet. 1880 wird es mit demUntertitel „Gedicht in unterennsischerMundart“ als schmales Büchlein mit 34 Seitenbei Carl Gerold & Sohn in Wien herausgegeben.schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>

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