Musikschulen / 20Das Musical „Zustände wie im alten Rom!“ wurde 2011 in Kooperation mit derMusikschulregion Ost durchgeführt. Foto: Gerald Lechner.Luzia Nistler und „ihre drei Annies“: Marie-Theres Müller aus Langenlois,Emilia Heigl aus Wieselburg und Verena Dorn aus Maria Anzbach. Foto: NÖN.Carsten Paap (Dirigent) und Christoph Sommersguter(Choreograph) zu den Proben.Dabei ist nicht nur das Organisationsteamvor logistische Herausforderungen gestellt.Auch von den Darstellern wird viel abverlangt.Neben Schule, Arbeit und Musikschulegilt es im Zeitmanagement auch die regelmäßigenProben unterzubringen. LuziaNistler über den Probenprozess: „Es ist wichtig,den gesamten Prozess des Entstehenseines Musicals kennenzulernen. Der Teil desEntstehens ist ein sehr wesentlicher Part – dereinzig kreative, denn alles andere ist harteArbeit und Business.“ Deswegen legt man inder Produktion viel Wert auf die gemeinsameProbenarbeit. Man will die Kreativität derJugendlichen erwecken und Entwicklungenganz nach dem Motto „Schau, was du alleskannst!“ aufzeigen. Das Lernen voneinandergestaltet sich dabei als wichtiges Element.Seit drei Jahren existiert das Projekt „Wir sindBühne.Musical“ und bisher gastierte es bereitsin den Musikschulregionen Ost und Mostviertel.Immer wieder gibt es Darsteller, dieeine weite Anreise in die neue <strong>Region</strong> auf sichnehmen, um noch einmal Teil des Projekts zusein. Als „alte Hasen“ im Geschäft können sieihre Erfahrung an die anderen weitergebenund tragen einen wichtigen Teil zur Entwicklungder Gruppe bei. Intensivproben imSommer dienten unter anderem der Ermittlungdes Probenstandes und der Fortschritte.Sie sollen allen Beteiligten zeigen: Wo stehenwir bei unserer Arbeit, was funktioniertschon gut und woran müssen wir noch arbeiten?Bei Durchläufen werden erstmals AufundAbgänge geprobt. Luzia Nistler weiß,welch essenzielle Rolle die Intensivprobenfür den Prozess bedeuten: „Die Darstellerbekommen erstmals einen Überblick überdas gesamte Stück. Auch gruppendynamischsind diese Einheiten sehr wichtig, schließlichmuss man gemeinsam an einem Strang ziehen,um das definierte Ziel zu erreichen.“Fordern und fördernAuf dem Weg dahin werden die Jugendlichenvon „Profis“ rund um Luzia Nistler begleitet.Denn für gewöhnlich geht ein Musical nichtals komplettes Stück in die Proben, sondernist ständigen Änderungen unterworfen undsteht in einem andauernden Prozess. „Wirverlangen den Darstellern viel ab und allesind gefordert – und wenn man die Entwicklungund das Ergebnis sieht, weiß man: Dasist es, was ich will. Wir fordern und fördern… und wollen aufzeigen, was an Talent undPotenzial schon da ist und wie man es ausbauenkann. Es ist schön, wenn nachhermanche sagen: Das ist mein Weg, in demBereich möchte ich weiter Fuß fassen! Diestrifft auf einige wenige zu. Gleichermaßengibt es jene, die diesen Weg nicht einschlagenwollen. Beides ist wichtig, denn es geht umdie Findung. Wenn die Jugendlichen dabeiSpaß haben, lernen und gute Erfahrungenmachen, ist es das Beste, was uns passierenkann.“Die Probenwochen eilen dahin und die Premierenaht in großen Schritten. In sechsAufführungen in Tulln und Krems könnendie Darsteller ab 10. <strong>November</strong> ihr Talentunter Beweis stellen und zeigen, was sie inden vergangenen Monaten gemeinsam erarbeitethaben. Der PR-Auftritt in Tulln versprichtGroßartiges. /Text: Katharina Hegerannie – das musical———————————————————Sa, 10. 11. <strong>2012</strong>, 19.30 Uhr (Premiere)So, 11. 11. <strong>2012</strong>, 17.00 UhrMo, 12. 11. <strong>2012</strong>, 10.30 Uhr*Atrium Tulln, Minoritenplatz 13430 TullnFr, 16. 11. <strong>2012</strong>, 10.30 Uhr*Sa, 17. 11. <strong>2012</strong>, 19.30 UhrSo, 18. 11. <strong>2012</strong>, 17.00 UhrStadtsaal KremsEdmund-Hofbauer-Str. 193500 Krems*Geschlossene Vorstellung für SchulklassenKarten: VVK EUR 12,00 bis 18,00www.oeticket.com——————www.musikschulmanagement.at/wir-sind-buehneschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>
Musikschulen / 21Musiktheateranything goesNeben der überregionalen Initiative „Wir sind Bühne“ sind Musikschulen auch selbst aktiv und bieteneigene Produktionen, Kooperationen und das Unterrichtsfach Musical an.Musikschullehrer Bernhard Putz bei den Proben zum Rockoratorium „Eversmiling Liberty“. Foto: Johann Hofbauer.In seiner Form als Unterhaltungstheater vereintdas Musical gleichermaßen Schauspiel,Musik, Gesang, Tanz und Szene. Demnachsind Musicalproduktionen meist Produkteiner Teamarbeit von Spezialisten. Nebendem Librettisten, Komponisten und Textdichter(lyricist) nehmen auch Regisseur,Choreograph, Bühnenbildner und Produzenteine wichtige Rolle ein und haben Einflussauf die Entwicklungen.Ebendieser Aufwand an Ressourcen gestaltetProduktionen im Bereich Musiktheater inMusikschulen problematisch. Projekte dieserArt sind oft verbunden mit dem persönlichenEinsatz einzelner Lehrer und Musikschulleiterund stützen sich auf das EngagementFreiwilliger. Oft wird der Großteil der Aufgabenvon einer einzigen Person übernommen.Eigene ProduktionEiner, der davon ein Lied singen kann, istWolfgang Berry. In der Joe-Zawinul-MusikschuleGumpoldskirchen führt er seit JahrenMusicalprojekte mit Schülern durch. Dabeischlüpft er in die Rolle des Komponisten,Lyricisten und Regisseurs zugleich. Die Ideekam ihm bei einem Klassenabend: Warumimmer die gleichen Vorspielsituationen, gezwängtin Konzertanzug oder schwarzenRock, abhalten? Bald schon textete er Liederum, arrangierte und inszenierte mit seinenSchülern Musicals. Mittlerweile sind die sogenannten „Musicomicals“, die Berry eigensfür die Schüler schreibt, Tradition undbe-geistern regelmäßig das Publikum. DasGumpoldskirchner Publikum, wohlgemerkt.Denn bei allem Erfolg und der Freude, die dieProjekte mit sich bringen, ist Berry enttäuscht:„Es ist schade, dass Produktionenwie diese, die mit großem Aufwand möglichgemacht werden, nur ein Mal in Gumpoldskirchenstattfinden. Nach vielen Arbeitsstundenist das Material nun vorhanden undangepasst an das Können der Schüler – eswäre schön, wenn die Stücke in Form vonKooperationen oder Gastspielen öfter auch inanderen Musikschulen übernommen und zurAufführung gebracht würden.“KooperationEine Musikschule, die sich an ein enormesKooperationsprojekt herangewagt hat unddabei eine ganze <strong>Region</strong> einbinden konnte, istdie Musikschule der Stadtgemeinde Kirchschlagin der Buckligen Welt. Unter demschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>