Haus der <strong>Region</strong>en / 12Taormina, Isola Bella. Foto: Angelo Giampiccolo.Straße in Noto. Foto: Dalibor Kastratovic.gegenwärtig habe, nun ist mir erst die Odysseeein lebendiges Wort.Es ist nicht nur das Erbe der griechischenKolonien, die die Reisenden begeistern, auchdie Einflüsse der arabischen Welt und derNormannen gehen auf Sizilien eine Mesallianceein, die bis heute in der Küche, in denBauten und in der Musik zu finden ist.Palermo sehen und sterbenFür Sizilianer sind wird falsch gepolt. Nordländerwollen immer das Meer sehen. Sowurden die historischen Häuser aber nichtgebaut. Die Balkone der Palazzi wenden sichvom Meer ab. Roberto Alajmo porträtiert in„Palermo sehen und sterben“ seine Heimatstadt:Die Einwohner der Stadt pfeifen auf dasMeer. In der Überzeugung, von den Götternabzustammen, verzichten sie mit der gleichenArroganz auf das Meer, mit der sich ein Reicherseine Zigarette an einem Geldscheinanzündet.Der morbide Charme Palermos nährt sichvon den – jetzt immer weniger – bröckelndenFassaden des üppigen Barock, der Aura derMafia und der Totenwelt des Kapuzinerklosters.In seinen Katakomben wurden dieverstorbenen Brüder mumifiziert und vieleReiche Palermiter folgten dieser Totenverwahrung.Das beschreibt der österreichischeAutor Josef Winkler in „Friedhof der bitterenOrangen“: Die Mauernischen, in denen dieToten lagen, waren von Glas geschützt, da sichdie männlichen Besucher an den Frauenleichenvergingen.Der PateDie blutige Hauptstadt der Mafia war die imWesten gelegene unscheinbare ProvinzstadtCorleone. Hier bekämpften sich zwei Clans,deren blutige Grausamkeiten aber letztendlichein Umdenken in Gesellschaft, Politikund Justiz einleiteten. Für viele Schriftsteller,die sich dem Thema organsiertes Verbrechenangenommen haben, steht allen voran MarioPuzos Roman „Der Pate“. Es ist die Geschichteeines amerikanischen Mafiabosses, der denNamen seiner Heimatstadt trägt: Don VitoCorleone.Der FürstSizilien ohne Giuseppe Tomasi di Lampedusaist nicht denkbar. Der Roman „Gattopardo“beschreibt das Feudalsystem des Adels unddes Klerus und ist der Abgesang auf eineuntergehende Gesellschaft. Die Biografie seinerFamilie schrieb der Fürst Lampedusa imkleinen Caffe Mazzara in Palermo. So langeman noch sterben kann, ist noch Hoffnung.Das ist einer der berühmten Sätze über diesizilianische Lethargie.Die glühenden Sommer verbrachte der PalermiterAdel auf weitläufigen Landsitzen. Soauch bei Lampedusa, dessen Schloss imRoman Donnafugata heißt, dessen Vorbildaber der Familiensitz in Santa Margherita diBelíce ist. Davon stehen nur mehr Ruinen.Ein Erdbeben zerstörte das Schloss 1968: Esumfasste etwa hundert große und kleine Zimmer.Es machte den Eindruck eines in sichgeschlossenen, sich selbst genügenden Komplexes– sozusagen eine Art Vatikan; es enthieltRepräsentationsräume, Wohnräume, Quartierefür dreißig Gäste, Zimmer für Dienerschaft,drei riesige Höfe, Stallungen und Remisen, einprivates Theater und eine private Kirche, einenausgedehnten wunderschönen Garten und eingroßes Stück Gemüse- und Obstland.Landschaft, die alles vereintIm Dezember 1801 brach ein Mann im sächsischenGrimma auf und ging neun Monatezu Fuß durch Europa mit dem Ziel Sizilienvor Augen. Das ist der „Spaziergang nachSyrakus“ von Johann Gottfried Seume. Diesist also das Ziel meines Spaziergangs, und nungehe ich mit einigen kleinen Umschweifenwieder nach Hause. So lapidar Seumes Resümeeklingt, natürlich hatte er sich in derostsizilianischen Hafenstadt das griechischeTheater angesehen und ist Platons Spurengefolgt, der in Syrakus einen Idealstaat errichtenwollte, oder ist über die Tempelstufengegangen, die vielleicht auch schon der großegriechische Mathematiker Archimedes beschritt.Seume hatte viel Zeit zum Reisen. Das istnicht allen gegönnt. Guy de Maupassant gibteinen Reisetipp für Eilige ab. Wenn jemandnur einen einzigen Tag Zeit hätte für Sizilienund mich fragte: „Was muss man unbedingtgesehen haben?“, würde ich ihm ohne zuzögern antworten: „Taormina“. Es ist eigentlichnur eine Landschaft, aber eben eine Landschaft,die alles vereint, was auf Erden nurgeschaffen sein mag, um Auge, Geist undPhantasie zu verzaubern. /Zusammengestellt von Mella Waldsteinschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>
Haus der <strong>Region</strong>en / 13SizilientarantellasicilianaIn Sizilien wird Volksmusik großgeschrieben. Einblicke in diefröhliche sowie melancholische Musik geben Konzerte imHaus der <strong>Region</strong>en.atemberaubende Mischung aus melancholischerWehmut und schwungvollen Tanzrhythmen.Insel der SonneDas von Homer als „Insel der Sonne“bezeichnete Sizilien lockt jährlich viele Touristenmit dem milden Klima, den herrlichenKüsten und dem zauberhaften Meeran. Landschaftlich, aber auch kulturell gibtes hier viel zu sehen: Zahlreiche Völkerhaben auf Sizilien ihre unauslöschlichenSpuren hinterlassen und machen Sizilien zueiner Perle des Mittelmeeres. /I Beddi. Foto: z.V.g.Irene CoticchioDie gebürtige Sizilianerin Irene Coticchiowidmet sich in ihrer Musik den sizilianischenVolksgesängen, die zum Großteil aus Liedernarmer und unterdrückter Bevölkerungsschichtenbesteht. Gemeinsam mit demGitarristen Daniel Zdrahal Serrano und demOud-Spieler Karim Othman Hassan erforschtsie die musikalischen Wurzeln ihrer Heimat,die stark durch die <strong>Kultur</strong>en des Mittelmeerraumsgenährt und beeinflusst wurde: Sofinden sich orientalische, arabische sowiemediterrane Wurzeln in der sizilianischenMusik.Irene Coticchio Trio. Foto: z.V.g.I BeddiI Beddi – fünf Vollblutmusikanten ausSizilien – reisten durch das ländliche Gebietder Insel, um nahezu in Vergessenheit gerateneVolkslieder zu entdecken, zu adaptierenund so lebendig zu erhalten.Von Aufgeschlossenheit zeugt aber nichtnur der musikalische Stil der Gruppe, sondernauch das Instrumentarium: So findensich neben Gitarre, Flöte, Harmonika undKontrabass auch typisch sizilianische Instrumentewie Maultrommel und Dudelsack aufder Bühne. Das Programm verspricht eineitalien / SIZILIENIM HAUS DER REGIONEN———————————————————Do, 22. 11. <strong>2012</strong>, 19.30 UhrAmuri e Suduri – Liebe und SchweißIrene Coticchio TrioKat. I: VVK: EUR 14,00, AK: EUR 16,00Kat. II: VVK: EUR 12,00, AK: EUR 14,00Di, 27. 11. <strong>2012</strong>, 19.30 UhrDiashow Sizilien – Insel der SonneVVK: EUR 7,00, AK: EUR 9,00Fr, 30. 11. <strong>2012</strong>, 19.30 UhrTarantella SicilianaI BeddiKat. I: VVK: EUR 14,00, AK: EUR 16,00Kat. II: VVK: EUR 12,00, AK: EUR 14,00Kombi-Karte für beide Konzerte und dieDiashow der Reihe Sizilien:Kat. I: EUR 32,00, Kat. II: EUR 28,00Haus der <strong>Region</strong>en3504 Krems-Stein, Donaulände 56Tel. 02732 85015www.volkskultureuropa.orgschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>